Die Hexe der Höllenmühle

Eine Weihnachtsgeschichte

Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein

Der Untertan (Heinrich Mann)

Die Märchen von Beedle dem Barden (Joanne K. Rowling)

Das Gespenst von Canterville

Momo (Hörspiel 2023)

Lotta zieht um

Nachrichten aus Mittelerde (J.R.R. Tolkien)

Das Halstuch

Rulantica – 3. Der Feuerberg erwacht

Als Michel eine Heldentat vollbrachte

Als Michel versuchte, Linas Backenzahn zu ziehen

Als Michel „Das große Aufräumen von Katthult“ veranstaltete

Der Untergang von Numenor (J.R.R. Tolkien)

Heidi - Nostalgiebox

Buddenbrooks - Hörspiel

Der Druide von Mistle End – Angriff der Dämonen

Lord Jim

Der Schwarm – Lesung und Hörspiel

Erdbeben – Das Ende von St. Pierre

Der Tod in Venedig

Mord zu Fünft

Jim Knopf und die Wilde 13 (Hörspielversion 2023)

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (Hörspielversion 2023)

Die Kinder aus der Krachmacherstraße

1001 Nacht

Die Chroniken von Mistle End – Die Hörspiel-Trilogie

Sherlock Holmes‘ Geheimnis

Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte

Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 3

Emma (Jane Austen)

Maigret – Die raffiniertesten Fälle

Jenseits von Eden - Das Hörspiel

Pittiplatsch und seine Freunde – Die Jubiläumsbox

Erebos – Das Hörspiel

Mara und der Feuerbringer – Die Hörspiel-Box zum zweiten Buch

Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 2

Izara – Das ewige Feuer

Pherry Rhodan - Nostalgiebox

Der kleine Wassermann (Hörspielversion 2021)

Das kleine Gespenst (Hörspielversion 2021)

Die kleine Hexe (Hörspielversion 2021)

Mara und der Feuerbringer – Das Original-Hörspiel zum ersten Buch

Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 1

Die Chroniken von Mistle End – 2. Die Jagd beginnt

Das Nachtleben der Götter

Jenseits der Zeit – Das Hörspiel

Hauffs Märchen – Die grosse Hörspiel-Box

1984 – Das Hörspiel

Meine Märchen-Box - Die 34 schönsten Märchen-Hörspiele

Andersens Märchen – Die große Hörspielbox

Rulantica – 2. Die Verschwörung der Götter

Rulantica - 1. Die verborgene Insel

Checker Tobi – 2. Smartphone, Internet, Social Media

Mansfield Park (Jane Austen)

Moliére – Die große Hörspiel Edition

Überredung (Jane Austen)

Stanislaw Lem – Die große Hörspiel-Box

Der zweite Schlaf

Unten am Fluss

Im Westen nichts Neues

Der Grolltroll

Chaos Walking (Patrick Ness)

Der geheime Garten (Frances H. Burnett)

Die Jahre

Die große Miss Marple Edition

Schändung – Das Thriller-Hörspiel

Theodor Fontane – Die große Hörspiel-Edition

Kleine Hexe Klavi-Klack – Box 1

Monster 1983 – Staffel 2 – Tag 1-5

Krokodilwächter (Katrine Engberg)

Head Hunter – Das ungekürzte Hörspiel

Unter Haien – Das ungekürzte Hörspiel

Die Chroniken von Narnia – Das Wunder von Narnia

Verachtung - Das Hörspiel

Erlösung - Das Hörspiel

Jim Knopf und die wilde 13

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Die Chroniken von Mistle End – Der Greif erwacht

Käpt'n Sharky – Das Geheimnis der Schildkrötenkönigin

Das Gerücht (Lesley Cara)

An den Mauern des Paradieses

Das Evangelium der Aale

Der Todeskünstler – Die komplette Hörspielserie

Baron Münchhausen

Der Zauberer von Oz

Das Böse in uns

Caiman Club – Staffel 2

Caiman Club – Staffel 1

Die Blutlinie – Die komplette Hörspielserie

Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 3 – Die Rückkehr

Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 2 – Die Wende

Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 1 – Die Flucht

Papa, Kevin hat gesagt... Staffel 3

Doktor Dolittle

Das Fundament der Ewigkeit – Das Hörspiel

Tiger und Bär, es weihnachtet sehr!

Don Quijote von der Mancha

Das Geheimnis des Bermuda-Dreieck

Als die Autos rückwärts fuhren

Lucky Luke – Hörspielbox Vol. 2

H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens – Box 3: Berge des Wahnsinns und andere Horrorgeschichten

Lucky Luke – Hörspielbox Vol. 1

Kleine Hexe Klavi Klack – Box 2

H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens – Box 2: Der Schatten über Innsmouth und andere Horrorgeschichten

Northanger Abbey

Task Force Hamm II

Tod unter Gurken 2

Die Maschine steht still

Das hässliche junge Entlein (Livekonzert)

Odyssee

Honoré de Balzac – Die große Hörspiel-Edition

Der goldene Handschuh

Janosch – Der kleine Tiger und der große Mut

Das Phantom der Oper

Star Wars - Die letzten Jedi

Achtung! Hurrikan-Gefahr

Unterleuten - Das Hörspiel

Antares 8

Janosch – Als der Tiger einmal Bär sein wollte

Peter Pan

Homo Faber

Sodom und Gomorrha

Tinnitus

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete

Gullivers Reisen

Väter und Söhne

Die feuerrote Friederike

Pinocchio

Hörbe und sein Freund Zwottel

Pandora und der phänomenale Mr Philby

Janosch – Der kleine Tiger wünscht sich Tigerfreunde

Janosch – Als Tiger und Bär beinahe das Beste verpassten

Geronimo (Leon de Winter)

Landung auf dem Mond und weitere Abenteuer

Käpt'n Konny in der Klemme und weitere Abenteuer

Erbarmen – Das ungekürzte Hörspiel

Rotes Bayern – Es lebe der Freistaat!

Geschichten aus der Murkelei (Hans Fallada)

Vertigo – Aus dem Reich der Toten

Die Marzipanpiraten

Titanic – 24 Stunden bis zum Untergang

Sturmhöhe

Gold. Revue

Faustinchen

Zum Leuchtturm (Virginia Woolf)

Tod unter Gurken

Maigret & Co - Die rätselhaftesten Fälle

Fiete – Die ersten drei Abenteuer

Rebecca Gable – Die großen Hörspiele

Die große Hörspiel-Kiste für Entdecker

Der Kinderfresser

Der Kaugummigraf

Der Krieg der Welten

Die geheimen Fälle – Auf den Spuren von Sherlock Holmes & Co

Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes

Monster 1983 – Tag 6 – Tag 10

Monster 1983 – Tag 1 – Tag 5

Die Schöne und das Tier

Der kleine Prinz

Der Sängerkrieg der Heidehasen - Live

Der Geheimagent

Auerhaus

Hörbe mit dem großen Hut

Sartana - Noch warm und schon Sand drauf

Krieg und Frieden

Der Name der Rose

Winnetou

König der Piraten

Eine Billion Dollar

Der Herr der Ringe – Das Hörspiel

Drachenreiter – Das Hörspiel

Tom Sawyers Abenteuer

Ein Weihnachtslied

Krieg und Frieden

Otherland – Das Hörspiel

Papa, Kevin hat gesagt...

Terror

Chicken Highway und drei weitere Krimi-Hörspiele

Tintenwelt – Die große Hörspielbox

Siddhartha

Die große Kommissar-Beck-Box

Die Kinder der verlorenen Bucht

Doktor Proktors Pupspulver – Das Hörspiel

Schneewittchen

Der kleine Prinz

Sophiechen und der Riese

November 1918 – Eine deutsche Revolution: Karl und Rosa

Alice im Wunderland (SWF 1958)

Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika

Jane Eyre

The Cruise – Staffel 2

Das kleine Gespenst – Tohuwabohu auf Burg Eulenstein

Igraine Ohnefurcht - Das Hörspiel

Pippi Langstrumpf – Die große Hörspielbox

Robinson Crusoe

Metamorphosen – erzählt nach den Geschichten des Ovid

Der Orientzyklus

Die vierzig Tage des Musa Dagh

Die grosse Abenteuer-Hörspiel-Kiste

Tintentod – Das Hörspiel

Königsallee

Der Hobbit – Das Hörspiel als Vinyl-Edition

Die Theogonie des Hesiod

Vier Fälle für Sherlock Holmes

Vier Fälle für das Triumvirat

Hände weg von Mississippi

Pater Brown: Der Marquis von Marne

Elser

Jugend ohne Gott

Arthur Miller – Die Hörspiel-Edition

Krimi-Kult-Kiste 4

Die Zeit – Der große Hörspaß

The War of Worlds (H.G. Wells)

Peterchens Mondfahrt (SWR 1963)

Der Mentor

Ida, Paul und Frankensteins Katze

Doktor Schiwago

Die unendliche Geschichte

Paul Tempel und der Fall Gregory

Die Schatzinsel

Der Räuber Hotzenplotz - Live

Sultan und Kotzbrocken in einer Welt ohne Kissen

November 1918. Eine deutsche Revolution

Krimi Kult Kiste – Die fünfte Staffel

Unter dem Milchwald – Drei legendäre Hörspielinszenierungen

Orlando

Der kleine Wassermann – Sommerfest im Mühlenweiher

Porterville – Staffel 2 (Folge 7-12)

Beim Leben deines Bruders (Peter May)

Tintenblut – Das Hörspiel

Der Gott des Gemetzels

Krimi Kult Kiste – Die sechste Staffel

Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

Die Reise nach Sundevit / Lütt Matten und die weiße Muschel

Das Beste von Erich Kästner

1001 Nacht – Scheherzad und der Brunnen der Geschichten

Das Phantom des Alexander Wolf

Raskolnikow - Schuld und Sühne

Othello

Die Otfried Preußler Hörspiel-Box

Pinocchio

Der Hund der Baskervilles

Die Blendung

Das Decamerone

Der geheimnisvolle Fremde

Die seltsame Gräfin (Edgar Wallace)

Hilfe, die Herdmanns komme

Starke Stücke – Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem

Starke Stücke – Richard Wagner: Der fliegende Holländer

Immer lustig in Bullerbü

Drachenreiter – Das Hörspiel

Pu der Bär – Das Hörspiel

Geschichten von Rittern und Helden

Die neue Schatztruhe der Abenteuer

Eine Weihnachtsgeschichte

Aladin und die Wunderlampe

Die kleine Seejungfrau

Die verschollenen Fälle - Neue Abenteuer von Sherlock Holmes & Dr. Watson

Meta Morfoß / Armer Ritter

Jacobs Zimmer (Virginia Woolf)

Leonce & Lena

Tintenherz – Das Hörspiel

Rosalie und Trüffel – Vom Glück zu zweit

Till Wiesentroll

Nullzeit (Juli Zeh)

Unterm Birnbaum

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Die Schläfer – Unheimliches Erwachen in der Antarktis

Söhne und Liebhaber

Olivia - Manchmal kommt das Glück von ganz allein

Gespensterjäger – 4 Hörspiele

Georg Büchner – Die Hörspiel-Edition

Wenn die Gondeln Trauer tragen

Der Zauberer von Oz

Kaminski ON AIR - Der Ring des Nibelungen

Der kleine Wassermann – Frühling im Mühlenweiher

Warum ist Schnodder grün?

Prometheus – Griechische Sagen

Der große Kinderhörspielschatz

Klassische Erzählungen für Kinder

Der Zauberer von Oz

Nimmerklug im Knirpsenland

Prinzessin Sara (Frances H. Burnett)

Sturmhöhe

Wir Kinder aus Bullerbü

Astrid Lindgren – Die schönsten Abenteuer

Herr der Fliegen

Hermann Hesse – Die großen Romane

Grabeskalt – Klassische Horror- und Schauergeschichten

Gerhart Hauptmann – Die große Hörspiel-Edition

Geisterritter - Das Hörspiel

Farm der Tiere

Die Welle

Das Mal – Das Geheimnis vom Totenkopfstein

Die Island Saga vom weissen Njal

Die Füchse von Andorra

Das Pferdemädchen

Dracula

Dracula

Die Wolke

Die Schatzinsel

Die schönsten Hörspielklassiker für Kinder

Die grosse Dramenbox (Heinrich von Kleist)

Die Nacht des Zorns (Fred Vargas)

Die Biene Maja

Charles Dickens – Die große Hörspieledition

Clockwork Orange

Böses Ende

Bullerbü - Die große Hörspielbox

Bulle und Pelle

Bertolt Brecht Dramen

Baudolino

Agatha Christie – Drei Hörspiele

Anton taucht ab

Die dumme Augustine

Fennymores Reise

Rheinsberg

Plan B

Der Prinzessin

Die Pest

Potilla

Road to Hell

Das Spiel der Könige

Thomas Mann – Die großen Hörspiele

Tom Sawyer und Huckleberry Finn

Tödliche Intrige

Von Opfern und Tätern

Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte

Wie man unsterblich wird

Das Wunder von Björn

Das zweite Königreich

Schatztruhe der Märchen

Schatztruhe der Abenteuer

Märchenmond – Das Musical

Jeder stirbt für sich allein

Frau Jenny Treibel

Krimi Kult Kiste – 7. Neues von Dickie Dick Dickens / Die vielgeliebte Dame / Die Dame ist leichtfertig

Ungeduld des Herzens

Melissa

Mr. Shady – 1. auf der Suche nach den neuen Wundern dieser Welt

Die geheime Asservatenkammer - 1. Permuto, Laptop des Todes

Agatha Christie – Vier Hörspiele

Adams Pech, die Welt zu retten

Osman – Der Dschinn in der Klemme

Öland

Mutig, mutig

Moby Dick (Audio Verlag Version)

Moby Dick (Hörverlag Version)

Lok 1414 geht auf Urlaub

Leo Kaplan

Kurze Interviews mit fiesen Männern

Krabat

Die Konferenz der Tiere

35 Kilo Hoffnung / 35 kilos d'espoir

Kalt wie der Tod - Skandinavische Krimihörspiele von Henning Mankell & Co

Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jesus und die Mühlen von Cölln

Das Halstuch

Hallo, ist da jemand?

Gestatten - mein Name ist Cox

Das Gesetz der Straße

Die Gentleman bitten zur Kasse

Das Geisterhaus

Fetzer

Als Oma seltsam wurde

Die Vögel

Die Tore der Welt

Der Sandelf

Des Kaisers Nachtigall

Der Spieler

Die grosse Sams Hörspielbox

Das Haus

Das Angstmacherchen

Der verbotene Ort

Der kleine Lord

Don Quijote von der Mancha

Acht Hercule Poirot Krimis

Arsène Lupin - Die hohle Nadel oder Der Schatz der Könige Frankreichs


Die Hexe der Höllenmühle



Zur Villa des alten Rudrich Tobenbock gehört auch eine alte Mühle, die seit langem als verflucht gilt. Sein Neffe Philipp ein unerschrockener junger Mann, der Geistererscheinungen eher faszinierend als erschreckend findet, bekommt er von seinem alternden Onkel den Auftrag, die übernatürlichen Ereignisse in der Mühle zu untersuchen. Doch die Nacht birgt mehr Schrecken, als sich Philipp je gedacht hätte…

Lars Dreyer-Winkelmann hat schon lange Vorbereitungen für ein neues Hörspiel getroffen, nach mehreren Jahren mit anderen Projekten ist aber nun „Die Hexe der Höllenmühle“ erschienen – ein in sich abgeschlossenes Hörspiel, das es sich zum Ziel gesetzt hat, wirklich unheimlich zu sein. Dementsprechend zurückgefahren sind dann auch die Actionsequenzen, den Reiz zieht die Geschichte aus dem Unbekannten, Bedrohlichen und Unerklärlichen. Dazu wird zunächst eine Szene zwischen den beiden Hauptfiguren Rudrich und Philipp mit dem Auftrag zu Gehör gebracht, die bereits erste unheilvolle Ankündigungen erhält. Ein schreckliches Familienschicksal steht dabei im Fokus und sorgt bereits für viel Gänsehaut. Der Hauptteil des 65- minütigen Hörspiels bildet aber die nächtliche Erkundung des alten Gemäuers, in der tatsächlich eine sehr dichte Atmosphäre herrscht. Und nie kann man die Erscheinungen so richtig greifen oder einsortieren, sodass der Gruselfaktor tatsächlich hoch ist. Lange Zeit erkundet Philipp dabei allein die Mühle, lange erzählt er im Monolog von den Ereignissen. Dieser Part ist vielleicht eine Spur zu lang geraten, ist aber bereits eingängig umgesetzt. Später gibt es aber auch einige Sequenzen, in denen auch Rudrich in dem Haus unterwegs ist und sich beide über die Ereignisse austauschen können – und das wirkt schon merklich lebendiger. Schön, dass die Geschichte sich die Zeit lässt, sich zu entwickeln und auch mal in einem Moment zu verharren, dass aber auch immer wieder sehr packende und prägnante Szenen zu hören sind. Insbesondere das Finale setzt so einige Höhepunkte, die es in sich haben und die auch mit einem gewissen Maße an Brutalität arbeiten. Das selbstgesteckte Ziel ist auf jeden Fall erfüllt, auch wenn das Hörspiel noch einige Ecken und Kanten hat. Man merkt in jedem Fall die Hingabe zu dem Projekt, was es umso hörenswerter macht.

Der wunderbare Martin Sabel ist in der Rolle des abenteuerlustigen und unerschrockenen Philipp zu hören, der einen Großteil der Handlung bestreitet. Durch seine sehr prägnante und ausdrucksstarke Sprechweise wirken auch seine längeren Erzähltexte aufregend und lebendig, was durch Höhen und Tiefen in seiner Stimme unterstrichen wird. Sein Onkel wird von Eckart Dux gesprochen, seine angenehm gealterte Stimme enthält eine gewisse Schärfe, die sich aber auch mit Gutmütigkeit, Resignation oder Schrecken abwechselt – eine ebenso treffende wie überzeugende Leistung. Annette Gunkel ist hier keine Sprecherin im eigentlichen Sinn, steuert aber zahlreiche spitze Schreie, unheimliches Gemurmel oder unspezifische Laute bei, was sehr eindringlich wirkt und die Atmosphäre des Hörspiels sehr unterstützt. Auch Jan Koppens, Ralf Spengler und Justus Dreyer-Winkelmann sind zu hören.

Ein stetig heulender Wind, das um die Ecken und Winkel von Villa und Mühle streift, begleitet einen Großteil der Handlung, was schon einmal für eine passende Grundstimmung sorgt. Allerdings wirkt das stellenweise auch etwas eintönig, wird immer wieder aber auch durch andere unheimliche Geräusche oder die Stimme von Annette Gunkel aufgebrochen. Musik ist nur selten, aber dann überzeugend eingebaut. Die Abmischung wirkt leider nicht immer ganz stimmig: Eckart Dux wirkt merklich leiser als die anderen Sprecher, ebenso wie die Geräusche manchmal die Stimmen zu überdecken drohen.

Natürlich gibt es auch für diese Produktion ein passendes Titelbild, das den Schrecken der Szenerie erlebbar macht und diese gekonnt unterstützt. Philipp und Ruderick sind darauf bei der Erkundung des alten Anwesens zu sehen, die voller Schrecken vor der grauenvoll anzusehenden Hexe zurückweichen. Die grünliche Einfärbung unterstreicht die unheimliche Atmosphäre.

Fazit: „Die Hexe der Höllenmühle“ ist ein ruhig, aber sehr intensiv erzählten Grusel-Hörspiel, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Schnell wird eine düstere und unheimliche Atmosphäre aufgebaut, die sich in vielen düsteren Momenten immer weiter zu steigern weiß und ihren Reiz aus dem Unbekannten und Unvorhersehbaren ziehen. Auch wenn nicht alles glattgezogen wirkt, ist eine reizvolle und unterhaltsame Produktion entstanden.

VÖ: 28. September 2023
Label: RRR Audiovisuelle Medien
Bestellnummer: 

 


Eine Weihnachtsgeschichte



Ebenezer Scrooge ist nicht nur ein Geizhals, sondern auch immer ziemlich mürrisch und unfreundlich. Besonders das Weihnachtsfest ist ihm zuwider, und er vergrault jeden, der ihn auf die Feiertage anspricht. Am Abend des 24. Dezember besucht ihn der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners und warnt ihn vor den Folgen seines hartherzigen Lebens - und kündigt ihm für die Nacht noch drei weitere Besucher an...

Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens gehört für viele Menschen zur dunklen Jahreszeit wie der Duft von Tannennadeln, das Backen von Plätzchen oder das Schmücken der Wohnung, kurz: Sie ist ein Klassiker. Und wie es sich für einen Klassiker gehört, gibt es auch zahlreiche Verfilmungen und Hörspiele. Eine davon stammt vom Südwestfunk aus dem Jahr 1968 und wurde vom Audio Verlag in einer schönen Neuauflage auf CD veröffentlicht. Die Geschichte dürfte den meisten bekannt sein, dennoch hat sie nichts von ihrem Reiz verloren und kann auch heute noch punkten. Es ist immer wieder herzerwärmend zu hören, wie Ebenezer durch die Begegnungen mit den Geistern seine Vergangenheit aufarbeitet, die Freuden des Weihnachtsfestes erkennt und zu einem freundlichen und großzügigen Menschen wird. Die drei Reisen mit den Geistern der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht werden lebendig und eindringlich dargestellt. Durch den Verzicht auf einige Nebenschauplätze dauert diese Produktion ca. 54 Minuten. Die Geschichte wird sehr geradlinig und ohne Schnörkel erzählt, sie ist auf das Wesentliche reduziert. So kann auch jüngeres Publikum gut folgen, die Aufmerksamkeitsspanne wird nicht überstrapaziert. Allerdings geht auch der Charme mancher Szenen verloren, insgesamt wirkt diese Erzählung etwas flacher als das Original. Dennoch ist sie harmonisch umgesetzt und sorgt für weihnachtliche Stimmung - nicht nur im Dezember.

Ebenezer Scrooge wird in dieser Umsetzung von Leonard Steckel gesprochen, der sehr rau und abweisend klingt. Ihm gelingt es jedoch sehr glaubhaft und lebendig, das Kernelement der Handlung – die Wandlung des hartherzigen Geschäftsmannes zum gutmütigen Gönner – darzustellen und trägt so zu dem versöhnlichen Ende bei. Sein Neffe, der zum Auftauen des Mannes maßgeblich beisteuert, wird von Helmut Abner gesprochen, auch er findet schnell in die Handlung und kann den Geist der Geschichte aufgreifen. Erzähler ist hier Siegmar Schneider, dessen warme und markante Stimme gekonnt durch die Handlung führt, seine kurzen Passagen bekommen durch ihn eine sehr angenehme Grundstimmung. Auch Karl Hellmer, Georg Braun und Klaus Miedel sind zu hören.

Typisch für ein Radiohörspiel, besonders in Anbetracht des Produktionsjahres, wird hier nicht allzu viel Musik eingesetzt, sodass der Fokus deutlich auf den Sprechern und ihren Dialogen liegt. Einige Melodien werden dann aber doch eingestreut, und diese können die Stimmung gut aufgreifen und sogar noch verstärken. Auch die eingesetzten Geräusche sind nicht sonderlich zahlreich, aber stimmungsvoll eingefügt.

Der kantige und moderne Zeichenstil des Covers der Neuauflage ergänzt sich wunderbar mit dem nostalgischen Charme, den das Motiv verbreitet. Die Menschen heben sich scherenschnittartig von der winterlichen Gasse ab, in der die Fenster gemütlich erleuchtet sind. Zudem erkennt man Ebenezer Scrooge direkt an seinen Merkmalen: Dem Zylinder, dem wehenden Mantel und dem Gehstock. Ein wundervolles neues Titelbild!

Fazit: Kaum jemand, der diese Geschichte nicht kennt. Sie wird hier recht verknappt und auf das Wesentliche beschränkt dargeboten, kann aber dennoch den Charme des Klassikers aufgreifen. Die Stimmen sind dabei zu loben, sie können ihre jeweiligen Figuren glaubhaft und ohne zu viel Pathos darstellen. Die zurückhaltende akustische Gestaltung ist dabei gut auf die Handlung abgestimmt, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

VÖ: 14. September 2023
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742429247


Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein



Seit Jahren hat Jack einen treuen Begleiter: Ein kleines Stoffschwein, das ihn überall hinbegleitet. Doch an einem Weihnachtsabend verschwindet das Schwein spurlos. Doch ein neues Stofftier, ein Weihnachtsschwein, will Jack helfen und begleitet ihn in ein fremdes Land, in dem alle verschwundenen Gegenstände landen. Doch Jack erfährt, dass sein Schwein in Gefahr ist – und die Zeit drängt…

Joanne K. Rowling hat nach ihrem unglaublichen Erfolg mit den Harry Potter-Romanen die Schreibfeder nicht verbannt, sondern veröffentlich immer wieder Bücher unterschiedlichen Genres. So nun auch das Kinderbuch „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“, welches beim Hörverlag auch in einer Lesung erschienen ist. Nun zieht der bekannte Name natürlich auch unweigerlich gewisse Erwartungen nach sich, und diese werden hier nur zum Teil erfüllt. Sicherlich: Das Setting ist liebenswert und zauberhaft, doch der Detailreichtum ist bei weitem nicht so ausschweifend, wie die Autorin es ja bereits mehrfach gezeigt hat. Gerade die ersten Kapitel der Geschichte ziehen sich auch in die Länge, und auch wenn die Liebe von Jack zu seinem Schwein gekonnt beschrieben wird, passiert für meinen Geschmack zu wenig, um wirklich unterhaltsam zu sein. Erst mit der Zeit baut sich dann eine kurzweilige Handlung auf, die kreativ umgesetzt und mit markanten Figuren erzählt ist. Es geht an einigen Stellen ganz schön spannend zu, und auch die Familiengeschichte von Jack wird in einer Nebenhandlung überzeugend eingebaut – hier wird für viele Kinder eine gelungene Identifikationsmöglichkeit geschaffen. Etwas holprig wirkt die Übersetzung, die betont modern eine Mischung aus deutsch mit vielen englischen Begriffen sowie einigen Abkürzungen ist. Mir ist das immer wieder merkwürdig aufgefallen, was mich öfters aus der Geschichte gerissen hat – vielleicht weil ich mich nicht so recht entscheiden konnte, was ich von diesem Schreib- und Übersetzungsstil halten soll. „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“ ist einfühlsam und spannend erzählt, enthält einige sehr gelungene Einfälle und punktet mit einer dichten Stimmung, so richtig wollte der Funke bei mir aber leider dennoch nicht überspringen.

Erzählerin der Geschichte ist Rike Schmidt, die eine überzeugende Mischung aus einfühlsamer Stimme und spannenden Momenten anbietet und damit die Dynamik des Romans gekonnt nachzeichnet, zumal sie eine sehr angenehme und vertraute Grundstimmung schafft. Jack bekommt seine Stimme von Pepe Vielhaben geliehen, der der aufgeweckten Jungen eine glaubhafte Art verleiht und seine Gefühlwelt in den kurzen Texten gekonnt darstellt. Auch Ferdi Özten trägt als Weihnachtsschwein zum Gelingen der Lesung bei, er bringt viel zusätzliches Flair in die Handlung ein und findet eine überzeugende und lebendige Sprechweise für das Fabeltier. Weitere Sprecher sind Martin Balscheid, Corinna Dorrenkamp und Edda Fischer.

Die MP3-CD mit der über sechsstündigen Lesung findet sich in einem hübsch gestalteten DIgipack wieder, welches natürlich mit dem charmanten Titelmotiv versehen ist, das auch schon das Buchcover ziert. Im Inneren befindet sich neben Informationen zu Autorin und Sprechern auch ein eingeklebtes Booklet mir einer ausführlichen Tracklist und hübsch angeordneten grafischen Elementen.

Fazit: „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“ ist eine liebevolle Geschichte, die fantasievoll erzählt ist. Anfangs geht es leider nur sehr langsam zur Sache, später entwickelt sich aber eine unterhaltsame und spannende Geschichte mit einigen fantasievollen Einfällen und einfühlsamen Momenten, aber leider auch einigen sprachlichen Stolpersteinen. Eine hübsche Geschichte, die aber zumindest bei mir nicht zum Klassiker in der Weihnachtszeit werden wird.

VÖ: 12. November 2021
Label: Der Hörverlag


Der Untertan (Heinrich Mann)



Diederich Heßling wächst bei seiner einfühlsamen Mutter und seinem strengen Vater auf. Fasziniert von dessen Macht schließt er sich in seinem Studium einer konservativen Studentenverbindung, wo er zum ersten Mal ein Zusammengehörigkeitsgefühl erlebt und eine Beziehung zu der reichen Erbin Agnes Göppel beginnt. Diese verlässt er jedoch noch vor seiner Rückkehr in die Kleinstadt seiner Kindheit, um dort die Papierfabrik des Vaters zu übernehmen…

Mit „Der Untertan“ hat Heinrich Mann einen Roman geschaffen, der wegen seiner deutlichen Kritik an der wilhelminischen Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs auch heute noch an politischer wie gesellschaftlicher Bedeutung Bestand hat. Denn auch wenn der Roman in einer Zeit von vor über 100 Jahren spielt, sind bestimmte Handlungsmuster und Denkweisen immer noch allgemeingültig, zumal der damalige Zeitgeist und die politische Stimmung gekonnt eingefangen werden. Die Handlung orientiert sich an dem Lebenslauf von Hauptfigur Diederich Heßling und geht von seiner Kindheit aus, in der durch seinen strengen und tyrannischen Vater die grundlegenden Charakterzüge und sein Verständnis von Macht und Unterwürfigkeit gefestigt werden. Als Zwischensequenz wird sein Studium thematisiert, in der er weitere Erfahrungen sammelt und die erlernten Handlungsmuster erstmals außerhalb des geschützten Familienbereichs erfährt, bis er bei der Rückkehr in sein Heimatdorf die Grenze zum Erwachsenwerden durchschreitet. Wie sein Charakter dabei immer weiter entblättert wird, wie sich Obrigkeitshörigkeit, Tyrranei und Prinzipienlosigkeit in ihm vermischen, ist sehr intensiv gelungen. Doch neben Diederich gibt es noch weitere, intensiv beschriebene Figuren, die das Hörspiel bereichern. Zuhörende erwartet dabei eine langsam, prägnant und präzise erzählte Handlung, für die man sich Zeit nehmen sollte, die man reflektieren und sacken lassen sollte – und dann lohnt sich das Hören auch vollkommen.

Heinz Drache ist in der Rolle des Diederich Heßling herausragend und formt einen sehr intensiven und ausdrucksstarken Charakter. Wie er sich dabei in alle Momente vollkommen hereinlehnt, laut und kraftvoll, aber in passenden Szenen auch andere Seiten zeigt, ist sehr gelungen und lässt die Figur greifbar und lebendig wirken. Heinz von Cleve ist als sein Vater zu hören und hat zwar deutlich weniger Momente, prägt diese aber mit seiner harten und unnachgiebigen Sprechweise und lässt die Faszination für die Figur dadurch greifbar werden. Auch Veronika Bayer spricht die Rolle der Agnes Göppel mit viel Hingabe und sehr treffender, betonter Stimme, die sie bei ihren sehr starken Spielpartnern bestehen lässt. Walter Andreas Schwarz und Heiner Schmidt sind als Erzähler zu hören, während auch Walter Jokisch, Marianna Mosa und Helga Zeckra zu hören sind.

Akustisch ist die Handlung eher zurückhaltend umgesetzt, wie es zur Zeit der Produktion in den frühen 1970er-Jahren noch üblich war. So gibt es keine aufwendigen Geräuschkulissen, sondern präzise auf die Handlungen abgestimmte Sounds, die durch ihren natürlichen und klaren Klang bestechen. Die Musik greift die Stimmung der Geschichte gekonnt auf und gestaltet die Szenenwechsel auf gelungene Weise.

Das Cover der Ausgabe des Hörverlags ist recht schlicht gehalten, der Schatten eines Mannes zeichnet sich vor einer grauen Wand ab. Die damalige Zeit wird durch den Helm mit der typischen Spitze und den gezwirbelten Schnurrbart gekonnt eingebracht. Im Inneren der stabilen Pappbox ist neben den 5 CDs auch ein umfangreiches Booklet mit vielen weiteren Infos zu den Mitwirkenden und einem einleitenden Text zu finden.

Fazit: „Der Untertan“ besticht mit der scharfen, durchaus humorvollen Gesellschaftskritik und sehr markanten Figuren. Wie sich deren Charaktere, insbesondere natürlich von Diederich Heßling, weiterentwickeln und ihre Eigenschaften immer feiner ausgeformt werden, ist markant und sehr intensiv beschrieben. Ein großes Stück Zeitgeschichte mit vielen einprägsamen Szenen, die auch heute noch sehr hörenswert ist.

VÖ: 16. Juni 2006
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783899409123


Die Märchen von Beedle dem Barden (Joanne K. Rowling)



Während die Kinder nichtmagischer Menschen mit den Märchen der Brüder Grimm aufwachsen, kennt jedes Kind aus einer magischen Familie die Geschichten von Beedle dem Barden. Auch heute noch faszinieren die lehrreichen Märchen Generationen von Zauberinnen und Zauberern, die von dem Brunnen des wahren Glücks, dem Hexer mit dem haarigen Herz und natürlich den drei Brüdern und ihrer Begegnung mit dem Tod berichten…

„Die Märchen von Beedle dem Barden“ spielen im siebten Band der äußerst erfolgreichen Buchreihe um Harry Potter eine entscheidende Rolle. Und da Autorin Joanne K. Rowling ihre magische Welt sehr breit und intensiv gestaltet hat, hat sie fünf dieser Märchen auch in einem eigenen Buch mit gleichem Titel zusammengefasst. Erstmals wurde nun ein Hörbuch dieser besonderen Geschichte produziert und sehr eingängig umgesetzt. Der Start ist mit „Der Zauberer und der hüpfende Topf“ magisch, lehrreich und mit einer sehr klaren Aussage geraten, die ein wenig die Thematik der Arroganz einiger Zauberer aufgreift. „Der Brunnen des wahren Glücks“ beinhaltet einige sehr klassische Märchenelemente, ist aber auch emotional geraten und enthält ganz am Ende eine unerwartete Wendung, die nachdenklich stimmt. „Des Hexers haariges Herz“ ist die düsterste der Geschichten und dunkelromantisch, es ist sehr ausdrucksstark geraten und meine Lieblingsgeschichte dieser fünf. „Bibbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf“ ist hingegen witzig, heiter und temporeich geraten, doch wie in den anderen Märchen auch ist ebenfalls eine klare Moral zu bemerken. „Das Märchen von den drei Brüdern“ hat die mit Abstand größte Verbindung zu den Potter-Romanen und ist schon bekannt, wenn man diese gelesen hat, es hier noch einmal ausführlich und gelungen ausgeschmückt zu hören, ist aber ebenfalls eine Bereicherung. Sehr gut gefällt mir, dass auch die Einleitung und die Kommentare von Schulleiter Albus Dumbledore mit vertont wurden, diese lenken den Blick auf bestimmte Aspekte der Märchen, erzählen kurzweilige Anekdoten oder gehen noch mehr auf die Hintergründe ein – sehr gelungen!

Für jede der Geschichten wurde ein eigener Sprecher verpflichtet, aber auch Alexander Brem sorgt in den Kommentaren von Albus Dumbledore mit einer reifen, angenehm brüchigen Stimme für eine sehr intensive Stimmung und eine lebendige Atmosphäre. Uve Teschner liest „Das Märchen von den drei Brüdern“ auf seine gewohnt ausdrucksstarke Art, lässt dabei auch die Düsternis der Geschichte zu, ohne diese zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken und lässt sich vollkommen auf die Handlung ein. Die wunderbare Cathlen Gawlich überzeugt mit der Lesung von „Bibbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf“ mit ihrer unverkennbar fröhlichen und leicht überdrehten Stimme, was perfekt zu der Stimmung des Märchens passt, zumal sie besonders in der wörtlichen Rede viel Energie einbringt. Die übrigen Sprecher (die durchweg überzeugend sind) sind Simone Kabst, Thomas Nicolai, Vanida Karun und Dela Dabulamanzi.

Auch wenn es sich hier um keine Hörspiele handelt, wurden die Geschichten mit passenden Klängen untermalt. Einerseits gibt es immer wieder magisch anmutende, stimmungsvolle Musik, die die Stimmung der jeweiligen Passage gekonnt aufgreift. Andererseits sind aber auch viele Geräusche eingebaut, die gerade in der ersten Geschichte viel Sinn ergeben und auch ansonsten für eine lebendigere Atmosphäre sorgen.

Das Cover ist beeindruckend und sehr passend geraten, auf schwarzem Grund fassen die stilisierten Wurzeln eines Baumstumpfes den Titel des Hörbuches ein – sehr schön! Im Inneren des hübschen Digipacks gibt es ein eingeklebtes Booklet, in dem neben einer übersichtlichen Trackliste auch Informationen über die Autorin und die verschiedenen Sprecher zu finden sind.

Fazit: „Die Märchen von Beedle dem Barden“ funktionieren auch unabhängig von den Potter-Romanen mit ihrer unheimlichen, witzigen, magischen, aber immer liebevollen Stimmung. Doch eingeordnet durch die Kommentare von Albus Dumbledore wird daraus ein echter Leckerbissen, zumal die Stimmung dieser Lesung durch die hervorragenden Sprecher sehr intensiv und gelungen ist.

VÖ: 11. Oktober 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844545449


Das Gespenst von Canterville



Die unheimlichen Geschichten, die sich um Schloss Canterville ranken, lösen beim amerikanischen Geschäftsmann Mr. Otis eher Erheiterung aus, sodass er trotz aller Warnungen das englische Gemäuer kauft und mit seiner Familie dorthin zieht. Alles scheint zunächst perfekt, nur ein Blutfleck stört Mrs. Otis. Doch selbst nach den hartnäckigsten Behandlungen mit neuen Wundermitteln taucht dieser wie von Geisterhand am nächsten Tag immer wieder auf…

„Der Gespenst von Canterville“ von Oscar Wilde ist ein echter Klassiker der Literatur und ist irgendwo zwischen Gruselgeschichte und Komödie angesiedelt. Beim Audio Verlag ist nun eine neue Hörspielumsetzung der Vorlage erschienen, die die beiden so gegensätzlichen Pole gekonnt betont. So kommt das grauenvolle und gequälte Heulen des Gespenstes ebenso gut zur Geltung wie die Parodie auf die Unterschiede zwischen Engländern und Amerikanern. Die Handlung wird dabei sehr flüssig erzählt und baut sich langsam auf, sodass es etwas dauert, bis das schaurige Gespenst erstmals in Erscheinung tritt und durch die steinernen Gänge des Schlosses streift. Doch die Vorstellung der Familienmitglieder, der Bediensteten und der Situation ist schon sehr unterhaltsam geraten und mit einigen bissigen Kommentaren versehen. Als zweiter Abschnitt ist eine Art Kleinkrieg zwischen den Bewohnenden und dem Gespenst zu hören, in der alle Register gezogen werden und die die Dualität der Handlung besonders gut betont. Gegen Ende gibt es dann ein hervorragend inszeniertes Finale, das noch einmal ein ganz anderes Licht auf einige Figuren wirft und stellenweise recht berührend geraten ist. Schön, dass die Inszenierung von Lilian Westphal und Gabriele Sachtleben die Vorlage nur sanft bearbeitet und die Essenz der Geschichte bestens erhält.

Peter Fricke ist in der Rolle des Mr. Otis zu hören, der resolute Amerikaner bekommt durch ihn eine durchsetzungsstarke Aura, betont aber auch die komödiantische Seite der Figur und sorgt damit für Lacher. Als seine Tochter Virginia hat mir Dorothee Hartinger sehr gut gefallen, da sie eine willkommene Melancholie in ihre Stimme legt und so noch einmal andere Schwerpunkte in der Handlung setzt. Henning Schlüter nimmt die Rolle des Gespenstes ein und sorgt dabei für sehr viele markante Momente. Wie er die verschiedenen Szenen sehr gekonnt betont und so die Dynamik der Episode entscheidend beeinflusst, ist sehr gelungen gelöst. Auch Marion van de Kamp, Robinson Reichel und Horst Sachtleben sind zu hören.

Die unterschiedlichen Szenerien sind sehr eingängig inszeniert und können die Stimmungen dabei gekonnt auffassen. Die kleinen eingebauten Melodien mag ich sehr gerne, sie reichen von verspielt über unheimlich zu melancholisch, sodass die Szenenübergänge sehr geschliffen wirken. Die Dialoge sind eher sparsam, aber sehr passend eingebaut und lassen die Gespräche lebendiger wirken und verstärken die Atmosphäre ebenfalls gekonnt.

Das Titelbild, das Leo Nickolls für das Hörspiel geschaffen hat, ist sehr ansehnlich geraten. Von dem düsteren Schattenriss des Schlosses mit dem passenden Schriftzug erhebt sich die Silhouette des Gespenstes in leuchtender Farbe, gekrümmten Rücken und schelmischem Grinsen. Die CD ist in einem hübschen Digipack verpackt, in dem das Farbschema des Covers fortgesetzt wird.

Fazit: Die Umsetzung von Oscar Wildes „Das Gespenst von Canterville“ betont die gegensätzlichen Stimmungen der Serie, nimmt sich Zeit für einen ausführlichen Aufbau und ist dabei in jedem Moment sehr unterhaltsam. Mir gefällt, dass Witz, Grusel und Melancholie gleichsam einen festen Platz in der Handlung haben und diese sehr abwechslungsreich gestalten. Eine sehr gelungene Umsetzung mit viel Flair.

VÖ: 16. März 2023
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742426376


Momo (Hörspiel 2023)



Eines Tages taucht in einem Amphitheater in der Nähe einer Stadt ein kleines Mädchen auf. Es stellt sich selbst als Momo vor – den Namen habe sie sich selbst gegeben – und hat scheinbar keine Eltern. Da Momo keineswegs in ein Kinderheim möchte, erweichen die Bewohner ihr Herz und bringen ihr alles, was sie braucht und werden dafür mit einer guten Zuhörerin und noch besseren Freundin belohnt. Doch das scheinbar friedvolle Leben währt nicht lange, da schon bald graue Männer in grauen Anzügen auftauchen…

Michael Endes „Momo“ ist viel mehr als nur ein Kinderbuch, auch wenn die liebevolle Geschichte auf den ersten Blick in genau dieses Genre gehört und Kinder sich sehr gut unterhalten fühlen. Doch je älter man wird und je öfter man der Handlung folgt, desto mehr Feinheiten und wunderschöne Gedankenansätze kann man darin finden. Eine weitere Gelegenheit dazu bietet die Hörspielumsetzung von Silberfisch, die im Jahr 2023 neu vertont wurde. Und diese gefällt mir äußerst gut, weil sie so intensiv auf die verschiedenen Stimmungen eingeht. Die aufgeregte und freundliche Stimmung der Bewohner, als Momo unerwartet auftaucht beispielsweise, die verträumten, liebevollen oder abenteuerlichen Geschichten, die dank ihrer Anwesenheit erdacht werden, aber auch das Auftauchen der grauen Herren der Zeitsparkasse – all das wurde sehr intensiv umgesetzt, was ihre Wirkung noch einmal merklich verstärkt. Der Bruch zwischen dem harmonischen Beginn und dem späteren Konflikt mit den grauen Herren ist dadurch umso deutlicher, lässt den ungewöhnlichen Spannungsbogen deutlich hervortreten. Und die so eindringlichen Gedankengänge des Autors kommen dabei ebenfalls sehr gut zur Geltung und lassen die Laufzeit sehr kurzweilig erscheinen – und das will bei einer Laufzeit von über 220 Minuten schon etwas heißen. Die Szenen wurden ausführlich und eingängig umgesetzt und entfalten so ihre Wirkung hervorragend, sodass eine vorzügliche Umsetzung des Klassikers entstanden ist.

Paula Drescher ist eine äußerst kluge Wahl für die Besetzung der Momo, fängt sie mit ihrem kindlichen Charme die Klugheit und Gutmütigkeit doch wunderbar ein, bringt Freunde wie Nachdenklichkeit gleichermaßen ein und klingt dabei immer gefühlsbetont und authentisch. Pascal Houdes spricht Momos Freund Gigi Fremdenführer ebenfalls mit viel Esprit und lebendig, wobei er zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit spielerisch hin- und herwechseln kann. Der wunderbare Andreas Fröhlich erfasst die Rolle des Meister Hora auf sehr ausdrucksstarke Weise, spielt mit verschiedenen Intensitäten und gestaltet seine Szenen lebendig und markant. Auch Santiago Ziesmer, Steffen „Shorty“ Scheunemann und Friedhelm Ptok sind zu hören – letzterer als wundervoller Erzähler.

Die akustische Umsetzung ist ebenso lobenswert wie die eingesetzten Stimmen, sodass die vorherrschende Atmosphäre hervorragend umgesetzt ist. Mal ist es Stimmgewirr, das für Lebendigkeit sorgt, mal steuern verträumte Klaviermelodien eine fantasievolle Stimmung ein, aber auch einzelne Geräusche sind sehr vielseitig eingesetzt. Sehr markant ist auch das Auftreten der grauen Herren mit einer markanten Erkennungsmelodie geraten. Immer wieder sind auch kleine, gesungene Lieder eingebaut, was die Stimmung nur noch weiter verdichtet.

Das Titelbild bietet eine hervorragende Symbiose aus der klassischen Zeichnung mit Momo, der Schildkröte und der Silhouette der Stadt sowie einem sanft modernen Anklang. Dafür sorgt vor dem tiefschwarzen Hintergrund eine glänzende Goldfolie für einen gelungenen Kontrast, während auch der Schriftzug sehr ansehnlich wirkt. Im Inneren des mehrfach aufklappbaren Digipacks gibt es neben den Mitwirkenden und Infos zum Autor auch einige Fotos von den Aufnahmen zu sehen.

Fazit: Die „Momo“-Umsetzung von Silberfisch fängt die liebevolle und philosophische Grundstimmung der Vorlage auf sehr gelungene Weise ein. Die Szenen werden ausführlich und stimmungsvoll erzählt, sodass die Gedankengänge des Buches hervorragend zur Geltung kommen. Voller Charme und Esprit wird dabei Sozialkritik in einer lebendigen Handlung versteckt – und das wirkt heute aktueller denn je.

VÖ: 30. August 2023
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745604108


Lotta zieht um



Als Lotta an einem normalen Wochentag nicht ihr Lieblingskleid anziehen darf, sondern einen kratzigen Pullover tragen soll, ist sie richtig wütend auf ihre Mutter – so wütend, dass sie am liebsten ausziehen will. Doch wo soll sie hin? Klar, Tante Berg hat er ein offenes Ohr für sie, doch würde sie Lotta auch bei sich wohnen lassen…?

Mit „Lotta“ und ihren Geschwistern aus der Krachmacherstraße hat Astrid Lindgren eine weitere, unsterbliche Kinderbuchreihe veröffentlicht, die auch heute nichts von ihrem Charme verloren hat. Dies beweisen auch die liebevolle Neuumsetzungen der Geschichten von Oetinger Audio, die mit „Lotta zieht um“ eine weitere Folge mit zwei kürzeren Episoden nachziehen. In der titelgebenden Handlung sind Lottas Wut und ihr Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, in den Fokus gerückt – und dafür werden sicherlich viele Kinder Verständnis haben, während Eltern wohl Verhaltensweisen wiedererkennen können. Ich mag aber auch, wie sich die Situation auflöst, wie Lotta zu ihrer geliebten Tante Berg flüchtet und dort mit ihr ein kleines Abenteuer erlebt. Vor allem ist es aber schön zu hören, wie die Familie wieder zusammenfindet und Lotta merkt, was sie an ihren Eltern und Geschwistern hat. In der zweiten Geschichte „Lotta kann fast alles“ weihnachtet es sehr, doch ein wesentlicher Bestandteil des Festes droht auszufallen. Lotta ist mit viel Energie dabei, alles doch noch geradezubiegen und lässt sich dafür einiges einfallen. Das geht abwechslungsreich und oft auch witzig zu, besonders schön ist es aber, wenn weihnachtliche Stimmung aufkommt und ein Hauch Besinnlichkeit in die Serie eingebracht wird. Eine schöne Neuinszenierung, die sanft an heutige Bedürfnisse angepasst wurde, ohne den ursprünglichen Charme der Figur zu verlieren.

Mille Steffensen spricht die Rolle von Lottas Schwester Mia-Maria mit viel Energie und einer authentischen Sprechweise, was sowohl in ihren einfühlsamen Momenten als auch in ihrer leicht arroganten Art gut zur Geltung kommt. Julia Nachtmann ist als Lottas Mama zu hören, ihre einfühlsame und empathische Wirkung auf den Hörer wirkt sehr angenehm, zumal sie sich gut auf die verschiedenen Situationen einstellt. Erzähler Hans Löw führt charmant durch die Handlung und geht dabei gut auf die Bedürfnisse der zuhörenden Kinder ein. Weitere Sprecher sind Michael Prelle, Samuel Weiss und Manfred Liptow.

Wie bei vielen Kinderhörspielen üblich ist auch hier eher wenig Musik während der Handlung eingebaut, der fröhliche Titelsong darf aber auch hier nicht fehlen. Die Dialoge sind dafür immer wieder mit passenden Geräuschen unterlegt, die lebendig und authentisch wirken. Aber auch hier wird eher auf die Sprecher gesetzt, die damit immer im Fokus stehen.

Das Titelbild ist durch den weißen Hintergrund geprägt und wirkt damit eher schlicht, das Motiv ist herrlich nostalgisch gezeichnet. Lotta und Tante Berg sind darauf zu sehen, wie sie den Inhalt einer Kommode inspizieren und den Platz mit einer Pflanze dekorieren. Das Innere ist recht minimalistisch gestaltet, enthält aber alle wesentlichen Informationen zu den Mitwirkenden.

Fazit: In „Lotta zieht aus“ erwarten die Zuhörenden zwei kürzere Episoden um Lotta aus der Krachmacherstraße, in denen es zwar durchaus turbulent zugeht, die aber auch ruhigere Momente und damit viel Abwechslung bieten. Dabei werden sich viele Kinder mit Lottas Gefühlen identifizieren können, aber auch Verständnis für das Gegenüber wird geweckt. Eine schöne Neuinszenierung.

VÖ: 12. August 2022
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837392777


Nachrichten aus Mittelerde (J.R.R. Tolkien)



„Der Herr der Ringe“ ist sicherlich eines der umfangreichsten und komplexesten Fantasy-Romane unserer heutigen Zeit. Doch neben der eigentlichen Handlung hat Autor J.R.R. Tolkien noch zahlreiche weitere Nebenarme niedergeschrieben, Ergänzungen, Vertiefungen, Szenen, die im Buch zwar erwähnt, aber nicht ausgeführt werden. Neben der Vorgeschichte „Der Hobbit“ in Romanform und dem „Silmarillion“, das sich auf die Mythen der Welt konzentriert, gibt es noch viele weitere Texte. Einige von ihnen sind nun im Hörbuch „Nachrichten aus Mittelerde“ vereint und von Tolkiens Sohn Christopher überarbeitet worden. Dazu gibt es von diesem erst einmal eine lange Einleitung, in der er die Entstehung dieser Texte und Probleme bei der Bearbeitung beschreibt, aber auch einige Kommentare zum Verhältnis seines Vaters beinhaltet. Danach gibt es Ausschnitte zu einigen bekannten Figuren, teilweise etwas zusammenhängend und in die Form einer ganzen Geschichte gebracht, teilweise bleibt es bei einzelnen Szenen. Und so ist dies keineswegs ein Hörbuch zum zurücklehnen und darin versinken, sondern vertieft die bekannte Geschichte – und diese muss man präsent haben, um die geschilderten Ereignisse einordnen zu können. Dabei geht es keineswegs nur um die Abenteuer der Charaktere, es gibt auch tiefere Einblicke in die Politik von Mittelerde, geographische Feinheiten, sprachliche Besonderheiten der Elben. Es ist faszinierend zu hören, wie tiefgehend der Autor seine Welt geschaffen hat, wie detailreich diese hier weiter ausgearbeitet wurde und damit genau das Richtige für Fans der Bücher, die nicht genug von den Geschichten bekommen können. Einige der erzählten Geschichten funktionieren aber auch so sehr gut.

Das Hörbuch wird von zwei Personen gesprochen, wobei Timmo Niesner Christopher Tolkien eine Stimme verleiht und den einleitenden Text ruhig, kraftvoll und eingängig wirken lässt. Aber auch im späteren Verlauf ergänzt er immer wieder mit kleinen Anmerkungen, um Zusammenhänge besser verständlich zu machen. Den Hauptteil übernimmt jedoch Gert Heidenreich, der mit seinem ruhigen, angenehmen und markanten Klang die Geschichten lebendig zu gestalten weiß und die verschiedenen Stimmungen gekonnt aufgreift. Der eher langsamen Erzählweise setzt er ausdrucksstarke Momente entgegen und sorgt so für einen flüssigen Verlauf.

Die Ausstattung des Hörbuchs ist herausragend und sehr hochwertig. Das fängt schon bei dem wunderschönen Titelbild an, das Schiffs auf stürmischem Meer verbreitet eine fantastische Ausstrahlung. Im Inneren sind die drei MP3-CDs in stabilen, eingeklebten Papplaschen untergebracht, ebenso wie ein sehr dickes und umfangreiches Booklet – eher schon ein kleines Buch. Enthalten ist Kartenmaterial, ein Trackübersicht, Infos zu Sprechern und Autor, einige Zeichnungen, Herzstück ist aber ein umfangreiches Register, in denen viele Personen und Orte kurz beschrieben werden, damit man sich besser zurechtfindet und noch einiges nachschlagen kann, was in Vergessenheit geraten ist.

Fazit: „Nachrichten aus Mittelerde“ ist eine sehr umfangreiche Ergänzung zum „Herr der Ringe“ mit fast 24 Stunden Laufzeit. Viel Stoff also, um sehr tief in die Welt einzutauchen, neue Aspekte zu erfahren und einige kurz angerissene Themen zu vertiefen. Dabei gibt es ein paar abenteuerliche Geschichten, aber auch Passagen, die eher an Sachtexte erinnern. Das ist nichts zum Nebenbei-Hören, zumal alles in den Kontext des Romans eingeordnet werden will. Es lohnt sich aber besonders für Kenner des Romans und ist sehr intensiv geraten.

VÖ: 22. November 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844544091


Das Halstuch



Inspektor Harry Yates von Scotland Yard wird zu einem neuen Fall abgeordnet: Ein junges Fotomodell wird in einem abgelegenen Bauernhof erdrosselt, Tatwaffe ist ein Herrenhalstuch. Zunächst kann der Besitzer der Farm erste Hinweise geben, doch auch das Umfeld der jungen Frau kann hat einiges über ihre Lebensumstände berichten. Doch noch bevor sich Yates ein eigenständiges Bild machen konnte, geschieht ein weiterer Mord, der offensichtlich mit Faye Collins Tod zusammenhängt…

Vor genau 50 Jahren entstand die Hörspielproduktion „Das Halstuch“, das ursprünglich als äußerst erfolgreiche Fernsehreihe erschienen ist. Der Audio Verlag hat 2021 nun eine MP3-Version des Hörspiels veröffentlicht, was besonders Freude von nostalgischen Produktionen freuen dürfte. Der Originalton der Aufnahmen wurde dabei verwendet und mit einem zusätzlichen Erzähler versehen, der die fehlenden optischen Informationen und einen stimmigen Rahmen liefert. Dabei wurde sehr sorgsam mit der Geschichte umgegangen, anders als bei vielen anderen O-Ton-Hörspielen gibt es beispielsweise keine unerklärlichen Geräusche oder unpassende Musik. Auch der Fall kann überzeugen - es ist ein klassischer Kriminalfall, wie man es von Francis Durbridge erwarten kann. Viele Verdächtige, falsche Fährten, überraschende Wendungen und ein spannendes Ende, wobei der Aufbau sehr konsequent geraten ist. Es gibt keine Nebenhandlung, keine Seitenarme, was zwar gradlinig wirkt, aber auch zu einem etwas langsamen Eindruck führt. Dennoch hat „Das Halstuch“ auch heute noch einen großen Unterhaltungswert und überzeugt mit einer sehr gut konstruierten Geschichte.

Die Stimmaufnahmen erweisen sich als durchaus geeignet für ein Hörspiel, da die Schauspieler intensiv genug gesprochen haben und so keinesfalls farblos wirken - ein Problem, welches bei O-Ton-Hörspielen ansonsten oft auftaucht. Als Harry Yates, der Inspektor von Scotland Yard, ist Heinz Drache engagiert worden, dessen markantes Auftreten auch im Hörspiel zu bemerken ist. Horst Tappert, kein unbekannter Name unter Krimifans, spricht den Vikar Nigel Matthews und bringt seine einzigartige Stimme gut zur Geltung. Als Erzähler wurde Friedhelm Ptok ausgewählt, der sich sehr organisch in die alten Aufnamhen einfügt und seine Parts sehr gekonnt gestaltet. Weiterhin zu hören sind Albert Lieven, Margot Trooger und Eva Pflug.

Die Musik stammt von Hans Jönsson und passt auch in die Hörspielvariante wunderbar. Der Spannungsbogen der Folgen wird dabei sehr gut unterstützt, während die klassischen Melodien helfen, sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Und auch die Geräuschkulisse ist treffend: glaubwürdig, nicht aufdringlich und die jeweilige Szenerie unterstützend.

Die MP3-CD ist in einem hübsch gestalteten Digipack untergebracht, welches etwas höher ist als eine normale CD, aber zumindest in mein Regal noch gut passt. Von geometrischen Formen geprägt und in schwarz-weiß gehalten zeigt es ein Szenenfoto aus der Fernsehserie. Die restliche Gestaltung zeigt weitere Fotos, aber auch eine umfangreiche Übersicht der Mitwirkenden – inklusive der Mitglieder des Orchesters.

Fazit: „Das Halstuch“ funktioniert auch heute noch in seiner Hörversion sehr gut und bietet einen unterhaltsamen Kriminalfall mit sehr nostalgischer Anmutung. Die Erzählweise ist recht langsam und gradlinig, vielleicht auch etwas unterkühlt und wenig auf die Emotionen der Figuren eingehend. Doch Fans des klassischen Krimis werden hier voll auf ihre Kosten kommen, zumal der Übertrag ins Medium Hörspiel gut gelungen ist.

VÖ: 20. Oktober 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742420824


Rulantica – 3. Der Feuerberg erwacht



Obwohl Mats noch nicht lange in Rulantica als Meermensch lebt, hat er schon einiges erlebt. Und gerade scheint Frieden eingekehrt zu sein, da Sirenen und Eiswächter zusammengefunden haben. Doch lange kann sich Mats nicht darauf konzentrieren, neue Freunde zu finden und die Magie von Rulantica zu erlernen, denn schon bald wird ihm ein Versäumnis seines letzten Kampfes zum Verhängnis…

„Rulantica“ geht mit „Der Feuerberg erwacht“ in die dritte Runde. Nachdem zuvor die Romanvorlage erschienen ist, ist bei Europa auch wieder das aufwendig produzierte Hörspiel erschienen. Dabei sind Vorkenntnisse aus den ersten beiden Teilen zwar nicht zwingend erforderlich, aber durchaus sehr empfehlenswert, da so einige Ereignisse und Zusammenhänge aufgegriffen werden – aber natürlich gibt es vor allem spannende, neue Ideen. So ist bereits zu Beginn wieder von Loki zu hören, aus dessen Sicht eine bekannte Sage aus der nordischen Mythologie erzählt wird, die aber noch einen gelungenen Dreh und eine Überleitung zur heutigen Zeit erhält. Danach wird zunächst recht ausführlich die Situation von Mats in Rulantica beschrieben, der sich in der noch neuen Welt weiter zurechtfinden muss. Das ist zwar durchaus unterhaltsam geraten und regt die Fantasie an, ist aber doch etwas zu langsam, die eigentliche Handlung setzt für meinen Geschmack zu spät an. Das mag aber auch an der Erzählweise liegen: Diese ist nicht vollkommen dialogisch aufgebaut, Mats und Finja erzählen in teils längeren Texten zusätzlich von ihren Eindrücken. Das wirkt nicht vollkommen organisch und hat mich öfter aus dem Erzählfluss geworfen – die Beschreibungen sind manchmal einfach zu ausführlich. Die Handlung um ein verschwundenes Horn von Lokis Helm und der drohenden Sterblichkeit der Götterwelt ist mit vielen spannenden Entwicklungen und markanten Szenen versehen, sodass insgesamt ein positiver Eindruck entsteht – die eingebauten Stolpersteine wirken aber zu stark, um mich wirklich begeistert zurückzulassen.

Nora Jokhosha ist als dominante Exena zu hören und bringt viel Energie in ihre Szenen ein und wirkt dabei sehr wütend und durchtrieben, findet aber nicht genau den richtigen Ton, um dabei auch durchgängig glaubhaft zu wirken. Torben Liebrecht hat mir als Loki wieder sehr gut gefallen, ich mag seine düstere Ausstrahlung, wobei er Bosheit und Schalk gelungen kombiniert und damit einen vielschichtigen Charakter erschafft. Sebastian Fitzner spricht die Rolle des Mats wieder mit einer angenehmen Stimme und lebendigem Klang, sodass er variabel auf die verschiedenen Szenerien reagieren kann. Auch Sabine Winterfeldt, Sascha Rotermund und Hanni Tonn sind zu hören.

Die musikalische Begleitung der Episode gefällt mir wieder gut, da sie sie mystische Unterwasserwelt intensiv umsetzt und auch die Dialoge mit passenden Klängen begleitet. Die Geräuschkulisse tritt dabei etwas in den Hintergrund, ist insgesamt aber gut gelungen. Leider wirkt ein Zusammentreffen zahlreiche Meeresbewohner etwas künstlich, da die eingebauten Stimmen als Kulisse nicht sehr authentisch wirken.

Das ansehnliche Titelbild der Romanvorlage wurde auch hier für das Cover verwendet und setzt mit dem orange-roten Grundton einen gelungenen Kontrast zu der kühlen, blau-weißlichen Unterwasserwelt am unteren Rand. Neben weiteren Illustrationen und einer Auflistung der Mitwirkenden ist im Inneren des kleinen Booklets auch eine kompakte Zusammenfassung der wichtigsten bisherigen Ereignisse zu finden.

Fazit: „Der Feuerberg erwacht“ setzt die Ereignisse aus dem vorigen Band zwar spannend und vielseitig um, ist aber gerade zu Beginn auch zu langsam erzählt. Zudem ist die Umsetzung nicht durchgängig organisch. Die aufregenden Entwicklungen sind wieder eng mit der nordischen Mythologie verbunden, es werden aber auch ganz neue Elemente eingebunden. Vollkommen überzeugt bin ich von dieser Episode allerdings nicht.

VÖ: 1. Mai 2023
Label: Europa
Bestellnummer: 4050003952918


Als Michel eine Heldentat vollbrachte



Der November ist in Smaland kalt, regnerisch und ungemütlich, sodass die große Glaubensbefragung als festliches Zusammenkommen aller Nachbarn gerade recht kommt. Auch Michels Mutter hat ein großes Festessen vorbereitet, auf dass sich die ganze Familie freut. Allerdings hat sein Vater nicht allzu viel von dem Feiertag, denn als er gerade auf dem Lokus sitzt, sperrt Michel gedankenlos die Tür zu. Der Ärger ist groß, doch später kann Michel beweisen, was alles in ihm steckt…

Die Geschichten von „Michel aus Lönneberga“ haben auch heute noch zahlreiche Fans – egal ob als Buch, in der klassischen Fernsehserie oder diversen Hörspielen. Auch die neuen Produktionen von Oetinger Audio gehören nun dazu, wobei „Als Michel eine Heldentat vollbrachte“ stellenweise erstaunlich ernste Töne anschlägt. Besonders gefällt mir dabei, dass die damalige Zeit so gekonnt zur Geltung kommt und Kinder eine Vorstellung von dem harten Leben bekommen. Dass beispielsweise der christliche Glauben so wichtig ist, dass jährlich Befragungen um die eigenen Bibelkenntnisse vor allen stattfinden, können sich viele gar nicht mehr vorstellen. Vor diesem Szenario spielt eine sehr heitere Szene, bei der es viel zu Lachen gibt, bis in einem kürzeren Abschnitt die Bedeutung von Fleischkonsum klarer wird – schön, dass dabei auf sehr nahbare Weise deutlich wird, dass dafür ein Tier sterben muss. Die längste und intensivste Szenerie ist aber alles andere als witzig oder locker, sondern dreht sich um eine schwere Erkrankung und die Schwierigkeiten, im tief verschneiten Schweden medizinische Hilfe zu bekommen. Michel beweist dabei Heldenmut und begibt sich in sehr detailliert beschriebene Gefahr, was sehr intensiv und lebendig beschrieben wird. Eine sehr gelungene Episode der Serie, die eben nicht nur Heiterkeit, sondern auch ein viel Ernsthaftigkeit und Eindrucke der Zeitgeschichte vermittelt.

Michael Prelle ist als Anton wieder sehr überzeugend und bringt die vielen verschiedenen Gemütsstimmungen von Michels Vatersehr gekonnt zur Geltung und kann sowohl seinen Ärger als auch seine Sorge oder Schwäche glaubhaft vermitteln. Heidi Kriegskotte ist als Krösa-Maja ebenfalls sehr überzeugend und bringt eine düstere, unheilvolle Stimmung mit ein, wobei sie auch eine energische Seite zeigen kann. Dass Jonas Kirsch trotz seines jungen Alters schon sehr lebendig und authentisch sprechen kann, bringt nicht nur die Rolle des Michel so gut herüber, sondern ist auch eine Bereicherung für das gesamte Hörspiel. Auch June Riedelberger, Gabriele Libbach und Katja Danowski sind zu hören.

Zu Beginn der Handlung ist das allseits bekannte Titellied zu hören, dessen einprägsame Melodie auch so noch einige Male als Szenentrennung zu hören ist. Ansonsten ist keine Musik zu hören, auch mit den Geräuschen wird eher sparsam umgegangen. Der Fokus liegt also vor allem auf den Dialogen, dennoch wirken das alles sehr lebendig und stimmungsvoll, da an den richtigen Momenten eben doch passende Sounds zu hören sind.

Eine kindliche Zeichnung wurde als Titelbild ausgewählt und wirkt dabei sehr ansprechend. Michel jagt dabei eine orangefarbene Katze über den Hof der Familie, womit er auch gleich die ganzen Hühner aufschreckt. Die restliche Aufmachung ist sehr schlicht, so ist beispielsweise nur ein kleiner Teil der Sprechenden auch ihren Rollen zugeordnet.

Fazit: Für mich ist dies die stärkste Geschichte der Serie, da so unterschiedliche Stimmungen gezeigt werden. Neben heiteren und nachdenklichen Situationen wird es auch düster und bedrohlich, wobei auch das einfache Leben der damaligen Zeit sehr gelungen thematisiert wird. Dass die Umsetzung wieder mit überzeugenden Stimmen besetzt ist und auch die Produktion sehr stimmig wirkt, trägt ebenfalls zum Gelingen des Hörspiels bei.

VÖ: 12. Mai 2023
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837393071


Als Michel versuchte, Linas Backenzahn zu ziehen



Eine Auktion findet auf einem benachbarten Hof der Familie Svensson statt. Und tatsächlich schafft es Michel, seinen Vater zu überreden, dass er mitkommen darf. Doch Geld bekommt er keines, sodass sich Michel einen Weg überlegen muss, wie er schnell an welches kommt. Und so denkt der Lausejunge schon bald als das Gattertor, durch das alle Besucher der Auktion reiten müssen…

Astrid Lindgrens Geschichten um den frechen schwedischen Jungen Michel, der seine Familie in dem kleinen Dorf Lönneberga auf Trab hält, bereiten auch heute noch viel Freude – auch weil man durch sie einen Einblick in eine andere Zeit bekommt. Oetinger Audio setzt die Vorlagen aktuell neu als Hörspiel um, wobei pro Episode eine unterschiedliche Zahl an Geschichten kombiniert werden. „Als Michel versuchte, Linas Backenzahn zu ziehen“ enthält beispielsweise drei kleinere Episoden, die alle ihre ganz eigene Wirkung entfalten. Durch kleine Überleitungen bekommt wirkt die Handlung allerdings eine durchgängig und ohne Übergänge erzählt. Mit fast 80 Minuten Laufzeit ist das Hörspiel aber für eine Kinderproduktion ziemlich lang geraten. Die Idee mit der Auktion, bei der Michel allerlei verschiedene Sachen ersteigert, die andere für unnötig halten, gefällt mir sehr gut – insbesondere weil noch viele weitere Themen eingebaut sind: Die Auswanderungswelle beispielsweise oder die Rolle der Frau in der damaligen Zeit. Später versucht Michel in der Titelgeschichte auf verschiedene kreative Weisen, Linas Backenzahn zu ziehen, was mit viel Flair und Witz erzählt wurde, auch wegen Linas wunderbar theatralischer Art. Die Rolle der alten Nachbarin Krösa-Maja und die damalige Krankenversorgung bringt dabei eine faszinierende Stimmung mit ein. Und auch Michels Streich, als er einen Frosch in einen Essenskorb versteckt, ist mit seinen lebendigen Entwicklungen und witzigen Momenten sehr gut gelungen.

Die wundervolle Katja Brügger ist auch hier wieder als Erzählerin zu hören und klingt mit ihrer kratzigen Stimme wie eine liebenswerte Märchenoma. Wie sie die Gefühle von Michel und seinen Mitmenschen aufgreift und in ihre Sprechweise einbringt, wirkt zudem sehr empathisch. Heide Kriegskotte spricht die Rolle der Krösa-Maja mit einer wunderbar düsteren und geheimnisvollen Stimme und hat hörbaren Spaß an der Figur – und das überträgt sich auch schnell auf die Zuhörenden. Katja Danowski hat mir als Lina bereits in den vorigen Episoden sehr gut gefallen, wie sie hier wieder sehr exzentrisch und aufgedreht spricht, aber auch jammert und greint, ist noch einmal aufregender geraten. Auch Achim Buch, Eric Cubela und Jasmin Ewer sind zu hören.

Die bekannte Titelmelodie erklingt natürlich auch hier zu Beginn der Episode und sorgt mit dem fröhlichen Gesang direkt für die richtige Stimmung. Um die Geschichten ein wenig voneinander zu trennen, ist diese aber auch in einer instrumentalen Kurzversion zu hören. Die Dialoge sind nur mit sehr wenigen Geräuschen unterlegt, die dann aber authentisch und überzeugend wirken.

Eine Szene mit Michels Versuch, der Magd Lina einen Zahn zu ziehen, ist auf dem Cover zu sehen, wobei der Zeichenstil kindlich und sehr ansehnlich ist. Lina steht auf dem Dachfirst, ein Faden um ihren Zahn geschlungen, während Anton sie zum Springen anfeuert und Michel stolz seine Idee betrachtet. Die angenehmen Pastellfarben wirken dabei harmonisch und ziehen sich auch durch die restliche Gestaltung.

Fazit: Michel ist seine lebendige Art sorgen auch hier wieder für viele gelungene Momente, wobei ganz unterschiedliche Ansätze gewählt werden. Ich mag, wie trotz seiner unbedachten Art oft doch noch etwas Gutes daraus entsteht. Auch Linas überdrehte Weise sorgen in dieser Episode für viel Stimmung. Das macht richtig Spaß, besonders weil die Sprecher so eingängig zu ihren Rollen stehen.

VÖ: 12. Mai 2023
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837393064


Als Michel „Das große Aufräumen von Katthult“ veranstaltete



Auch in Lönneberga bereiten sich alle Menschen auf das anstehende Weihnachtsfest vor. Nur Michel ist von den Geschichten um die herumstreunenden Wölfe fasziniert und gräbt eine Grube nahe am Haus, um eines der Tiere zu fangen. Doch als Michels Mutter einige Leckereien in das örtliche Armenhaus bringt und die eigensinnige Maduskan alles für sich beansprucht, fasst der Lausbub einen anderen Plan…

Die Geschichten von Astrid Lindgren erfahren immer mal wieder eine Renaissance und begleiten so Generationen von Kindern. Aktuell werden beispielsweise unter anderem die Geschichten um Michel aus Lönneberga von Oetinger Audio als Hörspiel neu vertont, sodass auch „Das große Aufräumen von Katthult“ erschienen ist. Auch wenn es der Name nicht unbedingt vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine weihnachtliche Geschichte, die wichtige Werte wie Großzügigkeit, Geselligkeit und Zusammenhalt transportiert werden. Dabei ergeben sich im Laufe der Zeit viele Momente, in denen es heimelig und besinnlich zugeht. Aber natürlich ist dies eine Geschichte um einen Lausejungen, der mit seinem oft unbedarften Handeln für einiges Chaos sorgt. Mir gefällt allerdings, dass er hier aus wirklich guten Absichten handelt, anderen eine Freude machen will und damit Erfolg hat. Es gibt aber auch ganz andere Einflüsse in der Handlung: Die Wolfs-Thematik wird recht unheimlich eingebracht, und auch eine spätere Rückkehr zur Idee der Wolfsgrube sorgt für einen sehr intensiven Moment, der für Kinder schon recht eindringlich wirkt. Dass dabei aber Gerechtigkeit geübt wird und nichts wirklich Schlimmes passiert, ist das aber immer noch kindgerecht und für die Zielgruppe ab fünf Jahren gut geeignet.

Jonas Kirsch macht seine Sache als Michel ganz hervorragend und bringt den lebendigen Jungen gekonnt zur Geltung. Dabei kommen sowohl seine wilde und neugierige Seite, aber auch seine durchaus einfühlsame Art gut zur Geltung. Gerlinde Dillge spricht auch hier sehr eindringlich und sorgt für eine intensive Stimmung, die ihre Szenen noch lange im Gedächtnis nachhallen lässt. Auch Dagmar Dreke ist in dieser Produktion zu hören und bringt mit ihrer dunklen Stimme und leicht rauchigem Klang viel zusätzliche Stimmung ein, zumal ihre Betonung eine wahre Freude ist. Auch Leonie Landa, Manfred Liptow und Frank Gustavus sind zu hören.

Der schwedische Text zu dem Eingangslied „Michel war ein Lausejunge“ stammt von Astrid Lindgren selbst und eröffnet auch hier die Handlung. Danach wird weniger auf Musik gesetzt, dafür aber auf zahlreiche Geräusche und passende Hintergründe. Das ist gelungen produziert und wirkt in sich sehr stimmig, lässt den Fokus aber immer auf den Dialogen.

Auf dem Titelbild wird das stark verschneite Dörfchen abgebildet, wobei die bunt gestrichenen Häuschen ein wenig Farbe in die Landschaft bringen. Auch Michel und seine Schwester Ida sind zu sehen und laufen dick eingepackt durch die Landschaft. Der niedliche Zeichenstil ist ansprechend und sorgt für eine angenehme Atmosphäre.

Fazit: Auch wenn das Setting der Geschichte weihnachtlich ist und viele entsprechende Werte einfließen, ist die Handlung typisch für Michel – mit ganz eigenen Ideen, die für Chaos sorgen. Aber auch der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn des Jungen wird hier auf gelungene Weise eingebunden. Eine sehr gelungene und atmosphärische Episode, die mir sehr gefallen hat.

VÖ: 13. September 2022
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837392753


Der Untergang von Numenor (J.R.R. Tolkien)



Mit „Der Untergang von Numenor“ wird die Geschichte um „Der Her der Ringe“ erweitert, das bisher im Verborgenen liegende zweite Zeitalter von Mittelerde wird darin weiter beleuchtet und strukturiert erzählt. Dabei hat Herausgeber Brian Sibley auf verschiedene Quellen zurückgegriffen und alle dort enthaltenen Hinweise und Handlungsstränge aufbereitet, zusammengefasst und so in eine neue Form gegossen – und dürfte damit der Idee von Autor J.R.R. Tolkien sehr nahegekommen sein, da es in erster Linie seine Texte waren, die als Grundlage dienen. Das zweite Zeitalter umfasst insgesamt mehrere tausend Jahre und ist dementsprechend komplex und vielschichtig. Und trotz einer Laufzeit von deutlich über elf Stunden kann diese Lesung deswegen oft nicht ins Detail gehen. Viele Ereignisse wirken eher wie im Zeitraffer erzählt, sodass man nicht viele Feinheiten mitbekommt. Dennoch wirkt die Geschichte von Mittelerde auch hier sehr reizvoll und mit der typischen Wucht des Autors erzählt, viele der wichtigen Themen seines Epos fließen auch dort gelungen ein. Dennoch: Mir gefällt das Hörbuch besonders gut, wenn es mehr ins Detail geht und man eine Bindung zu den Figuren aufbauen kann. Und von reizvollen Charakteren wimmelt es hier auch, die den Geschichten ihre eigenen Färbungen verleihen – auch wenn man niemanden so intensiv kennenlernt wie in der eigentlichen Trilogie. Das Ganze wirkt sehr episch und heldenhaft, vor allem ist es aber die Düsternis des Zweiten Zeitalters, die hier für Faszination sorgt. Saurons Wirken ist mal vordergründig und prägnant, aber auch in den anderen Szenen ist die Bedrohung über Mittelerde immer zu spüren. Hier wird nicht temporeich, Schlag auf Schlag erzählt, sondern episch und ausführlich, und genau das macht den Reiz aus.

Für das Hörbuch sind drei verschiedene Sprecher engagiert worden, die jeweils einen fest definierten Part übernehmen. Gerd Heidenreich übernimmt als J.R.R. Tolkien den Großteil der Erzähltexte und bringt dafür viel Intensität mit. Mir gefällt, wie er die Wucht des Textes aufgreift und dabei verschiedene Stimmungen schafft. Johannes Steck spricht die Parts von Herausgeber Brian Sibley, der das vorliegende Mosaik zusammengesetzt hat. Mir gefällt die merkliche Emotion, die er dabei einbringt und gleichzeitig die Erklärungen lebhaft herüberbringt. Timmo Niesner kehrt in die Rolle des Frodo Beutlin zurück, den er bereits in den Verfilmungen synchronisiert hat. Schön, ihn hier wieder zu hören und seine verschmitzte Art zu erleben.

Die Aufmachung des Hörbuches ist sehr ansehnlich gelungen, das stabile Digipack ist mehrfach aufklappbar und Karten und Informationen zu den Mitwirkenden versehen. Herzstück ist aber sicherlich das dicke Booklet mit einer ausführlichen Trackübersicht inklusive eines Zeitstrahls zur Orientierung, einleitenden Texten, Kurzbiographien zu den drei Sprechern und zahlreichen fantastischen Zeichnungen – auf dem Titelbild bekommt man davon bereits einen Eindruck.

Fazit: „Der Untergang von Numenor“ bringt die scheinbar spärlichen Informationen zum Zweiten Zeitalter von Mittelerde gelungen auf, indem verschiedene Quellen zusammengefügt werden. Das ist intensiv und episch erzählt, wenn auch manche Passagen wie im Schnelldurchlauf wirken. Doch Saurons Wirken wird dabei gekonnt nachgezeichnet und verleiht der fast zwölfstündigen Lesung viel düstere Ausstrahlung.

VÖ: 22.März 2023
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844549348


Heidi - Nostalgiebox



Die fünfjährige Heidi wird nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Großvater gebracht, der abgeschieden in den Bergen wohnt und von allen nur Alm-Öhi genannt wird. Zunächst hat sie mit dem mürrischen Mann so ihre Schwierigkeiten, doch schon bald finden die beiden mehr zusammen. In dem Ziegenpeter findet Heidi auch bald einen engen Freund. Und so kann sie es sich später kaum vorstellen, wieder zurück in die Stadt zu gehen…

Die Geschichten um „Heidi“ aus der Feder der Schweizerin Johanna Spyri gehören nicht nur im deutschsprachigen Raum zu den bekanntesten Kinderbüchern. Bei Europa ist nun eine Gesamtbox aller dort entstandener Hörspiele entstanden, die mit zehn CDs gut gefüllt ist. Diese orientieren sich dabei sehr an der bekannten Zeichentrick-Serie, sind aber mit den Original-Stimmen neu eingesprochen worden und mit einem Erzähler versehen worden – eine sehr gelungene Kombination, da so eben das typische Flair der Serie beibehalten wird, aber eben doch mehr auf das andere Medium Hörspiel eingegangen wird. Die Geschichte ist dabei so liebevoll und herzlich umgesetzt worden, wie es viele noch aus ihrer Kindheit in Erinnerung haben dürften. Die aufgeweckte und lebenslustige Hauptfigur, der knurrige Almöhi, der tollpatschige Ziegenpeter oder die sanfte Klara sind Figuren, sie sehr prägnant und nahbar umgesetzt wurden. Es gibt kleinere Geschichten über Heidis Leben auf der Alm, die unbeschwert und witzig wirken. Später geht es aber auch um ihre Rückkehr in die Stadt, die Freundschaft zur gehbehinderten Klara und ihrer Sehnsucht nach dem Leben in den Bergen. So gibt es eine gut ausbalancierte Welt an verschiedenen Stimmungen, die auch schon kleinere Zuhörer gut erfassen können. Schön, dass diese Klassiker wieder erhältlich sind.

Kristin Fiedler spricht die Hauptfigur sehr aufgeweckt, fröhlich und herzlich, kann aber auch in nachdenklicheren Momenten die Energie von Heidi lebendig erfassen und formt dabei eine sehr liebenswerte Figur. Erik Jelde hat mir als Alm-Öhi ebenfalls ausnehmend gut gefallen, besonders weil er die Wandlung vom abweisenden alten Mann zum liebevollen, aber immer noch knurrigen Einsiedler sehr überzeugend herüberbringt. Die wundervolle Tilly Lauenstein und ihre kratzige Stimme passen wunderbar zu der Rolle der strengen Fräulein Rottenmeier, wobei sie eine gelungene Balance zu zugänglicheren Momenten findet. Auch Leon Rainer, Thomas Orner und Marion Hartmann sind zu hören.

Der allseits bekannte Titelsong der TV-Serie darf hier natürlich nicht fehlen und versetzt die Zuhörenden schon gleich zu Beginn in die richtige Grundstimmung – Jodler inklusive. Die Geschichte selbst wird nicht durch Musik begleitet, einige passende Geräusche sind aber eingebaut und sorgen für mehr Lebendigkeit. Der Fokus liegt aber durchgängig auf den Stimmen und ihren Gesprächen.

Die Box ist sehr stabil gestaltet und mit dicker Pappe gefertigt, von der sich oben ein Deckel abziehen lässt. Die Gestaltung zeigt viele Motive aus der Fernsehserie und stellt den Bezug zu dieser noch enger her. Jede CD hat zudem ein eigenes Covermotiv erhalten, das sich an der früheren Schallplattenversion orientiert. Ein Stickerbogen und ein Poster komplettieren die Box.

Fazit: „Heidi“ bringt für viele schöne Kindheitserinnerungen mit den Stimmen aus der TV-Serie zurück. Aber auch für Neueinsteiger gibt es dank des Erzählers eine rund erzählte Geschichte zu hören, die sowohl ernste als auch fröhlich-unbeschwerte Momente enthält. Schön, dass immer Liebe und Herzenswärme durch die Umsetzung durchschimmert.

VÖ: 26. Mai 2023
Label: Europa
Bestellnummer: 196587607227


Buddenbrooks - Hörspiel



Johann Buddenbrook hat sich als scharfsinniger Kaufmann einen erfolgreichen Familienbetrieb aufgebaut und viel Ansehen in der Lübecker Oberschicht erlangt. Doch mit seinem hohen Alter kann er die Geschäfte nicht mehr lange führen und übergibt diese an seinen Sohn. Dass er damit den Untergang des Betriebs einläutet, der sich über mehrere Generationen erstreckt, hat er dabei sicherlich nicht erahnt…

Thomas Manns wohl bekanntester Roman „Buddenbrooks“ hat Generationen von Menschen begeistert. Zuerst veröffentlicht im Jahr 1901 ist über 60 Jahre eine Hörspielfassung in Zusammenarbeit des Hessischen Rundfunks und Radio Bremen entstanden – und diese wurde noch einmal fast 60 Jahre später vom Hörverlag noch einmal auf MP3-CD veröffentlicht. Eine ziemlich lange Zeitspanne, sodass vielleicht der eine oder andere abgeschreckt wird und eine langweilige Geschichte vermutet. Zugegeben, die Sprache ist nicht immer zugänglich, manche Sätze wirken recht verschachtelt und auch das Vokabular hat sich natürlich etwas verändert. Dennoch ist das Hörspiel sehr gut gealtert und funktioniert auch heute noch hervorragend, wenn man sich darauf einlässt und dich Zeit nimmt, wirklich zuzuhören. Denn man verfolgt das Schicksal der Familie über mehrere Generationen hinweg, lernt dabei immer neue Charaktere kennen, auf die man sich einlassen und einstellen muss. Das ist sehr vielschichtig geraten, da jede Generation ihre eigenen Herausforderungen und Merkmale hat. Der langsame, aber unaufhaltsame Verfall des einstigen Vorzeigeunternehmens und der gesamten Familie ist eindringlich beschrieben und wurde mit vielen Emotionen angefüllt. Dass die Umsetzung dieses zeitlosen Klassikers so schlicht und elegant geraten ist, macht sie auch heute noch sehr hörenswert.

Das liegt zu einem großen Teil auch an dem großartigen Gerd Westphal, der die generationenübergreifende Geschichte als Erzähler begleitet. Er spielt dabei gelungen mit dem Text, setzt verschiedene Lautstärken ein, variiert Tempo und Intensität, sodass er seine oft recht langen Passagen sehr lebendig gestaltet. Er wirkt mal wie ein nüchterner Betrachter, dann wie ein involvierter Kommentator und passt sich dabei sehr gelungen an die jeweilige Szenerie an. Zahllose weitere Stimmen sind in den verteilten Rollen zu hören, auch diese wirken allesamt sehr hochwertig und eng mit der Geschichte verwurzelt, beispielsweise Hans Tügel, Lotte Brackenbusch und Petra von der Linde. Übrigens haben mir auch die Stimmen der Kinder sehr gut gefallen, da sie spontan und authentisch wirken.

Im Jahr 1965 waren sowohl die technischen Möglichkeiten als auch der Stil von Hörspielen noch sehr anders als heutzutage. Das hört man auch hier, die Geräusche sind deutlich seltener, dafür aber sehr effektiv eingesetzt. Dafür wirkt der Klang immer sehr authentisch – und das durch eine besondere Aufnahmemethode: Diese fanden in ähnlichen Räumlichkeiten beziehungsweise Orten statt, in dem die Szenen gerade spielen. Musik wurde ebenfalls behutsam eingesetzt und transportiert gelungen die verschiedenen Stimmungen.

Das etwa achtstündige Hörspiel wurde auf eine MP3-CD gepresst, die sich in einem stabilen, mehrfach aufklappbaren Digipack befindet. Die Optik orientiert sich an der einheitlichen Gestaltung alter Radiohörspiele, die aktuell durch den Hörverlag wiederveröffentlicht werden und ist mit dem Farbverlauf und den klaren grafischen Strukturen ansehnlich geraten. Im Inneren gibt es aber noch einige Highlights zu entdecken: Neben der ausführlichen Auflistung der Mitwirkenden gibt es ein umfangreiches Booklet mit einigen lesenswerten Texten und Infos, aber auch ein Stammbaum der Familie Buddenbrook ist zu finden und erleichtert das Verständnis der familiären Zusammenhänge.

Fazit: „Buddenbrooks“ hat nichts von seiner unterhaltsamen Faszination verloren. Dabei ist sowohl die Entwicklung der Familiengeschichte über mehrere Generationen eingänglich, sondern auch die intensive Darstellung ganz unterschiedlicher Figuren mit eigensinnigen Charakteren. Durch die eingängige und markante Umsetzung kann der Roman immer noch schillern und überzeugt nach wie vor auf ganzer Linie.

VÖ: 17. August 2022
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844546972


Der Druide von Mistle End - Angriff der Dämonen



Cedrik konnte große Erfolge freuen: Er konnte den magischen Ort Mistle End retten, die Rolle als Druide annehmen und seinen Freunden helfen, ebenfalls ihre vollen Kräfte zu entfalten. Doch sein Triumph hält nicht lange an, als die drei bei einem Ausflug nach Edinburgh von einem Schattendruiden angegriffen wird und nur knapp entkommen können. Was alles aber hinter diesem Angriff steckt, wird ihm erst später bewusst…

„Die Chroniken von Mistle End“ waren ein großer Erfolg für Autor Benedict Mirow – nicht nur als Buchtrilogie, sondern auch in den vollständigen Hörspielumsetzungen vom Audio Verlag. Und ist es keine Überraschung, dass auch die zweite Trilogie mit dem Namen „Der Druide von Mistle End“ eine solche Umsetzung bekommen würde. Über neun Stunden Hörspiel sind so beim ersten Teil „Angriff der Dämonen“ herausgekommen, die zunächst eine heimelige und witzige Szene um den Geschmack besonderer Süßigkeiten enthält. Clever darin eingebunden sind kleine Erinnerungen an die erste Trilogie, sodass man auch nach einiger Zeit der Abwesenheit von Mistle End schnell wieder in die Handlung findet. Doch schon wenige Minuten später ist es mit dem Frieden vorbei und es geht in die gelungene Mischung aus actionreichen Kämpfen und magischen Ideen weiter. Schnell kommen dabei düstere Andeutungen ein, die darauf schließen lassen, dass Mistle End einmal mehr in Gefahr ist. Langsam zu entdecken, wobei es sich dabei handelt, ist abwechslungsreich und mit vielen fantasievollen Ideen umgesetzt worden und wird in einer spannenden Handlung erzählt. Durch viele wiederkehrende Figuren und neue Bekannte mit kreativen magischen Hintergründen kommt wieder eine lebendige und abwechslungsreiche Stimmung auf. Dabei erinnert natürlich viel an die erste Trilogie, dennoch kommen viele neue Schwerpunkte auf, die diesem Band noch einmal ein anderes Gesicht, eine andere Wirkung verleihen. Besonders die politischen Aspekte gefallen mir sehr und verleihen der Welt noch einmal eine andere Tiefe. Die Mischung aus Altbekanntem und Neuen ist also sehr gelungen, sodass eine starke Fortsetzung der erfolgreichen Serie entstanden ist, die viel Lust auf die weitere Entwicklung machen.

Maxi Belle ist bereits wie in der ersten Trilogie als Cedric O’Connor zu hören. Er spricht wieder sehr eingängig und lebendig, wobei mir besonders gefällt, wie er die Wandlung des Jungen seit Beginn der Handlung bemerkbar macht und hier sehr selbstbewusst klingt, aber auch die Dramatik der Kämpfe gelungen umsetzt. Eric Asch ist in der neuen Rolle des Hexenlords von Edinburgh zu hören und setzt ihn mit aufgeregter Art und witziger Stimme um, was eine überzeugende Figur erzeugt und ihr genügend Aufmerksamkeit verleiht. Erzähler ist einmal mehr Jona Mues, der seine teils langen Erklärungen lebendig und atmosphärisch wirken lässt, zusätzliche Spannung aufbaut und mir sehr gut gefallen hat. Zu hören sind ebenfalls Valentin Mirow, Elisabeth Günther und Uwe Kosubeck.

Die akustische Umsetzung ist wieder sehr lebendig geraten und sorgt für eine sehr eindringliche Atmosphäre, die den Handlungsverlauf gelungen unterstreicht. So sind ruhigere Momente nicht oder mit nur wenigen Geräuschen untermalt, während spannende Actionszenen sowohl mit passender, mystisch-dramatischer Musik und vielen eindrucksvollen Sounds unterlegt sind – und dazwischen gibt es die gesamte Bandbreite, sodass jede Szene eine passende Wirkung entfaltet.

Das Hörspiel ist wegen seiner Länge auf einer MP3-CD untergebracht, die in einem hübsch gestalteten Digipack untergebracht ist. Dabei wurde natürlich das Titelbild des Buchs verwendet, das die drei Freunde vor einer mystisch wirkenden Waldlandschaft zeigt, während in einem Rahmen ein düsteres Einhorn zu sehen ist. Aufgeklappt offenbart das Innere das komplette Bild des mystischen Wesens, natürlich sind dort aber auch die Mitwirkenden aufgelistet.

Fazit: Der Auftakt der neuen Trilogie setzt die grundsätzliche Szenerie gelungen fort, setzt aber auch ganz eigene Akzente und sorgt dabei für neue, spannende Entwicklungen. Überzeugend ist, dass dem Autor die Ideen für neue fantastische Wesen nicht ausgehen, aber auch die Fähigkeiten bekannter Figuren intensiviert und weiter ausgearbeitet werden. Die Umsetzung ist wieder hervorragend und vielseitig, was für einen sehr gelungenen Gesamteindruck sorgt.

VÖ: 16. Juni 2023
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742425621


Lord Jim



Mit harter Arbeit und viel Engagement hat sich Jim auf verschiedenen Schiffen hochgearbeitet und findet schließlich eine Anstellung als Offizier auf der Patna. Das Schiff hat allerdings schon seine besten Tage hinter sich gebracht und dient nur noch zur Übersetzung von Pilgern nach Mekka. Als Turbulenzen auftreten und eine Havarie befürchtet wird, flüchtet sich die Besatzung auf ein Rettungsboot. Und obwohl Jim sich sträubt und den Passagieren helfen will, findet auch er sich dort wieder – was seine Reputation vollkommen zerstört…

Mit über vier Stunden Laufzeit ist die Vertonung von Joseph Conrads Roman „Lord Jim“ umfangreich und nahe am Originalroman geraten. So sind auch hier verschiedene Erzählebenen vorhanden: Neben einem klassischen allwissenden Erzähler berichtet auch die Figur des Charles Marlow von den Abenteuern des Hauptcharakters des Lord Jim. Die Struktur ist aber jederzeit sehr klar und die Handlung damit gut verständlich – auch weil die beiden Erzähler ganz unterschiedliche Ansätze haben. Daraus ergibt sich, dass die Figuren sehr detailliert und lebendig beschrieben werden, besonders der innere Zwiespalt von Jim wird sehr überzeugend dargestellt. Die Handlung hat eine abenteuerliche und aufregende Wirkung, wobei ganz verschiedene Etappen aus Jims Lebens im Fokus stehen. Sein Aufstieg zum Offizier wird dabei noch recht schnell berichtet, die oben beschriebene Katastrophe und Jims Fall läuten dann aber die eigentliche Handlung ein. Das wird sehr flüssig erzählt und geht nahtlos ineinander über, wobei Jims verlorenes Ansehen über allem schwebt. Wie sein Leben davon geprägt wird, sein weiteres Handeln beeinflusst ist reizvoll geschildert. Auf seiner Reise kommen viele abenteuerliche Momente auf, aber auch das Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts kommt sehr intensiv zur Geltung. Ein sehr unterhaltsames, beeindruckendes und bewegendes Hörspiel, welches ich sehr genossen habe.

Der wundervolle Felix von Manteuffel ist als Charles Marlow zu hören und verleiht seinen Erzählparts mit seinem intensiven Klang eine sehr ausdrucksstarke Note. Wie er seine Stimme dabei variiert und an die verschiedenen Szenerien anpasst, ist sehr gelungen. Auch Andreas Fröhlich hat mir als klassischer Erzähler sehr gut gefallen, seine lebendige, warme und vielseitige Stimme sorgt durchgängig für eine gelungene Atmosphäre. In der Hauptrolle des Jim ist Sebastian Urzendowsky zu hören, den ich hier bewusst das erste Mal in einem Hörspiel wahrnehme. Er setzt die Figur sehr vielschichtig, tiefgründig und facettenreich um, passt sich sehr glaubhaft an die verschiedenen Situationen an und macht setzt sein Gefühlsleben markant um – sehr gelungen! Auch Santiago Ziesmer, Cedric Stern und Ferdinand Dörfler sind zu hören.

Bei der Umsetzung der Handlung wurde auf eine sehr intensive Geräuschkulisse gesetzt, die jeder Szenerie den passenden Anstrich verleiht. Dennoch drängt sie sich nicht in den Vordergrund, sodass sie die Dialoge begleitet und nicht überdeckt. Die Musik wurde aufwendig mit einem Sinfonieorchester eingespielt und bildet eine gelungene Mischung aus klassischem Ausdruck und dynamischen Wechseln, was mir äußerst gut gefallen hat.

Die vier CDs dieser Produktion stecken in einem dicken, stabilen Digipack, welches mit einem unaufdringlichen, aber passenden Titelbild versehen wurde. Da kristallklare, sich kräuselnde Wasser, dazu weiße Schriftzüge – mehr braucht es hier nicht. Ebenfalls beiliegend ist ein umfangreiches Booklet mit Informationen zu einigen Mitwirkenden. Auch einige Fotos von den Aufnahmen sind zu sehen.

Fazit: „Lord Jim“ greift die Stimmung des Romans gekonnt auf, erzählt die Handlung umfassend und legt dabei auch viel Wert auf die Entwicklung der Charaktere. Mir gefällt der abenteuerliche Ausdruck und die moralischen Aspekte, die Jims Leben stetig beeinflussen. Die Produktion ist zudem hervorragend.

VÖ: 15. März 2023
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844548648


Der Schwarm – Lesung und Hörspiel



Als der angesehene Biologe Sigur Johanson von einer Freundin auf einen seltsamen Tiefseewurm aufmerksam gemacht wird, der sie bei der Arbeit in der Nordsee entdeckt hat, ist sein Interesse vorerst nur mäßig geweckt. Doch als ein ungewöhnliches Verhalten dieser Tiere bekannt wird und diese scheinbar Methan zersetzen, ist Sigur doch alarmiert und stellt nähere Nachforschungen an. Und auch aus anderen Teilen der Welt kommen Nachrichten über neue Verhaltensweisen von Meeresbewohnern bei Sigur an…

Frank Schätzing hat mit seinem Science-Fiction-Thriller einen modernen Klassiker geschaffen, der mit viel Wucht und einer düsteren Ausstrahlung überzeugt. Der Hörverlag hat nun eine sehr besondere Ausgabe auf den Markt gebracht, enthalten sind nämlich sowohl die Lesung als auch das aufwendige Hörspiel zum Buch. Beides ist als Downloadcode enthalten, was technisch einwandfrei funktioniert – und einige Extras stecken natürlich auch noch in der dicken Box. Die Handlung ist natürlich bei beiden Versionen gleich, auch wenn das Hörspiel insgesamt ein wenig gekürzt wurde – wesentliche oder besonders ausdrucksstarke Szenen wurden nicht entfernt. Und so hat jede der beiden Versionen ihren eigenen Reiz, denn umgesetzt sind beide hervorragend. Mir gefällt, dass der Aufbau von den harmlos oder zufällig wirkenden Begebenheiten immer weiter gesteigert wird. Auch die verschiedenen Handlungsstränge und die Zusammenstellung der Charaktere trägt zum Spannungsaufbau bei und bietet gelungene Facetten. Wie sich die fantastischen Hintergründe langsam aufblättern, Gegenmaßnahmen ergriffen werden und ein ungleicher Kampf an verschiedenen Fronten entsteht, ist hervorragend gelungen und sorgt für einen packenden intensiven Verlauf. Besonders das Ende ist eindringlich geraten und überzeugt mit dem ungewöhnlichen und hab offenen Ende.

Der wunderbare Stefan Kaminski ist als Sprecher des Hörbuchs ausgewählt worden. Er verleiht seiner Stimme einen sehr intensiven Klang, den er mit vielen feinen Facetten anreichert. So greift er die verschiedenen Stimmungen eingängig auf, spielt mit Betonungen und Pausen, sodass ein lebendiger und greifbarer Vortrag entsteht. In der Hörspielversion sind natürlich zahlreiche verschiedene Stimmen zu hören, doch alle machen ihre Sache hervorragend und lassen die Charaktere markant und glaubwürdig klingen. Unter ihnen sind namhafte Größen wie Manfred Zapatka, Thomas Balou Martin und Ulrike C. Tscharre.

Das Hörbuch ist naturgemäß ohne den Einsatz von Musik oder Geräuschen umgesetzt. Die Hörspielversion hingegen setzt auf das genaue Gegenteil und verleiht jeder Szene eine individuelle und sehr fein ausgearbeitete Klangkulisse. Die Musik sorgt für spannungsgeladene Pausen oder besonders dramatische Momente, während die Sounds die Dialoge eng begleiten und ihnen einen sehr nahbaren Ausdruck verleihen.

Neben den beiden Downloadcodes sind in der dicken, aufklappbaren Box noch viele weitere Extras enthalten. So ist ein umfangreiches Booklet mit Fotos und Informationen zu den Sprechern vorhanden, aber auch ein Briefbeschwerer in der bekannten Optik des Buchcovers und eine Autogrammkarte von Autor Frank Schätzing sind für Fans untergebracht worden. Interessant ist, dass auch ein Essay und ein Bonuskapitel zu hören sind, die der Autor selbst eingelesen hat.

Fazit: „Der Schwarm“ lohnt sich, und wer davon nicht genug bekommen kann, findet hier sowohl Hörspiel als auch Hörbuch als Downloadcode nebst einigen interessanten Extras. Die Handlung ist spannend, nervenaufreibend, eindringlich und packend, was beide Male hervorragend umgesetzt wurde.

VÖ: 17. Februar 2023
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844549041


Erdbeben – Das Ende von St. Pierre



Pompeji ist die wohl bekannteste Stadt, die durch einen Vulkanausbruch zerstört wurde. Doch auch auf Martinique, einer Insel in der Karibischen See, bricht im Jahr 1902 ein Vulkan aus. Während einige die Gefahr schnell erkennen, spielen einige die Hinweise auf eine Katastrophe herunter – ein folgenschwerer Fehler, der viele Menschenleben kosten wird…

Mit „Erdbeben – Das Ende von St. Pierre“ hat All Ears eine Produktion bei pop.de veröffentlicht, die zu den eher ungewöhnlicheren Hörspielen gehört. Dabei handelt es sich um eine ältere Produktion, die von Konrad Halver produziert und nun aus den Archiven geholt wurde. Geboten wird eine reizvolle Mischung aus Abenteuerhörspiel und historischen Fakten: Ein schrecklicher Vulkanausbruch und seine Folgen stehen im Mittelpunkt. Dabei wird auch Wissen zu anderen Eruptionen oder den Abläufen bei einem Ausbruch vermittelt, was organisch in die Handlung eingebunden wurde. Im Vordergrund steht aber die aufkommende Panik und die Situation der Anwohnenden, sodass man die Katastrophe selbst hautnah miterleben kann. Mir gefällt, dass dies mit viel Wucht und prägnant umgesetzt wurde, aber eben nicht nur situativ erzählt wurde, es gibt gleich mehrere kleinere Handlungsbögen, die allesamt eng mit der Naturgewalt verbunden sind. Das funktioniert gut und bietet viele gelungene Momente, an manchen Stellen wirkt der Handlungsfluss aber etwas stockend.

Die Stimmen stammen größtenteils nicht von den üblichen Namen, die man in kommerziellen Hörspielen kennt. Leider kommen so auch einige Momente auf, in denen eher ein semiprofessioneller Eindruck entsteht, da die Dialoge dann eher hölzern wirken. Rolf C. Bohn macht seine Sache als Erzähler aber gut, er setzt die vorherrschende Stimmung lebendig um und sorgt so für einen gelungenen Eindruck. Auch Rolf E. Schenker hat mir als Henri Lavalle gut gefallen, er spricht seine Figur markant und präzise, sodass sie einen lebendigen Eindruck hinterlässt. Auch Konrad Halver selbst ist in einer kurzen Rolle als Leon Compere zu hören, seine eingängige Sprechweise ist auch hier überzeugend. Weiterhin zu hören sind unter anderem Jens Paetow, Sibylle Bohn und Ronald Pries.

Dass das Hörspiel schon mehrere Jahrzehnte hinter sich hat, hört man eher in der Produktionsweise und dem typischen, leicht blechernen Klang der Stimmen – die Tonqualität selbst ist überzeugend. Mir gefällt die Untermauerung der Handlung mit zahlreichen Geräuschen, die eine dichte Kulisse ergeben. So bekommen die verschiedenen Szenen mehr Wirkung und die Handlung einen lebendigen Klang.

Das Titelmotiv ist ebenfalls sehr nostalgisch geraten. Zu sehen ist natürlich der Vulkanausbruch im Hintergrund, bei dem es Flammen und Gesteinsbrocken auf die Insel und das umliegende Meer regnet. Dazu kombiniert sind mehrere panische Menschen, die vor dem Unglück zu fliehen versuchen. Die kraftvolle Farbgestaltung und der Vintage-Zeichenstil sorgen für ein passendes Cover.

Fazit: In „Erdbeben – Das Ende von St. Pierre“ findet man ein nostalgisches Hörspiel mit ungewohntem Thema. Wie ein verheerender Vulkanausbruch schreckliche Auswirkungen auf tausende Menschen hat, wird nahbar und sehr prägnant auf verschiedenen Ebenen erzählt – nicht immer vollkommen flüssig, aber mit viel zusätzlichem Wissen gespickt.

VÖ: 20, Mai 2023
Label: All Ears
Bestellnummer: 9783862123636


Der Tod in Venedig



Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach ist in seinem Leben streng, verbissen und stets auf Leistung bedacht - ein Teufelskreis, aus dem er bisher nicht entkommen konnte. Er beschließt, dass ein längerer Urlaub in einem beliebigen Touristenort für eine Auszeit genau das richtige sei und reist deswegen nach Venedig. Dort trifft er auf den ebenso jungen wie faszinierenden Tadzio, der seinem Leben schon bald eine entscheidende Wendung verleiht...

Thomas Manns Geschichten sind zu einer Zeit entstanden, in der die Produktion eines Hörspiels bei weitem noch nicht so geläufig war wie heute. Der Hörverlag hat seine Novelle "Der Tod in Venedig" als etwa zweieinhalbstündiges Hörspiel veröffentlicht, wobei Skriptautor Ullrich Lampen es sehr gelungen geschafft hat, die feinsinnige Sprache des Autors aufzugreifen und an das neue Medium anzupassen. Dabei ist der Text naturgemäß sehr erzählerlastig - auch im Original sind nur wenige Dialoge vorhanden, sodass man vor allem einen Blick von außen auf die Figur des Gustav von Aschenbach erhält. Dies jedoch umso mehr, da insbesondere der erste Teil ausführlich von Aschenbachs Leben vor seiner Reise berichtet, seine Verbissenheit und sein einsames Leben nach dem Tod seiner Frau berichtet. Dieser tiefe Einblick in seine Psyche ist wichtig, um seine spätere Wandlung zu verstehen und die Faszination für den jungen Knaben begreifen zu können und die Änderung und den Verfall seines Wesens nachvollziehen zu können. Auch dies geschieht langsam, eindringlich und gerade deswegen umso wuchtiger. Wie man die zunächst feinen Änderungen, die sich ausweitenden Risse beobachten kann, ist faszinierend und eingängig, was durch die hervorragende Produktion noch unterstrichen wird.

Ulrich Noethen ist als Erzähler im Einsatz, besonders im ersten Drittel der zweieinhalbstündigen Produktion übernimmt er einen Großteil des Textes. Wie er die schneidenden Analysen und die markante Wortwahl umsetzt, ist sehr intensiv und ausdrucksstark geraten, sodass die Beschreibungen gekonnt wirken. Rüdiger Vogler spricht die Rolle des Gustav von Aschenbach mit einer starken Präsenz, wobei er die vielen Feinheiten seiner Rolle erlebbar macht. Dabei wird insbesondere die Wandlung der Figur sehr intensiv umgesetzt. Felix von Manteuffel übernimmt ebenfalls als Salonbesucher und Kritiker einige Parts, seine intensive Stimme und die facettenreiche Betonung bereichern trotz der Kürze das Hörspiel. Auch Heinrich Giskes, Heinz Meier und Oliver Kraushaar sind zu hören.

Die oft recht langen Erzähltexte werden gelungen aufgelockert, indem die Stimme von Ulrich Noethen mal aus dem linken, mal aus dem rechten Lautsprecher erklingt und sie so dennoch lebendig klingen. Die verschiedenen Szenerien werden zudem sanft von Klängen begleitet, mal Möwengeschrei und Wellenrauschen, mal unheilverheißendes Schlagwerk, aber auch mal kleine Melodien, die die vorherrschende Stimmung unterstreichen.

Ein wertiges und hübsch gestaltetes Digipack wurde als Verpackung für die beiden CDs ausgewählt. Dort wurde zudem ein umfangreiches Booklet eingeklebt, das zahlreiche weitere Informationen enthält und Eindrücke von den Aufnahmen enthält. Das Titelbild ist ansehnlich gestaltet und passt kit seiner Farbgebung gut zu der Stimmung der Produktion.

Fazit: Der Tod in Venedig wurde sehr gekonnt umgesetzt und gibt Thomas Manns berühmte Novelle eingängig wieder. Die Wandlung vom ordentlichen und pflichtbesessenen Autor zum bessesenen und würdelosen Greis ist detailverliebt und wuchtig umgesetzt, was neben den hervorragenden Sprechern auch durch die schlichte, aber umso effektivere Umsetzung passiert.

VÖ: 9. Juli 2009
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783867172608


Mord zu fünft



Dass die nackte Leiche, die in einem Baum gefunden wird, ertrunken sein soll, wirkt zunächst etwas befremdlich. Insbesondere, da die Leiche keinen Kopf mehr hat. Kriminalhauptkommissar Brahms und Kriminalrätin Dr. Curtis finden sich bei Birnen-Schmand-Kuchen bei Pathologen Mahler ein, um die ersten Hinweise auszuwerten. Und ausgerechnet seine durchtrainierten Waden bringen sie auf die erste Spur...

Der Kabarettist und Autor Kai Magnus Sting hat sich auch in Hörspielkreisen längst einen Namen gemacht, bereits mehrere seiner skurrilen Krimis wurden vertont. Auch Mord zu fünft wurde nun beim Hörverlag veröffentlicht, wobei das Gespann aus Brahms und Curtis wieder die Ermittlungen führt. Und das führt natürlich wieder zu vielen äußerst witzigen Situationen, besonders weil die Charaktere gerne mal aneinander vorbeireden. Das trifft manchmal so unvorbereitet, dann wiederum ergeben sich daraus ganze Szenen, die sehr komisch geraten sind. Aber auch die Gestaltung der Charaktere sorgt für einige aberwitzige Momente, beispielsweise wenn der Pathologe seine nächsten Torten und Gerichte plant, während die anderen versuchen, den Mord zu klären. Zudem gibt es zahlreiche Kommentare zu gesellschaftspolitischen Themen, Wortspielereien und eine Persiflage auf vielen Krimis mit ihren Leichenfunden unter sehr seltsamen Umständen. Natürlich wird auch ein Kriminalfall gelöst, von der Leiche im Baum ausgehend werden kleine Hinweise verfolgt und tiefer in das Leben des Opfers eingedrungen. Eine Wendung verleiht der Handlung dann noch einmal eine andere Richtung, sodass auch die Ermittelnden noch einmal neu ansetzen müssen. Das Konstrukt hinter dem Ganzen ist ebenso skurril wie der Rest der Handlung und offenbart, dass der Fokus hier wirklich eher auf den witzigen Aspekten des Hörspiels liegt - und das funktioniert auch hervorragend und sorgt für eine sehr hörenswerte Produktion.

Dietmar Bär ist in der Rolle des Hauptkommissar Brahms zu hören, er trifft den Witz der Figur auf sehr gelungene Weise und bringt besonders die Wortspielereien und die Wortgefechte sehr humorig herüber, schafft aber auch einen authentisch wirkenden Charakter. Gisela Schneeberger ist eine gute Sparringspartnerin für ihn, ihre markante und ausdrucksstarke Stimme und ihr Sinn für ein stimmiges Timing unterstreichen den omnipräsenten Witz der Geschichte. Auch Ulrike Kriener ist in der Rolle der Frau Dr. Konstantin bestens aufgehoben, auch bei ihr ist deutlich zu merken, dass die Chemie bei den Aufnahmen gepasst hat und sie eine sehr solide Leistung abliefern konnte. Felix von Manteuffel, Janina Sachau und Heike Trinker sind ebenfalls zu hören.

Bei der akustischen Gestaltung wird vor allem auf eine lebendige Geräuschkulisse gesetzt. So bekommt jede Szene einen passenden Hintergrund verliehen. Dadurch findet man sich nicht nur schneller zurecht, sondern kann auch gut in die Gespräche hineinversetzen. Musik spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, die eingesetzten Melodien haben aber einen lockeren Klang und unterstreichen damit die Wirkung des Hörspiels.

Die Fotos einiger Sprechenden sind in Schwarz-Weiß auf dem Titelbild eingebunden, der große Schriftzug wird noch durch eine kleine Zeichnung im Comicstil von einem Mann in der Badewanne ergänzt. Das hübsch gestaltete Digipack enthält neben der CD noch ein sehr umfangreiches Booklet mit einleitenden Worten des Autors, vielen Fotos von den Aufnahmen und zahlreichen weiteren Informationen.

Fazit: „Mord zu fünft“ ist wieder aberwitzig, humorvoll und gespickt mit vielen Momenten zum lauten Lachen. Ich mag den schrägen Witz und die vielen unterschiedlichen Einfälle, die das Geschehen durchgängig launig wirken lassen. Der eingebaute Kriminalfall ist da fast schon Nebensache, funktioniert aber ebenfalls sehr gut. Ein sehr unterhaltsames Hörspiel, das wieder die typische Handschrift des Autors trägt.

VÖ: 10. März 2023
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844547009

Jim Knopf und die Wilde 13 (Hörspielversion 2023)



Der Schiffsverkehr um Lummerland und Neu-Lummerland hat deutlich zugenommen, wobei schon einige gefährliche Situationen entstanden sind. Jim Knopf und Lukas haben schnell eine Lösung dafür: Der Scheinriese Herr Tur Tur soll als Leuchtturm fungieren. Erneut machen sie sich mit Emma und dieses Mal auch mit Molly auf die Reise, doch schon kur darauf geraten sie in ein ganz anderes Abenteuer…

Silberfisch hat in letzter Zeit bereits einige interessante Hörspielproduktionen veröffentlicht, die auf Kinderbuchklassikern basieren. Nun ist auch „Jim Knopf und die Wilde 13“ erscheinen – gleichzeitig mit dem ersten Band des Zweiteilers von Michael Ende. Das Setting wird dabei zu Anfang wieder liebevoll aufgebaut, viele liebgewonnene Figuren sind dabei in der neuen Situation zu erleben. Auch auf der abenteuerlichen Reise kommen alte Freunde wie neue Bekannte vor, die ebenso fantasievoll und kreativ geraten sind. Besonders gefällt mir, wie eng verbunden die Geschichte ist, aber dennoch immer neue Situationen aufkommen. Ein Abschnitt des Abenteuers führt unweigerlich zum nächsten, was zu einer fantasievollen Reise führt. Die Erzählweise ist sehr nahe am Original und dementsprechend ausführlich, sodass auch die witzigen technischen Details von dem Fortbewegungsmittel von Jim und Lukas eingebunden wurden. Die Erzählweise ist deswegen etwas langsamer als in anderen Umsetzungen des Romans, durch die gelungenen Kleinigkeiten kommt aber dennoch keinerlei Langeweile auf – in Gegenteil, das Ganze wirkt sehr rund und ausgefeilt. Die vielen kleinen und der große Spannungsbogen können ihre Wirkung voll entfalten, während am Ende die Klammer auch um den ersten Teil geschlagen wird und Jim das Geheimnis seiner Abstammung erfährt. Sehr hörenswert!

Tamino Gottlebe spricht – wie bereits im Vorgängerhörspiel – die Rolle des Jim Knopf und bringt die Fröhlichkeit, die Neugier und den Gerechtigkeitssinn der Figur sehr überzeugend herüber. Trotz seines jungen Alters wirkt er spontan und lebendig, was mir sehr gefallen hat. Kristin Steffen spricht die Meerjungfrau Sursulapitschi so aufgeweckt und fröhlich, aber auch mit einem Hauch Mystik. Wie sie fantastische Details aus ihrer Unterwasserwelt völlig selbstverständlich präsentiert, ist sehr humorvoll geraten. Äußerst überzeugend ist Wotan Wilke Möhring, der alle Mitglieder der Wilden 13 spricht und seine Stimme dabei immer wieder anders klingen lässt – toll, wie er dabei völlig unterschiedliche und doch eng zusammenhängende Figuren erschafft. Auch Martin Brambach, Jeanette Hain und Bert Stevens sind zu hören.

Das Team um Regisseurin Theresia Singer hat eine sehr überzeugende atmosphärische Gestaltung geschaffen, die der abenteuerlichen und fantasievollen Geschichte sehr gerecht wird. So sind die eingebauten Melodien aufregend, aber nicht aufdringlich und unterstreichen die vorherrschende Atmosphäre. Die Geräusche sind sehr vielseitig und lassen die Dialoge noch lebendiger wirken – sowohl in den spannenden als auch in den ruhigeren Momenten.

Dies Aufmachung der ersten und der zweiten Geschichte unterscheidet sich vor allem in der Grundfarbe: Hier wurde ein kraftvolles Rot ausgewählt, welches nicht nur das Titelbild mit der niedlichen und nostalgischen Zeichnung von Lukas und Jim umgibt. Auch im Inneren ist es als Hintergrund für die Fotos von den Aufnahmen, weiteren Zeichnungen und den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden gewählt worden.

Fazit: „Jim Knopf und die Wilde 13“ setzt die Abenteuer des kleinen Jungen und des Lokomotivführers sehr aufregend und abwechslungsreich um. Die lebendige Stimmung kommt durch eine vielseitige Kulisse und hervorragende Stimmen sehr gut zur Geltung, während die vielen kreativen Einfälle von Michael Ende mit Liebe behandelt und zum Leben erweckt werden. Eine sehr gelungene Umsetzung!

VÖ: 24. März 2023
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745604092


Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (Hörspielversion 2023)



Lummerland ist ein winziges Königreich mitten im Ozean, auf dem neben den König, seinen beiden Untertanen und dem Lokomotivführer Lukas seit einiger Zeit auch Jim Knopf lebt, der vor einigen Jahren als Baby nach Lummerland gebracht wurde. Als Lukas und Jim Knopf von der entführten Prinzessin Li SI erfahren, möchten die beiden sie auf jeden Fall befreien und begeben sich auf eine abenteuerliche Reise…

Michael Endes Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist längst ein Klassiker, zahlreiche Umsetzungen für Film, Fernsehen und Hörspiel beweisen dies. Silberfisch hat sich nun auch diesen Roman vorgenommen und aufwendig neu vertont – mit einer beeindruckenden Zahl an hervorragenden und namhaften Stimmen. Zudem ist die Laufzeit von fast 230 Minuten Zeichen dafür, wie ausführlich und detailgetreu die Umsetzung geraten ist. Hier wird nichts ausgelassen, sondern alle liebevollen Ideen und Zusammenhänge von Michael Ende eingebunden. Und diese sind für ein Kinderbuch recht komplex, werden aber durch das angenehme Tempo gut verständlich zu Gehör gebracht. Die Szenerien wirken sehr lebendig und vielseitig, man merkt, dass alle Beteiligten viel Spaß an der Produktion hatten. Die Handlung hat auch mit der Zeit nichts von ihrer Schönheit und Faszination verloren, die vielen aussagekräftigen Dialoge und die reizvollen Figuren sorgen für sehr gute Unterhaltung. Die abenteuerliche Grundstimmung mit dem fantastischen Anklang bereiten viel Spaß, regen aber auch zum Nachdenken an. Der Spannungsbogen ist sehr gekonnt aufbereitet, da viele kleine Höhepunkte und ein packendes Finale gekonnt angeordnet sind. Eine tolle Umsetzung, die mit ihrer Ausführlichkeit überzeugt.

Thomas Balou Martin ist in der Rolle des Lukas zu hören, seine tiefe und markante Stimme passt hervorragend zu dem Lokomotivführer. Dabei klingt er gleichermaßen freundlich wie engagiert, was ihn sehr sympathisch wirken lässt. Martin Bross lässt die geheimnisvolle Gestalt des Herrn Tur Tur lebendig werden, er schafft dabei verschiedene Stimmungen und passt wunderbar in die fantasievolle Atmosphäre. Erzählerin ist Anette Frier, ihr freundlicher Klang sorgt für eine angenehme Grundstimmung. Sie erzeugt aber auch zusätzliche Spannung, sorgt für Harmonie oder haucht den kreativen Einfällen Leben ein. Auch Bastian Pastewka, Milan Neustein und Ralf Schmitz sind zu hören.

Die Figuren und ihre Dialoge stehen hier zwar immer im Fokus und sind gut verständlich, doch daneben wurden noch viele akustische Elemente eingebaut. So sorgt die Musik von Helmut Zerlett und Matthias Hornschuh für zusätzliche Atmosphäre und ist sehr gut auf die verschiedenen Szenerien eingestimmt. Auch die Geräuschkulisse ist vielseitig und treffend, besonders die Seefahreratmosphäre und die besonders spannenden Momente sind dadurch lebendig untermalt.

Ein kräftiges Blau ist als Grundton für das Titelbild gewählt worden, in einem kreisförmigen Ausschnitt ist noch eine sehr charmante Zeichnung von Jim Knopf und Lukas samt Lokomotive Emma zu sehen. Das mehrfach aufklappbare Digipack ist ebenso ansprechend gestaltet, weitere Zeichnungen, Fotos der Darstellenden und ein paar Worte über Autor Michael Ende ergänzen die Ausstattung.

Fazit: Die liebevollen Figuren kommen dank der hervorragenden Stimmen äußerst gut zur Geltung. Stimmungsvoll werden die verschiedenen Szenerien zur Geltung gebracht. Der Spannungsbogen ist gut aufbereitet, die ausführliche Erzählweise bringt zudem sehr viele gelungene Details mit ein. Silberfisch hat eine sehr hörenswerte Neuinterpretation des Klassikers abgeliefert.

VÖ: 24. März 2023
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745604085


Die Kinder aus der Krachmacherstraße



Die Krugmacherstraße war mal eine ruhige Gegend, doch seit Lotta und ihre Geschwister Jonas und Mia-Maria dort wohnen, ist es mit der Ruhe vorbei – und ihr Vater nennt sie nun Krachmacherstraße. In der Familie ist aber auch immer etwas los. Egal, ob die Kinder Seeräuber im Kinderzimmer spielen, ihre nette Nachbarin besuchen oder eine Untersuchung beim Zahnarzt ansteht, langweilig wird es in der Krachmacherstraße nie…

„Die Kinder aus der Krachmacherstraße“ aus der Feder der legendären Autorin Astrid Lindgren ist 1957 erschienen, hat aber auch deutlich über 60 Jahre nach diesem Datum nicht von der Faszination und der Liebenswürdigkeit verloren. Im Rahmen der Neuvertonung einiger Werke von Lindgren wurde auch dieses Buch von Oetinger Audio als Hörspiel neuvertont und fängt den Charme der Vorlage gekonnt ein. Die Kapitel sind natürlich auch hier sehr gut gehalten, die auch kleine Zuhörende ab vier Jahren nicht überfordern – die kleinen Sinnabschnitte sind gut gesetzt. So kann man die Produktion am Stück oder in kleineren Dosen hören, da auf vorige Ereignisse kaum eingegangen wird. Mir gefällt, dass Lotta und ihre Geschwister zwar aufgeweckt, neugierig und ein wenig eigensinnig sind, aber eben ganz normaler Kinder, sodass man sich gut mit ihren identifizieren kann. Auch ihre „Abenteuer“ beschreiben Alltagssituationen, meist aus dem familiären Umfeld, die auf charmante und nachvollziehbare Weise gelöst werden. Die dabei vorherrschende Stimmung ist angenehm, witzig und unterhaltsam, sodass aus „Die Kinder aus der Krachmacherstraße“ ein hörenswertes Hörspiel entstanden ist.

Nelia Olbrich spricht die Rolle der Lotta aufgeweckt und wirkt sehr spontan, auch ihre Gefühlsregungen werden glaubhaft dargeboten – besonders in Anbetracht ihres jungen Alters ist das sehr überzeugend. Achim Buch ist als Vater der Rasselbande zu hören und bringt eine zugängliche Art mit, die einen liebenswerten Eindruck hinterlässt, sodass er auch strengere Momente sehr kindgerecht umsetzt. Hans Löw ist als Erzähler im Einsatz und bringt seine kurzen Texte nicht nur gut verständlich, sondern auch lebendig und unterhaltsam zur Geltung. Auch Hedi Kriegskotte, Julia Nachtmann und Katja Brügger sind zu hören.

Ein fröhliches und kindgerechtes Titellied läutet die Episode ein und sorgt direkt für eine passende Stimmung. Danach ist kaum Musik im Einsatz, dafür sind es viele Geräusche und passende Hintergrundklänge, die die Dialoge lebendig wirken lassen. Schön, dass die verschiedenen Szenen dadurch sehr greifbar wirken.

Lotta hält ihren Teddy fest umklammert, während Jonas und Mia-Maria fröhlich durch die Gegend springen. Der Hintergrund mit der Blumenhecke ist dabei ebenfalls in einem nostalgischen Stil gehalten, der ein wenig romantisch wirkt und auch Kinder von heute anspricht. Das Innere ist übersichtlich gestaltet, alle Mitwirkenden sind aufgelistet und auch kleinere Rollen den Namen der Stimmen zugeordnet.

Fazit: „Die Kinder aus der Krachmacherstraße“ bereitet immer noch viel Freude, zumal die Umsetzung sehr lebendig geraten ist. Die Sprechenden sind in guter Form und lassen ihre Figuren realistisch und ausdrucksstark wirken, die Umsetzung ist eingängig und die kleinen Geschichten aus dem Leben gegriffen und dennoch aufregend.

VÖ: 12. Januar 2023
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837393118


1001 Nacht



Der persische König ist außer sich, als er vom Ehebruch seiner Frau erfährt – ausgerechnet mit einem Sklaven hat sie ihn betrogen. Er ist davon überzeugt, dass keine Frau treu sein kann und beschließt, es ihnen heimzuzahlen: Jeden Tag heiratet er eine neue Frau, die er am Morgen hinrichten lässt. Jedenfalls bis die ebenso kluge wie mutige Scheherazade etwas unternehmen will und dem König am Abend eine Geschichte erzählt…

Wer an Märchen denkt, hat hierzulande wohl zunächst die Brüder Grimm im Sinn, auch die Geschichten von Hans Christian Andersen, Wilhelm Hauff oder Oscar Wilde fallen einem noch ein. Und dann gibt es natürlich noch die Märchen aus „1001 Nacht“, die zusätzlich zu dem ebenfalls magischen Ansatz noch eine gehörige Portion exotischer Stimmung mitbringen. Beim Hörverlag ist eine dicke Box mit 10 CDs erschienen, die ein Radiohörspiel mit diesen Geschichten enthält. Besonders ist daran, dass es eine Rahmenhandlung gibt, die die verschiedenen Episoden miteinander verbindet: Die oben beschriebene Szenerie um die gewitzte Scheherazade, die mit ihren Geschichten dem unvermeidlichen Tod entgeht. Dies wird auch in dieser Produktion an den Anfang gestellt, in dem die Messlatte für das Kommende gelegt wird: Es geht keinesfalls immer harmlos märchenhaft zu, sondern wird auch mal brutal oder derbe erotisch, sodass diese Sammlung nicht gerade für Kinder geeignet ist. Es macht aber viel Spaß, sich immer wieder in die fremdartigen Welten einzutauchen und immer wieder neue Geschichten in ihnen zu entdecken – mal kurz und innerhalb weniger Minuten erzählt, mal deutlich länger und auch schon einmal drei ganze CD umfassend. Die Stimmung ist dabei sehr dicht, wobei die Produktion aus der Mitte der 90er Jahre stammt und die Akustik deswegen nicht ganz so ausgefeilt ist wie in vielen aktuellen Produktionen. So kommt auch ein guter Schuss Nostalgie mit ein, der diese sehr interessante Umsetzung abrundet.

Allein die Auflistung der mitwirkenden Stimmen umfasst mehr als drei Seiten im Booklet – und das liest sich ziemlich namhaft: Rosemarie Fendel, Ulrike Krummbiegel, Ben Becker, Peter Matic, Helmut Krauss, Klaus Miedel und Udo Schenk, um nur einige wenige zu nennen. Die Rolle der Scheherazade übernimmt Eva Mattes und verleiht der Figur eine ebenso klugen wie fantasievollen Ausstrahlung, zeichnet so das Bild einer reizvollen Frau und zieht einen dabei schnell in ihren Bann. Jörg Gudzuhn spricht ihren Gatten, den grausamen König, mit viel Wucht und einer passenden Attitüde, sodass die Ausstrahlung der Figur sehr gut zur Geltung kommt. Als Erzähler wurde Jürgen Hentsch ausgewählt, dessen markante Stimme für eine dichte Atmosphäre sorgt, er betont seine Texte gekonnt und lebendig.

Dass das Hörspiel bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, hört man ihm auch an – ein leicht blecherner Klang zieht sich durch die gesamte Laufzeit. Die Musik verströmt das Flair von 1001 Nacht und bringt so eine passende Kulisse ein, drängt sich aber nicht in den Vordergrund und ist angenehm dosiert. Auch die Geräusche sind vielseitig und insgesamt überzeugend, auch wenn nicht jeder Sound vollkommen zu passen scheint.

Ein paar pinke Ornamente auf dem magentafarbenen Hintergrund, ein verschlungener Schriftzug und dazu eine alte Darstellung von Scheherazade – das Cover der Box ist ansehnlich und markant geraten. Neben der bereits angesprochenen Auflistung der Sprecher ist auch eine ausführliche Trackliste in dem Booklet zu finden, während die einzelnen CDs in schlichten Plastikhüllen stecken.

Fazit: Die Märchen aus „1001 Nacht“ in einer ausführlichen und atmosphärischen Umsetzung – exotisch, magisch, spannend und vielseitig. Dabei geht es auch schon einmal brutal oder sexualisiert zu, sodass die Umsetzung nicht so recht für Kinder geeignet ist. Doch auch das steigert den Reiz dieser atmosphärischen Geschichten, die mir sehr gut gefallen haben.

VÖ: 14. November 2008
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783867173599


Die Chroniken von Mistle End – Die Hörspiel-Trilogie



Als Cedriks Vater seinen Job als Bibliothekar verliert, müssen die beiden gemeinsam in das kleine schottische Dorf Mistle End ziehen, wo eine Anstellung als Lehrer auf ihn wartet. Cedrik ist alles andere als begeistert, merkt jedoch schnell, dass die Ortschaft nur auf den ersten Blick verschlafen wirkt. Denn allerlei mystische Gestalten tummeln sich dort, was auch für Cedrik einige Herausforderungen birgt – insbesondere als er Besuch von einem Greif bekommt…

Mit den „Chroniken von Mistle End“ hat der Autor Benedict Mirow eine vielbeachtete Fantasy-Jugendbuchreihe erschaffen, die in drei Teilen viele Lesende begeistert hat. Doch auch als Hörspielumsetzung vom Audio Verlag funktioniert die fantasievolle und spannende Handlung sehr gut. Nach der Veröffentlichung aller drei Teile ist nun auch eine Komplettbox erschienen, die mit über 24 Stunden Laufzeit sehr umfangreich geraten ist. Dass das Hörspiel so gelungen ist, liegt dabei nicht nur an der hervorragenden Produktion, sondern auch an der wundervollen Handlung. Die Idee, dass ein scheinbar normaler Junge plötzlich Teil einer magischen Welt wird und dort einen entscheidenden Platz einnimmt, den er gemeinsam mit seinen ebenfalls magischen Freunden findet, ist zwar nicht ganz neu, wird hier aber auf vielfältige Weise sehr gekonnt variiert. Die vielen Ideen, die dabei eingeflossen sind, lassen Referenzen zu verschiedenen Mythologien erkennen, wirken aber sehr frisch, modern und dennoch sehr mystisch. Die Welt, die der Autor erschaffen hat, ist sehr vielseitig und intensiv dargestellt, es ist ein lebendiger Ort, an dem es überall etwas zu entdecken gibt. Dabei geht der Ideenreichtum auch über die drei Bände nicht verloren, auch im späteren Verlauf gibt es noch Neues und Überraschendes zu entdecken. Toll auch, dass die Charaktere so sorgsam ausgearbeitet sind und mit vielen Facetten gespickt sind. Das gilt für Cedrik ebenso wie für seine Freunde, Schulkollegen und die vielen anderen Wesen, die hier vorkommen. Die Handlung startet zunächst etwas langsam, was aber nicht negativ auffällt, da die Stimmung und die Atmosphäre bereits dort äußerst dicht sind. Auch zu Beginn der beiden anderen Bände ist erst einmal Ruhe angesagt, um sich zu akklimatisieren und eine kleine Rekapitulation der Ereignisse zu hören zu bekommen. Doch danach geht immer aufregend weiter, die gesponnenen Handlungsbögen sind mit vielen packenden Momenten, unheimlichen Begegnungen und düsteren Bedrohungen gespickt. Es gibt aber auch wieder ruhigere Momente, die es ermöglichen, die Figuren und die Welt noch mehr zu genießen – die Spannungsbögen wurden aber sehr geschickt gelegt und lassen das Interesse durchgängig bestehen. Auch die Wechsel zwischen mystischen Welten und dem realen Leben sorgt für reizvolle Gegensätze. Anzumerken ist noch, dass der Erzähler hier stellenweise recht lange Passagen hat und die Dialoge dann eher wie eine Begleiterscheinung wirken. Andere Szenen sind da deutlich dialogischer geraten. Durch die eingängige Produktion ist mir dies aber nicht sonderlich negativ aufgefallen, sodass ein sehr gelungenes Fantasy-Spektakel geraten ist.

Eine große Fülle an Sprechern saß für die Aufnahmen vor dem Mikrofon, wobei einige von ihnen gleich mehrere Rollen übernommen haben, unter ihnen Sebastian Mirow, Madeleine Stolze und Johannes Steck. Man merkt diese Doppelbesetzung aber nicht, da jeder Charakter einen sehr individuellen Klang bekommen hat. In der Hauptrolle des Cedrik O’Connor ist Maxi Belle zu hören, der den Jungen sehr aufgeweckt und lebendig klingen lässt. Sein Charme kommt dabei schnell zur Geltung und schafft einen sehr gelungenen Mittelpunkt der Handlung. Mir gefällt, dass er die Entwicklung des Jungen überzeugend einfließen lässt. Auch Maresa Sedlmeir macht als Emily Golden eine sehr gute Figur, wirkt spontan und bringt den Witz der Handlung gut zur Geltung, auch wenn sie an einigen Stellen den Faden zu verlieren scheint und ein paar etwas schwächere Stellen aufweist. Ihr Bruder Elliot wird von Malte Wetzel gesprochen, der das Trio gelungen ergänzt und seine ganz eigene Note mit einfließen lässt. Die wundervolle Barbara Schöneberger ist als Vampirkönigin Salamanca zu hören und bietet eine gelungene Kombination aus ihrer üblichen Aufgedrehtheit und einer bedrohlichen, unheimlichen Stimmung, was das Hörspiel um einen interessanten Charakter bereichert.

Autor Benedict Mirow ist zugleich auch als Regisseur im Einsatz, gemeinsam mit seinem Team hat er eine vielseitige und zauberhafte Atmosphäre geschaffen. Die verschiedenen Wesen werden dadurch gekonnt mit passenden Geräuschen unterstützt, aber auch die düsteren und bedrohlichen Momente kommen durch den Einsatz von eindringlicher Orchestermusik sehr gut zur Geltung. Die Dynamik der Handlung wird dabei gekonnt nachgezeichnet. Besonders beachtlich ist dabei, dass die lange Laufzeit von über sechs Stunden wie aus einem Guss wirkt und eine einheitliche Wirkung hat, es aber nie repetitiv wirkt.

Vier MP3-CDs sind notwendig, um die umfangreiche Handlung der drei Bände zu fassen. Untergebracht sind diese in einem hübsch gestalteten Digipack, das einen ersten Eindruck der drei Hauptfiguren vor einem düsteren Hintergrund gibt, aber auch drei mystische Wesen sind in abgesetzten Kreisen unter dem verschnörkelten Schriftzug zu sehen. Im Inneren gibt es noch eine mittelalterlich anmutende Stadtkarte von Mistle End.

Fazit: „Die Chroniken von Mistle End“ hat mir außerordentlich gut gefallen, die Atmosphäre ist so dicht und mystisch, zumal sie sehr individuell wirkt. Die Handlung ist sehr spannend, düster und abwechslungsreich, zumal sie sich immer weiter steigert und zu einem packenden Finale führt. Besondern gelungen sind aber die Charaktere, mit denen man mitfiebert, und die vielen magischen Elemente, die kreativ und lebendig geraten sind. Die Umsetzung als Hörspiel ist sehr gelungen, sodass man vollkommen in diese magische Welt eintauchen kann.

VÖ: 17. August 2022
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742425669


Sherlock Holmes‘ Geheimnis



Als ehemaliger Militärarzt sucht Dr. John Watson eine neue Bleibe – nur zu teuer sollte diese nicht sein. Auf Empfehlung eines Freundes trifft er sich mit Sherlock Holmes, einem exzentrischen Privatdetektiv, der ein Zimmer in seiner gemieteten Wohnung zu vergeben hat. Aus dem Zusammenleben wird schnell eine Freundschaft, zumal Watson Holmes bei seinen Fällen unterstützt. Doch Sherlock verbirgt nicht nur ein Geheimnis…

Es gibt zahlreiche Hörspielumsetzungen von Sherlock Holmes, doch das RadioLiveTheater geht noch einmal einen ganz eigenen Weg. Denn statt eine Originalgeschichte von Sir Arthur Conan Doyle umzusetzen oder neue Fälle zu erdenken, hat sich das Team um Regisseur Klaus Krückemeyer ein Theaterstück vorgenommen, das die private Seite der Figur beleuchtet. Es werden hier keine Mandanten vernommen, Rückschlüsse gezogen oder ermittelt, dafür werden die Bruchstücke aus Doyles Kanon zusammengefügt und so in einen zeitlichen Ablauf gebracht. Wer sich gut in der Materie auskennt, wird natürlich wissen, wie die beiden sich kennengelernt haben, wie sich ihr Zusammenleben gestaltet, was sich an den Reichenbachfällen ereignet hat. Aber so neu zusammengesetzt und kontinuierlich erzählt, wirkt das auch auf mich wieder frisch und eingängig. Ich mag, wie die Charakterzusammenstellung und die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren dargestellt werden, insbesondere aber, wie in der zweiten Hälfte noch einmal das titelgebende Geheimnis von Holmes eingebracht wird – ohne Grundlage in den Originalgeschichten. Das ist ein sehr gelungenes Gedankenspiel mit überraschend durchdachtem Hintergrund, der noch einmal eine ganz andere Perspektive erlaubt und der bekannten Figur einen psychologischen Aspekt hinzufügt, der ungewohnt, aber reizvoll ist. Diese Handlung wurde ursprünglich als Theaterstück konzipiert und spielt sich fast ausschließlich zwischen den beiden Hauptfiguren ab – andere Stimmen sind kaum zu hören, auch eine akustische Begleitung von Musik oder Geräuschen ist nicht vorhanden. Das wirkt zunächst etwas sperrig, aber auch sehr fokussiert und unmittelbar.

Klaus Krückemeyer ist nicht nur Regisseur, sondern übernimmt auch die Rolle des Sherlock Holmes. Die leichte Hochnäsigkeit, die Leidenschaft für seine Ermittlungen, der scharfe Verstand, seine exzentrische Art – all das bringt er lebendig auf den Punkt. Besonders beeindruckend ist er aber, wenn er andere Stimmen imitiert und dabei einen wahren Knalleffekt zündet. Ihm zur Seite steht Sebastian W. Wagner als Dr. John Watson, der eher die ernste, aber freundliche Seite des ehemaligen Militärarztes betont. So verliert die Figur zwar den leicht verdatterten Charme, dafür bringt er die zwischenmenschliche Ebene sehr gut zur Geltung und punktet mit seiner emotionalen Reaktion auf Holmes‘ Geheimnis.

Die etwa 90-minütige Produktion befindet sich auf zwei CDs, wobei das Cover sehr schlicht geraten ist: Der Name des Detektivs in Großbuchstaben in schwarz auf weiß-grauem Untergrund, dazu der Zusatz „Geheimnis“ in geschwungenen roten Lettern. Das beiliegende Booklet ist dafür umso gelungener: Fotos der Schauspieler in der entsprechenden Kleidung, ansehnliche Zeichnungen, aber auch Infos zum Autor und ein ausführlicher einleitender Text sind eine gelungene Ausstattung.

Fazit: „Sherlock Holmes‘ Geheimnis“ setzt die Bruchstücke der Originalgeschichten rund um die persönliche Beziehung zwischen Holmes und Watson gelungen zusammen und bringt sie in eine neue Form. Dabei lässt sich die Entwicklung der Figuren gut nachvollziehen, Highlight ist aber, wie im späteren Verlauf eine steile These zur Figur des Holmes aufgestellt wird, die ein ganz anderes Licht auf ihn wirft – sehr gelungen.

VÖ: 21. November 2022
Label: RadioLiveTheater
Bestellnummer: 9783862123827


Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte



Jacob Marley ist tot, seit sieben Jahren schon. Dennoch hat sein Geschäftspartner Ebenezer Scrooge den Namen noch nicht von den gemeinsamen Büroräumen entfernt. Stattdessen ist er für seine Mitmenschen gerade zur Weihnachtszeit keine Freude – sei es sein hart arbeitender Angestellter Bob Chratchit, sein Neffe Fred oder zwei Männer, die Spenden für die Armen sammeln. Doch seine Hartherzigkeit hat Konsequenzen: Der Geist von Jacob Marley erscheint ihm am Weihnachtsabend und warnt ihn vor einem solch verschlossenen Leben…

Normalerweise spielt das „Theater ex libris“ in Münster Live-Hörspiele vor Publikum, doch im Zuge der Kontaktbeschränkungen mussten auch Regisseur Christoph Tiemann und sein Team umsatteln und haben in einem professionellen Studio eine Aufnahme von „Charles‘ Dickens Weihnachtsgeschichte“ aufwendig eingespielt. Nun gibt es schon diverse sehr gute Umsetzungen der bekannten Vorlage, braucht es da noch eine weitere? Nach dem Hören muss ich sagen: Ja, diese Umsetzung hat es auf jeden Fall noch gebraucht! Nicht nur, weil den Beteiligten der Spaß an der Produktion deutlich anzuhören ist, sondern auch, weil noch einmal andere Aspekte der Geschichte betont werden. Ich habe selten eine Umsetzung gehört, in der das Auftauchen der Geister unheimlicher und eindringlicher geschildert ist. Der Gruselfaktor ist sehr hoch, aber auch die anderen Emotionen und Stimmungen, die die Geschichte transportiert, sind hervorragend inszeniert. Sehr gelungen ist auch die Idee der wechselnden Erzähler. Insbesondere im Intro, aber auch in der übrigen Handlung sind verschiedene Sprecher zu hören, was auch diese Texte agil, lebendig und ausdrucksstark wirken lässt – vor allem, wenn jeder nur wenige Wörter spricht. Die Dialoge und die sprachliche Verwendung wirken geschliffen und greifen den Geist der Vorlage gekonnt auf, bergen aber auch viele Eigenständigkeiten. Deswegen wirkt das Hörspiel auch dann noch unverbraucht und hörenswert, wenn man die Vorlage bereits kennt. Mit über eineinhalb Stunden Laufzeit ist die Länge der Umsetzung gut gewählt, die Szenen wirken allesamt lebendig und unterhaltsam, lassen sich aber auch genügend Zeit, um die Atmosphäre der Geschichte hervorzubringen. Das hat mir äußerst gut gefallen und hat viel Aufmerksamkeit verdient – auch weit über die Stadtgrenzen von Münster hinaus.

Natürlich sind die Schauspieler zu hören, die auch sonst im Live-Theater auftreten. Keiner der Namen kam mir dementsprechend aus anderen Hörspielen bekannt vor, aber jeder einzelne ist mit Leidenschaft und Professionalität dabei. Christoph Tiemann hat auch gleich die Hauptrolle des Ebenezer Scrooge übernommen und verleiht der Figur einen knarrigen, kalten Klang, doch auch die Wandlung des kaltherzigen Mannes wird durch ihn sehr treffend umgesetzt. Schön, dass auch die Angst und die Furcht in den passenden Momenten zur Geltung kommt – übrigens auch in seiner jüngeren Version. Johannes Casser ist als Scrooges Neffe Fred zu hören, seine freundliche und aufgeschlossene Art werden durch ihn gekonnt mit einer lebendigen Sprechweise betont, sodass ein überzeugender Charakter entstanden ist. Sarah Giese spricht unter anderem den Geist der vergangenen Weihnacht, ihre helle Stimme passt sehr gut zu der Rolle, wobei sie die sanfte Stimmung sehr gut darstellt, aber auch Melancholie oder spöttische Momente bekommt sie sehr gut hin. Und auch wenn es nur wenige Momente sind und der Name nicht der Rolle zugeordnet sind: Die hörbar sehr junge Sprecherin von Ebenezers Schwester Fanny vermittelt eine so unbändige und ehrliche Freude, dass ich es hier unbedingt erwähnen musste. Toll ist auch durchgängig die restliche Besetzung, unter anderem Alexander Rolfes, Urs-Adrian von Wulfen und Manuela Reiser.

Was hier auch akustisch auf die Beine gestellt wurde, ist wirklich beeindruckend geraten. Nicht nur der perfekte Schnitt der Stimmen, auch die eigens komponierte Musik sind sehr überzeugend. Ich mag die dynamischen Wechsel der Stimmungen, die mal hellen, mal unheimlichen Klänge, was das Flair der Geschichte unterstreicht. Und auch die reichhaltige Geräuschkulisse ist perfekt auf die Dialoge abgestimmt, sodass sehr viele sehr eindringliche Szenen entstanden sind.

Nicht zuletzt ist auch die Aufmachung der CD-Version beachtenswert liebevoll geraten. Das Cover wird von dem Foto eines Zylinders im Schnee geziert, während im Inneren und im beiliegenden Booklet einige Fotos der Sprecher zu sehen sind – in festlicher viktorianischer Kleidung vor passender Kulisse, die Großaufnahme von Ebenezer Scrooge mit markantem Gesichtsausdruck, aber auch von einer Live-Aufführung des Theaters. Ein einleitender Text im Booklet sowie die Auflistung der Beteiligten dürfen natürlich nicht fehlen. Und auch die CDs sind etwas Besonderes: Bedruckt wie Schallplatten machen auch sie ordentlich etwas her.

Fazit: Hier zeigt sich einmal mehr, dass auch abseits der bekannten Hörspielstudios Großartiges entstehen kann. „Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte“ ist in der Hörspielfassung von ex libris lebendig, vielseitig, gefühlsbetont und sehr hochwertig produziert. Die Sprache ist wunderschön, die Sprecher nicht nur leidenschaftlich, sondern auch sehr professionell, die akustische Begleitung sehr atmosphärisch und hochwertig. Grandios!

VÖ: 10. Dezember 2021
Label: Theater ex libris
Bestellnummer: Hier kaufbar
 

 


Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 3



Lord Shnatterman und seine tierischen Geister-Vorfahren sind weiterhin auf ihrer Reise durch den Wilden Westen, um den sagenumwobenen Schatz zu finden. Dabei begegnen sie dem Apachen Nana, der sie wart, nach dem Pueblo zu suchen – ein düsterer Fluch soll auf dem Ort liegen. Bei einem Zwischenstopp in San Antonio will die Besatzung aber erst einmal an einer Zirkusvorstellung teilnehmen. Doch Schmetterhemd will eigentlich keine Aufmerksamkeit erregen...

Max Kruse hat drei Bände der Buchreihe um „Lord Schmetterhemd“ geschrieben, nun wurde auch der dritte Band von Tommy Krappweis als Hörspiel umgesetzt – wieder in drei Teilen in einer dicken Hörspielbox. Die Handlung baut aufeinander auf und setzt auch direkt am Ende der letzten Box an, sodass hier weitere Geschichten aus der Reise in den Wilden Westen erzählt werden. Dank des Schiffs und der Besatzung gibt es dabei nicht nur wechselnde Spielorte und viele Begegnungen mit neuen Figuren, sondern eben auch wieder eine Menge unglaublich witziger Momente. Schmetterhemds Begleiter sorgen mit flotten Sprüchen, exaltiertem Verhalten und frechen Aktionen für viel Freude, immer wieder wird die Handlung dadurch in eine neue Richtung gelenkt. Dass dabei die Entwicklung der Geschichte zurücktritt, fällt dabei kaum auf, da ich mehrfach herzhaft lachen musste. Doch es gibt sie eben auch, die spannenden Momente, brenzlige Situationen, vertrackte Rätsel und unheimliche Stimmungen, sodass eine abenteuerliche Atmosphäre entstanden ist. Jede der drei Episoden beschäftigt sich dabei mit einer oder mehreren Schwerpunkten, was zusätzlich für Abwechslung sorgt. Die Adaption der Bücher ist dabei sehr liebevoll geraten und behutsam modernisiert, ohne den eigentlichen Kern der Geschichten zu verändern. Sehr schön, dass die Serie so konstant auf hohem Niveau umgesetzt worden ist und hier einen mehr als würdigen Abschluss findet.

Little Byrd wird von Merese Sedlmeir sehr lebendig und energiegeladen in Szene gesetzt, was das mutige Mädchen sympathisch, wild und liebenswert wirken lässt. Dana Geissler ist als Tante Turkey auch hier wieder sehr überzeugend, ihr spöttischer, meist leicht genervter Unterton passt wunderbar zu dem humorvollen Skript und bringt eine ganz eigenständige Note in die Handlung ein. Und auch Stefan Günther ist in der Titelrolle des Lord Mc Shnatterman wieder sehr lobenswert, er agiert zwischen bodenständig, hochnäsig und witzig, sodass eine wundervolle und liebenswerte Titelfigur entsteht. Weitere Sprecher sind Pascal Breuer, Sebastian Muxeneder und Michael Kessler.

Die humorvolle Szenerie wird durch die lebendige atmosphärische Gestaltung gekonnt unterstrichen, wobei insbesondere die vielseitigen Geräusche im Einsatz sind. Mal im Hintergrund für eine lebendige Kulisse, mal comichaft, um Slapstick-Momente zu untermauern, aber immer sehr passend. Dazu gehören auch passende und lebendige Melodien, die meist während der Erzähltexte oder in den Szenenübergängen für eine passende Stimmung sorgen.

Wie bei den beiden Vorgängerboxen sind auch hier drei einzelne CD-Hüllen in einem gemeinsamen Pappschuber untergebracht. Die Gestaltung ist dabei abwechslungsreich geraten, jede Episode hat ein eigenes Titelbild spendiert bekommen – alles in witzigem Animationsstil und mit einer passenden Szene aus der jeweiligen Handlung. Im Inneren der kleinen Booklets sind nicht nur die jeweils Mitwirkenden zu finden, sondern auch eine nähere Erklärung zu einigen Begriffen aus den Hörspielen.

Fazit: Die dritte Box von „Lord Schmetterhemd“ ist in meinen Augen ein Volltreffer und setzt die Handlung liebevoll umgesetzt und abwechslungsreich fort. Der wundervolle Humor der Figuren kommt wieder sehr gut zur Geltung, aber auch die spannenden Momente und die Entwicklung der Handlung sind sehr gekonnt umgesetzt. Sehr hörenswert!

VÖ: 25. März 2022
Label: Edel
Bestellnummer: 4029759174783


Emma (Jane Austen)



Durch den frühen Tod ihrer Mutter und die ebenfalls frühe Heirat ihrer Schwester ist Emma schnell zur Herrin ihres Vaterhauses geworden, den sie sich mit ihrer Klugheit und ihrer scharfen Sicht auf die Welt durchaus gefügig gemacht hat. Von einer eigenen Heirat hält sie indes wenig, stiftet aber von Herzen gern selbst diverse Arrangement zwischen Freunden und Familie, während sie sich gegen den Standesdünkel immer mehr auflehnt…

Jane Austen gilt nach wie vor als eine der bedeutendsten Autorinnen Großbritanniens, seit vielen Generationen gehören ihre Werke zum Standartrepertoire der Buchläden und heimischen Regale. Der Hörverlag hat sich in letzter Zeit bereit damit hervorgetan, neue Hörspielproduktionen nach ihren Geschichten in aufwendiger Gestaltung auf den CD-Markt zu bringen, auch „Emma“ wurde nun in einer Umsetzung von radiobremen und hr2 präsentiert. Die kesse und durchsetzungsstarke Hauptfigur ist dabei sicherlich der Hauptgrund, warum die Handlung so gut funktioniert, sie ist nicht nur sehr gut ausgearbeitet, sondern bietet dem Hörer auch verschiedene Ebenen ihrer Persönlichkeit – beispielsweise wenn sie trotz allen Mutes und ihrer kämpferischen Art auch mal kleinlaut oder verwirrt wirkt. Durch sie wird das Hörspiel lebendig, wobei auch die anderen Figuren sehr gelungen eingebunden sind und jeweils ihre eigene Art einbringen. Hier kommt es nicht auf das Tempo der Handlung an, welches eher gering ist, sondern auf die dichte Ausstrahlung, die mal mehr, mal weniger subtilen Zwischentöne, die ergreifenden und durchaus auch humoristischen Entwicklungen. Und natürlich macht ein Teil der Anziehung auch das Eintauchen in die damalige Zeit mit ihren Ballabenden, Teestunden und Standesunterschieden eingängig dargestellt ist. Darin kann man sich auch in dieser Umsetzung sehr gut versinken lassen, was das über fünfstündige Hörspiel zu einer sehr kurzweiligen Angelegenheit werden lässt.

Laura Balzer wurde für die Titelrolle der Emma ausgewählt und gestaltet ihre Figur sehr ausdrucksstark, facettenreich und lebendig. Ich mag es, wie sie mit viel Ernst an die Rolle herangeht und die energische Art der jungen Frau perfekt trifft, aber dabei auch den Humor der Szenen nicht vernachlässigt. Gerd Wameling ist als Mr. Woodhouse zu hören, seine warme und freundliche Stimme passt sehr gut in das Ambiente der Handlung, zumal auch er sehr eingängig spricht und den Szenen so Leben verleiht. Als Erzählerin konnte Katja Riemann gewonnen werden, die ihre Texte mit viel Gefühl, Humor und treffender Betonung spricht, was sehr kurzweilig wirkt. Weitere Sprecher sind Michael Rotschopf, Leonie Rainer und Marina Frenk.

Auch die akustische Begleitung der Handlung ist hervorragend umgesetzt, die eigens eingespielte Musik mit klassischen Instrumenten passt sich sehr gut an die verschiedenen Szenen an, wirkt mal lebendig, mal bedrückend, mal heiter und ist ständiger Begleiter, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Die Geräuschkulisse ist oft eher dezent, in vielen Momenten aber auch markant und sorgt so für eine glaubhafte Szenerie.

Geradezu opulent ist die Ausstattung der CD-Ausgabe gelungen, die vier CDs finden sich in stabilen Laschen in einem fast schon buchähnlichen Einband wieder. Das eingeklebte Booklet hat ein 28-seitiges Vorwort, das mit den bereits vom Cover bekannten Ornamenten üppig verziert wurde, aber natürlich auch die Angaben zu den Mitwirkenden enthält. Das Titelbild ist zudem noch mit glänzender Goldfolie verziert, was den positiven Eindruck noch einmal verstärkt.

Fazit: „Emma“ unterhält insbesondere mit der charmanten Hauptfigur, der Einbettung in die gehobene englische Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts, den vielseitigen Ent- und Verwicklungen. Der subtil humorvolle Unterton und der intensive Bick auf die Figuren sorgt für sehr gute Unterhaltung, zumal auch die Umsetzung herausragend ist und durch eine opulente Ausstattung der CD-Version punktet.

VÖ: 11. April 2022
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844545210


Maigret – Die raffiniertesten Fälle



Franz Steufels, ein angesehener Buchhändler, wird in einer anonymen Anzeige des Mordes beschuldigt, er soll eine Leiche in einem Heizofen verbrannt haben. Tatsächlich werden die Überreste menschlicher Zähne aufgefunden und Steufels festgenommen. Kommissar Maigret von der Pariser Kriminalpolizei wird auf den Fall angesetzt, kommt aber bei seinen Ermittlungen nicht weiter. Unerwartete Hilfe bekommt er ausgerechnet von seiner Frau…

Georges Simenon hat zahlreiche Romane und Geschichten um seine Figur Jules Maigret geschrieben, die insbesondere auch in den 50er Jahren als Hörspiel umgesetzt wurden. Sieben Hörspiele unterschiedlicher Radioanstalten hat der Audio Verlag nun in einer Box versammelt und gemeinsam veröffentlicht – zwei von diesen stammen dabei aus den 80er Jahren und stechen deswegen ein wenig heraus. Auch die Laufzeit variiert deutlich, während der Einstieg mit „Frau Maigret als Detektiv“ über 80 Minuten lang ist, sind andere in einer halben Stunde auserzählt. Und auch die Ansätze der Fälle sind sehr variabel und bieten einige Abwechslung: Mal gilt es aufzudecken, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt, dann muss die Unschuld eines angeblichen Mörders bewiesen werden oder ganz klassisch ein Täter überführt werden. Mir gefällt dabei, dass eben nicht nur die Identität des Mörders im Fokus steht, sondern vor allem immer die Suche nach einem überzeugenden Motiv im Vordergrund steht. Thematisch stechen zwei der Fälle jedoch positiv hervor: In „Maigrets Weihnachtsfest“ wird angeblich der Weihnachtsmann gesichtet, der sogar Geschenke für die kleinen Zeuginnen zurücklässt – ein ungewöhnlicher Ansatz, der clever und mit viel Charme erzählt wird. Andererseits soll Maigret in „Maigrets Memoiren“ zum Helden diverser Schundromane herhalten – dass der Autor sich dort nicht ganz so ernst genommen hat, ist ein sehr gelungenes Element. Auch ansonsten durchzieht feiner, süffisanter Humor die Geschichten, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und das Tempo – wie man es von Hörspielen dieser Zeit kennt – recht langsam. Dennoch kommt eigentlich immer eine gute Stimmung und etwas Spannung auf, sodass eine lohnenswerte Box entstanden ist.

Aufgrund der unterschiedlichen Produktionsjahre und verschiedener vertonender Radiosender ist auch eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher zu hören, wobei auch die Hauptfigur unterschiedlich besetzt ist. Leonhard Steckel ist in „Frau Maigret als Detektiv“ in der Titelrolle zu hören und verleiht der Figur eine kraftvolle, aber auch authentische Sprechweise. Den leisen Humor greift er dabei gekonnt auf, kann seine Stimme aber auch hart und forschend klingen lassen – sehr gelungen! Walter Richter hat mir ebenfalls gut gefallen, indem er dem Kommissar in „Maigrets Memoiren“ noch einmal ganz anders klingen lässt und den Ärger der Titelfigur sehr überzeugend darstellt, wobei er für viele markante Momente sorgt. Horst Christian Beckmann übernimmt die Titelrolle in „Maigrets Weihnachtsfest“ und legt den Fokus etwas mehr auf die scharfsinnige Art des Kommissars, spricht aber auch gediegen und launig, sodass auch diese Umsetzung ihren Reiz entfalten kann. Weitere Sprecher sind Theo Schulte, Friedrich Otto Scholz und Rudolf Schumann.

Klassischerweise ist die Musikuntermalung auch bei diesen Radiohörsielen etwas spärlich geraten, nur in wenigen Momenten wird die Szenerie von passenden Melodien begleitet. Auch die Geräuschkulisse ist hier nicht so vielfältig wie in vielen aktuellen Produktionen, überzeugt aber mit passenden Klängen. Das bringt viel nostalgischen Charme mit sich, überzeugt aber mit einer sauberen Klangqualität – mit Ausnahme eines leicht blechernen Untertons klingt alles sehr sauber.

Der titelgebende Kommissar ist auf dem Covermotiv zu sehen, Pfeife rauchend, schick gekleidet und mit einer angedeuteten Bibliothek im Hintergrund. Das ist einer Filmszene entnommen und in der schwarz-weißen Optik bereits nostalgisch, wobei der rote Schriftzug für einen gelungenen Kontrast sorgt. Fünf einzelne CD-Hülle sind dabei in der Box versammelt, wobei zu jedem Hörspiel die Mitwirkenden aufgelistet sind.

Fazit: Sieben Hörspiele mit gediegener Krimiunterhaltung – Kommissar Maigret ist hier in ganz unterschiedlichen Fällen zu hören. Dabei treffen inhaltlich die beiden Produktionen aus den 80er Jahren dank des ungewöhnlichen Ansatzes meinen Geschmack am meisten, aber auch die anderen Fälle sind überzeugend umgesetzt und gelungen erzählt. Sehr unterhaltsam und sehr nostalgisch.

VÖ: 16.Mai 2022
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742423597


Jenseits von Eden - Das Hörspiel



Cyrus Trask herrscht mit harter Hand auf seiner Ranch, insbesondere seine Söhne Adam und Charles aus erster und zweiter Ehe erleben seine Strenge, haben sich aber mit der Situation arrangiert und halten aber zusammen. Doch als Adam zur Armee gehen soll und Charles aus Eifersucht beinahe mit einer Axt erschlägt, wendet sich das Blatt. Dennoch bleiben die beiden in regem Briefkontakt, ihre Leben entwickeln sich aber deutlich auseinander...

John Steinbecks Familiensaga „Jenseits von Eden“ ist wohl das bekannteste Werk des Literaturnobelpreisträgers und ist nicht zuletzt wegen der beliebten Verfilmung so populär geworden. Der NDR hat sich nun dazu entschlossen, ein sechsteiliges Hörspiel daraus zu produzieren, welches nun auch auf CD beim Hörverlag erschienen ist. Dabei kommen die poetischen Texte, die bildhaften Beschreibungen, die dramatischen Entwicklungen sehr gut zur Geltung und werden mit Inbrunst vorgetragen, während auch die heruntergekommenen, innerlich zerstörten Charaktere mit ihrem ordinären Ausdruck sehr präsent dargestellt werden. Beides ergibt einen sehr gelungenen Kontrast und folgt der eher ruhigen Erzählweise, die sich über mehrere Jahre hinstreckt und dabei besonders entscheidende Momente zeigt, aber auch leise, stille Momente, die die Charaktere und ihr Innerstes entlarven. Dabei sind durchgängig viele Erzähltexte vorhanden, darunter sind aber immer wieder auch die Stimmen der Protagonisten gelegt, was wiederum lebendig und intensiv wirkt. Und auch der oft derbe Humor mit den bissigen Kommentaren sind hervorragend eingebunden, mal durch einen abfälligen Kommentar, mal in scharfsinnigen Analysen über die Figuren. Die über achtstündige Produktion erfordert Aufmerksamkeit, ist dafür aber auch wesentlich detaillierter als die filmische Umsetzung und integriert viele Themen, die wohl generalgültig sind – sehr gelungen!

Ulrich Noethen ist als Erzähler hervorragend besetzt, er trägt seine vielen Texte mit Inbrunst und einer sehr prägnanten Sprechweise vor, er baut viele Facetten mit ein, erzeugt unterschiedliche Stimmungen, nutzt geschickt verschiedene Tempi oder kleine Pausen und bringt die Handlung so sehr gut zur Geltung. Thomas Loibl ist in der Rolle des Adam Trask zu hören, der die aufwallende Gefühlswelt seines Charakters ebenso gelungen einbaut wie seine Abgestumpftheit, was mit viel Wucht und Eindringlichkeit geschieht. Peter Kampfe ist als Cyrus Trask sehr beeindruckend, mit viel Wut, sehr gelungen intoniertem Krächzen und einer sehr starken Aura setzt er seine Szenen gut um, was trotz ihrer Kürze nachhaltig in Erinnerung bleibt. Weitere Sprecher sind Sebastian Blomberg, Maja Schöne und Hedi Kriegskotte.

Akustisch wurden für die Umsetzung einige sehr ungewöhnliche Elemente ausgewählt, so werden einige gesungene Lieder einer rauen Frauenstimme vorgetragen – nicht auf Deutsch übersetzt, aber dennoch sehr stimmungsvoll. Auch die vielfältige Musikkulisse kann sehr überzeugen und bringt viele authentische und stimmungsvolle Momente mit sich. Auch die Geräusche sind gekonnt eingebunden und sorgen für einen lebendigen Ausdruck der Dialoge.

Die acht CDs mit über neun Stunden Laufzeit sind in einer stabilen Pappbox zum Aufklappen untergebracht, die einzelnen Discs stecken in Pappsleeves, die allesamt das hübsche Titelbild mit der sturmumtosten Farm auf dem flachen Land zeigen. Highlight der Ausstattung ist aber sicherlich das umfangreiche Booklet mit vielen Hintergrundinformationen zu den Mitwirkenden und lesenswerten Texten über das Werk und die Entstehung des Hörspiels.

Fazit: „Jenseits von Eden“ wird in seiner Hörspielumsetzung der Buchvorlage absolut gerecht. Die Sprecher sind mit viel Energie bei der Sache und interpretieren die Rollen perfekt, die Handlung ist trotz zahlreicher Erzähltexte lebendig und eindringlich umgesetzt. Die Wucht der Erzählung, poetische Texte auf der einen und heruntergekommene Charaktere auf der anderen Seite ergeben einen sehr reizvollen Kontrast.

VÖ: 27. September 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844538151


Pittiplatsch und seine Freunde – Die Jubiläumsbox



Pittiplatsch, der kleine Kobold, will am Mond vorbei zum Knopfstern fliegen. Dazu hat er sich eine eigene Rakete gebaut – ein Staubsauger ist für ihn der ideale Antrieb. Doch auch der Hund Moppi will mitkommen und bringt gleich einige nützliche Gegenstände mit. Die Hupe scheint Pittiplatsch aber reichlich überflüssig, und auch ansonsten ist er nicht gerade begeistert über die spontane Begleitung…

Pittiplatsch ist eine der Kultfiguren des Fernsehens des DDR überhaupt und ist mittlerweile im gesamten Deutschland bekannt und geliebt – und das seit vielen Jahrzehnten. 60 Jahre ist es her, dass der freche Kobold erstmals über die Bildschirme geflimmert ist, und zu diesem Jubiläum ist bei cbj audio eine Hörspielbox um die niedliche Figur erschienen. Dabei kommen natürlich auch die witzige Ente Schnatterinchen und der brummige Hund Moppi zu hören, aber auch die nicht minder beliebten Herr Fuchs und Frau Elster sind hier zu hören, die ebenfalls Teil des Sandmännchens waren. 14 Geschichten um Pittiplatsch auf zwei CDs, dazu noch eine weitere Disc mit einer Stunde Laufzeit um das streitsüchtige Duo – viel Zeit also für viele witzige Szenen. Mir gefällt, dass immer wieder ein neuer Ansatz gefunden wurde, um die Figuren in neue Szenerien zu setzen und dabei viel Raum für die individuellen Charaktere bleibt. Jede Figur kann dabei ihre Stärken ausspielen und sorgt für eine liebenswerte Stimmung. Die eingebauten Lieder verstärken diesen Eindruck noch weiter und sorgen für gelungene Trennungen der einzelnen Geschichten. Durch die Kürze der Episoden eignen sich diese Hörspiele auch bestens für die ganz kleinen Zuhörer, sodass sich diese Box nicht nur eignen, in eigenen Erinnerungen zu schwelgen, sondern auch, um dem eigenen Nachwuchs die eigene Kindheit nahezubringen.

Heinz Schröder, der die Puppe von Pittiplatsch so liebevoll gespielt hat, ist auch hier mit seiner hellen, leicht kratzigen Stimme zu hören und bringt die unangepasste Rotzigkeit der Figur sehr ausdrucksstark und witzig zur Geltung. Friedgard Kurze spricht die Ente Schnatterinchen mit einer sehr niedlichen Ausdrucksweise, das prägnante Schnattern und ihre leicht naive, freundliche Art formen einen weiteren sehr putzigen Charakter. Das Trio wird durch Moppi komplettiert, die mal von Günter Puppe und mal von Günther Schiffel gesprochen wird. Beide stellen den Hund mit tiefer, brummiger Stimme und tapsiger Art dar, was ebenfalls für viel Charme sorgt. In den Geschichten um Herrn Fuchs und Frau Elster sind unter anderem Heinz Fülfe, Ingeborg Fülfe und Barbara Augustin zu hören.

Durch eine digitale Restaurierung der Aufnahmen aus den 70er und 80er Jahren klingen die Stimmen sehr klar und sind von guter Qualität. Die Geräuschkulisse ist überzeugend inszeniert, auch wenn der Fokus auf den Stimmen liegt, sind immer wieder Klänge eingebaut, die die Handlungen der Charaktere unterstreichen. Die herrlich schräg gesungenen Lieder der Charaktere machen viel Spaß und dienen gekonnt als Trennung zwischen den Episoden.

Die 60 zum großen Jubiläum prangt auf dem Titelbild des Hörspiels, Pittiplatsch, Schnatterinchen und Moppi schauen daraus hervor, auch ein Luftballon ziert das Bild. Die drei CDs stecken in einer dicken Plastikhülle, der von einem Pappschuber umgeben ist. Innen liegt ein kleines Booklet mit weiteren Zeichnungen, den Mitwirkenden und einer kleinen Beschreibung der verschiedenen Charaktere.

Fazit: Auch als Hörspiel entfalten Pittiplatsch und die anderen Figuren schnell ihren Charme, zumal die ganz verschiedenen Szenerien für immer neue Ideen sorgen. Die Geschichten sind kurz erzählt, sodass auch jüngere Zuhörer schon gut folgen und sich über die frechen Sprüche freuen können. Schön, dass auch der Klang der Hörspiele so überzeugend aufbereitet wurde.

VÖ: 14. Februar 2022
Label: cbj audio
Bestellnummer: 9783837159820


Erebos – Das Hörspiel



Colin, ein ansonsten engagierter Schüler in London, verändert sich plötzlich, schwänzt die Schule, verpasst das Basketball-Training und verhält sich auch ansonsten gegenüber seinem Freund Nick gegenüber abweisend. Und schon bald bekommt auch Nick eine Ahnung davon, woran das liegt: Auf einem DVD-Rohling mit der Aufschrift „Erebos“ ist ein Spiel enthalten, das auch Nick bald in seinen Bann zieht…

Der ungewöhnliche Roman „Erebos“ hat bereits viele Fans gefunden und ein recht großes mediales Echo bekommen, nun wurde die Geschichte auch als aufwendiges Hörspiel umgesetzt. Die Mischung aus Science-Fiction und Fantasy spielt in der heutigen Zeit und spielt auf zwei Ebenen: Im realen Leben sowie in der Welt des Computerspiels Erebos, was für viele fantastische Elemente sorgt. Gelungen ist, dass für die beiden Teile jeweils unterschiedliche Erzähler im Einsatz sind, was es einfacher macht, zwischen den Ebenen zu unterscheiden. Zunächst ist völlig unklar, wobei es sich um Erebos überhaupt handelt, was es mit der unheimlichen, blechernen Stimme des Programms auf sich hat. Doch während sich die Handlung auf den beiden Ebenen weiterentwickelt, bekommt man immer mehr eine Ahnung von dem Gesamtbild. Und auch das Spielsystem wird immer detaillierter beschrieben, die Grenzen zwischen beidem verwischen, man weiß irgendwann selbst nicht mehr, was man glauben soll. Genau diese rätselhafte, mysteriöse Stimmung ist sehr reizvoll und sorgt für einen sehr gelungenen Eindruck von der Handlung. Der Hype um die Geschichte ist sehr verständlich und wird mit dieser sehr gelungenen Umsetzung sicherlich noch fortgesetzt, insbesondere da ich es nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene sehr unterhaltsam finde.

Tim Kreuer wurde für die Hauptrolle des Nick eingesetzt und kann die verschiedenen Facetten des Schülers überzeugend umsetzen und insbesondere auch die Wandlung seines Charakters glaubhaft darstellen, wird immer reizbarer und aufgeregter – sehr überzeugend. Julian Greis spricht seinen Freund Colin ebenfalls sehr vielseitig und passt sehr gut in die Atmosphäre der Handlung, wobei er die düstere Seite der Geschichte gekonnt betont. Das Erzählerduo aus Volker Hanisch und Julia Nachtmann überzeugt mit sehr atmosphärischer Sprechweise, beide verleihen ihren Texten eine lebendige und eingängige Stimmung. Weitere Sprecher sind Achim Buch, Julian Greis und Jonas Minthe.

Auch die hervorragende akustische Gestaltung trägt zum intensiven Eindruck der Produktion bei – und das beginnt schon mit der schnarrenden, technisch verzerrten Stimme von Erebos. Seien es die Szenen im realen London oder der fiktiven Welt des Spiels, alles ist mit vielen authentischen Geräuschen unterlegt. Auch die Musik von Obias Leluschko und FX:One Music ist sehr überzeugend und transportiert die verschiedenen Stimmungen mit oft düsteren, sehr atmosphärischen Melodien.

Natürlich wurde das Buchcover auch für das Hörspiel verwendet, der rote Untergrund mit dem markanten Schriftzug und dem Auge in en einer Art Zahnradoptik wirkt auch hier passend und geheimnisvoll. Das fast zweieinhalbstündige Hörspiel befindet sich auf einer MP3-CD in einem hübschen Digipack, in dem im Inneren neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden auch eine Kurzbiographie zur Autorin enthalten ist.

Fazit: „Erebos“ baut schnell eine geheimnisvolle Stimmung auf und ist eine sehr gelungene Verbindung zwischen dem realen London und einer fiktiven Welt, die nicht nur die Figuren, sondern auch den Hörer vollkommen in ihren Bann zieht. Die Umsetzung ist eindringlich, dynamisch und technisch sehr hochwertig produziert, zumal auch die Sprecher sehr überzeugend sind. Eine sehr empfehlenswerte Produktion – nicht nur für jugendliche Hörer.

VÖ: 19. November 2021
Label: Leonine
Bestellnummer: 4061229249324


Mara und der Feuerbringer – Die Hörspiel-Box zum zweiten Buch



Mara kann bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihrer Mutter den Professor Reinhold Weissinger überreden, die beiden zu einem Rückführungsseminar zu begleiten. Doch kaum in der Unterkunft spürt Mara eine eindringliche Warnung, ohne genau benennen zu können, woher diese kommt. Und ihr Gefühl täuscht sie nicht, denn schon bald steht sie der düsteren Todesgöttin Hel gegenüber, die für Mara einen unglaublichen Auftrag hat…

Bereits kurze Zeit nach dem Erscheinen der ersten CD-Box der Hörspiele um „Mara und der Feuerbringer“ ist auch die Umsetzung des zweiten Bandes veröffentlicht worden. Die Handlung fängt dabei auch wieder etwas langsamer an, zunächst gibt es eine ruhige Szene bei Mara und ihrer Mutter zu Hause, bis mit der Ankunft bei dem Seminar die ersten mystischen Ereignisse aufkommen. Mir gefällt aber, dass dabei eben nicht die Gags um Maras esoterische Mutter einfach wiederholt werden, sondern Professor Weissinger seine witzige Seite verstärkt zeigen kann und für einige Lacher sorgt. Nach und nach werden dann auch die mystischen Elemente eingebunden und verdichten sich immer weiter, was wieder sehr fantasievoll geraten ist. Wie die bekannten Sagen miteinander verknüpft und in die heutige Zeit transportiert sind, hat mir auch hier wieder gut gefallen. Die Bedrohung für Mara wird immer intensiver, die Gefahren größer, wobei die Begegnung mit Hel eine sehr prägnante Szene ist und auch im weiteren Verlauf immer wieder nachhallt. Danach kommt auch mehr Tempo auf, die Spannungskurve baut sich dann immer weiter auf. Men merkt aber auch, dass sich die Handlung noch etwas zurückhält, um noch Potenzial für das große Finale im dritten Teil übrig zu lassen. Dennoch: Auch die zweite CD-Box um Mara ist ein Volltreffer und bietet ein passend produziertes und spannendes Hörspiel.

Der wundervolle Rufus Beck ist in der Rolle des Professor Reinhold Weissinger zu hören, in die er sein perfektes Timing und den Sinn für sehr effektiven Humor einfließen lässt, aber auch in den ernsteren Szenen ist er sehr überzeugend. Als Totengöttin Hel ist Laura Preiss zu hören, die der Rolle eine sehr düstere und markante Aura verleiht und auch die Mystik der Figur einfließen lässt – eine sehr eingängige und passende Sprechweise für den interessanten Charakter. Und auch Thoma Rauscher hinterlässt als Feuerbringer einen sehr gekonnten Eindruck, er verleiht der Handlung dabei viel Ausdruck und setzt viel düstere Energie ein. Weitere Sprecher sind Nadine Wrietz, Arlett Drexler und Thomas Wenke.

Die Geräuschkulisse ist wie bereits im ersten Teil der Reihe sehr vielfältig, es bauen sich ganz unterschiedliche Szenerien auf, aber auch die Handlungen der Charaktere werden gekonnt mit passenden Sounds unterstrichen. Die Musik ist lebendig, mal mystisch, mal schwungvoll, aber immer hochwertig eingespielt und sehr gut auf die Handlung angepasst. Das passt alles sehr gut zusammen und macht es einem leicht, in die Handlung zu versinken.

In mystischem Blau und Türkis gehalten ist das Titelbild zu dieser Hörspiel-Box und lehnt dich dabei natürlich an die Buchvorlage an. Das Gesicht von Mara ist dabei zur Hälfte und in düsteren Tönen zu sehen, während sich in ihren Augen aufgewühlte Wassertropfen zu sehen sind. Drei gewöhnliche Plastikhüllen sind im Inneren untergebracht, das Titelbild wird dabei immer durch eine leicht andere Farbgebung variiert. In den kleinen Booklets gibt es unter anderem ein kleines Glossar zu einigen vorkommenden mythischen Begriffen, aber auch Fotos der Sprecher sind zu sehen.

Fazit: „Mara und der Feuerbringer“ wird hier gekonnt fortgesetzt und startet wieder etwas ruhiger, baut dann aber kontinuierlich Spannung und mystische Elemente auf. Der Humor der Figuren und der treffende Witz sorgen auch hier wieder für viele Lacher. Noch düsterer und bedrohlicher als der Vorgänger, für junge Erwachsene aber genau die richtige Portion Nervenkitzel.

VÖ: 1. Februar 2022
Label: edel
Bestellnummer: 4029759170723


Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 2



Lord Schmetterhemd plant mit dem frisch gewonnenen Segeldampfschiff „Flying Cloud“ seine erste Reise von Schottland in die USA, natürlich in Begleitung seines treuen Dieners Cookie. Doch er hat nicht so recht damit gerechnet, das auch seine tierischen Ahnen mitkommen wollen – und auch nicht, dass die Schifffahrt ein so hartes Unterfangen ist…

Tommy Krappweis hat in letzter Zeit für einige sehr interessante Hörspielproduktionen gesorgt, dazu gehörte auch die Hörspielbox zu „Lord Schmetterhemd“ nach den Geschichten von Max Kruse. Nur kurz nach dem Erscheinen ist nun auch die zweite Box mit drei weiteren Episoden erschienen, die ebenso viel Spaß macht – wenn nicht sogar etwas mehr. Das mag zum einen daran liegen, dass die Erzählung hier direkt loslegen kann und keine Zeit darauf verwenden muss, um die Charaktere oder die Szenerie vorzustellen. Es liegt aber vor allem daran, dass ein wahres Ideenfeuerwerk gezündet wird und insbesondere die Ahnen von Lord Schmetterhemd für immer neue Gagsalven sorgen. Dabei sind auch die vielen Slapstick-Momente allein durch die Dialoge gekonnt wiedergegeben, auch viele lustige Diskussionen sind zu hören – und das zieht sich hier durch alle drei Episoden. Dabei sind die einzelnen Schwerpunkte pro Folge sehr individuell, jede bietet eine einzigartige Handlung, dennoch zieht sich auch ein leichter roter Faden durch die Geschichten. Dabei wird die Amerika-Reise der ungewöhnlichen Reisegruppe samt einiger Schwierigkeiten thematisiert, was durch die verschiedenen Szenerien für Abwechslung sorgt. Und auch die Charaktere sind wieder sehr individuell, leicht skurril und sehr markant gestaltet, sodass man sie in Erinnerung behält und auch kleinere Hörer der Handlung gut folgen können. Unterstützt wird dies durch eine nicht zu lange Laufzeit von etwa 50 Minuten pro Episode, was die Folgen knackig und frisch wirken lässt. Die zweite Box von „Lord Schmetterhemd“ macht wieder richtig Spaß und platziert die Gags noch enger aneinander, was zu drei sehr starken und individuellen Hörspielen führt.

Der wundervolle Bastian Pastewka hat die Rolle des aufgedrehten Onkel Rabbit so wundervoll aufgedreht und verkorkst aufgenommen, dass es eine wahre Freude ist. Toll, die schnell und dennoch gut verständlich er einzelne Silben bei einem besonderen Lied herausschießt oder mit drolligen Kommentaren für Lacher sorgt. Der Humor von Oliver Kalkofes Figur Onkel Bernie ist eine Spur zurückhaltender, durch sein perfektes Timing und eine prägnante Sprechweise aber ebenso treffend. Dana Geissler bringt als Tante Turkey mit ihren oberlehrerhaften und ziemlich verdrehten Kommentaren ebenfalls viel Humor mit ein und ergänzt das Trio von Ahnen perfekt. Weitere Sprecher sind Sabine Bohlmann, Götz Otto und Thomas Rauscher.

Die witzige und lockere Szenerie wird auch in der akustischen Gestaltung gekonnt aufgegriffen, die fast comichafte Anmutung wird jedoch nicht zu übertrieben oder albern dargestellt. So finden sich auch zahlreiche klassische Hörspielgeräusche wieder, die für einen passenden Hintergrund sorgen. Die Musik ist lebendig und fröhlich, gibt dabei aber auch verschiedene Stimmungen wieder und ist sehr gut an die Handlung angepasst.

Die drei CDs dieser Box stecken jeweils in einer einzelnen CD-Hülle, die gemeinsam in einem Pappschuber untergebracht sind. Die individuellen Covermotive werden darauf auch noch einmal gezeigt, der witzige Zeichenstil kommt im größeren Format aber natürlich besser zur Geltung. Auch das Innere der kleinen Booklets ist ansehnlich und bunt gestaltet, neben den Mitwirkenden gibt es noch jeweils eine kleine Erklärung zu einem angesprochenen Thema.

Fazit: Auch die zweite Box der Reihe mit drei weiteren Episoden von „Lord Schmetterhemd“ konnte mich überzeugen – insbesondere, da die Gagdichte noch höher scheint. Die Reise nach Amerika ist in unterschiedlichen Szenerien lebendig umgesetzt und bringt die markanten und charmanten Charaktere in immer neue Situationen, sodass auch ein wenig Spannung mit eingebunden wurde. Sehr witzig und sehr hörenswert.

VÖ: 28. Januar 2022
Label: Edel
Bestellnummer: 4029759173236


Izara – Das ewige Feuer



Von ihrer Freundin Lizzy lässt sich Ari für einen Theaterkurs an dem Internat überreden, das die beiden gemeinsam besuchen. Dabei lernt sie dabei auch den geheimnisvollen Lucian kennen, in dessen Anwesenheit sie ein merkwürdiges Kribbeln in den Händen spürt. Doch schon am nächsten Tag behauptet Lizzy, dass die beiden vor einigen Monaten ein Paar waren. Und bei einer Aussprache konfrontiert Lucian sie mit einer ganzen Reihe sehr mysteriöser Andeutungen…

Mit der Buchreihe „Izara“ hat Autorin Julia Dippel den Nerv vieler jugendlicher Lese getroffen, der erste Band „Das ewige Feuer“ entführt dabei in eine magische Welt und wurde nun auch als aufwendiges Hörspiel produziert. Mit einer Laufzeit von viereinhalb Stunden ist es für eine Hörspielproduktion auch ziemlich lang geraten, dennoch musste der Roman merklich gekürzt werden. Zum Vergleich: Das Hörbuch läuft 17 Stunden. Das führt einerseits dazu, dass einige Details aus der Handlung verschwinden du manche Szene etwas verknappt wirkt, aber auch zu einem sehr hohen Tempo, das für viel Aufregung sorgt. Zudem ist die Handlung gut verständlich, da der Informationsfluss gut auf die verschiedenen Szenen aufgeteilt ist. So erfährt der Hörer nach und nach von den mystischen Hintergründen um machtvolle Wesen, die gelungen mit verschiedenen Legenden verbunden sind. Das ist durchaus komplex geraten und mit vielen verschiedenen mystischen Wesen verbunden – das kann schon mal unübersichtlich wirken, ist aber in sich stimmig und gut verständlich aufbereitet. Ari ist als Hauptfigur zudem sehr gut ausgewählt und eine gelungene Identifikationsfigur, aber auch die anderen Charaktere sind markant gestaltet. Ich mag die aufgedrehte Lizzy ebenso wie den düsteren Lucian, aber auch kleinere Nebenrollen sind gekonnt in Szene gesetzt. Die Handlung hat eine gelungene Dynamik und kombiniert spannende, unheimliche Szenen mit ruhigeren oder auch romantischeren Szenen. Überraschende Offenbarungen, ein sehr gelungener Spannungsbogen mit vielen packenden Momenten, düstere Bedrohungen und kluge Intrigen – „Izara – Das ewige Feuer“ ist auch in dieser Hörspielumsetzung sehr gelungen.

Dagmar Bittner ist in der Hauptrolle der aufmüpfigen Ariana – genannt Ari – zu hören und bringt den temporeichen Schlagabtausch mit den anderen Figuren sehr präzise zur Geltung, kann aber auch die nachdenkliche Seite der Figur überzeugend einbringen. Eine runde und authentische Sprechweise, die in den Erzähltexten ebenso wie in den Dialogen sehr passend wirkt. Lea Kalbhenn ist als Lizzy zu hören und bringt den aufgedrehten Teenager ebenfalls sehr gut zur Geltung, ihre Energie, aber auch die einfühlsame Art formen einen liebenswerten und lebendigen Charakter. Als Lucian ist Amadeus Strobl zu hören, der seiner Stimme einen düsteren und geheimnisvollen Klang verleiht, die er gekonnt an die verschiedenen Szenen anpasst. Weitere Sprecher sind David Turba, Ulrike Stürzbecher und Ricardo Richter.

Die musikalische Begleitung stammt von Christian Hagitte und Simon Berteling und wurde eigens für dieses Hörspiel vom Berliner Filmorchester eingespielt, was sehr vielseitig, dynamisch und mystisch geraten ist – toll, wie fein dies auf die Handlung und die vorherrschenden Stimmungen angepasst wurde. Doch auch die Geräuschkulisse wurde gekonnt angepasst und sorgt für einen sehr lebendigen Eindruck der Szenen.

Das Titelbild der Buchvorlage wurde auch für das Hörspiel übernommen, Aris Gesicht wurde dafür mit vielen magisch wirkenden Ornamenten verziert und setzt sich dabei von dem schwarzen Untergrund ab. Dies zieht sich auch durch die restliche Gestaltung des stabilen Digipacks, das neben Infos zur Autorin und der obligatorischen Auflistung der Mitwirkenden auch zwei Zeichnungen von Ari und Lucian, sodass man auch einen optischen Eindruck der beiden erhält.

Fazit: Die aufwendige Hörspielumsetzung von „Izara – Das ewige Feuer“ führt den Hörer gekonnt in die mystische Welt ein und funktioniert trotz der deutlichen Kürzung der Handlung sehr gut. Die vielen mystischen Wesen und deren komplexe Zusammenhänge, die Einbindung bekannter Mythologien, insbesondere aber die spannende Handlung und die markanten Charaktere sorgen für einen sehr positiven Gesamteindruck.

VÖ: 1. Februar 2022
Label: Leonine
Bestellnummer: 4061229224024


Pherry Rhodan - Nostalgiebox



Pherry Rhodan führt eine Expedition zum Mond an, die Erkundung des Trabanten birgt jedoch großen Schrecken: Gemeinsam mit seinem Freund Reginald Bull entdeckt er ein riesiges Raumschiff, das offenbar abgestürzt ist und von einer außerirdischen Zivilisation stammt. Und diese blockieren die Funksignale zur Erde, sodass den beiden Erkundern nichts anderes übrigbleibt, als Kontakt mit den fremdartigen Wesen auszunehmen…

Europa hat insbesondere in den 70er und 80er Jahren einige legendäre Hörspielserien produziert, das Label ist zurecht stolz auf seine Vergangenheit. Um auch die Science-Fiction-Reihe „Perry Rhodan“ entsprechend zu würdigen, wurde nun eine Box mit der gesamten zwölfteiligen Reihe auf CD veröffentlicht. Wer bei dem großen Namen der Reihe zurückschreckt und fürchtet, sich nicht in den sehr umfangreichen Geschichten zurechtzufinden, sei hiermit entwarnt: Die Serie erzählt einen in sich abgeschlossenen Abschnitt aus der Heftromanreihe und lässt sich auch ohne Vorkenntnisse ohne Abstriche verstehen. Der Einstieg ist unmittelbar und startet bei der Erkundung des Mondes, die außerirdische Spezies wird schnell vorgestellt – inklusive ihrer Hintergründe, ihrer Kultur, ihrem Blick auf die Terraner. Daraus entwickelt sich eine vielseitige und spannende Handlung, die zwar viele typische Science-Fiction-Elemente beinhaltet, aber auch einige sehr eigenständige Ideen. Ich mag dabei besonders, wie auch die politische Struktur auf der Erde eine wesentliche Rolle spielt, was eine klare Aussage zu Menschlichkeit und Zusammenhalt bietet. Jede Episode hat dabei einen eigenen Schwerpunkt und entwickelt dennoch auch die Haupthandlung weiter. Schön ist dabei, dass die Erzählweise nicht überhastet wirkt und so auch feine zwischenmenschliche Facetten Platz finden. Eine sehr starke, aufregende und vielseitige Serie, die auch heute noch, fast 40 Jahre nach ihrer Produktion, sehr lohnenswert ist.

Uwe Friedrichsen spricht Perry Rhodan zu hören und setzt die Hauptrolle sehr intensiv um, verleiht seiner Stimme einen sehr markanten Unterton und reagiert in allen Szenen überzeugend – insbesondere da er sehr ernst wirkt und die Stimmung der Episoden so deutlich mitbestimmt. Rolf Jülich ist als Reginald Bull zu hören und bildet einen gelungenen Gegenpart zu Perry Rhodan, er wirkt in seinen Dialogen sehr spontan und bringt immer wieder gelungene neue Facetten ein. Die wundervolle Judy Winter spricht die Rolle der Thora und lässt in ihrem Klang eine kalte, abweisende und machtvolle Schwingung anklingen, was sehr intensiv wirkt. Weitere Sprecher sind und Ernst von Klipstein, Horst Stark und Peter Schmidt als Erzähler.

Die Umsetzung der Episoden ist sehr lebendig und mit viel Musik unterlegt, was dynamisch wirkt und für viele atmosphärische Momente sorgt. Dabei kommt auch viel atmosphärischer Charme auf und sorgt für eine sehr angenehme Grundstimmung. Die Geräuschkulisse ist ebenfalls sehr vielseitig, wobei viele technische Geräusche für das richtige Science-Fiction-Flair sorgen und Actionszenen dynamisch umgesetzt wurden. Der Klang ist dabei durch eine digitale Restauration durchgängig sehr klar.

Eine dickwandige Pappbox mit abnehmbarem Deckel wurde als Verpackung gewählt, überzogen mit einem Glanzlack und von einer nostalgischen Zeichnung von Perry Rhodan versehen. Die zwölf CDs befinden sich in einer dünnen Papphülle, die jeweils von den ursprünglichen Titelbildern der Hörspielplatten geziert werden. Auf der Rückseite sind jeweils Sprecher und andere Mitwirkende aufgelistet. Schön ist auch das Bonusmaterial: Ein Poster und ein großer Sticker des Titelmotivs ebenso wie einige musikalische Bonustracks.

Fazit: Die Europa-Umsetzung von „Perry Rhodan“ ist mit seiner Ernsthaftigkeit, dem Blick auf gesellschaftliche Strukturen und natürlich jeder Menge aufregender Szenen und spannender Entwicklungen sehr hörenswert. Die klassische Umsetzung bringt viel Charme in die Science-Fiction-Szenerie, die Sprecher tragen ebenfalls viel zum Gelingen des Hörspiels bei. Schön, dass die Mühe bei der Gestaltung der Box ebenfalls deutlich zu merken ist.

VÖ: 26. November 2021
Label: Europa
Bestellnummer: 194399327623


Der kleine Wassermann



Die Aufregung im Haus des großen Wassermannes ist groß, als seine Frau ihm eines Tages seinen Sohn, den kleinen Wassermann vorstellt. Ein großes Fest soll zu seinen Ehren gefeiert werden, sogar der Moormann gibt sich die Ehre. Doch schon dann können alle ahnen, dass es noch ziemlichen Wirbel um den kleinen Wassermann geben wird, denn er schwimmt bereits fröhlich durch die Gegend. Und tatsächlich ist er so neugierig, dass er schon bald allein die Umgebung erkunden will…

Otfried Preußler hat zahlreiche Kinderbücher geschrieben, die zu Klassikern geworden sind und seit Jahrzehnten in Kinderzimmern zu finden sind. Auch „Der kleine Wassermann“ hat nichts von seinem Charme und seiner Anziehungskraft verloren, sodass Silberfisch im Rahmen der Neuvertonung einiger Geschichten des Autors auch diese Geschichte als Hörspiel umgesetzt hat. Die Umsetzung hält sich dabei sehr nahe an den Wortlaut des Buches und setzt deswegen auch die recht lange Beschreibung des Lebens Unterwasser um, bei dem eigentlich nicht allzu viel passiert, bei dem aber eine so dichte und wunderbare Stimmung entsteht. Das Leben der Wassermänner und -frauen mit seinem ganz anderen Alltag, der unserem Leben aber doch auf vielerlei Arten ähnelt, ist herrlich umgesetzt. Es macht Spaß, vom fantasievollen Essen, den Regeln im Mühlenweiher und seinen faszinierenden Bewohnern zu hören. Aber auch die Entdeckung des Landes durch den kleinen Wassermann hat mir sehr gut gefallen, die Aufregung und die abenteuerliche Stimmung kommen sehr gut zur Geltung – und eben auch immer dann, wenn eher Situationen beschrieben werden als dass sich die Handlung entwickelt. Das macht viel Spaß und ist lebendig umgesetzt, sodass eine hörenswerte Produktion entstanden ist.

Franz Röbig spricht die Rolle des kleinen Wassermanns sehr lebendig und aufgeweckt, was besonders aufgrund seines Alters sehr beachtlich ist. Er bringt die Neugier und seine aufgeweckte Art sehr überzeugend zur Geltung und bringt die Lebensfreude der Geschichte mit in seine Sprechweise ein. Frauke Pohlmann führt als Erzählerin sehr gekonnt durch die Handlung und spricht ihre Texte mit hörbarer Freude, die verschiedenen Stimmungen werden ebenfalls gekonnt von ihr aufgegriffen. Gottfried Breitfuss ist als großer Wassermann zu hören, seine freundliche Art kommt durch seine gutmütige und warme Stimmung gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind Steffi Kühnert, Santiago Ziesmer und Matthias Matschke.

Das Hörspiel ist reichhaltig mit Musik unterlegt, sodass eine sehr dichte Atmosphäre entsteht. Die klassischen Instrumente sorgen für unterschiedliche Stimmungen und fangen die Mystik der Geschichte gekonnt ein. Helle Flöten, sanfte Geigen, düstere Kontrabässe – das ist sehr gut komponiert. Alles wirkt aber dennoch spielerisch und leicht. Geräusche spielen eher eine untergeordnete Rolle, sind aber dennoch stimmig eingebunden.

Eine Variation des bekannten Buchcovers mit einem leicht anderen Zeichenstil ist für das Cover des Hörspiels ausgewählt worden, sodass man direkt einen Eindruck des kleinen Wassermanns erhält, der auf einem Fisch durch das Wasser reitet. Das Grün des Hintergrunds wird auch in der restlichen Gestaltung verwendet, inklusive des kleinen Booklets, in dem einige Fotos der Sprecher bei den Aufnahmen zu finden sind.

Fazit: „Der kleine Wassermann“ konzentriert sich zunächst auf die fantasievolle Unterwasserwelt im Mühlenweiher und seiner teils recht kauzigen Bewohner, was lebendig und energiegeladen umgesetzt wurde. Auch die Abenteuer an Land und die langsame Entwicklung der eigentlichen Handlung machen in dieser Neuinszenierung viel Freude, auch wegen der lobenswerten Sprecherauswahl.

VÖ: 29. November 2021
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745601886


Das kleine Gespenst (Hörspielversion 2021)



Das kleine Gespenst erwacht jeden Tag pünktlich um Mitternacht auf dem Dachboden von Burg Eulenstein und vertreibt sich seine Zeit mit Streifzügen durch das Gebäude und Besuche bei seinem besten Freund, dem weisen Uhu Schuhu, um eine Stunde später wieder in tiefen Schlaf zu verfallen. Doch es wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal den Tag zu erleben, die Sonne zu beobachten und die vielen Farben zu sehen. Doch es ahnt nicht, welche Auswirkung dieser Wunsch eines Tages haben würde…

Nach dem Dreiteiler um den „Räuber Hotzenplotz“ hat Silberfisch nun weitere Kinderbücher von Otfried Preußler als Hörspiel umgesetzt, wobei auch „Das kleine Gespenst“ mit fast zwei Stunden Laufzeit auf zwei CDs untergebracht wurde. Die Geschichte ist herrlich umgesetzt, sodass schon die ersten Szenen sehr liebenswert umgesetzt wird, in denen eigentlich nur die „Lebens“-umstände des kleinen Gespenstes und sein Wunsch nach dem Tageslicht thematisiert werden. Die Stimmung ist dabei dicht und fröhlich, die Freundschaft zwischen Gespenst und Uhu wird mit seinen kleinen Besonderheiten gekonnt dargestellt. Aber auch die eigentliche Geschichte, in denen sich das kleine Gespenst tatsächlich im Tageslicht behaupten muss, konnten mich überzeugen. Hier geht es turbulenter, mitunter chaotisch zu, ohne dass der Hörer den Überblick verlieren würde. Zudem wird mehr Abwechslung eingebracht: Von Aufregung über Bedrohung bis hin zu witzigen und humorvollen Szenen wird dabei ein breites Spektrum geboten. Auch wurden in die Handlung kleine Lieder eingebaut, stellenweise nur wenige Zeilen lang, die die Geschichte auflockern und fröhlich umgesetzt wurden. So ist ein hörens- und liebenswertes Hörspiel entstanden, das modern klingt und dennoch den Charme der Vorlage aufgreift.

Anna Thalbach wurde für die Rolle des kleinen Gespenstes gewonnen und bietet eine sehr lebendige und spielfreudige Sprechweise an, sie bringt viel Schwung in die Rolle, verstellt auch schon mal die Stimme, um bestimmte Situationen zu illustrieren und sorgt mit ihrem kratzigen Ausdruck für eine sehr angenehme Stimmung. Christian Grashof spricht den weisen Uhu Schuhu und bringt die etwas gestelzte Sprechweise sehr authentisch herüber und betont die sympathischen und freundlichen Seiten des Nachtvogels. Erzählerin Carmen-Maja Antoni bringt ihre Texte sehr kurzweilig und mit Schwung herüber, sodass sie lebendig wirken und viel zusätzliche Atmosphäre verbreiten. Weitere Sprecher sind Gottfried Breitfuss, Joachim Kaps und Santiago Ziesmer.

Die verschiedenen Szenen werden besonders durch die Geräuschkulissen lebendig, sodass auch die Unterschiede zwischen Tag und Nacht gut zur Geltung kommen. Von dem leisen Knarren von Türen bis hin zu hektischem Straßenlärm wird so eine breite Palette geboten und glaubhaft eingesetzt. Doch auch die musikalische Begleitung ist sehr präsent, viele passende Melodien unterstreichen die Atmosphäre der jeweiligen Szene oder gestaltet die Erzähltexte lebendiger.

Das kleine Gespenst mit seinem Schlüsselbund steht auf dem Titelbild im Fokus, doch auch der nachtschwarze Himmel mit einem Sichelmond, der fliegende Uhu Schuhu und Burg Eulenstein im Hintergrund sind ansehnlich geraten. Das Digipack ist auch ansonsten hübsch gestaltet, mit einer weiteren Zeichnung im Inneren und einigen Fotos von den Aufnahmen im kleinen beiliegenden Booklet.

Fazit: Die Neuinterpretation von Otfried Preußlers Kindergeschichte ist sehr liebevoll geraten und wurde lebendig umgesetzt. Die ruhigen Szenen zu Beginn und am Ende, dazu die kontrastreichen Szenen am Tage, die turbulent und chaotisch geraten sind, ohne dass es auch für Kinder unübersichtlich wird. Sehr stimmungsvoll und spannend umgesetzt.

VÖ: 29. November 2021
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745601879


Die kleine Hexe (Hörspielversion 2021)



Die kleine Hexe übt täglich fleißig mit ihrem Hexenbuch, doch die Sprüche wollen ihr einfach nicht gelingen. Dabei möchte sie sehr gerne am Tanz auf dem Blocksberg mit den erwachsenen Hexen teilnehmen. Trotz der eindringlichen Warnung ihres treuen Raben Abraxas macht sie sich auf den Weg und stürzt sich ins wilde Getümmel. Doch die muss ausgerechnet ihrer strengen Tante, der Muhme Rumpumpel begegnen…

„Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler ist zu einem wahren Klassiker der Kinderbuchliteratur geworden und ist seit Jahrzehnten nicht mehr aus den Kinderzimmern wegzudenken. Dementsprechend häufig wurde das Buch auch schon als Hörspiel umgesetzt, 2021 ist eine neue Version von Silberfisch um Regisseur Robert Schoen entstanden, das noch einmal einen anderen Ansatz verfolgt. Die Umsetzung betont insbesondere den wilden und ungezähmten Charakter der kleinen Hexe, die ausgesprochen trotzig und eigensinnig dargestellt wird. Nicht unfreundlich oder egoistisch, sie will aber auf jeden Fall ihren eigenen Weg finden. Ein wichtiges Thema für Kinder, und damit sich das Hörspiel auch gut für diese eignet, sind die unheimlichen Szenen etwas dezenter umgesetzt. Zwar ist die Muhme Rumpumpel in der anfänglichen Szene immer noch unheimlich und die letzte Szene am Blocksberg markant umgesetzt, aber eben alles so, dass sich Kinder auch alleine nicht allzu sehr fürchten. Schön ist auch, dass die freudige Kraft der Geschichte betont wird, sodass die kleine Hexe gleich mehrere Lieder singt und damit ihren Gefühlen Ausdruck verleiht. Ansonsten hält sich die Umsetzung eng an die Vorlage und setzt die verschiedenen, episodenhaften Geschichten ausdrucksstark um. Eine schöne, lebendige und fröhliche Umsetzung und einigen unheimlichen Momenten, was eine sehr gelungene Mischung darstellt.

Svenja Liesau ist in der Rolle der kleinen Hexe sehr gut besetzt, ihre Sprechweise ist sehr präsent, sodass sie die Gefühle der Figur sehr gekonnt umsetzt. Ich mag das leicht Kratzige in ihrer Stimme, mit der sie die Wildheit und die Willensstärke der Umsetzung gelungen einfängt. Zugegeben, die Idee, Santiago Ziesmer als krächzenden Vogel zu besetzen, liegt sehr nahe. Wie eingängig und lebhaft er den Raben Abraxas umsetzt, ist eine große Freunde und bereichert das Hörspiel merklich. Erzähler ist Friedhelm Ptok, der mit seiner ruhigen, aber markanten Sprechweise gekonnt durch die Handlung und sorgt für eine sehr angenehme Grundstimmung. Weitere Sprecher sind Eva Weißenborn, Swetlana Schönfeld und Anna Thalbach.

Die bereits angesprochenen Lieder, die in der Handlung eingebaut wurden, haben einen leicht mystischen Anklang und sind nicht nur gut komponiert, sondern auch clever getextet. Und auch die übrigen Melodien sorgen für eine passende Atmosphäre und sind abwechslungsreich eingebaut. Die Geräuschkulisse tritt da ein wenig in den Hintergrund, ist an den passenden Stellen aber sehr gelungen umgesetzt.

Die Idee des berühmten Buchcovers wurde auch hier aufgegriffen, die fliegende Hexe über dem Wald vor schwarzem Hintergrund ist in leicht krakeligem Zeichenstil umgesetzt. Die beiden Discs finden sich in einem ansehnlichen Digipack wieder, dem auch noch ein Booklet beiliegt. Hier sind neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden auch Fotos von den Aufnahmen zu finden.

Fazit: „Die kleine Hexe“ macht auch in dieser Umsetzung viel Spaß, sie setzt noch einmal andere Schwerpunkte und betont die wilde Entschlossenheit der kleinen Hexe. Das Hörspiel ist kindgerecht geraten und entschärft die unheimlichsten Szenen, sodass es auch ohne Begleitung durch die Eltern gehört werden kann. Sehr lebendig und hörenswert!

VÖ: 29. November 2021
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 9783745601862


Mara und der Feuerbringer – Das Original-Hörspiel zum ersten Buch



Nicht nur ihre esoterische Mutter und fiese Cliquen in der Schule machen Mara das Leben schwer, auch die Visionen von Feuer und Wikingerhorden erschweren immer wieder ihren Alltag. Doch das Fass scheint überzulaufen, als eines Tages ein Zweig mit ihr zu sprechen beginnt. Und dieser offenbart ihr, dass sie eine lange Linie an Seherinnen fortsetzt und dazu bestimmt ist, den Kampf gegen den finsteren Loki aufzunehmen, der seit Jahrhunderten in seinem Gefängnis hadert und das Ende der Welt hinaufbeschwören könnte…

Tommy Krappweis hat nicht nur eine Jugendbuchreihe um die 15-jährige Mara geschrieben, sondern diese auch als Hörspiel umgesetzt – das Ergebnis ist in einer 3 CD-Box bei edel erschienen und erzählt den ersten Band der Trilogie um „Mara und den Feuerbringer“. Zunächst werden die Lebensumstände des Teenagers beschrieben, wobei nicht nur die humorige Spleenigkeit ihrer Mutter witzig umgesetzt ist, sondern auch Maras Position als Außenseiterin in der Schule feinfühlig thematisiert wird. Ein gelungener Einstieg, da man die Hauptfigur so besser kennenlernen kann und auch später ihre Handlungen und Gedanken besser nachvollziehen kann. Denn nach einigen Minuten wird die eigentliche Handlung damit begonnen, das Treffen mit dem Zweig löst eine ganze Reihe an Visionen mit düsteren Aussichten aus. Als mythologischer Hintergrund wurde die germanische Mythologie mit ihrer Götterwelt gewählt, insbesondere aber auch die Idee der Götterdämmerung, die das Ende der uns bekannten Welt einläuten soll. Mir gefällt sehr, wie dies gelungen in die heutige Zeit transportiert wurde und dennoch der kraftvolle Ausdruck der alten Geschichten sehr gut zur Geltung kommt – zumal der Autor sehr behutsam mit dem ursprünglichen Stoff umgegangen ist und dennoch auch deren moderne Adaptionen nicht außer Acht lässt. Der Verlauf der Handlung ist nicht sonderlich hoch und passt sich eher dem Gefühl eines Buches an, wofür auch die vielen Erzählertexte sorgen. Doch die Spannung nimmt immer deutlicher zu, Maras Visionen bewahrheiten sich auf sehr gelungene Art, es gibt einige spannende und gefährliche Momente, sodass ein gelungener Erzählfluss entsteht und dennoch auch viel Hintergrundwissen vermittelt wird. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, zwischen den aufregenden Szenen sind immer wieder herrlich trockene und sarkastische Kommentare eingebaut. Ein gelungenes Projekt, das mir gut gefallen hat.

Welche Sprecher hier zu hören sind, ist für eine Hörspielproduktion ungewöhnlich, aber umso gelungener: Esther Schweins, Heino Ferch und Rufus Beck, um nur einige zu nennen. In der Hauptrolle der Mara ist Lilian Prent zu hören, die anfangs noch etwas zögerlich wirkt, aber schnell in die Rolle hereinfindet und dann mit viel Energie und einer sehr treffenden Betonung einen überzeugenden Eindruck hinterlässt. Christoph Maria Herbst ist in der Rolle des Loki zu hören und kann dabei eine ganz eigene Seite von sich zeigen, spricht düsterer, ernsthafter und bedrohlicher, sodass der germanische Gott sehr präsent wirkt und eine starke Aura verliehen bekommt. Kai Taschner hat als Erzähler viel zu tun, spricht dabei sehr lebendig und bringt seine Texte dabei spannungsgeladen und dynamisch zur Geltung.

Akustisch wurde eine lebendige Szenerie geschaffen, die den Verlauf der Handlung gekonnt nachzeichnet und für viel Atmosphäre sorgt. Die Geräuschkulisse ist dabei vielfältig und sorgt für glaubhafte Stimmungen und lässt die Handlungen lebendiger wirken. Die Musikauswahl ist düster, mystisch und sehr treffend eingebaut, sorgt für zusätzliche Spannung, drängt sich aber nicht zu sehr auf.

Maras Gesicht zur Hälfte in Großaufnahme, lodernde Flammen in den Augen, samt dem diffusen Hintergrund in eine violette Farbgebung getaucht – das Titelbild ist durchaus ansehnlich geraten und nicht nur auf der Pappbox gedruckt, sondern auch für jede der drei einzelnen CD-Hüllen wiederholt. Die Booklets enthalten viele Zusatzinformationen zur germanischen Mythologie und deren Entwicklung im Laufe der Zeit, aber auch Fotos einiger Sprecher und natürlich eine ausführliche Übersicht der Mitwirkenden.

Fazit: Der erste Teil von „Mara und der Feuerbringer“ ist mit seinem mythologischen Hintergrund sehr interessant geraten, zumal auch die Handlung spannend und aufregend geraten ist. Der trockene Humor gefällt mir sehr gut, auch die düstere Stimmung um den mächtigen Loki bringt eine reizvolle Stimmung mit ein. Der Erzähleranteil ist sehr hoch, die Entwicklung eher langsam, dennoch ist eine lebendige und sehr hörenswerte Produktion entstanden, die mir gut gefallen hat.

VÖ: 10. Dezember 2021
Label: Edel
Bestellnummer: 4029759170716


Lord Schmetterhemd: Die Hörspielbox 1



Das altehrwürdige Bloodywood Castle ist schon etwas in die Jahre gekommen, leider haben sich schon zahlreiche Löcher in den Dächern und Risse in den Wänden breitgemacht. Der Schlossherr Lord Schmetterhemd wehrt allerdings verfemend die Kaufangebote von Mr. Colaterwater ab, selbst wenn die Geister ihm schon gehörig auf die Nerven gehen. Doch er ahnt noch nicht, dass er schon bald Besuch von seinen Vorfahren bekommt…

Max Kruses Bücher um den verarmten Adeligen „Lord Schmetterhemd“ haben vielleicht nicht die gleiche Popularität erreicht wie seine Geschichten um „Urmel aus dem Eis“, haben aber dennoch seit vielen Jahren einen festen Platz in den Kinderbuchregalen – und nichts von ihrem schrägen Charme verloren. Das hat auch Tommy Krappweis erkannt und pünktlich zum 100. Geburtstags des Autors ein umfangreiches Hörspiel nach den Büchern produziert, die bei edel in einer drei CD-Box erschienen sind. Dabei wird zunächst Zeit darauf verwendet, die Hauptfigur, seinen Butler und die Situation im Schloss darzustellen, und schon hier kommt der wundervolle Wortwitz des Autors hervorragend zur Geltung. Es ist sehr liebenswert zu hören, wie Lord Schmetterhemd und Butler Cookie Pott über die Anwesenheit von Geistern oder andere Themen diskutieren. Doch auch, wenn die eigentliche Handlung beginnt, ist sofort die skurrile Stimmung mit den einfallsreichen Ideen zu spüren. Zudem ist eine Vielzahl verschiedener Stimmungen vorhanden, da Lord Schnetterhemd eben nicht nur in dem trostlosen Schloss bleibt, sondern beispielsweise auch in den wilden Westen reist. Am gelungensten sind aber die vielen Szenen mit den Geistern, das ist sehr witzig, temporeich und skurril geraten. Eine sehr gelungene Umsetzung mit Liebe zum Detail, die mir sehr gut gefallen hat.

Für das Hörspiel wurden auch einige sehr prominente Namen verpflichtet, Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Götz Otto beispielsweise. In der Hauptrolle des Lord Schmetterhemd ist Stefan Günther zu hören, der den Charme und den Witz der Figur sehr gekonnt aufgreift und gleichzeitig den Spannungsbogen der Handlung gekonnt nachzeichnet, er ist ein sehr überzeugender Mittelpunkt des Hörspiels und punktet mit sehr authentischer Sprechweise. Auch sein Butler Cookie wird von Pascal Breuer mehr als nur überzeugend gesprochen, auch er hat mir wegen des perfekten Timings sehr gut gefallen, welches die Gags vollkommen zünden lässt, aber auch ansonsten spricht er flüssig und ausdrucksstark. Erzähler Kai Taschner führt mit viel Ausdruck durch die Handlung und greift die verschiedenen Stimmungen gekonnt auf.

Die Umsetzung der Geschichten ist sehr lebendig mit Musik und Geräuschen unterlegt worden, wobei alles temporeich und fast ein wenig comicreich wirkt. Die Melodien sind temporeich und betonen dabei nicht nur markante Szenen, sondern sorgen auch für lebendige Szenenwechsel. Und die Geräuschkulisse ist sehr vielfältig und setzt vor allem die Handlungen der Charaktere gelungen um, sodass eine sehr intensive Kulisse entsteht.

Lord Schmetterhemd mit breitem Grinsen, Cookie mit sanftem Lächeln, dazu die geisterhafte Erscheinung dreier Besucher – das Titelbild ist ebenfalls comichaft und witzig geraten, wobei das nebelverhangene Schloss im Hintergrund auch eine gruselige Stimmung mit einbringt. Schön ist, dass auch die beiden anderen CDs jeweils ein eigenes Titelbild verpasst bekommen haben. Neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden werden auch Max Kruse und Tommy Krappweis im Inneren kurz vorgestellt.

Fazit: Die erste CD-Box mit drei Discs um „Lord Schmetterhemd“ ist humorvoll, temporeich und leicht skurril geraten, Wortwitz und ausgefallene Ideen sorgen für eine dichte Stimmung. Durch ganz unterschiedliche Szenerien ist diese abwechslungsreich geraten, die Ästhetik ist modern und comichaft, ohne die Stimmung des Kinderbuchklassikers zu verfälschen. Sehr gelungen!

VÖ: 26. November 2021
Label: Edel
Bestellnummer: 4029759156291


Die Chroniken von Mistle End – 2. Die Jagd beginnt



Die friedliche Stimmung ist Mistle End ist trügerisch, das Training im Bogenschießen von Cedric und seinen Freunden Emily und Elliot dient einem wichtigen Zweck. Denn das Buch der verschollenen Pfade wurde gestohlen und nach London gebracht. Doch dort haben die Vampire die Oberhand und wollen mit aller Macht verhindern, dass das Buch wieder unter ihre Kontrolle gerät – nicht die einzige Gefahr, die in der englischen Hauptstadt auf die drei lauert…

Als Buch hat die Reihe „Die Chroniken von Mistle End“ aus der Feder von Benedict Mirow bereits viele Fans gefunden, nun wurde „Die Jagd beginnt“, der zweite Teil der Reihe, auch als Hörspiel umgesetzt und ist beim Audio Verlag als MP3-CD erhältlich. Der Hörer wird dabei schnell in die mystische Welt hineingezogen, schon in den ersten Minuten gibt es Baumnymphen, Dämonen, Kobolde und zahlreiche andere Wesen, die aus verschiedenen Geschichten und Mythologien geschickt miteinander verbunden wurden. Dazu tragen auch die speziellen Fähigkeiten der drei lebendigen Hauptfiguren bei, die im Laufe der Zeit immer wieder überzeugend eingebunden wurden. Gut gefällt mir, dass die Handlung recht schnell an Fahrt aufnimmt und früh diverse bedrohliche Situationen und unheimliche Momente aufkommen. Sicherlich gibt es danach auch wieder ruhigere Momente, aber der Spannungsbogen wurde geschickt gelegt und lässt das Interesse durchgängig bestehen. Auch die Wechsel zwischen mystischen Welten und dem realen London sorgt für reizvolle Gegensätze. Der Begriff des Hörspiels wird hier etwas gedehnt, da der Erzähler durchgängig sehr präsent ist und viele Passagen selbst erzählt, die Dialoge wirken stellenweise eher wie eine Begleiterscheinung. Durch die dichte Stimmung wird das allerdings ausgeglichen, sodass auch dieser Band lebendig und magisch umgesetzt wurde.

Maxi Belle ist in der Hauptrolle des Cedric überzeugend eingesetzt und spricht die Rolle lebendig und mit viel Energie, wobei der den Spannungsbogen gekonnt integriert und auch in den ruhigeren Momenten überzeugend ist. Mir gefällt, dass er die Entwicklung des Jungen überzeugend einfließen lässt. Valentin Mirrow hat mir als Crutch ebenfalls gut gefallen, indem er eine glaubwürdige Sprechweise einbringt und dabei authentisch in den unterschiedlichen Situationen reagiert. Die wundervolle Barbara Schöneberger ist als Vampirkönigin Salamanca zu hören und bietet eine gelungene Kombination aus ihrer üblichen Aufgedrehtheit und einer bedrohlichen, unheimlichen Stimmung, was das Hörspiel um einen interessanten Charakter bereichert. Weitere Sprecher sind Elisabeth Günther, Maria Magdalena Rabl und Johannes Steck.

Die akustische Umsetzung ist überzeugend geraten – durchgängig vorhanden, sodass alle Szenen einen passenden Hintergrund erhalten, aber dennoch so dezent, dass die Sprecher zu jeder Zeit im Vordergrund stehen. Dazu wurden viele Geräusche miteinander kombiniert, die die mystischen Wesen zum Leben erwecken oder die spannenden Momente illustrieren, aber auch viel Musik ist im Einsatz und verstärkt die jeweils vorherrschende Atmosphäre.

Natürlich wurde als Titelbild das Cover der Buchvorlage übernommen, sodass die Tower Bridge im Hintergrund, den drei rennenden Hauptfiguren unter ihr und ein mysteriöses Wasserwesen in einem abgesetzten Kreis in der Mitte zu sehen sind. Die violette Färbung ergibt eine mystische Wirkung und zieht sich auch durch das Innere des stabilen Digipacks, das neben den Mitwirkenden auch noch eine andere, beeindruckende Ansicht des Kraken enthält.

Fazit: „Die Jagd beginnt“ setzt die Ereignisse aus dem ersten Band von „Die Chroniken von Mistle End“ gekonnt und auf oft unerwartete Weise fort, entwickelt die Charaktere weiter und lässt den Hörer noch tiefer in die mystische Welt eintauchen. Das ist spannend und kurzweilig geraten, aber auch noch bedrohlicher und unheimlicher.

VÖ: 18. Juni 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742419767


Das Nachtleben der Götter



Bei einer seiner zahlreichen Experimente hat Hunter Hawk erneut eine Explosion verursacht, doch das Ergebnis scheint sich gelohnt zu haben: Endlich hat er die Formel gefunden, wie man lebende Wesen in Statuen verwandeln kann. Als er seinen Sieg mit reichlich Rotwein feiert, begegnet ihm die geheimnisvolle Meg Turner, die angeblich seit 800 Jahren auf der Erde wandelt und die genau entgegengesetzte Fähigkeit hat. Gemeinsam reisen die beiden nach New York und erwecken die Statuen der römischen Götter zum Leben. Doch diese finden sich in der Großstadt gar nicht zurecht…

Man kann Interplanar nicht vorwerfen, dass sie sich lediglich auf ein einzelnes Genre festlegen. Nach Science-Fiction oder Dystopie gibt es mit dem Einzelhörspiel „Das Nachtleben der Götter“ nun die Adaption eines Buches von Thorne Smith auf dem Jahr 1947, das sich am ehesten einem Urban Fantasy-Roman zuordnen lässt. Die Idee, dass die römischen Götter in der heutigen Zeit erweckt werden, kommt aber erst etwa zur Hälfte der zweistündigen Produktion auf, zuvor wird die Situation von dem Wissenschaftler Hunter Hawk und seine Begegnung mit Meg ausführlich beschrieben – und das auf sehr unterhaltsame Weise. Es gibt Slapstick-Momente, komplizierte Familienzusammenhänge, einen Ausblick auf die Mystik der Geschichte und bissige Kommentare. Das macht viel Spaß und bereitet gekonnt den Weg für die Erweckung der Götter vor – und dann nimmt die Handlung noch einige unerwartete Wendungen. Die Verwirrung der Götter im New York der 1920er Jahre, das Chaos, welches von ihnen gestiftet wird, die skurrilen Situationen, in die sie verfrachtet werden, aber eben auch ein anderer Blickwinkel auf die machtvollen Götter und ihre Beziehungen untereinander. Das ist kreativ, witzig und sehr unterhaltsam umgesetzt, was für ein außergewöhnliches, aber auch sehr lohnenswertes Hörspiel sorgt.

Konrad Bösherz ist in der Hauptrolle des Hunter Hawk zu hören und überzeugt mit einer sehr ausdrucksstarken Sprechweise, er setzt sehr gekonnt verschiedene Betonungen und steigert den Humor der Geschichte mit seinem perfekten Timing, sodass die Gags richtig sitzen. Derya Flechtner hat als Meg zwar auch eine sehr präsente Sprechweise, diese klingt allerdings auch manchmal etwas zu hölzern, die geheimnisvolle und freche Stimmung des exzentrischen Charakters bringt sie aber gut zur Geltung. Oliver Stritzel spricht Bacchus, den römischen Gott des Weins, mit seiner markanten Stimme und sorgt für viele sehr gelungene Momente, indem er die skurrilen Situationen gekonnt erfasst und dabei einen markanten Charakter schafft. Weitere Götter werden von Richard Barenberg, Sarah Alles und Luisa Wietzorek gesprochen.

Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist lebendig und sehr treffend – insbesondere da in der Musik die 20er Jahre aufleben und die Szenenwechsel mit hübschen Klaviermelodien verziert werden. Doch der Fokus liegt immer auf den Dialogen, die mit passenden Geräuschen und Sounds unterlegt werden. So sind die verschiedenen Szenen mit passenden Hintergründen unterlegt und bekommen so einen lebendigen Ausdruck.

Das Titelbild mit der schwarz-blauen Optik, der New Yorker Skyline im Hintergrund und der einsamen Statue vor einem Fenster ist faszinierend – umso mehr, wenn man das kleine Booklet aufklappt und sich das Bild noch weiter fortsetzt. Dieses Motiv wird im Inneren öfters wiederholt, neben einer Auflistung der Mitwirkenden sind keine weiteren Informationen vorhanden.

Fazit: „Das Nachtleben der Götter“ bietet einen ausgedehnten ersten Teil um die Vorstellung der Charaktere, in die wunderbarer Humor eingebunden ist, der aber auch gelungen die Weichen für das Erwecken der Götter stellt. Ab hier nimmt die Handlung unerwartete Wendungen, spielt mit der Götterrolle, setzt die bekannte Figuren in ganz andere Verhältnisse und gefällt mit außerordentlich gut.

VÖ: 3. Dezember 2021
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0602438914616


Jenseits der Zeit – Das Hörspiel



Noch hält der Frieden auf der Erde, die Trisolarier halten sich an den hart erkämpfen Waffenstillstand und leben in einer aktuell friedlichen Koexistenz. Und auch wenn beide Parteien voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern, kommt der Frieden ins Bröckeln, als Cheng Xin aus ihrem Kälteschlaf erwacht und das Wissen um ein gut gehütetes Programm mit sich bringt. Und das könnte das Ende der gesamten Menschheit bedeuten…

Mit „Jenseits der Zeit“ schließt Cixin Liu seine Trilogie um die Trisolarier in einem finalen Roman ab – und auch dieser wurde vom WDR in ein opulentes Hörspiel umgesetzt. Mit einer Laufzeit von über fünf Stunden ist es dennoch deutlich gekürzt, insbesondere viele der physikalischen Theorien werden nicht so ausführlich beschrieben, wie es im Buch der Fall ist. Doch gerade das trägt zu einer Konzentration auf die eigentliche Handlung bei. Das Tempo der Erzählung ist dennoch eher langsam, der Hörer bekommt einige Szenen sehr ausführlich beschrieben, auch der Verlauf der wesentlichen Ereignisse liegt insbesondere zu Beginn nicht sonderlich eng beieinander. Doch es sind die vielen kleinen Zwischentöne, die das Hörspiel dennoch sehr hörenswert machen, bei der viele moralische und gesellschaftspolitische Themen besprochen und kommentiert werden. Doch natürlich wird auch die Handlung fortgesetzt, wobei der zeitliche Abstand zu den ersten beiden Romanen recht groß ist. Dennoch sind die Verbindungen sehr eng, sodass man die grundsätzliche Handlung präsent haben sollte, um hier folgen zu können. Beachtlich ist, wie wenig zimperlich der Autor mit seinen Figuren umgeht, auch wichtige Charaktere untergehen lässt, was immer wieder für gelungene Überraschungen sorgt.

Karoline Bär ist in der Rolle der Cheng Xin zu hören und lässt die Ambivalenz der Figur in ihrer Stimme mitklingen. Ihre ruhige Art klingt sympathisch, aber auch ein wenig düster, was für sehr eindringliche Momente sorgt. Tanja Schleif ist in der Rolle der Ai-AA ebenfalls sehr überzeugend und baut viele feine Facetten ein, passt sich sehr gut an die unterschiedlichen Stimmungen ein und lässt auch die Entwicklung der Figur nachvollziehbar werden. Als Erzählerduo sind Helene Grass du Daniel Rothaug zu hören, die gelungen durch die Handlung führen und die vorherrschende Atmosphäre überzeugend unterstreichen. Weitere Sprecher sind Omar El-Saeidi, Sarah Liu und Dieter Schaad.

Die akustische Umsetzung des Hörspiels passt sich sehr gelungen den unterschiedlichen Stimmungen an und reicht von ruhig über bedrückend oder aufregend, wobei immer der technische Fortschritt in die Geräuschkulisse eingebunden ist. Besonders die anfänglichen Szenen um ein Selbsttötungsprogramm sind dabei eindringlich in ihrer technischen Kühle geraten und bleiben so nachhaltig in Erinnerung. Die eingebaute Musik ist sehr gut darauf abgestimmt und sorgt für atmosphärische Momente.

Das Cover wurde der Buchvorlage entnommen und im Wesentlichen lediglich an das andere Format einer CD angepasst, wobei auch der Schriftzug mehr in den Fokus gerückt wurde. Die vier CDs finden sich in einem hübschen Digipack, das sich mehrfach aufklappen lässt und neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden auch eine Kurzbiographie zu der Autorin enthält.

Fazit: „Jenseits der Zeit“ ist eine sehr technische, ernsthafte Zukunftsvision, die gesellschaftliche Strukturen beleuchtet und interessante Figuren vor vielseitige Herausforderungen stellt. Dabei ist die Stimmung oft bedrückend und sehr eingängig, die Umsetzung trotz deutlicher Kürzung von einer langsamen, aber intensiven Erzählweise geprägt. Das lohnt sich – falls man die ersten beiden Teile kennt und viel Aufmerksamkeit investiert.

VÖ: 17. Mai 2021
Label: Random House
Bestellnummer: 9783837155259


Hauffs Märchen – Die grosse Hörspiel-Box



Durch eine Torheit wird ein Kalif in einen Storch verwandelt und bemerkt zu spät, wer der Händler war, der ihm ein geheimnisvolles Pulver angeboten hat. Ein kleiner Mann muss zahlreiche Abenteuer bestehen, da er von den Menschen verachtet wird. Ein armer Köhler träumt von einem besseren Leben und erbittet dafür die Hilfe von Waldgeistern – ohne zu wissen, wie hoch der Preis wirklich ist. Um ein besseres Leben zu bekommen, stiehlt ein Schneidergeselle ein wertvolles Festkleid und gibt sich als Prinz aus. Jakob, der Sohn eines Markthändlers, beschimpft eine hässliche Kundin, die ihm daraufhin eine Lektion verpasst…

Die Märchen von Wilhelm Hauff sind vielleicht nicht ganz so präsent wie die berühmte Sammlung der Brüder Grimm, dennoch haben sich auch seine Geschichten ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Auch Litera, ein Hörspielstudio in der DDR, hat Umsetzungen seiner Kunstmärchen produziert, die nun bei cbj audio gemeinsam in einer Box erschienen sind. Fünf Märchen auf drei CDs sind dabei herausgekommen, der Start mutet mit „Kalif Storch“ gleichsam mystisch und orientalisch an. Die Umsetzung ist zwar etwas zu langsam geraten, ein markanter Gegenspieler, die Suche nach einem Zauberwort und die tierischen Verwandlungen kommen aber gut herüber. Es folgt „Der kleine Muck“, der ebenfalls dem Morgenland entstammt und deswegen eine gelungene Stimmung mit sich bringt, doch in dieser Umsetzung fehlt mir an einigen Stellen die Energie, um wirklich mit der Hauptfigur mitfiebern zu können. „Das kalte Herz“ entspringt der deutschen Sagenwelt und überzeugt mit seiner dichten und unheimlichen Stimmung, die Laufzeit von einer knappen Stunde ist gut gewählt, um der Geschichte Zeit zu geben, um sich zu entwickeln und dennoch kurzweilig zu wirken. „Die Geschichte vom falschen Prinzen“ ist in 20 Minuten unterhaltsam und hörenswert erzählt, hinterlässt aber keinen sonderlich einprägsamen Eindruck. „Zwerg Nase“, in meiner Kindheit eines meiner liebsten Märchen, wurde prägnant und stimmungsvoll umgesetzt, sodass auch die unheimlichen Komponenten gut zur Geltung kommen. Eine lohnenswerte Box, die mit viel Abwechslung und einer großen Portion Nostalgie punktet.

Klaus Piontek ist der Sprecher des kleinen Muck, hat mir jedoch nicht allzu gut gefallen. Er spricht etwas hölzern und wirkt abgelesen, etwas mehr Energie und eine glaubhaftere Sprechweise hätten hier gutgetan. Als Erzähler in „Das kalte Herz“ und in einigen anderen Rollen ist er aber ausdrucksstärker. Rolf Ludwig war in dieser Geschichte als Glasmännlein ebenfalls überzeugend und hat eine ganz eigene, prägnante Sprechweise für die mystische Figur gewählt. Mara Legal hat mir als Rau Kräuterweis in „Zwerg Nase“ äußerst gut gefallen, mit ihrer kratzigen Stimme und exzentrischem Auftreten sorgt sie für viel zusätzliche Atmosphäre. Weitere Sprecher sind Ekkehard Schall, Fred Düren und Ulrich Mühe.

Die Geschichten haben allesamt unterschiedliche Stimmungen, was auch in der musikalischen Umsetzung zu spüren ist. Die Melodien sind klassisch eingespielt und gut angepasst, jedoch mal mehr und mal weniger im Einsatz. Da in allen Hörspielen nur wenige Geräusche zu hören sind, wirken manche Umsetzung nicht allzu atmosphärisch, beispielweise „Das kalte Herz“ und „Zwerg Nase“ sind aber stimmig umgesetzt.

Eine nostalgisch wirkende Zeichnung ist als Titelbild zu sehen, wobei der kleine Muck mit seinen Pantoffeln, seiner Kleidung und dem Turban orientalische Stimmung verbreitet. Nicht nur der Pappschuber, sondern auch jede der drei einzelnen CD-Cover ist damit geziert, es gibt aber eine Trackübersicht und eine Auflistung der Mitwirkenden für alle Hörspiele.

Fazit: „Hauffs Märchen“ sind hier in soliden Umsetzungen zu hören, wobei nicht jede der fünf Geschichten meinen Geschmack getroffen hat. Ich mochte die nostalgische Art, manche Hörspiele wirkten jedoch etwas energielos, während vor allem „Das Kalte Herz“ und „Zwerg Nase“ einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Auf jeden Fall ist es lohnenswert, mehr in die wunderschönen Geschichten einzutauchen.

VÖ: 1. November 2021
Label: cbj Audio
Bestellnummer: 9783837158588


1984 – Das Hörspiel



Winston Smith ist ein einfaches Parteimitglied und arbeitet im Ministerium für Wahrheit, bei dem er zurückliegende Daten und Fakten entsprechend dem Willen der Regierung verbiegt. Doch im Geheimen teilt er schon längst nicht mehr das Gedankengut der ständigen Überwachung und der totalitären Regierung. Doch das wird zunehmen gefährlich für ihn, da bereits einfache Gedanken an Widerstand tödlich enden können…

George Orwells dystopischer Roman „1984“ gilt noch heute als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur. Mitte der 1940 Jahre hat er seine Vision von einem totalitären Überwachungsstaates geschrieben, noch heute werden Teile des Romans immer wieder gerne zitiert oder sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Der bayrische Rundfunk hat im Jahr 2021 eine neue Hörspielversion produziert, welche auch beim Hörverlag in einer CD-Version erhältlich ist. Dabei wird in einer kurzen Introszene zwar eine sehr moderne Stimmung inszeniert, die eigentliche Handlung orientiert sich aber stark an Orwells Vision und enthält beispielsweise auch Musik, die eher in die 1940er Jahre passt als in die Gegenwart. Der Verlauf der Handlung ist zumindest am Anfang sehr langsam und kaum auszumachen, vielmehr wird der Alltag Winstons beschrieben und die vielen Details des Überwachungsstaates thematisiert – Tagesablauf, gesellschaftliche Stimmung, die Wirkung der Medien, aber eben auch der Aufbau des Staates, die politische Situation in der Welt oder die Gerichtsbarkeit. Das ist nicht nur sehr umfassend und eindringlich geschildert, sondern legt auch die Grundlage für die eigentliche Handlung, in der Winston zunächst innerlich aufbegehrt und schließlich festgenommen wird. Auch hier wird nicht sonderlich temporeich oder überraschend erzählt, die Spannung ist aber jederzeit sehr hoch und lässt den Hörer völlig in die dystopische Welt eintauchen. Sehr gelungen ist, dass eben nur aus Winstons Perspektive erzählt wird und dabei viele Dinge nur angedeutet werden, seine eigenen Verdachtsmomente – ohne zu wissen, was davon der Wahrheit entspricht und was Staatspropaganda ist. Und auch wenn Orwells Schreckensvision nicht in allen Details Wirklichkeit geworden ist, sind doch einige Parallelen zu erkennen, die mit heutigem Wissen sehr erschreckend wirken. Eine sehr gelungene Produktion, die mich sehr beeindruckt hat.

Felix Goeser ist in der Rolle des Winston Smith zu hören und hat mich sehr beeindruckt. Er schafft es, die Entwicklung der Figur sehr fein mit seiner Stimme nachzuzeichnen und so den Spannungsbogen gelungen zu unterstreichen, von der anfangs recht neutralen Sprechweise zu immer eindrücklicheren Szenen ist das sehr authentisch und gelungen. Auch Erzähler Franz Pätzold macht seine Sache äußerst überzeugend, er gibt die Stimmung des Romans sehr gekonnt wieder und gestaltet seine teils recht langen, manchmal aber auch nur wenige Worte umfassenden Passagen sehr dynamisch. Elisa Plüss ist in der Rolle der Julia zu hören und passt sich ebenfalls sehr gekonnt der Atmosphäre des Romans an, was sehr facettenreich und eingängig geraten ist. Weitere Sprecher sind Jens Harzer, Wolfram Koch und Jenny König.

Überzeugend ist auch die akustische Umsetzung, die das Team um Regisseur Klaus Buhlert lebendig und eingängig gestaltet hat. Fernab von um Spannung heischende Musik wird der Verlauf der Handlung dennoch lebendig nachgezeichnet, aber auch die vielen alltäglichen Situationen in einen passenden klanglichen Rahmen gesetzt. Vielseitig, lebendig und doch an die technisierte Welt Orwells angepasst – ich vermute, dass sich der Autor seine Geschichte ähnlich vorgestellt hat.

Vier CDs mit über vier Stunden Laufzeit umfasst dieses Hörspiel, verpackt sind diese in einer stabilen, weißen Box, das auf der Vorderseite von einem stilisierten Auge in Verbindung mit den roten Ziffern des Titels geziert wird – sehr passend und gelungen. Neben den vier Papphüllen liegt im Inneren auch ein umfangreiches Booklet mit vielen zusätzlichen Informationen parat.

Fazit: „1984“ hat nichts von seiner Faszination verloren, was diese Hörproduktion noch einmal nachdrücklich beweist. Die Umsetzung ist atmosphärisch dicht, ohne den Grundgedanken des Romans zu verlassen. Es wird ausführlich und detailliert beschrieben, aber alles ist an seinem Platz und wirkt sehr beeindruckend und spannend. Eine sehr gelungenes Hörspiel, welches immer noch sehr zeitgemäß wirkt.

VÖ: 15. November 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844539363


Meine Märchen-Box - Die 34 schönsten Märchen-Hörspiele



Eine verregnete Besucherin wird von der Schlossherrin auf eine harte Probe gestellt. Der Wunsch einer Königin nach einer schwarzhaarigen Tochter wird endlich wahr. Neben Wein und Kuchen will ein Mädchen seiner Großmutter mütterlicherseits auch noch einen schönen Blumenstrauß mitbringen. Ein Geschwisterpaar entflieht durch den Wald ihrer herrischen Stiefmutter, ist aber weiter ihren Schikanen ausgesetzt…

„Die Original-Hörspiele“ hat der Audio Box eine Reihe von Märchenhörspielen aus den 50er und 60er Jahren genannt, die unter der Leitung von Sandor Ferenczy entstanden sind. Hierzu ist nun auch eine Box mit sechs CDs und über 30 Geschichten erschienen, wobei der Schwerpunkt vor allem auf den Märchen der Gebrüder Grimm liegt. Hier gibt es einen breiten Querschnitt mit vielen bekannten Klassikern, Abwechslung wird durch Umsetzungen beispielsweise von „Des Kaisers neue Kleider“ oder „Das hässliche Entlein“ von Hans Christian Anderson geboten. Das Alter der Produktionen sorgt natürlich für einen großen Nostalgiefaktor. Neben einem gewissen, knarzigen Grundton ist es die Einfachheit der Umsetzung, die diesen Eindruck erzeugt, aber auch die Erzählweise trägt einiges dazu bei. So hat der Erzähler oft einen sehr großen Anteil, manchmal sind nur einige Sätze der Protagonisten eingebaut oder es ist gleich ganz eine Lesung. Und auch auf die Kürzung einiger Szenen muss man sich einstellen, das typische Abhacken der Ferse oder des großen Zehs sind hier ausgespart worden. Anderes wurde verändert, der Frosch wird weder an die Wand geworfen (wie im Original) noch geküsst (wie in einigen bekannten Varianten), sondern auf ganz andere Art in einen Prinzen verwandelt. Nicht alle Geschichten funktionieren deswegen für mich gleichermaßen gut, die große Auswahl beinhaltet aber auch einige sehr starke Hörspiele. Über sechs Stunden sind so zusammengekommen, was für eine entspannte Zeit sorgen dürfte – sofern ein Hang zur Nostalgie vorhanden ist.

In vielen Geschichten ist Eduard Marks als Erzähler im Einsatz, der diese angenehme Märchenonkel-Stimme mitbringt und gekonnt einsetzt, um eine warme Grundstimmung zu schaffen. Dennoch geht er an den traurigen Momenten nicht einfach vorbei, sodass dort eine bittersüße Note in die Handlung eingebracht wird. Die Hexe bei „Hänsel und Gretel“ ist mit Eva Fiebigs sehr harter und markanter Stimme immer sehr präsent und hat für Kinder zudem genau den richtigen Gruselfaktor, was ihre Szenen gekonnt zur Geltung bringt, sie spricht aber beispielsweise auch Schneewittchens böse Stiefmutter auf ähnlich überzeugende Art. Karin Lieneweg hört man hier in den Anfangszeiten ihrer langen Hörspielkarriere, die Königstochter bekommt durch sie in „König Drosselbart“ ihre hochmütige Aura, sie macht auch die Wandlung der jungen Frau sehr glaubhaft. Andere Sprecher sind Lieselotte Prinz, Volker Lechtenbrink und Horst Beck.

Die Musik mutet in den vier hier vorhandenen Episoden sehr klassisch an, ab und an gibt es aber Ausflüge in andere Richtungen, beispielsweise mit elektronischen Melodien, die sich stimmig in die klassisch instrumentierten und auf die jeweiligen Geschichten gut zugeschnittene Musik einfügen. Der Klang des Hörspiels ist dem Alter entsprechend etwas dumpf und blechern, aber immer sehr gut verständlich und mit Fokus auf die Sprecher abgemischt.

Eine stabile Box wurde als Verpackung ausgewählt, verziert ist diese mit einem dunkelblauen Hintergrund samt einiger Sterne, das eigentliche Motiv ist eine herrlich nostalgische Zeichnung vom schlafenden Schneewittchen mit den sieben Zwergen um sie herum. Die sechs CDs sind in einzelnen Pappsleeves zu finden, bei denen nicht nur eine übersichtliche Trackliste aufgedruckt ist, sondern auch eine Übersicht aller Sprecher.

Fazit: Viele klassische Märchen mit ihrer ganz besonderen Ausstrahlung werden hier sehr hübsch aufbereitet, selbst wenn einige recht knapp erzählt wurden. Mich freut sehr, dass eine so gute Mischung aus nachdenklichen und witzigen Momenten geraten ist und die Moral der Geschichten nicht zu sehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Nur mit einigen einschneidenden Varianten oder Kürzungen konnte ich mich nicht allzu sehr anfreunden.

VÖ: 17. September 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742421265


Andersens Märchen – Die große Hörspielbox



Ein Kaiser ist fasziniert von dem Gesang einer Nachtigall, ist aber auch von technischem Fortschritt fasziniert. Eine Entenmutter ist von ihren Küken entzückt, nur eines ist überraschend hässlich geraten. Ein Meermädchen wünscht sich nichts sehnlicher, als die Welt über Wasser zu erkunden und geht dafür ein großes Risiko ein. Ein kleiner Junge verändert sich plötzlich von einem Tag auf den anderen und lässt seine Freundin traurig zurück…

Der dänische Autor Hans Christian Andersen hat sich besonders mit seinen Kunstmärchen in das kollektive Gedächtnis geschrieben. Und davon gibt es natürlich auch viele Umsetzungen in verschiedenen Kunstformen, eine interessante Sammlung von Hörspielen ist bei cbj audio erschienen. In der Box befinden sich neun Hörspiele nach seinen Geschichten, versammelt auf sechs CDs und noch zu Zeiten der DDR in dortigen Hörspielstudios produziert. Die Umsetzungen halten sich eng an die Originale und sind dabei auch sehr ausführlich erzählt, sodass sie sehr im Sinne des Autors geraten sind. Und das bedeutet auch, dass die oft traurigen und wehmütigen Emotionen und die melancholischen Stimmungen sehr gekonnt aufgegriffen werden. Die Hörspiele setzten diese durchaus mit Wucht um, ohne sie zu entschärfen, was besonders bei einigen dramatischen Ausgängen sehr gut zur Geltung kommt. Besonders gut gefallen hat mir deswegen das Märchen von der „kleinen Seejungfrau“, die sich hier eben nicht mit einem niedlichen Fisch und einer verrückten Möwe auf lustige Abenteuer begibt, sondern in der Sprachlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und ein sehr trauriges Ende auf die Hörer warten – hervorragend und eher für ältere Kinder geeignet. Das gilt zwar für alle Märchen dieser Sammlung, insbesondere aber für „Der kleine Klaus und der große Klaus“, das recht gewalttätig geraten ist und durchaus heftige Szenen enthält. Anzumerken ist auch, dass die Erzählweise eher langsam ist, durch die dichte Stimmung aber durchgängig sehr unterhaltsam wirkt. Eine schöne Box mit vielen schönen und intensiv umgesetzten Geschichten.

Jutta Hoffmann ist mir direkt im ersten Märchen als Nachtigall positiv aufgefallen, ihre melancholische Stimme passt hervorragend zu der Rolle und bringt ihre Trauer und Verzweiflung über die Gefangenschaft sehr gut zur Geltung, wobei sie viele überzeugende Facetten einbaut. Ulrike Krumbiegel spricht die kleine Seejungfrau ebenfalls sehr vielseitig und passt dabei sehr gut in die Atmosphäre der Handlung, sie hinterlässt einen lebendigen und authentischen Eindruck. Jutta Hoffmann hat die Rolle der Schneekönigin übernommen und passend dazu eine kalte und hartherzige Attitüde angenommen, die man ihr vollkommen abnimmt. Weitere Sprecher sind Walter Plathe, Rolf Hoppe und Juliane Koren.

Trotz der verschiedenen Produzententeams sind viele Gemeinsamkeiten in der akustischen Umsetzung festzustellen, so liegt der Fokus beispielsweise immer auf den Sprechern, wird aber durchgängig von passender Musik begleitet. Dabei ist besonders „Die Nachtigall“ mit ihren traurigen Geigenmelodien sehr gelungen umgesetzt, aber auch für die anderen Geschichten wurde jeweils eine passende Ästhetik gefunden – auch wegen passender Geräusche.

Der Pappschuber, der die drei CD-Hüllen umgibt, ist von einer hübschen Zeichnung gezert, der die kleine Seejungfrau auf einem Felsen sitzend zeigt, während auf den Wellen im Hintergrund ein Segelschiff zu sehen ist. Dieses Motiv wiederholt sich auch im Inneren immer wieder, weitere Extras oder Zeichnungen sind nicht enthalten. In den Einlegern der CDs sind aber ausführliche Sprecher- und Produzentenangaben mit kleinen Tracklisten zu finden.

Fazit: Neun Geschichten von Hans Christian Andersen, bei denen die melancholische und oft traurige Stimmung vollkommen zur Geltung kommt. Die Umsetzung ist langsam, aber sehr intensiv und atmosphärisch, was mir sehr gut gefallen hat. Insbesondere „Die Nachtigall“ hat mich beeindruckt, aber auch die anderen Geschichten sind sehr hörenswert geraten.

VÖ: 26. Oktober 2020
Label: cbj audio
Bestellnummer: 9783837154245


Rulantica – 2. Die Verschwörung der Götter



Bei einem Wettrennen auf Kelpies durch Rulantica erhofft sich Mats endlich Anerkennung zu gewinnen. Tatsächlich geht er als erster über die Ziellinie, gekrönt wird aber unter einem Vorwand dennoch sein Konkurrent Halvor. Trotz guter Worte seiner Schwester Finja fühlt sich Mats einmal mehr nicht dem Meervolk zugehörig. Doch gerade jetzt müssen eigentlich alle zusammenhalten, denn die Götter sorgen schon bald für neues Unheil…

Mit „Rulantica“ erscheinen bei Europa die Hörspiele nach der gleichnamigen Buchserie von Michaela Hanauer, auch der zweite Teil ist bereits wenige Monate nach der Buchveröffentlichung erhältlich. „Die Verschwörung der Götter“ setzt die Handlung dabei auf verschiedenen Ebenen fort, so ist beispielsweise als Introszene eine weitere kurze Geschichte um den listigen Gott Loki zu hören, auch ansonsten spielen die (leicht variierten) nordischen Götter wieder eine gewichtige Rolle in der Handlung. Es werden Geheimnisse aus der Vergangenheit der Familie von Mats und Finja aufgedeckt, aber auch die aktuellen Ereignisse werden spannend und unterhaltsam weitererzählt. Gut gefallen mir auch die kindgerechten Actionszenen die aufregend gelungen sind, ohne unübersichtlich zu wirken, was immer wieder für dynamische Wechsel sorgt. Auch die Zweiteilung der Handlung, in der mal Mats und mal Finja im Mittelpunkt stehen, ist gut gelöst, wobei die beiden Figuren neben dem externen Erzähler auch immer wieder ihre Sicht der Dinge in inneren Monologen schildern. So ist ein sehr angenehmes Tempo entstanden, das eher gemächlich als überhastet wirkt und so viele Details unterkommen. Der Spannungsbogen entwickelt sich über die gesamte Laufzeit von mehr als zweieinhalb Stunden gekonnt weiter, sodass auch „Die Verschwörung der Götter“ zu einem sehr gelungenen Hörspiel geworden ist.

Die Sprecher der Episode gefallen mir sehr gut, wobei viele natürlich bereits aus dem ersten Teil bekannt sind. Sebastian Fitzner spricht die Rolle des Mats mit einer ebenso glaubwürdigen wie sympathischen Sprechweise, wobei er sich dynamisch an die verschiedenen Szenen anpasst und so den Spannungsbogen der Handlung aufgreift. Sabine Winterfeld hat zwar eine eher kleinere Rolle, hinterlässt als geheimnisvolle Göttin Hel aber dennoch einen überzeugenden Eindruck und sorgt für einige markante Szenen. Auch die Rolle der Herrscherin Exena wird von Nora Jokhosha mit sehr preziöser Stimme mit einer sehr gelungenen Aura versehen. Weitere Sprecher der Episode sind Yara Blümel, Thomas Schmuckert und Daniel Schütter.

Christian Hagitte und Simon Berteling von STIL sind für die akustische Umsetzung des Hörspiels zuständig, weswegen man sich wieder auf ausgeklügelte Klangwelten freuen kann. Mystisch und dynamisch wirkende Melodien, die sehr ausgereift wirken, aber auch eine Vielzahl unterschiedlicher und passender Geräusche finden sich hier zusammen, um die Handlung gekonnt zu unterstützen und die vorherrschende Stimmung auszubauen.

Die Coverzeichnung ist sehr ansehnlich und mystisch geraten, wofür insbesondere die grünliche Farbgebung und magisches Leuchten an einigen Stellen sorgen. Hierdurch entsteht auch eine gelungene Unterwasserstimmung, die durch die Meerwesen noch unterstrichen wird. Neben einer Übersicht der Mitwirkenden ist im Inneren auch die Zusammenfassung des ersten Teils zu finden, sodass man leichter wieder in die Handlung findet.

Fazit: Die mystische Geschichte um „Rulantica“ wird hier mit einer spannenden Geschichte weitererzählt, wobei die nordischen Götter ebenso gut integriert sind wie die magische Umgebung der Unterwasserwelt. Umso schöner ist, dass dabei sehr verständliche Konflikte und Emotionen geschildert werden, an denen sich die Zielgruppe orientieren kann. Die Stimmung ist geheimnisvoll und lebendig, sodass eine sehr hörenswerte Episode entstanden ist.

VÖ: 4. Juni 2021
Label: Europa
Bestellnummer: 4050003723594


Rulantica - 1. Die verborgene Insel



Aquina, eine Meerjungfrauenmädchen, träumt davon, nicht mehr nur ihre Heimatstadt und die nähere Umgebung zu kennen, sondern auch die Menschenwelt zu erkunden. Das bringt ihr immer wieder Ärger mit ihrer strengen Mutter ein, was ihre Neugier aber nicht mindern kann - besonders, als sie erfährt, dass sie einen menschlichen Zwillingsbruder hat, der an Land lebt und ebenfalls nichts von ihrer Existenz weiß...

Mit "Rulantica" ist bei Europa der Start einer neuen Hörspielserie erschienen, der auf der Buchreihe von Michaela Hanauer basiert. Und darin werden gleich mehrere Thematiken gekonnt zusammengeführt. Einerseits ist die Meerjungfrauen-Szenerie momentan nicht nur im Trend, sondern hier auch sehr lebendig und fantasievoll umgesetzt. Die Unterwasserwelt wird mit vielen Details angereichert, was nicht nur die Bewohner und deren Umgebung betrifft, sondern auch ihre Gesellschaft mit ihren ganz eigenen Regeln und Gegebenheiten. Manchmal ist das für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten, zu viele Kleinigkeiten stören gerade zu Beginn den Fortlauf der Handlung und lassen einige Szenen zu langwierig wirken. Dazu wird die Abenteuergeschichte um Aquina und ihren Zwillingsbruder kombiniert, wobei zu Beginn viele typische Probleme von Jugendlichen aufgegriffen - strenge Eltern, Probleme mit den Lehrern, Freiheitsdrang, aber auch ureigene Ängste oder die Situation als Waisenkind. Später werden viele weitere spannende Szenen eingebaut und immer weiter verdichtet, sodass eine lebendige Geschichte entstanden ist. Angereichert ist das Ganze mit vielen Elementen aus der nordischen Götterwelt, die auch höchstselbst in Erscheinung treten und die Handlung beeinflussen. Das sehr atmosphärische Intro, aber auch viele weitere Momente werden dadurch sehr eingängig umgesetzt. Vorkenntnisse der germanischen Mythologie sind nicht notwendig, da die Zusammenhänge gut erklärt werden. Die Freiheiten der Neuinterpretation wurde zwar gelungen genutzt, bei einigen Details habe ich aber nicht verstanden, warum diese verändert wurden - beispielsweise dass die Raben Hugin und Munin nicht Odins Tiere sind, sondern die von seinem Sohn Vidar. Idee, Verlauf und Stimmung gefallen mir sehr gut, manches Mal wirkt das Ganze aber auch recht überfrachtet und unübersichtlich.

Die Besetzung der Rollen ist insgesamt gelungen und mit einigen prominenten Stimmen bestückt, doch manchen Sprechern fehlt etwas die Erfahrung, sie klingen dann etwas hölzern und abgelesen. Nicole Silbermann ist in der Hauptrolle der Aquina zu hören und bringt die lebendige Neugier des Meermädchens gut zur Geltung, wirkt aber in manchen Szenen und vor allem in ihren Erzähltexten etwas steif und könnte die Rolle dann mit etwas mehr Natürlichkeit umsetzen. Nils Rech sorgt als Loki für eine interessante Figur, die er mit tiefer Stimme und grollendem Unterton sehr intensiv umsetzt, aber nie wirklich bösartig wirkt - sehr gelungen, um keinen platten Gegenspieler, sondern eine vielschichtige Figur zu schaffen. Erzähler Friedhelm Ptok, der die geheimnisvolle Stimmung sehr gekonnt aufgreift, führt mit seiner angenehmen Stimme gelungen durch die Handlung und verleiht seinen Texten viel Lebendigkeit. Weitere Sprecher sind Sebastian Fitzner, Thomas Schmuckert und Sascha Rotermund.

Für die Umsetzung des Romans zeichnen sich Christian Hagitte und Simon Berteling verantwortlich - und halten das, was die beiden Namen versprechen: Die Musik ist sehr stimmungsvoll und atmosphärisch geraten, sie umgibt einen Großteil der Dialoge mit hübschen Melodien, die gut auf die verschiedenen Szenerien eingehen und ihnen einen passenden Ausdruck verleihen. Aber auch die Geräusche sind sehr treffend und vielfältig eingefügt, sie sorgen für einen sehr dichten Eindruck der Handlung und lassen diese lebendig und eingängig wirken - sehr gelungen.

Natürlich wurde das Titelbild der Romanvorlage auch für das Hörspiel verwendet, wobei das phantasievolle und detailreiche Bild sehr gut zur Geltung kommt. Die Hauptfiguren der Handlung, aber auch die wunderschöne Landschaft über und unter dem Wasserspiegel oder der Schriftzug mit dem abenteuerlichen Touch kommen dabei sehr gut zur Geltung. Natürlich gibt es eine hübsche Gestaltung im Inneren mit einer Übersicht der Beteiligten, aber auch weitere Zeichnungen und kleine Infos zu Aquina, Mats und Snorri.

Fazit: "Die verborgene Insel" ist ein gelungener Einstieg in die neue Abenteuerserie, wobei viele Themen gut auf die Zielgruppe der jugendlichen Hörer zugeschnitten sind. Meerjungfrauen, nordische Mythologie und typische Teenager-Probleme sind gelungen kombiniert und mit einer spannenden Handlung versehen, aber auch mit zu vielen Details überfrachtet. Das funktioniert als Buch sicher gut, ist aber als Hörspiel zu unübersichtlich und stellenweise langatmig geraten. Dennoch: Die erste Folge von "Rulantica" ist hörenswert geraten.

VÖ: 3. April 2020
Label: Europa
Bestellnummer: 4050003718651


Checker Tobi – 2. Smartphone, Internet, Social Media



Schon seit einigen Jahren erklärt Checker Tobi in der gleichnamigen TV-Serie Kindern die Welt und bereitet verschiedene Themen passend für das Alter der Zielgruppe auf. Nun hat Tobias Krell auch als Hörspiel seinen großen Auftritt, zum Start der Reihe sind bei cbj audio zwei Episoden der neuen Wissenshörspielserie gestartet. „Smartphone, Internet, Social Media“ beschäftigt sich dabei mit der Digitalisierung und betrachtet dabei ganz unterschiedliche Aspekte. So wird beispielsweise erklärt, dass für die Eltern und Großeltern der zuhörenden Kinder ein Computer noch alles andere als selbstverständlich war, auch eine Zeitlinie der Entwicklung von Internet und Co. wird innerhalb des Hörspiels dargestellt. So bekommt man einen guten Eindruck davon, wie viele Jahre der Entwicklung notwendig waren und wie alles entstanden ist, was heutzutage so völlig selbstverständlich ist. Dabei werden in etwa zehn große Fragen gestellt, die am Anfang eines Kapitels gestellt und dann weiter erklärt werden. Dafür redet Checker Tobi zunächst mit seiner Roboter-Assistentin Roberta, die viel Witz und Charme in die Handlung einfließen lässt. Danach wird in interviewartigen Sequenzen mit verschiedenen Gesprächspartnern der jeweiligen Frage auf den Grund gegangen, was lebendig und interessant aufbereitet wurde. Gut gefällt mir auch die kurze Zusammenfassung am Ende der Kapitel, sodass man das gehörte noch einmal rekapitulieren kann. Hier liegt kein Hörspiel im klassischen Sinne mit einer erzählten Geschichte vor, die Ebene der Wissensvermittlung wird zu keiner Zeit verlassen. Unterhaltsam ist das Hörspiel dennoch, sodass ein gelungener Start für die neue Serie entstanden ist.

Natürlich übernimmt Tobias Krell als Checker Tobi hier viele Texte, ist sowohl in dem Rahmen des Hörspiels zu hören, aber auch in den Interviewszenen. Er wirkt wie immer frisch, neugierig und sympathisch, was eine sehr angenehme Grundstimmung erzeugt. Paulina Rümmlein spricht den Roboter Roberta mit leicht abgehackter Stimme, um eine technische Wirkung zu erzeugen, verleiht ihr aber auch viel Charme und bringt den Witz der Figur gut zur Geltung. Thomas M. Meinhardt ist einer der Gesprächspartner von Checker Tobi und bringt den Lehrer Andreas offen und freundlich herüber, was das Interesse an seinen Informationen hochhält. Weitere Sprecher sind Butz Buse, Beate Himmelstoß und Lisa Bitter.

Akustisch werden die vielen Gespräche mit passenden, witzigen Geräuschen unterlegt. Sie gehen auf das digitale Thema gelungen ein und sorgen für eine lockere, moderne Atmosphäre. Auch die Musik wirkt jugendlich und frisch, sie gestaltet die Zusammenfassungen von Checker Tobi und einige andere Passagen angenehm und lebendig. Ab und an lenkt das aber etwas zu sehr von den Gesprächen ab.

Checker Tobi wird natürlich auch auf dem Cover abgebildet, mit seinem typisch breiten Grinsen zeigt er fröhlich auf den Schriftzug mit den verschiedenen passenden Zeichnungen vom Thema. Auch in der restlichen Gestaltung sind viele witzige Elemente eingebaut, auch die vielen Sprechblasen wirken modern und lockern auch das beiliegende Booklet gekonnt auf, in dem viele weitere Informationen dargestellt sind und beispielsweise das binäre System anschaulich am Beispiel des Alphabets erklärt wurde.

Fazit: Checker Tobi wird als Hörspiel gekonnt adaptiert, transportiert seinen großen Charme, aber auch seine liebenswerte und neugierige Art, was durch einige neue Elemente und vor allem die witzige Roboterdame Roberta gelungen ergänzt wird. Die vielen Informationen sind gut zusammengefügt und bilden besonders die Entwicklung der Digitalisierung überzeugend und gut verständlich ab.

VÖ: 8. März 2021
Label: cbj audio
Bestellnummer: 9783837154733


Mansfield Park (Jane Austen)



Fanny Price wächst in einer kinderreichen, aber verarmten Familie als zweitälteste Tochter ihrer Eltern auf. Als die Reserven der Familie vollends zur Neige gehen, wird sie mit neun Jahren zu Lady Bertram geschickt, einer Schwester ihrer Mutter. Doch dort wird sie eher geringgeschätzt, besonders drei der vier Kinder der Lady triezen sie, wo sie nur können. Nur der vierte Sohn Edward ist ihr zugetan und bemüht sich redlich, ihr ein schönes Zuhause zu schaffen…

Jane Austens Romane üben nach wie vor eine große Faszination aus, die romantischen Geschichten versetzen immer wieder in das frühe 19. Jahrhundert zurück. In Zusammenarbeit der beiden Radiostationen hr2 und swr2 ist im Jahr 2021 ein Hörspiel nach ihrer Romanvorlage „Mansfield Park“ entstanden, welche der Hörverlag auch als CD-Version auf den Markt gebracht hat. Mit einer Laufzeit von über vier Stunden wurde der Roman sehr originalgetreu umgesetzt und kaum gekürzt, sodass man die Entwicklung von Fanny und den anderen Charakteren sehr genau miterleben kann. Dabei wird zunächst viel Zeit darauf verwendet, die Figuren und ihre Situation vorzustellen, was jedoch sehr eingängig und lebendig geraten ist. Die Darstellung der Standesunterschiede, des Zweispalts zwischen romantischer Liebe und gesellschaftlichen Zwängen, der Versuche, ein angesehenes und rentables Leben führen zu können, sind auf verschiedenen Ebenen gekonnt dargestellt. Dabei werden gleich recht viele Figuren vorgestellt, jeder mit seinem eigenen Hintergrund, was erst einmal etwas Aufmerksamkeit erfordert, um die Charaktere auch später gut zuordnen zu können. Durch die klare Struktur, die lebendigen Szenen und die stimmigen Erzähltexten ist dies jedoch gut gelungen. Auch später, wenn mehr Entwicklungen und auch feinere Beobachtungen aufkommen und Fannys unglückliche Liebe ins Zentrum gerückt wird, ist das Hörspiel sehr stark und wird mit poetischen und ausdrucksstarken Dialogen versehen. So kommt auch der feine Humor der Autorin der gut zur Geltung, die subtil viele Seitenhiebe gegen ihre Figuren hat einfließen lassen. Eine sehr starke und ausführliche Inszenierung, die mir sehr gut gefallen hat.

Sina Martens ist in der Hauptrolle der Fanny zu hören, ihre zögerliche, melancholische Art kommt dabei sehr gut zur Geltung, wobei sie sehr differenziert spricht und beispielsweise die romantische Liebe zu Edmund ebenso überzeugend darbieten wie das Ertragen des Spotts, den sie über sich ergehen lassen muss. Timo Weisschnur ist als Edmund zu hören und setzt die Rolle ausdrucksstark und treffend um, er passt sich sehr gut an die geschliffenen Dialoge der Autorin an und bringt diese mit glaubhaftem Ausdruck zur Geltung. Als Erzählerin hat mir Sophie Reis mit ihrer lebendigen Art sehr gut gefallen, sie bringt dabei viel Dynamik mit ein und lässt ihre Texte so sehr kurzweilig wirken. Weitere Sprecher sind Kilian Land, Lisa Hridna und Felix von Manteuffel.

Die Musik wurde von Martina Eisenreich exklusiv für dieses Hörspiel komponiert und vom hr-Sinfonieorchester eingespielt. Das unterstreicht den romantischen Anklang der Geschichte und passt zudem hervorragend in die Zeit, in der die Handlung spielt, zumal ganz unterschiedliche Stimmungen geschaffen werden. Sehr gelungen ist auch die Geräuschkulisse geraten, eher reduziert und auf einige wesentliche Klänge fokussiert, dafür aber sehr pointiert und lebendig.

Bei der Aufmachung hat sich der Hörverlag äußerst viel Mühe gegeben, was sich sehr bezahl macht. Wie ein kleines Buch gebunden ist ein eingelebtes Booklet mit vielen weiteren Informationen und einem ausführlichen einleitenden Text vorhanden, die immer wieder mit den hübschen Blumenornamenten aufgelockert sind, die auch das Cover zieren. Die Goldfolie darauf ist ein weiteres Highlight, die den sehr positiven Eindruck ergänzt.

Fazit: „Mansfield Park“ gehört nicht zu den bekanntesten Romanen der Autorin, wird hier aber mit so viel Liebe und Herzblut umgesetzt, sodass die Schönheit des Textes sehr gekonnt transportiert wird. Die Geschichte wird langsam und bedächtig, aber ausdrucksstark umgesetzt, die Figuren kommen ebenso gut zur Geltung wie der treffende, feine Humor. Durch die aufwendige Inszenierung mit einem Orchester ist eine dichte Atmosphäre entstanden. Sehr hörenswert!

VÖ: 22. März 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844541724


Moliére – Die große Hörspiel Edition



Argan, das Oberhaupt seiner Familie, zieht einen Arzt nach dem anderen zurate, immer in der Hoffnung, dass dieser ihm bei seiner schweren Krankheit helfen kann. Und auch selbst zählt er regelmäßig seinen Herzschlag und verfolgt akribisch die Anweisungen seines Leibarztes. Dieser freut sich sehr, ihm immer wieder überteuerte Rechnungen zukommen zu lassen, denn in Wahrheit ist Argan kerngesund. Das wollen ihm auch sein Dienstmädchen Toinette und sein Bruder endlich klar machen… („Der eingebildete Kranke“)

Der französische Schauspieler und Dramatiker Jan-Baptiste Poquelin ist eher unter seinem Künstlernamen Moliére bekannt und hat sich mit seinen zahlreichen Theaterstücken einen Namen gemacht und auch heute noch, über 300 Jahre nach seinem Tod viele Bewunderer. Auch Hörspiele nach seinen Stücken sind entstanden, insbesondere in den 50er Jahren, als das Medium noch fast in den Kinderschuhen steckte. Der Hörverlag hat nun sieben von Moliéres Komödien in einer dicken Box veröffentlicht, die bei verschiedenen Radiostationen entstanden sind. Die Auswahl ist gelungen, die Stücke sind auf sehr interessante Weise zeitlos – nicht unbedingt in den Umgangsformen der Protagonisten oder den gesellschaftlichen Umständen, aber eben in den Archetypen, die der Autor in seinen Stücken genüsslich auseinandernimmt und der Menschheit so kritisch einen Spiegel vorhält. Dabei schreckt er auch vor ernsten Themen nicht zurück, sorgt dennoch für bitteren Humor durch scharfe Beobachtungen. Dass sich einige seiner Stücke als skandalös herausgestellt haben und ihrer Zeit voraus waren, merkt man aus der heutigen Perspektive zwar nicht, kann aber bei „Der Menschenfeind“ erahnen, dass besonders beim Adel und der gehobenen Gesellschaft nicht alle Szenen gut angekommen sind. Die Erzählweise ist eher langsam, es werden eher Zustandsbeschreibungen als Entwicklungen thematisiert werden. Doch die Dialoge sind flüssig, locker und gut nachvollziehbar erzählt, sodass man auch heute noch gut folgen kann. Eine lohnenswerte Zusammenstellung, die überraschenderweise auch heute noch bekannte Archetypen auf ironische Weise darstellt.

Bernhard Minetti ist in „Der Menschenfeind“ in der Hauptrolle des Alceste zu hören und bringt die scharfen Beobachtungen des Autors mit seiner sehr facettenreichen und punktierten Sprechweise auf den Punkt, hält die Spannung durchgängig hoch und rückt die Figur so sehr nahe an den Hörer heran. Will Quadflieg spricht die Titelrolle in „Don Juan“, das wohl bekannteste Stück des Autors, den er mit seinem ganz eigenen Charme ausstattet, aber auch den Humor der Geschichte aufgreift und so für einen großen Unterhaltungswert sorgt. Ursula Langrock ist in „Tartuffe“ als Elmire zu hören und schafft mit ihrer markanten, ausdrucksstarken Stimme einen leichten Zugang zu der Figur und verleiht ihr viel Leben. Weitere Sprecher sind Ma Mairich, Hermann Thimig und Arno Assmann.

Verschiedene Rundfunkanstalten, unterschiedliche Regisseure und Produktionsjahre von 1951 bis 1980 – ein durchgängiger Stil ist bei den Hörspielen dennoch vorhanden: Die vollkommene Konzentration auf die Sprecher und ihre Dialoge. Da sind zwar mal Geräusche eingestreut – mal mehr, mal weniger – und auch ein wenig Musik erklingt ab und an, alles jedoch nur im Hintergrund und ohne das ganz große Tamtam.

Die Zeichnung, die auf dem Titelbild platziert wurde, greift den Zeitgeist Moliéres sehr gekonnt auf und wird mit dem farbigen Kreis und der kantigen Schrift mit modernen Elementen geschickt kombiniert. In der stabilen Box befinden sich die CDs in eigenen Cardsleeves, auf denen die Mitwirkenden aufgedruckt sind, aber auch ein dickes Booklet mit vielen zusätzlichen Informationen zum Autor, den Stücken und einigen ausgewählten Sprechern und Regisseuren ist vorhanden. Eine sehr lobenswerte Umsetzung!

Fazit: Die sieben Komödien von Moliére, die der Hörverlag hier zusammengestellt hat, haben durch ihre scharfe Beobachtungsgabe und bissigen Witz immer noch einen hohen Unterhaltungswert und überzeugen mit ihrer flüssigen Erzählweise. Dass dabei noch anspruchsvolle Gesellschaftskritik auf mehreren Ebenen geübt wird, hat mir umso mehr gefallen. Ein gelungener Überblick über das Werk des französischen Autors!

VÖ: 9. August 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844543087


Überredung (Jane Austen)



In jungen Jahren hat Anne Elliot der Verlobung mit dem Marineoffizier Frederick Wentworth auf Drängen der besten Freundin ihrer Mutter gelöst. Nun, mit 28 Jahren scheint es fast besiegelt, dass sie als alte Jungfer enden wird, hat sie in der Zwischenzeit doch keine weitere männliche Bekanntschaft gemacht. Als ihr Vater Sir Walther jedoch wegen seiner ungezügelten Ausgaben den Landsitz zu veräußern, tritt Frederick wieder in ihr Leben…

Genau 303 Jahre, nachdem der letzte Roman „Überredung“ der britischen Autorin Jane Austen posthum erschienen ist, hat der hessische Rundfunk eine aufwendige Hörspielproduktion davon produziert. Der Hörverlag hat eine Doppel-CD-Version davon auf den Markt gebracht, was sehr gut zu anderen Hörspielen der Autorin im Programm passt. Die Grundstimmung des Romans ist – wie immer bei der Autorin – ruhig und romantisch, geht sehr gekonnt auf die damalige gesellschaftliche Situation ein übernimmt dabei durchaus einige Motive aus ihren Vorgängern, Handlung und insbesondere die Figuren sind aber sehr eigenständig. Anne, aufgewachsen in einer problembeladenen Familie und scheinbar die einzige vernünftige der drei Töchter, steht dabei im Mittelpunkt, thematisch wird die wechselhafte Wiederbelebung einer Jugendliebe behandelt, was mit einigen Kapriolen kurzweilig und gefühlbetont dargestellt wurde. Doch der Ansatz dieses Hörspiels ist hier ein anderer, statt einer reinen Nacherzählung ist die Produktion deutlich kommentierter. So wird nicht nur eine Einordnung der gesellschaftlichen Zwänge und Gebräuche geleistet, sondern auch das Verhalten der Charaktere geboten. Auch die Beziehungen der Figuren untereinander werden nicht in Dialoge eingebettet, sondern auf diese Art recht knapp eingebaut. Auch wenn dies durchaus seinen Charme hat, wurde ich dadurch immer wieder aus der Handlung geworfen, der analytischere Ansatz hat mir persönlich nicht allzu gut gefallen. Auch der hohe Erzähleranteil – insbesondere auf der ersten CD – der nur von wenigen Dialogen durchbrochen wird, sorgt dafür, dass ich mich nicht so recht in die Handlung einfinden konnte. Technisch ist das natürlich sehr gut umgesetzt, die Geschichte wird gekonnt dargeboten, die ungewöhnliche Erzählweise ist aber Geschmackssache.

Sascha Icks übernimmt die Erzähltexte (in der Rolle der Autorin Jane Austen) und schafft dabei eine ebenso harmonische wie lebendige Wirkung. Sie geht dabei gekonnt auf die unterschiedlichen Stimmungen ein und bringt die ruhige Dynamik der Handlung gut zur Geltung. Als zusätzliche Kommentatorin ist Heidi Heidelberg zu hören, deren äußerst charmanter britischer Akzent nicht nur sehr authentisch wird, ihr leicht ironischer Unterton schafft zudem eine gekonnte weitere Ebene dieser Umsetzung. Mala Emde ist in der Hauptrolle der Anne Elliot zu hören, die sowohl in den Erzähltexten als auch in den inneren Monologen sehr stark wirkt und diese mit viel Feingefühl und gelungenem Ausdruck umsetzt. Weitere Sprecher sind Mirco Kreibich, Jenny Schili und Wanja Mues.

Bei der akustischen Gestaltung sind durchaus einige ungewohnte Wege gegangen worden, auch wenn mit romantischen Melodien die Grundstimmung des Romans gut getroffen wurden. Doch es gibt auch sanfte Band-Klänge, mit Instrumenten erzeugtes Hufgetrappel und andere Spielereien. Manches unterstützt dabei den Verfremdungs-Effekt, der den Hörer ein wenig aus der Handlung reißt, insgesamt ist aber eine stimmige Szenerie geschaffen worden.

Ein edel wirkender, nachblauer Hintergrund, darauf sehr ansehnliche Blumenelemente und einige goldene Elemente, die mit einer glänzenden Folie verziert sind – das Cover zu dem Hörspiel ist sehr ansehnlich geraten. Und auch die sehr aufwendige Verpackung, die wie in kleines Buch gebunden ist, kommt sehr gut zur Geltung. In dem dicken Booklet sind zahlreiche Hintergrundinformationen zu dem Roman an sich, aber auch zu vielen Mitwirkenden zu finden.

Fazit: „Überredung“ ist ein sehr sauber und professionell umgesetztes Hörspiel, das die Handlung liebevoll umsetzt. Die kommentierende Weise sorgt jedoch für einen Effekt, dass man sich nicht vollkommen auf die Geschichte einlassen kann, ebenso wie der Erzählanteil gerade zu Beginn für meinen Geschmack zu hoch ist. Ein interessanter Ansatz mit einigen gelungenen Aspekten, der mich aber nicht vollkommen überzeugt hat.

VÖ: 26. Juli 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844538304


Stanislaw Lem – Die große Hörspiel-Box



Es ist eine Fehllieferung, die der Schriftsteller Tom Clempner an einem gewöhnlichen Tag erhält: Ein Roboter ist in der gut verschlossenen Kiste enthalten. Dieser stellt sich als Graumer vor und kündigt an, von nun an unverzichtbar für Tom zu sein und macht zugleich einige sinnvolle Vorschläge. Und da der Absender nicht ermittelbar ist, bleibt Graumer vorerst und macht sich zugleich nützlich. Doch schon bald bekommt Tom mehr und mehr Angst vor seinem Gehilfen… („Der getreue Roboter“)

Stanislaw Lem gilt als einer der bekanntesten und meist übersetzten polnischen Schriftsteller und hat sich seinen Werken insbesondere dem Genre der Science-Fiction gewidmet, welche er auf viele unterschiedliche Arten umgesetzt hat. Über die Jahre haben unterschiedliche Radiostationen auch Hörspiele nach seinen Geschichten produziert, acht davon hat der Audio Verlag nun zusammengestellt und in einer gemeinsamen Box veröffentlicht. Hier bekommt man einen kurzen, aber dennoch sehr überzeugenden Überblick über sein Werk, was dank abwechslungsreicher Themen und Szenarien viele unterschiedliche Stimmungen zulässt. Dabei geht es oft um das Zusammenspiel von Technik oder künstlicher Intelligenz, beispielsweise in der oben beschriebenen Geschichte „Der getreue Roboter“, aber auch in „Schichttorte“, in der es um eine Gerichtsverhandlung um ein Unternehmen geht, welches künstliche Ersatzteile für Menschen herstellt. Aber auch die Forschung von Menschen an der Grenze des Moralischen, klassische Raumfahrergeschichten oder den Kampf um die Thronfolge in einem futuristischen Reich kommen hier vor. Doch dabei wird nie lediglich eine spannende Geschichte erzählt, es geht vielmehr und gesellschaftliche Fragen und philosophische Herausforderungen. Das wirkt nie wie mit dem erhobenen Zeigefinger oder einer Fortschrittsaversion, zeigt aber die Folgen von allzu zügelloser Nutzung von Technik an und plädiert für Grenzen. Ich mag die meist eher ruhige Erzählweise, in der immer nur wenige Menschen im Fokus stehen, deren Beziehungen und Entwicklungen dafür umso näher beleuchtet werden. Nicht immer dynamisch oder packend, sondern einen ersteren, aber ebenso gelungenen Ansatz verfolgend. Acht Produktionen aus dem Laufe vieler Jahre, sodass es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

Bei den Sprechern gibt es eine ebenso umfassende Auswahl, insgesamt sind diese aber sehr überzeugend und erwecken ihre Rollen zum Leben. So ist Martin Held der Sprecher der einzigen Lesung der Bo. In „Die lmyphatersche Formel“ spricht er einem hochbegabten Wissenschaftler, der langsam dem Wahnsinn verfällt, was sehr intensiv und markant geschehen ist – eine sehr gelungene Leistung. Hans Peter Hallwachs ist in „Solaris“ als Kris Kelvin zu hören und gestaltet diese Rolle sehr dynamisch und vielseitig, sodass die Handlung und der Spannungsbogen sehr gut zur Geltung kommen. Karl-Michael Vogler ist in „Rückkehr zur Erde“ als Hal Bregg zu hören und gestaltet die sich aufbauende Gefühlslage des Raumfahrers sehr markant und vielseitig, wobei er den Handlungsbogen greifbar wirken lässt. Weitere der vielen Spreche sind Gert Westphal, Felix von Manteuffel und Dieter Wien.

Durch die verschiedenen Sendeanstalten, Regisseure und Produktionsjahre kann eine einheitliche Linie bei der akustischen Umsetzung nicht ausgemacht werden, allesamt sind aber mit viel Sorgfalt produziert. Und so bekommt man auch gleich einen interessanten Überblick über das Medium Hörspiel im Laufe der Jahre – die älteste Produktion stammt aus dem Jahr 1973, das jüngste aus 2018. Der Klang ist jedoch durchgängig klar und ohne störende Nebengeräusche, sodass anscheinend eine überzeugende digitale Überarbeitung stattgefunden hat.

Das Design des Covers gefällt mir sehr gut, eine überzeugende Mischung aus Futurismus und Nostalgie wird durch die klaren Formen und die kräftigen Farben erzeugt. Untergebracht sind die acht CDs jeweils in einfachen, dünnen Plastikhüllen, die wiederum in einer dicken und stabilen, aber auch etwas überdimensionierten Pappbox stecken. Auch ein Booklet liegt bei, welches nicht nur eine kurze Biografie des Autors samt Fotografie enthält, sondern auch Infos, Einleitungstexte und Mitwirkende zu den Produktionen.

Fazit: Eine sehr vielseitige Box mit acht Geschichten von Stanislaw Lem aus unterschiedlichen Strömungen des Science-Fiction, aber immer mit Anspruch und einer Aussage. Dabei stehen nicht nur die sehr gut erdachten Situationen im Vordergrund, sondern immer auch die Menschen und ihre Entwicklung, ihr Umgang mit den Herausforderungen. Die unterschiedlichen Produktionsjahre aus den letzten Jahrzehnten erlauben zudem noch eine Reise durch die Entwicklung des Mediums. Sehr lohnenswert!

VÖ: 23. April 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742414793


Der zweite Schlaf



Der junge Priester Christopher Fairfax hat sich aus seiner Heimat in einen etwas weiter entfernten Ort aufgemacht, um einem verstorbenen Kollegen die letzte Ehre zu gewähren und ihn in Würde zu bestatten. Doch unter seinen letzten Habseligkeiten findet er viele verbotene Dinge und Schriften aus der alten Zeit. Zwar weiß er nicht, was es mit den kleinen Kästen aus Plastik oder den Münzen aus Metall auf sich ahnt, Christopher ahnt jedoch, dass es sich wegen der ketzerischen Gegenstände um einen Mord und nicht um einen Unfall gehandelt hat…

Robert Harris hat mit „Der zweite Schlaf“ einen aufsehenerregenden Roman geschaffen, der es auch kurze Zeit nach seiner Veröffentlichung in Großbritannien hierzulande zu viel Beachtung bekommen hat. Der Radiosender hr2 hat den Roman aufwendig als Hörspiel vertont, welches nun auch beim Hörverlag auf CD erhältlich ist. Die Handlung ist in einer fernen Zukunft angesiedelt, in der unsere Zivilisation untergegangen ist und die Menschheit in mittelalterlichen Strukturen mit einer sehr starken und autokratischen Kirche zurückgefallen ist. Spuren aus der Vergangenheit gibt es einige, Christophers Sicht auf diese und die offiziellen Lehren der Kirchen offenbaren einen sehr erstaunlichen Blick auf unsere Zeit. Das ist packend und facettenreich geraten, bringt aber zuweilen auch humorvolle Elemente mit ein, wenn Anspielungen auf heute völlig alltägliche Gegenstände eine völlig andere Bedeutung bekommen. Dass Christopher selbst Mitglied dieser Kirche ist, verleiht dem Ganzen düsteren Flair, aber auch die Beschreibungen des alltäglichen Lebens sind faszinierend geraten. Und weil davon am Anfang recht viele untergebracht sind, ist das Tempo zunächst recht langsam, doch dieser intensive Blick auf die neue Gesellschaft und die Menschen ist sehr lohnenswert geraten – insbesondere weil in kurzen Zwischensequenzen der Untergang unserer modernen Welt mit apokalyptischen Themen aus der Bibel verknüpft werden. Erst später kommt dann auch die Handlung schneller und dichter herüber, was spannend geraten ist und viele überraschende Wendungen offenbart. Zwar geht der Geschichte am Ende ein wenig die Luft aus, doch der Weg dorthin ist derart faszinierend und facettenreich, dass dies nicht weiter negativ auffällt.

Max Mauff ist in der Rolle des Christopher Fairfax zu hören und gestaltet die Hauptfigur der Handlung sehr markant und präsent. Er bekommt viele glaubhafte Facetten verliehen und zeichnet den Spannungsbogen des Romans ebenso überzeugend nach wie er situationsgerecht und mit passender Attitüde agiert. Die wunderbare Anna Thalbach ist mit ihrer unverkennbaren Stimme als Lady Sarah Durston zu hören, die Gutsherrin mit Nachdruck spricht und sehr gut in die düstere Atmosphäre der Geschichte passt. Richard Pole wird von Bernhard Schütz gesprochen und sorgt mit sehr präziser Betonung und ausdrucksstarkem Klang für zusätzliche Reizpunkte. Weitere Sprecher sind Steffi Kühnert, Mechthild Großmann und Fritzi Haberland.

Die Stimmung des Romans wird durch die aufwendige akustische Umsetzung sehr gekonnt unterstrichen, sie wirkt sehr düster und markant, lässt mittelalterliches Flair ebenso entstehen wie eindrucksvolle kirchliche Musik und imposante Melodien, die oft auch während der Dialoge im Einsatz sind. Kleine Halleffekte verstärken diesen Eindruck, aber auch die Geräuschkulisse ist sehr abwechslungsreich geraten und überzeugt mit sehr glaubhaften und stimmig eingefügten Sounds. Eine sehr runde, aufwendige und passende Umsetzung, die dem Roman absolut gerecht wird – besonders wenn Szenen aus der Vergangenheit mit Krieg und Zerstörung eingebaut wurden.

Die CDs sind jeweils in dünnen, schlicht gestalteten Papphüllen untergebracht, die gemeinsam Platz in einer dicken und stabilen Pappbox zum Aufklappen verstaut sind. Das Cover mit dem rein weißen Hintergrund wirkt mit dem rötlich eingefärbten Motiv sehr kontrastreich, auch die Silhouette von einem Mann auf seinem Pferd und dem Kirchenturm ist sehr gelungen. Lobenswert sind aber vor allem die weiteren Extras: Eine Bonus-CD mit umfangreichen Interviews mit Wissenschaftlern, die den Roman noch einmal mit einem anderen Ansatz diskutieren, aber auch ein dickes Booklet mit vielen Informationen zu den Mitwirkenden und einem Gespräch zur Produktion des Hörspiels.

Fazit: Der Blick auf unsere Welt auf einer dystopischen Zukunft ist nicht nur sehr faszinierend und markant geraten, sondern beinhaltet auch interessante philosophische Ansätze. Die hervorragende Produktion mit dem intensiven Ausdruck kann nicht nur die dargestellte Welt sehr eindringlich zur Geltung bringen, sondern auch die erst spät Fahrt aufnehmende Handlung treffend umsetzen. Eine überraschende und äußerst hörenswerte Produktion, die mich sehr faszinieren konnte.

VÖ: 15. März 2021
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844539882


Unten am Fluss



Fiver, ein junges Kaninchen, spürt ganz deutlich, dass ihm und seinem Volk in ihrer bisherigen Wohnstätte große Gefahr droht. Seine Angst ist so groß, dass er schon bald seinen Bruder Hazel und einige Freunde davon überzeugen kann, sich eine neue Heimat zu suchen. Doch der Weg dorthin gestaltet sich äußerst gefahrvoll, sodass die Kaninchen in große Gefahr geraten – und nicht alle Situationen unbeschadet überstehen…

„Unten am Fluss“, der deutsche Titel des weltbekannten Romans „Watership Down“, hat auch heute, fast 50 Jahren nach seiner Erstveröffentlichung, nichts von seiner Faszination und seinem Charme verloren, sodass er sich zu einem zeitlosen Klassiker entwickelt hat. SWR2 hat ein Radiohörspiel nach der Vorlage von Richard Adams produziert, welches nun auch beim Audio Verlag als Kaufversion erhältlich ist. Herausgekommen ist eine sehr sorgsam inszenierte Umsetzung, die eine sehr markante Atmosphäre heraufbeschwört und sich eng an die Vorlage hält. Schon direkt in den ersten Szenen wird mit den düsteren Vorahnungen von Fiver eine wundervoll düstere Stimmung erschaffen, die mich direkt in seinen Bann gezogen und die Eckpfeiler für die kommende Handlung setzt. Doch danach geht es keineswegs vorhersehbar weiter (außer natürlich man kennt die Geschichte bereits…), die eingebauten Ereignisse sind sehr abwechslungsreich und mehr als nur eine abenteuerliche Reise einiger Kaninchen. Es geht auch um Intrigen, Freundschaft und Verrat, Zusammenhalt und immer neue Gefahren. An der Oberfläche ist es eine spannende Geschichte mit hohem Unterhaltungswert, es schimmert aber eine deutlich tiefgründigere Ebene hindurch, in dem es beispielsweise um Umweltschutz, unterschiedliche Gesellschaftssysteme oder den Begriff der Heimat geht. Durch den Transport in die Kaninchenwelt ist das dennoch sehr kindgerecht geraten und überzeugt mit einer unterhaltsamen Ansprache für viele Altersgruppen. Gepaart mit einer hervorragenden Inszenierung und einer ausdrucksstarken Sprache mit vielen markanten Bildern ist so ein sehr unterhaltsames Hörspiel entstanden, das ein Kinderhörspiel mit viel Anspruch ist.

Der wundervolle Jens Wawrczeck ist in der Rolle des hellsichtigen Fiver zu hören, wobei einer seiner unverkennbaren Stimme eine eindringliche Ängstlichkeit verleiht und den Charakter so sehr gut zur Geltung kommen lässt – besonders in den späteren gefährlichen Szenen ist er sehr stark. Marc Hosemann spricht seinen Bruder Hazel ebenfalls sehr engagiert und passt seinen Ausdruck dynamisch an die verschiedenen Szenen an, sodass eine lebendige und markante Figur entsteht. Erzähler Peter Fricke führt mit seiner markanten Stimme gekonnt durch die Handlung und setzt gekonnte Spannungsmomente, überlässt aber auch den Sprechern der Rollen die große Bühne. Weitere Sprecher sind Gottfried Breitfuß, Matthias Haase und Hans Georg Panczak.

Die akustische Umsetzung ist sehr genau an die Handlung angepasst und verleiht ihnen einen eindringlichen und sehr passenden Klang. Die Musik ist orchestral und dynamisch, sie schafft unterschiedliche Stimmungen und illustriert auch einige Handlungen der Figuren, beispielsweise bei einer wilden Flucht. Es gibt aber auch klassische Geräusche, die die vordergründige Musik gelungen ergänzen.

Ein wunderschönes Titelbild wurde für das Hörspiel geschaffen, das mit seinen dunklen Farben und der Sonnenuntergangskulisse eine romantische und leicht dramatische Stimmung beschwört, was bestens zur Atmosphäre der Umsetzung passt. Die Kaninchen, die neugierig und ängstlich ihre Köpfe recken, sind dabei ein ebenso passendes wie eindringliches Motiv dafür. Auch die restliche Aufmachung ist sehr ansprechend und hübsch geraten.

Fazit: „Unten am Fluss“ ist ein wundervoller Roman voller Poesie, ausdrucksstarker Motive und liebenswerter Szenerien. Das ist spannend erzählt und mit vielen markanten Momenten versehen, ist aber auch voller starker Aussagen und zudem in dieser Umsetzung sehr hörenswert geraten. Die aufwendige Musikuntermalung und die hervorragenden Sprecher sorgen für eine lebendige und atmosphärische Wirkung – sehr hörenswert!

VÖ: 19. Februar 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3742419408


Im Westen nichts Neues



Kurz nach seinem Abitur meldet sich Paul Bäumer gemeinsam mit einigen Freunden zum Kriegsdienst – vorrangig wegen ihres Lehrers Kantorek, der mit seinen patriotischen Reden allerdings ein ganz anderes Bild von der Zeit an der Front mit seinen Schützengräben, dem Hunger und dem Tod gezeichnet hat. Und auch Paul muss schon bald einen harten Verlust hinnehmen…

Seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1928 hat sich „Im Westen nichts Neues“ zu einem wichtigen Antikriegsroman gewandelt und ist nicht nur wegen der bekannten Verfilmung immer noch ein wichtiger Teil der deutschen Literatur. Radio Bremen hat nun eine neue Umsetzung des Romans von Erich Maria Remarque produziert, die beim Audio Verlag auch in einer Version auf zwei CDs mit über 100 Minuten Laufzeit erschienen ist. Dabei wird – wie auch schon in der Vorlage – nicht sonderlich viel Wert auf eine fortlaufende Handlung gesetzt, selbst wenn natürlich durch die Erlebnisse an der Front ein roter Faden mit einigen Entwicklungen zu bemerken ist. Doch darin eingebunden sind viele Erinnerungen Pauls an die Zeit vor dem Krieg, Gedanken zu der Rolle des Menschen im Krieg oder ruhige Momente, die zwischenmenschliche Beziehungen näher beleuchten. Nicht alles lässt sich dabei sofort einer bestimmten Erzählebene zuordnen, fügt sich dann aber doch immer klar in das Konstrukt der Geschichte ein und hat dadurch seinen festen Platz im Gefüge des Romans. Dazu trägt auch bei, dass einige Wörter öfter wiederholt werden, Sätze zwischendurch unterbrochen und erst nach einigen Momenten fortgesetzt werden und sehr dichte Klangbilder entstehen. Immer intensiver wird die Auseinandersetzung mit dem Tod, immer heftiger werden die Szenen, immer mehr von dem Schrecken überträgt sich dabei auch auf den Hörer. Sehr gelungen, wie sich hier alles zusammenfügt, wie die Möglichkeiten des Mediums ausgenutzt werden und wie klar der Roman trotz einiger Kürzungen umgesetzt ist. Eine anspruchsvolle, aber auch sehr hörenswerte Produktion voller Kraft.

Die Sprecher sind hervorragend und lassen sich voll auf die heftige Szenerie ein, wobei Patrick Güldenberg als Paul Bäumer den weitaus größten Teil der Handlung umsetzt, da er nicht nur in den Dialogen zu hören ist, sondern auch die Erzähltexte übernimmt. Dabei spricht er einige Passagen sehr neutral und betont gerade dadurch die Kraft der Worte, legt in andere Momente aber auch viel Energie oder tiefgreifende Gefühle – von leiser Hoffnung über bittere Enttäuschung zu Desillusion. Er findet auch für die vielen Wortwiederholungen immer neue Betonungen und bringt dabei die Wirkung der Vorlage bestens zur Geltung. Aber auch Peter Jordan, Tino Mewes oder Matti Krause sind sehr überzeugend.

Akustisch wird alles andere als gewöhnliche Kost geboten, die verschiedenen Klangelemente fügen sich sehr gut ineinander – und davon gibt es viele. Neben klassischen Geräuschen in den Dialogszenen werden die Momente um das Kriegsgeschehen deutlich markanter, lauter und beeindruckender umgesetzt. Es gibt aber auch militärisch beeinflusste Musik, die sehr wohldosiert eingesetzt wurde. Interessant sind auch die Gedanken von Paul Bäumer, die mit verschiedenen Lautstärken spielen oder aus unterschiedlichen Boxen kommen, was sehr dynamisch wirkt.

Der Audio Verlag hat die beiden CDs in ein stabiles und ansehnlich gestaltetes Digipack verpackt, welches mit seinem schlicht roten Hintergrund direkt die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als kleines Motiv in einer Ecke ein stilisierter kahler Wald zu sehen, von dem sich eine dichte Rauchwolke über das gesamte Cover ausbreitet – alles nur in Rot, Schwarz und Weiß. Das Innere ist nicht nur mit einigen Fotos, sondern auch einem Booklet mit vielen weiteren Informationen sehr gut ausgestattet.

Fazit: „Im Westen nichts Neues“ überzeugte bereits seit Generationen als Buch, nun ist auch diese hervorragende Hörspielumsetzung hinzugekommen. Die Kürzung des Textes hat der Aussagekraft nicht geschadet, im Gegenteil wurden durch die geschickt eingesetzten Möglichkeiten des Mediums eine sehr eindringliche Szenerie geschaffen, die den Schrecken des Krieges begreifbar macht, aber auch die Rolle jedes einzelnen darin beleuchtet. Sehr hörenswert!

VÖ: 21. August 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742416452


Der Grolltroll



Eigentlich könnte der Grolltroll sehr zufrieden mit der Welt und sich selbst sein: Die Sonne scheint, ein plätschernder Bach ist in der Nähe seiner Höhle, die Blumen blühen auf der Wiese und auch der junge Vogel mit dem hübschen Gefieder oder die neugierige Maus sind freundlich zu dem kleinen, blauen Wesen. Doch es reicht eine Kleinigkeit, dann bekommt der Grolltroll schlechte Laune und wird richtig wütend…

Fast jede Kindergeschichte hat eine kleine Moral, eine Lehre, die zu bestimmten Verhaltensweisen führen sollen. Doch je offensichtlicher das eingebaut ist, desto schneller wird das von Kindern durchschaut, was nicht unbedingt zur Begeisterung beiträgt. Anders ist das wohl bei „Der Grolltroll“, ein Kinderbuch aus dem Jahr 2018, das auch bei Europa in einer liebevollen Hörspielversion erhältlich ist. Hier ist es offensichtlich, das Kinder lernen soll, wie man mit frustrierenden und ärgerlichen Gefühlen umgehen und diese bewältigen kann – nur stört das überhaupt nicht, da der Grolltroll derart niedlich und liebenswert geraten ist. Viele Kinder werden sich in ihm wiedererkennen und erfahren hier, wie das blaue Wesen mit seiner Frustration umgeht – indem es ein Lied singt, zählt oder sich auf positive Aspekte konzentriert. In dieser ersten CD, die zwei der kurzen Bücher umfasst uns insgesamt 50 Minuten umfasst, sind gleich mehrere kleine Situationen zu hören, die auf sehr charmante Weise aufgelöst werden. Auch die niedliche Umgebung mit den tierischen Freunden hat mir gut gefallen, ebenso wie die eingebauten, eigens geschriebenen Lieder witzig gesungen werden und wie die Handlung auch für viele Lacher sorgen. Und das ist sehr liebenswert geraten und hat mir wirklich gut gefallen.

Kai Hohage ist in der Rolle des Grolltrolls zu hören und lässt seine Stimme ein wenig knarrig und dunkel klingen, wobei er sowohl die ausgeglichenen Momente des blauen Wesens als auch seine Wutausbrüche überzeugend und liebenswert umsetzt. Als Erzähler ist Achim Schülke zu hören, der mit seiner freundlichen Stimme und dem lebendigen Ausdruck eine warme Stimmung mit einbringt und gut auf die Bedürfnisse der zuhörenden Kinder eingeht. Tomke Hohage hört man das junge Alter deutlich an, er bringt viel Energie mit ein und schafft so eine weitere niedliche Figur – wenn er diese jetzt noch gezielter kanalisiert und ein wenig spontaner wirkt, ist das schon sehr ordentlich. Weitere Sprecher sind Karl Wolfram, Fenno Buffon und Frida Engels.

Neben den bereits erwähnten Liedern während der Handlung und dem witzig inszenierten Titelsong, hält sich die musikalische Gestaltung eher etwas zurück, verbreitet dann aber eine passende und positive Stimmung. Der Einsatz von Geräuschen ist da schon deutlich reichhaltiger und baut immer wieder lebendige Naturgeräusche ein oder untermalt die Handlungen der Charaktere, was mir sehr gut gefallen hat.

Natürlich bekommt man auf dem Cover zum Hörspiel auch optisch einen Eindruck von dem titelgebenden Grolltroll, der trotz verschränkter Arme und mürrischem Gesichtsausdruck mit seinem blauen Fell sehr niedlich wirkt. Auch in der restlichen Gestaltung sind einige Bilder aus der Buchvorlage eingebunden, sodass man auch Hase, Vogel, Maus und Igel zu sehen bekommt. Eine in sich stimmige und hübsche Aufmachung, die gut zu der Stimmung des Hörspiels passt.

Fazit: „Der Grolltroll“ mit seinen wütenden Momenten und der oft frustrierten Art lernt hier, wie er mit negativen Gefühlen umgehen kann. Trotz der sehr offensichtlichen Moral ist das witzig, liebevoll und kurzweilig geraten. Die Umgebung der hübschen Natur, die aufgeweckten tierischen Freunde und die eingebauten Lieder sorgen für zusätzlichen Reiz, sodass ein sehr hörenswertes Kinderhörspiel entstanden ist.

VÖ: 28. August 2020
Label: Europa
Bestellnummer: 4050003720098


Chaos Walking (Patrick Ness)



Todd Hewitt lebt in der Siedlung Prentisstown als jüngster der Gemeinschaft, die meisten anderen Siedler sind vor vielen Jahren vom Planeten Erde dorthin gekommen. Der Kampf gegen die Ureinwohner des neuen Planeten ist zwar siegreich gewesen, doch hat ein Virus alle weiblichen Siedler vernichtet und dafür gesorgt, dass alle Männer ununterbrochen den Gedanken ihrer Mitmenschen hören müssen. Todd kennt seine Welt nicht anders als mit diesem Lärm und ist umso faszinierter von Viola, eine Frau, die sich in einer abgelegenen Höhe verborgen hält, und in deren Gegenwart Todd nur Stille wahrnimmt – nicht ahnend, dass diese Begegnung sein Leben auf den Kopf stellen wird…

„Chaos Walking“ wurde als Science Fiction-Spektakel verfilmt, und ohne den Film gesehen zu haben, empfiehlt es sich ja meist, sich zunächst so mit einer Geschichte vertraut zu machen und erst im Nachgang die Verfilmung zu sehen. Möglich ist dies dank des Audio Verlags, der eine Hörbuchversion mit Sprecher David Nathan veröffentlicht hat. Schon die Einführung mit den Eröffnungsszenen der oben beschriebenen dystopischen Welt sind packend und eindringlich geraten, die Beschreibung des Lärms, der rein männlichen Gesellschaft und insbesondere der Charakter Todds mit sadistischen Anleihen und äußerst aggressiven und unsympathischen Zügen wissen schnell zu faszinieren. Da Todd aus der Ich-Perspektive erzählt, bekommt man seine Gedankenwelt ungefiltert, und da er diese wegen der Umstände sowieso nicht geheim halten kann, sind ihm Verschleierung und Lüge fern. Mir gefällt aber auch, wie dieser Kern im Laufe der Zeit aufgebrochen wird, wie er durch sein Abenteuer und besonders durch die Anwesenheit von Viola lernt und sich entwickelt, wie er neue Seiten an sich und seiner Umgebung erkennt. Die Handlung ist dann kurzweilig und temporeich geraten, dennoch wird den eingebauten Elementen genügend Zeit gegeben, um sich vollständig zu entfalten und ein interessantes Gedankenspiel in Gang zu setzen. Der Spannungsaufbau ist sehr gelungen, da immer wieder Momente der Ruhe genutzt werden, nur um den Hörer kurz danach mit neuen Erkenntnissen oder eine veränderten Grundsituation zu konfrontieren. Das ist alles gut durchdacht, in sich logisch und führt zu einigen überraschenden Erkenntnissen. Der philosophische Hauch, der trotz aller Düsternis und Spannung herauszuhören ist, gefällt mir hervorragend und macht „Chaos Walking“ zu einem herausragenden Hörbuch – übrigens nicht nur für die ursprünglich jugendliche Zielgruppe, sondern auch für Erwachsene.

Zugegeben: Dass ein 12-jähriger mit David Nathans Stimme dargestellt wird, ist zunächst gewöhnungsbedürftig, ist sein dunkler und volltönender Klang dich nicht allzu jugendlich-frisch. Doch dafür schafft er es hervorragend, die Stimmung des Romans aufzugreifen und der neuen Welt ein Gesicht zu geben. Aber auch die Gefühle von Todd und den Spannungsbogen der Handlung werden von ihm sehr gekonnt dargestellt, sodass er sich schnell dennoch als exzellente Wahl für das Hörbuch herauskristallisiert.

Der Aufdruck „Das Hörbuch zum Film“ ist etwas irreführend, da es sich um eine eigenständige Lesung des Romans handelt und nicht etwa um die Tonspur zum Film – und dazu wird auch noch das Filmplakat als Covermotiv verwendet. Für das Marketing sicherlich eine gute Wahl, zumal das stimmungsvolle Bild gut zum Ausdruck des Hörbuchs passt. Als Medium wurde eine MP3-CD gewählt, sodass für die über 19 Stunden Laufzeit deutlich weniger Platz im heimischen Regal benötigt wird.

Fazit: „Chaos Walking“ hat mich nachhaltig beeindruckt, die dystopische Welt wird von Anfang an sehr realistisch, bedrohlich, erschreckend und greifbar geschildert, insbesondere natürlich durch Hauptfigur Todd. Während der Druck in der Handlung durchgängig hoch ist und die Ereignisdichte für immer neue Situationen sorgt, wird dennoch viel Zeit zur Charakterentwicklung und weitere Details aus dem neuen Kosmos aufgewendet, was sehr stimmig wirkt. Ein äußerst hörenswertes Hörbuch!

VÖ: 22. Januar 2021
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742414991


Der geheime Garten (Frances H. Burnett)



Nach dem Tod ihrer Eltern bei einer Colera-Epidemie in Indien zieht Mary zu ihrem Onkel auf den alten Landsitz der Familie nach England. Doch statt aufmerksamer Diener, die sie verwöhnen, hat sie nun einen abweisenden Onkel und eine herrische Haushälterin, bei denen sie aufwächst. Doch in Dickon, dem Bruder eines Hausmädchens, findet sie bald einen guten Freund. Als sie in dem riesigen Anwesen ein verschlossenes Tor zu einem abgesperrten Teil des Gartens entdecken, können sie ihre Neugier nicht zurückhalten und wollen unbedingt wissen, was dahintersteckt…

„Der geheime Garten“ aus der Feder von Frances H. Burnett hat sich seinem ersten Erscheinen im Jahr 1911 zu einem wahren Kinderbuchklassiker entwickelt, zahlreiche Umsetzung in diversen Medien sind bereits erschienen. Beim Audio Verlag ist nun ein weiteres Exemplar erschienen, die sich aber als komplette Lesung in einer sorgsamen Übersetzung sehr eng an den Originaltext hält. So kann man nicht nur die wundervolle Geschichte komplett erleben, sondern ist auch vor den kleinen, wenn auch oft interessanten Eigeninterpretationen der Regisseure gefeit. Die Geschichte an sich ließe sich im Wesentlichen auch in wenigen Sätzen erzählen, hier kommt es weniger auf spannende Wendungen oder überraschende Momente an. Der Text lebt von der feinen Beobachtung der Figuren, von einer langsamen und dennoch deutlich spürbaren Wandlung der Figuren – insbesondere natürlich von Hauptfigur Mary. Verzogen, kränklich und eigensinnig zu Beginn, später dann empathisch, lebensfroh und selbstbewusst. Es geht aber auch um die Liebe zur Natur, um Achtsamkeit seinen Mitmenschen gegenüber, um Freundschaft und Familie, was sehr gefühlsbetont und fernab von Kitsch oder Klischee geschildert wurde. Eine romantische Geschichte, nicht nur für Kinder, die auch über einhundert Jahre nach dem Erscheinen nichts von seinem Reiz verloren hat.

Rainer Strecker wurde als Sprecher für das Hörspiel ausgewählt und versetzt sich sehr gekonnt in das Wesen von Mary hinein, ihre ruppige und verwöhnte Art, aber auch die Wandlung zu einem liebevollen und aufgeweckten Mädchen voller Empathie. Er schafft es aber auch, den anderen Rollen Charakter und Ausdruck zu verleihen und gibt so jedem ein eigenes Auftreten. Schön auch, wie lebendig er den Garten, das Leben darin und die erblügende Natur beschreibt, zumal seine Stimme sehr angenehm und warm ist, was bestens zur Geschichte passt.

Der Audio-Verlag hat ein neues und modern wirkendes Titelbild für den Kinderbuchklassiker geschaffen, welches nicht nur durch die markante Farbgebung und die hübschen ornamentartig angeordneten Pflanzen auffällt, sondern auch durch die witzige Darstellung von Mary. Schön, dass auch im Inneren des hübschen Pappschubers Wert auf eine ansehnliche und einheitliche Gestaltung gelegt wurde, das macht einen stimmigen und liebevollen Eindruck.

Fazit: In dieser liebevollen Umsetzung „Der geheime Garten“, die sich sehr nahe an die Originalgeschichte hält, ist die Wandlung von Mary, aber auch von ihren Freunden und den Erwachsenen deutlich zu spüren und wird sehr empathisch erzählt. Gepaart mit der lebendigen Beschreibung des geheimen Gartens und der erblühenden Tier- und Pflanzenwelt ist ein sehr gelungenes Hörbuch entstanden.

VÖ: 19. Juni 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742415905


Die Jahre



Wer als Mädchen im Jahr 1940 in einem kleinen Dorf in Frankreich geboren ist, bekommt nicht nur die Nachkriegsjahre mit, sondern auch eine sich stetig wandelnde Gesellschaft. Und so berichtet die Schriftstellerin Annie Ernaux von ihrem eigenen Leben, von Sittsamkeit bis zur sexuellen Emanzipation, von Entbehrungen bis zum Überfluss, von Liebe, Enttäuschungen und dem Leben...

Mit „Die Jahre“ hat Annie Ernaux eine beachtliche Autobiografie verfasst, nicht aufgeräumt oder die Betonung auf einzelne Episoden legend, sondern bruchstückhaft, mit vielen Erinnerungen und Gefühlen beschreibt sie ihren Lebensweg. hr2 hat sich an dieses ungewöhnliche Buch herangewagt und eine sehr gelungene Hörumsetzung produziert, die nun auch beim Audio Verlag erschienen ist. Dort steht zwar „Hörspiel“ auf dem Cover, dennoch ist es eher eine Lesung – zwar von vier verschiedenen Sprecherinnen gelesen, es gibt aber eben keine klassischen Dialoge. Alle lesen gemeinsam den gleichen Text, mal fast wortweise einander abwechselnd, mal ist für einen ganzen Abschnitt nur eine Stimme zu hören. So entsteht ein Puzzle, das die Aufmerksamkeit immer wieder auf andere Aspekte legt. Dabei werden sehr private Momente aufgegriffen, der erste Sex, die Heirat, eine unglückliche Ehe, die Befreiung daraus. So setzt sich nach und nach ein komplettes Bild zusammen, das aber auch immer den Fokus auf gesellschaftliche Entwicklungen legt. Besonders gefällt es mir dabei, die Rolle der Frau zu erleben, die eine so starke Wandlung durchgemacht hat. Wie hatte sie sich zu verhalten, was ging wirklich in ihnen vor, wie hat sich die in den Jahren verändert. Die zeitliche Einordnung ist eher durch bestimmte Ereignisse geprägt denn durch die Nennung von Jahreszahlen. So dauert es vielleicht auch etwas, bis man sich an die ungewöhnliche Erzählweise gewöhnt hat und die Struktur durchschaut hat. Es erlaubt aber auch sehr intensive Momente, die sich sehr gut zusammenfügen und sehr lebendig erzählt wurden – eine hervorragende Produktion!

Corinna Harfouch, Nicole Heesters. Constanze Becker und Birte Schnöik – jede der vier Sprecherinnen hat einen ganz eigenen Stil, eine eigene Sprechweise und eine eigene Dynamik. Da wird mal sehr klar und fokussiert, mal nachdenklich, mal melancholisch gesprochen. So herrschen ganz verschiedene Stimmungen vor, was den Fokus immer wieder auf andere Aspekte des Romans lenkt. Die schnellen Wechsel zwischen den Sprecherinnen, die auch mal einzelne Wörter wiederholen, mag anfangs etwas sperrig wirken, ich habe mich jedoch schnell daran gewöhnt und konnte diesen cleveren Zug der Produzenten genießen.

Geräusche sind in dem Hörspiel nicht zu hören, dafür werden die Stimmen durchgängig durch Musik begleitet, die den experimentellen Anklang unterstützt. Fast durchgängig ist dabei ein Beat zu hören, der an das Ticken einer Uhr erinnert und so die verrinnende Zeit verdeutlicht, während mit ganz unterschiedlichen Instrumenten Melodien dazukommen. Das ist stimmungsvoll und dicht geraten, zumal die Wirkung der Sprecherinnen sehr gut unterstützt wird.

Das schwarz-weiße Foto der nachdenklich, aber besonnen wirkenden Annie Ernaux ist als Covermotiv ausgewählt worden, weitere Aufnahmen ergänzen im Inneren diesen positiven Eindruck. Das Booklet, welches sich neben der CD in dem hübschen Digipack befindet, ist gespickt mit vielen zusätzlichen Informationen und ist eine sehr gelungene Ergänzung zum Hörspiel selbst.

Fazit: „Die Jahre“ ist weder eine gewöhnliche Biografie noch ein gewöhnliches Hörspiel. In kleinen Sätzen und Kommentaren wird der Fortgang der Zeit, große und kleine Veränderungen und eine Frau mitten in gesellschaftlichen Wandel thematisiert. Das ist eindringlich und lebendig geraten, wobei auch die hervorragende Produktionsweise sehr gelungen ist.

VÖ: 31. Januar 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-1032-0


Die große Miss Marple Edition (Agatha Christie)



In dem beschaulichen Örtchen St. Mary Mead wohnt Miss Marple in ihrem kleinen Cottage und trifft sich liebend gern an den Dienstagabenden mit ihren Freunden – am liebsten, um ihnen die vielen Fälle zu lösen, die sie im Laufe der Zeit gelöst hat. Und so werden ihr immer neue merkwürdige Geschichten erzählt, die sie mit Scharfsinn und einem Gespür für die wichtigsten Details lösen kann...

Mit der Figur der Miss Marple hat Agatha Christie eine Figur geschaffen, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Umso lobenswerter ist es, dass der Hörverlag nun eine hochwertige Sammlung mit allen Kurzgeschichten um die detektivisch veranlagte alte Dame in Lesungen mit Ursula Illert veröffentlicht hat, die auf etwas über elf Stunden Laufzeit kommt. Viel Zeit also, die liebenswerte und charmante Dame bei ihrem Hobby zuzuhören, die die unterschiedlichsten Fälle zu bieten hat. Der Aufbau ist dabei allerdings immer ähnlich, denn eigenständige Ermittlungen vermeidet die zierliche Dame, wo es nur geht. Meist kann sie bereits aus den Schilderungen ihrer Gesprächspartner die richtigen Schlüsse ziehen. Die Hinweise sind dabei mal mehr, mal weniger offensichtlich eingebaut, sodass auch der Hörer oft zumindest eine Ahnung bekommt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Hinzu kommt, dass die Lösung keinesfalls immer so logisch und zwingend ist, wie es vermittelt wird. Das tut dem Unterhaltungswert jedoch keinen Abbruch, da der stilvolle Charme und die ebenso bezaubernde wie leicht bissige Hauptfigur so gut zur Geltung kommen. Und in 20 Kurzgeschichten gibt es eben auch jede Menge zu entdecken, was sowohl in Häppchen genossen als auch in längeren Höreinheiten für sehr gute Unterhaltung sorgt.

Ursula Illert trifft mit ihrer Sprechweise die Stimmung der Geschichten sehr genau und arbeitet so den Esprit sehr gut heraus. Dabei verleiht sie der Hauptfigur eine eigene Stimme, die ältere Dame wirkt so sehr lebendig und greifbar. Auch die anderen Charaktere sind von den Erzählpassagen gut unterscheidbar, was mir sehr gut gefallen hat. Das angenehme Erzähltempo und die sehr gelungene Grundstimmung machen diese Lesungen zu einem echten Genuss.

Sehr hochwertig ist auch die Aufmachung des Hörbuches, das Cover zeigt das bekannte Konterfei der Filmfigur von Miss Marple in einem schwarz-weißen Scherenschnitt. Dieses kreisrunde Logo wird von einem pinken Rahmen umgeben, der mit schwarzen, samtenen Ornamenten verziert wurde. Im Inneren findet sich noch ein umfangreiches Booklet mit zusätzlichen Informationen und einer übersichtlichen Trackliste, um einzelne Geschichten oder Abschnitte schnell wiederzufinden – eine sehr lobenswerte und passende Aufmachung!

Fazit: Die charmanten Erzählungen um die scharfsinnige Miss Marple werden hier sehr stimmungsvoll und lebendig vorgetragen, was die Atmosphäre der Geschichten sehr gut zur Geltung bringt. Auch die Zeit, zu der die Episoden spielen, wird eingängig aufgegriffen und kommt dank der hervorragenden Ursula Illert bestens zur Geltung. Die tolle Aufmachung rundet den sehr positiven Eindruck ab.

VÖ: 29. Oktober 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2991-3


Schändung – Das Thriller-Hörspiel



Carl Morck findet auf seinem Schreibtisch eine Akte eines längst abgeschlossenen Falles – inklusive Verurteilung. Denn der Mörder zweier bestialisch getöteter Geschwister hat sich nach einigen Jahren selbst gestellt. Doch Morck hat Zweifel über den Ablauf der Tat und nimmt die Ermittlungen bald wieder auf und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten...

Jussi Adler-Olsens Buchreihe um seinen Ermittler Carl Morck im Sonderdezernat Q hat sich längst zu modernen Klassikern der Thriller-Literatur erhoben und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Sein zweiter Teil „Schändung“ wurde nicht nur von audible aufwendig als Hörspiel produziert, sondern auch beim Audio Verlag auf MP3-CD veröffentlicht – die deutlich über elf Stunden Laufzeit hätten auf gewöhnlichen CDs wohl auch etwas zu viel Platz weggenommen. Es ist schon ungewöhnlich, einen so umfangreichen Roman ungekürzt zu vertonen, trifft dann aber eben auch genau den Ton, den der Autor sich vorgestellt hat, nimmt jeden Winkelzug, jeden Seitenarm mit und wirkt genau deswegen so eindringlich. Die Handlung lässt sich Zeit, auch Nebencharaktere zu entwickeln, in vielen Szenen wird eine harte und realistische Szenerie aufgebaut – Obdachlosigkeit, Diebstahl, Prostitution sind nur einige der Themen, und nicht sofort lassen sich die einzelnen Puzzleteile zusammenfügen, die Verweise zum Geschehen um Carl Morck ergeben sich erst im Laufe der Zeit. Dieser treibt seine Ermittlungen langsam und mit genauem Blick auf Details voran, was aber keineswegs langwierig geraten ist. Im Gegenteil, durch die fein gesponnenen Verweise, kleine Sackgassen, die sich später noch als wichtig herausstellen und vielen Hinweisen wird ein komplexes und unterhaltsames Bild gezeichnet. Und auch die Charaktere werden wieder sehr intensiv eingebracht, sei es die schroffe Art von Carl, das gewitzte Vorgehen von Asad oder die erstmals auftretende, ziemlich respektlose Rose – alles macht die Handlung noch lebendiger, eindringlicher, aber mit seinem bösen Humor auch unterhaltsamer. Die Geschichte ist hervorragend, die Umsetzung kann dabei mithalten.

Justus von Dohnanyi ist in der Rolle des Carl Morck bestens besetzt und schafft es, die Widersprüchlichkeiten des Charakters sehr geschickt zu vereinen, klingt mal fiebrig und voller Eifer, mal sarkastisch und tief vom Leben enttäuscht, mal genervt und grantig, aber immer glaubhaft und sehr präsent. Katrin Heß ist als Rose Knudsen ebenfalls eine Erscheinung, mit ihrem energiegeladenen und hochnäsigen Auftreten bleibt sie in Erinnerung und kann doch die Sympathien des Zuhörers erlangen. Erzähler Thomas Balou Martin setzt mit seiner ruhigen und ausdrucksstarken Stimme gekonnt Akzente, bleibt vom Grundtenor eher ruhig und steigert die Spannung eher subtil, dafür umso effektiver. Nicht alle der vielen Nebenrollen haben mich sprecherisch vollkommen überzeugt, insgesamt ist aber ein sehr guter Schnitt vorhanden. Weitere Sprecher sind Denis Moschitto, Che Koch und Edda Fischer.

Timo Ackermann und Dominik Kapahnke zeichnet sich für das Sounddesign verantwortlich, „Ededemic Sound“ für die Musik. Beides zusammen funktioniert sehr gut und schafft sehr geschliffen wirkende Atmosphären für die Szenen. Egal ob ein überfüllter Bahnhof oder die Stille einer abgelegenen Hütte, alles fügt sich gekonnt zusammen und wird durch treibende, stimmige Melodien ergänzt.

Ein Foto von Justus von Dohnanyi und Denis Moschitto ist auf dem Cover zu sehen, beide blicken sehr ernst drein, was durch den gräulichen Schimmer und die entsättigten Farben noch unterstrichen wird. Das Innere bietet neben zwei atmosphärischen Fotos und der Auflistung aller Beteiligten keine weiteren Extras, die CD wird im Inneren des hohen Digipacks von einer Papplasche gehalten.

Fazit: „Schändung“ funktioniert auch als Hörspiel bestens, da die Anpassungen an dieses Medium sanft, aber sinnvoll vorgenommen wurden. Die Charaktere werden sehr gut dargestellt, die vielen Winkelzüge und die harte Atmosphäre sorgen für Spannung. Es ist faszinierend, wie sich hier langsam aus vielen Einzelteilen ein komplettes Bild zusammensetzt und so eine sehr spannende und vielseitige Produktion entstanden ist.

VÖ: 31. Januar 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0733-7


Theodor Fontane – Die große Hörspiel-Edition



Ein gutaussehender Offizier mit Hang zu amourösen Abenteuern, der Fund einer jahrelang vergessenen Leiche und ein daraus folgendes Possenspiel, eine nervenkranke Frau auf einer Reise mit zahlreichen schicksalhaften Begegnungen, eine stürmische Liebschaft ohne Aussicht auf eine glückliche Zukunft, ein adeliger Lebemann mit äußerst sittsamer Ehefrau, das Aufleben einer alten Jugendliebe, eine junge Braut, die sich selbst noch nicht in einer Ehe sieht, eine pragmatische Vermieterin mit dem Wunsch nach mehr...

Theodor Fontanes Geburtstag jährt sich im Jahr 2019 zum 200. Mal – für den Audio Verlag ein lobenswerter Anlass, um eine dicke Hörspiel-Edition um den deutschen Autor zu veröffentlichen. Generationen von Schülern haben sich im Unterricht mit seinem Werk auseinandergesetzt, und auch heute noch sind die starken Bilder seiner Romane sehr lohnenswert. Ganze acht seiner Stücke sind hier untergebracht, mehr als ein Überblick über sein umfangreiches Werk kann dies gleichwohl nicht sein. Die Auswahl ist aber sehr gelungen – einerseits weil einige seiner prägnantesten Werke ausgewählt wurden, andererseits weil der Querschnitt mit unterschiedlichen Themen und Figuren sehr treffend ist. So ist mit „Unterm Birnbaum“ ein sehr unterhaltsamer Kriminalroman vorhanden, der hier mit Schwung umgesetzt ist, während auch viele starke und tragische Frauenfiguren versammelt sind. Besonders beeindruckt hat mich dabei die junge „Effie Briest“, die am Schicksal ihrer frühen Heirat wächst, was in der Produktion sehr lebendig und treffend dargestellt wurde. Und auch „Frau Jenny Treibel“ berichtet von einer Art Emanzipation, wobei das Profil der handelnden Figuren hier besonders scharf und klar umrissen ist. Jede der Geschichten bringt einen starken Ausdruck mit sich und ist eng am Original gehalten, wenn auch teilweise die Kürzungen nicht ganz glücklich geraten sind. So wirkt vor allem „Irrungen, Wirrungen“ nicht mehr ganz rund, was auch an der etwas sperrigen Umsetzung des BR aus dem Jahr 1955 liegen mag. Zwischen 1948 und 1988 sind die hier zu hörenden Produktionen entstanden, was zudem noch einen Überblick über das Medium Hörspiel gibt. Eine lohnenswerte und sehr gelungene Sammlung der Werke von Theodor Fontane, die auf lebendige Weise das Werk des Ausnahmeautors vereint.

Albert Bassermann ist im Hörspiel „Effie Briest“ als ihr Vater zu hören und spricht diese Rolle sehr intensiv und mit viel Ausdruck, was den komplexen Charakter zum Leben erweckt und mit gelungenen Verzierungen versieht. Gerd Westphal ist der Erzähler in „Unwiederbringlich“ und setzt seine markante Stimme sehr gekonnt ein, lässt seine Passagen unterhaltsam und kurzweilig wirken und lenkt die Aufmerksamkeit auf die essenziellen Aspekte der Erzählung. Auch Hans Paetsch ist hier in jungen Jahren zu hören, wobei ihm die Spielfreude und der Sinn für das richtige Timing bereits anzumerken ist. Weitere Sprecher sind Klaus Maria Brandauer, Carl Raddatz und Christiane Felsmann.

Die unterschiedlichen Epochen des Hörspiels sind in diesen Radio-Produktionen deutlich anzuhören, sodass sich bei der akustischen Umsetzung der Werke kein wirklicher roter Faden ausmachen lässt. Mal recht spartanisch, mal etwas opulenter mit Musik und Geräuschen, aber immer mit dem Fokus auf den Sprechern. Dabei klingen auch die älteren Aufnahmen recht klar und haben höchstens einen leicht blechernen Unterton, kommen aber ohne störende Nebengeräusche aus.

Die zwölf CDs dieser umfassenden Edition stecken jeweils in einer dünnen, biegsamen Plastikhülle, wobei die zusammengehörigen CDs mit einer übereinstimmenden Farbe gekennzeichnet sind. Der Box liegt aber auch ein Booklet bei, das viele zusätzliche Informationen enthält. Das Titelbild mit dem vom Mond beschienenen Winterweg hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: Der Querschnitt durch das Werk von Theodor Fontane in lebendigen und kurzweiligen Hörspielumsetzungen ist sehr lohnenswert und bietet gleich acht seiner Romane auf einmal. Da gibt es viel zu hören und zu entdecken, was mir nicht immer gleich gut gefallen hat, insgesamt aber mit den starken Persönlichkeiten und gelungenen Vertonungen überzeugt.

VÖ: 30. November 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0729-0


Kleine Hexe Klavi-Klack – Box 1



Die Hexe Klack ist zwar noch nicht voll ausgebildet und muss noch viel lernen, ist aber ständig unterwegs, um zur Mitternacht zu spuken oder Menschen zu besuchen. Dabei deckt sie so manches ziemlich gemeines Verhalten auf, ist aber auch äußerst hilfsbereit und steht gerade Kindern oft zur Seite. Das merkt auch der kleine Fritz, dem Klack beim Klavierspielen hilft und von ihm den Spitznamen Klavi-Klack erhält...

Klavi-Klack hat es vielleicht nicht zu der größten Berühmtheit geschafft, aber immerhin in hörspielaffinen Kreisen einen sehr guten Ruf. Die Folgen der witzigen Kinderserie sind nicht nur auf Platte oder Kassette gepresst worden, sondern auch in dicken Boxen auf CD erhältlich. Dazu wurden diese von Tom Steinbrecher remastered zu je vier Episoden zusammengefasst. Die Grundzüge der Serie ähneln zwar anderen bekannten Vertretern ihrer Art, verbreiten aber eben doch ihren ganz eigenen Charme. Klavi-Klack trifft dabei in jeder Episode auf ganz verschiedene Menschen, wobei ganz unterschiedliche Situationen im Mittelpunkt stehen. Pro Folge sind dabei mehrere kleine Geschichten lose miteinander verknüpft, in denen Klavi Klack mit ihrer etwas frechen und herausfordernden Art kleinen und großen Gemeinheiten auf die Spur kommt. Für Kinder ist das gleich auf mehrere Arten unterhaltsam: Einerseits, weil die Figuren alle leicht skurril ist und gerade die Hauptfigur einen ganz eigenen Charme verbreitet. Andererseits aber auch, weil oft genug Erwachsene entlarvt werden und mit ihrem eigenen Fehverhalten konfrintiert werden. Die Lehre, dass Erwachsene eben auch nicht immer perfekt sind, ihr Handeln aber meist einen Hintergrund hat, ist dann auch lehrreich, ebenso wie immer wieder vergeben (aber nicht vergessen) wird. Aber auch eine ganz andere Seite wird hier jenseits der realen Welt geboten, so sind zahlreiche andere Hexen zu hören. Das wird dann für Kinder auch schon mal gruselig, aber auch mit viel Charme und sehr gelungenen Einfällen umgesetzt. Die Szenerie ist dabei sehr lebendig und unterhaltsam geraten, was die Folgen so unterhaltsam. Mir gefällt vor allem, dass der Ausgang der Handlung eben nicht immer im Voraus feststeht und immer wieder kleine, unerwartete Wendungen eingebaut wurden. Sicherlich wird diese Serie von viel Nostalgie begleitet, was über die eine oder andere etwas langwierige Szene hinwegtäuscht. Trotz dieses eher geringen Tempos funktioniert die Serie aber auch heute noch und macht einfach Spaß.

Die wunderbare Ursela Monn ist in der Hauptrolle der Klavi-Klack zu hören und klingt immer ein bisschen frech, immer ein bisschen aufgedreht und sorgt so für einen lebendigen Ausdruck der Hauptfigur, die einem durch sie schnell ans Herz wächst. Gerda Gmelin ist in zwei Folgen als Morgana zu hören, sie passt sich sehr gut der Atmosphäre der Handlung an und stellt einen gelungenen Gegenpart zur fröhlichen Klavi-Klack dar. Auch die wunderbare Gisela Trowe bereichert zwei der Folgen in unterschiedlichen Rollen, ihre unverkennbare und ausdrucksstarke Stimme sorgt dabei für einen sehr gelungenen Eindruck. Weitere Sprecher sind Edith Teichmann, Klaus Dittmann und Gabrielle Libbach.

Die Überarbeitung der Hörspiele ist gut gelungen, störendes Knacken oder ein die Dialoge begleitendes Grundrauschen ist nicht vorhanden. Auch ist der Klang recht klar, lediglich die zweite Episode ist recht dumpf geraten. Die akustische Umsetzung der Geschichten ist lebendig geraten und punktet mit fröhlichen Melodien und vielen Geräuschen, die die Dialoge lebendiger wirken lassen.

Die vier Hörspiele sind auf drei CDs untergebracht, wobei sich die Episoden zwei und drei eine Disc teilen. Untergebracht sind diese in einer dicken Plastikhülle, in der auch ein kleines Booklet zu finden ist. Hier sind die wichtigsten Produktionsinformationen untergebracht, was optisch sehr schlicht und nicht sonderlich ansprechend umgesetzt ist. Das Cover wird von den vier Originaltitelbildern im Kleinformat geziert.

Fazit: Schön, dass es die Hörspiele wieder zu kaufen geht, wobei hier auf eine günstige und damit erschwingliche Umsetzung gesetzt wurde. Die Folgen sind nichtsdestotrotz sehr unterhaltsam geraten und überzeugen mit ihrem liebevollen Humor und charmanten, aussagekräftigen Charakteren. Die Ansätze sind immer wieder unterschiedlich, sodass es viel zu entdecken gibt.

VÖ: 29. April 2016
Label: Maritim
Bestellnummer: 978-3-945624-53-1


Monster 1983 – Staffel 2 – Tag 1-5



Nach den schrecklichen Ereignissen um den vierten Juli ist in der Kleinstadt Harmony Bay eine trügerische Ruhe eingekehrt. Die Bewohner finden sich wieder in ihrem Alltag zurecht und verarbeiten das Geschehen auf ihre eigene Weise. Während beispielsweise der Bürgermeister mit der Sache abschließen will, stellt Deputy Landers immer mehr Fragen nach den Hintergründen – und stellt fest, dass die Bedrohung noch lange nicht vorbei ist...

Schon die erste Staffel von „Monster 1983“ aus der Feder von Ivar Leon Menger hat dem Medium Hörspiel mal wieder eine neue Facette verliehen und kann in puncto Ausstrahlung und Komplexität vielen hochwertigen TV-Serien die Stirn bieten. Und obwohl die ersten zehn Folgen auch für sich selbst stehen können, wurde fleißig weiter produziert, sodass man nach der Veröffentlichung als Stream nun auch die ersten fünf Folgen der zweiten Staffel auf CD in den Händen halten kann. „Monster 1983“ ist ziemlich komplex und verfolgt eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, ohne Kenntnisse der Vorgänger wird man hier nichts verstehen können – aber dank eines Überblicks am Anfang wieder schnell in die Szenerie hineinfinden. Der Start ist noch recht ruhig geraten, doch schnell verdichten sich die Ereignisse wieder und nehmen eine unheilvolle Richtung an. Sehr gut gefällt mir dabei, dass dabei die Grundstimmung der ersten Staffel aufgegriffen wird, aber dennoch viele neue Elemente eingebaut wurden. So sorgt der undurchsichtige Mr. Marzini für Aufregung und verfolgt seine eigenen Pläne, die sich nur langsam aufdecken. Aber es gibt auch Rückblenden, die die bisherigen Ereignisse näher beleuchten und neue Erkenntnisse bringen. Das Ganze wird sehr intensiv dargeboten und baut ein neues, schreckliches Szenario auf. Wahrlich geschieht dies noch ohne wirklichen Höhepunkt, da dies nur der erste Teil der zweiten Staffel ist und die Figuren auf den großen Höhepunkt vorbereitet werden. Ein, zwei Längen haben sich dann auch eingeschlichen, dennoch konnte mich diese dritte Box der Serie wieder überzeugen.

Die Besetzung der Staffel umfasst mehrere Dutzend Sprecher und setzt dabei auch auf viele bekannte Sprecher, was eine sehr hochwertige Sprecherliste ergibt. Nana Spier, Patrick Bach, Andreas Fröhlich, Detlef Bierstedt, Tobias Kluckert und viele weitere Stimmen sind dabei bis in die kleinen Nebenrollen zu hören. Sehr gut gefallen hat mir beispielsweise Gerrit Schmidt-Foß als Mr. Marzini, der sich völlig auf die unheimliche Szenerie einlässt und seiner Figur eine ebenso präsente wie geheimnisvolle Aura verleiht. Udo Schenks markante Stimme prägt auch hier seine Szenen wieder, Mr. Fisher bekommt durch ihn viel Ausdruck verliehen und überzeugt mit einer sehr treffenden Interpretation. Luisa Wietzoreks sanfte Stimme fällt in der dunklen Grundstimmung deutlich auf, auch die lässt die Rolle der Flower Miller sehr gekonnt wirken.

Akustisch wird wieder eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, die derjenigen der ersten Staffeln in nichts nachsteht. Die Musik ist düster und kündigt dräuendes Unheil an, drängt sich aber nie in den Vordergrund, sondern bildet eben nur eine Kulisse für die Sprecher und ihre Dialoge. Darin eingebaut ist noch eine Vielzahl von Geräuschen, die in den richtigen Momenten auch mal deutlich anschwellen und die dramatischen Szenen betonen.

Die fünf CDs finden sich in einzelnen Hüllen wieder, die in einem Pappschuber gesammelt werden. Die Gestaltung ist wieder eher schlicht geraten, alle Titelbilder sind identisch. Dafür gibt es jeweils eine eigene Beschreibung der einzelnen Folgen und neben der Übersicht aller Mitwirkenden auch ein Glossar der wichtigsten Charaktere und weitergehenden Informationen zum Team um Ivar Leon Menger.

Fazit: Der Auftakt zur zweiten Staffel von „Monster 1983“ ist sehr vielversprechend gelungen und geht von der anfangs recht ruhigen Szenerie bald über zu einer bedrohlichen Szenerie. Dabei sind Rückblicke auf die vorigen Ereignisse ebenso vorhanden wie eine konsequente Weiterentwicklung der Handlung mit neuen, spannenden Charakteren und einer ebenso intensiven Atmosphäre.

VÖ: 31. August 2018
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5760-4


Krokodilwächter (Katrine Engberg)



Der Tod einer jungen Studentin erschüttert Stockholm: Erstochen, gebrandmarkt und mit zerschnittenem Gesicht wird sie in ihrer kleinen Wohnung in der dänischen Hauptstadt gefunden. Die Ermittlungen der Polizei übernimmt das Duo aus Jeppe Korner und Anette Werner, die bald einen Hinweis auf den Mord bekommen: Die Vermieterin von Julie hat ein Manuskript geschrieben, in dem genau dieser Mord detailliert aufgeführt wurde…

„Krokodilwächter“ ist der erste Teil der Buchtrilogie von Katrine Engberg um ihre beiden Ermittler Jeppe Korner und Anette Werner, die beim Audio Verlag auch in Lesungen mit Dietmar Bär erhältlich sind. Auch wenn jeder der drei Teile auch für sich allein stehen kann, da jeweils ein in sich abgeschlossener Fall erzählt wird, ein paar private Entwicklungen im Leben der Ermittler sind aber vorhanden. In diesem ersten Band agiert die Autorin jedoch diesbezüglich sehr zurückhaltend und bringt nur einige Randnotizen ein, konzentriert sich dafür deutlich mehr auf den Fall. Löblich natürlich, wenn man einen spannenden Plot erzählen möchte und stetig dabeibleibt, Engberg verpasst hier aber die Chance, den beiden Hauptfiguren eine individuelle Aura zu verleihen. Jeppe und Anette wirken zwar sympathisch, bleiben aber zu neutral, um wirklich fesseln zu können. Die Handlung ist da schon deutlich stärker und überzeugt mit vielen spannenden Entwicklungen und einem gelungen konstruierten Hintergrund, der zunächst langsam, dann zunehmend temporeich aufgedeckt wird. Immer mehr Hinweise bekommen die Ermittler gemeinsam mit dem Leser, kombinieren, schließen aus, nehmen neue Fährten auf und bekommen so langsam ein immer kompletteres Bild. Dieses ist detailreich und vielschichtig gezeichnet und bietet einige Überraschungen, ebenso wie Kopenhagen als Handlungsort stimmungsvollen Einfluss nimmt. Viele Orte werden ortkundige Leser wiedererkennen, die anderen können zumindest das Flair der Stadt in sich aufnehmen. Schade, dass dennoch der erste Teil etwas blass bleibt, da die Charaktere insgesamt zu wenig Individualität mitbringen.

Dietmar Bär findet sich schnell in die Stimmung des Romans ein und gestaltet diese mit seiner ebenso angenehmen wie ausdrucksstarke Stimme aus. Er geht dabei nicht nur auf die verschiedenen Stimmungen und Szenarien ein, sondern verleiht den Charakteren auch immer einen leicht anderen Klang, sodass man der Handlung gut folgen kann. Auch die gelungene sprachliche Stilistik der Autorin greift er dankbar auf und spricht dynamisch und lebendig.

Der Audio Verlag hat ein hübsches Digipack für das acht CDs umfassende Hörbuch hergestellt und sich beim Cover auf die Buchvorlage gestützt. Auf weißem Hintergrund sind fünf rote Striche zu sehen, einer von ihnen leicht zur Seite gekippt. Der Sinn dahinter erschließt sich während der Handlung, was ich sehr gelungen finde. Auf der Rückseite der CD ist ein Foto des Sprechers zu finden, auch die üblichen Infos zu Autorin und Sprecher dürfen nicht fehlen, ansonsten ist das Innere eher schlicht gestaltet.

Fazit: „Krokodilwächter“ hat mir durchaus gefallen und hat viele spannende Momente und einen gelungenen Plot, nur leider bleiben die Charaktere zu blass, was sowohl für die Haupt- als auch für die Nebenfiguren gilt. Die Autorin hat in den weiteren Bänden zwar noch viele Entwicklungen in der Hinterhand gehalten, hätte hier aber früher mit starten können. Die Sprechweise von Dietmar Bär passt sehr gut zur Atmosphäre des Romans und sorgt für einen dynamischen Eindruck.

VÖ: 29. März 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 97833742404831


Head Hunter – Das ungekürzte Hörspiel



Roger Brown hat sich als Head Hunter den Ruf eines hervorragenden Vermittlers gemacht, er bringt Top-Bewerber mit erfolgreichen Unternehmen zusammen. Doch das ist nur Fassade, denn im Hintergrund bringt er seine Klienten um wertvolle Kunstwerke. Doch in dem holländischen Geschäftsführer Clas Greve hat er einen mächtigen Gegner gefunden, als er einen verschollen geglaubten Rubens aus seinem Besitz stiehlt…

Audible hat sich nicht nur als Streaming-Plattform für Hörspiele und -bücher etabliert, sondern längst auch als Produzent ebensolcher Umsetzungen. Die Veröffentlichung von „Head Hunter“, einem Thriller des schwedischen Autoren Jo Nesbö, wurde nun auch von HörbucHHamburg auf zwei MP3-CDs veröffentlicht, über 400 Minuten läuft das Hörspiel. Zunächst wird Roger Brown ausführlich vorgestellt, wobei es wichtig für den weiteren Verlauf ist, woher der Head Hunter und Kunstdieb kommt, wie seine Weltanschauung ist, wie er auf seine Mitmenschen blickt. Dabei hilft es, dass er aus der Ich-Perspektive erzählt und man so seine Gedanken direkt mitgeteilt bekommt – so wirken die teils recht langen Monologe dennoch nahbar und spannend. Dabei ist er alles andere als ein typischer Held, sondern hat im Gegenteil mehr unsympathische Seiten und wird mit seiner überheblichen Art sehr differenziert betrachtet. Und auch wenn es etwas dauert, bis die eigentliche Handlung in Schwung kommt, ist dieser erste Teil hörenswert und mit einer gewissen Spannung versehen. Das Kennenlernen von Clas Greve bringt dann aber noch einmal mehr Zündstoff ein, sowohl auf geschäftlicher als auch auf krimineller Ebene fühlt sich Roger Brown herausgefordert, was ein heftiges Machtspiel zwischen den beiden Kotrahenten entfacht. Die Bandagen werden immer härter und locken unerwartete Seiten hervor, die eingebauten Wendungen sorgen für viel Dynamik und Spannung. Toll ist, dass der zynische Grundton des Romans dabei gekonnt aufgegriffen wird und trockenen Humor entstehen lassen. Ein fesselnder Thriller, der mit seinen markanten Charakteren, der harten Atmosphäre und dem sehr gelungenen Spannungsaufbau überzeugt

Devid Striesow ist in der Hauptrolle des Roger Brown sehr gut besetzt, sowohl während der Erzähltexte aus der Ich-Perspektive als auch während der Dialoge bringt er den harten und analytischen Charakter hervorragend zur Geltung und gestaltet die zwiespältige Rolle sehr eindringlich. Sein Gegenüber Clas Greve wird von Gerrit Hamann ebenso intensiv gesprochen, dessen Stimme mal einen nüchternen, dann wieder einen kühlen oder leidenschaftlichen Klang annimmt und so einen markanten Charakter schafft. Mit ihrer sanften Stimme bildet Yara Blümel als Rogers Frau Diana einen gelungenen Kontrast dazu, sie passt sehr gut in die harte Atmosphäre und schafft eine weitere spannende Figur. Weitere Sprecher sind Matti Klemm, Oliver-Kim Hasper und Christoph Banken.

Die Umsetzung der Geschichte ist stimmungsvoll geraten, wofür besonders die Musik sorgt. Sie ist in den Szenenübergängen zu hören, ebenso wie in besonders betonenswerten Momenten im Hintergrund. Das sorgt für viel zusätzliche Dynamik, da andere Dialoge nur für sich allein stehen. Auch die Geräuschkulisse ist stimmig eingebaut und sorgt für einige passende Kulissen, was alles sehr gut zusammenpasst und die Handlung gekonnt unterstreicht.

Der starre Blick des Mannes auf dem Cover scheint den Betrachter direkt aufzuspießen und hinterlässt so einen gelungenen Eindruck des skrupellosen Roger Brown. Das schwarz-weiße Bild wird nur durch den roten Schriftzug des Titels unterbrochen. Auch in der restlichen Gestaltung des mehrfach aufklappbaren Digipacks herrschen Schwarz und Weiß vor, was mit Zitaten und Informationen zu einige Mitwirkenden gelungen ergänzt wurde. Das wirkt stimmig und passt gut zu der Stimmung des Hörspiels.

Fazit: Ein berechnender und zynischer Hauptcharakter, eine spannungsgeladene Handlung mit einem heftigen Machtspiel, packende und unerwartete Wendungen – die Romanvorlage von Jo Nesbö funktioniert auch als Hörspiel hervorragend, auch dank der lebendigen und intensiven Umsetzung. Eine sehr lohnenswerte Produktion, die mit seiner unmittelbaren Atmosphäre punktet.

VÖ: 29. Juni 2020
Label: HörbucHHamburg
Bestellnummer: 9783957131874


Unter Haien – Das ungekürzte Hörspiel



In Zeiten der aufkommenden Globalisierung zu Ende des 20. Jahrhunderts hat sich Alex Sontheim einen Namen als erfolgreiche Investmentbankerin an der Wall Street gemacht. Als der Milliardär Sergio Vitali sie umwirbt, ist sie von seiner Macht fasziniert und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Doch mit der Zeit ahnt sie, dass sein Imperium nicht mit sauberen Methoden aufgebaut wurde und holt einige Nachforschungen über die ein – mit erschreckenden Ergebnissen…

Bereits vor über zehn Jahren hat Nele Neuhaus den Grundstein ihrer Karriere als Thriller-Autorin gelegt, als mit „Unter Haien“ ihr erstes Buch dieses Genres veröffentlicht wurde. Eben diesen Roman hat sich audible nun vorgenommen und als Hörspiel umgesetzt – ungekürzt und deswegen mit über 1.000 Minuten recht lang geraten. HörbucHHamburg hat nun eine CD-Version der Produktion veröffentlicht, sodass man nicht immer auf das Streaming angewiesen ist. Die Handlung beginnt mit einem Ausblick auf ein Schreckensszenario, der Hörer kennt also schon einmal den Ausgang der folgenden Geschichte – ein gelungener Startpunkt, der die Spannung direkt hochhält. Danach wird der Hörer erst einmal gekonnt mit der Szenerie vertraut gemacht, die Stimmung des ausgehenden 20. Jahrhunderts wird gekonnt thematisiert und mit Leben gefüllt. Der Schauplatz ist New York mit der weltbekannten Wall Street, wobei im Laufe der Zeit immer mehr kriminelle Machenschaften aufgedeckt werden. Manches konnte man erahnen, es gibt aber auch große Überraschungen und schockierende Erkenntnisse. Gut gefällt mir, dass der Roman zwar als Wirtschaftsthriller angelegt ist und ein sehr realistisches Bild skrupelloser Menschen zeichnet und die Zusammenhänge akribisch aufbereitet, mit der Affäre von Alex und Sergio aber auch eine sehr private Ebene eröffnet wird. Alex als Ermittlerin gibt sich dem Geschäftsmann immer wieder ungeschützt hin, steht oft vor der Entdeckung und ahnt schon bald, in welcher Gefahr sie schwebt – und der Hörer bekommt das ungefiltert mit. Es ist lobenswert, dass hier nicht gekürzt wurde und so das gesamte Werk der Autorin vollumfänglich Platz gefunden hat, da führt aber auch zu vielen langen Erzähltexten, die dann eben doch eher wie ein Hörbuch wirken. Dennoch ist „Unter Haien“ hervorragend umgesetzt und sorgt für einige unterhaltsame Hörspielabende.

Marleen Lohse wurde für die Hauptrolle der Alex Sontheim ausgewählt und überzeugt dabei mit einer standfesten Stimme und passendem Ausdruck. Sie kann verschiedene Facetten der jungen Bankerin hervorheben und zeichnet zudem gut die steigende Dramatik nach, hätte aber in manchen Szenen noch etwas mehr Energie einbringen können. Till Hagens markante Stimme passt wunderbar zu der Rolle des Sergio Vitali, er schafft eine geheimnisvolle und dubiose Aura um den Geschäftsmann, kann die Härte der Figur ebenso gekonnt betonen wie die zugängliche Seite, die er Alex entgegenbringt. Nina Petri bringt die Erzähltexte lebendig und spannend herüber, bringt spannende Momente ebenso wie nüchterne Betrachtungen passend herüber und hält dabei die Dynamik ihrer Stimme aufrecht. Weitere der zahlreichen Sprecher sind Alexander Döring, Robert Gallinowski und Barbaby Metschurat.

Die Umsetzung als Hörspiel ist recht dynamisch gelungen, wobei viele der Szenen eher ruhig untermalt sind. Manche Dialoge werden kaum von Geräuschen begleitet, andere wurden mit einem passenden Hintergrund versehen –von Möwengeschrei und Wellengang über die Hektik an der Wall Street bis zu typischen Bürogeräuschen gibt es da eine stimmige Bandbreite. Die Musik ist abwechslungsreich und hat mal Hip-Hop-Anleihen, dann wieder einen klassischen Ausdruck oder typische Hörspielmusik, was die Übergänge aber auch viele Erzähltexte mit einer passenden Stimmung versieht. Insgesamt ist das stimmig geraten, manche Momente sind für meinen Geschmack aber etwas zu ruhig geraten.

Ganze vier MP3-CDs sind für das über 1.000-minütige Hörspiel nötig, die gemeinsam in einem Digipack untergebracht ist, das etwas höher ist als eine gewöhnliche CD-Verpackung. Das wirkt leider etwas instabil, und auch das Titelbild ist wirkt mit der computergenerierten Optik mit den roten Schuhspitzen in einer Pfütze an der Wall Street nicht sonderlich ansprechend. Im Inneren sind die Mitwirkenden am Hörspiel übersichtlich aufgelistet, ebenso wie es eine Kurzbiographie zur Autorin gibt.

Fazit: „Unter Haien“ ist sehr nah an der Vorlage gehalten und folgt der Dynamik des Buches, die sich in Hörspielform leider nicht immer optimal entfaltet, besonders einige Erzähltexte nehmen Fahrt aus der Handlung. Doch die Spannung ist durchgängig zu spüren, die Verbindung von wirtschaftskriminellen Themen und der brisanten Affäre sind gelungen – insbesondere weil auch die beiden Hauptcharaktere sehr reizvoll und vielschichtig beschrieben werden. Hörenswert!

VÖ: 2. Juni 2020
Label: HörbucHHamburg
Bestellnummer: 9783957132048


Die Chroniken von Narnia – Das Wunder von Narnia



Weil sein Vater einen kranken Verwandten in Indien pflegen muss, zieht Digory mit seiner Mutter nach London. In Polly findet er bald eine Freundin und erkundet mit ihr die Dachböden der Stadt, die allesamt miteinander verbunden sind. Dabei treffen die beiden auf Digorys Onkel Andrew, der mit Magie experimentiert und die Kinder in eine fremde Welt schickt. Doch diese scheint im Sterben zu liegen und wird von der bösen Hexe Jadis regiert…

„Die Chroniken von Narnia“ gehören zu den absoluten Klassikern der Kinderbuchliteratur, vor allem in den USA, spätestens mit den erfolgreichen Verfilmungen der Bände von C.S. Lewis aber auch hierzulande. In Zusammenarbeit von SWR2 und NDR kultur ist nun ein aufwendiges Hörspiel des ersten Bandes entstanden. „Das Wunder von Narnia“ ist auch beim Audio Verlag als CD erhältlich – und es lohnt sich, da die fantastische und liebevolle Atmosphäre des Buches auch hier sehr gut zur Geltung kommt. Nach einer kurzen Vorstellung von Digory, Polly und Onkel Andrew geht das Abenteuer für die beiden Kinder auch schon los, von da an ist die kindgerechte Spannung allgegenwärtig. Mal gibt es aufregende Szenen um die böse Hexe Jadis, mal sind abenteuerliche Szenen eingebaut, mal geht es aber auch ruhiger zu. Beeindruckend ist beispielsweise die Schöpfungsszene geraten, in der die neue Welt von Narnia geschaffen wird, voller Poesie und berührender Szenen. Schön ist, dass auch die beiden Hauptfiguren weiter ausgearbeitet werden und beispielsweise Digorys Sorge um seine Mutter ein stetiger Begleiter ist. Die Moral, die in die Handlung eingebunden ist, ist gerecht und einfühlsam erzählt, drängt sich aber nicht vor den fantasievollen Hintergrund. Die magischen Elemente, die unverkennbaren christlichen Bezüge und der ungewöhnliche, vielschichtige Verlauf sind auch in diesem Hörspiel hervorragend umgesetzt. Besonders die entscheidende Szene um Digory und Jadis ist beeindruckend umgesetzt und bietet mit seiner ruhigen Ausstrahlung und sehr gelungenen akustischen Elementen einen Höhepunkt, der lange im Gedächtnis bleibt. Man kann vollkommen in diese neue Welt eintauchen, mit den Charakteren mitfiebern und mit ihnen ein spannendes Abenteuer erleben, aber eben auch wichtige Werte in dem Handeln erkennen. „Das Wunder von Narnia“ ist ein äußerst hörenswertes Hörspiel und wird der Buchvorlage vollkommen gerecht.

Dazu tragen auch die Sprecher bei, die ihre Rollen gekonnt auszukleiden wissen. Das gilt auch für den jungen Sprecher von Digory, Valentin Karow, der mit fester und glaubhafter Betonung einen glaubhaften Charakter erschafft und dabei noch einige Facetten des neugierigen, aber nicht immer ganz selbstsicheren Jungen einbinden kann. Emily Strohmann klingt als Polly zwar etwas hölzerner, macht aber insgesamt dennoch einen glaubhaften Eindruck und kann die Eigenheiten des Mädchens gekonnt einbinden. Als Erzähler führt der wunderbare Friedhelm Ptok durch die Handlung, seine warme und angenehme Stimme führt in seinen kurzen Texten sehr gelungen durch die Handlung und bringt die vorherrschende Stimmung bestens zur Geltung. Weitere Sprecher sind Valery Tscheplanowa, Martin Engler und Lars Rudolph.

Akustisch wurde ein sehr dichter Klangteppich für die Handlung geschaffen, die sich jedoch nie zu sehr in den Vordergrund drängt. So gibt es fast durchgehend fein eingewobene Melodien, die mit klassischen Instrumenten eingespielt wurden und die fantastische Atmosphäre unterstreichen. Schön, dass die Dynamik der Szenen dabei sehr gut eingefangen wurde. Auch die Geräusche sind vielfältig und aussagekräftig eingebaut, was den Szenen mehr Leben verleiht. Lediglich die eingebauten Lieder mit Gesang wirken etwas deplatziert, deren Produktion hätte noch etwas stimmiger sein können.

Motive einer hochwertigen Buchausgabe wurden auch für das Cover des Hörspiels verwendet, sodass der majestätische Kopf des Löwen Arslan auf weißem Hintergrund im Zentrum steht. Viele goldene Elemente und kleine weitere Zeichnungen ergänzen das Titelbild und lassen es sehr wertig wirken. Auch im Inneren gibt es neben den üblichen Produktionsangaben noch eine weitere Zeichnung mit Polly und Digory auf ihrer abenteuerlichen Reise.

Fazit: Eine dichte und fantastische Stimmung, die durch klassische Melodien, eine sehr gekonnte akustische Umsetzung entsteht. Die Sprecher sind hervorragend, die Geschichte ausdrucksstark umgesetzt, die den Geist der Buchvorlage gekonnt transportiert. Fast 110 Minuten, die mich von Anfang bis zum Ende gefesselt haben.

VÖ: 18. September 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742415165


Verachtung - Das Hörspiel



Als Carl Morck den lange in Vergessenheit geratenen Fall einer verschwundenen Prostituierten aus dem Jahr 1987 auf den Schreibtisch bekommt, bleibt ihm aufgrund fehlender Zeugen nur die Recherche am Computer. Dabei stößt er auf weitere Fälle von insgesamt fünf Personen, die nie wieder aufgetaucht sind. Fieberhaft versucht er, das Verschwinden der Menschen aufzuklären, was ihn bis hin zum aktuell laufenden Wahlkampf führt…

Audible hat sich längst nicht nur als Streaming-Plattform für Hörspiele und – bücher einen Namen gemacht, sondern auch als Produktionsstudio eben solcher. Zum Repertoire gehört auch die Buchreihe von Jussi Adler-Olsen um Ermittler Carl Morck, deren vierter Teil „Verachtung“ wie auch schon dessen Vorgänger als vollständige und aufwendig produzierte Hörspielversion erhältlich ist – beim Audio Verlag auch als physischer Datenträger auf MP3-CD. Zwölfeinhalb Stunden dauert das Ganze und ist mit zahlreichen ineinander verwobenen Handlungssträngen angefüllt, von denen jeder einzelne an sich schon eine große Komplexität und Tiefe aufweist. Gemeinsam ergeben sie einen ebenso hochspannenden wie psychologisch angehauchten Fall, in dem die Figuren wahrlich durchleuchtet werden. Auch wenn die Idee des Autors, nicht alles bis ins letzte Detail aufzuklären, auch hier wieder bestens funktioniert, bekommt man doch einen sehr intensiven Eindruck von Tätern, Opfern und Ermittlern. Beeindruckend ist, dass die verschiedenen Stränge in mehreren Jahrzehnten spielen und dennoch so gut zusammenpassen, was zudem auch für unterschiedliche Stimmungen sorgt. Die Auflösung des Ganzen ist sehr fein gesponnen und beeindruckt mit dem cleveren Aufbau, aber auch das Ansprechen gesellschaftspolitischer Themen und die feine Skizzierung eines ziemlich egozentrischen Charakters sorgen für einen sehr hörenswerten Thriller.

Die große Zahl der Sprecher ist beeindruckend, der weitaus größte Teil davon ist dann auch sehr überzeugend in der Charakterdarstellung, nur einige kleinere Nebenrollen wirken eher statisch. Hervorragend ist beispielsweise Katrin Heß in der Rolle der Rose Knudsen, die mit sehr prägnanter und ausdrucksstarker Stimme den leicht exzentrischen Charakter sehr gut zu verkörpern versteht und ihr trotzdem feine Facetten verleiht. Auch Matthias Koeberlin hat mir als Marcus Jacobsen sehr gut gefallen, seine intensive Sprechweise passt seht gut in die Ausstrahlung der Handlung und schafft einen starken Charakter. Justus von Dohnanyi ist natürlich wieder in der Hauptrolle des Carl Morck zu hören, seine starke Ausstrahlung und die treffsichere Dynamik seiner Stimme haben mich auch in dieser Produktion wieder überzeugt. Weitere Sprecher sind Martin Baltscheid, Rolf Berg und Edda Fischer.

Akustisch wird dem Hörspielhörer hier eine breite Palette an verschiedenen Sounds geboten, die sich gelungen in das Gesamtkonzept einfügen. Dabei wird auf zahlreiche Geräusche und Sounds gesetzt, die die Szenen meist gelungen unterstreichen, wobei sich Musik ebenfalls stimmig ausgewählt wurde, sich manchmal jedoch zu sehr in den Mittelpunkt zu drängen scheint. Zudem wäre an einigen Stellen etwas mehr Individualität wünschenswert gewesen.

Wie bereits bei den vorigen Teilen der Reihe wird das Cover von zwei Gesichtern dominiert, die den Sprechern Justus von Dohnanyi und Denis Moschitto gehören, aber auch sehr gut zu den von ihnen dargestellten Rollen passt. Die violette Einfärbung macht das Cover dennoch gut von den anderen unterscheidbar, während das eigentliche Motiv am unteren Rand etwas verloren geht. Im Inneren des Digipacks wäre auch durchaus noch Platz gewesen, um noch ein paar mehr Sprechern ihren Rollen zuzuordnen.

Fazit: „Verachtung“ ist auch in der Hörspielumsetzung ein äußerst gelungener Thriller, der mit verschiedenen Zeitebenen langsam eine in sich verzahnte Handlung aufbaut und dabei mehrere Jahrzehnte umspannt. Faszinierend ist, wie stimmig sich das alles ineinander fügt und wie kontrastreich die verschiedenen Charaktere dabei zur Geltung kommen. Sehr hörenswert!

VÖ: 28. Juni 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742415097


Erlösung - Das Hörspiel



Lange Zeit lag eine Flaschenpost vergessen in den Polizeistationen von Dänemark und England, bis schließlich Carl Morck vom Sonderdezernat Q darauf aufmerksam gemacht wird. Denn die mit Blut geschriebene, kryptische Nachricht auf dem Zettel konnte endlich durch sein Team entschlüsselt werden. Doch die darin angedeutete Entführung liegt schon einige Jahre zurück, sodass Carl Morck weit in der Vergangenheit ansetzen muss, dabei jedoch auf viel Misstrauen stößt…

Jussi Adler-Olsen hat mit seiner Buchreihe um das Sonderdezernat Q, in dem unter dem Leiter Carl Morck ungelöste Kriminalfälle gelöst werden, einen modernen Klassiker geschaffen. Auch der dritte Band der Reihe mit dem Titel „Erlösung“ wurde als aufwendiges Hörspiel von Audible umgesetzt und ist auf platzsparender MP3-CD beim Audio Verlag erhältlich. Der Rhythmus des Buches ist für ein Hörspiel fast ein wenig zu langsam, sodass es an einigen Stellen etwas zu langsam voran geht. Das liegt daran, dass die zahlreichen Nebenhandlungen und Erweiterungen der eigentlichen Geschichte beim Lesen gut funktionieren, was hier aber etwas überladen wirkt. Besonders der Start gerät deswegen etwas zu unaufgeregt, die ruhige Entwicklung der Handlung wird aber im Laufe der Zeit immer spannender und druckvoller. Dazu trägt auch bei, dass die Figuren sehr gelungen entwickelt wurde. Dabei sticht der Antagonist positiv heraus, der eben nicht nur als psychopatisches Monster dargestellt wird. Auch schon im Laufe der Geschichte bekommt er einen Hintergrund, der seine aktuelle Situation erklärt und verstehen lässt, wie aus ihm ein skrupelloser Entführer geworden ist. Auch seine Opfer bekommen einen passenden Hintergrund verliehen, sodass die Taten erschreckend real und glaubhaft wirken. Und natürlich sind auch die Hauptfiguren der Buchreihe wieder in gelungenen Facetten ausgeführt, der Hörer bekommt einen tieferen Einblick in die Figuren. Glücklicherweise wird auch der Sarkasmus der Reihe wieder gekonnt bedient, die eingestreuten Kommentare erden die Handlung auf angenehme Weise. Und so gefällt mir „Erlösung“ trotz des etwas behäbigen Starts sehr gut.

Justus von Dohnányi hat die Rolle des Carl Morck übernommen und klingt dabei sehr überzeugend und glaubhaft, er trifft die Beschreibung des Charakters auf den Kopf und setzt auch seine Gefühlswelt sehr authentisch um, sodass ein lebendiger Mittelpunkt entstanden ist. Denis Moschitto begeistert nicht minder als Assad, spricht die Rolle sehr dynamisch und passt Tempo und Intensität gelungen an die jeweilige Szene an, was den Spannungsbogen der Handlung gekonnt unterstreicht. Auch Erzähler Thomas Balou Martin hat mir sehr gut gefallen, sein ruhiger Klang setzt seine Texte sehr atmosphärisch um und verleiht ihnen düsteren Flair. Weitere Sprecher sind Katrin Heß, Sascha Tschorn und Gruschenka Stevens.

Die Klangkulisse, die als Hintergrund für die Geschichte geschaffen wurde, ist sehr vielfältig geraten und drängt sich an einigen Stellen vielleicht sogar schon etwas zu sehr auf, unterstützt aber ebenso die vielen Spannungsbögen der Geschichte. Die Musik ist düster und dramatisch, die Geräusche sind passgenau eingefügt und lassen die Szenen lebendiger wirken. Manchmal wäre aber eben ein deutlicherer Fokus auf die Stimmen wünschenswert gewesen.

Auf dem Cover der MP3-Version wird die Flaschenpost mit dem grausigen Inhalt an der unteren Seite angedeutet, während der obere Teil von Fotos der beiden Hauptsprecher dominiert wird. Die bläuliche Färbung verleiht dem Ganzen eine kühle Ausstrahlung, die gut zu der Stimmung der Geschichte passt. Eine passende Gestaltung für die MP3-CD-Version dieses Hörspiels.

Fazit: Der Plot der Vorlage wurde sehr gelungen erdacht und funktioniert auch in dieser Umsetzung hervorragend, auch wenn die Spannung am Anfang nicht sonderlich präsent ist und sich erst später wirklich durchsetzen kann. Die vielen Nebenarme der Handlung bremsen zwar die eigentliche Entwicklung, sorgen aber für einen umfassendes und faszinierendes Bild auf den Täter und den Fall. Die Umsetzung ist dank der hervorragenden Sprecher äußerst gelungen.

VÖ: 28. Juni 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3742410290


Jim Knopf und die wilde 13




Als ein Postschiff mit Lummerland zusammenstößt, beschließt König Alfons, dass ein Leuchtturm fehlt, allein das Geld fehlt. Jim Knopf und Lukas schlagen vor, dass der Scheinriese Herr Tur Tur eine bessere Idee wäre, um einen Neubau zu verhindern. Mit Lokomotive Emma tuckern sie wieder durch das Meer und begegnen allerhand merkwürdigen Gestalten - und geraten in große Gefahr!

"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist eines der erfolgreichsten Bücher von Autor Michael Ende - und natürlich gibt es mit "Jim Knopf und die Wilde 13" eine Fortsetzung, die ebenfalls als liebevolle Neuvertonung bei Silberfisch erhältlich ist – anlässlich des 90. Geburtstags des Autors Michael Ende- Produziert wurde das über vierstündige Werk vom WDR, glücklicherweise genauso liebevoll und mit Sinn für das Detail wie der erste Band es schon bewiesen hat. Neben dem Kampf gegen die Wilde 13, die den Hauptteil der Geschichte einnimmt, sind noch etliche andere Handlungsbögen integriert, besonders gelungen ist das Zusammentreffen mit der Meerjungfrau Sursulapitschi. Die einfallsreiche Geschichte und vor allem ihre vielen Versuche, Lokomotive richtig auszusprechen, führen zu bester Hörspielunterhaltung. Doch auch die Introszene auf Lummerland mit den vielen bekannten Personen ist ein frühes, kleines Highlight. Wunderbar spannend ist die Entführung der kleinen Lok Molly durch die Wilde 13, die nachfolgende Verfolgungsjagd strotzt vor Dramatik und erzählerischem Können. So entstand ein rundum gelungenes Hörspiel für die ganze Familie, das ich bedenkenlos weiterempfehlen möchte.

Für die vielen unterschiedlichen Charaktere sind mehr als 20 Sprecher eingesetzt, die allesamt einen hervorragenden Job machen. Sursulapitschi, die kleine Meerjungfrau, wird von Anne Kanis gesprochen, die mit sehr viel Charme und Witz ihre Rolle wunderbar gestaltet und so für einprägsame Momente sorgt. Ihr Vater Uschaurischuum wird von Heinrich Schmieder gesprochen, der mit seiner tollen Darbietung ebenfalls viel zum Gelingen der Szene beiträgt und eine sehr markante Stimme hat. Sehr gut gefallen hat mir Oliver Stritzel als Piratenhauptmann, der mit viel Präsenz und poltender Stimme einen wunderbaren Bösewicht abgibt, aber dennoch auch für Kinder nicht zu unheimlich wirkt. Weitere Sprecher sind unter anderem Wolfgang Völz, Laura Maire und Ulrich Noethen als Erzähler.

In Sachen Akkustik haben Mike Herting (Musik) und Wilmont Schulze (Geräusche) ebenfalls Tolles Überzeugendes geleistet. Beides ist sehr gut aufeinander abgestimmt, was eine dichte Atmosphäre mit vielen kleinen liebevollen Details erschafft. Die Geschichte wirkt deswegen sehr lebendig wirken, man kann sich schnell so in sie hineinversetzen. Schön auch, dass so viele unterschiedliche Stimmungen geschaffen wurden, was einen dynamischen Eindruck hinterlässt.

Anstatt des blauen Balkens auf dem ersten Teil wurde hier als Grundfarbe ein kräftiges Rot gewählt, welches Autor und Titel enthält. Das eigentliche Motiv des Covers zeigt aber Jim Knopf (mit seiner eigenen Pfeife – oha!) vor dem entspannt daliegenden und ebenfalls paffenden Lukas. Eine entspannt wirkende Szenerie, die die beiden Hauptfiguren auf hübsche Weise darstellt.

Fazit: Auch die Fortsetzung des Romans hat eine liebevolle Umsetzung erfahren, die nicht nur die vielen ausdrucksstarken Figuren und Momente gekonnt umsetzt, sondern auch den Spannungsbogen der Handlung auskostet. Die gekonnt eingepasste Akustik sorgen für einen dynamischen Ausdruck und sind eine gelungene Kulisse für die sehr guten Sprecher – hörenswert!

VÖ: 1. August 2019
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-7456-0128-2


Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer



Im kleinen Lummerland leben neben dem König nur zwei Untertanen sowie Lukas der Lokomotivführer und seine Dampflok Emma - und eines Tages auch Jim Knopf, der mit einer merkwürdigen Botschaft als Baby in Lummerland gestrandet ist. Schnell freundet er sich mit Lukas an und beschließt eines Tages, mit ihm auf eine abenteuerliche Reise aufzubrechen, um mehr über seine Herkunft zu erfahren…

"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist seit Generationen in Deutschland bekannt und verzaubert nach wie vor viele Kinderzimmer (und auch einige Erwachsene...) mit seinem Charme – insbesondere, da es mittlerweile sehr viele Umsetzung des Stoffes zum Anschauen oder Hören gibt. Eine sehr gelungene Hörspielvertonung gibt es beispielsweise aus der Produktion des WDR, die bei Silberfisch als CD-Version erhältlich ist. Bei 246 Minuten Laufzeit darf von einer sehr umfassenden Umsetzung des Kinderbuchklassikers von Michael Ende gesprochen werden, die trotzdem zu keiner Zeit langweilig wirkt. Das liegt zum großen Teil an der bezaubernden und liebevollen Umsetzung, die den Geist des immerhin Jahrzehnte alten Buches zu transportieren, ihm aber auch neue Seiten abzuringen weiß. Die Geschichte ist - obwohl gut bekannt - immer noch interessant und aufregend. Besonderes Augenmerk verdient die Umsetzung der Charaktere, ihre individuelle und fantasievolle Aura wird sehr gekonnt eingebaut und sorgt für viele eindrucksvolle Momente. Die Geschichte wird sehr kurzweilig erzählt, was die Qualität der Vorlage unterstreicht – große Abweichung von ihr gibt es hier nämlich nicht. Dabei wird es an einigen Stellen richtig spannend und gefährlich für Lukas und Jim, der Bogen des Erträglichen wird aber auch für jüngere Zuhörer nicht überspannt. Für einen langen Familienabend oder geruhsame Entspannung allein kann ich diese Umsetzung wärmstens empfehlen.

Die Sprecherauswahl ist hervorragend, sodass jeder Charakter entsprechend seiner Persönlichkeit gestaltet wird. Dante Selke - mir bis dahin völlig unbekannt - spricht dabei den Jim Knopf so sicher und treffend, als wäre er seit Jahrzehnten im Geschäft. Sein bester Freund Lukas wird von Jörg Schüttauf gesprochen, der ebenfalls in jeder Situation standhaft bleibt und seinen Charakter gut herausarbeitet, dabei auch immer sympathisch wirkt. Imponiert hat mir die Leistung von Frank Köllges als Lokomotive Emma. Mit wenigen Geräuschen, die tatsächlich stark an eine alte Eisenbahn erinnern, eröffnet er eine ganze Gefühlswelt. Auch die anderen Sprecher sind hervorragend ausgewählt und mache ihre Sache sehr gut, beispielsweise Henriette Thiming, Manon Straché oder Wolfgang Völz.

Das Hörspiel wird von einer sehr geglückten Geräuschkulisse begleitet, die dezent, aber auch wirkungsvoll ist. Die Geräusche stammen von Wilmont Schulze, die Musik von Mike Herting, und beides ergänzt sich wunderbar zu einer stimmigen Atmosphäre, die sowohl auf hoher See als auch in den Fängen des bösen Drachen Frau Mahlzahn glaubhaft und intensiv ist. Jede Szene bekommt so einen individuellen Klang, sodass man völlig in die Handlung eintauchen kann.

Das Cover ist im typischen Stil der Neuauflagen einiger Kinderklassiker des Labels gehalten, sodass ein farbiger Block an der oberen Seite den Titel verrät, während unten das eigentliche Motiv zu finden ist. Dieses ist hier in einem sehr nostalgischen Zeichenstil gehalten, wobei Jim, Lukas und Emma in einfachen Posen dargestellt sind. Vielleicht nicht vollkommen zeitgemäß, durch den weißen Hintergrund aber dennoch ansehnlich gelungen.

Fazit: Eine sehr liebevolle Umsetzung des Kinderbuchklassikers mit sehr guten Sprechern, die viel Charme versprühen und die Essenz der Charaktere einfangen. Sehr gut gefällt mir auch, wie nahe die Handlung am Original gehalten ist und wie lebendig und flüssig erzählt wird. Dabei kommen sehr gelungene Stimmungen auf, sodass das Hören sehr viel Spaß macht.

VÖ: 1. August 2019
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-7456-0127-5


Die Chroniken von Mistle End – Der Greif erwacht



Als Cedriks Vater seinen Job als Bibliothekar verliert, müssen die beiden gemeinsam in das kleine schottische Dorf Mistle End ziehen, wo eine Anstellung als Lehrer auf ihn wartet. Cedrik ist alles andere als begeistert, merkt jedoch schnell, dass die Ortschaft nur auf den ersten Blick verschlafen wirkt. Denn allerlei mystische Gestalten tummeln sich dort, was auch für Cedrik einige Herausforderungen birgt – insbesondere als er Besuch von einem Greif bekommt…

Mit den „Chroniken von Mistle End“ hat der Autor Benedict Mirow einen vielversprechenden Auftakt zu einer neuen Jugendromanserie voller Magie und Witz geschaffen, die vom Audio Verlag auch schnell als aufwendig produziertes Hörspiel erhältlich sind. Mit satten sechseinhalb Stunden wird dem Hörer da ganz schon etwas geboten – was sich aber auch sehr lohnt. Das liegt nicht nur an der hervorragenden Produktion, sondern auch an der wundervollen Handlung. Die Idee, dass ein scheinbar normaler Junge plötzlich Teil einer magischen Welt wird und dort einen entscheidenden Platz einnimmt, den er gemeinsam mit seinen ebenfalls magischen Freunden findet, ist zwar nicht ganz neu, wird hier aber auf vielfältige Weise sehr gekonnt variiert. Die vielen Ideen, die dabei eingeflossen sind, lassen Referenzen zu verschiedenen Mythologien erkennen, wirken aber sehr frisch, modern und dennoch sehr mystisch. Die Welt, die der Autor in dem kleinen schottischen Dorf erschaffen hat, ist sehr vielseitig und intensiv dargestellt, es ist ein lebendiger Ort, an dem es überall etwas zu entdecken gibt. Toll auch, dass die Charaktere so sorgsam ausgearbeitet sind und mit vielen Facetten gespickt sind. Das gilt für Cedrik ebenso wie für seine Freunde, Schulkollegen und die vielen anderen Wesen, die hier vorkommen. Die Handlung startet zunächst etwas langsam, was aber nicht negativ auffällt, da die Stimmung und die Atmosphäre bereits dort äußerst dicht sind. Und die Geschichte nimmt dann auch schon bald Fahrt auf und reiht viele aufregende und gefährliche Szenen aneinander, was die Spannung immer wieder in die Höhe treibt. Aber es gibt auch Phasen, in denen das Leben in Mistle End mehr im Vordergrund steht, die Schultage von Cedrik beschreiben oder eine lockere Stimmung schaffen, was dem Hörer nicht nur notwendige Verschnaufpausen verschafft, sondern es auch ermöglicht, dass einem die Figuren wirklich ans Herz wachsen. Zum Ende hin spitzt sich die Szenerie natürlich noch weiter zu und präsentiert ein packendes Finale, dass viel Lust auf die kommenden Teile der Reihe macht. Die Marschrichtung, wohin sich alles ungefähr entwickelt, lässt sich zwar schon erahnen, lässt aber noch viel Spielraum für Überraschungen – und auf diese freue ich mich jetzt schon.

Über 15 Sprecher saßen für die Aufnahmen vor dem Mikrofon, wobei einige von ihnen gleich mehrere Rollen übernommen haben, unter ihnen Sebastia Mirow, Madeleine Stolze und Johannes Steck. Man merkt diese Doppelbesetzung aber nicht, da jeder Charakter einen sehr individuellen Klang bekommen hat. In der Hauptrolle des Cedrik O’Connor ist Maxi Belle zu hören, der den Jungen sehr aufgeweckt und lebendig klingen lässt. Sein Charme kommt dabei schnell zur Geltung und schafft einen sehr gelungenen Mittelpunkt der Handlung. Auch Maresa Sedlmeir macht als Emily Golden eine sehr gute Figur, wirkt spontan und bringt den Witz der Handlung gut zur Geltung, auch wenn sie an einigen Stellen den Faden zu verlieren scheint und ein paar etwas schwächere Stellen aufweist. Ihr Bruder Elliot wird von Malte Wetzel gesprochen, der das Trio gelungen ergänzt und seine ganz eigene Note mit einfließen lässt.

Akustisch wird hier wirklich einiges aufgefahren. Besonders beachtlich ist dabei, dass die lange Laufzeit von über sechs Stunden wie aus einem Guss wirkt und eine einheitliche Wirkung hat, es aber nie repetitiv wirkt. Dafür sorgen die orchestralen Melodien von Audio Network, die sehr gut an die verschiedenen Stimmungen angepasst sind und für eine magische Atmosphäre sorgen. Gemeinsam mit der reichhaltigen Geräuschkulisse kann es auch schon mal etwas düsterer zugehen, was die Spannungsmomente weiter unterstreicht.

Das Hörspiel ist auf einer MP3-CD untergebracht, was viel Platz spart – so konnte als Verpackung ein hübsches DIgipack gewählt werden, welches nicht nur das Cover der Romanvorlage mit einem ersten Eindruck des Greifen, der drei Freunde und der schottischen Umgebung zeigt. Im Inneren gibt neben der Auflistung der Mitwirkenden noch weitere Bilder zu sehen – unter anderem ein ebenso düsteres wie farbenfrohes Bild des Greifen.

Fazit: „Der Greif erwacht“ hat mir außerordentlich gut gefallen, die Atmosphäre ist so dicht und mystisch, wie es nur wenige Romane bieten können. Die spannende Handlung und Charaktere, mit denen man mitfiebert, funktionieren auch in dieser ausführlichen Hörspielversion sehr gut. Ich mochte es sehr, in die Geschichte einzutauchen und freue mich schon auf die kommenden Teile.

VÖ: 21.08.2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742416575


Käpt'n Sharky – Das Geheimnis der Schildkrötenkönigin



Käpt’n Sharky ist ziemlich langweilig, sodass er froh ist, dass die Schildkröteninsel auftaucht, von der auch seine Freundin Isi stammt. Doch bereits bei ihrer Ankunft schlägt ihnen eine bedrohliche Stimmung entgegen, da die Eingeborenen die für Skogger halten, die Schildkröten von der magischen Insel stehlen wollen, um die nächste Schildkrötenkönigin unter ihre Kontrolle zu bringen. Klar, dass Sharky und seine Freunde helfen wollen…

Piraten und Seefahrer kommen wohl nie aus der Mode, immer noch sind Kinder fasziniert von den Geschichten von geheimnisvollen Inseln, gefährlichen Schlachten und abenteuerlichen Reisen. Genau dieses Thema greift auch „Käpt’n Sharky“ auf, die mittlerweile bei Europa ins Programm aufgenommen wurde. „Das Geheimnis der Schildkrötenkönigin“ heißt die neue Episode, wobei die Handlung recht schnell am Anfang aufdreht und einen spannenden Verlauf präsentiert. Denn neben einem kurzen Intro beginnt auch schon das Abenteuer auf der geheimnisvollen Insel, die Bedrohung durch die skrupellosen Skogger ist dabei ständig präsent und bedroht auch direkt die bunt zusammengewürfelte Crew von Sharky. Natürlich wissen diese ihren Gegenspieler mit Pfiff, Scharfsinn und Mut etwas entgegenzusetzen, sodass eine dynamische und flott erzählte Handlung entsteht, die unter immer neuen Vorzeichen steht und dabei für viel Abwechslung sorgt. Doch die Folge zeichnet aus, dass eben noch mehr hinter diesem abenteuerlichen Flair steckt: Es werden immer wieder neue Werte präsentiert, die Kindern eine moralische Orientierung bieten. Seien es Zusammenhalt, Durchhaltevermögen, aber auch die Fähigkeit, eigene Schwächen einzugestehen und sich von anderen helfen zu lassen. Das wird locker und unterhaltsam vermittelt und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert, was mir sehr gefallen hat. Die markanten Charaktere der Episode und viele spannende Szenen machen kombiniert mit einer großen Portion Humor und einem Hauch Mystik viel Spaß.

Der wunderbare Axel Prahl ist als Sprecher des Käpt’n Sharky wieder sehr überzeugend und bringt die Abenteuerlust des Seefahrers, seine Lebensfreude, aber auch die aufgebaute Spannung der Handlung gekonnt zur Geltung. Besonders gefällt mir sein humoristisches Talent und die Fähigkeit, alles spontan und glaubhaft wirken zu lassen. Thomas Nicolai beweist seine Wandlungsfähigkeit, indem er gleich vier verschiedene Tiere in Sharkys Begleitung spricht und jedem eine absolut einzigartige Aura verleiht. Die Überdrehtheit, die er dabei präsentiert, bringt jede Menge Charme in die Handlung ein. Marko Bräutigam hat mir als Rufus ebenfalls gut gefallen, er passt sich gekonnt an die Stimmung der Geschichte an und verstärkt diese mit einer flüssigen Sprechweise. Weitere Sprecher sind Jennifer Breitrück, Christian Giese und Jens Mandalski.

Die Musik nimmt eine wichtige Rolle in dem Hörspiel ein, immer wieder singen die Charaktere auch zu den verschiedenen Szenen passende Lieder. Komponiert und getextet von Rainer Bielfeldt präsentieren sich diese abwechslungsreich, witzig und kindgerecht, während auch die kleinen Melodien zur Szenentrennung für Heiterkeit sorgen. Die vielen eingebauten Geräusche sind sehr gut auf die verschiedenen Szenen abgestimmt, sie sorgen für passende Hintergründe und viel Seefahrerflair.

Klar, dass das Käpt’n Sharky auf dem Cover zu sehen ist, mit verwegenem Gesichtsausdruck und gezücktem Säbel läuft er in Begleitung von dem bunten Papagei Coco über die Schildkröteninsel, während ein riesiges Exemplar der gepanzerten Tiere nebst einigen Eingeborenen im Hintergrund zu sehen sind. Wie immer ein ansprechendes und farbenfrohes Titelbild, das mir gut gefällt – ebenso wie die vielen Zeichnungen im Inneren.

Fazit: Schnell entwickelt sich die Geschichte um „Das Geheimnis der Schildkrötenkönigin“ zu einem abenteuerlichen Kampf gegen die gemeinen Skogger, aber auch mystische Themen finden hier Platz. Gespickt mit vielen witzigen Liedern und geschickt eingebauten moralischen Werten macht die Folge einfach Spaß, vor allem weil viele starke Charaktere vorgestellt werden, die im Gedächtnis bleiben.

VÖ: 7. Februar 2020
Label: Europa
Bestellnummer: 4050003719276


Das Gerücht (Lesley Cara)



Der Umzug von London in eine kleine Küstenstadt sollte für Joanna und ihren Sohn Alfie eigentlich Entschleunigung bringen, was zunächst auch gelingt. Schnell findet sie sich dort zurecht und hat Kontakt zu gleichgesinnten Frauen. Als sie dabei eher beiläufig von dem Gerücht erzählt, dass eine junge Frau, die in Kindheitstagen einen Jungen umgebracht haben soll, unter falscher Identität ebenfalls in der Stadt wohnt, sorgt sie zunächst für Erstaunen und Sorge – doch die Emotionen kochen immer weiter hoch, sodass das bislang friedliche Zusammenleben ernsthaft gefährdet wird…

Als Debutroman hat Lesley Cara „Das Gerücht“ veröffentlicht, eine sehr interessante Variante eines Thrillers. Das Hörbuch ist beim Audio Verlag erschienen und wird von Britta Steffenhagen gelesen, die die dichte Atmosphäre gekonnt aufgreift – und davon gibt es jede Menge. Zu Beginn der Handlung beschreibt die Autorin die idyllische Stimmung, das beschauliche Kleinstadtleben und die freundliche, zugewandte Art der Bewohner sehr treffend und stellt dabei wie nebenbei einige wichtige Charaktere vor. Zugegeben, hier wird etwas Zeit vertan, um den Hörer auf Spannung zu bringen, langatmig wird es aber wegen der flüssigen Erzählweise auch hier nicht – und die vermittelte Stimmung ist wichtig für den weiteren Verlauf. Denn ab dem Zeitpunkt, in dem das titelgebende „Gerücht“ um die junge Mörderin die Runde macht, zerbröckelt die Atmosphäre zusehends, es kommen Misstrauen und Verdächtigungen auf, so manche freundliche Fassade bröckelt dahin. Die Bewohner zeigen ihr wahres Gesicht, doch diese kleine Sozialstudie wird von Lesley Cara um einige sehr spannende Komponenten angereichert. Das verläuft zunähst eher subtil und hintergründig, nimmt aber im Laufe der Handlung immer mehr Raum ein und ist dann sehr präsent und fesselnd geraten. Ich mag sehr, dass es sich hier eben nicht um bereits vielfach bekannte Motive aus Thrillern handelt, sondern ganz neue Wege beschritten werden und eine ganz andersartige Szenerie beschrieben wird. Toll auch, wie gelungen und rund Cara die meisten Figuren zeichnet und ihnen komplexe und in sich stimmige Handlungsmuster verleiht, auch wenn manch ein Statist eher blass bleibt – die wirklich wichtigen Charaktere wurden sehr lebendig beschrieben. Ich mag auch das ansteigende Tempo des Romans und die vielen Facetten, die im Laufe der Zeit eingebaut werden, ebenso wie das eingängige Ende, das zwar in Teilen vorauszuahnen war, aber eben doch noch einige Überraschungen bietet.

Britta Steffenhagens ausdrucksstarke Stimme passt sehr gut zu dem Hörbuch, da sie die Stimmung der Handlung sehr gekonnt aufgreift und sehr facettenreich einsetzt. Dabei passt sie Tempo, Dramatik und Eindringlichkeit immer wieder an und geht dabei gut auf den Handlungsbogen des Romans ein, aber auch die Atmosphäre in der Kleinstadt wird durch Steffenhagen stimmig aufgegriffen, ebenso wie die Charaktere in der wörtlichen Rede lebendig wirken. Eine überzeugende Leistung, da die Spannung durchgängig hochgehalten wird.

Natürlich wurde das Titelbild der Romanvorlage auch für das Hörbuch genutzt, ein regnerischer Tag mit dunklem, wolkenverhangenem Himmel setzt dabei die Kleinstadtidylle mit den hübschen Häuschen in ein düsteres Licht, wobei auch der Strand und der Wiesenstreifen dorthin angedeutet werden. Ein Foto von Britta Steffenhagen auf der Rückseite ist ein kleines Extra in dem Digipack, welches die MP3-CD mit über acht Stunden Laufzeit enthält.

Fazit: Genüsslich entblättert die Autorin hier die Fassade einer Kleinstadt und erschüttert so das Bild, das zunächst gezeichnet wird. Hier startet der Roman zwar etwas verhalten, nimmt aber bald mehr Fahrt auf und wird dann richtig spannend. Der Fokus liegt dabei eher auf psychologischen und gruppendynamischen Prozessen und verleiht der Handlung eine ganz eigenständige Stimmung, sodass mir „Das Gerücht“ sehr gefallen hat.

VÖ: 21. Februar 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742411914


An den Mauern des Paradieses



Beim Bau eines neuen Staudamms nahe des Persischen Golfes wurden antike Steintafeln gefunden, die sofort das Interesse des kanadischen Historikers David Ostrich wecken. Doch bevor er vom Herrscher Thaut die Erlaubnis bekommt, diese untersuchen zu dürfen, soll er zunächst deren verschwundene Tochter Evita finden. Doch bei seinen Nachforschungen stößt er auf einige gut gehütete Geheimnisse, die nicht nur sein Leben in Gefahr bringen…

Einen einzigen Roman hat der französisch-deutsche Autor Martin Schneitewind in seinem Leben verfasst: „An den Mauern des Paradieses. Der bayrische Rundfunk hat 2019 eine Hörspielumsetzung der Kombination aus Dystopie, Religionsgeschichte und Science-Fiction gewagt, die auch beim Hörverlag als CD-Version mit zwei Discs erhältlich ist. Die Mischung ist so konträr und ungewohnt, wie sie klingt, was den Zugang zu dem Werk auch etwas erschwert, da durchaus etwas Fachwissen über die verschiedenen Themen hilfreich ist. Die Schöpfungsmythen tauchen schnell in der Handlung auf und nehmen einen ungewohnten, aber sehr reizvollen Einfluss auf das Werk, ebenso wie die von Dürre und Flüchtlingsströmen aus den Fugen geratene Welt immer mehr Faszination verbreiten, die Schneitewind als Kulisse gewählt hat. Die Handlung schreitet dabei nur langsam voran, nicht immer wird auch am eigentlichen roten Faden um die Suche nach Evita und der Erforschung der antiken Steintafeln gearbeitet, es gibt zahlreiche Nebenarme und Ausflüge in andere Richtung, beispielsweise technische Details zum Bau des Staudamms. Hinzu kommt, dass auch die Sprache nicht allzu leicht zugänglich ist, neben vielen Fach- und Fremdwörtern ist auch der Satzbau sperrig und hemmt oft den Hörfluss. Warum mir „An den Mauern des Paradieses“ dennoch sehr gefallen hat, liegt an zweierlei Elementen: Einerseits ist die Atmosphäre sehr dicht und kombiniert die nicht passend scheinende Themenwahl dann doch sehr gut miteinander, die Wüstenstadt und ihre markanten Bewohner, der dystopische Ansatz, der mysteriöse und religiöse Anklang. Und daraus resultiert auch die zweite große Stärke der Geschichte: Die Hintergründe sind sehr faszinierend dargestellt und haben mich – zu Beginn ab und an, zumindest in der zweiten Hälfte vollkommen – in ihren Bann gezogen.

Felix Klare ist in der Hauptrolle des David Ostrich zu hören, der sich gekonnt an die Stimmung des Romans orientiert und den Szenen so viel Leben einhaucht. Er zeichnet den Spannungsbogen geschickt nach und findet für die verschiedenen Szenen den richtigen Tonfall. Auch Michele Cuciuffos Stimme passt als Atam sehr gut in die Produktion und sorgt mit vielen Facetten und einem eindringlichen Klang für einprägsame Momente. Katja Bürkle und Brigitte Hobmeier teilen sich in dieser Produktion die Erzählparts und bringen jeder ihre eigene Stimmung mit ein, interpretieren und sprechen auf unterschiedliche Art, beide machen dies jedoch markant und bedeutungsvoll. Weitere Sprecher sind Krista Posch, Stefan Merkl und Thomas Hauser.

Die akustische Umsetzung ist eher zurückhaltend und hält den Fokus stetig auf den Sprechern. Manchmal sind diese minutenlang ohne zusätzliche Elemente zu hören, mal ist eine leise Hintergrundbegleitung in Form von Geräuschen oder künstlerisch wirkenden Musikstücken zu hören. Das unterstützt den etwas sperrigen Ausdruck der Geschichte und wirkt nicht ganz so zugänglich wie bei anderen Produktionen.

Die beiden CDs des Hörspiels befinden sich in einem für das Label typischen, wertigen Digipacks, das sich mehrfach aufklappen lässt und zudem noch ein Booklet mit weiteren Informationen bereithält. Neben den üblichen Produktionsangaben gibt es dabei noch Kurzbiographien zu einigen Mitwirkenden. Das Titelbild wurde von der Buchvorlage übernommen und zeigt ein geometrisches Muster auf schwarzem Hintergrund, das gleich mehrere Interpretationsmöglichkeiten zulässt.

Fazit: „An den Mauern des Paradieses“ zeigt in einer dystopisch angehauchten Zukunft eine Geschichte, die nicht immer leicht zugänglich ist und einiges Hintergrundwissen erfordert, aber auch auf gelungene Weise eine alterative Schöpfungsgeschichte oder verblüffende Auswirkungen längst vergangener Zeiten miteinander verbindet. Die Stimmung gefällt mir ebenso wie die grundlegende Idee sehr gut, auch wenn das Hörspiel manchmal etwas anstrengend auf mich wirkte.

VÖ: 27. Mai 2019
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844534566


Das Evangelium der Aale



Die Erinnerung an seine Kindheit sind für Patrick Svensson eng mit seinem Vater verbunden, gemeinsam haben die beiden stundenlang an der Küste geangelt oder Reusen aufgestellt. Eine schweigsame Arbeit, die beide eng miteinander verbunden hat. Doch vieles hat Patrick dabei nicht über seinen Vater erfahren. Und so erkundet er ihre Beziehung immer tiefer, indem er sich ihm über einen besonderen Weg nähert: Über das gemeinsame Verhältnis zu den Aalen...

„Das Evangelium der Aale“ einem bestimmten Genre einzuordnen, ist kaum möglich, da der Debütroman von Patrick Svensson so viele verschiedene Elemente enthält. Da gibt es natürlich die Familiengeschichte um Patrick und seinen Vater, in denen man sich mit ihnen ans Wasser begibt, um Aale zu fangen, um die komplexe Beziehung, die Versäumnisse auf beiden Seiten, um durchaus zwiespältige Gefühle und dennoch erfüllt von Liebe. Verbunden wird dies mit dem Thema der Aale, wobei Anleihen an ein Sachbuch anklingen. Die immer noch rätselhafte Vermehrung der faszinierenden Wesen, die ungewöhnlichen Verhaltensweisen werden dabei ebenso thematisiert wie die Forschung über Aale – von der Antike bis in die heutige Zeit, die berühmte Menschen beschäftigt hat. Doch es gibt noch weitere Versatzstücke, beispielsweise über religiöse oder philosophische Themen, was jedoch alles sehr stimmig und organisch zusammengefügt ist. Erstaunlich, wie viel Svensson hier erdacht hat, wie genau er nachgeforscht und sich in die verschiedenen Themen eingearbeitet hat, aber besonders, die stimmungsvoll und dicht er seinen Roman geschrieben hat. Das liegt auch an der direkten und dennoch poetischen Sprache, ein großes Lob gebührt auch der sehr gelungenen Übersetzung. Und auch wenn keine Handlung im eigentlichen Sinne im Mittelpunkt steht, wird der Roman am Ende noch einmal zugespitzt und mit einem ergreifenden Ende versehen.

Die Lesung von Johann von Bülow harmoniert wunderbar mit der ungewöhnlichen Roman, verleiht ihm genau die richtige Stimmung und ist so facttenreich wie der Text selbst. Auch er schafft eine große Bandbreite an Stilen, an Emotionen und Nüchternheit, auch Ausdruck, Tempo und Intensität, sodass alle Passagen sehr atmosphärisch und passend umgesetzt sind. Mir gefällt, wie markant und angenehm seine Stimme dabei klingt, sodass ich den fast acht Stunden Laufzeit sehr gerne gelauscht habe.

Das Covermotiv des Buches wurde natürlich auch für die Hörbuchumsetzung gewählt und zeigt auf schlichtem, türkisblauem Untergrund die Zeichnung eines Aales, was ebenso schlicht wie ansehnlich geraten ist und an die Darstellung in alten Naturkundebüchern erinnert. Die Lesung ist auf einer MP3-CD untergebracht, was die Anzahl der Discs beschränkt und das stabile Digipack angenehm dünn werden lässt.

Fazit: „Das Evangelium der Aale“ ist ein durchweg bemerkenswerter Roman, der Elemente aus zahlreichen Genres vereint und Sachbuch, Familiengeschichte und philosophische Abhandlung gleichzeitig ist. Das fügt sich alles sehr stimmig zusammen und wird mit einer dichten Atmosphäre versehen, was auch in der Lesung von Johann von Bülow hervorragend zur Geltung kommt.

VÖ: 24. Januar 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742413796


Der Todeskünstler – Die komplette Hörspielserie



Das Leben von Smoky Barret läuft gerade in ruhigere Bahnen. Mit ihrer Adoptivtochter Bonnie will sie sich gerade von einigen Dingen ihrer ermordeten Familie verabschieden, als sie zu einem neuen Einsatz gerufen wird. Denn ein Teenager, der gerade scheinbar seine ganze Familie getötet hat, will ausdrücklich nur mit ihr sprechen. Smoky macht sich auf zu dem Tatort, der sogar ihr eigenes Vorstellungsvermögen übersteigt...

Nachdem der erste Roman von Cody Mcfayden bereits als vierteiliges Hörspiel bei Lübbe Audio als Hörspielvertonung erschienen ist, geht es mit dem Nachfolgeroman „Der Todeskünstler“ im gleichen Stil weiter. Und wie auch schon „Die Blutlinie“ ist dieser Vierteiler einige Monate nach der Veröffentlichung der einzelnen Folgen auch als Komplettbox erhältlich. Durch die ausführliche Umsetzung kann die Handlung auch wieder auf deutlich mehr Feinheiten eingehen und eine Dynamik erzeugen, die sowohl der Buchvorlage gerecht wird, als auch dem Medium Hörspiel gut angepasst wurde. So erfährt der Hörer erst einmal vom Privatleben der toughen Ermittlerin, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht, gerade als sie unversehens in einen neuen Fall gerät. Recht ausführlich wird dann zunächst die Tötung der kleinen Familie, der Begutachtung des Tatortes, den vielen kleinen Hinweisen und daraus resultierenden Rückschlüssen gewidmet. Die Szenerie ist überraschend ruhig, deswegen aber nicht minder intensiv. Das liegt einerseits an der Wucht der Tat, den grausamen Details, aber auch den Druck auf Sarah und den eingebauten Psychospielen. Man braucht einerseits einen starken Magen, andererseits aber auch viel Aufmerksamkeit, um die vielen Feinheiten zu erfassen. Sehr gelungen auch die Idee von Sarahs Tagebuch, aus dem im Laufe der Zeit immer wieder zitiert wird, sodass sich langsam ein gesamtes Bild ihres zerstörten Lebens zusammensetzt und der Hörer eine Idee von ihrem jahrelangen Leid bekommt. Der Todeskünstler bekommt Kontur, man bekommt den Hauch einer Ahnung von seinem Motiv, erfährt mehr von seinen Taten und Sarahs durch ihn beeinflussten Leben, ihren Leidensweg über verschiedene Stationen. Heftigste Gewalt sind dabei ebenso vorhanden wie kaum zu ertragende Szenen wie einer Vergewaltigung, sodass auch dieser Vierteiler nichts für schwache Nerven ist und bei einigen die Grenze des guten Geschmacks übertreten dürfte. Doch auch die Hoffnungslosigkeit des Mädchens, der enorme psychische Druck auf ihr verschärfen die Szenerie. Der Abschluss ist atmosphärisch sehr dicht geraten, macht aber eine entscheidende Sache anders: Statt extremer körperlicher Gewalt nimmt der psychische Druck immer weiter zu und offenbart nach und nach die ganzen perfiden Feinheiten des grausamen Plans des Todeskünstlers. Weitere Menschen, deren Leben er beeinflusst, zerstört hat, die er auf hinterhältigste Weise benutzt hat, werden eingebunden, viele Zusammenhänge ergeben erst im Laufe der Folge Sinn. Die dynamische Erzählweise der Geschichte ist dabei sehr gelungen: Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen, dennoch wird dem Hörer genügend Zeit gegeben, um die Entwicklungen zu verdauen und richtig einzuordnen.

Katy Karrenbauer ist wie bereits in „Die Blutlinie“ in der Rolle der Smoky Barret zu hören, ihre raue Stimme passt sehr gut zu der außergewöhnlichen Frau. Doch auch ihre glaubhafte, spontan wirkende Sprechweise sorgt dafür, dass die Figur sehr gut zur Geltung kommt. Die junge Sarah wird von Elise Eikermann gesprochen, die mit überspannter, sehr ausdrucksstarker Sprechweise ihre kurze Szene nachhaltig zur Geltung bringt und dabei einen sehr treffenden Eindruck hinterlässt. Julia Foelster ist in der Rolle der Theresa zu hören, wobei sie ihrer Stimme einen für sie sehr ungewohnten Klang verleiht, was mich richtig gefesselt hat. Weitere Sprecher sind Charles Rettinghaus, Kai Hendrik Möller und Eva Michaelis.

Besonders die Musik ist mit vielen unterschiedlichen Stilistiken umgesetzt, sodass gut auf die Stimmungen der Handlung eingegangen wird. Manchmal ist das aber schon fast zu viel des Guten. Denn dadurch werden auch einige durchaus intime Momente zerstört. Die Geräusche fügen sich sehr stimmig in die Handlung ein und schaffen glaubhafte Atmosphären. Die einzelnen Szenen werden dabei gekonnt ausgeschmückt und die Stimmungen so aufgegriffen. Ganz zum Schluss gibt es noch einen abschließenden Song mit Vocals, der einen leichten Hoffnungsschimmer ans Ende setzt.

Die Box um die vier einzelnen CD-Hüllen wird durch ein blutiges Beil geziert, die Aufmachung ist schlicht, aber effektvoll. Auch hier kann man auf der Rückseite ein Foto von Katy Karrenbauer sehen, die aber auch auf den Titelbildern jeder einzelnen Hülle zu sehen ist, in der Rolle der Smoky Barret blickt sie den Betrachter direkt an, was jeweils durch ein weiteres (blutiges) Motiv ergänzt ist. Das Innere bietet keine weiteren Extras, sondern lediglich eine Übersicht der Mitwirkenden.

Fazit: Die dynamischen Erzählweise der Miniserie und vielen eingebauten Winkelzügen sind aufregend und spannend. Der vielschichtige Plan des psychopathischen Mörders wird gemeinsam mit seinen Motiven langsam entblättert, was aufregend und facettenreich geraten ist - und in der Stimmung mal packend, druckvoll und dramatisch, aber auch mal überraschend ruhig, was die Intensität der Serie noch weiter steigert. Nicht zu unterschätzen sind aber die Gewaltdarstellungen und das extreme psychische und physische Leid der Protagonisten, was nichts für schwache Nerven ist. Sehr gelungen!

VÖ: 1. November 2019
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785780022


Baron Münchhausen



Bislang hat der Baron Münchhausen seine Pacht in dem Wirtshaus noch nicht erbracht, die Wirtin vermutet, dass er dies auch gar nicht vorhat. Doch eines kann sie ihm nicht absprechen: Das Erzählen von Geschichten beherrscht er wie kein anderer. Und so spendieren ihm die anderen Gäste immer wieder Speisen und Getränke, nur um ihm weiter lauschen zu können…

Kaum ein Kind in Deutschland wächst ohne Kenntnis von Baron Münchhausen auf, die auf alten Volkssagen begründete Figur mit ihren fantasievollen Lügengeschichten hat auch schon dementsprechend viele Umsetzungen erfahren. In Kooperation verschiedener Radiostationen ist bei den Kinderhörspieltagen eine Live-Aufführung als Hörspiel entstanden, die mitgeschnitten und beim Hörverlag in einer Kaufversion erschienen ist. Als Rahmenhandlung wurde die oben beschriebene Szene im Wirtshaus gewählt, hier finden auch die eigentlichen Dialoge statt. Die Wirtin mit herrlich gezogenem Kölner Dialekt, die aufgeregten Zuhörer und der wunderbar aufschneiderische Baron von Münchhausen übernehmen den größten Teil, aber auch die darin eingestreuten Episoden enthalten eigenständige Dialoge, sodass die sechs Sprecher in verschiedenen Rollen zu hören sind. Es macht Spaß, den kleinen und skurrilen Geschichten zu lauschen, da werden physikalische Grundsätze variiert und mit kleinen und großen Unglaublichkeiten versehen, verschiedene Szenerien und Stimmungen heraufbeschworen und einige recht schnell erzählte, auf das Wesentliche reduzierte Geschichten erzählt. Spannung kommt dabei keine auf, da keine zusammenhängende Handlung im Vordergrund steht, auch eine Entwicklung der Charaktere bietet die Szenerie nicht an. Doch die stimmige und lebendige Umsetzung macht einiges wieder wett und präsentiert eine unterhaltsame knappe Stunde Hörspielunterhaltung für Kinder in klassischer Machart.

Konstantin Graudus wurde als Baron Münchhausen verpflichtet und hat hörbaren Spaß an der Figur, was sich dann auch auf den Hörer transportiert. Er bringt die vielen Lügengeschichten sehr gewitzt und hochtrabend herüber, dass man ihm gerne lauscht. Beate Abraham ist unter anderem als Wirtin Adele Durst zu hören, ihr ebenso bestimmtes wie gutmütiges Auftreten mit dem glaubhaften Dialekt passt wunderbar zur Szenerie, aber auch in den anderen Sprechrollen in den Episoden schafft sie sehr passende Stimmungen. Auch Peter Kaempfe ist in verschiedenen Rollen zu hören, die er sehr unterschiedlich voneinander gestaltet und so für eine lebendige Ausstrahlung sorgt. Das Sextett wird komplettiert von Jürgen Uter, Frank Jordan und Kai Maertens.

Geräusche und Musik wurden während der Aufführung ebenfalls live eingespielt und während der Dialoge erzeugt. Die Geräusche sind klassischer Machart und wirken dabei bunt, lebendig und kindgerecht, insgesamt auch nicht zu stark eingesetzt, sodass sie nicht von den Dialogen ablenken. Gleiches gilt für die Musikstücke, die reizvoll und beschwingt wirken, sodass die Übergänge geschickt gestaltet werden.

Die wohl bekannteste Geschichte des Barons ist auf dem Cover abgebildet, der Ritt auf der Kanonenkugel ist in ansprechendem Zeichenstil mit klaren Formen zu sehen, im Hintergrund in stilisiertes Schloss und eine kantig wirkende Landschaft. Auf der Rückseite des hübschen Digipacks ist ein Foto der Live-Aufführung zu sehen, während im Inneren neben den üblichen Angaben zu den Mitwirkenden auch ein einleitender Text zur bekannten Figur zu finden ist.

Fazit: Eine Neuinterpretation des bekannten Stoffes mit einigen neuen Elementen, wobei die Live-Aufführung eine ganz eigene Energie erzeugt. Die Schauspieler sind in sehr guter Form und bringen den Charme der vielen kleinen Geschichte ebenso überzeugend herüber wie die übergeordnete Szenerie, sodass ein witziger und lebendiger Eindruck entsteht.

VÖ: 10. Februar 2020
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844537109


Der Zauberer von Oz



Erster Eindruck: Klassische Geschichte ebenso klassisch umgesetzt

Als ein Wirbelsturm das Land Kansas heimsucht, wird die kleine Thea in ein wundersames Land namens Oz geweht – und landet mit ihrem Haus direkt auf der bösen Hexe des Ostens. Zwar sind ihr deren Bewohner sehr dankbar, doch zurück nach Hause können sie Thea auch nicht schicken. Deswegen macht sie sich auf zum großen Zauberer von Oz und begegnet schnell drei treuen Gefährten, die sie begleiten…

„Der Zauberer von Oz“ hat auch heute nichts von seiner Faszination verloren, zu der bekannten Geschichte von L.F. Baum gibt es unzählige Umsetzungen, ein großer Hollywood-Blockbuster steht kurz vor der Veröffentlichung. Grund genug, auch mal wieder die alten Hörspiel auszugraben, und so gibt es nun eine Umsetzung von Bayern 2 aus dem Jahr 1977 im Programm des Audio Verlags. Anfangs fällt insbesondere auf, dass die Namen eingedeutscht wurden, aus Dorothy wurde beispielsweise Thea, aus Henry wurde Onkel Heinrich. Erzählt wird aus der Sicht von Hund Toto, der seine Meinung jedoch ziemlich zurücknimmt und dann eben doch eher wie ein neutraler Erzähler agiert. Die einzelnen Charaktere sind sehr liebevoll dargestellt, natürlich insbesondere die drei Begleiter von Dorothy, die Vogelscheuch Aresto, der Blechmann Herkules und der ängstliche Löwe Leo. Die Geschichte ist fantasievoll umgesetzt und kann den ebenso abenteuerlichen wie märchenhaften Charakter der Vorlage bestens aufgreifen. Gegen Ende folgt natürlich die spannende Auseinandersetzung mit der legendären bösen Hexe des Westens, die hier sehr machtvoll und beängstigend, aber dennoch kindgerecht dargestellt wird. Die Umsetzung fühlt sich in der heutigen Zeit etwas gedämpft an, lässt Spannungsmomente eher ungenutzt und wirkt manchmal etwas seicht. Die Geschichte ist natürlich zu recht ein Klassiker und auch in dieser Produktion hörenswert, doch ein wenig mehr Pepp hätte ihr durchaus gut getan.

Die Sprecher sind sehr gut ausgewählt und können ihre Rollen insgesamt gut ausfüllen. Als Thea ist Kathrin Simon zu hören, die eine eher sanfte Stimme hat und diese gut einsetzt, in einigen Szenen aber auch forscher klingt und somit einen lebendigen Eindruck hinterlässt. Mogens von Gadow spricht den Blechmann Herkules, auch er kann mit seiner markanten Stimme seine Szenen gut ausstatten und vorantreiben. Die absolut wunderbare Rosemarie Fendel spricht die böse Hexe des Westens, ihre raue und eindringliche Stimme passt wunderbar zu diesem starken Charakter. Weitere Sprecher sind Hans-Jürgen Diedrich, Hans Quest und Romuald Pekny.

Typisch für ein Radiohörspiel – gerade für die damalige Zeit – ist hier nicht viel Musik zu hören, und auch an Geräuschen wird hier eher gespart. Und gerade hier hätte man aus der Produktion noch mehr herausholen können, die einzelnen Szenen intensiver und dynamischer wirken lassen können. So bekommt die Geschichte einen harmonischen und gefälligen Ausdruck, die aber nicht wirklich mitreißen kann.

Das Cover zeigt eine niedliche Zeichnung von Dorothy, der Vogelscheuche, dem Blechmann und Toto vor dem Hintergrund der grünen Smaragdstadt, umgeben von einem rein weißen Hintergrund. Die Lebensfreude und die skurrilen Charaktere kommen darauf sehr gut zur Geltung und sind hübsch mit dem geschwungenen Schriftzug kombiniert. Die restliche Gestaltung ist wie immer hübsch und klar aufgeteilt.

Fazit: Die Geschichte wird hier sehr nah am Original, aber ein wenig zu seicht und ohne große Spannungsmomente umgesetzt. Ein wenig mehr Pepp wäre wünschenswert gewesen. Doch die fantastische und liebevolle Szenerie der Vorlage mit den vielen fantasievollen Einfällen kommt gut zur Geltung, sodass es viel Spaß macht, der Geschichte zu lauschen. Ein gewisser Nostalgiefaktor ist dem Hörspiel ebenfalls nicht abzusprechen.

VÖ: 22. Mai 2020
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742413437


Das Böse in uns



Smoky Barret wird persönlich von einer einflussreichen Politikerfamilie für die Aufklärung eines Falles angefordert, denn Mutter Rosario erkennt einige Parallelen in Smokys Leben zu ihrem eigenen Schicksal. Denn ihre transsexuelle Tochter wurde ermordet, nur ein kleines Silberkreuz mit einer eingravierten Nummer weist auf einen möglichen Mörder hin. Doch auch in Smokys Team gibt es einige Geheimnisse, die den Erfolg ihrer Recherchen behindern…

Bereits die ersten beiden Teile der Romanserie um die toughe Ermittlerin Smoky Barret aus der Feder von Cody Mcfayden wurden von Lübbe Audio als Hörspiel umgesetzt. Auch „Das Böse in uns“ – Nummer drei der Romanserie – ist auf CD erschienen. Anders als seine Vorgänger sind hier jedoch alle vier CDs in einer Box erschienen. Die Wartezeit auf neue Folgen oder der Kauf mehrerer Artikel fällt also weg, sodass man die vierteilige Mini-Serie direkt am Stück hören kann. Wieder geht es um einen brutalen Serientäter, der eine ganze Reihe brutalster Morde begangen hat und von Smoky und ihrem Team gejagt wird. Auch hier wird dabei nicht an grausigen Details gespart, manche Beschreibungen sind sehr detailliert und bildlich beschrieben, sodass auch dieser Teil nichts für schwache Nerven ist. Das gilt auch für den psychischen Druck auf die Charaktere, die in unvorstellbar beängstigenden Situationen leben – beides packende Elemente, doch insgesamt fällt die Handlung hier etwas ab. Das liegt zum einen daran, dass Smokys Team lange Zeit im Dunkeln tappen, was die Identität des Mörders angeht und auch der Hörer kaum näher an den Fall heranzukommen scheint. Hier hätte man mehr Druck einbauen können, der Autor hat ja bewiesen, dass er das kann, der Fall hätte dies auch hergegeben. Mcfayden hat sich aber dazu entschieden, den Schwerpunkt zu verschieben und einige Charaktere weiterzuentwickeln – und ganz dem Titel des Romans folgend „Das Böse in uns“ allen zu entdecken. Das ist zwar interessant, teilweise schockierend und aufregend, nimmt aber zu viel Raum ein und vernachlässigt oft den eigentlichen Fall. Der Einstieg auf der ersten CD ist zudem sehr ruhig, sodass der Spannungspegel eher niedrig beginnt. Gut gefällt mit hingegen der religiöse Aspekt der Handlung, der mal mehr, mal weniger in den Vordergrund tritt, aber eben doch eine zentrale Rolle einnimmt. Und auch das Thema Transsexualität zu Beginn ist gekonnt eingebaut – überraschend einfühlsam für die Serie, realistisch und markant. Und auch andere Themen sind gut miteinander kombiniert, wirken gut gewählt und haben allesamt genügend Aufmerksamkeit bekommen, um auch für sich allein zu stehen. Die vierte CD der Box ist dann aber doch beeindruckend, spannend und führt die ausgelegten Fäden gekonnt zusammen, kann aber den etwas gebremsten Gesamteindruck von „Das Böse in uns“ nicht ganz negieren.

Natürlich ist als Smoky Barret wieder Katy Karrenbauer zu hören, die die Hauptfigur bereits in den ersten beiden Mini-Serien gesprochen hat. Ihre raue Stimme bildet die sehr gute Grundlage, ihre mal harte, mal gefühlvolle Sprechweise zeigt die verschiedenen Facetten der getriebenen Ermittlerin, wobei sie den Spannungsbogen der Handlung gekonnt aufgreift und die wichtigen Szenen sehr druckvoll umsetzt. Michael Bideller spricht den stellvertretenden Polizeidirektor Jones ebenfalls sehr gelungen und auf den Punkt gebracht, hält sich an den richtigen Stellen aber auch zurück und drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund. Auch Kerstin Draeger hat mir mal wieder sehr gut gefallen, die Rolle der Callie Thorne bekommt durch sie sehr viele glaubhafte Facetten und einen intensiven Ausdruck, wobei sie viele Momente schafft, die in Erinnerung bleiben. Weitere Sprecher sind Lisa Ohm, Charles Rettinghaus und Dietmar Wunder.

Die akustischen Elemente von „Das Böse in uns“ sind oft schlicht, aber sehr effektvoll im Einsatz. Gerade bei den genauen Beschreibungen reichen schon leise Geräusche im Hintergrund aus, um ohne große Effekthascherei eine grausige Szenerie zu erzeugen. Auch ansonsten sind die Geräusche gut auf die Handlung angepasst, ebenso wie die Musik stimmungsvoll und treffend eingebaut wurde. Die Stimmen wirken manchmal aber etwas zusammengestückelt, als aufmerksamer Hörer meint man festzustellen, dass die Sprecher getrennt voneinander aufgenommen wurden. Das ist aus organisatorischen Gründen natürlich völlig legitim – nur heraushören sollte man es nicht.

Auch wenn das Buchcover nicht einfach übernommen wurde, diente es jedoch offensichtlich als Inspiration für das Titelbild der Box: Die Silhouette eines Menschen wie hinter einer Schattenwand, die Arme erhoben – schlicht, aber effektvoll. Dieses Motiv wurde auch für die vier einzelnen CD-Hüllen übernommen, in deren Einlegern jeweils ein Teil der Mitwirkenden oder Werbung für andere Hörspiele zu sehen sind. Schade, dass dabei nicht alle Sprecher ihren Rollen zugeordnet wurden, sondern einige nur aufgelistet wurden.

Fazit: „Das Böse in uns“ ist zwar nicht ganz so packend und druckvoll wie die beiden Vorgängerserien von Cody Mcfayden, zumal der Fokus manchmal zu sehr auf der Entwicklung der bekannten Figuren und weniger auf dem Fall an sich liegt, der dann auch noch nur langsam ins Rollen kommt. Mir gefällt die Auswahl der unterschiedlichen Themen und deren geschickte Kombination sehr gut, zumal alle gekonnt ausgeführt wurden. Durchaus hörenswert, auch wenn der letzte Funke bei mir nicht überspringen wollte.

VÖ: 20. Dezember 2019
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785759912


Caiman Club – Staffel 2



Mitten im Politsumpf von Berlin treibt Hagen von Grau wieder sein ganz eigenes Spiel. Fest mit dem Caiman Club verbunden, in der politische Intrigen ebenso geschmiedet werden wie Lobbyarbeit betrieben wird. Von Grau hat dabei immer seinen eigenen Vorteil im Sinn und nutzt dabei auch die Bankenkrise oder einen Mordfall in seinem Umfeld für seine ganz eigenen Zwecke. Doch zunächst soll er die olympischen Spiele nach Deutschland holen...

Der WDR hat mit „Caiman Club“ eine Hörspielserie produziert, die im Umfeld der Berliner Politik angesiedelt ist. Die zweite Staffel mit vier weiteren Episoden ist wieder bei Folgenreich erschienen, wobei hier ein paar neue Elemente eingebaut wurden. So rücken die einzelnen Geschichten noch etwas näher zusammen und haben in einzelnen Themen mehr Überschneidungen, ohne dass es sich um einen fortlaufenden roten Faden handeln würde – die einzelnen Episoden stehen immer noch für sich allein und bilden eine in sich abgeschlossene Handlung. Sie lassen sich auch ohne Kenntnis der ersten Staffel hören, doch die Entwicklung der Charaktere und einige Zusammenhänge kommen einfach besser zur Geltung, wenn man auch die ersten fünf Folgen gehört hat. Die neuen Schwerpunkte, die hier behandelt werden, bringen wieder neue Stimmungen mit ein und sorgen für neue Facetten des politischen wie gesellschaftlichen Lebens. Mir gefällt, wie dabei immer mehrere Handlungsstränge zusammengefügt werden, auch das Privatleben von Hagen von Grau und den anderen Figuren behandelt wird und alles stimmig miteinander verbunden wird. Langeweile kommt dabei nicht auf, da der Verlauf der Folgen immer wieder anders ist, zum Finale hin aber meist noch ein kleiner Kniff eingebaut ist, der die Durchtriebenheit der Hauptfigur verdeutlicht. Auch die anderen Charaktere kommen allerdings nicht sonderlich gut davon, jeder scheint nur seinem eigenen Vorteil verpflichtet und geht mal mehr, mal weniger über Leichen. Die noch einmal düsterere Szenerie und der immer spannende Verlauf der Handlung machen auch diese zweite Staffel sehr hörenswert.

Natürlich ist auch hier wieder Bernaby Metschurat in der Hauptrolle des Hagen von Grau zu hören und lässt die Facetten des Lobbyisten aufleben. Er bringt den oft nüchternen und berechnenden Charakter gut zur Geltung, erlaubt sich aber auch ein paar weitere Facetten, um eine Weiterentwicklung seiner Rolle zu präsentieren. Richy Müller ist als Ansgar Paulus zu hören, der sehr gut in die düstere Szenerie passt und eine markante, manchmal aber auch etwas trockene Sprechweise anbietet. Ein wenig mehr Schwung wäre an der einen oder anderen Stelle schön gewesen. Lisa Bitter ist auch hier als Judith Wagner-LeBlanche zu hören und legt die Rolle vielschichtig an, klingt immer leicht schmeichlerisch und bringt auch die bitterste Wahrheit noch charmant herüber. Weitere Sprecher sind Jasmin Schwiers, Tom Schilling und Eko Fres – einige ungewöhnliche Namen für eine Hörspielproduktion, aber allesamt durchaus passend ausgewählt.

Das Produktionsteam um Regisseur Stuart Kummer hat auch für diese fünf Episoden eine eingängige Atmosphäre geschaffen. Dabei wirken manche Szenen zurückhaltend und nüchtern, werden nur durch wenige Geräusche untermalt, während in anderen Momenten eine lebendigere Stimmung mit vielen Sounds oder Stimmgewirr im Hintergrund umgesetzt sind. Auch die Musik ist gut abgestimmt, hält sich aber meist zurück, überrascht aber auch in einigen Momenten.

Ähnlich schlicht wie in der ersten Staffel präsentiert sich auch hier das Cover, das wieder das hübsche Ornament als Logo des „Caiman Club“ präsentiert – dieses Mal in Weiß. Der Hintergrund wird dieses Mal von dem schwarz-weißen Foto eines Berges geziert. Im Inneren des kleinen Booklets gibt es keine zusätzlichen Informationen zur Serie oder zur Produktion, aber immerhin eine Trackübersicht und eine ausführliche Auflistung der Sprecher und ihrer Rollen.

Fazit: „Caiman Club“ hat in dieser zweiten Staffel nichts von der düsteren Faszination verloren, wobei die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge wieder erschreckend real wirken. Hagen von Grau mit seinem skrupellosen Verhalten, die geschmiedeten Intrigen und die markante Atmosphäre überzeugen auch in diesen vier Episoden, wobei aber wieder einige neue Ideen eingeflossen sind.

VÖ: 13. Dezember 2019
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0602508355981


Caiman Club – Staffel 1



Ein Amokschütze dringt mit einer geladenen Waffe in seine Schule ein und richtet ein wahres Massaker unter Schülern und Lehrern an. Hagen von Grau wird direkt informiert und macht sich auf den Weg zum Tatort, ist jedoch keinesfalls bei der Polizei. Vielmehr ist er ein festes Mitglied des Caiman Clubs, der hinter den Kulissen von Berlin an den wichtigsten Strippen zieht. Den Fall will er nicht aufklären, sondern den Schaden von einem Videospielproduzenten abwenden, dessen T-Shirt der Schütze trägt...

Bei der Suche nach lohnenswerten Hörspielproduktionen sollte man auch immer die deutschen Radiostationen im Blick behalten, wie einmal mehr der WDR beweist. Denn mit „Caiman Club“ wurde eine ebenso lohnenswerte wie spannende Serie produziert, deren erste Staffel mit fünf Folgen nach der Ausstrahlung im Rundfunk nun auch bei Folgenreich auf einer MP3-CD erschienen ist. Das Thema der Serie mag anfangs etwas sperrig klingen, doch Lobbyismus konzentriert sich hier nicht nur auf trockene Arbeit in der Politik, sondern bezieht beispielsweise auch Wirtschaft, Medien und Gesellschaft – und das im Umfeld eines elitären Clubs, in der die oberen 10.000 aus der Hauptstadt verkehren. Im Zentrum steht dabei Hagen von Grau, der selbst seit Jahren Mitglied im Club ist und verschiedene Aufträge annimmt, um die Ereignisse für seine Auftraggeber ins rechte Licht zu rücken. Die Tricks, die er dabei anwendet, sind dreckig und unlauter, seine Sicht auf die Dinge nüchtern, kühl und berechnend, sein Charakter unloyal und nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Interessanterweise wird dem kaum etwas entgegengesetzt, auch die meisten anderen Charaktere sind ähnlich gestrickt – nur häufig nicht ganz so clever wie die Hauptfigur, da sie sich trotz einiger Gegenwehr übertölpeln lassen. Von Grau manipuliert, lügt, legt zu seinen Gunsten aus und hat seine Finger an vielen Stellschrauben, wobei er es immer noch schafft, am Ende einen überraschenden Trumpf aus dem Ärmel zu ziehen. Die Episoden sind jeweils in sich abgeschlossen und auf ein einzelnes Thema bezogen, die sehr abwechslungsreich und dramatisch ausgewählt sind. Die moderne Szenerie trägt ebenfalls ihren Teil zum Reiz der Serie bei, der Verlauf der Episoden ist zudem abwechslungsreich geraten – der Verlauf ist immer wieder ein anderer, auch die daraus resultierende Spannung setzt an ganz unterschiedlichen Punkten an. „Caiman Club“ geht sehr eigene Wege und setzt gelungene Akzente, ist manchmal vielleicht etwas dräuge produziert, übt aber auch einen eindringlichen Reiz aus und geht ganz andere Wege als andere Serien.

In dieser ersten Staffel sind ziemlich viele verschiedene Sprecher zu hören, die nicht nur aus den Reihen von Schauspielern stammen – mit Linda Zervakis oder Sabine Heinrich sind beispielsweise auch zwei Moderatorinnen zu hören. Aber auch Dustin Semmelrogge, Thore Schölermann oder Matthieu Carriere haben Gastauftritte. In der Hauptrolle des Hagen von Grau ist Bernaby Metschurat zu hören, der den eher nüchternen und auf seinen Vorteil bedachten Charakter treffend umsetzt und seiner Stimme einen markanten Ausdruck verleiht. Seine Skrupellosigkeit und kühle Analysefähigkeit kommen durch ihn sehr gut zur Geltung. Maximilian Scheidt ist als Max Jung zu hören, der den jungen und noch unerfahrenen Lobbyisten vielseitig spricht und verschiedene Facetten in seiner Sprechweise anbietet. Die Entwicklung seiner Rolle wird durch ihn ebenfalls glaubhaft umgesetzt. Wilfried Hochholdinger ist als Carolus Mangold zu hören, der manchmal etwas hölzern klingt, die kühle Szenerie der Serie aber gekonnt unterstützt.

Die akustische Gestaltung der Serie ist insgesamt eher schlicht geraten, der Fokus liegt so durchgängig auf den Sprechern und den Dialogen. Sicherlich gibt es manchmal Musik, die die Szenenübergänge lebendig gestaltet, besonders spannende Szenen betont oder die Stimmung im Caiman Club erzeugt. Doch ebenso wie die Geräusche sind diese nicht sehr laut gedreht. Das wirkt in sich stimmig und unterstreicht die harte, nüchterne Ausstrahlung der Serie und lässt die Szenen lebendiger wirken.

Berlin ist nicht nur der Schauplatz der Serie, sondern auch dunkel im Hintergrund des Covers eingesetzt. Im Fokus steht jedoch das ornamentartige, quadratische Logo der Serie, das sich mit seiner hellgelben Farbe von dem dunklen Hintergrund gelungen abhebt. Die restliche Gestaltung ist sehr schlicht geraten, zusätzliche Informationen oder ähnliches sind nicht vorhanden. Im Inneren gibt es aber eine Trackübersicht, sodass man die gewünschte Episode schnell wiederfindet, aber auch eine ausführliche Auflistung der Sprecher und ihrer Rollen.

Fazit: Eine Serie mit einem Antihelden als Hauptfigur, der sich durch dreckige Tricks und einen zynischen Blick auf die Welt auszeichnet, um Lobbyarbeit zu machen und seine Gegner durch den Schmutz zu ziehen - „Caiman Club“ setzt auf eine markante Szenerie und unsympathische Charaktere, um eine ganz eigene Art von Spannung zu erzeugen. Das ist ebenso spannend wie ungewöhnlich und funktioniert ist diesen ersten fünf Folgen sehr gut.„Das perfekte Geheimnis“ ist unterhaltsames Popcorn-Kino und will auch gar nicht mehr sein. Die witzige Grundstimmung, Verwechslungen, Situationskomik, aber auch einige stille und emotionale Momente prägen den Film, der mir deswegen gut gefallen hat. Sicherlich ist einiges vorhersehbar, anderes etwas flach geraten, dem Unterhaltungswert tut das aber keinen Abbruch.

VÖ: 13. Dezember 2019
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 062508355974


Die Blutlinie – Die komplette Hörspielserie



Smoky Barretts Leben liegt in Trümmer, nachdem ein Unbekannter in ihr Haus eingedrungen und ihren Mann vor ihren eigenen Augen ermordet, sie selbst vergewaltigt und auch ihr Kind nicht verschont hat. Um wieder auf die Beine zu kommen, besucht die Ermittlerin einen Psychologen, wird aber immer noch als suizidgefährdet eingestuft. Doch dann bekommt sie den entscheidenden Anruf einer Kollegin, die sie völlig aufwühlt: Eine alte Freundin von Smoky wurde bestialisch ermordet, ihre kleine Tochter nach dem Tod an sie gefesselt...

„Die Blutlinie“ hat als Roman von Cody Mcfayden große Erfolge gefeiert, nun wurde auch eine Hörspielfassung für Lübbe Audio produziert. Die Geschichte um die toughe, aber fast gebrochene Ermittlerin Smoky Barret wurde dafür in hörspielübliche vier Teile geteilt, die nun aber auch in einer Komplettbox mit der gesamten Umsetzung des Romans erhältlich ist. Die erste Episode beginnt mit einem Rückblick auf den grausamen Überfall, ein ausführliches Gespräch mit Smokys Therapeuten, einen Besuch bei ihren ehemaligen Kollegen. Das alles dient dazu, die Charaktere und ihre Beziehung zueinander vorzustellen, was unterhaltsam geraten ist, aber etwas langsam erzählt wurde. Bis Smoky von dem Mord an ihrer alten Freundin erfährt, dauert es so etwas, doch dann werden immer mehr grausame Details bekannt, spitzt sich die Lage immer weiter zu, gerät Smoky immer weiter unter Druck. Im Laufe der Folgen wird der enge Bezug des Täters zu Smoky immer klarer, wobei immer nur das Ergebnis beschrieben, nicht die Tat an sich – und das ist schon grausam genug und nichts für schwache Nerven. Eben weil es nicht nur um Brutalität und körperliche Gewalt ist, sondern auch immer die Psyche der Opfer einbezogen wird. Im Laufe der Episoden werden nicht nur Smoky, sondern auch ihre Gefährten immer besser beschrieben, werden komplexer und vielschichtiger, aber auch die Szenerie wird mit harten Schockmomenten und vielen Details am Rande des guten Geschmacks angereichert. Das ist schon heftig, Gewalt und Brutalität sind aber nicht nur billige Showeffekte, die Geschichte an sich würde ohne diese Heftigkeit nicht funktionieren. Alles steuert natürlich auf einen großen Showdown zu, doch vorher wird die Serie mit einigen ruhigen Szenen die Hintergründe des Täters erkundet, seine Kindheit erzählt, wie er schließlich zu dem Menschen geformt wurde, der er heute ist. Das ist schon recht dick aufgetragen, passt aber in die Szenerie und ist zudem sehr gelungen und eindringlich umgesetzt worden. Wer sich auf die heftige Szenerie und die erdrückende Gewalt einlässt, wird mit einem packenden Vierteiler belohnt, der einige Bögen schlägt, die dem Ganzen auch in der Rückbetrachtung einen neuen Dreh verleihen.

Katy Karrenbauer ist bekannt für ihre starken, zwiegespaltenen Frauenrollen und übernimmt auch hier eine solche. Dabei zeigt sie, dass sie auch nur mit ihrer Stimme ohne ihr markantes Gesicht einen spannenden Charakter formen kann, auch wenn sie sich eher auf die toughe Ermittlerin denn auf die zerbrochene Seele konzentriert. Jennifer Böttcher isst als Jenny Chang ebenfalls eine gute Besetzung, die aufgedrehte und herzliche Art kommen bei Smokys Kollegin gut zur Geltung und bringt eine Prise Humor mit in die ansonsten sehr düstere Handlung. Jens Wendland ist als Dr. Child sehr überzeugend, seine präzise Sprechweise und seine kontrollierte Art sorgen für einen passenden Eindruck von Somkys Therapeuten, der für einige sehr intensive Momente sorgt. Weitere Sprecher sind Charles Rettinghaus, Tim Kreuer und Katja Brügger.

Sehr solide ist die Umsetzung des Hörspiels unter Regisseur Douglas Welbat. Dabei wurde harte, markante Musik eingesetzt, was sehr gut zu der Stimmung der Serie passt, sich aber auch in den spannenderen Szenen nicht in den Vordergrund drängt. Die Geräusche sind gut auf die Handlung abgestimmt und sorgen für mehr Lebendigkeit, wirken modern und zeitgemäß. Schön aber auch, dass verstanden wurde, dass es in den besonders spannenden Szenen nicht an allen Ecken und Enden klingen muss. Denn nicht nur der große Showdown, sondern auch einige andere betonenswerten Szenen werden mit recht wenigen akustischen Mitteln umgesetzt, was den Fokus voll auf das diabolische Spiel zwischen Smoky und dem Täter legt.

Die vier CDs finden sich in der bereits bekannten Verpackung der einzelnen Episoden in einer Pappbox wieder, die den blutverschmierten Abdruck einer Hand zeigt. Ansonsten ist auf den einzelnen Covern stets Katy Karrenbauer zu sehen, die dem Betrachter direkt anzuschauen scheint, den Dienstausweis erhoben schlüpft sie auch optisch in die Rolle der Smoky Barret. Im Inneren gibt es kaum weitere Informationen in den Booklets, lediglich eine Auflistung der Sprecher ist dort zu finden.

Fazit: Der Start in die neue Thriller-Miniserie ist aufregend gelungen, da gleich mehrere heftige Verbrechen in kurzer Zeit präsentiert werden. Das geht schon auf die Psyche der Protagonisten und geht auch am Hörer nicht spurlos vorbei. Im Laufe der Zeit wird die Handlung immer heftiger, aber auch komplexer und dramatischer. Neben weiteren schrecklichen Taten des Serienmörders, die mit viel Wucht umgesetzt wurden, gibt es auch einige sanfte Momente, die Smoky Entwicklung unterstreichen, aber auch viel Ermittlungsarbeit. Der Abschluss ist packend und entwickelt sich dynamisch, viele starken Szenen sorgen für viel Spannung - auch wenn der Hörer durchaus auf den richtigen Täter tippen kann. Eine spezielle, aber auch hörenswerte Produktion.

VÖ: 1. November 2019
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785780015


Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 3 – Die Rückkehr



Robin hat es geschafft, seine Reputation in der Welt des Adels wiederherzustellen und wurde als neuer Earl of Burton ernannt – gegen seinen Willen. Denn das neue Amt bürdet ihm auch viele Pflichten auf, sodass er auch die höheren Steuerabgaben aufgrund des Hundertjährigen Kriegs durchsetzen muss. Während sich ein wahrer Ansturm der Bevölkerung anbahnt, muss Robin auch privat immer wieder die Wogen glätten…

Mit „Die Rückkehr“ wird das dreiteilige Hörspiel auf Grundlage von Rebecca Gablés Roman „Das Lächeln der Fortuna“ abgeschlossen, wobei auch hier wieder über 15 Stunden Laufzeit sehr gut produziertes Hörspiel geboten werden. Ohne Vorkenntnis aus den vorigen Teilen wird man natürlich kaum etwas verstehen, dazu sind die Zusammenhänge viel zu komplex und vielschichtig, warum wer wir handelt erschließt sich oft nur im Zusammenhang – aber genau das macht dann eben auch den Reiz aus. Und so fiebert der Hörer sofort den neuen Entwicklungen entgegen, denen Robin nun als Earl of Burton entgegensieht. Und dabei ist der Blick wieder auf verschiedene Bereiche seines Lebens gerichtet und mit unterschiedlichen Themen und Stimmungen belegt. Im privaten Bereich um Robins Liebesleben gibt es noch einige Turbulenzen, sein Familienleben wird mit einigen neuen Aspekten angereichert, was mal emotional, mal spannend, mal ernst geraten ist. Ich mag, wie sich auch hier in vielen Details der mittelalterliche Geist einfindet, wie die Personen miteinander umgehen und wie sie sich gesellschaftlich verhalten (müssen) ist gekonnt eingebunden. Und auch die politische Ebene wird gekonnt aufbereitet und stellt Robin vor neue Herausforderungen. Gerade in Betracht auf die Entwicklung des gesamten Romans kann dieser abschließende Teil überzeugen: Vom armen, mittellosen Jungen über den hart arbeitenden Ritter bis schließlich zum Earl hat er dennoch immer mit harten Herausforderungen zu kämpfen – nur eben an anderen Stellen. Sehr gelungen auch hier, wie geschichtliche Ereignisse eingeordnet und in einen Kontext gesetzt werden, wie man den Hundertjährigen Krieg nicht nur an der Front, sondern auch in den Auswirkungen auf die Bevölkerung erleben kann. Dabei sind mehr denn je reale historische Persönlichkeiten eingebunden, die in die fiktive Geschichte von Robin gesetzt wurden – wahrscheinlich nicht vollkommen den Tatsachen entsprechend, aber doch hervorragend recherchiert. Toll, wie am Ende alles zusammengreift und die Handlung gekonnt abgeschlossen wird, aber dennoch die Grundlagen für eine Fortsetzung geschaffen werden, die als Buch bereits existiert. Wünschenswert wäre es, wenn auch diese als Hörspiel umgesetzt werden, denn das ist hier hervorragend gelungen.

Das liegt auch an der schier unzähligen Flut an Sprechern, die sehr gekonnt agieren – einen Ausreißer nach unten sucht man vergeblich, viele hinterlassen einen positiven Eindruck. Allen voran natürlich Roman Roth in der Rolle des Robin, der die Entwicklung seines Charakters viel Raum gibt und der mit feinen stimmlichen Nuancen eine große Bandbreite anbietet und dennoch immer vollkommen in seiner Rolle bleibt. Auch die wunderbare Yara Blümel hat mir als Blanche äußerst gut gefallen, bringt mit ihrer zarten Stimme eine gewisse Sinnlichkeit mit ein, bringt aber ebenso das harte Leben des Mittelalters gekonnt auf den Punkt. Julien Hagege ergänzt das Ensemble als Edward mit seiner typisch sehr präsenten und markanten Stimme, bringt aber viele bislang unbekannte Facetten mit ein und spricht durchgängig sehr lebendig und treffend. Weitere Rollen haben beispielsweise Ulrich Blöcher, Simon Derksen und Jeremias Koschorz.

Die akustische Umsetzung ist auch in diesem Teil bestechend, was an der eher dezenten, aber dennoch sehr vielfältigen und atmosphärischen Umsetzung liegt. Die Geräusche protzen nicht mit zu viel Lautstärke oder Varianz, sondern bringt die Handlungen der Charaktere oder passende Hintergründe sehr gekonnt ein, ohne von den Dialogen im Mittelpunkt abzulenken. Und die Musik hat ihren mittelalterlichen Flair behalten, wird an den passenden Stellen aber auch etwas dramatischer als noch in den ersten beiden Teilen. Sehr gelungen, wie das alles zusammenspielt und sowohl die Handlung als auch den geschichtlichen Kontext unterstreicht.

Das Titelbild hat auch hier keine Varianz erfahren, auch hier ist das Buchcover mit seinem braunen Hintergrund und der Darstellung eines mittelalterlichen Schicksalsrades zu sehen, lediglich der unten recht klein aufgedruckte Titel unterschiedet das Bild von seinen Vorgängern. Im Inneren wurde die Liste der Sprecher etwas kleiner aufgedruckt, um mehr Platz zu haben, dennoch wurden viele Sprecher in Nebenrollen ohne Nennung der Figur aufgelistet – und es sind so viele, dass dies sogar an zwei verschiedenen Stellen geschehen ist.

Fazit: Der Abschluss des Romans steigert sich in Sachen Dramatik noch einmal deutlich, bleibt aber fest in der damaligen Zeit verankert und setzt die Handlung spannend und authentisch fort. Wie immer ist die Verbindung von Robins Schicksal und geschichtlichen Fakten hervorragend gelungen, das Erleben der damaligen Zeit wird dadurch sehr eingängig. Mir gefällt, wie die Handlung noch einmal einige unerwartete Wendungen nimmt und einen sehr runden Eindruck hinterlässt. Ein wahres Mammut-Projekt (auch für den Hörer), dessen Ergebnis sich aber sehr lohnt.

VÖ: 28. Februar 2020
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785781852


Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 2 – Die Wende



Nicht ganz freiwillig zieht Robin Waringham mehrfach in den Hundertjährigen Krieg nach Spanien und Frankreich, wo er wegen seines Gerechtigkeitssinns mehrfach mit dem Schwarzen Prinzen aneinandergerät und in ihm einen neuen, mächtigen Feind findet. Doch auch die Seite seiner Unterstützer steigt, doch noch vermeidet Robin es, den Konflikt offen ausbrechen zu lassen…

Eine wahre Mammut-Aufgabe hat sich in der Hörspielvertonung von Rebecca Gablés Roman „Das Lächeln der Fortuna“ aus dem Jahr 1997 ergeben, nicht nur wegen des großen Umfangs der Geschichte, sondern auch, weil sie zahlreiche Jahre umspannt und so eine sehr komplexe Geschichte erzählt wird. Der zweite Teil mit dem Titel „Die Wende“ läuft mit über 16 Stunden noch einmal ein deutliches Stück länger als der direkte Vorgänger, die Geschichte verdichtet sich dabei aber auch immer weiter und setzt die Protagonisten noch mehr unter Druck – und das nicht nur, weil der Hundertjährige Krieg in all seinen Grausamkeiten und Entbehrungen geschildert wird. Auch die persönliche Geschichte um Robin wird noch einmal komplexer, erwachsener und härter dargestellt. Mir gefällt dabei, dass durch Robins seherisch begabte Tochter Anne eine leichte, aber nicht zu dominante übernatürliche Komponente erweitert wird, aber auch dass dadurch der Konflikt mit Robins Frau weiter aufbricht und für einige sehr intensive Szenen sorgt. Es ist diese Kombination aus persönlichem Schicksal und Einordnung in den Verlauf der realen Geschichte, die den Reiz der Geschichte ausmacht, die mit ihren vielen Stationen sehr komplex geraten ist. Es erfordert natürlich viel Aufmerksamkeit, allem zu folgen, dafür bekommt man aber auch das Gefühl, sehr nahe an die Charaktere heranzurücken und vollkommen in Robins Welt einzutauchen. Die Umsetzung als Hörspiel ist dabei – wie auch schon im ersten Teil- gut gelungen. Dass man dabei auf eine Bearbeitung des Textes verzichtet hat, ist Fluch und Segen zugleich. So bleibt man zwar so nahe am Original wie es nur irgend möglich ist, allerdings ziehen sich manche Erzählpassagen auch etwas in die Länge und wirken für ein Hörspiel einfach zu starr. Der Anteil an Dialogen ist in diesem zweiten Teil allerdings gefühlt etwas höher, was diesen Aspekt etwas ausgleicht. Die komplexere Erzählstruktur mit den härteren Themen entwickelt zudem die Stimmung des zweiten Teils deutlich weiter, was „Die Wende“ noch intensiver wirken lässt.

Auch hier beeindruckt die Sprecherliste wieder nicht nur mit der Vielzahl an Namen, sondern auch mit vielen bekannten oder starken Stimmen. So ist Wolfgang Wagner als John of Gaunt zu hören, der seinen markanten und volltönenden Klang geschickt einsetzt, um seiner Figur zahlreiche Facetten zu verleihen und ihn sehr präsent wirken zu lassen, er nimmt sich an den richtigen Stellen aber auch zurück und lässt anderen Protagonisten die Bühne. Julia Lowack ist als Julia ebenfalls sehr gut besetzt, sie setzt gekonnt Akzente und lässt ihre Figur damit sehr lebendig wirken, zumal sie viele verschiedene Auren um sich entstehen lässt. Lina Isabell Sturm bringt als Robins Tochter Anne noch einmal eine ganz andere Stimmung mit, ihre junge Stimme nimmt eine präsente Farbe an und bringt besonders die leicht mystische Aura des Kindes sehr gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind Marie Bierstedt, Richard Barenberg und Rainer Fritzsche.

Auch die akustische Umsetzung ist in diesem zweiten Teil etwas intensiver geraten, was besonders an den eingesetzten Geräuschen von Jörg Klinkenberg liegt. Sie sind sehr treffend auf die Handlung abgestimmt und lassen die vielen verschiedenen Szenarien lebendiger wirken, konzentrieren sich aber eher auf die Handlungen der Figuren als auf Hintergrundkulisse. Die Musik wirkt authentisch auf das mittelalterliche Ambiente abgestimmt und ist mit seiner Vielschichtigkeit sehr opulent, drängt sich aber ebenso wenig in den Vordergrund.

Für die fast 1.000 Minuten Laufzeit waren ganze drei MP3-CDs notwendig, die gemeinsam in einem Digipack untergebracht sind. Die schier endlos wirkende Zahl an Sprechern konnte aus Platzgründen dabei nicht komplett ihren Rollen zugeordnet werden – dies ist nur bei den wichtigsten Figuren der Fall. Dennoch wurde neben den vielen Mitwirkenden auch noch an eine kurze Biographie der Autorin gedacht.

Fazit: In „Die Wende“ geht es für Robin noch intensiver, bedrohlicher, kämpferischer und spannender weiter, wobei der Fokus noch einmal auf andere Themen gelegt wird und besonders der Hundertjährige Krieg lebendig und erschreckend umgesetzt wurde. Das ist sehr ergreifend und erzählerisch auf den Punkt umgesetzt, auch wenn die Umsetzung stellenweise etwas starr wirkt. Doch die sehr treffende und opulente Geräusch- und Musikkulisse sorgt auch für viele imposante Szenen.

VÖ: 28. Februar 2020
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785781845


Das Lächeln der Fortuna – Robin Teil 1 – Die Flucht



Robin Waringham, ein junger adeliger Novize, ist nach dem Tod seines Vaters in Ungnade gefallen, da der Earl of Waringham wegen eines Verbrechens an der Krone verurteilt wurde. So muss er sich als Straßenjunge und Pferdeknecht verdingen, um sein Überleben zu sichern. Doch er hat Glück und wird von Geoffrey Dermond, Nachfolger seines Vaters, unter seine Fittiche genommen, um ihn dennoch zum Ritter zu machen und in die Kreise des Adels zurückzukehren. Doch Mortimer, Geoffreys Sohn, schikaniert Robin, wo er nur kann…

Mit „Das Lächeln der Fortuna“ wurde ein äußerst umfangreicher historischer Roman vollständig als Hörspiel umgesetzt, was wegen der Länge in drei Teilen geschehen ist, die nun auch bei Lübbe Audio auf MP3-CDs erschienen sind. Den Anfang macht „Die Flucht“ und setzt in der Kindheit des zum Zeitpunkt des Starts zwölfjährigen Robins um, der zunächst in einer Klosterschule aufwächst, später aber von dort vertrieben wird und sein Glück anderswo suchen muss. Und schon allein dieser Startpunt sorgt für zahlreiche Themen, die stark in die Geschichte mit eingebunden sind. Der strenge christliche Glauben beispielsweise, mit dem Robin so seine Probleme hat und viele Dinge anders sieht, aber auch das alltägliche und harte Leben im 14. Jahrhundert. Beides hat Autorin Rebecca Gablé sehr gekonnt in ihren Roman eingebaut und lässt die Zeit damit sehr lebendig wirken. Das wirkt manchmal in den großen Zusammenhängen, die diesen Teil umspannen, oft genug aber auch in kleinen Szenen, die noch nicht einmal besonders in den Vordergrund gerückt werden, aber eben den Geist dieser Zeitepoche atmen lassen. „Die Flucht“ trifft den Titel dieses Abschnitts von Robins Geschichte sehr gut, ist er doch häufig rastlos, getrieben und von den (angeblichen?) Taten seines Vaters in Ungnade gefallen. Der Spannungsbogen entwickelt sich dabei durch sehr unterschiedliche Stationen von Robins Kindheit weiter und birgt immer wieder neue Herausforderungen. Zwar sind einige davon durchaus vorhersehbar, was aber den Unterhaltungswert nicht mindert, eben besonders weil die Handlung so detailreich und spannend geraten ist. Die Hörspielumsetzung arbeitet dabei viel mit einem Erzähler, der die meisten Vorgänge sehr genau beschreibt, die Dialoge nehmen dabei gefühlt den geringeren Teil der Handlung ein. Das funktioniert beim Lesen eines Buches natürlich wunderbar, das Hörspiel wirkt dadurch manchmal aber etwas gebremst oder starr - selbst wenn Detlef Bierstedt hervorragend spricht. Die über neun Stunden Laufzeit dieses ersten Teils wollen natürlich auch erst einmal gehört werden, idealerweise auch in nicht allzu langem zeitlichen Abstand und mit viel Aufmerksamkeit, um auch später der durchaus komplexen Handlung und den vielen feinen Nuancen folgen zu können – ein längeres Projekt also auch für den Hörer. Das lohnt sich aber, da man mit einer spannenden und meist kurzweiligen Handlung, besonders aber auch mit viel Zeitgeist und einer packenden Stimmung gut unterhalten wird.

Die Rolle des Robin Waringham wird von Roman Roth übernommen, der mit seiner betonten und ausdrucksstarken Stimme den Hörer schnell für sich einnimmt und sehr präsent wirkt, vor allem aber die Entwicklung des Jungen zu einem jungen Mann erlebbar macht. Die vielen harten Schläge des Schicksals (oder der Fortuna) lässt er sehr präsent wirken. Als Mortimer Dermond ist Moritz Grove zu hören, der viel Härte in seine junge Stimme legt und so schnell zu einem gelungenen Antagonisten wirkt, der gleich die richtige Aura für die Rolle erschafft und wirken lässt. Wie oben bereits kurz erwähnt ist auch Detlef Bierstedt in Hochform und bringt viel Leben und Dynamik in seine langen Erzähltexte, macht beschriebene Gefühle greifbar, ebenso wie er mit seiner Stimme das harte Leben im Mittelalter zum Leben erweckt – eine sehr gute Leistung. Weitere Sprecher sind Oliver Nitsche, Ulrike Kapfer, Ana Purwa und zahllose mehr.

Die 586 Minuten Laufzeit konzentrieren sich vor allem auf die Sprecher und ihre Stimmen, doch auch Geräusche sind beigemischt – klassisch produziert und extra von einem Geräuschemacher eingespielt. Das ist dann auch dementsprechend treffend geschehen und sorgt schnell für einen glaubhaften Ausdruck. Die Musik ist – natürlich – mittelalterlich angehaucht und sorgt so in den Szenenübergängen für die passende Stimmung, hätte für meinen Geschmack aber auch während einiger Dialoge mehr im Einsatz sein können.

Die beiden CDs dieses ersten Teils finden sich in einem stabilen Digipack hinter zwei Papplaschen wieder, wobei für das Cover natürlich der Romanvorlage entnommen wurde und eine mittelalterlich anmutende Darstellung eines Schicksalsrades zeigt. Im Inneren gibt es zwar keine weiteren Informationen, aber eine übersichtliche Auflistung der Mitwirkenden an der Produktion.

Fazit: Eine äußerst umfangreiche Produktion, die nicht mal eben zwischendurch gehört werden kann, dafür dann aber auch eine komplexe und sehr detailliert geschilderte Geschichte bietet. Nicht nur das gekonnt geschilderte Schicksal von Robin, sondern vor allem auch die lebendige Stimmung des Mittelalters mit ihren vielen für uns ungewohnten Werten und Normen lassen diesen ersten Teil lebendig wirken – und machen Lust auf das weitere Schicksal von Robin.

VÖ: 28. Februar 2020
Label:Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785781838


Papa, Kevin hat gesagt... Staffel 3



Bereits die dritte Staffel der wunderbaren Radio-Hörspiel-Serie "Papa, Kevin hat gesagt..." ist produziert und beim Audio-Verlag veröffentlicht worden. An dem Grundsatz hat sich dabei nichts geändert, wieder werden Gespräche zwischen Vater und Tochter Greta dargeboten, die sich zudem alle an einem bestimmten Schema orientieren: Meist präsentiert die Tochter eine Aussage von Kevins Vater, die dann genüsslich auseinandergenommen wird. Und immer wieder wird dabei die nur scheinbar durchdachte und korrekte Haltung des Vaters entlarvt, indem Greta hartnäckig nach- und hinterfragt oder ihren Vater mit den eigenen Waffen schlägt. So weit, so gut, aber davon abgesehen, dass dies auch hier wieder hervorragend, witzig und intelligent umgesetzt wurde, gibt es einige Neuerungen, die gelungene Ergänzungen zu dem Konzept bieten. So rückt die Jugendsprache weiter in den Mittelpunkt und sorgt für einige Missverständnisse, aber auch die Themenwahl ist aktueller als zuvor. So gibt es konkrete Nennungen von bekannten Namen aus Politik und Unterhaltung, der Zeitgeist der Friday for Future-Bewegung zieht sich gleich durch einige der kurzen Episoden, die meist nur unter fünf Minuten dauern. Aber auch kleine Entwicklungen über mehrere Folgen hinweg sind eingebaut, die mal nur in Nebensätzen, mal aber auch mehr im Vordergrund eingebaut sind. Das ist wieder treffend und sehr unterhaltsam umgesetzt, was mir erneut sehr gut gefallen hat. Sicherlich ist der Humor sehr speziell – meiner wurde aber genau getroffen. Und zugegeben: Das eine oder andere Mal habe ich mich selbst mit meinen Ansichten hinterfragen müssen. Dass dies so humorvoll geschieht und dabei noch ernste gesellschaftliche Fragen gestellt werden, ist die größte Errungenschaft dieser Serie.

Das wunderbare Duo, das bereits die vorigen Staffeln so lebendig gestaltet hat, ist natürlich auch hier wieder in den beiden Hauptrollen zu hören (die auch meist die einzigen beiden Rollen sind). Der wunderbare Bastian Pastewka mit seiner belehrenden Art, der immer wieder Verwirrung andeutet, wenn er mal wieder mit seinen eigenen Mitteln geschlagen wurde, spricht genau das hervorragend, lebendig und charmant. Der Witz, der davon ausgeht, macht viel von dem Reiz der Serie aus. Ihm zur Seite steht Mia Carla Oehring, selbstbewusst, rotzig und ziemlich clever, was durch sie sehr lebendig und markant umgesetzt wird. Ihre Energie ist dabei bestechend, zumal sie in jeder Szene authentisch wirkt.

Bei dieser Serie stehen die Dialoge vollkommen im Vordergrund, was aber dezent mit einigen Geräuschen oder ein wenig Musik untermalt ist. Das ist aber alles eng auf die Gespräche abgestimmt und auf ein Minimum reduziert. Das passt sehr gut zur den ungewohnten Vater-Tochter-Gesprächen und bringt eine passende Grundstimmung mit ein.

Auf dem Cover ist natürlich auch hier wieder eine Zeichnung von Bastian Pastweka und Mia Carla Oehring in einem witzigen Comicstil zu sehen, seinem verdatterten Gesichtsausdruck zu entnehmen hat er sich gerade selbst entlarvt. Das ist sehr hübsch geraten, während die restliche Gestaltung des Digipacks eher schlicht gehalten ist und nur durch einige grafische Elemente aufgelockert wird. Es gibt jedoch ein paar Informationen zu den beiden Sprechern sowie eine Trackübersicht hinter der CD.

Fazit: Wie scheinbare Weltoffenheit und Gewandtheit hier entlarvt wird, ist wieder äußerst charmant und witzig umgesetzt. Das wunderbare Sprecherduo füllt die pointierten Dialoge gekonnt mit Leben, die Themenwahl ist ebenso wie die ganz sanfte Entwicklung einiger Themen über mehrere Folgen hinweg sehr gelungen. Dass mehr populäre Themen und noch mehr die Sicht der Jugend eingebaut wurde, ist ebenfalls sehr gelungen.

VÖ: 23. Dezember 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742412720


Doktor Dolittle



Menschen sind nicht gerade die große Stärke von Dr. John Dolittle. Viel lieber kümmert er sich in seiner Tierarztpraxis um seine Patienten, die er dank des Sprachunterrichts bei Papagei Polly alle versteht. Schnell spricht sich seine besondere Fähigkeit herum, sodass Dr. Dolitte bei immer mehr tierischen Patienten auch Hausbesuche macht. Diese führen ihn an ziemlich exotische Orte und in halsbrecherische Abenteuer...

Durch einen aufwendigen Hollywood-Film hat „Dr. Dolittle“ aktuell einen enormen Popularitätsschub bekommen, das Kinderbuch von Hugh Lafting ist aber seit vielen Jahren fester Bestandteil in vielen Kinderzimmern. Der Audio Verlag hat nun eine Neuinterpretation in Form einer Lesung produziert, die den Charme der Vorlage vollkommen transportiert – nicht zuletzt aufgrund der Lesekunst von Rufus Beck. Die Geschichte entwickelt sich anfangs nur recht langsam weiter, es wird viel Zeit darauf verwendet, die Grundsituation zu erklären und die liebevoll gezeichneten Figuren einzuführen. Besonders die tierischen Begleiter des Doktors werden dabei mit unglaublich vielen Details ausgeschmückt und bekommen so eine einzigartige, liebenswerte Ausstrahlung. Sie sind die Würze in der Handlung, die später deutlich mehr an Fahrt aufnimmt und den Doktor und sein Reiseteam in viele spannende Situationen bringt. Mir gefällt die lockere Erzählweise mit dem witzigen Unterton, der dennoch eine spannende, zusammenhängende Handlung mit sich bringt und den Hörer so völlig in seinen Bann zieht. Besonders, wenn gegen Ende das Tempo noch einmal angezogen wird und die Geschichte spürbar Fahrt aufnimmt, Dolittle und seine Gefährten in eine gefährliche Situation geraten und sich nur knapp daraus befreien können, ist ein spannungsgeladener Verlauf garantiert. Da die Handlung ohne langwierige Stellen auskommt und durchgängig mit Witz und markanten Momenten bezaubert, ist ein sehr unterhaltsames Hörbuch entstanden.

Der fabelhafte Rufus Beck nutzt sein mannigfaltiges Repertoire, um die Geschichte und die wunderbaren Figuren zum Leben zu erwecken. Für jeden Menschen vor allem aber für jedes Tier findet er eine eigene Betonung und Stimmfarbe, was unglaublich vielfältig und sehr treffend geraten hat. So schließt der Hörer die Figuren schnell in sein Herz und baut eine Bindung zu ihnen auf, der Niedlichkeitsfaktor ist hoch – überdeckt aber nie die abenteuerliche Stimmung, die Beck ebenso zu transportieren weiß. Eine hervorragende Leistung, die mich vollkommen überzeugt hat,

Das Cover zu dem Hörspiel zeigt Dr. Dolittle und einige seiner tierischen Freunde inmitten von Bilderrahmen, wobei jeder seine ganz eigene Ausstrahlung hat. Das ist nicht nur in einfachem, witzigen Zeichenstil gehalten, sondern zieht sich auch durch den Rest der Gestaltung, auf der Rückseite ist noch ein Foto von Sprecher Rufus Beck in einem ebensolchen Rahmen zu sehen. Die liebevolle Gestaltung passt sehr gut zum Hörbuch, auch wenn ein Booklet mit zusätzlichen Informationen schön gewesen wäre.

Fazit: Die Hörversion des Buchklassikers transportiert den Charme und den Witz der Vorlage in hervorragender Weise. Die Handlung wirkt temporeich, humorvoll und liebevoll – und es gibt einige Lebensweisheiten, die sich zwischen den Zeilen verstecken. Das lebendige Spiel von Rufus Beck, der mühelos in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft, macht die Lesung besonders hörenswert.

VÖ: 23. Dezember 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409416


Das Fundament der Ewigkeit – Das Hörspiel



Ned Willard aus Kingsbridge verlässt 1558 seinen Heimatort, da er sich mit seiner Verlobten Margery entzweit hat. Denn die unterschiedlichen Konfessionen zerreißen nicht nur Europa, sondern auch die Liebe zwischen den Menschen. Ned landet über einige Umwege am englischen Königshof bei der Elisabeth Tudor, die jedoch den ganzen Kontinent gegen sich zu haben scheint...

Ken Follet hat mit seinen beiden Romanen um den fiktiven Ort Kingsbridge „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ zwei viel beachtete historische Romane geschrieben. Aber eine Buchreihe aus nur zwei Teilen ist nicht Fisch und nicht Fleisch, weswegen fast zehn Jahre später noch „Das Fundament der Ewigkeit“ erschienen ist. Und natürlich gibt es davon auch wieder eine aufwendige Hörspielumsetzung des WDR, die bei Lübbe Audio etwas zeitversetzt auch auf CD veröffentlicht wurde. Noch einmal über zwei Jahrhunderte später angesiedelt sind die Romane untereinander lediglich über einige Querverweise verbunden, es gibt gleiche Schauplätze und dreht sich um die Nachfahren der Charaktere aus den vorigen Bänden, doch bei diesem dritten Teil sind die Verbindungen noch etwas blasser als im zweiten Band. Doch der historische Kontext ist wieder so beeindruckend dargestellt, so detailliert recherchiert, dass man sich völlig in die Zeit von vor fast 500 Jahren versetzen kann. Der Krieg zwischen Katholiken und Protestanten, zwischen Machthabern und dem einfachen Volk, zwischen Fortschritt und Rückständigkeit ist sehr lebendig erzählt. Auch die Charaktere – von denen es reichlich gibt – sind sehr eindringlich geschildert und haben ihren festen Platz im Gefüge der Handlung. Deren Eigenschaften sind vielseitig und prägnant, sodass sie einem schnell ans Herz wachsen – oder eben die geborenen Gegenspieler darstellen. Hier ist die Geschichte manchmal etwas einfach gehalten: Wer gut ist, ist gut. Wer böse ist, ist böse. Da gibt es keine Wendungen, kein Platz zwischen den Stühlen. Und es gibt auch ein paar Stellen, die langwierig wirken, an denen die Handlung nur schrittchenweise vorankommt. Gerade der Mittelteil ist davon betroffen. Doch insgesamt ist auch die Geschichte sehr gelungen, punktet mit ihrer Komplexität und ihrem spannenden Aufbau.

Die Hörspielumsetzung ist wieder hochkarätig und zahlreich besetzt, allein die Liste der vier verschiedenen Erzähler liest sich beeindruckend: Jürgen Thormann, Regine Vergeen, Stefan Kamsinski und Regina Lemnitz. Allesamt geben ihren Texten eine ganz eigene Not und bereichern das Hörspiel mit einer ganz eigenen Note. Gerd Wameling ist in der Rolle des Ned Willard zu hören und setzt seine markante Stimme sehr gekonnt ein, um eine sehr präsente Figur zu schaffen, mit der man mitfiebert, die aber auch ihre vielen Facetten präsentieren kann. Als Mergery Fitzgerald ist Therese Hämer zu hören, die sehr treffsicher und vielseitig spricht und dem Hörer so einen gekonnten Zugang zu der Figur anbietet. Susanne Pätzold hat mich als Elisabeth I. ebenfalls sehr überzeugt, mit ihrer harten, prägnanten Sprechweise kann sie die historische Figur sehr lebendig wirken lassen.

Wie bereits die vorigen Teile ist auch hier eigens Musik komponiert und eingespielt worden, neben klassischen Instrumenten sind dabei auch einige Gesangsspuren eingesetzt worden. So entsteht nicht nur ein Eindruck der damaligen Zeit, an die sich die Musik immer wieder anlehnt, sondern der Verlauf der Handlung wird auch gekonnt unterstrichen und der Spannungsbogen gut herausgearbeitet. Die Geräusche sind vielfältig und treffend eingebaut, sodass die Dialoge eine lebendigere Wirkung bekommen.

Natürlich dient das Cover der Buchvorlage auch hier als Titelbild, wurde aber zur Unterscheidung von der gelesenen Version um den Zusatz „Das Hörspiel“ ergänzt. Das Logo mit der schematischen Abbildung in der ornamentreichen Optik ist nicht nur ansehnlich, sondern ergibt gerade nach dem Hören der Geschichte einen sehr durchdachten Sinn. Die sechs CDs finden sich in einem sehr ansehnlichen Digipack von gewohnt hoher Qualität wieder.

Fazit: „Das Fundament der Ewigkeit“ unterscheidet sich deutlicher von seinen Vorgängern und ist im Grunde kein wirklicher Kingsbridge-Roman mehr, zu sehr entfernt sich die Handlung von dem Ort. Doch wieder wird Geschichte lebendig gemacht, werden historische Ereignisse und Personen in einen lebendigen Kontext gesetzt, entstehen starke Bilder vor dem inneren Auge des Lesers. Und das beweist einmal mehr, dass Ken Follet sein Handwerk beherrscht. Die Hörspielumsetzung ist sehr aufwendig und sehr gelungen.

VÖ: 28. Februar 2019
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785759554


Tiger und Bär, es weihnachtet sehr!



An einem ungemütlichen Wintertag bekommen der kleine Tiger und der kleine Bär Besuch von dem Reiseesel Mallorca, der ihnen von einem Fest erzählt, das in anderen Ländern zur kalten Jahreszeit gefeiert wird. Tiger und Bär wollen auch Geschenke vom Herrn Weihnachtsmann bekommen und laden alle ihre Freunde ein, doch zunächst müssen sie von Mallorca mehr über das Fest erfahren...

Florian Fickel hat die Aufgabe übernommen, die wohl bekanntesten Figuren von Janosch zu übernehmen und neue Geschichten für den kleinen Tiger und den kleinen Bär zu erdenken - sowohl als Buch als auch als Hörspiel. Mit „Tiger und Bär, es weihnachtet sehr!“ hat er nun auch eine Folge geschaffen, die sich rund um das Weihnachtsfest dreht, welches dort allerdings gar nicht bekannt ist. Dass sich Tiger, Bär und die anderen Figuren auf die (nicht immer richtigen) Berichte des Reiseesels Mallorca verlassen, erlaubt so manchen ungewöhnlichen Blick auf die liebgewonnenen Traditionen. Dabei geht es ein wenig episodenhaft zu, in den einzelnen Szenen wird erst ein Thema zu Ende behandelt, bevor es zum nächsten übergeht. Diese Struktur erleichtert der Zielgruppe der jüngeren Kinder das Verständnis, lässt es aber auch zu, die kleinen Geschichten einzeln zu hören (was wegen der guten Aufteilung in Tracks auch bestens funktioniert). Besonders gut gelungen ist jedoch, wie sich in den Geschichten ganz nebenbei kleine Kommentare einschleichen, die moralische Aspekte einbinden, manch merkwürdiges Verhalten von Erwachsenen hinterfragen oder auch nur den Zauber von Weihnachten zur Geltung bringen. Das ist sehr liebevoll an den Schreibstil von Janosch angepasst und lässt Erzähler Jürgen Kluckert ab und an direkt mit dem Zuhörer kommunizieren. Diese ganz besondere Atmosphäre ist gemeinsam mit dem herzerwärmenden weihnachtlichen Grundgedanken sehr hörenswert geraten und sorgt für richtig gute Episode der Serie.

Die Sprecher sind es, die das tolle Buch mit Leben füllen und den Figuren ihren individuellen Ausdruck verleihen. Bernd Gnann bringt die gutmütige und gemütliche Figur des kleinen Bären bestens zur Geltung, spricht langsam und mit niedlicher Betonung, wobei er für eine sehr angenehme Stimmung sorgt. Der Reiseesel Mallorca wird von Claudio Maniscalo gesprochen, er bringt den Witz der Figur sehr gut zur Geltung und bringt einige liebenswerte Eigenheiten mit ein. Erzähler Jürgen Kluckert schafft mit seiner warmen Stimme eine sehr liebenswerte Grundstimmung und hat hörbaren Spaß an der unverkennbaren Erzählweise mit den witzigen kleinen Kommentaren. Weitere Sprecher sind Fritz Rott, Stefan Kalinski und Cathlen Gawlich.

Bei der Atmosphäre der Geschichte ist eigentlich immer etwas los, die Dialoge und kurzen Erzähltexte sind zudem oft sehr eng zusammengeschnitten. Dennoch wird die Aufmerksamkeit der zuhörenden Kinder nicht überansprucht, da die Geräusche sehr gut aufeinander abgestimmt sind und die Handlung lebendig untermalen. Die Musik ist fröhlich und schwungvoll, was die Stimmung der Geschichte unterstreicht.

Das Cover der Folge ist wieder der Buchvorlage entnommen und zeigt die Figuren von Janosch in einem sehr liebenswerten Kontext. Tiger und Bär übergeben inmitten des hübsch dekorierten Wald ein Geschenk, der Fuchs ist ebenso zu sehen wie viele weitere niedliche Details. Das Innere des kleinen Booklets enthält neben einer übersichtlichen Trackübersicht natürlich auch die üblichen Angaben, die schlicht und übersichtlich dargestellt sind.

Fazit: Die liebevollen Figuren und die ganz besondere Stimmung zu Weihnachten sind hier auf sehr besondere Weise miteinander verbunden. Unsere Traditionen werden von Tiger, Bär und ihren Freunden gelungen hinterfragt und in einen anderen Kontext gesetzt. Toll, dass die einzelnen Figuren dabei so liebenswert in Szene gesetzt wurden und so eine rundum gelungene Folge mit vielen kleinen Episoden entstanden ist.

VÖ: 23. September 2019
Label: Floff
Bestellnummer: 9783837311112


Don Quijote von der Mancha



Quijote hat sich in den Kopf gesetzt, ein echter Ritter zu werden und ist sich sicher, dass er neben einem Pferd und einer Angebeteten auch einen besseren Namen braucht, sodass er sich ab sofort Don Quijote de la Mancha nennt und gemeinsam mit seinem treuen Freund Sancho Panza durch die Lande zieht. Und dieser kann den selbsternannten Ritter nicht von allen Dummheiten abhalten...

„Don Quijote von der Mancha“ ist als einer der bekanntesten spanischsprachigen Romane überhaupt schon die Inspiration für so einige Umsetzungen gewesen. Beim Hörverlag ist nun ein weiteres Hörspiel aus einer Produktion des SWR2 erschienen, das sich auf drei CDs mit immerhin fast drei Stunden Laufzeit befindet. Die Handlung wurde dabei entsprechend ausführlich umgesetzt, die episodenartigen Abschnitte sind klar voneinander abgegrenzt, sodass viele kleine Szenen Platz finden und für Unterhaltung sorgen. Dabei ist die Geschichte sicherlich nicht jedermanns Sache, dafür sind die Einfälle wohl zu skurril und merkwürdig, die Figuren balancieren zu sehr an der Grenze zum Irrsinn. Aber gerade dadurch wird auch ein feiner Humor erzeugt, der mit starken Bildern und dem windungsreichen Aufbau der Handlung punktet. Diese schreitet zwar nur recht langsam voran und hinterlässt einige zu lange Abschnitte, in denen einfach zu wenig passiert, dadurch kommen die verschiedenen Szenen aber auch gut zur Geltung. Die Umsetzung weist aber noch einige Besonderheiten auf, die einen sehr individuellen Ausdruck auf und hat gelungene, kreative Ansätze. So wird die eigentliche Erzählebene ab und an verlassen, um von dem Autor Miguel de Cervantes und der Entstehung des Romans zu berichten. Aber auch die Fortführung der Erzähltexte durch die Figuren selbst ist ein gelungenes Mittel, um die Struktur des Kaffees darauf zu lang. Die fantasievolle Ausstrahlung und die markante Vorlage sorgen für einen unterhaltsamen Urlaub, auch wenn mir persönlich die Geschichte trotz gelungener Aufbereitung etwas zu unstrukturiert wirkt.

Der leichte Irsinn und die oft unbedachte Art der Titelfigur wird von seinem Sprecher Christian Brückner sehr gekonnt umgesetzt und mit einer einprägsamen Aura umgesetzt. So wird die skurrile Szenerie unterstrichen und mit vielen Facetten versehen. Auch Daniel Zillmann hat mir als Sancho Panza äußerst gut gefallen, er bringt die Komik der Figur greifbar und sehr präsent herüber, sodass seine Szenen ziemlich witzig wirken, was durch seine ungewöhnliche Stimme noch verstärkt wird. Erzählerin Tina Engel wird mit ihrer ruhigen Stimme gekonnt in die Szenerie eingebettet und bringt einen gewissen Ruhepol ein, zumal sie angenehm durch die Handlung führt. Unterstützt wird sie durch Adolfo Assor als Cervantes, der mit spanischem Akzent und starker Aura die Erzählebene auf einem anderen Level ergänzt. Weitere Sprecher sind Peter Fricke, Horst Hildebrandt und Heidi Kriegskotte.

Die akustische Umsetzung des Literatur-Klassikers ist vielfältig gelungen, fast alle Dialoge und Erzähltexte werden durch passende Musik oder vielseitige Geräusche begleitet – mal im Hintergrund, mal lauter und prägnanter. Die Melodien sind oft spanisch angehaucht, unterstreichen aber auch die skurrile Szenerie der Geschichte.

Die drei CDs befinden sich in einem stabilen Pappschuber, welches von einem witzigen und passenden Cover geziert wird. Neben den beiden Hauptfiguren dürfen die zum Sprichwort gewordenen Windmühlen im Hintergrund nicht fehlen. Im Inneren gibt es eine übersichtliche Auflistung aller Beteiligten, aber auch ein Booklet mit vielen weiteren Informationen, Bildern und Sonetten aus dem Hörspiel.

Fazit: Der zum Klassiker gewordene Roman von Miguel de Cervantes ist hier in einer vielschichtigen und stimmigen Umsetzung erschienen, die nicht nur viel spanisches Flair verbreitet, sondern auch die vielen großen und kleinen Skurrilitäten durch eine lebendige akustische Gestaltung unterstreicht. Die Sprecher haben mir dabei ebenso gut gefallen wie die verschiedenen Erzählebenen, sodass die kleinen Längen in der Handlung verkraftet werden können.

VÖ: 16. September 2019
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844535259


Das Geheimnis des Bermuda-Dreieck



Erneut ist ein Flugzeug mitten im Bermuda-Dreieck verschwunden, doch dieses Mal konnte bis zum Schluss Funkkontakt mit dem Piloten gehalten werden. Captain Harald Kneeshaw möchte unbedingt das Rätsel um die kleine Inselgruppe lösen, stößt aber immer wieder auf Widerstände. Erst nach einiger Zeit findet er in dem Ozeanografen Marlow einen Verbündeten, der seine Besessenheit von dem Thema teilt...

Mit „Das Geheimnis des Bermuda-Dreieck“ hat Imaga ein weiteres klassisches Hörspiel vor dem Verschwinden von der Bildfläche gerettet und die Maritim-Produktion erstmals auf CD veröffentlicht. Dabei kommen bei vielen Hörern unweigerlich Erinnerungen an die Anfänge des Hörspiels in seiner heutigen Form auf, da die Produktion schon einige Jahre hinter sich gebracht hat und mit ihrer Machart herrlich nostalgisch wirkt. Das Thema wird dabei recht ernst und nur sehr selten humorige Sprüche aufweist. Kombiniert mit den vielen technischen Details und einer teils unheimlichen, bedrohlichen Stimmung entsteht dabei ein ausdrucksstarkes Hörspiel. Der Verlauf über gleich mehrere Jahrzehnte, in denen die beiden Forscher Kneeshaw und Marlow teilweise nur langsam bei ihren Recherchen vorankommen, ist gut inszeniert. Die aktuellen Entwicklungen bekommen dabei ebenso viel Aufmerksamkeit wie der rote Faden durch die gesamte Handlung. Mir gefällt, wie immer neue kleine Details das Rätsel ergänzen, sich die Charaktere ebenso wie die Technik weiterentwickelt und besonders, wie sich das Finale deutlich verdichtet. Der Ausgang ist wirklich packend geraten und überzeugt mit dem Wahn der Charaktere ebenso wie mit der Auflösung des Rätsels, das noch einmal eine ganz andere Facette mit sich bringt. „Das Geheimnis des Bermuda-Dreieck“ ist sicherlich kein Hörspiel für die breite Masse, hat mir aber äußerst gut gefallen.

Das Hörspiel ist mit vielen Sprechern umgesetzt, konzentriert sich aber vorrangig auf zwei Charaktere: Captain Kneeshaw wird von Rolf E. Schenker gesprochen, der mit einem sehr markanten Klang und präzisem Ausdruck die ernsthafte Stimmung des Hörspiels gekonnt aufgreift, sich aber auch dynamisch an die verschiedenen Stimmungen anpasst. Rene Genesis spricht Mr. Marlow ebenso ausdrucksstark und setzt besonders die bedrohlichen Szenen mit viel Energie um, wobei er besonders am Ende noch einmal eine andere Facette zeigen kann. Erzähler Wolf-Dieter Stubel führt den Hörer mit seiner angenehmen Stimme und gelungenen Facetten durch die Handlung. Weitere Sprecher sind Horst Stark, Rolf Mamero und Joachim Richert.

Die akustische Gestaltung des Hörspiels kommt - wie zur Zeit der Produktion durchaus üblich - fast ohne Musik aus. Das wirkt aber nur sehr selten dröge, da die meisten Dialoge mit zahlreichen passenden Geräuschen unterlegt sind. Diese fügen sich recht dynamisch ein, sind auch mal etwas lauter, wenn es passt, und sorgen für unterschiedliche Stimmungen. Das wirkt schon sehr stimmig und unterstreicht die Atmosphäre der Handlung.

Das Cover der CD-Version ist stimmigerweise der Plattenveröffentlichung entnommen und liegt sogar gleich zweimal vor, einmal mit gelbem Rahmen um das eigentliche Motiv, im Inneren auch einmal als Wendecover ohne diesen. Toll, dass auch das originale Backcover seinen Platz gefunden hat und die Sprecher im Booklet noch einmal übersichtlich aufgelistet sind.

Fazit: Eine markante Stimmung, die Konzentration auf die Dialoge und die Wandlung von einem technisch wirkenden Ausgangspunkt zu einem mysteriösen Finale sorgt für viel Wucht und einen markanten Ausdruck von „Das Geheimnis des Bermuda-Dreieck“. Die klassische Inszenierung und sehr engagierte Sprecher verstärken die Wirkung der Handlung, was mir sehr gut gefallen hat.

VÖ: 11. Oktober 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 9783946207528


Als die Autos rückwärts fuhren



Zu seinem elften Geburtstag entschließt sich Laßdas Pinökel, seine Memoiren aufzuzeichnen - schließlich will er keine wichtigen Details aus seiner Kindheit vergessen. Denn er ist überzeugt, dass sein ganzes Leben auf Missverständnissen beruht, da er wegen der häufigen Wiederholung der Worte „Lass das“ dies für seinen Namen hält...

Im Jahr 1977 ist beim WDR das Einzel-Hörspiel „Als die Autos rückwärts fuhren“ erschienen, ein typisches Kinderhörspiel für diese Zeit. Im Jahr 2019, 42 Jahre nach der Produktion, wurde erstmals eine CD und zusätzlich eine LP-Version vom Audio Verlag veröffentlicht, was bei vielen Kindheitserinnerungen wecken dürfte. Die Szenerie ist herrlich skurril geraten und reiht eine Vielzahl an kuriosen Gedanken aneinander. Das ist sehr bunt und abwechslungsreich geraten, enthält aber auch keinen rechten roten Faden. So kann sich an ein kleines Gespräch eine ganz andere Szenerie anschließen, nur um im Anschluss wieder das erste Gespräch zu wiederholen. Das wirkt zwar etwas wirr, da der Hörer sich immer wieder neu einstellen muss, um die chaotischen Gedankengänge zu verfolgen, man kann aber wegen der Kürze der verschiedenen Ideen auch immer wieder einsteigen, falls man kurz den Faden verloren hat. Dabei geht es von Schülerstreichen über Diskussionen mit den Eltern bis hin zu ziemlich kuriosen Ideen, die die Hauptfigur sich so einfallen lässt. Das zeichnet ein ziemlich freches Bild von dem Charakter, der schlagfertig und schlitzohrig, aber niemals respektlos wirkt. Bei der Zielgruppe der Kinder dürfte dies für einige Lacher sorgen, da Laßdas eine treffende Identifikationsfigur ist, bei Erwachsenen sorgt es zumindest für Schmunzeln. Nicht unterschätzen sollte man dabei den Nostalgiefaktor, selbst wenn man das Hörspiel nicht aus Kindertagen kennt, aber die „alte“ Machart mag. Ob Kinder von heute mit ihren anderen Hörgewohnheiten immer noch wirklich begeistert sind, ist aber wieder eine andere Frage.

Stephan Chrzescinski spricht in dem Hörspiel die Hauptrolle des Laßdas Pinökel und übernimmt dabei auch die Erzähltexte. Beides bringt er glaubhaft herüber und schafft eine schnodderige Aura um den Jungen, in manchen Szenen wirkt er allerdings etwas hölzern und „abgelesen“. Henning Venske ist als sein Vater zu hören, der einige wunderbare Klischees erfüllt, indem er das Interesse vor allem seiner Zeitung widmet, dann aber auch reichlich energisch spricht. Das passt alles gut zusammen und hinterlässt einen sehr gekonnten Eindruck. Christine Teelen ist als Laßdas' Mutter zu hören, auch die passt sich sehr gut an die Szenerie an und setzt den Skurrilitäten eine bodenständige Ausstrahlung entgegen. Weitere Sprecher sind Ursula Vogel, Rainer Schmitt und Werner Klein.

Akustisch geht es hier ebenso bunt und abwechslungsreich zu wie die Ideen eingebaut sind. Da spielt mal eine schrebbelige E-Gitarre, dann wird eine Art Werbejingle eingespielt, dann taucht plötzlich ein ungewöhnliches Kirchenlied mit Reggae-Anleihen auf. Die vielfältige Geräuschkulisse steht dem in nichts nach und ist sehr prägnant eingesetzt. Die Abmischung ist sehr deutlich mal auf dem einen, mal auf dem anderen Lautsprecher, was bei Kopfhörern in einigen Szenen recht anstrengend wirkt.

Etwas Besonderes bietet das Digipack der CD, die mal nicht farbig und mit einem schützenden Lack versehen ist. Bilder und Texte sind in schwarzer Farbe direkt auf den braunen, unbehandelten Karton gedruckt, was den nostalgischen Effekt unterstreicht und mir sehr gut gefällt. Die Zeit wird zeigen, ob das genauso haltbar ist wie eine der üblichen Digipacks. Neben dem witzigen Cover und der übersichtlichen Auflistung der Mitwirkenden ist hinter der CD auch eine kleine Trackliste zu finden.

Fazit: „Als die Autos rückwärts fuhren“ ist ein herrlich nostalgisches Hörspiel mit vielen ungewöhnlichen Einfällen und einer lebendigen Ausstrahlung, die Erzählweise ist aber recht verschachtelt und wirr, sodass der Übergang zwischen den einzelnen Episoden etwas sperrig wirkt. Aber auch wenn die Erzählweise nicht mehr heutigen Ansprüchen entspricht, macht die Produktion durchaus Spaß, wird aber wohl eher nicht zum Dauerbrenner bei mir werden.

VÖ: 20. September 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742411976


Lucky Luke – Hörspielbox Vol. 2



In Fort Weakling fürchtet sich die gesamte Bevölkerung von Billy the Kid, der die kleine Stadt fest in der Hand hat. Das soll sich ändern, als Lucky Luke als Hilfssheriff anheuert. Doch es ist gar nicht so leicht, an Billy the Kid heranzukommen, sodass sich Lucky Luke eine List überlegt. Nicht das einzige Abenteuer, das der Westernheld erlebt...

Lucky Luke ist auch heute noch eine der beliebtesten Comicfiguren, schon seit einigen Jahrzehnten feiert der Westernheld große Erfolge. Und so hat Karussell im Jahr 2002 eine Hörspielserie nach den Vorlagen produziert, deren insgesamt 12 kurze Episoden nun erneut aufgelegt werden. In der zweiten Hörspielbox sind weitere drei CDs enthalten, sodass man hier die letzten sechs Geschichten zu hören bekommt. Dabei sind einige recht stark und unterhaltsamen geraten, wie beispielsweise die oben erwähnte Geschichte um Billy the Kid oder auch die letzte Folge dieser Box „Nitroglycerin“, in der zwei konkurrierende Eisenbahnunternehmen mit nicht ganz fairen Mitteln spielen. Wo Licht ist, ist in dieser Serie allerdings auch Schatten, sodass nicht alle Folgen wirklich zu zünden wissen. Die sonst so gelungenen Slapstick-Momente wirken dann noch flacher und bringen in den Humor der Serie nicht so recht zur Geltung. Insgesamt gefällt mir aber die bunte und lebendige Umsetzung der Folgen aber gut, die viel Humor bereithält, aber auch einige Actionmomente mit einfließen lässt. Sicherlich merkt man den Hörspielen an, dass die Produktion nicht die hochwertigste war, wie es bei vielen Umsetzungen des Hörspielbooms dieser Zeit der Fall ist. Doch die Serie entwickelt durchaus Charme - ich habe mich gefreut, die Folgen hier noch einmal hören zu können.

Der wunderbare Reent Reins ist in der Hauptrolle des Lucky Luke zu hören und verleiht der Figur ein markantes Auftreten. Dabei kann er die forsche und clevere Art des Cowboys gut zur Geltung bringen und gleichzeitig für viele Gags sorgen. Christian Stark ist in der ersten Episode als Billy the Kid mit dabei und legt einen sehr überzeugenden und witzigen Auftritt hin, sodass ein prägnanter Gegenspieler für Lucky Luke entsteht. Erzähler der Reihe ist Wolf Frass, der sehr locker an die Szenerie herangeht und die witzige Stimmung gekonnt unterstreicht. Weitere Sprecher sind Michael Harck, Thomas Schüler und Robert Missler.

Die akustische Umsetzung in der sechs hier enthaltenen Episoden ist solide, findet aber nicht immer eine gekonnte Balance zwischen Geräuschen und Sprechern. So wirken manche Szenen überfrachtet, während andere ein wenig mehr Pep vertragen hätten. Insgesamt kommen die verschiedenen Sounds aber meist gut zur Geltung und sorgen für eine lockere und lebendige Atmosphäre.

Für die Neuauflage hat Karussell die sechs CDs in einer dicken Plastikhülle untergebracht, wobei das Cover mit seinen zwei verschiedenen Rottönen und den großen Farbblöcken etwas unruhig wirkt. Die Silhouette von Lucky Luke und seinen Begleitern von dem weißen Mond ist allerdings recht ansehnlich geraten. Im Inneren findet sich noch ein kleines Booklet wieder, bei dem die Sprecher aufgelistet sind.

Fazit: Ohne Frage macht Lucky Luke viel Spaß, das gilt für die Comics wie für die Hörspiele. Auch die sechs hier vorhandenen Episoden punkten mit einem lockeren und witzigen Verlauf, auch wenn einige Handlungen etwas zu flach geraten sind oder die akustische Untermalung nicht immer auf den Punkt getroffen wurde. Für einen günstigen Kurs bekommt man jedoch mehr als zweieinhalb Stunden witziges Hörspiel geboten, sodass Lucky Luke durchaus eine Empfehlung wert ist.

VÖ: 8. März 2019
Label: Karussell
Bestellnummer: 0602577170713


H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens – Box 3: Berge des Wahnsinns und andere Horrorgeschichten



William Dyer, ein angesehener Geologe, erfährt von neuen Plänen für eine Expedition in die Antarktis. Nur aufgrund dessen bricht er sein jahrelanges Schweigen und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen in den eisigen Weiten des Südpols. Denn die zunächst harmlos erscheinenden Fossilien, die er dort gemeinsam mit seinem Forscherteam gefunden hat, bergen ein Geheimnis, das die gesamte Menschheit auslöschen könnte...

Der riesige Fundus aus Geschichten, die H.P. Lovecraft hinterlassen hat, hat nun zu einer dritten Edition der nach ihm benannten „Bibliothek des Schreckens“ geführt. Die Veröffentlichung mit zwei MP3-CDs stammt wieder von Folgenreich und enthält neben der Titelgeschichte „Berge des Wahnsinns“ noch diverse Kurzgeschichten, sodass wieder ein dickes Paket geschnürt wurde. Allein die Titelgeschichte füllt eine der beiden CDs und läuft über fünf Stunden, die ungekürzte Lesung gibt dabei die langsame Entwicklung und den sich stetig aufbauende Schrecken gekonnt wieder. Feine Nuancen in der Zusammensetzung der Charaktere, sich entwickelnde Dynamiken, aber auch die unheilvollen Vorzeichen sorgen für eine dichte Stimmung, die gegen Ende völlig hervorbricht und ein heftiges, sehr intensives Szenario präsentiert. Insgesamt ist das manchmal etwas zäh, kann aber mit den vielen Feinheiten und einem packenden Finale punkten. Auf der zweiten MP3-CD werden noch sieben Kurzgeschichten dargeboten, die zwischen sieben Minuten und guten eineinhalb Stunden dauern. Besonders begeistert hat mich dabei „Die Katzen von Ulthar“, das in zwölf Minuten eine interessante und lebendige Szenerie aufbaut und interessante Gedankenanreize bietet. Doch auch die anderen Produktionen punkten mit ihrem teils eigenwilligen Aufbau, überraschenden Wendungen und sich immer intensiver werdenden Stimmungen. Und dann ist da noch „Der Schatten aus der Zeit“, eine eher unbekannte Geschichte des Horror-Großmeisters, die in über drei Stunden Laufzeit mit viel Wucht und feinen Abstufungen des dargestellten Grauens sehr hörenswert geraten ist.

Erzähler der Geschichten ist David Nathan, der mit seiner volltönenden und markanten Stimme bestens zu den düsteren Szenerien passt und diese gekonnt und auf den Punkt präsentiert. Seine Stimme nimmt dafür einen passenden, natürlich wirkenden düsteren Klang an, wobei er mit Tempo und Tonhöhe spielt, um in die teils trockenen Passagen mehr Leben zu integrieren, was ihm sehr gut gelingt. Er geht völlig in der jeweiligen Szene auf und schafft so viel Atmosphäre, wobei der Spannungsbogen gekonnt nachgezeichnet wird.

Wer bereits die beiden vorigen Teile der Serie kennt, wird beim Covermotiv keine große Überraschung erleben, lediglich die Farbe wurde hier zu einem düsteren Braun verändert, der schlichte Rahmen und der ansehnliche Schriftzug sind geblieben. Im Inneren gibt es eine ausführliche Auflistung der Tracks, sodass man die gewünschte Geschichte schnell wiederfinden wird.

Fazit: Auch der dritte Teil der Serie ist sehr lohnenswert und überzeugt mit der epischen, intensiven Geschichte „Berge des Wahnsinns“, das auch mit seinen feinen Facetten in den Beziehungen überzeugt. Aber auch die zweite MP3-CD mit weiteren, kürzeren Geschichten ist ein Kleinod für Fans des Horror-Autors, viele unterschiedliche, aber immer sehr intensive Stimmungen sorgen für Abwechslung und sehr gute Unterhaltung.

VÖ: 5. April 2019
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0602577308864


Lucky Luke – Hörspielbox Vol. 1



Gemeinsam mit seinem treuen Pferd Jolly Jumper ist Lucky Luke unterwegs im wilden Westen, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Das ist auch dringend notwendig, denn Korruption, Diebstahl und Schmuggel sind an der Tagesordnung. Doch Lucky Luke greift auch immer wieder ein, um in Not geratenen Menschen zu helfen und lässt nicht locker...

Lucky Luke ist eine der bekanntesten Comicfiguren überhaupt, doch neben diesem Medium gibt es auch filmische Umsetzungen als Trickfilm und in Realverfilmungen – und auch deutsche Hörspiele sind im Jahr 2002 entstanden. Karussell hat nun einige von diesen in einer Hörspielbox veröffentlicht, auf drei CDs sind insgesamt sechs Geschichten zu hören, was immerhin 160 Minuten ausfüllt. Wie auch schon die Vorlagen steht hier der Humor im Vordergrund, die lockere und lustige Atmosphäre enthält aber auch immer wieder durchaus spannende Momente, die in einigen actionreichen Momenten aufgelöst werden. Die Mischung ist gelungen, zumal der Verlauf der sechs Produktionen durchaus abwechslungsreich ist. Für den Revolverhelden wurden immer neue Situationen geschaffen, in denen er Menschen in Not beisteht oder Verbrecher dingfest macht. Immer wieder tauchen auch reichlich kauzige oder skurrile Charaktere auf, die Schwung in die Handlung bringen und der Szenerie zusätzlichen Charme verleihen. Das Wild-West-Thema der Serie kommt durchgängig gut zur Geltung und wird immer wieder durch Saloons, Schießereien oder Goldgräber unterstrichen, Begriffe wie Greenhorn oder Namen wie Calamity Jane ergänzen dies gelungen. Die Handlungen sind immer sehr einfach gestrickt, komplexe Zusammenhänge dürfen hier nicht erwartet werden – gemeinsam mit der jeweils kurzen Laufzeit und den jeweils in sich abgeschlossenen Geschichten ergibt das lockere und witzige Unterhaltung für zwischendurch.

Reent Reins ist hier als Lucky Luke zu hören, seine Stimme klingt wie immer markant und sehr präsent, von dem oft düsteren Unterton hat sich der wandlungsfähige Sprecher hier aber getrennt und passt damit sehr gut in die Atmosphäre der Serie und unterstreicht den plakativ dargestellten Charakter gekonnt. Wolf Frass ist der Erzähler der Geschichten und schlägt einen heiteren Ton an und führt damit betont und locker durch die Handlung. Robert Missler ist in verschiedenen Rollen zu hören, unter anderem auch als Jolly Jumper. Mir gefällt, wie er jeder Rolle etwas Einzigartiges verleiht und ihnen Witz und Esprit verleiht. Auch Ursula Vogel, Gerd Hinze und Kai Henrik Möller haben gleich mehrere Rollen in den sechs Geschichten inne.

Bei diesen Hörspielen merkt man deutlich die Entwicklung, die das Medium in den letzten Jahren durchgemacht hat. Zwar ist auch hier alles recht sauber zusammengesetzt und stimmig untermalt, die Geräusche wirken aber immer eine Spur zu plakativ. Musik ist nur spärlich eingesetzt und klingt ebenfalls eher schlicht, entwickelt dabei aber immerhin eine eigene Identität. Insgesamt eine durchaus charmante Umsetzung.

Was vielen zuerst zu Lucky Luke einfallen dürfte, ist der Spruch, dass er schneller als sein eigener Schatten schießt. Genau dieses Motiv ist vor rotem Hintergrund mit klaren Formen im typischen Comicstil der Serie umgesetzt. Die drei CDs befinden sich in einer dicken Plastikbox mit einem kleinen Booklet, das die wichtigsten Informationen zur Produktion, im Inneren aber auch ein weiteres Motiv aus den Comics und eine kleine Trackübersicht bietet.

Fazit: Schön, dass die Hörspiele wieder erhältlich sind, da sie unterhaltsam und kurzweilig geraten sind. Die kurzen Geschichten mit der oft temporeichen Entwicklung und einer großen Portion Action sind charmant umgesetzt und sind bestens zum Abschalten geeignet, aber auch Kinder werden ihre Freude an den sechs recht kurzen und prägnanten Geschichten haben. Die Atmosphäre des Wilden Westens kommt dabei immer gut zur Geltung.

VÖ: 8. März 2019
Label: Karussell
Bestellnummer: 0602577170676


Kleine Hexe Klavi Klack – Box 2



Pünktlich zur Mitternachtsstunde muss die kleine Hexe Klavi Klack als Spukgespenst Menschen heimsuchen – beispielsweise den gemeinen Ladenbesitzer Ede Schlitzohr. Doch was machen, wenn man doch mitten am Tag aufwacht oder sich etwas schlapp fühlt. Klavi Klack sucht dann die Hilfe anderer Menschen auf, doch muss immer wieder feststellen, dass nicht jeder mit offenen Karten spielt...

Von „Die kleine Hexe Klavi Klack“ sind Anfang der 80er Jahre acht Folgen entstanden und vorrangig auf LP und Kassette erschienen. Bei Maritim ist aber auch 30 Jahre später eine CD-Version in zwei Boxen erschienen, wobei auch in der zweiten Box vier Folgen auf drei CDs enthalten sind. Und immer wieder trifft Klavi Klack dabei auf Erwachsene, die sich falsch verhalten: Sie lügen, sind geizig oder sind einfach gemein zu ihren Mitmenschen. Klavi Klack weiß dies dank ihrer magischen Fähigkeiten meist schon vorher und stellt mit ihrer vorlauten Art entlarvende Fragen, fühlt ihnen auf den Zahn und erreicht damit meist, dass sie ihr Fehlverhalten einsehen oder zugeben. Besonders gut gefällt mir aber, dass es damit eben nicht zu Ende ist, sondern meist auch erklärt wird, dass das Handeln eine Ursache hat – und das ohne zu verschweigen, dass ihr Verhalten eben doch falsch war. Die einzelnen Episoden sind dabei meist voneinander getrennt und berühren sich nur in den Übergängen, in denen Klavi Klack von Ort zu Ort reist. Deswegen hat mir die dritte Episode besonders gut gefallen, da am Ende ein Bogen zwischen den kleinen Geschichten geschlagen wird. Die vierte Episode mit den verlassenen Tieren hingegen hängt enger zusammen, die ursprüngliche Szene zieht immer weitere Kreise. Insgesamt gefallen mir diese Folgen sogar noch etwas besser als die ersten vier, sodass mich diese Box sehr überzeugt hat.

Ursela Monn ist als Klavi Klack ganz wunderbar und legt viel Charme in ihre Stimme. Sie ist vorlaut, aber auch verständnisvoll, immer ein bisschen frech, manchmal sogar eine Spur arrogant, ist aber eben auch immer sympathisch und schafft so eine tolle Figur, die nicht nur Kinder auf ihre Seite zieht. Klaus Dittmann ist in verschiedenen Rollen zu hören und kann sowohl die anfängliche streitlustige Art als auch die spätere Zerknirschtheit seiner Charaktere sehr plakativ und treffend darstellen. Auch Gabriele Libbach ist in mehreren Rollen zu hören, auch sie greift die verschiedenen Stimmungen gekonnt auf und sorgt für einen lebendigen Ausdruck. Weitere Sprecher sind Edith Teichmann, Michael Maertens und Michael von Rospatt.

Der Titelsong der Serie wird in der gleichen schnodderigen Art gesungen, wie Ursela Monn die kleine Hexe spricht und bleibt mit der fröhlichen Melodie schnell im Ohr. Ansonsten sind die Szenenübergänge mit kleinen Heimorgel-Stücken gestaltet, während der Hintergrund mit vielen Geräuschen ausgestattet ist – nicht immer passend und manchmal etwas drüber, aber insgesamt gelungen.

Die Aufmachung der Box ist sehr schlicht geraten, auch die sehr dicke Plastikhülle nimmt recht viel Platz im Regal weg. Die Cover der Original-LPs sind hier abgebildet und werden durch einen etwas merkwürdigen Hintergrund und den einfachen Schriftzug ergänzt, während das beiliegende Booklet nur die wichtigsten Informationen enthält und nicht sehr ansehnlich gestaltet.

Fazit: Vier Folgen mit sehr vielen Episoden um Klavi Klack, die dabei meist die Untaten von Erwachsenen enthüllt, ihnen eine kleine Strafe angedeihen lässt, aber auch vergeben kann, sofern Besserung gelobt wird. Das macht Spaß und ist vielfältig geraten, wobei besonders die letzten beiden Folgen mit den enger zusammenhängenden Episoden punkten können. Schön, dass es diese Serie wieder zu kaufen gibt!

VÖ: 3. Juni 2016
Label: Maritim
Bestellnummer: 978-3-945624-54-8


H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens – Box 2: Der Schatten über Innsmouth und andere Horrorgeschichten



Ein junger Mann unternimmt eine Reise durch Neuengland, um Land und Leute kennenzulernen. Dabei strandet er auch in der verfallenen Hafenstadt Innsmouth, die schnell eine düstere Faszination auf ihn ausübt. Doch je länger er in der kleinen Stadt verweilt, desto mehr erfährt er über den Schrecken, den die Bewohner freiwillig auf sich genommen haben...

H.P. Lovecraft hat einen riesigen Fundus an Geschichten hinterlassen, dessen düstere und bedrohliche Stimmungen immer wieder deutlichen Einfluss auf die moderne Pop-Kultur. Folgenreich hat von der ihm gewidmeten Reihe „Bibliothek des Schreckens“ eine zweite Produktion veröffentlicht, die viele weitere Vertonungen seiner Geschichten enthält. Den größten Teil nimmt der titelgebende „Schatten über Innsmouth“ ein, der als inszenierte Lesung umgesetzt sind. Einige Rollen sind dabei verteilt, doch da die Erzählung an sich schon eher als Bericht, als Monolog umgesetzt ist, wirkt es doch eher wie ein Hörbuch mit einigen geschickt eingebundenen Geräuschen. Doch man kann sich sehr gut auf Lutz Riedel einlassen, der die Stimmung sehr intensiv wirken lässt und den steigenden Schrecken gekonnt umsetzt. Anschließend gibt es noch über eine halbe Stunde an Hintergrundinformationen über die Novelle, die ebenfalls sehr lebendig und interessant aufbereitet wurden. Mit etwa drei Stunden und 20 Minuten ist auf der ersten MP3-CD noch „Das Flüstern im Dunkeln“ an, wobei David Nathan als Erzähler ebenfalls eine sehr packende Atmosphäre schafft, zumal wieder ein ganz anderes Szenario aufbaut, das eine ganz andere Facette von Lovecrafts Schaffen zeigt. Muriel E. Eddys persönliche Erinnerungen an Lovecraft nehmen eine weitere halbe Stunde ein und sorgen für eine Annäherung an den Autor selbst. Die zweite CD bietet die komplette Geschichten-Sammlung „Jäger der Finsternis“ mit sechs weiteren Lesungen, die mal unter einer halben Stunde, mal knapp 120 Minuten laufen und an ganz unterschiedlichen Punkten ansetzen. Auch hier werden sehr starke, einprägsame Szenerien aufgebaut, die mit vielen Details ausgeschmückt sind und als Lesungen sehr gut funktionieren.

David Nathan ist mit seiner markanten Stimme eine Bereicherung für diese Produktion, er schafft es, die verschiedenen Stimmungen einzufangen und immer weiter auszubauen, wobei er auch die vielen Feinheiten der Geschichten gekonnt betont. Lutz Riedel spricht die Titelgeschichte sehr düster und dräuend, konzentriert sich immer voll auf den Moment, baut aber dabei auch den Spannungsbogen gekonnt auf. Gefreut habe ich mich sehr über die wunderbare Dagmar Berghoff, die Muriel E. Eddys Erinnerungen an den Autor sehr lebendig und betont spricht, was mir sehr gut gefallen hat. Auch Nana Spier, Torsten Michaelis und Frank Gustavus sind zu hören.

Die beiden MP3-CDs befinden sich in einem stabilen und ansehnlichen Digipack, welches natürlich ziemlich düster gestaltet und eher nüchtern gehalten ist. Neben dem Logo der Serie mit den beiden Totenschädeln gibt es keine weitere Zeichnungen, sodass das Cover fast schwarz mit nur wenigen Verzierungen am Rand spärlich geraten ist. Im Inneren gibt es eine übersichtliche Trackliste, sodass man die einzelnen Geschichten schnell wiederfindet.

Fazit: Diese Sammlung bietet zahlreiche unterschiedliche Geschichten, mal abendfüllend, mal als Kurzgeschichte, aber immer wird eine sehr düstere und bedrohliche Stimmung erzeugt. Die Lesungen sind mit starken Stimmen besetzt, die die jeweilige Atmosphäre sehr intensiv umsetzen. Gekonnt ergänzt durch zwei andere Texte bekommt man noch viel Hintergrundwissen über den Autor und sein Werk.

VÖ: 1. März 2019
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0602577308826


Northanger Abbey



Die verträumte Catherine Morland liebt die unheimlichen Schauergeschichten der großen Autoren ihrer Zeit, von Geistern, Schlössern und der großen Liebe. Umso erfreuter ist sie, als sie von ihrer neu gewonnenen Freundin Isabella Thorpe in ein solches Gemäuer eingeladen wird, um dort ein paar unbeschwerte Tage zu verbringen. Doch die ersten Liebesbanden stehen bald zwischen den beiden jungen Frauen...

Jane Austens Roman ist immer noch ein viel geliebter Klassiker und eine sanfte Persiflage auf die Geschichten der Schauerromantik. Genau diese Vorlage wurde nun von hr2 als aufwendiges Hörspiel umgesetzt, was atmosphärisch und lebendig geraten ist. Hauptfigur Catherine Morland wird mit ihrer liebenswerten Naivität und dem Hang zur leichten Überdramatik sehr gekonnt in den Mittelpunkt gerückt und sorgt für einen lebendigen Ausdruck der Handlung, wobei eben auch die unheimlichen Momente für Abwechslung sorgen. Die dann vorherrschende Stimmung wird intensiv und mit leisem, gut inszenierten Grusel versehen und oft mit einem Augenzwinkern aufgelöst. Es ist genau diese Kombination aus den Verwirrungen eines Teenagerlebens mit ihren ersten zarten Banden innerhalb einer Gruppe Gleichaltriger und den kleinen Gruselelementen, kombiniert mit einem sehr gelungenen Eindruck der damaligen Zeit mit gesellschaftlichem Dünkel sorgt für eine ausdrucksstarke Stimmung. Die Handlung konzentriert sich dabei immer voll auf die jeweilige Szenerie, in der sich Catherine befindet, die sich gekonnt miteinander verbinden und so eine dynamische Szenerie erschaffen. Dabei werden meist die geschliffenen Dialoge der Autorin umgesetzt, aber auch einige längere Erzählpassagen um Catherines fantasievolle Gedankenwelt sind sehr treffend und atmosphärisch umgesetzt. Die wunderbare Stimmung des Romans wird sehr gekonnt auch auf das Hörspiel übertragen und mit der sehr respektvollen Umsetzung vor dem Werk und den Figuren zum Leben erweckt. Eine sehr hörenswerte Produktion, die ich sehr gerne gehört habe.

Die Hauptfigur Catherine Morland wird von Anna Drexler sehr gelungen und lebendig umgesetzt, die sowohl ihre zarte und unsichere, aber auch die etwas überspannte Art mit feinen Facetten in der Stimme umsetzt und sich sehr variabel an die jeweilige Szenerie anpasst. Isabella Thorpe wird von Anne Müller gesprochen, die ihre Rolle ebenfalls mit viel Leben füllt und die Stimmung des Hörspiels dabei gekonnt aufgreift. Erzähler Ulrich Noethen geht sehr gut auf die Gefühlswelt der jungen Figuren ein und schafft mit seiner ruhigen Art sehr gezielt und treffend verschiedene Atmosphären, wobei er auch in den längeren Passagen die Spannung aufrechterhält. Weitere Sprecher sind Max Bretschneider, Julius Foster und Robert Dölle.

Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist sehr eingängig und atmosphärisch geraten, was insbesondere durch die stimmungsvolle Musik unterstrichen wird. Oft sind es Streicherarrangements, die die Dialoge voneinander trennen oder während der Erzähltexte zu hören sind, aber auch vielfältige Geräusche und glaubwürdige Halleffekte für die Stimmen sind treffend eingebaut, die die Szenerien in den alten Gemäuern zum Leben erwecken.

Die wunderschöne Aufmachung, die der Hörverlag dem Hörspiel auf den Leib geschneidert hat, ist durch die Bindung wie in ein kleines Buch sehr hochwertig umgesetzt. Dafür sorgt auch die Goldfolie, die das Cover ziert, die dicke und stabile Pappe sowie das umfangreiche, eingeklebte Booklet mit einem sehr ausführlichen Einleitungstext und vielen Zeichnungen und Fotos.

Fazit: Die ausführliche Umsetzung der bekannten Vorlage von Jane Austen ist mit fein verwobenen Stimmungen und vielseitigen Szenerien umgesetzt, sodass die Liebesverwicklungen ebenso treffend umgesetzt sind wie die unheimlichen Momente und das Erwachsenwerden der Charaktere. Die Handlung entwickelt sich gekonnt und unterhaltsam über verschiedene Stationen weiter, zumal auch die Umsetzung des hr2 sehr gelungen ist.

VÖ: 14. Oktober 2019
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844534498


Task Force Hamm II



Ruhm erntet man nicht gerade bei der Polizei in Hamm, zu verschlafen ist die Stadt, um wirkliche Verbrecher anzuziehen und für brutale Morde ist Hamm auch nicht gerade bekannt. Latotzke will aber wenigstens eine Gehaltserhöhung und übernimmt deswegen den Fall um einen ermordeten Mann, bei dem nur ein Laptop der Hinweisfindung dient. Er erhofft sich eine gute Bewertung von Vorderbäumen, der wiederum undercover in ein Altenheim einzieht...

Der sonntägliche Tatort in der ARD hat längst Kultstatus erlangt und fesselt Millionen von Zuschauern vor dem Fernseher. Als eigens produziertes Hörspiel mit eigenen Fällen hat die Krimireihe diese Popularität noch längst nicht erreicht, was die Veröffentlichung von weiteren sechs Episoden von „Task Force Hamm“ vermutlich nicht ändern wird – ein Schritt in die richtige Richtung ist es allemal. Und auch wer die erste Staffel nicht kennt, wird schnell in die Szenerie hineinfinden – die Figuren sind in jeder der sechs Folgen sehr prägnant dargestellt, sodass man sofort mit ihnen warm wird. Der Tonfall ist eher heiter, die Figuren foppen sich mit Vorliebe gegenseitig, es gibt Streitereien und Hassliebe zwischen den Ermittlern, was immer treffend in Szene gesetzt wurde. Es gibt dabei in jeder Folge verschiedene Schwerpunkte, sodass jeder der Charaktere mal im Mittelpunkt steht. Das wirkt lebendig und sorgt für zahlreiche Lacher, auch wenn die Figuren ab und an etwas überzogen wirken – allein der Dialekt ist beispielsweise etwas „drübba“. Neben diesen atmosphärischen Elementen gibt es natürlich auch Kriminalfälle zu lösen, und diese punkten mit einigen sehr guten Einfällen. Seien es die vielen eingebauten Chatnachrichten in „Dead Link“, der herrlich ironische Einsatz von Vorderbäumen samt nicht ganz logischer Schlussfolgerungen oder die vielen Reminiszenzen an klassische Krimis in „Cascabel“ - jede Folge ist sehr individuell gestaltet. Auch wenn die Fälle nicht sonderlich komplex sind, die Erzählweise sehr gradlinig ist und auf solche „Kinkerlitzken“ wie falsche Fährten kaum Wert gelegt wird, haben sie immer einen kleinen eingebauten Dreh, eine treffende Wendung, die „Task Force Hamm“ sehr eigenständig macht. Ein wenig Hang zu schrägen, humorbetonten Krimis sollte man schon haben, dann sind die sechs hier vorhandenen Episoden mit einer Laufzeit von immerhin über fünf Stunden aber ziemlich unterhaltsam.

Niemand anderes als Uwe Ochsenknecht übernimmt die Rolle des Kommissar Scholz, womit das Hörspiel der prominenten Besetzung der Fernseh-Tatorte in nichts nachsteht. Mit lockerer Sprechweise und humorigem Unterton schafft er einen sehr gelungenen Charakter, der sowohl im Fokus als auch im Hintergrund bestens funktioniert. Hans-Peter Hallwachs ist in der Rolle des Vorderbäumen sehr gut aufgehoben und hat hörbaren Spaß an dem Dienststellenleiter mit dem Hang zum einfachsten Weg, was sich schnell auch auf den Hörer überträgt. Sönke Möring bringt die Figur des Latozke ebenfalls auf den Punkt und unterstreicht die unterhaltsame Ausstrahlung der Handlung mit vielen witzigen Momenten. Weitere Sprecher Matthias Leja, Jasmin Schwiers und Serdar Somuncu.

Auch akustisch heben sich die Radio-Tatorte deutlich von den kommerziellen Hörspiel-Produktionen ab und gehen gerade in den Details oft andere Wege. Die Chatnachrichten in der ersten Episode sind mit zahlreichen elektronischen Geräuschen unterlegt, die Musik wirkt unangepasst und individuell, die Szenen wirken mal kühl und werden nur wenig untermalt, dann kommen wieder viele Geräusche zusammen – aber gut auf die Handlung abgestimmt ist es eigentlich immer.

Das gezeichnete Cover zeigt einen Mann am Steuer, während im Hintergrund ein Auto dem Ortsschild Richtung Hamm folgt. Auch das wirkt eher unangepasst, was durch die dicken, gelben Lettern auf schwarzem Untergrund noch unterstrichen wird. Die MP3-CD findet sich in einem etwas höheren Digipack wieder, wobei die einzelnen Folgen im Inneren neben den jeweiligen Sprechern auch eine kurze Inhaltsangabe verpasst bekommen haben.

Fazit: Der Tatort funktioniert als Hörspiel hier deutlich anders als die Filme, witziger, lockerer und auch nicht so komplex und vielschichtig. Die Charaktere machen Spaß, die Fälle bietet interessante Ansätze, die Umsetzung ist modern und unkonventionell. Und dann kommt noch jede Menge Lokalkolorit hinzu, sodass Hamm vielleicht auch in Zukunft nicht der place to be ist, aber hier gut zur Geltung kommt.

VÖ: 20. Mai 2019
Label: Schall & Wahn
Bestellnummer: 9783837143492


Tod unter Gurken 2



Der Hobbydetektiv Friedrichsberg und seine Freunde sind in einer dunklen Nacht aneinander gefesselt und beobachten einen Serienmörder, der gerade ihre Gräber aushebt. Doch besonders der schwergewichtige Friedrichsberg ist davon überzeugt, dass sie dem Irren entkommen werden und erinnert seine Freunde daran, welche Fälle sie schon gemeinsam gelöst haben...

„Never change a running system“ dachte sich auch Kai Magnus Sting, als er von seinem erfolgreichen Hörspiel „Tod unter Gurken" einen zweiten Teil produziert hat. Auch dieser ist natürlich wieder beim Hörverlag erschienen und punktet mit der gleichen Sprecherriege wie der erste Teil. Natürlich gibt es auch hier wieder charmante Oldschool-Krimis, an der Erzählweise hat sich allerdings doch etwas verändert. So gibt es eine Rahmenhandlung, die einen weiteren skurrilen Fall für den Hobbydetektiven Friedrichsberg darstellt und in einer nächtlichen Szenerie eine schier ausweglose Situation für ihn bereithält. Dass er diese wieder mit Witz und Scharfsinn löst, ist kaum verwunderlich, die Art und Weise wie dies geschieht, ist allerdings bemerkenswert und das macht schließlich auch den Reiz dieser Produktion aus. Denn auch die anderen hier präsentierten Fälle überzeugen mit sehr ungewöhnlichen Ansätzen und Themen, die ziemlich verdreht und verschroben wirken. Als Beispiel genannt sei ein Kongress von Kannibalen, bei dem der berentete Friedrichsberg zufällig landet und die Teilnehmer mit seinen wortgewaltigen Argumentationsketten völlig durcheinander bringt. Das ist auf den Punkt gebracht und sehr witzig, mit vielen frechen Sprüchen unterhaltsam geraten und bringt Schwung in das Genre. Und das auch, obwohl die Erzählweise durchgängig recht langsam ist und die Betonung auf den einzelnen Szenen liegen, nicht auf einem großen Zusammenhang. Die häppchenweise Darbietung dieser Szenen gefällt mir ebenfalls sehr gut, da durch die kurze Laufzeit der einzelnen Episoden der Reiz nie verloren geht. Dieser zweite Teil von „Tod unter Gurken" hat bei mir sogar noch etwas mehr gezündet als der Erste.

Die vier Sprecher machen auch hier wieder ihre Sache ganz hervorragend, wobei Jochen Malmsheimer in der Hauptrolle bis Friedrichsberg den größten Part hat und den robusten Rentner mit viel Charme, dem Hang zu großen Reden und einer wär prägnanten Sprechweise ausstattet. Bastian Pastewka sprüht wieder nur so vor Witz und seiner ganz eigenen Ausstrahlung, wobei besonders gut ist, wenn seine verschiedenen Charaktere einen verdatterten Ausdruck haben. Die wunderbare Anette Frier schlüpft mühelos in die unterschiedlichen Frauenrollen, mal streng oder zurückhaltend, mal extrovertiert und witzig, aber immer sehr treffend und vor allem humorvoll. Kai Magnus Sting ist ebenfalls in einigen Nebenrollen zu hören, auch er überzeugt mit seinen lebendigen Einsätzen.

Bei diesem Hörspiel kommt es vor allem auch die witzigen Momente und die schrägen Dialoge an, aber auch die akustische Umsetzung kann überzeugen. Die verschiedenen Szenerien werden mit effektiven Mitteln umgesetzt, sodass sowohl das nächtliche Begräbnis als auch der Kongress und die anderen Umgebungen gut zur Geltung kommen. Musik ist ab und an auch vorhanden und punktet dann mit zur Stimmung passenden Melodien.

Das Cover ist im gleichen Stil wie der erste Teil gehalten, sodass der Zusammenhang schnell deutlich wird. Wieder ist im Hintergrund eine Spirale aus gedeckten Farben zu sehen, während der Schriftzug in einem Banner von einem wilden Schwein geziert wird. Die mitwirkenden Sprecher sind neben einer Zeichnung der Hauptfigur auf sympathischen Fotos abgebildet. Der positive Eindruck zieht sich auch durch die restliche Gestaltung.

Fazit: Der zweite Teil von „Tod unter Gurken“ ist vielleicht noch einen Hauch skurriler und flüssiger erzählt als der erste, sodass er mir sogar noch besser gefallen hat. Ausdrucksstarke Charaktere und markante Szenerien sorgen dabei für ungewöhnliche Unterhaltung und einen flüssigen Verlauf, wobei die vielen witzigen Momente sehr gut zur Geltung kommen. Die Leistung der gerade einmal vier Sprecher in vielen verschiedenen Rollen ist dabei sehr lobenswert!

VÖ: 18. März 2019
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 9783844531824


Die Maschine steht still



Wie auch der Rest der Menschheit lebt Vashati in einer kleinen Zelle im Inneren der Maschine, die sich unter der Oberfläche der Erde erstreckt. Die Kommunikation mit anderen Menschen erfolgt vor allem über ein gigantisches Datennetzwerk, sodass sie ihre Zelle seit der Geburt ihres mittlerweile erwachsenen Sohnes Kuno nicht mehr verlassen musste. Als dieser beginnt, die Maschine zu hinterfragen, kommen auch bei Vashati Zweifel auf...

Der Roman „Die Maschine steht still“ stammt aus dem Jahr 1908, das nun eine Hörspielversion des NDR von dem erst kürzlich wiederentdeckten Werk produziert wurde, ist also eher ungewöhnlich – der ganz große Erfolg ist dem Werk ja nicht gelungen. Doch der dystopische Ansatz der Handlung hat im heutigen Kontext noch einmal eine ganz andere Wirkung und ist in Zeiten immer größerer Digitalisierung aktueller denn je. Die Handlung ist zu Beginn noch sehr langsam und ließe sich in wenigen Worten zusammenfassen, dafür gibt es einen sehr intensiven Eindruck von der Maschine und Hauptfigur Vashanti, deren Emotionen die sich veränderten Bedingungen des menschlichen Lebens sehr deutlich machen. Der fast komplett eingestellte zwischenmenschliche Kontakt, die völlige Abhängigkeit von der Maschine und die sinkende Menschlichkeit sind in vielen erschreckenden Äußerungen dargestellt. Mit dem Aufeinandertreffen mit ihrem Sohn Kuno und seinen Berichten bekommt die Handlung noch einmal einen neuen Dreh und erlaubt einen weiteren Blick auf die düstere Szenerie. Hinter allem steht natürlich ein noch größerer Knackpunkt, eine Bedrohung, die ebenso in der langsamen und auf den Moment bedachten Erzählweise vermittelt wird. Die technisierte Sprache, der Verlust der Individualität und die merkwürdig emotionslosen Menschen sorgen für eine Distanz des Hörers zu den Charakteren, ob man mit ihnen mitfiebert, von ihnen angeekelt ist oder Mitleid empfindet, wird wohl sehr unterschiedlich wahrgenommen. Das Ende führt unweigerlich zu einem Punkt, den man schon vorher präsentiert bekommt (und ja auch schon im Titel angedeutet wird), was ihr jedoch nichts von ihrer Intensität nimmt. Der philosophische Ansatz, die ausdrucksstarke Wortwahl, die ungewöhnliche Szenerie - „Die Maschine steht still“ ist bei weitem keine Massenware, sondern eine aufrüttelnde Produktion, die einen sehr fremdartigen Ausdruck hat.

Susanne Sachse übernimmt als Vashati eine der wichtigsten Rollen der Handlung und macht den neuen Typus Menschen begreifbar, lässt Empörung und Distanziertheit herausklingen und lässt ihre abgeflachte Gefühlswelt gekonnt zur Geltung kommen. Ihr Sohn Kuno wird von Rafael Stachowiak gesprochen, der sehr eindringlich klingt und so die Szenerie des Hörspiels unterstreicht. Sein Bericht lässt den Schrecken der Handlung ebenso wie seine tiefe Enttäuschung aufleben. Als Erzähler ist Achim Buch zu hören, der sich auf die technisierte Ausdrucksweise des Hörspieles einlässt, aber auch kommentierend und beurteilend einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Weitere Sprecher sind Susanne Reuter, Jörn Rüter und Josef Ostendorf.

Akustisch wird eine sehr beeindruckende Gestaltung geboten, eine stetige Geräuschkulisse vermittelt einen eingängigen Eindruck vom Leben in der Maschine. Auch die teils doppelten Stimmen und Verzerreffekte sind im Einsatz, was sehr vielfältig wirkt. Die Musik ist absolut ungewöhnlich und kombiniert mechanische Technoklänge mit hektischem Sprechgesang, andererseits aber auch harmonische Choralgesänge im Stil von Kirchenmusik. Das alles ist sehr eindringlich geraten und verpasst der Produktion einen sehr individuellen Klang, wodurch die Geschichte gekonnt unterstrichen wird.

Der Audio Verlag hat die CD-Version zu dem Hörspiel veröffentlicht und dazu ein stabiles Digipack gewählt, das auf dem Cover die vielen unterirdischen Waben mit kühlen Blautönen andeutet, während oben ein schmaler Bereich von einer stilisierten Sonne beherrscht wird - ein passenderes Cover hätte ich mir kaum vorstellen können. Im Inneren gibt es noch ein umfangreiches Booklet mit vielen weiteren Informationen und Fotos.

Fazit: „Die Maschine steht still“ ist keine leichte Kost, aber dennoch unbeschwert zu hören. Die Handlung ist auf ein Minimum eingedampft und konzentriert sich ganz auf den Moment, die Szenerie um die Maschine und das Leben in ihr. Dennoch ist ein hoch spannendes Werk entstanden, das die dystopischen Ansätze gekonnt betont und sehr eindringlich umgesetzt ist, wobei die überbordende Geräusch- und Musikkulisse sehr eigenständig wirkt. Ein künstlerisch wertvolles Hörspiel!

VÖ: 23. August 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409737


Das hässliche junge Entlein (Livekonzert)



Eine Entenmutter brütet sorgfältig ihre Eier aus, auch wenn ihr bereits auffällt, dass eines deutlich größer ist als die anderen. Auch als eben jenes Ei deutlich länger braucht, bis das Küken schlüpft, lässt sie sich nicht beirren. Als ihr Kind viel größer und unförmiger ist als ihre anderen Küken, verteidigt sie es vor den anderen Enten. Das hässliche junge Entlein hat irgendwann genug von dem bösartigen Spott...

Eine Konzertreihe mit dem WDR Big Band Orchester hat sich eine Reihe treuer Zuschauer (und Zuhörer) erarbeitet und ist dabei nicht nur bei Kindern, sondern wegen des musikalischen Anspruchs auch bei deren Eltern sehr beliebt. Beim Audio Verlag ist nun die Aufzeichnung eines dieser Live-Konzerte auf CD erhältlich, welche das bekannte Märchen von Hans Christian Andersen "Das hässliche Entlein" zum Inhalt hat. Zunächst wird aber vom Moderator, einem verrückten Professor, und seiner Assistentin eine lange Einführung geboten, die sich erst einmal nicht direkt dieser Geschichte widmet. Wer die beiden dargestellten Figuren kennt, wird sicherlich seine Freude an diesem Intro haben, etwas von dem Charme geht aber verloren, wenn man die Optik des Professors nicht vor Augen hat. Auch so wird aber gekonnt und mit einer gut erklärten Weisheit auf die Handlung eingestimmt. Der Hauptteil ist dann eine Mischung aus Konzert, Lesung und Spielszenen, die manchmal etwas sperrig wirkt und die Handlung oft gebremst wirken lässt, aber eben auch einen ganz eigenen Reiz entfaltet. Die Geschichte an sich ist ja meist eher traurig bis deprimierend, da das kleine Küken so viel Ablehnung verspürt, durch seinen Lebenswillen, die Freude auch an kleinen Dingen und einige eingebaute Gags wird dieser Eindruck aber immer wieder aufgelockert.

Dominik Freiberger übernimmt bei diesem Konzert zahlreiche Rollen und auch die Erzähltexte, die er locker und mit viel Charme präsentiert. Dabei zeigt er sich als echter Stimmkünstler und schlüpft mühelos in die unterschiedlichen Stilistiken, sodass eine lebendige Stimmung erzeugt wird. Doch auch alle anderen Sprecher machen ihre Sache hier richtig gut und lassen die kleine Geschichte für die Zuhörer lebendig werden.

Die Musik spielt hier natürlich eine sehr große Rolle - allein schon, weil sie so häufig zum Einsatz kommt. Die Stimmung wird dabei immer wieder gekonnt aufgegriffen und mal in kleinen Musikschnipseln, mal in längeren Passagen gekonnt ausgeweitet. Der Big Band Sound ist wohl gerade für Kinder etwas gewöhnungsbedürftig, aber gerade darum geht es bei diesem Projekt ja auch: Kindern durch die Kombination mit einer Geschichte für die Musik zu begeistern.

In klaren Formen ist das Cover gestaltet, das sehr stilisiert das Entlein inmitten eines Teiches zeigt, aber auch einen fliegenden Schwan im Hintergrund vor der untergehenden Sonne. Ob die gedeckten Farben und der ungewöhnliche Look für Kinder sonderlich ansprechend sind, bezweifle ich, qualitativ ist da Digipack aber gewohnt hochwertig – und das Cover ist ja nicht das einzige, bei dem hier neue Wege gegangen werden.

Fazit: Eine sehr besondere Neuinterpretation des bekannten Märchens, das locker erzählt ist und die traurigen Aspekte der Vorlage auch viele heitere Momente bietet. Die Musik als wichtigstes Stilelement ist sehr gelungen und bringt klassische Klänge, die so auch für die kleinen Zuhörer ihren Reiz bekommen. Eine hörenswerte Produktion, auch wenn man die bisherigen Teile noch nicht kennt.

VÖ: 24. Mai 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409034


Odyssee



Odysseus bricht von seiner Heimat Ithaka auf, lässt Frau und Kind zurück, ahnt aber noch nicht, dass seine Heimreise viele Jahre dauern soll. Immer wieder strandet er auf fremden Inseln, begegnet Zyklopen und Zauberinnen, trifft auf gefährliche Ungeheuer und muss sogar bis hinab in die Unterwelt steigen. Und auch seine Mannschaft sorgt für so einigen Aufruhr...

Die Odyssee ist eines der bekanntesten Werke der griechischen Mythologie und eine der wichtigsten Quelle für die Götter- und Heldensagen des Altertums. Doch daneben ist es auch eine sehr spannender und unterhaltsamer Mythos, der nichts von seiner Faszination verloren hat. Beim Audio Verlag ist nun ein klassisches Radiohörspiel des SWR2 erschienen, das genau diese Geschichten vertont hat und mit über drei Stunden Laufzeit recht umfangreich geraten ist – was für die Menge an präsentierten Episoden noch ziemlich wenig ist. Und so ist der Erzähler hier im Dauereinsatz, erzählt beispielsweise die Sage vom trojanischen Pferd fast allein und erhöht so zwar das Tempo, was aber leider etwas auf die Stimmung der Folge geht. Das Ganze wirkt deswegen stellenweise etwas nüchtern erzählt und bekommt einen hölzernen Ausdruck. Doch immer wieder gibt es auch Spielszenen, in denen die vielen Sprecher deutlich mehr zu tun haben und den Fokus so auf einzelne Elemente der langen Erzählung legen. So ist der Aufenthalt bei Circe recht ausführlich und stimmungsvoll geraten, aber auch die recht kurze Begegnung mit den Sirenen ist sehr gelungen umgesetzt worden. Beim Hören hilft es schon, eine Grundahnung der griechischen Mythologie zu haben, allein um die vielen Götternamen schnell einordnen zu können. Denn diese greifen immer wieder ins Geschehen ein, auch wird von ihren Eskapaden oder dem Spiel mit den Menschen berichtet. Der umfangreiche Bericht seiner langen Seereise wird natürlich mit seiner Rückkehr nach Ithaka und den damit verbundenen Herausforderungen beendet, für die noch einmal genügend Zeit eingeplant wurde, um dieses richtig zur Geltung kommen zu lassen. Die manchmal etwas gemächliche Erzählweise, die dann wiederum andere Episoden in einem schnellen Tempo durchpflügt, mal etwas aus der Zeit gefallen sein, mir hat das Hörspiel dennoch viel Freunde gemacht.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher ist hier zu hören, die vom einfachen Bauern bis zur mächtigen Göttin eine große Bandbreite präsentieren. Nicht jeder Sprecher wirkt dabei auch authentisch oder lebendig, einige Male wirkt der Text einfach nur abgelesen. Michael Degen macht seine Sache in der Hauptrolle des Odysseus aber sehr gut, mit intensiver Betonung und stimmig intonierten Abenteuerwillen ist so seine runde Titelfigur entstanden. Gudrun-Carola Frank hat ihre Stimme der Leukothee geliehen, sie macht ihre Sache sehr solide, hätte aber ab und an mehr Energie mit einbringen können. Wilhelm Borchert hat mir als Erzähler gut gefallen, indem er der Produktion eine passende Atmosphäre verleiht. Weitere Sprecher sind. Wolfgang Breitenstein, Monika Kroll und Hans-Gerd Kübel.

Das lange zurückliegende Produktionsdatum bedingt, dass hier noch alles analog aufgenommen wurde, auch die Geräusche sind noch sehr „klassisch“ aufgenommen und recht vordergründig eingefügt. Auch die Musik ist mit klassischen Instrumenten eingespielt und nimmt einen eher geringen Anteil an der Produktion ein. Das versprüht einen sehr eigenen und nostalgischen Charme, den man mögen muss – mir hat er sehr gut gefallen.

Der Audio Verlag hat den vier CDs ein hübsches Digipack spendiert, dessen schwarze Grundfarbe kontrastreich mit weißen und roten Elementen kombiniert wurde. Das Cover zeigt dabei eine Szene mit verschiedenen Helden der Geschichte und vermittelt altertümliches Flair. Und natürlich sind im Inneren wieder einige weitere Informationen zu finden.

Fazit: Homers „Odyssee“ wird hier in einer klassischen Radioproduktion dargeboten, die sehr abenteuerlich wirkt und die verschiedenen Stationen dieser berühmten Reise gekonnt darbietet. Es gibt viele unterschiedliche Situationen, heftige Kämpfe, mystische Begebenheiten, Intrigen und Ränkespiele, was sehr lebendig umgesetzt ist. Wer tiefer in die griechische Mythologie eintauchen möchte, kann dies hier auf sehr unterhaltsame Weise tun.

VÖ: 31. Januar 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409478


Honoré de Balzac – Die große Hörspiel-Edition



Geizig und eifersüchtig über sein Vermögen wachend verkennt das Oberhaupt der Familie Grandet die Macht der Leidenschaft, die seine weltfremde Tochter Eugenie beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Cousin verspürt... (Eugenie Grandet)
Als liebender Vater hat sich Gariot völlig dem Leben seiner Töchter gewidmet. Der ehemalige Nudelfabrikant merkt aber nicht, wie sehr das Geld auch seine privaten Beziehungen durchdrungen hat (Vater Gariot)
Lucien Chardon wird durch seine hübsche Gestalt und sein Talent als Schriftschneller zum Günstling einer Dame aus der besseren Gesellschaft. Doch als die beiden sich verlieben, droht ein Skandal auszubrechen, der ihren Ruf völlig ruinieren könnte... (Verlorene Illusionen)
Ihren angeheirateten Cousin, den Baron von Hulot, zu vernichten, seine gesellschaftliche Stellung zu schwächen und seine sexuelle Gier bloßzustellen, hat Lisbeth zu ihrer Lebensaufgabe gemacht und spinnt dafür einige Intrigen... (Cousine Lisbeth)

Honoré de Balzac hat in seinem Romanzyklus „Die menschliche Komödie“ sein Lebenswerk gesehen und über 90 Romane verfasst, um die damalige Gesellschaft möglichst facettenreich und entlarvend darzustellen. Auch heute noch gehört er damit zu den angesehensten französischen Schriftstellern, zumal seine Werke immer noch gesellschaftliche Relevanz haben. Der Hörverlag hat nun vier Hörspiele nach seinen Romanen in einer Box veröffentlicht, von denen drei vom Deutschlandfunk stammen und aktuelle Produktionen sind, aber auch aus dem Jahr 1971 ist eine Umsetzung zu hören.
„Eugenie Grandet“ widmet sich dabei vor allem der Tochter aus reichem Hause, die von ihrem Vater streng bewacht weltfremd und ohne eigenes Leben aufwacht. Dass sie sich davon nicht erholt und nie so recht ins wahre Leben findet, ist ebenso ein Kernelement wie die Erkenntnis, das Geld allein eben nicht glücklich macht. Die Umsetzung konzentriert sich sehr auf die Sprecher und die meist recht langen Dialoge. So erkennt man bald kleinste Gefühlsregungen an den Charakteren, deren unterschiedliches Auftreten für den Reiz dieser Produktion sorgt.
Diese Themen werden auch bei „Vater Goriot“ aufgegriffen, der gesellschaftliche Kontext aber stärker betont. Dadurch wird das persönliche Schicksal etwas breiter gefächert über verschiedene gesellschaftliche Schichten präsentiert. Moral sowie das Streben nach Erfolg und Ansehen werden in einen gelungenen Kontrast gesetzt. Die Umsetzung aus dem Jahr 2017 hält sich auch sprachlich eng an die Vorlage und wirkt dadurch etwas sperrig, wird in den vermittelten Emotionen aber immer wieder zugänglicher gemacht.
Die Umsetzung von „Verlorene Illusionen“ stammt aus dem Jahr 1971 und fällt deswegen ein bisschen aus dem Rahmen, ist durch die lebendige Handlung aber recht zugänglich und unterhaltsam geraten. Aufstieg und Fall der Personen liegen hier nahe beieinander, sodass sich der Hörer auf immer neue Voraussetzungen einstellen muss. Das braucht einiges an Konzentration, lohnt sich aber wegen der hintergründigen Symbolik des Werkes.
„Cousine Lisbeth“ ist das dynamischste und lebendigste Werk dieser Sammlung, die zahlreichen Eskapaden, die fein gesponnenen Intrigen und die Boshaftigkeit der Hauptfigur sorgen für einen unterhaltsamen Verlauf. Auch die eingebauten psychologischen Aspekte sind sehr reizvoll eingebaut. Die Umsetzung wirkt modern und lässt die damalige Zeit greifbar werden.

Felix von Manteuffel ist als Baron Hulot einer der vielen Sprecher in den vier Hörspielen, seine unverkennbare Stimme und seine scharfe, treffende Sprechweise sorgen für einen intensiven Eindruck seiner Figur und rücken seine Emotionen sehr nahe an den Hörer heran. Astrid Meyerfeld setzt mit ihrer Stimme als Lisbth Fischer eine beachtliche Bandbreite an verschiedenen Stimmungen sehr treffend um und spielt dynamisch mit Unterton, Schnelligkeit und Energie. Auch Peter Weis hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, auch seine Stimme sticht positiv hervor und sorgt für einen eingängigen Ausdruck. Weitere Sprecher sind Gerd Wameling, Leonie Rainer und Peter Matic.

Der Klang aller vier Produktionen ist sehr klar, auch die Aufnahmen von 1971 kommen ohne störendes Grundrauschen aus. Die akustische Gestaltung ist hier jeweils sehr unterschiedlich, aber immer treffend gelungen. Musik und Geräusche halten sich aber eher zurück und lenken den Fokus immer auf die Sprecher und ihre Dialoge.

Die insgesamt 12 CDs finden sich in einem dicken Schuber wieder, das neben diesen noch ein umfangreiches Booklet beinhaltet. Darin sind nicht nur die Mitwirkenden an den Produktionen aufgelistet, sondern auch ein umfangreicher Begleittext von Barbara Vinken ist vorhanden, der hilft, das Gehörte besser einzuordnen.

Fazit: Eine sehr umfangreiche Sammlung, die vier Umsetzungen des Autors beinhaltet. Die scharfen Beobachtungen und die gesellschaftlichen Themen, die fein gezeichneten Charaktere kommen in jeder der Produktionen gut zur Geltung. Am besten hat mir „Cousine Lisbeth“ gefallen, das mit seinem bissigen Unterton am lebendigsten wirkt.

VÖ: 1. Oktober 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2975-3


Der goldene Handschuh



Jeden Abend verbringt Fiete in der Hamburger Kneipe „Der goldene Handschuh“, wo sich der Bodensatz der Hamburger Unterschicht sammelt und Fanta-Korn trinkt. Doch neben dem Alkohol ist Fiete auch den Frauen zugetan und lockt diese in seine verdreckte Wohnung, nur um sie dann zu schlagen, zu vergewaltigen und zu Sklavinnen zu machen...

„Der goldene Handschuh“ hat in seiner Verfilmung für Furore gesorgt, einige Jahre zuvor wurde der Roman von Heinz Strunk aber bereits vom NDR als Hörspiel umgesetzt, welches nun vom Audio Verlag auf CD veröffentlicht wurde. Für Zartbesaitete ist die Geschichte dabei übrigens nichts – explizite Gewaltdarstellung, derbe Sexszenen, ein Frauenbild voller Verachtung und Fäkalsprache vermischen sich und sorgen für zahlreiche Tabubrüche. Die Handlung wird dynamisch aufbereitet, die eigentlichen Szenen werden durch einen Erzähler und Schnipsel aus einer Gerichtsverhandlung ergänzt, es gibt ein paar Zeitsprünge und schnelle Wechsel. Doch es gibt auch recht lange Szenen, in denen der Zuhörer tief in den Charakter von Fiete eindringt, seine inneren Mechanismen erkundet und dabei einen abgewrackten Trümmerhaufen entdeckt. Dieser wird durch Szenen aus seiner Kindheit und Jugend erklärt, aber keinesfalls entschuldigt. Und auch der Umgang mit den richtig heftigen Gewaltdarstellungen ist gelungen: Es wird nicht an grausigen und frauenverachtenden Details gespart, aber in neutralem Tonfall darüber berichtet – der Hörer wird dadurch gezwungen, sich selbst sein Urteil zu bilden. Sympathieträger findet man hier nirgends, höchstens Mitleid wird mit den Opfern geweckt. Die Handlung ist nicht sonderlich ausgeprägt, sondern geht nur langsam voran, was den Blick auf psychologische Feinheiten erlaubt. Es bleibt ein sehr heftiger Eindruck, der noch durch die Erkenntnis verschärft wird, dass die Handlung auf wahren Begebenheiten basiert.

Das Sprecherensemble widmet sich dem anspruchsvollen Stoff mit Feingefühl und ohne Scheu vor unprätentiösen Figuren. Lars Rudolph steht als Fiete im Mittelpunkt und verleiht seiner Figur unglaublich viele Facetten – von seinen Gewalt- und Machtphantasien über die bodenlose Enttäuschung über das Leben bis hin zu seiner Gleichgültigkeit menschlichem Leben gegenüber ist das sehr packend und nuanciert geraten. Ulrike Krumbiegel ist als Gerda, eines seiner Opfer zu hören, auch sie spricht sehr detailreich, weckt aber auch keinerlei Sympathie für ihre Figur, was den Reiz des Hörspiels noch weiter erhöht. Christoph Romanek setzt mit scharfer, schneidender Stimme als Rechtsanwalt in der Gerichtsverhandlung ein deutliches Gegengewicht und kommentiert die Vorgänge mit viel Wucht. Weitere Sprecher sind Sebastian Rudolph, Katja Brügger und Elga Schütz.

Kontrastreich geht es bei der akustischen Umsetzung zu, die oft den Fokus ganz auf die Dialoge legt und lediglich einige passende Geräusche hinzufügt, dann aber auch bei den Szenen im goldenen Handschuh mit bekannten Schlagern der 70er Jahre für Abwechslung sorgt. Eine packende Herangehensweise, die die Wucht der Erzählung noch weiter unterstreicht.

„Dieses Hörspiel ist nur bedingt jugendfrei“ steht als Aufdruck auf der Rückseite des stabilen Digipacks, was meines Erachtens ziemlich tief gestapelt ist – als Film wäre zu Recht ein dicker „FSK 18“- Aufkleber vorhanden gewesen. Das Cover setzt das Motiv der Buchvorlage um und zeigt ein schwarz-weißes Porträt von Fiete auf rotem Untergrund, aus genau diesen drei Farben besteht auch die restliche Gestaltung, die noch ein Foto von Lars Rudolph bereithält.

Fazit: „Der goldene Handschuh“ wühlt tief in den Abgründen der menschlichen Seele, reiht eine Ungeheuerlichkeit an die nächste. Brutalste Gewalt, Abgestumpftheit und Allmachtsphantasien reihen sich aneinander, geben den Blick auf kaputte Seelen preis, was oft in einem überraschend neutralen Ton und dennoch sehr eindringlich geraten ist. Die Umsetzung als Hörspiel ist wegen der hervorragenden Sprecher bestens gelungen.

VÖ: 18. April 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742411877


Janosch – Der kleine Tiger und der große Mut



In einer dunklen Nacht hört der kleine Tiger auf einmal ein merkwürdiges Geräusch – und es stammt nicht von dem friedlich schnarchenden Bären. Unbedingt will der kleine Tiger herausfinden, woher dieses Geräusch kommt... (Der kleine Tiger und der große Mut)
Eigentlich verbringen der kleine Tiger und der kleine Bär den ganzen Tag gemeinsam. Doch auch der Maulwurf fühlt sich manchmal einsam, weswegen der Bär einige Zeit mit ihm verbringen will. Und so bleibt dem Tiger nur, mit der Tigerente zu sprechen... (Mein Freund, die Tigerente!)

Die Geschichten von Janosch haben sich zu Klassikern der heimischen Kinderliteratur entwickelt, besonders die Figuren des kleinen Bären und des kleinen Tigers haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt. Florian Fickel hat sich nun für Oetinger Audio neue Geschichten um die beliebten Figuren ausgedacht und setzt diese als Hörspiel um, wobei der zweite Schwung mit zwei neuen CDs recht kurz nach dem Start erschienen ist – und auch diese enthalten wieder zwei kürzere Episode. Die Titelgeschichte von „Der kleine Tiger und der große Mut“ spielt sogar noch auf einige andere Geschichten des Autors an, was die große Liebe unterstreicht, mit der diese Hörspiele umgesetzt werden. Die Handlung ist natürlich wieder recht simpel geraten und konzentriert sich schnell auf die unheimlichen Nächte, die für Kinder genau das richtige Maß an Spannung enthalten. Toll ist auch, dass das Geheimnis bald aufgelöst wird und die Geschichte dennoch nicht aufhört, sondern noch zu einem richtig schönen und ein bisschen lehrreichen Ende geführt wird. „Mein Freund, die Tigerente“ ist sogar noch ein bisschen kürzer geraten und wird in 16 Minuten erzählt, wodurch auch ein eher knapper Ausdruck entsteht. Doch auch hier kommen die Charaktere sehr gut zur Geltung und wird am Ende eine stimmige und passende Moral geboten, zumal gleich mehrere kindliche Verhaltensweisen in den kleinen Tiger herein projiziert werden. Wortwahl, Erzählweise und Tempo wirken wie bei den Originalgeschichten, sodass auch nach vielen Sätzen ein „sagte der kleine Bär“ nicht fehlen darf – was aber in der zweiten Episode etwas zu oft im Einsatz ist.

Stefan Kaminski steht in beiden Episoden als kleiner Tiger noch ein bisschen mehr im Mittelpunkt als in den vorigen Episoden, füllt die Rolle aber auch mit so viel Charme, Witz und Frechheit aus, dass man den liebenswerten Charakter sofort ins Herz schließt. Ingo Albrecht ist als listiger Fuchs zu hören und spricht die Rolle durchaus hinterhältig und verschlagen, ohne aber dabei die zuhörenden Kinder zu erschrecken. Michael Pans aufgeweckte Sprechweise passt wunderbar zum Schnellen Hasen, auch er fügt sich sehr gut in die Atmosphäre der Serie ein. Weitere Sprecher sind Fritz Rott, Santiago Ziesmer und Bern Grimm.

Nach dem aufgedrehten und sehr schwungvollen Titellied vor den beiden Episoden geht es während der Handlung etwas ruhiger zu. Die Umsetzung fokussiert sich dann auf eine stimmige und lebendige Geräuschkulisse, die aber nie zu sehr in den Vordergrund tritt und von den Dialogen ablenkt. So entsteht eine sehr ausgewogene Mischung, die gut durchdacht ist.

Zu den beiden Geschichten gibt es ein hübsches Titelbild, welches auch gut zu den meisten anderen Episoden gepasst hätte: Tiger und Bär spazieren darauf über einen Baumstamm über einen Fluss, was mit vielen hübschen Details ausgeschmückt ist. Das Innere ist übersichtlich aufgebaut und enthält die üblichen Angaben zur Produktion.

Fazit: Zwei weitere Episoden der Serie, die mit ihrer Kürze und der so liebenswerten Atmosphäre wieder nicht nur Kinder erfreuen. In den kleinen Geschichten passiert nicht fürchterlich viel, dennoch ist immer eine kleine Moral eingebaut. „Mein Freund, die Tigerente!“ ist nicht ganz so stark wie die erste Episode, eine sehr hörenswerte ist aber allemal gelungen.

VÖ: 25. Februar 2019
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837310955


Das Phantom der Oper



Schon seit Jahren scheint ein geheimnisvolles Phantom der wahre Herr über die Pariser Oper zu sein. Doch als der neue Intendant sich weigert, seine ihm angestammte Loge freizuhalten und die von ihm protegierte Sängerin Christine in wichtigeren Rollen zu besetzten, zeigt das Phantom, welche Macht er tatsächlich über das weitläufige Gebäude hat...

„Das Phantom der Oper“ gehört auch heute noch, über 100 Jahre nach seinem Erscheinen, zu den bekanntesten Romanen – und zu einem mit den meisten Umsetzungen. Eine weitere ist nun dazu gekommen, beim Audio Verlag ist eine Vertonung des rbb kultur als „Kunstkopfhörspiel“ vor. Wer dies über Lautsprecherboxen hört, wird kaum einen Unterschied zu einem „normalen“ Hörspiel feststellen, bei einem Kopfhörer ist das aber schon ganz anders: Stimmen und Geräusche kommen hier aus allen Ecken, von oben und unten, rechts und links, auch Bewegungen lassen sich dabei sehr genau erhören. Das allein ist schon sehr gelungen, die Umsetzung an sich aber ist es ebenfalls. Der bekannte Stoff wird hier sehr ausführlich in immerhin zwei Stunden Laufzeit erzählt, was sehr viele Feinheiten zulässt. So wird beispielsweise deutlich intensiver als sonst die unheilvolle Beziehung zwischen Christine und dem Phantom betont, noch mehr Seitenarme hinzugefügt und eine sanfte Modernisierung der Erzählung umgesetzt. So sind viele Feinheiten hinzugekommen, wurde die Handlung mit feinsinnigen Details ausgeschmückt, wobei sehr behutsam mit dem ursprünglichen Werk umgegangen wurde. Betont werden außerdem die vielen unheimlichen Szenen der Geschichte, was sich besonders im letzten Drittel zeigt, wenn das Phantom ein sehr perfides Spiel mit den Protagonisten zeigt. Toll, wie dieser Charakter hier noch intensiver beschrieben wird und eben nicht das unnahbare Monster bleibt, dennoch aber nichts von seiner düsteren Faszination verloren hat. Mir gefällt außerdem die Dynamik dieser Umsetzung – da wird auch mal ein Zeitungsbericht zitiert, der Erzähler gewechselt oder die spannende Wirkung einer Szene voll ausgekostet. Sicherlich eine der besten Umsetzungen, die es von „Das Phantom der Oper“ aktuell gibt.

Die Sprecherliste ist beeindruckend und sehr gut zusammengestellt, so sind beispielsweise Regina Lemnitz, Gerd Wameling und Udo Schenk zu hören. Die Hauptsprecher sind jedoch andere: Mirco Kreibich übernimmt die Rolle des jungen Raoul mit viel Energie und einem sehr präzisen Sinn für das richtige Timing. Sein älteres Pendant wird von Matthias Habich übernommen, der viel Emotionen in seine Stimme legt und damit sehr eng mit der Geschichte verbunden ist, obwohl er seinen Bericht so viele Jahre später verfasst hat. Marina Frenk ist als Christine ebenfalls sehr gut besetzt, ihre feine und doch kraftvolle Stimme setzt sie sehr lebendig ein, um die vielen Zwiespälte ihrer Figur treffend einzufangen. Fabian Hinrichs sorgt als Phantom gerade zu Anfang für viele mystische Momente und wohliges Gruseln. Im späteren Verlauf, besonders in einer besonders dramatischen Szene, hat er meinen persönlichen Geschmack nicht immer getroffen, die Gefühle, die dargestellt werden sollten, aber mit viel Wucht vermittelt.

Die Produktion des Hörspiels ist sehr hochwertig gelungen und versetzt die Sprecher in absolut glaubwürdige Kulissen und Klangbilder, die faszinieren. Die Aufnahmen fanden in den jeweils passenden Umgebungen statt, was den authentischen Eindruck unterstreicht. Doch auch die Geräusche wirken sehr greifbar und sind absolut gelungen. Ebenfalls eine große Rolle spielt natürlich die Musik, die bei diesem Thema natürlich klassisch anmutet und die damalige Zeit aufleben lässt.

Sehr hübsch ist die Gestaltung der Doppel-CD gelungen, die sich in einem mehrfach aufklappbaren Digipack befindet. Das Titelbild ist künstlerisch und ansprechend, die stilisierte Maske und die Rose passen sehr gut zu dem schwarzen Hintergrund und den auffälligen Schriftzug. Im Inneren gibt es neben den Angaben zur Produktion und einem Filmfoto noch einige einleitende Worte zu Hörspiel und Autor sowie Fotos vom den Aufnahmen.

Fazit: Das klassische Werk von Gaston Leroux ist hier in einer hervorragenden Umsetzung vorhanden, die mit sehr guten Sprechern und einer sanften Modernisierung überzeugt. Die Schwerpunkte der Handlung wurden gelungen gewählt und sorgen für eine große Facettentiefe. Auch die Vertonung als Kunstkopfhörspiel ist mit dem dreidimensionalen Eindruck sehr hörenswert.

VÖ: 18. April 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742410016


Star Wars - Die letzten Jedi



Zwar hat die junge Schrottsammlerin Rey einen der letzten verbliebenen Jedi-Ritter Luke Skywalker ausfindig gemacht, dieser weigert sich aber standhaft, dem Imperium die Stirn zu bieten. Erst als er einen Hilferuf seiner Schwester Leia Organa erhält, die von den immer weiter zurückgedrängten Widerständlern berichtet, ist er bereit, Rey auszubilden...

Mit „Die letzten Jedi“ wird die Hauptreihe der Star Wars-Filme um ein weiteres Kapitel fortgesetzt – das vorletzte. Und wie auch schon der direkte Vorgänger und die anderen Filme der Saga gibt es „Die letzten Jedi“ auch als Filmhörspiel. Die Handlung ist dabei gut durchdacht und beachtet sowohl die „alten“ wie auch die neuen Helden. Sehr gefällt mir die Rolle von Leia Organa als Führerin des Widerstands, der in dieser Episode noch einmal an Bedeutung gewinnt und in eindrucksvollen und spannenden Szenen dargeboten wird. Aber auch ihr Bruder Luke hat gemeinsam mit Rey einen starken Handlungsstrang, der sich sehr gut mit den anderen Teilen verbietet. Und neben den wilden Schlachten und den erbitterten Kämpfen wird eben auch wieder von Intrigen, Verrat und Schachzügen im Verborgenen berichtet. Das clevere Konstrukt wartet mit einigen Überraschungen auf. Dabei wurden für die Anpassung als Hörspiel mit einer Kürzung von 152 auf 76 Minuten zahlreiche Nebenarme weggelassen, was einerseits die Handlung strafft, aber eben auch viele Details zur Seite fallen lässt. Die fehlenden optischen Informationen werden von einem zusätzlichen Erzähler vorgetragen, der recht schnell in die Dialoge geschnitten ist und diese so ergänzt, ohne dass sich die Szenen in die Länge ziehen würden. Das ist nicht schlecht gelöst, kann aber natürlich nicht die optimale Umsetzung wie in eigens produziertes Hörspiel bieten.

Stefan Günter übernimmt die Rolle den Finn mit viel Engagement und Energie, sodass er viele Feinheiten des Charakters herausarbeitet und eine lebendige Sprechweise präsentiert. Julien Haggege hat mir als Kylo Ren sehr gut gefallen, der vielschichtigen Rolle verleiht er einen treffenden Klang, was auch ohne die Mimik von Adam Driver sehr gut funktioniert. Susanna Bonasewicz ist natürlich wieder als Leia Organa zu hören, lässt ihre Stimme kraftvoll und gereift gleichzeitig klingen, sodass sie die Entwicklung der mutigen Frau greifbar macht. Weitere Sprecher sind Alexander Doering, Kaya Marie Möller und Torsten Michaelis.

Da hier die Original-Tonspur des Filmes zu hören ist, bekommt man natürlich auch die aufwendige Geräuschkulisse zu hören. Das täuscht nicht darüber hinweg, dass gerade die Actionszenen ohne die Bilder gebremst wirken, sorgt aber für die passende Weltraum-Atmosphäre. Die Musik ist pompös und aufwendig produziert und verfehlt ihre Wirkung auch hier nicht.

Das Cover zum Hörspiel zeigt wenig überraschend das Filmplakat im typischen Stil der Filmreihe. Die wichtigsten Charaktere sind darauf in einer Art Collage zu sehen, umgeben von rot leuchtenden Laserschwertern, zahlreichen fliegenden Raumschiffen und deren Laserstrahlen und dem unverkennbaren Schriftzug der Reihe. Im Inneren des kleinen Booklets gibt es zahlreiche weitere Fotos aus dem Film zu sehen.

Fazit: Die Handlung an sich ist spannend erzählt und wird hier auf das Wesentliche reduziert dargeboten. Das erhöht zwar das Tempo, lässt aber auch einige wichtige Details außer Acht, sodass man hier nur die grobe Richtung der Geschichte geboten bekommt. Die Umsetzung als Filmhörspiel ist gelungen, nimmt aber die Dynamik aus den Kampfszenen, manchmal fehlen dann eben doch die Informationen durch die Bilder.

VÖ: 30. November 2018
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0050087406004


Achtung! Hurrikan-Gefahr



Die Wetterstationen an der amerikanischen Küste melden sinkenden Luftdruck und eine Kaltfront – ein Hurrikan kündigt sich an. Sofort werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Auch ein Flugzeug hebt ab, um die Sturmfront aus der Luft im Auge zu behalten...

„Die original Hörspiele“ von Sándor Ferenczy haben nun auch in einer kleinen Reihe beim Audio Verlag ihren Platz auf CD gefunden, wobei „Achtung! Hurrikan-Gefahr“ bereits der letzte Teil ist und den Abschluss bildet – mehr von den kleinen Episoden sind Ende der 50er Jahre einfach nicht entstanden. Es ist natürlich sehr erfreulich, dass nun alle dieser Hörspiele erhältlich sind, dennoch ist es ärgerlich, dass diese CD mit nur zwei Episoden gerade einmal 24 Minuten läuft – diese hätten noch locker auf die anderen Teile der Reihe gepasst. Die erste Episode, die der CD dann auch ihren Namen gegeben hat, ist dabei nach dem gleichen Muster wie die anderen Hörspiele aufgebaut: Es wird beschrieben, wer in einer Extremsituation wem Meldung macht, was daraufhin passiert, wie eine ganze Kette aus Ereignissen in Gang gesetzt wird und wie alles zusammenläuft. Doch es gibt hier eine deutliche Änderung: Einige der Protagonisten geraten selbst in höchste Gefahr, was die Dramatik noch einmal deutlich steigert. „Am Marterpfahl“ ist die zweite Episode und sicherlich nett gemacht, aber dann eben doch sehr unspektakulär und deutlich konventioneller. Erzählt wird ein Indianerabenteuer, das einer der Protagonisten allerdings nur träumt – die Zeit der Kämpfe und Überfälle ist nämlich auch schon zur Zeit der Entstehung der Hörspiele längst vorbei, wie auch gleich zu Anfang berichtet wird. Schade, dass diese recht schwache Episode ganz am Ende steht und dann auch noch die Hälfte dieser sehr kurzen CD einnimmt.

Wolfgang Schwarz ist in der ersten der beiden Episoden als Erzähler im Einsatz und führt im Stile eines Radiomoderators durch die Handlung, spricht ernst und nüchtern, was den Eindruck einer Reportage noch weiter verstärkt. Diverse andere Sprecher haben meist nur Nebenrollen für wenige Sätze, beispielsweise als Funker. Unter ihnen sind Hans Irle, Charles Brauer und Kurt Langanke. Die zweite Episode wird von Max Schweigmann erzählt, der ein bisschen mehr Schwung und Dramatik einbringt und das Abenteuer der drei Jungen so lebendiger erscheinen lässt. Michael Klapsch ist als jüngster der Brüder Niki zu hören und spricht seine Passagen leider recht hölzern und aufgesetzt.

Musik findet in diesen Hörspielen kaum statt, der Fokus der akustischen Gestaltung liegt eindeutig auf den Geräuschen. Diese erklingen eher im Hintergrund und wirken manchmal etwas blechern, was wohl vor allem dem Alter der Aufnahmen geschuldet ist. Die vielen Sounds sorgen aber für eine glaubhafte Atmosphäre, sei es das Prasseln des Regens, das Piepen der Funkgeräte oder das wilde Geheul des Indianerstammes.

Das Cover zeigt das Flugzeug, das auch im Hörspiel beschrieben wird, inmitten eines stürmischen und mit Wolken verhangenen Himmels. Die kühle und bläuliche Farbgebung mit den wenigen roten Elementen ist stimmig umgesetzt, während die restliche Gestaltung schlicht und übersichtlich in einer ähnlichen Farbgebung gehalten ist.

Fazit: Schade, dass diese CD so kurz geraten ist und dann auch noch eine der schwächsten Episoden der Reihe enthalten ist. „Am Marterpfahl“ weicht mir zu deutlich vom sonstigen Konzept ab, während „Achtung! Hurrikan-Gefahr“ einen sehr starken Eindruck macht – wie immer nüchtern und im Stil einer Reportage.

VÖ: 22. März 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409027


Unterleuten - Das Hörspiel



Linda Franzen ist mit ihrem Partner Frederik Wachs aus der großen Stadt in das beschauliche Örtchen Unterleuten gezogen, musste allerdings vorerst ihren geliebten Hengst Bergamotte zurücklassen. Der Hof soll zu einem Gestüt ausgebaut werden, doch schon kurz nach der Ankunft wird ihnen der Umbau seitens der örtlichen Behörden verweigert. Als dann auch noch ein Windpark in dem brandenburgischen Dorf gebaut werden soll, beginnt die so heile Fassade der Bewohner immer weiter zu bröckeln...

Julie Zehs Roman „Unterleuten“, benannt nach dem Dorf, in dem die Handlung angesiedelt ist, hat sich über viele Wochen in den Bestseller-Listen gehalten und für Gesprächsstoff gesorgt. In Kooperation von rbb und NDR ist daraufhin ein Hörspiel nach dem Roman entstanden, der im Nachgang auch beim Hörverlag als Kauf-Version mit sechs CDs und einer Laufzeit von über fünf Stunden erschienen ist. Der Roman bildet das Leben in dem kleinen Dorf gekonnt ab, wobei einige Wandlungen der Strukturen und insbesondere der geplante Bau des Windkraftwerkes für den Antrieb sorgen. Wie es in Dörfern dieser Größe nun einmal ist, sind die Beziehungen untereinander komplex und vielschichtig, aktuelle Entwicklungen gründen auch hier nicht selten auf jahrzehntealte Ereignisse. Das wird hier sehr gekonnt dargestellt und in einer recht verschachtelten Erzählweise dargeboten. Dafür wird auch gesorgt, indem die Geschichte aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Viele Charaktere werden in den Mittelpunkt gerückt, von jedem erfährt man häppchenweise Motivation und Hintergrund, natürlich nebst der aktuellen Handlung. Das ist gerade am Anfang etwas unübersichtlich, zumal hier auch kein Namensregister oder ähnliches beiliegt. Die recht häufige Wiederholung von Namen tut aber gut und sorgt mit der Zeit für ein besseres Verständnis. Diverse Intrigen, undurchsichtiges Gebaren und auch der Konflikt zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen sind unterhaltsam aufbereitet, wobei das Tempo recht schwankend ist – mal scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen, mal kostet die Autorin eine bestimmte Szene, eine Emotion oder ein Beziehungsgeflecht voll aus. Durch die vielen Perspektivwechsel, die eingebauten Rückblenden und die sich immer weiter aufheizende Stimmung ist das sehr dynamisch und unterhaltsam geraten, sodass „Unterleuten“ nicht nur wegen des sehr gelungenen Wortspiels im Titel überzeugt.

Hilmar Eichhorn ist in der Hörspielumsetzung als Rudolf Gambrowski zu hören und versucht erst gar nicht, dem unsympathischen Geschäftemacher mit seinem umtriebigen Verhalten positive Seiten abzugewinnen, sondern spricht ihn hart und abweisend, was einen sehr präsenten Eindruck der Figur hinterlässt. Sehr gut als sein Gegenspieler Kron ist Jaecki Schwarz besetzt, der mit markantem Auftritt und gekonnten Akzenten für viel Aufsehen sorgt. Axel Prahl konnte als Bodo Schaller gewonnen werden und beweist, dass er mit seiner Stimme sehr feinsinnig glaubhafte Stimmungen erzeugen kann. Weitere Sprecher sind Ulrike Krumbiegel, Boris Aljinovic und Tanja Wedhorn.

Musik wird hier recht sparsam eingesetzt und nur an sehr wenigen Stellen zur Steigerung der Stimmung eingesetzt, sodass dies von den Sprechern selbst sehr gelungen erledigt wird. Die Szenerien sind aber allesamt mit einer passenden Geräuschkulisse unterlegt und wirken so sehr realistisch und eingängig. Gut gefällt mir auch, dass die Sprecher in ihren kurzen Erzählpassagen einen leicht anderen Klang haben, sodass man diese gut von den Dialogen unterscheiden kann.

Die sechs CDs finden sich in einer dicken, aufklappbaren Pappbox wieder, die von dem Titelbild des Buches geziert wird und den seltenen Vogel aus Unterleuten porträtiert. Das beiliegende Booklet hat nicht nur Kurzbiografien zu zahlreichen Sprechern und Autorin Juie Zeh parat, sondern auch einige Fotos, die bei den Aufnahmen zum Hörspiel entstanden sind.

Fazit: „Unterleuten“ ist ein ungewöhnliches Hörspiel geworden. Der Einstieg fällt dabei durch die vielen handelnden Personen und das komplexe Beziehungsgeflecht nicht gerade leicht, das Dranbleiben lohnt sich aber. Denn die vielseitig eingebrachten Themen sind sehr gut miteinander verbunden und sorgen für einen sehr unterhaltsamen Verlauf mit vielen fein abgestimmten Winkelzügen und Wendungen. Sehr schön, dass mal nicht heile Dorfidylle gezeigt wird, sondern diese Fassade immer weiter bröckelt.

VÖ: 29. Oktober 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2980-7


Antares 8



Ein letzter Einsatz steht für den Raumtransporter „Antares 8“ an, bevor die bereits eingespielte Besatzung das Nachfolgemodell übernehmen soll. Doch die Kontrollüberprüfung eines Meteoriten gerät zum Desaster, als sich herausstellt, dass ein feindlich gesinntes Volk außerirdischer Wesen die Antares 8 in eine hinterhältige Falle lockt...

Fast alle der heutigen Hörspielproduzenten sind selbst mit dem Medium aufgewachsen, wobei einige Produktionen einen besonders prägenden Effekt hatten. Bei Oliver Döring war dies das Science Fiction-Hörspiel „Antares 8“, welches er nun gemeinsam mit Tontechnikers digital restauriert und in seinem eigenen Label Imaga veröffentlicht hat. Das Setting ist sehr klassisch geraten und bietet eine sehr spannende Handlung an. Sicherlich ist es nicht sonderlich innovativ, dass ein außerirdisches Volk eine Invasion der Erde plant, um an einen wichtigen Rohstoff zu kommen, doch allein die Wahl dieses auf ihrem Heimatplaneten raren Elementes ist ungewöhnlich – nicht das einzige sehr interessante Element. Denn die Invasoren sind auf die Besatzung angewiesen, um ihren Plan durchzuführen, sodass ein erbittertes Kräftemessen beginnt. Jede Partei versucht, die Lage zu ihren Gunsten zu drehen und so den Ausgang zu kontrollieren, was sehr spannend und dramatisch geraten ist. Eine tolle Produktion, die noch durch den direkten Nachfolger „Antares 9“ auf einer zusätzlichen CD ergänzt wird. Der Auftrag ist ein ganz anderer, es kommt eine politische Note mit ein, aber durch eine sehr prägnante Figur aber auch eine sehr amüsante Note. Die Gags zünden ebenso wie die geheimnisvolle Note um einen vermuteten Verräter, dennoch kann der ganze Reiz des ersten Teils nicht erreicht wird – die Handlung zerfranst dazu etwas zu sehr und wird nicht so stringent erzählt. Dennoch handelt es sich hier um eine sehr gelungene Veröffentlichung, die mit wirklich viel Spaß gemacht hat.

Ursela Monn hat als Tatjana eine der wichtigsten Rollen und gehört direkt zur Besatzung der Antares. Sie spricht sehr ausdrucksstark, in den passenden Momenten aber auch mit einer gehörigen Portion Ironie und Bissigkeit, was immer sehr lebendig wirkt. Auch Klaus Dittmann ist als Claude in einer der Hauptrollen zu hören, er wirkt immer sehr präsent und zeichnet den Spannungsbogen der Folge gekonnt mit seiner Stimme nach. Edith Teichmann ist in der Rolle einer Außerirdischen zu hören und setzt gekonnte Akzente, klingt wunderbar kühl und bösartig, was sie zu einer sehr gelungenen Antagoistin werden lässt. Weitere Sprecher sind Michael von Rospatt, Rüdiger Schulski und Heidi Schaffrath.

Die Restauration und das neue Mastering der beiden Hörspielen hat sich definitiv gelohnt, der Klang beider Produktionen ist sehr klar und von störendem Rauschen befreit. So kommt die sehr klassische Umsetzung des Hörspiels sehr gut zur Geltung, was sowohl für die überraschend wuchtige Musik als auch für die vielen eingebauten Geräusche gilt, die sich stimmig in die Handlung einfügen.

Das Cover wurde von der Plattenveröffentlichung übernommen und um einige grellgelbe grafische Elemente ergänzt, ist im Inneren aber noch einmal als alternatives Titelbild ohne diese Aufdrucke zu finden – ebenso wie das Cover zum Nachfolger. Auch ein einleitender Text und eine ausführliche Übersicht der Mitwirkenden ist zu finden.

Fazit: Science Ficiton in Reimform verpackt in zwei in sich abgeschlossenen Geschichten, dazu ziemlich kultig und einen Hauch nostalgisch erzählt: „Antares 8“ ist mit seinem hohem Tempo und der gradlinigen Erzählweise äußerst unterhaltsam, während sein Nachfolger noch einen ziemlich schrägen Humor einbaut. Eine sehr gelungene Veröffentlichung – sei es zum wieder- oder neuentdecken.

VÖ: 25. Januar 2019
Label: Imaga
Bestellnummer: 978-3-9462-0742-9


Janosch – Als der Tiger einmal Bär sein wollte



Der kleine Tiger ist fest davon überzeugt, dass er auch ein wunderbarer kleiner Bär wäre. Und so beschließen die beiden in einer Wette, die Rollen zu tauschen. Doch schon beim Frühstück merkt der kleine Tiger, dass das Bär-Sein ganz schön anstrengend ist... (Als der Tiger einmal Bär sein wollte)
Der kleine Bär und der kleine Tiger finden ein Rätsel, das auf einen geheimnisvollen Schatz hindeutet. Bald sind auch ihre Freunde voller Feuer und Flamme, sodass sie sich gemeinsam aufmachen, um den Schatz zu finden. Doch leider kann keiner von ihnen so recht die Himmelsrichtungen auseinander halten... (Der größte Schatz der Welt)

Neben seinem eigenen Label floff hat Florian Fickel nun auch Hörspiele für Oetinger Audio produziert, die sich nach der Geschichtenwelt von Janosch richten, aber eben neue und bisher unbekannte Geschichten präsentieren. Nachdem die ersten beiden CDs schon überzeugt haben, geht es nun mit „Als der Tiger einmal Bär sein wollte“ ebenso stark weiter. Fickel beweist dabei, dass er sich nicht nur wunderbar in dieser nicht von ihm erdachten Welt zurechtfindet und den Charme der Figuren absolut treffend umsetzen kann. Er zeigt vielmehr auch, dass sein Wortwitz einfach treffend ist und er sehr kreativ verschiedene Stimmungen schaffen kann. Dazu sind auch hier wieder zwei kürzere Episoden vorhanden, die die Aufmerksamkeitsspanne der mitunter sehr jungen Zuhörer nicht überfordern und dennoch nicht zu einfach oder eindimensional geraten sind. „Als der Tiger einmal Bär sein wollte“ spielt mit der Idee, in eine andere Rolle zu schlüpfen und spielt dabei sehr mit der besonderen Beziehungen und den Eigenschaften der beiden Hauptfiguren. In vielen kleinen Dialogen, die vom Erzähler stimmig verkettet werden, zeigt sich bald schnell, dass jeder seine eigenen Stärken hat – und dass das auch gut so ist. Nicht minder liebevoll ist „Der größte Schatz der Welt“ aufbereitet, in dem die Freunde auf eine turbulente Schatzsuche gehen und dabei mit Pfiff und Geduld so einige Hindernisse überwinden. Dass Ende dieser Episode ist dann wieder so herzerwärmend und putzig, wie man es von den Janosch-Geschichten gewohnt ist. Wieder ein sehr gelungenes Hörspiel, dass modern wirkt und dennoch die zeitlosen Ideen Janoschs umsetzt.

Zum Gelingen tragen auch wieder die wundervollen Sprecher bei, die die Figuren so charmant und liebenswert klingen lassen. Stefan Kaminski ist wunderbar als kleine Tiger und bringt die positive Energie, das Spielerische und auch etwas Eigensinnige der Figur bestens zur Geltung, sodass der kleine Kerl einem schnell ans Herz wächst. Uwe Büschken ist als müder Maulwurf zu hören und passt wunderbar in die Stimmung der Folge, bringt aber auch eine ganz eigene Note mit ein. Erzähler Jürgen Kluckert hat mir sehr gut gefallen, seine Stimme klingt sehr warm und liebevoll, wodurch auch seine Passagen sehr lebendig wirken. Weitere Sprecher sind Michael Pan, Cathlen Gawlich und Ingo Albrecht.

Der sehr fröhliche und schwungvolle Titelsong der Serie ist auch hier wieder eine gelungene Einleitung und greift die fröhliche und unbeschwerte Grundstimmung auf. Auch die Umsetzung der Handlung gefällt mir sehr gut, viele Geräusche und einige harmonisch eingebaute Melodien unterstreichen die lebendige Atmosphäre, lenken aber nicht von der eigentlichen Geschichte ab, was gerade für die kleinen Hörer wichtig ist.

Das Cover greift natürlich die sehr hübsche Optik der ursprünglichen Janosch-Zeichnungen auf, wurde aber extra für dieses Hörspiel angefertigt. Zu sehen sind Tiger und Bär, die sich gegenseitig in den jeweiligen Farben anmalen. Das Innere ist sehr schlicht geraten, enthält aber alle wichtigen Informationen sowie eine übersichtliche Trackliste.

Fazit: Der kleine Tiger und der kleine Bär sind auch hier wieder äußerst liebenswert und mit viel Witz umgesetzt, wobei sich Florian Fickel eng an die Vorlagen hält und dennoch seinen eigenen Stil mit einbringt. Denn auch die anderen Figuren haben mir sehr gut gefallen, zumal die sehr liebevollen Geschichten auch noch eine hübsche Moral enthalten. Sehr gelungen!

VÖ: 18. März 2019
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837310948


Peter Pan



Alle Menschen werden älter – bis auf Peter Pan. Eines Nachts verirrt sich der Junge in das Schlafzimmer der Kinder der Familie Darling und überredet Wendy und ihre Brüder John und Michael dazu, ihn nach Nimmerland zu begleiten. Dort lebt er mit einer Truppe wilder Kinder und lebt sorglos und mit vielen Abenteuern, nur bedroht durch die Piraten der Jolly Rogers und ihren Kapitän Hook...

„Peter Pan“ aus der Feder von J. M. Barrie ist einer der absoluten Klassiker der Kinderliteratur. Auch Umsetzungen zum Hören gibt es schon einige, der WDR hat im Jahr 2018 eine neue produziert, die auch beim Audio Verlag auf zwei CDs erschienen ist. Da stellt sich die: Braucht es ein weiteres Hörspiel nach der bekannten Vorlage? In diesem Fall lässt sich die Frage mit einem klaren Ja beantworten, denn die Umsetzung ist sehr liebevoll geraten, klingt wunderschön und beleuchtet noch einmal andere Aspekte, die manchmal etwas untergehen. Mit 82 Minuten Laufzeit sind dabei andere Dinge kürzer ausgefallen oder werden kaum behandelt, so ist beispielsweise die anfängliche Szene im Haus der Darlings recht kurz, die Kinder brechen schnell in Richtung Nimmerland auf. Auch die Figur der Tinkerbell kommt nicht allzu viel Aufmerksamkeit, ihre Wut und ihre boshafte Eifersucht werden aber gut eingebracht. Und dafür gibt es dann eben andere Schwerpunkte, das Hörspiel konzentriert sich auf einige innere Konflikte der Protagonisten und besonders auf Peter Pan, dessen Grundzüge sehr gut zur Geltung kommen – und eben nicht nur als abenteuerlustiger und witziger Junge, sondern auch als Egoist und selbstsüchtiger Junge, der sein Glück über das seiner Freunde stellt. Besonders die letzten Szenen, in denen es um die Rückkehr der Darling-Kinder zu ihren Eltern geht, haben mich sehr überzeugt und bilden ein ruhiges, aber sehr intensives Finale. Auch die abenteuerliche Atmosphäre der Vorlage kommt hier sehr gut zur Geltung, Piraten, Indianer, wilde Verfolgungsjagden, exotische Orte, das alles fügt sich sehr stimmig zusammen. Toll ist dabei besonders die markante Figur des Kapitän Hook mit dem ihn ständig verfolgenden Weckerticken, was mal einen leicht anderen Einschlag bekommen hat. In dieser Umsetzung gibt es viel zu entdecken – für Hörer, die Peter Pan zum ersten Mal entdecken als auch für solche, die die Geschichte schon auswendig können.

Neben vielen unbekannten, aber sehr engagierten und passenden Sprechern gibt es auch gestandene Sprecher, allen voran Andreas Fröhlich als Erzähler. Mit seiner charmanten und witzigen Art bringt er einen gewissen Zauber in seine Passagen mit ein, hat hörbare Freude an der Geschichte und macht seine Sache so richtig gut. Kilian Land ist als Peter Pan zu hören und legt besonderen Wert auf die Zwiespältigkeit der Figur. Vordergründig fröhlich und abenteuerlustig kann er eben auch die eigensinnigen und schnell beleidigten Züge des Jungen hervorheben. Michael Kessler ist als Kapitän Hook zu hören, der sich laut durch die Handlung poltert, aber auch lustige und fast ein wenig nachdenkliche Passagen spricht und so eine sehr interessante Figur schafft, die sich von einem reinen, klassischen Bösewicht abhebt. Weitere Sprecher sind Paula Fritz, Arved Birnbaum und Arnd Klawitter.

Auch akustisch wird in dieser Umsetzung das volle Programm geboten, was sich insbesondere in dem vielfältigen Einsatz der Geräusche zeigt. Im Hintergrund ist hier fast immer etwas los, ohne von den Dialogen abzulenken, sodass man schnell das Gefühl hat, mitten in Nimmerland zu stehen. Ebenso ist die Musik sehr stimmig ausgewählt, die eingesetzten Melodien passen sehr gut zur Handlug und schmücken diese weiter aus.

Wunderschön ist das Covermotiv zu der Veröffentlichung, bei dem Peter, Wendy und ihre Geschichte durch den nächtlichen Himmel schweben und sich ihre Silhouetten von einem riesigen Mond abheben. Ergänzt durch das geöffnete Fenster, durch das der Betrachter zu schauen scheint, ist das ein tolles Titelbild für das insgesamt sehr hübsch gestaltete Digipack. Warum es hier aber unbedingt zwei CDs sein mussten, erschließt sich mir nicht ganz – 82 Minuten aufzuteilen wäre vielleicht nicht unbedingt notwendig gewesen.

Fazit: Diese Neuinterpretation des Kinderbuchklassikers überzeugt mit einigen Schwerpunkten, die man vorher vielleicht nicht so auf dem Schirm hätte. Dabei wird das Original mit viel Respekt an das neue Medium angepasst, wobei eben nicht nur die abenteuerliche und magische Handlung im Vordergrund steht, sondern eben auch die Charaktere und ihre ganz eigenen inneren Konflikte. Sehr hörenswert!

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0472-5


Homo Faber



Der Schweizer Ingenieur Walter Faber ist auf seiner Flugreise nach Venezuela alles andere als begeistert, neben dem aufdringlichen Herbert Hencke zu sitzen und überlegt sogar, bei einem Zwischenhalt nicht noch einmal an Bord zu gehen. Erst als er herausfindet, dass es sich um den Bruder seines alten Studienfreundes handelt, ist er aufgeschlossener. Doch dann kommt es zu Turbulenzen, und das Flugzeug muss notlanden...

In Zusammenarbeit von Hessischem Rundfunk und dem Hörverlag ist 2018 eine Hörspielversion von Max Frisch' Werk „Homo faber“ erschienen – und damit über 60 Jahre nach der Veröffentlichung der Vorlage. Bei dem Transport in das neue Medium sind alle Beteiligten sehr sorgfältig vorgegangen und haben sich immer eng an die Vorlage gehalten und eben doch die Vorteile des Hörspiels mit der Konzentration auf Dialoge genutzt. Auch hier gibt es noch einige monologartige Passagen, auch sind die vielen sprachlichen Feinheiten mit der sehr differenzierten Verwendung einiger Worte erhalten geblieben, wie ein schlicht vorgelesenes Buch wirkt diese Produktion aber nie. Zwei große Abschnitte sind hier auszumachen, einerseits die oben angerissene Bekanntschaft zu Herbert Hencke und seinem Bruder, andererseits die Begegnung mit einer schönen Fremden, die ihn an seine Jugendliebe erinnert und eine unheilvolle Beziehung zu ihm aufbaut die – so viel sei verraten – tragisch endet. Beides wird sorgfältig aufgebaut und demontiert den zunächst so rationalen und technisch orientierten Ingenieur, konfrontiert ihn mit einigen Zufällen und einer dramatischen Liebe voller wechselhafter Emotionen, was ihn in seinen Grundfesten erschüttert. Zahlreiche andere Motive sind ebenfalls mit eingebunden und können entdeckt werden, auch beim mehrfachen Hören entdeckt man immer neue Details oder Bezüge. Dabei hilft es, sich ein wenig in der griechischen Mythologie auszukennen, um die diversen Querverweise zu erkennen – wenn nicht wird man zwar trotzdem allem folgen können, wird aber eben einige Kommentare nicht verstehen. Im Grunde stellt Frisch jedoch auf sehr interessante Art und Weise die Frage, was den Menschen glücklich macht – sich damit zu beschäftigen und sich gleich mehrere Stunden intensiv mit den Charakteren und ihren Entscheidungen auseinanderzusetzen sorgt auf jeden Fall nicht nur für unterhaltsame Momente, sondern regt auch den einen oder anderen Gedankenanstoß an.

Matthias Brand übernimmt die Hauptrolle des Walter Faber und spricht sehr präzise, jede Betonung hat ihre Bedeutung und gibt das von Frisch erdachte Wortgefüge sehr genau wieder. Und er macht auch auf emotionaler Ebene die Figur begreifbar, lebendig und wechselt bald von der nüchternen Sprechweise zu gefühlsbetonteren Momenten hin. Paula Beer ist in der Rolle der Sabeth zu hören, sie klingt sehr natürlich und frisch, auch sie bringt die Figur auf den Punkt und arbeitet die Rolle akribisch aus. Eva Mattes ist als Hanna zu hören, Walters Jugendliebe, die in ihren Szenen sehr präsent wirkt und durch ihr Aura auch darüber hinaus im Gedächtnis nachhallt. Weitere Sprecher sind Ueli Jäggi, Valery Tscheplanova Sascha Nathan.

Die hr-Bigband sorgt bei dieser Produktion für die musikalische Begleitung, wobei viele Musiker mit ihren Instrumenten natürlich auch eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmungen erzeugen können. So wird für jede Szene ein passendes Kleid geschneidert, wobei die Bläser oft im Vordergrund stehen, sich aber auch in das klangvolle Gesamtgebilde einfügen können.

Ganze sechs CDs umfasst diese Produktion, wobei eine noch einmal die tolle Musik Revue passieren lässt und einige Stücke ohne die Sprecher zu Gehör bringt. Zudem ist auf der vorletzten CD noch ein Werkstattbereicht enthalten, neumodisch wohl Making Of genannt was einige interessante Aspekte an den Tag bringt und eine neuartige und sehr gelungene Ergänzung ist. Die dicke Box ist mit dünnen Plastikhüllen für die einzelnen CDs gefüllt, ergänzt um ein umfangreiches Booklet mit zusätzlichen Informationen und Bildern.

Fazit: „Homo faber“ als eines der zentralsten Werke von Max Frisch wurde in diese Hörspieladaption sehr sorgfältig behandelt, der Transport in das Medium ist bestens gelungen. Nicht nur, weil die Sprecher ihre Sache hervorragend machen, sondern auch weil alles so respektvoll angegangen wurde und sich nicht allzu weit vom Original entfernt wurde. Ein Stück Weltliteratur in einer stimmigen Umsetzung.

VÖ: 1. Oktober 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2976-0


Sodom und Gomorrha



Marcel ist nach langer Zeit in die Kreise des Adels aufgestiegen und entdeckt, dass hinter der zurückhaltenden Kulisse zahlreiche Eskapaden vorherrschen – insbesondere auch zwischen Männern. Zunächst hat er große Freude daran, dem Treiben distanziert und analysierend zuzuschauen, doch als er sich in die faszinierende Albertine verliebt, wird auch er in diese lasterhafte Welt hineingezogen...

Das zentrale Werk des französischen Schriftstellers Marcel Proust in der siebenteilige Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, welchen er in einem Zeitraum über 14 Jahre schrieb und der mit fast 7.000 Seiten die eigene Sicht Prousts auf sein Leben beschreibt. Einen Teil daraus, „Sodom und Gomorrha“, wurde vom Hörverlag in Zusammenarbeit mit SWR und dem Deutschlandfunk nun als aufwendige Hörversion produziert, herausgekommen sind über fünf Stunden Laufzeit. Dabei sind die einzelnen Rollen zwar mit zahlreichen Sprechern besetzt, der Hauptteil wird jedoch von Michael Rotschopf als Ich-Erzähler getragen, sodass die Produktion stellenweise eher wie ein Hörbuch wirkt – zumal die wörtliche Rede bei dieser Rolle auch sehr zurückhaltend eingesetzt wird. Proust ist zudem nicht gerade dafür bekannt, leicht zugänglich zu sein, was sich auch hier bewahrheitet. Denn er legt nur wenig Wert auf eine temporeiche Handlung, sondern seziert eher genüsslich die Charaktere, breitet den Moment in allen Einzelheiten vor dem Hörer auf, setzt scheinbare Kleinigkeiten in den Mittelpunkt des Geschehens und schafft es so, den Blick hinter die Oberfläche, hinter den schönen Schein zu lenken. Das erfordert vom Hörer dann auch einiges an Durchhaltevermögen und Konzentration. denn trotz des langsamen Tempos fällt es überraschend schwer wieder in die Handlung zu finden, wenn man einmal den Faden verloren hat. Man muss offen für die langen Ausführungen sein, sich aufmerksam den präzise gewählten Worten widmen, in denen jede Silbe wichtige Bedeutung zu haben scheint. Dann aber bekommt man nicht nur ein umfassendes Bild der damaligen höheren Gesellschaft und den handelnden Charakteren, sondern wird auch mit der mal subtilen, mal offenkundigen erotischen Komponente konfrontiert, die nicht den Mittelpunkt der Handlung ist, sondern stets Mittel zum Zweck ist.

Michael Rotschopf trägt die Rolle des Marcel Proust mit einer präzisen und scharfkantigen Sprechweise vor, immer mit Würde, mit Volumen in der Stimme, sodass ein intensiver Eindruck entsteht. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf den Kern des Romans, auf die genaue Beobachtung der Charaktere und nimmt sich dabei selbst keinesfalls aus. Lilith Stangenberg ist in der Rolle der Albertine zu hören und schafft eine sehr gekonnte Balance zwischen Ernsthaftigkeit und kecken Momenten, sie passt sich immer an die jeweilige Szenerie an und bringt ihre Rolle zum Strahlen. Gerd Wamling bringt den Aspekt der subtilen Erotik besonders gut zur Geltung, auch der Baron de Charlus bekommt durch ihn eine präsente Aura verliehen. Zahlreiche weitere starke Sprecher sind zu hören , unter ihnen Corinna Kirchhoff, Gabriele Heinz und Matthias Habich.

Ebenso aufwendig wie das umfangreiche Sprecherensemble ist auch die musikalische Umsetzung der Produktion geraten, die mit nicht weniger als 20 Musikern nebst Dirigent Pablo Druker besetzt ist. Da gibt es viele klassisch anmutende Momente mit kleinen, eingebauten Melodien, die einen Monolog oder sanft ein Gespräch untermalen, Szenen voneinander trennen und dabei die Stimmung unterstreichen. Doch es gibt auch ungewöhnliches zu hören, wie eine singende Säge oder eine neues Zusammenspiel der Instrumente, sodass auch experimentelle und sehr passende Momente entstehen.

Die fünf CDs lagern in einzelnen, dünnen Plastikhüllen in einer dicken, stabilen Klappbox, die sehr hübsch gestaltet ist und auf einem Grund die Nahaufnahme einer exotischen Blume zeigt. Der Star der Aufmachung ist jedoch das umfangreiche Booklet mit vielen Infos zu den Mitwirkenden und einigen einleitenden Worten – unter anderem auch, warum man sich hier für eine neue Übersetzung des Werkes entschieden hat.

Fazit: Sehr kleinteilig seziert Marcel Proust in seinem Werk die gehobene Gesellschaft mit ihren vielen kleinen und großen Geheimnissen, was einerseits einen scharfen Blick erlaubt, andererseits aber auch etwas mühsam sein kann. Die Sprecher sind großartig, die Inszenierung ist es ebenfalls, man braucht aber schon einen langen Atem, um sich ganz auf das komplexe und getragen erzählte Gesamtwerk einzulassen.

VÖ: 27. August 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2202-0


Tinnitus



Mit 16 feiert man auf dem Land hart, mit viel Alkohol und Drogen. Und während einer solchen begegnet Tim seinem Schwarm Lena an einer abgelegenen Stelle und vergewaltigt sie. Etwas mehr als vier Jahre später wird er aus dem Gefängnis entlassen, wo er seine Strafe verbüßt hat. Mühsam versucht er, sich an das Leben zu gewöhnen, plötzlich erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Doch schon einige Tage später bekommt er Post von Lenas Anwalt – und will ein Treffen mit Tim...

Seit 15 Jahren hat die Lauscherlounge ein Alleinstellungsmerkmal in der Hörspiellandschaft ein (und erwähnt dieses Jubiläum am Ende dieser Produktion ganz unprätentiös, an dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch!). „Tinnitus“ aus der Feder von Max Benyo unterstreicht dies noch weiter und ist nicht nur in seiner Machart sehr besonders, sondern vor allem in der Themenwahl. Sehr realistisch wird hier eine Vergewaltigung beschrieben – nicht der Vorgang an sich, sondern die Umstände, wie es so weit kommen konnte, wie der eigentlich ganz vernünftige Tim zu so einer Tat fähig war. Dabei wird keinesfalls eine Entschuldigung gesucht, sondern einfach erzählt. Dass am Ende dieser Szene eben auch die Schreie und das Flehen von Lena zu hören ist, muss so sein, um die Dramatik der Situation klarzumachen, es hat mir mehr Schauer über den Rücken gejagt als so manches Gruselhörspiel. Viele Medien hören an dieser Stelle auf zu erzählen, beschreiben vielleicht noch die ersten Tage und Wochen nach der Tat. Tinnitus geht aber weiter und macht ganz bewusst eine Pause von vier Jahren, rückt also die Langzeitfolgen der Tat in den Mittelpunkt. Und zwar gar nicht mal so sehr die von Lena, die eher am Rande behandelt werden. Einblick in ihre Gedankenwelt bekommt der Hörer nur selten, aber genau das ist es, was das so intensiv wirken lässt: Sie ist zurückgezogen und lässt aber in kleinen Gesten, Kommentaren ihre wahren Gefühle durchblicken. Der Fokus liegt auf Tim, der sich nicht nur mit dem völlig neuen Leben nach dem Knast zurechtfinden muss, sondern auch mit den Folgen seiner Tat abfinden muss – nicht nur mit sich selbst, sondern gerade in den Schlusssequenzen auch mit seiner Umwelt. Auch hier: Keine Entschuldigungen, sondern eher viele Fragen, die aufgeworfen werden und nachdenklich stimmen. Die Themenvielfalt ist beeindruckend und sehr realistisch, der Erzählweise dicht, wobei es keinen Erzähler gibt, der durch die Handlung führt. So fällt es manchmal schwer, sich in einer neuen Szenerie zurechtzufinden, kaut dem Hörer aber auch nicht alles stückchenweise vor, sondern zwingt ihn zum Nach- und Mitdenken – ein ungewöhnliches Hörspiel, welches mich völlig gefesselt hat.

Jonathan Berlin ist in der Rolle des Tim zu hören, der diese anspruchsvolle Rolle mit Bravour meistert. Er fühlt sich völlig in die komplexe Gefühlswelt des jungen Mannes ein, agiert eher nüchtern, wie man es von dem Charakter nicht unbedingt erwartet und findet so seinen ganz anderen Zugang zu den Zuhörern. Auch Elisa Schlott macht ihre Sache als Lena hervorragend, macht Emotionen begreifbar, gerade weil sie sich manchmal zurücknimmt und die Kommentare knapp angebunden präsentiert. Vera Teltz ist als Kerstin Sattelmeier nicht direkt in die tief greifende Beziehung der beiden vorigen Charaktere eingebunden, setzt aber dennoch energische Kontraste und verleiht der Rahmenhandlung etwas mehr Kontur. Weitere Sprecher sind Cathlen Gawlich, Anian Zollner und Christian Koerner.

Dieses Hörspiel wurde nicht im Studio produziert, sondern in der direkten Kommunikation der Sprecher an den passenden Schauplätzen. Das lässt „Tinnitus“ sehr anders klingen als andere Hörspiele, nahbarer, unmittelbarer, ergreifender. Manchmal gibt es viele Sekunden lang nur atmosphärische Geräusche, die auch während der Dialoge sehr treffend eingebaut sind. Dabei gibt es auch viel Musik verschiedener Künstler, auch diese nicht künstlich hinzugefügt, sondern organisch eingebunden. Und es gibt eben auch immer wieder den „Tinnitus“ zu hören, der vielleicht eine kleine Idee davon entstehen lässt, wie es klingt, wenn man einen dauerhaften Ohrton hat.

Das Weiß, das als Grundfarbe der Gestaltung gewählt wurde, ist reinweiß, auf dem Cover ist ein verwischtes Foto eines jungen Mannes zu sehen, nur angedeutet von hinten, dazu klare, unaufgeregte Schrift. Dieses Konzept wird auch im Inneren fortgesetzt, wobei ein umfangreiches Booklet mit ein paar Hintergrundinformationen und vielen Fotos von den Aufnahmen enthalten ist – sehr gelungen.

Fazit: Mit „Tinnitus“ ist ein Hörspiel erschienen, welches einfach anders ist als die meisten anderen Produktionen. Die Themenwahl ist heftig und wird auch mit viel Wucht umgesetzt, die Gefühle werden nicht vor dem Hörer ausgebreitet, sondern wollen entdeckt und mitempfunden werden. Keine Entschuldigungen, keine Ausflüchte, kein Versuch, Schuld abzuwälzen, sondern interessante und realistische Gedanken, wie das Leben für alle weitergehen kann.

VÖ: 12. Oktober 2018
Label: Lauscherlounge
Bestellnummer: 978-3-9479-6601-1


Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete



Bei ihrem Weg zurück aus dem Wald, voller Freude über die gefundenen Pilze, lachen Kasperl und Seppel noch über das Fahndungsplakat von Räuber Hotzenplotz – schließlich ist dieser sicher im Spritzenhaus eingebuchtet. Doch ein Gespräch mit Wachtmeister Dimpfelmoser bringt Gewissheit: Es handelt sich keineswegs um ein Versehen – der Räuber ist tatsächlich entkommen. Doch schaffen es die beiden erneut, ihn gefangen zu nehmen?

Otfried Preußlers wundervolle Figuren werden immer noch und immer wieder gerne in den Kinderzimmern lebendig und haben mittlerweile gleich mehrere Generationen beim Großwerden begleitet. Und natürlich liegt da der Wunsch nach neuen Geschichten der beliebten Figuren nahe. In „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“, welches als Buch und nun auch als Hörspielumsetzung erschienen ist, wird ein Schritt in diese Richtung gemacht. Die Idee und die Dialoge stammen dabei tatsächlich aus der Feder Preußlers und wurden von ihm ursprünglich für ein Puppentheater geschrieben. In die neue Form gebracht wurde es von seiner Tochter, die schon an anderen Stellen sein Werk fortgesetzt hat. Schon allein der ursprüngliche Zweck der Geschichte sorgt dafür, dass diese deutlich einfacher gestrickt ist, auch wird der wunderbare Wortwitz nicht ganz erreicht und bleibt hinter den Originalen zurück. Dennoch macht dieses Hörspiel sehr viel Spaß, schon allein weil die Zusammenstellung der Figuren auch hier sehr gut funktioniert. Dazu gibt es viele Erinnerungen an den ersten Teil, bekannte Figuren tauchen in überraschender Art auf. Und auch der neue Plan von Kasperl und Seppel ist sehr gut inszeniert und sorgt für viel Spaß. Dem Einfall, den die beiden Lausebengel haben, wird viel Aufmerksamkeit gewidmet und recht ausführlich beschrieben und füllt das Finale sehr gekonnt aus. Kurzweilig und witzig, aber eben nicht so brillant wie die bekannten Geschichten und den Räuber Hotzenplotz.

Max von der Groeben ist in der Rolle des Kasperl zu hören und überzeugt mit seiner sehr lebendigen und lausbubenhaften Sprechweise, er bringt eine sehr heitere Grundstimmung in die Geschichte mit ein. Auch Daniel Rothaug kann als Seppel überzeugen und spricht mit viel Charme, zumal die beiden zusammen sehr locker und spontan agieren. Waldemar Kobus ist in der Rolle des Räuber Hotzenplotz zu hören und gibt sich ganz der grimmigen Stimmung der Figur hin, wobei seine Gemeinheiten und sein polterndes Auftreten immer sehr kindgerecht sind. Weitere Sprecher sind Sigrid Burkholder, Alexander Hauff und Traute Hoess.

Die Umsetzung der Geschichte ist dem WDR sehr stimmig gelungen, wobei die Dialoge vor allem durch sehr gut angepasste Geräusche unterstrichen werden. Das ist lebendig gelungen und greift die leicht nostalgische Atmosphäre der Handlung auf, ist aber doch modern geraten. Auch ein paar Melodien sind zu hören und lockern die Szenen gekonnt auf.

Natürlich wurde das Buchcover auch für die Hörspiel-CD übernommen, Thorsten Saleina hat sich dabei von den ursprünglichen Illustrationen inspirieren lassen, aber seine ganz eigene Note eingebracht. Der Räuber Hotzenplotz steht darauf mit seinem Gewehr und seinen Säbel samt hinterlistigem Lächeln auf dem Gesicht vor einem riesigen Mond, der Rest des Covers deutet mit dunklem Blau den Nachthimmel an. Im Inneren bekommt man dann noch einen optischen Eindruck von den beiden Helden der Geschichte.

Fazit: Mir hat „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ wegen der vielen liebevoll inszenierten Figuren und den vielen witzigen Einfällen gut gefallen. Besonders der Einfall zur Überrumpelung des Räubers ist sehr gelungen umgesetzt. An die Originale reicht diese Geschichte zwar nicht heran, doch die hübsche Grundstimmung kommt dennoch gut zur Geltung.

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0669-9


Gullivers Reisen



Als Arzt hat Gulliver auf einem Schiff angeheuert, welches jedoch auf hoher See Schiffbruch erleidet. Das nächste, woran er sich erinnert, ist dass er gefesselt am Boden liegt, umgeben von zahlreichen menschlichen Wesen, die um ein Vielfaches kleiner sind als er selbst. Zunächst wird er als Bedrohung empfunden, doch bald kann er sich in die Kultur der Lilliputaner integrieren – doch dies ist noch nicht die letzte Station seiner Reise...

Neben aktuellen Hörspielproduktionen bringt der Audio Verlag auch immer wieder hübsche Fundstücke auf den Markt, von denen viele erstmals auf CD erhältlich sind. Eines davon ist „Gullivers Reisen“, die die berühmten Geschichten von Jonathan Swift zur Grundlage haben. Ursprünglich vom Sender Freies Berlin im Jahr 1985 als Reihe konzipiert ist der Aufbau eher episodenhaft gestaltet, jeweils ein unfreiwilliges Reiseziel der Hauptfigur wird dabei abgehandelt. Abgetrennt wird dies von kleinen Abschnitten, in denen Gulliver von seinen Reisen berichtet, was dann hier für ein paar Dopplungen und Wiederholungen sorgt. Die wohl bekannteste Geschichte um Gulliver ist wohl sein Aufenthalt bei den Lilliputanern, was hier auch gleich der Auftakt ist. Doch auch im Land der Riesen und einigen anderen Kulturen muss sich Gulliver zurechtfinden und lernt dabei einiges um den Umgang miteinander – besonders da scheinbar absurde Handlungsweisen nur ein wenig anders betrachtet werden müssen und sich dann wunderbar auf die heutige Zeit übertragen lassen. So entsteht eine gelungene Mischung aus einer spannenden und phantasievollen Handlung, die von einiger Gesellschaftskritik durchzogen ist und so zum Nachdenken anregt. Die Erzählweise dieser Umsetzung ist manchmal etwas holprig geraten, manche Sequenzen etwas zu beliebig erzählt, was der Spannung nicht gerade immer tut. Die Atmosphäre hat mir jedoch gut gefallen, und da es einiges zu entdecken gibt, kann man mit „Gullivers Reisen“ hier viel Spaß haben.

Friedhelm Ptok ist in dieser Umsetzung als Hauptfigur Gulliver zu hören und übernimmt dabei sowohl Erzähltexte als auch Dialoge. Beides lässt sich durch seine Sprechweise gut unterscheiden, beides bringt er lebendig und eingängig herüber, sodass ein stimmiger Mittelpunkt der kleinen Reihe entstanden ist. Joachim Nottke ist als Admiral zu hören, seine warme Stimme nimmt hier einen Klang an, der etwas härter als gewohnt ist und gut in die abenteuerliche Szenerie passt. Susanna Bonaswicz spricht ein Riesenmädchen mit ihrer typischen Energie und hörbarer Freude an dieser Rolle. Auch ansonsten sind viele Sprecher zu hören, die man aus den früheren Kiosk-Produktionen kennt, beispielsweise Evelyn Meika, Gisela Fritsch und Frank Schaff.

1985 waren die technischen Mittel für Hörspielmacher noch ganz andere als heute, doch diese wurden geschickt genutzt, um eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Da gibt es Unterschiede in der Lautstärke der Stimmen, um die Größenunterschiede deutlich zu machen, da werden viele Geräusche eingebaut, die eine abenteuerliche Stimmung erzeugen, und es gibt so einige Musikstücke, die passend in den Szenenübergängen plaziert wurden.

Das Cover zeigt in einer sehr nostalgischen Zeichnung, wie die Lilliputaner mit ihrem großen Heer in den Kampf ziehen, während Gullivers Stiefel den Unterschied in der Körpergröße zur Geltung bringen. Die beiden CDs sind in einem Digipack untergebracht, das schlicht und übersichtlich gestaltet wurde. Die Sprecher sind dabei leider nicht ihren Rollen zugeordnet, auch die übrigen Mitwirkenden ließen sich anscheinend nicht komplett ausmachen.

Fazit: Die verschiedenen Stationen von „Gullivers Reisen“ werden hier sehr lebendig und abwechslungsreich dargestellt, wobei der Fokus immer auf den scheinbaren Unterschieden zwischen den Kulturen gelegt wurde. Das ist durch viele starke Dialoge gut erzählt, selbst wenn die Spannung an einigen Stellen nicht ganz optimal herausgearbeitet wurde. Schön, dass es diese Produktion wieder käuflich zu erwerben gibt!

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0379-7


Väter und Söhne



Im Jahr 1958 kehrt der Student Arkadij Kirsanow nach Hause zurück und wird von seiner Familie herzlich aufgenommen – ganz im Gegensatz zu seinem Kommilitonen Bazarow, den er zu Besuch mitgebracht hat. Insbesondere sein Vater stört sich an dessen Weltanschauung, die alles in Frage stellt, woran er glaubt. Doch bei seinem Aufenthalt gerät Bazarow nicht nur durch die vielen Diskussionen ins Grübeln, sondern auch durch die Begegnung mit der jungen Witwe Anna...

„Väter und Söhne“ gehört unzweifelhaft zu den wichtigsten russischen Gesellschaftsromanen, der seit 1861 Bestand hat und auch heute noch mit seiner sehr detaillierten Beschreibung des Generationenkonflikts. Der Hörverlag hat nun eine Audioversion des Klassikers veröffentlicht, die 1974 in Kooperation des bayrischen und saarländischen Rundfunks mit Starbesetzung produziert wurde. Der Verlauf der Handlung ist dabei – für diese Epoche üblich – recht langsam, die Dialoge stehen immer im Mittelpunkt. Sehr ausführlich erklären die Protagonisten dabei ihre Ansichten, diskutieren über die Gesellschaft, über Kunst und Wissenschaft. Gerade zu Anfang wird die Handlung dadurch geprägt, ein Großteil der ersten CD handelt auf dem Gut der Kirsanows. Sehr facettenreich wird dabei nicht nur herausgearbeitet, wie das russische Volk zu dieser Zeit gespaltet ist zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen dem eigenen kulturellen Erbe und der Anpassung an westliche Gepflogenheiten. Doch dahinter steckt eben noch mehr: Der ewige Konflikt zwischen Eltern und ihren Kindern, die sich aneinander aufreiben und ihre Lebensweise für die einzig wahre halten. Beides kommt sehr gut zur Geltung, sodass man die Charaktere im Laufe der Zeit sehr gut kennenlernt. Später nimmt die Handlung ein bisschen mehr Fahrt auf und konzentriert sich vor allem auf Bazarow und Arkadij, die mit Anna erstmals die Liebe kennenlernen – was so gar nicht in ihr bisheriges, nihilistisches Weltbild passen mag. Wie die beiden sich durch die Liason verändern, ist ebenfalls sehr intensiv umgesetzt und überzeugt mit vielen starken, bildhaften Sätzen.

Gerd Böckmann ist in der Rolle des Bazarow zu hören und setzt diese mit viel Energie um, sodass seine Sätze mit viel Überzeugungskraft und einer präsenten Aura zur Geltung kommen. Willi Kowalj arbeitet sehr gut heraus, dass seine Überzeugungen nicht ganz so stark ausgeprägt sind, er drückt die Bewunderung für seinen Kommilitonen und die Hingabe für Anna sehr gekonnt aus. Horst Tappert ergibt sich als traditionsbewusster Pawel in leidenschaftlichen Diskussionen, wobei seine traditionelle Sichtweise ebenfalls immer Platz findet. Weitere Sprecher sind Gert Westphal, Siegfried Lowitz und Mechthild Großmann.

Produktionen aus dem Jahr 1974 klingen natürlich ganz anders als moderne Hörspiele, der Klang ist jedoch gut und die Stimmen klar, wenn auch vielleicht etwas leiser als gewohnt. Eine Handvoll Geräusche setzen in einigen Dialogen Akzente, ebenso wie ab und an eine sanfte Klaviermelodie eingebaut ist. Die Dialoge stehen aber zu jeder Zeit im Vordergrund und stehen meist für sich allein.

Ein klassisches Ölgemälde ist für das Cover ausgewählt worden, welches tatsächlich den Flair des damaligen Russlands einfangen kann. Die beiden CDs finden sich in einem hübschen Digipack mit weiteren Fotos, Infos zu einigen Mitwirkenden, einer Kurzbiographie des Autors, einige Gedanken zum Stück selbst sowie einem Stammbaum der Hauptfiguren überzeugt.

Fazit: „Väter und Söhne“ zeigt in dieser sehr gelungenen Umsetzung, warum es einen Platz unter den bekanntesten russischen Werken gefunden hat. Nicht nur kommt die Stimmung der damaligen Zeit sehr gut zur Geltung, es werden viele gesellschaftliche Themen angesprochen, ebenso wie die Charaktere und ihre Konflikte sehr nahe beleuchtet werden. Sicherlich muss man sich auf die langsame Entwicklung einlassen, wird dann aber viele lohnenswerte Details entdecken.

VÖ: 3. September 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-3012-4


Die feuerrote Friederike



Von den Kindern in der Straße wird Friederike ausgelacht und gehänselt – und das nur wegen ihrer feuerroten Haare, die ihr in wilden Locken vom Kopf abstehen. Sie wächst bei ihrer Annatante auf und findet bei ihr und dem Kater Geborgenheit und immerhin einen Freund: Der Briefträger Bruno ist völlig egal, welche Haarfarbe sie hat – vielleicht auch, weil er farbenblind ist...

Bis ins hohe Alter hat die 2018 verstorbene Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger gearbeitet und neue Bücher veröffentlicht, vollkommen zurecht gilt sie als eine der wichtigsten Vertreterinnen ihres Genres. 2018 ist auch ein Hörspiel von SWR und NDR produziert und vom Audio Verlag auf CD gepresst worden, welches ganz an den Anfang ihres Werkes zurückblickt und ihr allererstes Buch vertont: Die feuerrote Friederike. Die Geschichte hat nichts von ihrer Aktualität verloren, im Kern geht es um ein Kind, das gehänselt wird, Außenseiter ist und nirgendwo richtig Anschluss findet. Ein wenig von dem Beiwerk wirkt dabei einen Hauch nostalgisch, aber auf sehr angenehme Art und so, dass auch „Kinder von heute“ sich in der Geschichte wiederfinden können – insbesondere weil die Umsetzung modern und ansprechend geraten ist. Das fängt schon bei den rhythmisch-melodischen Hänseleien der Kinder an und hört bei den lebendig agierenden Sprechern noch lange nicht auf. Schön sind besonders die magischen und geheimnisvollen Elemente, die eingebunden sind, beispielsweise die Fähigkeit, die Friederike durch ihre Haare hat, oder der Aufenthaltsort einer wichtigen Figur, die durch ein kleines Wortspiel eingebaut wurde. Viele liebenswerte Momente und eine wundervolle Grundstimmung bei Friederike zu Hause prägen das Hörspiel, dazu in hartem Kontrast die Gemeinheiten der anderen Kinder – in „Die feuerrote Friederike“ geht es sehr dynamisch und ein bisschen spannend zu, was durch das ungewöhnliche Ende noch unterstrichen wird. Nicht nur als Buch, sondern auch als Hörspiel ist das Erstlingswerk von Nöstlinger sehr empfehlenswert.

Die Sprecherauswahl ist dem Produktionsteam sehr gut gelungen, bekannte und neue Stimmen wechseln sich hier ab. Toni Lorentz gehört wohl eher zur zweiten Kategorie, hat als Friederike aber eine sehr gute Leistung abgeliefert: Mit dem nötige Feuer, um enttäuschte Hilflosigkeit und ebenso treffend darzustellen wie eine ordentliche Portion Starrsinn setzt sie die Figur wild und entschlossen um. Toll auch Sandra Schwittau, die ihre Stimme hier besonders kratzig klingen lässt und so dem Kater zu einer ganz besonderen Ausstrahlung zu verhelfen. Die wunderbare Brigitte Grothum ist als Erzählerin zu hören, sie verleiht ihren Passagen viel von der Warmherzigkeit, die auch in den Spielszenen zu hören ist und lässt diese sehr lebendig wirken. Weitere Sprecher sind Sewtlana Schönfeld, Heiko Pinokowski und Leo Knizka.

Wie bereits erwähnt wirkt die Umsetzung der Handlung sehr treffend, besonders die rhythmisch vorgetragenen Beleidigungen von Friederike sind perfekt umgesetzt. Aber auch andere Protagonisten sind mal singend zu hören, dann ist mal eine kleine instrumentale Melodie zu hören, dann gibt es eine mit Geräuschen hübsch gestaltete Szene, sodass eigentlich immer etwa los ist, was sehr stimmig wirkt.

Klar, dass das Buchcover auch für diese Audioausgabe verwendet wurde. Ein dicker, natürlich roter Rahmen fasst das Bild von Friederike ein, die mit herrlich einfachen Formen gezeichnet wurde und deren buschige Haare bestens zur Geltung kommen. Das Innere des schlichten und hübschen Digipacks ist übersichtlich gestaltet.

Fazit: „Die feuerrote Friederike“ ist eine wundervolle Geschichte voller Fantasie und Kraft, in der sich Kinder mit einem wichtigen Thema konfrontiert sehen – sei es, weil die selbst geärgert werden oder ihr eigenes Verhalten reflektieren müssen. Die Umsetzung ist dank toller Sprecher und einer lebendigen Gestaltung sehr gut gelungen und macht einfach Spaß.

VÖ: 21. September 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0762-7


Pinocchio



Bei dem armen Puppenbauer Geppetto taucht eines Tages die Fee Franka auf und will ihm unbedingt einen Wunsch erfüllen. Doch sie ist im Zaubern noch ziemlich ungeübt, sodass ihr Versuch ziemlich schief geht, ein Kind für den alten Mann zu erschaffen. Traurig zieht sie von dannen und merkt nicht, dass ihr Wirken doch funktioniert hat: Ein Holzscheit aus der Werkstatt ist tatsächlich zum Leben erwacht...

Seit vielen Jahrzehnten begeistert die Geschichte um Pinocchio zahllose Kinder, sei es die Originalgeschichte von Carlo Collodi oder in einer der zahlreichen Umsetzungen. Eine weitere davon wurde 2014 vom Deutschlandradio Kultur produziert und ist vier Jahre später beim Hörverlag als Kauf-CD erschienen. Dabei wurde die Grundstruktur der Vorlage beibehalten, aber sanft modernisiert und mit witzigen Elementen angereichert. Ein Beispiel hierfür ist Fee Franka, die herrlich schusselig ist, ihre Güte ist zwar weiterhin vorhanden, aber hinter einer ziemlich kessen Sprechweise verborgen. Ergänzt durch viele Wortspiele freut man sich, dass die Figur hier mehr Raum einnimmt. Auch ansonsten istd ei Wortwahl und das Tempo gut an heutige Hörgewohnheiten von Kindern angepasst, die so die Geschichte auf eine neue Art erleben können. Auch diese Umsetzung findet dabei moralisch ziemlich deutliche Worte und zeigt, dass das Leben eben nicht nur aus Spaß und Gemütlichkeit bestehen kann und man auf Erwachsene hören sollte, der Grundtenor ist aber eben etwas lockerer. Die Laufzeit ist mit etwas über 50 Minuten gut gewählt und strapaziert die Aufmerksamkeit der Zielgruppe nicht zu sehr, sodass einige Teile des Originals wegfallen oder in Kurzform erzählt werden. Die Idee, dem Erzähler eine ganz besondere Rolle zuzuweisen ist ebenso gelungen und ein weiteres Beispiel für die sehr gelungene Umsetzung des Kinderbuchklassikers.

Leo Knizka ist in der Hauptrolle des Pinocchio zu hören und überzeugt dabei, indem er der Figur eine freche und spontane Art verleiht, die alles andere als hölzern wirkt (für das Wortspiel bitte ich um Entschuldigung). Mandy Rudski hat mir als Fee Franka richtig gut gefallen, da sie eine sehr breite Palette an Emotionen leistet und zwischen Engagement, Tollpatschigkeit, Herzenswärme und einer ruppigen Art spielend und sehr glaubhaft wechselt. Jens Wawrczeck wurde als Erzähler ausgewählt und setzt seine markante Stimme sehr gekonnt ein, um eine witzige und liebevolle Stimmung zu schaffen, wobei er seine ganz besondere Rolle gut einbaut. Weitere Sprecher sind Ulrich Noethen, Lyonel Holländer und Markus Meyer.

So modern die Geschichte auch manchmal umgesetzt wurde, die akustische Gestaltung ist insgesamt eher nostalgisch geraten. Der Einsatz von Musik ist recht zurückhaltend, was den Fokus mehr auf die Stimmen und ihre Dialoge lenkt. Die Geräusche sind zwar durchgängig zu hören, wirken traditionell und klassisch. Das passt alles gut zusammen und erfreut die Ohren aller Generationen.

Eine niedliche Zeichnung von Pinocchio und Gepetto wurde als Titelbild ausgewählt, auch diese wirkt eher klassisch denn modern. Viele kleine Details und die warme, erdige Farbgebung sorgen für eine angenehme Stimmung. Im Inneren des hübschen Digipacks befindet sich noch ein eingeklebtes, umfangreiches Booklet mit vielen weiteren Informationen, Fotos und Zeichnungen.

Fazit: Die Geschichte funktioniert auch heute noch sehr gut, die sanfte Bearbeitung mit der moderneren und humorvolleren Art bringt aber zusätzliche positive Aspekte mit ein. Der Verlauf ist sehr kurzweilig, auch weil einiges verkürzt wurde. Die allzu moraltriefenden Szenen wurden abgeschwächt, sodass die Lektionen noch gut zu spüren sind, aber eben nicht mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert werden.

VÖ: 1. Oktober 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2819-0


Hörbe und sein Freund Zwottel



Hörbe, ein bodenständiger Hutzelmann, der in einem gemütlichen Häuschen mitten im Wald lebt, hat in dem lebendigen und aufgedrehten Zottelschrat Zwottel einen neuen Feund gefunden, beide sind seit einigen Tagen unzertrennlich. Doch die anderen Hutzelmänner sind alles andere als begeistert von Zwottels Einzug in das Haus, allein schon wegen seines ohrenbetäubenden Schnarchens...

Die ganz große Aufmerksamkeit haben die „Hörbe“-Bücher von Otfired Preußler bisher nicht bekommen. Das ist zwar einerseits bedauerlich, wenn sie den ganzen großen Klassikern in nichts nachstehen. Aber es reicht eben manchmal, wenn sich dann eben doch Menschen zusammenfinden, die ein tolles Hörspiel aus einem Buch machen, wie es nun mit „Hörbe und sein Freund Zwottel“ geschehen ist. Die Veröffentlichung beim Audio Verlag kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, da das Grundthema perfekt zu so einigen gesellschaftlichen Entwicklungen passt. Zwottel wird herrlich lebensfroh, witzig, charmant und loyal dargestellt, fällt aber eben in der Gemeinschaft der alteingesessenen Hutzelmänner immer wieder auf. Dabei will er nur Teil des Waldes sein, mit seinem Freund Hörbe zusammen sein und das Leben genießen. Da gerade Kinder das aufgedrehte Kerlchen ins Herz schließen, ist es ihnen unverständlich, warum die anderen Hutzelmänner ihn ablehnen. Schön, dass auch sie bald auftauen und ebenso viel Zuneigung für Zwottel finden, sogar in vielen Dingen unterstützen, dass er bei ihnen bleiben kann, selbst wenn es für sie mit kleinen Einschränkungen verbunden ist. Und dann gibt es am Ende eben noch eine wundervoll weihnachtliche Stimmung, die das Hörspiel gekonnt abrundet und viel Harmonie (und ein bisschen Hektik) verbreitet.

Dass Sandra Schwittau eine hervorragende Sprecherin für ernste wie heitere Charaktere ist, beweist sie hier einmal mehr als Zwottel, der durch sie eine unglaublich niedliche und liebenswerte Aura verliehen bekommt – zumal sie seine vielen Wortspiele mit den Vokalverdrehereien absolut natürlich wirken lässt. Nico Holonics arbeitet den Gegensatz dazu als geerdeter Hörbe sehr gut heraus, spricht eingängig und ruhig, aber auch sehr liebenswert. Brigitte Hobmeier ist als Erzählerin im Einsatz und sorgt für Kurzweil in ihren Passagen, die sie mit ihrer warmen und angenehmen Stimme ausfüllt. Weitere Sprecher sind Jirka Zett, Ernst Konarek und Marek Harloff.

Akustisch ist hier schon ziemlich viel los, was die lebendige Aura der Figuren unterstreicht. Dennoch stehen immer die Dialoge und die Handlung im Vordergrund, sodass auch Kinder nicht allzu sehr vom eigentlichen Verlauf abgelenkt werden. Da gibt es aber eben auch einige treffend ausgewählte Geräusche und flotte Melodien, die die Stimmung der Geschichte unterstreichen.

Das Buch ist vor einiger Zeit neu veröffentlicht worden, und hiervon wurde auch das überarbeitete Cover übernommen. Hörbe und Zwottel gehen darauf Hand ind Hand durch den Wand, der herbstlich und freundlich wirkt, während in die Zeichnung auch die Eigenschaften der beiden Hauptfiguren eingeflossen sind. Die Farbgebung hiervon zieht sich durch die gesamte Aufmachung des stabilen Digipacks.

Fazit: Ein wundervolles Buch, eine wundervolle Vorlage. Die liebevollen Figuren, eine gut erzählte Geschichte mit eher langsamem Tempo , sodass auch Kinder gut folgen können, dazu das Thema, das hochaktuell ist und in angenehmer Atmosphäre sehr gut verpackt wurde. Hier passt alles sehr gut zusammen, zumal die Sprecher sehr viel Spaß an ihren Rollen haben. Sehr hörenswert!

VÖ: 21. September 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0670-5


Pandora und der phänomenale Mr Philby



Pandora macht sich große Sorgen, als ihre Mutter ihr erzählt, dass ihr Hotel nicht mehr genug einbringt und vielleicht verkauft werden muss. Und obwohl die Ferien gerade begonnen haben, sind die Gäste tatsächlich ziemlich übersichtlich. Zu ihnen gehört der verwöhnte Ashley, der zwar gut kochen kann, Pandora aber dennoch auf die Nerven geht. Und dann ist da noch Mr Philby, ein Maler, der sich von der Gegend inspirieren lassen möchte und Pandoras besten Freund Zack einen ziemlichen Floh ins Ohr setzt...

Krimis mit viel Lokalkolorit und leicht verschrobenen Charakteren funktionieren für Erwachsene schon ziemlich gut – warum dieses Konzept nicht auch für Kinder adaptieren? Autorin Sabine Ludwig hat genau dies in „Pandora und der phänomenale Mr Philby“ gemacht, nach dem erfolgreichen Start als Buch ist nun auch eine Hörspielumsetzung bei Oetinger Audio erschienen. Zuerst wird dem Hörer dabei viel Zeit gegeben, die charmante Szenerie, die wildromantische Umgebung Cornwalls und die liebevollen Charaktere kennenzulernen – zunächst nur mit einem unsympathischen Eindruck von Mr Philby, aber noch ohne rechte Krimi-Elemente. Der Einstieg ist dennoch sehr gut gelungen, der drohende Verlust des Hotels, Pandoras Auftrag auf Ashley aufzupassen, der aufkommende Streit mit Zack – das passt alles gut zusammen und sorgt für stimmige Unterhaltung. Doch noch vor dem Ende der erste CD verdichtet sich der Verdacht gegen Mr Philby, und dann kommt auch ein seltsamer Todesfall hinzu, der mehr als geheimnisvoll wirkt. Pandora und ihre Freude stellen einige Ermittlungen an, erkunden die Gegend, eignen sich wichtiges Wissen an, befragen mögliche Zeugen – all das wirkt ziemlich abenteuerlich und erinnert an einige Klassiker der Hörspielunterhaltung. Auf die Fünf Freunde wird dabei sogar namentlich eingegangen, dennoch entwickelt diese Geschichte ihr eigenes Profil – besonders weil die Charaktere so herrlich verschroben sind und jeder seine ganz eigene Note mit einbringt. Die Auflösung des Ganzen ist gut erzählt und bietet zuhörenden Kindern einige Überraschungen, wobei die geheimnisvolle Stimmung noch einige Zeit anhalten kann. Und so ist auch der guten Vorlage ein ebenso starkes Hörspiel geworden, das angenehme Abwechslung in den Hörspielmarkt bringt.

Die Sprecher sind gut auf die verschiedenen Rollen abgestimmt, und da auf einen Erzähler verzichtet wird, sind zahlreiche unterschiedliche Stimmen zu hören. Katharina Kron passt sehr gut in die Hauptrolle der Pandora, kann das recht grantige und willensstarke Mädchen mit viel Energie umsetzen und punktet mit einer facettenreichen Sprechweise. Jakob Roden bringt die etwas skurrile Aura von Ashley sehr gut zur Geltung und spricht meist mit authentischer Wirkung, in einigen Szenen wirkt er aber noch etwas hölzern. Marc Hosemann ist als Mr Philby zu hören, er baut eine mysteriöse Atmosphäre um den Maler auf, sodass man gerade zu Anfang gar nicht weiß, was man von ihm halten soll. Weitere Sprecher sind Barbara Philipp, Friederike Kämper und Janina Sachau.

Die akustische Umsetzung der Folge ist sehr vielfältig, wobei nur recht wenige Melodien im Einsatz sind. Vielmehr sind immer sehr präsente Hintergrundgeräusche zu hören, die für meinen Geschmack manchmal zu laut eingestellt sind, aber eben auch für eine dichte Atmosphäre sorgen. Auch die Handlungen der Personen sind damit ausführlich untermalt, was für einige sehr präsente Momente sorgt.

Die Kinder, die mit dem Licht eines Smartphones zu Gegend erkunden, Mr Philby, mal von vorne, mal einen steilen Felsen erkundend. Die stilisierte Silhouette eines fallenden Mannes, dazu noch viele weitere Szenen aus dem Hörspiel – das collagenhafte Cover im witzigen Comicstil ist gut zusammengestellt. Das Innere bietet neben einer Übersicht aller Mitwirkenden auch eine ausführliche Trackübersicht.

Fazit: Der abenteuerliche Kinderkrimi punktet mit vielen wunderbar gestalteten Figuren, die alle ihre eigene Note mit einbringen. Es dauert zwar etwas, bis die Handlung richtig losgeht, doch alles ist spannend und geheimnisvoll umgesetzt, während auch die Stimmung Cornwalls sehr gut zur Geltung kommt. Eine sehr gelungene Produktion mit vielen gelungenen Finessen.

VÖ: 20. August 2018
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-1030-6


Janosch – Der kleine Tiger wünscht sich Tigerfreunde



Nicht nur mit dem Bären, sondern auch mit dem schnellen Hasen, dem müden Maulwurf und den anderen Bewohnern des Tals ist der kleine Tiger ziemlich gut befreundet. Dennoch wünscht er sich manchmal einfach ein paar Tigerfreunde zum Spielen. Der kleine Bär will ihm diesen Wunsch gern erfüllen, doch wie soll er das anstellen...?

Oetinger Audio hat schon zahlreiche sehr liebevolle Hörspielumsetzungen produziert und nun eine neue Serie um die liebevollen Figuren von Janosch auf den Markt gebracht. Zwei Folgen sind zum Start erschienen, wobei auf „Der kleine Tiger wünscht sich Tigerfreunde“ neben der Titelgeschichte noch zwei weitere Episoden befinden. Produziert wurde wieder von Florian Fickel, der den Charme der Figuren sehr gekonnt einfängt, aber auch auf eine neue Ebene transportiert. Die erste Geschichte orientiert sich noch sehr an den Ideen von Janosch und liefert eine sehr putzige Handlung, in der die Figuren voll im Mittelpunkt stehen und ihre Eigenheiten sehr witzig zur Geltung bringen. Doch auch hier gibt es natürlich eine spielerisch eingebundene Moral, die einen für Kinder wichtigen Wert vermittelt. Wie man während eines Streits miteinander umgeht, wenn keiner nachgibt, wird in „Der kleine Tiger ist beleidigt“ gezeigt. Hier stehen die moralischen Aspekte deutlicher im Vordergrund, die Handlungen der beiden Figuren werden auch immer wieder dahingehend kommentiert, dennoch ist eine weitere, herzerwärmende Geschichte um die Figuren entstanden. Bei „Der fremde Maulwurf“ kommt dann eine dicke Überraschung auf den Hörer zu, hier wird auf sehr verständliche, kindgerechte und auch witzige Weise ein sehr aktuelles Thema angesprochen. Das hätte ich so nicht erwartet (auch wenn ich diese Folge als zweites gehört habe und das Medien-Thema schon sehr gut umgesetzt fand), doch durch die sehr feinsinnige Erzählweise ist das sehr zugänglich geschehen. Drei sehr gelungene Episoden, die den positiven Start in die neue Serie unterstreichen.

Der wunderbare Stefan Kaminski ist in der Rolle des kleinen Tigers bestens aufgehoben und schafft es spielend, viele Facetten aus der Figur herauszukitzeln und sie vollkommen liebenswert und ein bisschen aufgekratzt wirken zu lassen. Michael Pan spricht den schnellen Hasen mit seiner sehr prägnanten Stimme, drängt sich aber nicht in den Vordergrund und kann auch den anderen Figuren die Bühne überlassen. Fritz Rott ist bisher noch nicht allzu sehr in Hörspielen in Erscheinung getreten, schafft aber als Riesengrauer Elefant eine weitere sehr niedliche Figur, die in seinen Szenen gut zur Geltung kommt. Weitere Sprecher sind Jürgen Kluckert, Claudio Maniscalo und Ingo Albrecht.

Mir gefällt nicht nur die Geschichte gut, sondern auch wie diese akustisch unterlegt ist. Viele Geräusche lassen die Dialoge sehr lebendig wirken, wobei nicht nur die einzelnen Handlungen unterlegt werden, sondern auch die Kulisse für die Sprecher sehr hübsch dargestellt wird. Dabei geht es mal natürlich, mal witzig und comichaft zu, was einen sehr runden Eindruck hinterlässt.

Ein rotes Sofa mitten auf einer grünen Wiese – eine typische Idee für Janosch. Bär und Tiger sitzen Arm in Arm darauf, während noch einige weitere gestreifte Großkatzen darum tollen. Alles natürlich im typisch, leicht struppig wirkenden Zeichenstil von Janosch, der die liebevollen Figuren sehr gut zur Geltung bringt. Im Inneren herrscht übersichtliche Schlichtheit, eine ausführliche Tracklist ist aber vorhanden.

Fazit: Drei wundervolle Geschichten mit Herz und Hirn, denn nicht nur sind die Figuren sehr liebevoll dargestellt, die einzelnen Episoden vermitteln auch noch wichtige Werte für Kinder. Auf spielerische Art ist das sehr herzlich umgesetzt und punktet mit einer guten Länge für Kinder, allerdings werden auch zuhörende Erwachsene viel Spaß an dieser CD haben.

VÖ: 24. September 2018
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-1070-2


Janosch – Als Tiger und Bär beinahe das Beste verpassten



Der kleine Tiger und der kleine Bär besuchen an einem Tag alle ihre Freunde, den müden Maulwurf, den schnellen Hasen, Tante Gans und all die anderen. Dabei merken sie, dass sie den ganzen Tag über ziemlich viel verpassen und mehr mit ihnen in Kontakt bleiben wollen. Da hat der Tiger eine wunderbare Idee, wie sie das schaffen können...

Seit Jahrzehnten begleiten die Figuren von Janosch ganze Generationen durch die Kindheit, wobei der kleine Tiger und der kleine Bär besondere Beliebtheit erlangt haben. Oetinger Audio hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, neue Geschichten für genau diese Figuren zu entwickeln, wofür sich Florian Fickel als Autor und Regisseur verantwortlich zeigt, der im eigenen Verlag bereits viel Erfahrung mit Kinderhörspielen gesammelt hat. Zum Start sind gleich zwei CDs erschienen, wovon „Als Tiger und Bär beinahe das Beste verpassten“ zwei Geschichten beinhaltet. Die Figuren sind wunderbar getroffen und werden um liebevolle Figuren ergänzt, wobei viele witzige Ideen mit eingeflossen sind. Das Ganze versprüht eine sehr putzige Aura, alles ist sehr liebevoll und mit viel Charme umgesetzt, was an den tapsigen, leicht verschrobenen Charakteren liegt. Die Erzählweise hat Fickel gut vom großen Original adaptiert, so sind die Aussagen der Sprecher oft mit einem „sagte er“ versehen. Bei den gewählten Themen zeigt sich aber die sanfte Modernisierung, die vorgenommen wurde, ohne den alten Charme vermissen zu lassen. Und so kann hier problemlos Kritik an sozialen Medien (!) geübt werden, ohne die große Naturverbundenheit zu vernachlässigen. Beide Geschichten sind zudem sehr kurzweilig und unterhaltsam geraten, die Länge ist sehr angenehm – pro Episode werden etwas über 20 Minuten veranschlagt. Doch besonders toll ist, dass es sich hier um ein Hörspiel für Kinder handelt, bei dem aber auch Erwachsene gern zuhören.

Die Auswahl der Sprecher ist hervorragend, wobei sich viele bekannte und beliebte Sprecher eingefunden haben. Beispielsweise ist der wunderbare Santiago Ziesmer als Fisch zu hören und findet wieder eine neue Facette für seine außergewöhnliche Stimme, womit er sich sehr gut in die warme Atmosphäre einfügt. Bernd Gnann spricht den Bären mit einer tappsigen, sehr freundlichen und ruhigen Art, was schnell Sympathien weckt und sehr rund wirkt. Toll ist auch Cathlen Gawlich als Tante Gans, auch sie findet in einem Repertoire einen sehr herzlichen und etwas aufgekratzten Klang, in ihren Szenen ist sie sehr präsent. Weitere Sprecher sind Stefan Kaminski, Michael Pan und Ingo Albrecht.

Auch akustisch hat mich die Umsetzung vollkommen überzeugt, sie betont die naturverbundene und herzliche Atmosphäre, bringt aber auch an den richtigen Stellen mit feschen Melodien neuen Schwung in die Handlung. Die Dialoge sind mit vielen Geräuschen untermalt und erhalten so viel Lebendigkeit, für Kinder wird aber auch das Verständnis zu erhöht – beispielsweise wird am Anfang jeden neuen Tages ein lauter Hahnenschrei eingespielt.

Klar, dass eine der niedlichen Zeichnungen von Janosch auf dem Cover zu sehen ist. Bär und Tiger halten sich darauf an den Händen und tanzen halb im Regen, halb im Sonnenschein, was die Aussage der ersten Episode bestens unterstreicht. Im Inneren gibt es eine kleine Trackübersicht sowie eine ausführliche Übersicht aller Mitwirkenden. Ein paar der niedlichen Bildchen wären noch schön gewesen.

Fazit: Der Start in die neue Serie ist sehr gut gelungen und überzeugt mit seiner sehr niedlichen Ausstrahlung. Die Figuren sind sehr gut erdacht und machen einfach Spaß, besonders in der Interaktion untereinander entfalten sie ihren vollen Charme. Die Geschichte zeigt, dass auch diese klassischen Figuren für aktuelle, sozialkritische Themen geeignet sind, was ideenreich und witzig umgesetzt wurde. Ein sehr hübsches Hörspiel!

VÖ: 24. September 2018
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-1071-9


Geronimo (Leon de Winter)



Am 2. Mai 2011 hat die lange Suche nach Osama Bin Laden Erfolg, ein Trupp von Elitesoldaten stürmt sein Versteck in Pakistan. Doch dies ist nur der Gipfel des Eisbergs, die langen Vorbereitungen hat auch der ehemalige CIA-Mitarbeiter Tom geprägt. Neben diversen Konflikten mit seiner Ex-Frau gerät er unversehens zwischen die Fronten des erbitterten Krieges...

Leon de Winter hat sich bereits seit langen einen Namen als international erfolgreicher Autor gemacht und baut immer wieder neue Ideen in seine Romane ein. „Geronimo“ bietet wieder eine handfeste Überraschung und hat sich aktuellster Zeitgeschichte angenommen: Der Tod Osama Bin Laden, Kopf von Al Quaida, Hintermann der Anschläge vom elften September, Drahtzieher einer globalen Terrororganisation. All das wird in der Geschichte, die in einer aufwändigen Hörspielfassung auch beim Audio Verlag erhältlich ist, zu großen Teilen ausgespart und eben nur die Entwicklungen präsentiert, die schließlich zur Exekution des wohl meistgesuchten Mannes führten – und zwar in einer sehr alternativen Version, die deutlich von offiziellen Versionen abweichen. Er hat seine ganz eigene Sicht der Dinge präsentiert, Bin Laden wird beispielsweise als herrischer Hausmann mit Hang zu Eiscreme dargestellt. Da blitzt dann auch immer wieder Humor mit auf, bei dem man sich unweigerlich fragt: Darf er das? Vor dem Hintergrund des Todes unzähliger Menschen? Die Antwort wird jeder für sich selbst beantworten müssen, die Qualität des Hörspiels beeinflusst dies jedenfalls nicht. Der Aufbau ist dynamisch, da zwischen verschiedenen Erzählperspektiven gewechselt wird, die Charaktere sind sehr klar und greifbar (wenn auch manchmal etwas eindimensional). Es haben sich allerdings auch einige langwierige Szenen eingeschlichen, die die Handlung ins Stocken bringen. Wie immer bei Romanen von Leon de Winter ist die Verwendung der Sprache vielseitig, treffend und flüssig, was über die kleinen Stolpersteine hinwegtrösten kann.

Tom Johnson wird von Sylvester Groth gesprochen, der sehr gut in die Rolle passt und mit viel Ausdruck zum Leben erweckt. Er verändert seinen Klang immer wieder um feine Nuancen, sodass auch die Entwicklung seines Charakters nachvollzogen werden kann. Barbara Nüsse bildet als Ruth Florentino einen markanten Gegenpart zu ihm, auch sie trifft immer genau den richtigen Ton und vertieft die Stimmung der Handlung noch weiter. Matthias Bundschuh schafft einen sehr gelungenen Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und bitterer Satire, was seinen Szenen ein sehr eindringlichen Eindruck verleiht. Weitere Sprecher sind Stephanie Eidt, Birte Schöink und Sebastian Urzendowsky.

Die Umsetzung des NDR, der das Hörspiel produziert hat, ist stimmig und einem modernen Thriller sehr angemessen. Dabei halten sich Musik und Geräusche die Waage, die endgültige Entscheidung ist dabei immer zugunsten der Dialoge gefallen. Dennoch wird der Spannungsbogen gekonnt untermalt und nachgezeichnet, was insgesamt gut gelungen ist.

Der strahlend weiße Hintergrund der Buchvorlage wurde auch hier übernommen, ebenso wie das Motiv mit dem stilisierten Hubschrauber, dessen Rotoren rot leichten und einen der wenigen Farbtupfer bildet. Die vier CDs sind in einem Digipack mit Papplaschen untergebracht, wobei neben einem Foto aus den jüngeren Jahren von Bin Laden auch ein unvergessenes Motiv der von ihm initiierten Anschläge zu sehen ist.

Fazit: Ein ungewöhnliches und durchaus heikles Thema, Osama Bin Laden einerseits auch in privaten Momenten zu zeigen – als auch seinen Tod unter anderen Blickwinkeln zu betrachten. Das ist über weite Teile spannend und dynamisch, lässt aber an einigen Stellen auch nach und kann den Nervenkitzel nicht durchgehend halten. Die Umsetzung ist ebenso wie die sprachliche Verwendung gelungen, doch vollkommen ist der Funke nicht übergesprungen.

VÖ: 20. Juli 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0642-2


Landung auf dem Mond und weitere Abenteuer



Auf dem Schrottplatz suchen die beiden Jungen Frank und Boris nach neuen Teilen für ihre Rakete, die sie bis zum Mond fliegen soll. Dort treffen sie auf den gleichaltrigen Michael, mit dem sie sich nach anfänglichen Reibereien schnell anfreunden. Und da sie einen wichtigen Motor inmitten all des Schrottes gefunden haben, können sie schon bald auf den Flug in den Weltall starten...

Der Audio Verlag hat schon für „Die Marsrakete“ tief in den Archiven gekramt und dort einige Hörspiele aus der Anfangszeit des Mediums ausgegraben. Mit „Landung auf dem Mond“ ist nun eine ähnliche CD auf den Markt gekommen, in der man so richtig in einer Nostalgiewelle schwimmen kann. Die vier enthaltenen Geschichte richten sich an Kinder, erzählen aber keine wirkliche Geschichte, sondern bieten viele Erklärungen an. Die erste Geschichte um die drei Kinder mit ihrem Flug zum Mond startet mit der Introszene auf dem Schrottplatz recht launig, zumal man hier einen interessanten Einblick in den Umgang der damaligen Kinder untereinander bekommt. Später wird hier gut aufbereitet, wie ein Flug auf den Mond mit dem stetigen Kontakt zur Erdbasis ablaufen könnte, wobei die drei Kinder vor Abenteuerlust glühen und dennoch sehr rationale Entscheidungen treffen. Das Hörspiel ist 1966 entstanden, als der „Mondfieber“ kurz vor ihrem Höhepunkt stand. Die anderen Geschichten widmen sich anderen Themen, sind aber inhaltlich ähnlich aufgebaut: Immer geht es darum, welche Meldungen gemacht werden, wie eine Informationskette zwischen verschiedenen Personen entsteht, um eine bestimmte Mission zu erfüllen. Da geht es um die Suche nach zwei Jungen auf hoher See, eine Agentenmission im U-Boot und die Notlandung eines Flugzeuges. Das mag für heutige Verhältnisse etwas dröge wirken, zumal keine wirkliche Handlung erzählt wird, ein interessanter Ausflug in eine ganz andere Art von Hörspielen wird aber allemal geboten.

In der ersten Episode ist die sehr junge Michael Harck als Boris zu hören und kann sowohl die anfänglich ziemlich raubeinige Art als auch die spätere, fast schon abgeklärte Sprechweise gekonnt präsentiert. Heidi Kabel gehört zu den prominentesten Sprechern der Besetzung, sie spricht in der zweiten Episode die Mutter und bringt ihre Aufregung dabei sehr glaubhaft zur Geltung. Friedrich Georg Backhaus ist als Konstrukteur des U-Bootes zu hören, er liefert eine sehr saubere Leistung ab und setzt seine schon damals markante Stimme gekonnt ein. Weitere Sprecher sind Wolfgang Schwarz, Rolf Mamero und Florian Kühne.

Jede der vier Episoden ist in den Jahren 1959 oder 1966 entstanden und hat damit schon viele Jahre hinter sich gebracht. Man hört dann auch, dass die Stimmen recht blechern wirken und sich ein leises Grundrauschen eingeschlichen hat. Musik ist dabei nicht im Einsatz, dafür sind zahlreiche Geräusche zu hören, die die einzelnen Vorgänge lebendiger gestalten.

Die Rakete, mit der die drei Jungen den Mond erreicht haben, ist in den Mittelpunkt des Covers gerückt und in einer detailreichen Zeichnung umgesetzt worden. Die zerklüftete Mondlandschaft und die Erde im Hintergrund sind gut dazu ergänzt. Auch die restliche Gestaltung ist um viele kleine Zeichnungen angereichert, die sich allesamt auf das Science Fiction-Thema stürzen.

Fazit: Vier unterschiedliche Geschichten, die die Neugier von Kindern nach genauen Informationen befriedigen, wie bestimmte Dinge ablaufen. Das ist gut aufbereitet und nachvollziehbar, aber auch recht speziell, da keine wirkliche Handlung eingebaut ist. Ein sehr interessanter Blick in sehr frühe Hörspielproduktionen.

VÖ: 31. August 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0395-7


Käpt'n Konny in der Klemme und weitere Abenteuer



Der kleine Konny wird von seinen Freunden nur mit Käpt'n angeredet und erlebt mit seiner Crew ein großes Abenteuer, als sie auf einem Segelschiff, das sie erobern, von Schmugglern überrascht werden. Die Jungs brauchen all ihren Mut und ihren Einfallsreichtum, um der Situation noch entkommen zu können...

Der Audio Verlag hat in seinen Archiven einen wahren Schatz ausgegraben und eine Vielzahl an kurzen Hörspielen aus der Anfangszeit des Mediums gefunden. Wunderbar, dass daraus so etwas wie eine kleine Reihe entstanden ist (jeweils erkennbar an dem Zusatz „und weitere Abenteuer“), aber auch, dass bei der Veröffentlichung mit dem Titel „Käpt'n Konny in der Klemme“ andere Ansätze gefunden wurden. So wirken die hier erzählten Episoden nicht so „technisch“, indem viele Abläufe erklärt werden, hier kommt der abenteuerliche Charakter besser zur Geltung. Zu diesem Eindruck trägt besonders die Titelgeschichte bei, die ein richtiges Lausbuben-Abenteuer mit einigen spannenden Szenen geworden ist und etwa eine Viertelstunde lang sehr temporeich geraten ist, aber auch den Charakteren eigene Züge verleiht. „Kidnapper gejagt von Scotand Yard“ hält, was der Titel verspricht und lässt die Suche nach einem entführten Jungen lebendig werden, legt den Fokus dabei auf die Polizeiarbeit, ohne wie einige Vorgänger reine Befehlsketten zu thematisieren. „Peterwagen ruft Libelle 7“ dreht sich um die Jagd auf einen Bankräuber, die etwas temporeicher hätte ausfallen können, während „Polizeihund Rex“ auch recht erzählerlastig ist und an einigen Stellen mehr Schwung vertragen hätte, mit dem gut gewählten Thema aber dennoch neue Akzente setzen kann. Eine gute Veröffentlichung der charmant-nostalgischen Reihe.

Michael Klapsch ist als Konny in der Titelgeschichte zu hören und bringt mit seiner direkten Art viel Lausbuben-Charme mit sich und verleiht der Handlung eine passende Ausstrahlung. Karl-Heinz Kreienbaum ist als Kidnapper der Antagonist der zweiten Episode zu hören und bringt das auch gut zur Geltung, übertreibt es aber nicht und ist so immer noch kinderfreundlich. Joachim Wolff ist als Erzähler in Abschnitt drei zu hören, wobei er eine klare Sprechweise wählt und so seine Passagen geradeheraus spricht. In den anderen Episoden erzählen Gottfried Kramer, Heinz Pieper und Max Schweigmann.

Die vier Produktionen stammen aus den Jahren zwischen 1959 und 1968 und klangen somit noch sehr anders als heutige Produktionen. Keine Musik und nur wenige Geräusche, die essentiell nötig sind, ergeben eine recht nüchterne Atmosphäre, die aber eben auch viel nostalgischen Charme verbreitet. Der Klang ist klar, nur manchmal wirken die Stimmen etwas blechern.

Ein nostalgisch gezeichnetes Cover ziert das Digipack und zeigt Konny und seine Freunde, die gerade das Segelschiff kapern. Der verwendete Zeichenstil gefällt mir gut und passt wunderbar zum Hörspiel. Im Inneren sind die Sprecher übersichtlich aufgelistet, zudem hat die CD eine hübsche Schallplatten-Optik verpasst bekommen.

Fazit: Vier weitere Episoden, mit jeweils etwa einer Viertelstunde Länge, die viel nostalgischen Charme verbreiten und etwas lebendiger geraten sind als andere Teile dieser Folge. In den letzten beiden Geschichten stockt es zwar ab und an, es macht dennoch viel Spaß, wieder diese alte Machart von Hörspielen erkunden zu können.

VÖ: 31. August 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0396-4


Erbarmen – Das ungekürzte Hörspiel



Carl Morck hat sich nach einem schrecklichen Vorfall bei seiner Arbeit bei der Kopenhagener Polizei sehr verändert und soll unbedingt von seinen bisherigen Kollegen getrennt werden. Deswegen soll er fortan das Sonderdezernat Q eigenständig leiten und sich mit ungeklärten Kriminalfällen beschäftigen. Gemeinsam mit seinem kleinen Team macht er sich an die Arbeit und versucht einen lange zurück liegenden Mord aufzuklären...

Hörbücher sind bereits seit langem etabliert, auch Hörspiele nach Romanvorlagen finden immer öfter den Weg in die Regale der Plattenläden – dann aber meist deutlich gekürzt. Bei Audible ist nun allerdings die komplette Umsetzung von Jussi Adler-Olsens erster Geschichte um Carl Morck erschienen. Es war auch für mich als Hörer zunächst ungewöhnlich, dem Hörspiel mit dem Tempo eines Buches zu folgen, was noch einmal deutlich weit schweifender und verwinkelter ist. Doch daran gewöhnt man sich schnell, zumal der Einsatz des Erzählers vergleichsweise klein ausgefallen ist und fast alle Szenen aus Dialogen bestehen. So ist die Szenerie lebendig und nahbar, als Hörer war ich schnell in der Handlung angekommen und konnte in ihr neue Feinheiten entdecken. So ist das Hörspiel auch immer noch sehr lohnenswert, wenn man die Geschichte bereits kennt, denn durch das authentische Spiel der Sprecher und die reichhaltige Klangkulisse kommt eine sehr dichte Atmosphäre auf. Und die Geschichte an sich ist natürlich auch schon sehr reizvoll, da auf verschiedenen Zeitebenen erzählt wird, was die Spannung immer weiter ansteigen lässt. Und trotz des stetigen Informationsflusses, der die Handlung kurzweilig wirken lässt, bleibt der Hörer bis zum Ende im Ungewissen, wie sich alles zusammenfügt. Eine sehr gelungene und ausführliche Umsetzung des populären Romans, der mich völlig überzeugen konnte.

Justus von Dohnanyi ist in der Hauptrolle des Carl Morck bestens aufgehoben und hat den nötigen Ernst für diese komplexe Figur, kann die innere Zerrissenheit ebenso gekonnt darstellen wie den Wahn, den Fall unbedingt lösen zu wollen – eine sehr treffende Darstellung. Sehr positiv überrascht war ich von Caroline Kebekus, die ihren spritzigen Humor vollkommen abgelegt hat und sich vollkommen auf die düstere Atmosphäre einlässt, sodass die resolute Politikerin Merete Lyngaard schillernd und ausdrucksstark wirkt. Der wundervolle Erich Räuker ist als Erzähler im Einsatz und gestaltet seine Szenen sehr intensiv, lenkt die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Elemente und ist in seiner Betonung sehr sicher. Weitere Sprecher sind Michael Che Koch, Matthias Koeberlin und Dennis Moschitto.

Ebenso wichtig für das Gelingen dieser Produktion ist neben der Vorlage und den Sprechern auch die akustische Gestaltung, die sich reichhaltig und treffend präsentiert. Auch während vieler Dialoge sind kleine Melodien eingewoben, die die vorherrschende Stimmung verstärken und sehr abwechslungsreich sind. Auch die zahlreichen Geräusche sorgen für viel zusätzlichen Eindruck und klingen absolut authentisch, wobei die besonders spannenden Szenen besonders gut gelungen sind.

Auch bei der Gestaltung ist man eigene Wege gegangen und hat statt eines gezeichneten Motivs oder des Buchcovers wurden Fotos der beiden Hauptsprecher gewählt, die eigens hierfür entstanden sind. Besonders die intensive Blick von Dohnányi sticht dabei sofort ins Auge, die gräuliche Farbwahl unterstützt dabei die Wirkung der Geschichte.

Fazit: Mit der kompletten Hörspielumsetzung von „Erbarmen“ ist ein sehr hörenswertes Hörspiel entstanden, welches mit dem Tempo des Buches bestens zurechtkommt und so einen verschlungenen, vielschichtigen und intensive erzählten Thriller bietet. Die Figuren sind nicht nur sehr sorgfältig konstruiert, sondern auch mit hervorragenden Sprechern besetzt, auch die vielfältige Klangkulisse ist bestechend.

VÖ: 31. August 2018
Label: Audible
Bestellnummer: 978-3-7424-0732-0


Rotes Bayern – Es lebe der Freistaat!



Der erste Weltkrieg hat Deutschland auch wirtschaftlich ruiniert, die Bevölkerung ist der alten Staatsordnung müde. Dass dabei gerade im konservativen Bayern eine Revolution angezettelt wird, die unblutig zur Demokratie führt, ist kaum bekannt, und doch hat Kurt Eisner genau dies geschafft und mit Hilfe seiner Unterstützer den Freistaat modernisiert...

Geschichte wird immer noch oft als trockenes und langweiliges Auswendiglernen von Daten verstanden, da dies oft genug in der Schule so gelehrt wird. Dass das aber auch anders geht, zeigt das Hörspiel „Rotes Bayern – Es lebe der Freistaat“, einer Produktion des Hörverlags aus dem Jahr 2018. Denn hier wird Geschichte lebendig, man folgt einigen Charakteren auf ihrem Weg zur Demokratie, lernt die Zusammenhänge kennen und bekommt den Weg aufgezeichnet, der seine Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat. Die Erzählweise ist dabei sehr gelungen, die einzelnen Teile fügen sich stimmig zusammen und ergeben mit der Zeit ein immer vollständigeres Bild der Zeit bekommt, gut nachvollziehbar und lebendig. Schön ist, dass das in eine Rahmenhandlung eingebunden ist und dennoch kleinere Episoden als Nebenschauplätze ihren Platz gefunden haben, was lebendig und dynamisch wirkt. Aber natürlich gibt es hier auch nicht den Aufbau eines gewöhnlichen Hörspiels, dazu ist die Produktion zu realitätsbezogen, sodass es eben auch einige Längen gibt, in denen die Handlung ins Stocken kommt. Es lohnt sich dann aber durchzuhalten und dennoch alles in sich aufzunehmen, denn in der Gesamtbetrachtung ist ein sehr hörenswertes und gleichzeitig lehrreiches Stück entstanden, das mit Anspruch und historischen Momenten überzeugt.

Johanna Bittenbender ist in kommerziellen Hörspielen bisher nicht in Erscheinung getreten, sorgt in dieser Produktion aber für eine sehr dichte Atmosphäre und überzeugt mit ihrer kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme. Auch Gisela Schneeberger macht ihre Sache sehr gut, sie taucht tief in die Atmosphäre der damaligen Zeit ein und punktet mit glaubhafter und eingängiger Sprechweise. Heinz-Josef Braun trifft ebenso in jeder Szene den richtigen Ton und bereichert die Sprecherriege mit seinem prägnanten Klang. Weitere Sprecher sind Bernhard Butz und Grd Heidenreich.

Akustisch ist eine sehr passende Atmosphäre geschaffen worden, die die Dialoge in den Mittelpunkt stellt, aber auch authentische Musik einfließen lässt – klassische bayrische Volksmusik, mit Schwung gespielt von den „Wellbappn“, die immer sehr gut die jeweilige Stimmung getroffen haben. Es sind auch O-Töne mit eingeflossen, die sich natürlich vom Rest unterschieden, aber für noch mehr Authentizität verleihen.

Der Hörverlag hat der Eigenproduktion eine sehr ansehnliche Verpackung spendiert und ein mehrfach aufklappbares Digipack entworfen, das mit seinem schwarz-weißen Cover mit einigen roten Absetzungen gut gestaltet ist. Im Inneren gibt es neben den beiden CDs, Zitaten und Quellenangaben noch ein eingeklebtes Booklet mit einer Einführung in das Thema, Informationen zu Zeitzeugen, den Mitwirkenden und einem sehr informativen Zeitstrahl zur Orientierung.

Fazit: „ Rotes Bayern – Es lebe der Freistaat!“ ist eine sehr hörenswerte Art, sich sowohl dem Medium Hörspiel als auch der Historie auf eine ganz neue Art zu nähern – lebendig, authentisch und sehr gekonnt erzählt. Viele Zitate untermauern die Handlung, die zwar einige Längen hat, insgesamt aber unterhaltsam geraten ist.

VÖ: 29. Mai 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2867-1


Geschichten aus der Murkelei (Hans Fallada)



Ein kleines, unartiges Kind will nicht mit seinen Geschwistern am Tisch sitzen und essen, obwohl die Mutter eine kleine Geschichte dazu erzählt. Ein Hühnchen, das bei einem Zauberer lebt, kann keine Eier legen und ist darüber sehr traurig. Seit eine Katze einem Mäuschen nicht nur das Ohr zerfetzt hat, sondern auch alle Geschwister, fühlt es sich ganz allein. Der kleine Peter nuschelt nur und spricht sehr undeutlich, was anderen Leuten immer wieder zum Verhängnis wird. Ein Waisenmädchen bekommt viel vom legendären goldenen Taler erzählt, sodass sie sich irgendwann auf die Suche nach diesem macht.

Hans Fallada ist eigentlich für gesellschaftskritische Werke bekannt, doch auch seine „Geschichten aus der Murkelei“ haben es zu einiger Bekanntheit gebracht. Der Audio Verlag hat ausgewählte Episoden mit Dieter Mann vertont und nun in einer Neuauflage als CD-Version veröffentlicht. Und in dem kurzen Intro wird auch gleich die Entstehungsgeschichte der Sammlung erzählt: Ursprünglich als Erzählungen für seine Kinder beim Essen gedacht, mussten diese bald aufgeschrieben werden, wobei vor der Veröffentlichung seine Kinder auch auf die passenden Illustrationen bestanden haben. Schon allein das wirkt sehr herzlich und besonders, wobei auch die Geschichten einen sehr individuellen Eindruck machen. Da wird man eine Alltagssituation in einer Familie beschrieben (wohlgemerkt aus einer ganz anderen Zeit als heute), dann wieder auf eine märchenhafte Stimmung umgewechselt. Typische Tierelemente und magische Momente sind ebenso vorhanden wie klare Erziehungsmethoden, in denen Kindern die Folgen eines bestimmten Verhaltens aufgezeigt wird. Auch wenn das Ganze heute ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, funktioniert die besondere Stimmung immer noch dank der liebevollen Einfälle und der gut eingebundenen moralischen Komponente. Und nicht zuletzt ist auch der Humor der Geschichten immer noch bestechend. Schade nur, dass hier nur eine Auswahl und nicht alle Episoden zu hören sind.

Dieter Mann spricht die „Geschichten aus der Murkelei“ mit seiner sehr angenehmen Stimme und bringt dabei immer einen liebevollen, leicht ironischen Unterton mit ein, der sehr gut funktioniert. Er legt die Betonung auf besonders wichtige Stellen, sorgt für magische Momente und auch mal eine traurige Stimmung, was die Varianz der Erzählungen betont. Ein sehr gute Leistung, die die Geschichten zum Leben erweckt.

Auch eine Neuauflage der Buchvorlage ist erschienen, und an dieser orientiert sich auch die Gestaltung des hübschen Digipack. Der Hintergrund in kräftigem Gelb wird von vielen kleinen Zeichnungen mit Motiven aus den Geschichten geziert, was sich auch im Inneren fortsetzt. Neben einer Auflistung der Mitwirkenden ist auch eine Aufteilung der Tracks auf die einzelnen Geschichten im Inneren zu finden.

Fazit: Die „Geschichten aus der Murkelei“ sind zauberhaft, witzig, ein bisschen skurril und lehrreich, verleihen klassischen Märchenmotiven eine ganz besondere Stimmung. Dabei überzeugt nicht nur die Varianz der Themen, sondern auch die unterschiedliche Länge der Episoden, sodass mal eine kurze Geschichte für einige Minuten, mal ein längeres Werk über eine halbe Stunde lang geht. Eine schöne Sammlung!

VÖ: 20. April 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0374-2


Vertigo – Aus dem Reich der Toten



Nach dem tödlichen Unfalls seines Partners und den damit einhergehenden Ängsten schlägt sich Roger Flavieres in Paris als Privatdetektiv durch. Der Besuch seines alten Freundes Paul beschert ihm einen neuen Auftrag, denn seit einiger Zeit geht eine merkwürdige Wandlung mit seiner Frau vor. Sie scheint völlig abwesend und fasziniert von einer längst verstorbenen Vorfahrin zu sein. Bei seinen Ermittlungen kommt Roger Madeleine auch privat immer näher...

„Vertigo“ ist besonders durch die Verfilmung von Alfred Hitchcock bekannt geworden, die Vorlage stammt aber aus dem Jahr 1954 und wurde von Pierre Boileau und Thomas Narcejac verfasst. 2018 hat das Kulturradio des rbb eine Hörspielvertonung produziert, die kurz nach der Sendung auch beim Audio Verlag in einer CD-Version erschienen ist. Dabei werde eindeutig viele Anleihen an das klassische Radiohörspiel genommen, der Klang, die Ästhetik erinnern sehr an frühere Zeiten – allerdings ohne deren oftmals zähe und langsame Erzählweise. Diese wirkt in dieser Produktion sehr gestrafft und auf den Kern gebracht, jede Szene hat ihren Platz und bringt die Geschichte auf die eine oder andere Weise weiter. Dabei gliedert sich die Handlung auf drei Zeitebenen: Zunächst wird in einem kurzen Intro der oben beschriebene Unfall von Rogers Partner beschrieben, später geht es mit der Beschattung von Madeleine weiter. Hier sind einige wunderbar mysteriöse Elemente eingebaut, die Psyche von Madeleine wird fragil und wechselhaft dargestellt. Auch der Hörer weiß bald nicht mehr, was er glauben soll, immer mehr verfällt die attraktive Frau in ihren Wahn bis zu einem vorläufigen Höhepunkt – und einem anschließenden Zeitsprung von mehreren Jahren. Ab dann wird die Handlung noch geheimnisvoller, verschachtelter, Roger verfällt nun seinerseits in einen Wahn. Das Spiel mit der Psyche wird hier noch weiter geführt und nach einem sehr guten Spannungsaufbau in einem bestens inszenierten Finale zur Spitze getrieben. Ein hörenswerter Krimi mit vielen ungewöhnlichen, aber sehr gut komponierten Elementen.

Alexander Radszun ist in der Hauptrolle des Roger Flavieres sehr gut besetzt und kann seinen Charakter sehr feinsinnig darstellen, auch kleine Gefühlsregungen treffen darstellen und so sehr vielschichtig und glaubhaft wirken. Patrycia Ziolowska ist als Madeleine ebenfalls eine sehr gute Wahl, ihre Stimme nimmt einen melancholischen Unterton an, auch die steigende Unsicherheit der jungen Frau und die spätere Wandlung werden sehr treffend von ihr aufgegriffen. Erzähler ist Matthias Scherwenikas, der eine eher ruhige, neutrale Sprechweise wählt und so den Fokus auf die komplex angelegten Figuren legt. Weitere Sprecher sind Michael Rotschopf, Margit Bendokat und Katja Teichmann.

Wie oben bereits erwähnt wurde die akustische Gestaltung gut an alte Radiohörspiele angepasst und würde unter ihnen kaum auffallen, nur dass der Klang sehr klar ist. Die Musik ist recht reichhaltig eingebaut und verleiht den Szenen viel Aufmerksamkeit, auch Geräusche sorgen für eine lebendige Atmosphäre, wobei die Sprecher und ihre Dialoge immer im Vordergrund stehen.

Das Cover setzt das Konzept weiter fort, die Silhouette des fallenden Mannes und die sich spiralförmig ineinander bewegenden geometrischen Formen in schwarz, weiß und rot werden erinnern ebenfalls an eine Veröffentlichung eines alten Radiohörspiels. Diese Optik setzt sich auch im Inneren vor, weitere Informationen sind nicht vorhanden. Der Raum hinter der CD wurde für ein Foto aus der Verfilmung reserviert.

Fazit: „Vertigo“ hat mit wegen seines Spiels mit der Psyche der Protagonisten sehr gut gefallen. Die Handlung ist spannend aufbereitet und vielschichtig, zumal sie sich über mehrere Jahre erstreckt und so unterschiedliche Ebenen erzählt. Toll, wie sich am Ende alles überraschend und doch sehr sinnvoll auflöst. Ein sehr gelungenes und hörenswertes Hörspiel.

VÖ: 20. Juli 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0721-4


Die Marzipanpiraten



Um der ständigen Verfolgung auf hoher See zu entgehen, entschließt sich eine Piratengruppe dazu, eine Stadt zu belagern. Während es an Deck um erste Streitigkeiten kommt, müssen sich die Bewohner der Stadt deutlich einschränken, die Lebensmittel werden eingeteilt. Gerade noch in die Stadt gekommen ist der junge Bäckerlehrling Antonio von Toledo, der bei der robusten Hedwig und ihrer charmanten Tochter Lisa unterkommt...

So richtig aus der Mode gekommen sind Piraten wohl noch nie, immer noch faszinieren die Geschichten von wilden Seeabenteuern mit einer großen Portion Freiheit gerade die junge, männliche Zielgruppe. Neues Futter hierfür bietet nun der Audio Verlag, der mit „Die Marzipan Piraten“ ein aufwändiges Musical-Hörspiel in sein Programm aufgenommen hat. Die Introszene konzentriert sich dann auch auf die Piraten, ihre Geschichte und ihr neues Ziel, während sie ansonsten in der ersten Hälfte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Hier stehen die Bewohner der Stadt und insbesondere der spanische Bäckerlehrling Antonio im Mittelpunkt, was insgesamt unterhaltsam, aber an einigen Stellen leider etwas träge erzählt wurde, es fehlt es bisschen Pfiff und Tempo. Es gibt allerdings auch heitere Szenen und geheimnisvolle Momente, sodass eine gute Mischung verschiedener Stimmungen geboten wird. Gut gefällt mir dabei, dass die Geschichte aus der Sicht eines Piraten erzählt wird, wobei erst später klar ist, wie sehr er mit der Handlung verbunden ist. Später schwenkt die Handlung dann auch mehr zu den Piraten um, der Kontakt mit den Stadtbewohnern wird auf überraschende Weise mit einer Wendung versehen. Auch die interne Zerrissenheit der Piraten wird gekonnt eingebaut. Auch hier hält sich die Geschichte ein paar mal zu oft an Kleinigkeiten auf, die dann zu sehr ausgewalzt werden, doch mit netten Spannungsbögen und einer abwechslungsreichen Stimmung gibt es auch einiges Positives zu berichten.

Der wunderbare Helmut Krauss ist in dieser Produktion als Pirat Niederstrecker zu hören und übernimmt dabei nicht nur Dialoge, sondern auch die Erzähltexte. Mit seiner präsenten, ausdrucksstarken Stimme kann er auch diesen Charakter gekonnt formen und den Spannungsbogen der Handlung geschickt nachzeichnen. Daniel Szeili ist als Antonio von Toledo zu hören, den er mit glaubhaftem spanischen Akzent und lebhaften Auftreten ausstattet, manchmal aber auch zu kleinen Übertreibungen neigt. Diese werden der Zielgruppe kaum unangenehm aufstoßen, haben mich aber manchmal aus dem Erzählfluss gerissen. Imke Looft hat mir als Hedwig sehr gut gefallen, ihre resolute, selbstsichere Art und der immer wieder aufklaffende Humor sorgen für einen sehr gelungenen Auftritt. Weitere Sprecher sind Frank Zander, Sara Wortmann und Lucas Kunze.

Auch in dieser Produktion gibt es klassische akustische Elemente – Meeresrauschen, das Knarzen von Planken, Fußgetrappel in der Stadt. Das alles ist stimmig zusammengestellt und gut auf die Handlung abgestimmt. Doch es gibt auch viele eingebaute Musikstücke, die sehr unterschiedliche Stimmungen herbeiführen – leider etwas zu unterschiedlich. Zwar gibt es einige fröhliche Melodien, die die Zielgruppe sehr gut ansprechen, und auch die etwas gruselig angehauchten Momente passen sehr gut, wenn es dann aber in die Richtung von klassischem Gesang geht, wirkt das Ganze nicht mehr allzu stimmig.

Das Cover ist in der momentan so modernen CGI-Optik gehalten und passt mit dem witzigen Ausdruck gut zum Hörspiel, zumal man sich von einigen Charakteren direkt ein Bild machen kann. Das Innere listet sehr ausführlich die Mitwirkenden der Produktion auf und enthält hinter den beiden CDs eine ausführliche Trackliste. Ein hübsch gestaltetes und stabiles Digipack!

Fazit: Die Handlung ist nicht schlecht und ist ebenso witzig wie spannend und geheimnisvoll, leider aber manchmal zu ausführlich und damit langatmig geraten. Auch der Einsatz der Musik konnte mich trotz einiger gelungener Stücke nicht so ganz überzeugen. Mit vielen atmosphärischen Szenen und einem treffend erzählten Ende, bei dem es auch ein bisschen was zu lernen gibt, ist „Die Marzipanpiraten“ aber insgesamt gelungen.

VÖ: 20. Juli 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0634-7


Titanic – 24 Stunden bis zum Untergang



Jimmy bewohnt mit seiner Mutter und seinem Bruder eine Kabine auf der Jungfernfahrt der Titanic, um den nach Amerika ausgewanderten Vater zu folgen. Eines Nachts treibt es den Jungen auf einer der legendären Partys, die in der dritten Klasse stattfinden sollen, und dort lernt er den gleichaltrigen Omar kennen. Gemeinsam erkunden sie das Schiff bis in den letzten Winkel – bis sie ein folgenschweres Gespräch belauschen...

Die Titanic, das bis dato größte Passagierschiff der Welt, ist durch seinen Untergang zur Legende geworden. Immer noch fasziniert die Jungfernfahrt, die so viele Menschenleben gekostet hat, sodass sich auch Autor Stephen Davies dem Thema angenommen hat und ein Buch für Jugendliche und ältere Kinder um das Thema geschrieben hat. Der Audio Verlag hat hierzu eine Lesung produziert und mit Musik unterlegt, bei der die abenteuerliche Atmosphäre des Romans sehr gut zur Geltung kommt. Überhaupt wird hier viel Stimmung eingefangen, man kann sich das Leben auf dem riesigen Schiff sehr gut vorstellen. Es werden auch viele geschichtliche Details eingebaut, was aber so nebenbei geschieht, dass man gar nicht merkt, dass man auch etwas lernt. Denn vordergründig ist hier eine Abenteuergeschichte entstanden, in der die beiden neugierigen Freunde das Schiff erkunden, allerlei neue Bekanntschaften machen und natürlich auch den Untergang miterleben. Dieser ist sehr intensiv umgesetzt, trotz der ruhigen Erzählweise kommt die schreckliche Katastrophe sehr nah an den Hörer heran. Das Leid, der Tod ist sehr gut und dennoch kindgerecht beschrieben, hinzu kommen sehr emotionale Momente, und ein nachdenklich machendes Finale. Ein Hörbuch, das noch einige Zeit nachhallt.

Rainer Strecker wurde als Sprecher des Hörbuchs ausgewählt, und mag es in den ersten Minuten noch etwas befremdlich sein, doch in der wörtlichen Rede stellt er alle Charaktere inklusive Jimmy so authentisch und lebendig dar, dass alle vor dem inneren Auge des Hörers entstehen. Seine Neugier, seine Abenteuerlust, seine Lebensfreude werden durch Strecker wunderbar dargestellt, aber auch die dramatischen Momente am Ende kommen durch ihn sehr gut zur Geltung.

Die Musik wird hier nur als Garnitur eingesetzt, untermalt längere Monologe und Erzählpassagen ebenso wie Szenenübergänge. Dabei ist die gut auf die verschiedenen Stimmungen angepasst, wobei eine der ersten Szenen mit einer lebendigen Party unter Deck besonders hervorsticht. Doch auch wenn Strecker allein zu hören ist, reicht dies völlig aus, um eine intensive Stimmung zu erzeugen.

Natürlich hat man das für die Buchversion entstandene Cover auch für die Hörversion verwendet, das die charakteristische Lage des Schiffes beim Untergang zeigt. Jimmy beobachtet sie Szene aus einem der Rettungsboote, die durch die dunklen Farben und die nächtliche Stimmung sehr eindringlich wirkt. Im Inneren des stabilen Digipacks gibt es noch ein umfangreiches Booklet mit vielen zusätzlichen Informationen.

Fazit: Hier verbinden sich Realität und Fiktion zu einer sehr dichten und eingängigen Geschichte, wenn der Hörer den neugierigen Jimmy und seinen Freund Omar durch die Gänge der Titanic begleitet, die verschiedensten Stimmungen aufschnappt und dabei den Geist des Schiffes atmet – natürlich auch mit dessen Untergang, der sehr intensiv und dramatisch aufbereitet wurde.

VÖ: 9. März 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0455-8


Sturmhöhe (Emily Bronte)



Mr. Lockwood ist in die abgelegenen Hochmoore von Yorkshire gezogen und macht die Bekanntschaft mit dem mürrischen Mr. Heathcliff, der schon seit Jahren auf einem alten Anwesen wohnt. Er fragt sich, wie der Mann so hartherzig und abweisend werden konnte und bekommt von der Haushälterin Ellen die Geschichte seines Lebens erzählt. Denn als er als Findelkind auf eben diesem Gut aufgenommen wurde, hat er zwar schnell eine enge Freundschaft mit Cathy, der Tochter des Hauses geschlossen, im leiblichen Sohn des Gutsbesitzers jedoch einen harten Konkurrenten...

„Sturmhöhe“ wurde nur ein Jahr vor dem Tod seiner Autorin Emily Bronte veröffentlicht und vom damaligen Publikum nicht sonderlich gut aufgenommen – mittlerweile hat sich der Roman jedoch zum Klassiker entwickelt. Tatsächlich lohnt sich ein Griff nach dem Buch und auch nach der Lesung, die 1988 vom ndr produziert wurde und unlängst beim Hörverlag in einer Version mit 10 CDs und einer Laufzeit von über 11 Stunden erschienen ist. Zeit sollte man also mitbringen, aber es gibt auch viel zu entdecken. Denn die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und verfolgt die Geschichte zweiter Familien, wobei Heathcliff als Hauptfigur im Mittelpunkt steht und als Katalysator der Handlung dient. Seine Kindheit mit dem dominanten Bruder und der innigen Beziehung zu seiner Ziehschwester leitet nach dem oben beschriebenen Intro die Handlung ein, hier werden viele Grundlagen erklärt und die Strukturen eingebaut, auch hier gibt es schon einiges zu entdecken. Der Tod des alten Earnshaw, der sich als neuer Herr grausam verhaltende Hindley, die sehr enge Beziehung zu Cathy, die sich daraus entwickelnde Liebesgeschichte. Sehr gelungen sind die immer wieder auftretenden Brüche in der Handlung, Wendepunkte, die bei den Protagonisten ihre Spuren und Narben hinterlassen und so das spätere Verhalten erklären, wenn auch nie entschuldigen. Denn Heathcliff verschwindet einige Jahre aus Yorkshire und kehrt zurück, um Rache zu nehmen an denen, die ihn enttäuscht, verletzt, herabgewürdigt haben. Seine Zerstörungswut steht allerdings auch in krassem Kontrast zu der Liebe, die er einigen wenigen Personen entgegenbringt. Er intrigiert, manipuliert und schreckt auch vor der völligen Vernichtung von unschuldigem Leben nicht zurück. Das ist schon hart erzählt, wirkt streckenweise schon abstoßend, von dem allen geht aber auch eine große Faszination aus – und wird mit einem leisen, positiven Ende abgeschlossen, das wieder an die Eingangsszene anknüpft.

Rolf Boysen ist vor allem als gefeierter Theaterschauspieler bekannt, hat aber auch dieses lange Werk als Erzähler eingesprochen. Das macht er sehr intensiv und mit viel Leidenschaft, sodass man ihm förmlich an den Lippen hängt. Durch den flüssigen Sprachgebrauch der Autorin findet er schnell ein passendes Tempo und für jeden Charakter ein eigenes Auftreten – nicht indem er seine Stimme sonderlich verstellt, sondern durch feine Frasierungen, denen er immer neue Facetten entlockt. Das ist sehr lebendig und eingängig geraten, sodass man der Geschichte gern folgt – ein zeitloser Klassiker.

Der Hörverlag hat den zehn CDs eine sehr ansehnliche und stabile Box verpasst, die durch ein sehr hübsches Cover geziert wird. Im Stile einer Bleistiftradierung ist ein Mann mit hartem Gesichtsausdruck an einen Baum gelehnt, wellenartig ist ein heftiger Herbststurm um ihn herum angedeutet. Die CDs sind zwar lediglich in dünnen Plastikschubern verpackt, dafür liegt noch ein umfangreiches Booklet bei, das Informationen zu Autorin und Sprecher sowie dem Auszug eines Essays über den Roman enthält.

Fazit: „Sturmhöhe“ weiß in dieser Lesung von der ersten Minute an zu fesseln. Boysen greift die dichte Stimmung dankbar auf, die Bronte mit ihrer Geschichte geschaffen hat und lässt Landschaft, Charaktere und Dialoge lebendig werden. Die Handlung selbst fasziniert mit der sehr intensiven Atmosphäre und der genauen Betrachtung der Rollen, der im zweiten Teil nach der Rückkehr Heathcliffs noch einmal besondere Bedeutung bei seinem Intrigenspiel zukommt. Sehr hörenswert!

VÖ: 11. Juni 2018
Label: der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2210-5


Gold. Revue



Seit Jahrhunderten liegt das Gold im Fluss, doch nun wurde es erstmals entdeckt. Was erst wie ein Glücksgriff für einen einzelnen Mann wirkt, zieht schon bald weitere Kreise. Unzählige brechen auf, lassen ihr altes Leben hinter sich, um dem Ruf des Goldes zu folgen, in der Hoffnung auf Reichtum. Doch die Massenflucht zu den Goldflüssen bringt neue Probleme mit sich...

Der Hörverlag hat „Gold. Revue“ in die Kategorie Hörspiel einsortiert, offensichtlich in Ermangelung eines besser treffenden Begriffs. Denn mit einem klassischen Hörspiel hat die Inszenierung nicht viel zu tun, Autor Jan Wagner hat vielmehr einzelne Szenenschnipsel zusammengefügt und so den Verlauf des großen Goldrausches nachgezeichnet. Die einzelnen Sprecher wechseln sich dabei schnell ab, übernehmen oft das Wort direkt vom Vorgänger und erzählen ihren eigenen Teil. Eine wirkliche Geschichte zeichnet sich dabei nicht ab, man folgt keinem einzelnen Charakter, sondern dem Rausch, der sich immer weiter aufbaut und seine eigenen Probleme mit sich bringt. Zu Anfang ist eine wundervolle Introszene zu hören, in der aus der Sicht des Goldes die Entstehung des Universums, die Entwicklung von Leben, der eigene Weg an die Oberfläche verfolgt wird. Auch danach geht es durchaus poetisch weiter, was eine sehr eigenständige Stimmung heraufbeschwört. Man kann sich schnell in die unterschiedlichen Atmosphären fallen lassen, wobei der Verlauf des Goldrausches sehr gut recherchiert wurde und so ein authentisches, detailreiches Bild gezeichnet wird. Daraus ergibt sich dann auch der Spannungsbogen der Erzählung, der mich fast eineinhalb Stunden sehr gut unterhalten hat.

Da man keinem Charakter folgt und auch nur wenige Namen genannt werden, fällt die Zuordnung von Sprechern natürlich weg. Das intensive Intro wird von der wunderbaren Mechthild Großmann gesprochen, die eine sehr mystische Stimmung erzeugt, der Ewigkeit der Erde eine neue Dimension verleiht und sehr gut auf die kommende Handlung einstimmt. Heikko Deutschmann spricht seine Szenen mit einer sehr treffenden Betonung und viel Energie, er zeichnet die Dynamik des Hörspieles mit seiner Stimme sehr gekonnt nach. Auch Marek Harloff hat mich überzeugt, wie der Rest des Ensembles lässt er ich völlig auf die neuen Ansprüche an einen Sprecher ein und vertont die kurzen Momente mit viel Energie. Weitere Sprecher sind Henning Nöhren, Rosa Enskat und Sonja Beißwenger.

Der künstlerische Anspruch des Hörspiels wird auch bei der akustischen Begleitung fortgesetzt. Es gibt auch die klassischen Geräusche, die beispielsweise mit dem Schlagen von Spitzhacken oder Glockengeläut den Hintergrund untermalen. Die Musik hingegen ist sehr präsent und mit wenigen Instrumenten umgesetzt, wobei durch E-Gitarre oder Percussion sehr unterschiedliche, aber immer passende Stimmungen erzeugt werden – auch beispielsweise das Auftauchen von riesigen Läusen.

Auf dem Cover ist ein glänzendes Goldnugget zu sehen, wobei auch der Fluss angedeutet wird – ein ebenso schlichtes wie passendes Titelbild. Die beiden CDs finden sich in einem hübschen Digipack mit eingeklebtem Booklet wieder, in dem sich viele weitere Informationen zu den Mitwirkenden und einige einleitende Worte finden lassen.

Fazit: „Gold. Revue“ ist ein sehr gelungenes Experiment, von dem üblichen Verlauf eines Hörspiels abzuweichen und in einzelnen Szenenfetzen den Verlauf des Goldrausches nachzuzeichnen. Das ist mit viel Wucht und einer sehr abwechslungsreichen akustischen Untermalung und vielen guten Sprechern umgesetzt worden. Sehr hörenswert!

VÖ: 16. April 2018
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2957-9


Faustinchen



Dass Mephisto, ein Teufel der Hölle, bei Gott vorspricht und darum bat, den gelehrten Professor Faust auf seine Seite ziehen zu dürfen, ist ja allseits bekannt. Überraschend für Mephisto ist allerdings, dass Faust bei ihrer ersten Begegnung eine zehnjährige Tochter hat, die seinem Plan deutlich im Weg steht. Denn ganz wie ihr Vater ist auch Johanna ziemlich aufgeweckt und wissbegierig...

Goethes „Faust“ ist einer der ganz großen Klassiker der deutschen Literatur, Generationen von Schülern kennen das Werk als Lektüre im Unterricht, doch auch so erfreut sich die Geschichte großer Beleibtheit. Dabei hat sich Goethe von einer bekannten Legende seiner Jugend inspirieren lassen und diese nacherzählt. Nun hat sich Thilo Reffert dem Stoff erneut angenommen und eine kindgerechte Version des Klassikers als Hörspiel geschrieben, die viele wesentliche Elemente des Originals enthält, mit Fausts Tochter jedoch ein entscheidendes neuen hinzugefügt hat. Gut gefällt mir die besondere Erzählweise, denn immer ist klar, dass es sich um ein Hörspiel handelt. Da wird ein Sprecher vom Mikrophon verscheucht, weil er noch gar nicht dran ist, da unterhält sich der Regisseur mit Mephisto, da werden vom Toningenieur verschiedene Klänge ausprobiert. Das ist nicht nur witzig, sondern sorgt auch dafür, dass man sich etwas differenzierter mit der Handlung auseinandersetzt anstatt sich nur berieseln zu lassen. Auch andere Einfälle sind sehr gelungen, beispielsweise eine Audienz bei Gott oder dessen Warteschleife, will Mephisto ihn erreichen. Die Handlung folgt im Wesentlichen der Vorlage von Goethe, anfangs werden allerdings natürlich auch Johanna und die anderen Charaktere ausführlich vorgestellt. Später wird es dann durchaus spannend, wie sich Faust und seine Tochter den Verlockungen Mephistos erwehren. Da gibt es einiges zu entdecken, es ist eben nicht nur eine witzige Geschichte für Kinder, sondern enthält viele wichtige Aspekte, die sich einem hier sehr zugänglich erschließen. Toll auch die sprachliche Verwendung: Die wirkt zwar modern und einfach, sodass auch Kinder diese gut verstehen, dennoch wird an vielen Stellen mit Reimen und Versmaß gearbeitet, was das Ganze sehr stimmig abrundet.

Auch die Sprecher gefallen mir ausnahmslos sehr gut, Lou Tillmanns bringt beispielsweise den neugierigen und kindlich aufgeregten Charakter der Johanna sehr gut zur Geltung, spricht die Rolle flüssig und glaubhaft, kommt auch bei den Reimen nicht aus dem Tritt und hat eine sehr gute Leistung abgeliefert. Christian Kuchenbuch spricht ihren Vater Faust, der zwar auch die getragene Stimmung des Originals gekonnt vermitteln kann, sich aber eben vorrangig auf die lockere Grundstimmung der neuen Umsetzung einlässt. Ernst Konarek passt als Mephisto ebenfalls wunderbar in die Stimmung des Hörspiels, bringt durchaus eine diabolische Art mit sich, sorgt aber auch für viele heitere Momente und versteht es, auch den Dialogen mit dem Regisseur seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Weitere Sprecher sind Heinrich Giskes, Kai Taschner und Svenja Liesau.

Durch die Idee, auch die Metaebene des Hörspiels stattfinden zu lassen, wird hier besonders viel mit verschiedenen Geräuschen gespielt, die immer sehr präsent wirken und mit ihrer Vielfalt überzeugen. Der Anteil zwischen witzigen und atmosphärischen Momenten ist dabei ausgeglichen, wobei sich der Klang immer sehr stimmig anpasst.

Die drei CDs wurden vom Hörverlag in einem sehr ansehnlichen Digipack verpackt, dessen Titebild zwar eine nostalgische Ausstrahlung hat, mit der witzigen Szene um Faust, Johanna, Mephisto und einen Kessel aber auch sehr kindgerecht wirkt. Im Inneren ist ein Booklet eingeklebt, welches Informationen zu Goethe und vielen Mitwirkenden sowie ein Interview zwischen Thilo Reffert und seiner Tochter bereit hält, welches sehr witzig und lesenswert geraten ist.

Fazit: „Faustinchen“ hat mich mit der tollen Idee neugierig gemacht, mit der tollen Umsetzung dann aber richtig begeistert. Viele sehr gute Ideen ergeben ein ebenso unterhaltsames wie spannendes Gesamtbild, die Dialoge mit dem Regisseur, der wunderbare Charakter der Johanna, viele witzige Sprüche, aber auch einiges Tiefsinniges. Das macht der Zielgruppe der Kinder wohl ebenso viel Spaß wie Erwachsenen, die sich auf dieses sehr gelungene Experiment einlassen sollten.

VÖ: 12. März 2018
Label: der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2814-5


Zum Leuchtturm (Virginia Woolf)



Erster Eindruck: Szenische Impressionen um ein Ferienhaus

Seit vielen Jahren verbringt die Familie Ramsay ihre Urlaub in einem Ferienhaus an der schottischen Küste. Und seit Jahren wird James, einem der acht Kinder, eine Fahrt zum nahe gelegenen Leuchtturm versprochen. Doch auch in diesem Jahr fällt der Ausflug wegen eines Unwetters aus, wie der herrische Mr. Ramsay bereits vorausgesagt hatte...

Aus dem recht großen Portfolio, das Virginia Woolf hinterlassen hat, hat sich der Bayrische Rundfunk einen bestechende Roman ausgesucht und als Hörspiel vertont: „Zum Leuchtturm“. Die CD-Version ist ein Jahr später beim Hörverlag erschienen, wobei hier die drei Abschnitte auf jeweils einer eigenen Disc gepresst ist, die Trennung der Teile wird so noch deutlicher. „Die Tür aus Glas“ macht dabei den Anfang und zeigt anhand einiger typischer Situationen der Familie in ihrem Urlaub keine wirkliche Handlung, dafür aber ein sehr intensives und stimmiges Bild der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander. Das ist oft fragmenthaft, bruchstückhaft zusammengesetzt und beschreibt einzelne Gefühlsmomente, kleine Szenen, Rückblicke und Gedanken der Figuren. Besonders die beiden Figuren der Mr. und Mrs. Ramsay werden dabei sehr ausführlich dargestellt, jedoch ohne ein Urteil zu fällen – diese Aufgabe obliegt hier dem Hörer. „Zeit vergeht“, der zweite Teil, setzt an einem ganz anderen Punkt an und behandelt die Zeit des ersten Weltkrieges – wurden im ersten Teil also wenige Tage behandelt, sind es hier mehrere Jahre. Während die Familie völlig zerbricht, Mitglieder sterben oder großes Leid erdulden müssen, verfällt auch sinnbildlich hierfür auch das Ferienhaus immer mehr. Die Veränderungen der überlebenden Charaktere sind hier Kernstück und wichtig für den dritten Teil, der „Der Leuchtturm“ heißt und wieder dichter erzählt ist, denn hier findet der lange geplante Ausflug doch noch statt. In dieser einen Szene verändern sich insbesondere die Beziehungen der Kinder zu ihrem patriarchischen und herrischen Vater, einige Figuren erlangen eine wichtige Erkenntnisse für ihr Leben oder können mit der Vergangenheit ihren Frieden schließen. Die drei so unterschiedlichen Teile fügen sich unheimlich eng aneinander und ergeben ein untrennbares Ganzes, jedes Stück ist wichtig und an seinem Platz. Es ist nicht leicht, dem allen zu folgen, die teils verworrenen Gedanken zu ordnen und über die drei CDs in Einklang zu bringen. Aber es lohnt sich, genau zuzuhören, sich auf die Charaktere ebenso einzulassen wie auf die Erzählstruktur und immer neue Aspekte zu entdecken.

Walter Hess ist in der Rolle des Mr. Ramsay zu hören und porträtiert den harten und unnachgiebigen Mann sehr intensiv und präsent, seine Aura strahlt in allen drei Teilen kräftig, dennoch kann auch er zurücktreten und anderen Figuren den Vortritt überlassen. Krista Posh spricht Mrs. Ramsay mit einer sehr akzentuierten Stimme, sodass sie auch unterschwellige Gefühlsregungen sehr genau darstellt und mit viel Gefühl punktet. Die Rolle der Erzählerin teilen sich Zoe Hutmacher und Wiebke Puls, die beide mit gedämpfter und ebenso ausdrucksstarker Stimme sprechen. Weitere Sprecher sind Irina Wanka, Elisabeth Schwarz und Sven Gey.

Akustisch wird die Umsetzung dem Roman völlig gerecht, die Stimmung wird durch die sehr gekonnte Zusammenstellung aus Musik und Geräuschen noch unterstützt. Das stetige Wellenrauschen an der stürmischen schottischen Küste, die fein eingewobenen Melodien und wenige, aber prägnant eingesetzte Geräusche ergänzen sich sehr gut und unterstützen die Sprecher in ihrer Wirkung.

Auch die Aufmachung der CD-Version ist äußerst gelungen und stimmig. Nicht nur das Cover mit dem Foto eines Leuchtturms, den grell orangefarbenen Elementen, die sich durch die gesamte Optik ziehen, gefällt mir gut. Im Inneren gibt es nicht nur die üblichen Informationen zu den Produktionsinformationen, sondern auch ein mehrseitiges Booklet mit Kurzbiographien und anderen informativen Texten.

Fazit: Die drei Teile dieser Produktion sind allesamt sehr unterschiedlich und individuell umgesetzt, ergeben aber dennoch ein sehr intensives und stimmiges Bild der Beziehungen der Familie Ramsey. Keine wirkliche Handlung, aber eindrucksvolle Charakterstudien und Beziehungsgeflechte, die einen völlig gefangen nehmen, sofern man sich auf die experimentelle Machart einlassen kann.

VÖ: 26. Juni 2017
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2553-3


Tod unter Gurken



Erster Eindruck: Humorvolle Oldschool-Krimis

Nach seiner Pensionierung hat Alfons Friedrichsberg keine Lust auf Müßiggang, wenn er nicht gerade mit seinen Freunden ein üppiges Festmahl zu sich nimmt oder dem Alkohol verfällt, löst er liebend gern Kriminalfälle, mal mit Scharfsinn, mal mit Glück, aber immer mit seiner ganz eigenen Art, die Fälle zu einem Abschluss zu bringen...

Kai Magnus Sting hat sich mit seinen Produktionen mittlerweile einen Namen und Hörspielhörern gemacht und überrascht immer wieder mit ungewöhnlichen und leicht skurrilen Produktionen. Und auch Bastian Pastewka hat schon mit viel Witz in einigen Hörproduktionen mitgewirkt. Beide zusammen sind nun bei „Tod unter Gurken“ zusammengetroffen, mit dem Ziel, ein Hörspiel der klassischen Machart mit ziemlich schrägem Humor zu kombinieren. Herausgekommen sind einige Episoden um Hobbydetektiv Alfons Friedrichsberg, die mit ganz unterschiedlichen Ansätzen beginnen und meist kurzweilig fortgeführt werden. Das ist sehr abwechslungsreich, was auch bei den Auflösungen nicht aufhört – hier waren hörbar kreative Köpfe am Werk, die immer neue Ideen eingebaut haben. Garniert wurde dies mit ziemlich schrägem Humor und teils derben Sprüchen, die mich immer wieder zum Lachen gebracht haben. Dies zieht sich durch das gesamte Hörspiel und endet auch bei den Verbrechen nicht – da werden Leichen falsch zusammengesetzt und unersättliche Kleingartenbesitzerinnen werden recht unschmeichelhaft beschrieben. Die Kürze macht hier die Würze, flott und kurzweilig erzählt wird auch schon zum nächsten Fall übergegangen, die auch durch die wunderbar schrägen Charaktere so gut zur Geltung kommen.

Lediglich vier Sprecher sind hier zu hören, nur Jochen Malmsheimer hat mit Alfons eine feste Rolle zugeteilt bekommen. Diese versieht er mit viel Charme und lässt die Ironie der Figur bestens zur Geltung kommen. Bastian Pastewka beweist einmal mehr seine Wandlungskunst und verleiht jeder ganz spezielle Eigenheiten, lässt aber immer seinen spitzbübigen Humor durchscheinen. Auch Anette Frier hat mir sehr gut gefallen, die weiblichen Rollen bekommen durch sie viel Ausstrahlung verliehen. Kai Magnus Sting, der Autor der Geschichten, ist ebenfalls in einigen Rollen zu hören und hat hörbaren Spaß daran, seine Ideen auch zu vertonen.

Die Umsetzung ist absichtlich „oldschool“ geraten, sodass keine ausgeklügelte Klangkulisse oder verwobene Musik zu hören ist, sondern die Dialoge stets klar im Vordergrund und oft auch für sich allein stehen. Die eingebauten Geräusche verleihen dann aber doch einiges Atmosphäre und lassen die Gespräche lebendiger wirken.

Die beiden CDs sind in einem sehr hübschen und stabilen Digipack verpackt. Das Cover zeigt neben der gezeichneten Hauptfigur auch Fotos der Sprecher, alles ist vor einem nostalgisch wirkenden Farbstrudel zu sehen. Toll ist das kleine Booklet, dass neben einem unterhaltsamen einleitenden Text noch Fotos und Kurzbiographien der Mitwirkenden enthält.

Fazit: Bei den vielen kreativen Köpfen, die hier mitwirken, ist es keine Überraschung, dass eine äußerst schräge und humorvolle Produktion herausgekommen ist. Doch auch die kleinen Krimis und die toll ausgearbeiteten Charaktere sorgen für viel Kurzweil, zumal man allen Sprechern den Spaß an der Sache deutlich anhört.

VÖ: 20. März 2017
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2592-2


Maigret & Co - Die rätselhaftesten Fälle



Erster Eindruck: Zwei von fünf für den Kommissar

Wenn auf dem Titel „Die große Georges Simenon-Box“ geprangt hätte, wären viele wohl stirnrunzelnd weitergegangen (oder hätten sich weitergeklickt). Denn der Name des belgischen Autors ist bei weitem nicht so bekannt wie seine berühmteste Figur, der etwas andere Kommissar Maigret, sodass der Audio Verlag für diese Veröffentlichung seinen Namen benutzt hat. Zwei der fünf Hörspiele widmen sich auch dem Ermittler ist zwei klassischen Fällen.

Zunächst ist der Spürsinn von Maigret gefragt, als er eine ganze Serie von Einbrüchen aufklären muss, bei denen jedoch nie etwas gestohlen wird. Lange Zeit ist dabei nicht klar, wohin sich die Geschichte entwickeln wird, und auch der Charakter des gemütlichen und etwas tollpatschig wirkenden Kommissars ist hier sehr gut dargestellt. Das Ganze ist in knapp über einer dreiviertel Stunde für diese Zeit recht flott erzählt und hat dabei ein sehr angenehmes Tempo, die vielen kleinen Wendungen machen dabei einen sehr unterhaltsamen Eindruck.
Weiter geht es mit „Maigret und der Minister“, in der der Politiker Auguste Point eine Verschwörung gegen sich wittert, als ein wichtiges Dokument aus seinem Besitz verschwindet. Auch diesem Hörspiel liegt ein sehr gut durchdachtes und trickreiches Skript zugrunde, dessen Auflösung gelungen konstruiert wurde. Doch der Weg dahin ist stellenweise etwas holprig geraten, manche Dialoge sind eine Spur zu lang, doch insgesamt kann auch diese Maigret-Erzählung überzeugen.
Die letzten drei Hörspiele kommen ohne den populären Ermittler aus, „Die schwarze Kugel“ sticht dabei am meisten heraus, weil es sich weitgehend vom Genre Krimi abkehrt. Vielmehr geht es um einen Mann, der sich aus den Slums nach oben gekämpft hat, wegen einer einzigen schwarzen Kugel in der Wahlurne nicht in einen angesehenen Country-Club aufgenommen wird. Voller Eifer kämpft er um gesellschaftliche Anerkennung, was emotional und eingängig geschildert wurde. Durch einige Kniffe wird die Handlung immer wieder geschickt in eine andere Richtung gelenkt, was mich gut unterhalten hat.
„Die Brüder Rico“ ist ein Mafia-Drama, bei der Eddie unter Druck gerät, als er seinen eigenen Bruder an die Organisation verraten soll. Zwar ist sein Dilemma sehr gut geschildert und bringt einige reizvolle Gedankenspiele mit sich, wirklich mitreißen konnte mich das aber nicht. Zwar solide Unterhaltung, aber dennoch die schwächste Produktion dieser Box.
Richtig stark ist dafür „Die Ehe der Bebe Donge“, die sich um eine zerrüttete Beziehung dreht, in der die Gattin ihren Mann sogar vergiften will. In vielen Rückblenden wird auf die Beziehung geschaut, analysiert, wie es so weit kommen konnte und welche Verletzungen die Ehepartner sich im Laufe der Jahre gegenseitig zugefügt haben. Das hat mich richtig gefesselt und hatte genau die richtige Dosis Emotionen, aber auch sehr gelungene Krimielemente.

In dieser Geschichte ist Hans Paetsch als Francois, dem Ehemann von Bebe, zu hören und beweist, dass er auch schon Anfang der 50er Jahre eine sehr sonore, eingängige Stimme hatte, die er hier sehr geschickt und ausdrucksstark einsetzt. Georg Mark-Czimeg ist in der ersten Geschichte als Kommissar Maigret zu hören, er lässt den außergewöhnlichen Ermittler sehr charmant wirken und verleiht ihm eine ganz besondere Aura. Hans Christian Blech ist in der Mafia-Geschichte als Eddie Rico zu hören und verleiht seiner Rolle viel Ausdruck und kann seine Gewissensbisse authentisch darstellen. Weitere Sprecher sind Walter Sprünglin, Leopold Biberti und Herbert Stass.

Alle fünf Produktion stammen aus den Anfängen der 50er Jahre, wie in dieser Zeit üblich ist die akustische Umsetzung deswegen recht schlicht. Ein paar handgemachte Geräusche hier und da, das war es dann im Wesentlichen. Das hat seine ganz eigene Ausstrahlung, hat mir aber gut gefallen. Der Klang ist teilweise aber etwas blechern, insgesamt ist aber alles in erwartbarer Qualität.

Die Pfeife, die ein Markenzeichen des Kommissars ist, ist stilisiert auf dem Cover abgebildet, aus der drei ebenso stilisierte Rauchkringel steigen. Das wirkt modern und hübsch, was durch den schwungvollen Schriftzug ergänzt wird. Die CDs haben eine recht wackelig wirkende Hülle verpasst bekommen, die in einem einfachen Einleger die mitwirkenden Sprecher und Produzenten enthält.

Fazit: Fünf Hörspiele mit jeweils ganz anderem Ansatz. Maigret ist zwar eine tole und schillernde Figur, doch auch die drei Geschichten ohne ihn können überzeugen. Besonders gefallen hat mir dabei „Die Ehe der Bebe Donge“, welches ganz eigene Wege entwickelt. Für Krimifans eine äußerst lohnenswerte Box mit Hörspielen, die unverdient fast in der Versenkung verschwunden sind.

VÖ: 5. Mai 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-992-3


Fiete – Die ersten drei Abenteuer



Erster Eindruck: Abenteuer eines Seefahrers für die ganz kleinen Zuhörer

Mit seinen besten Freunden Hinnerk und Hein lebt der Seemann Fiete auf einer kleinen Insel, gemeinsam erleben sie so allerlei Abenteuer. So erleben sie eine Überraschung, als sie das gesunkene Schiff des alten Leuchtturmwärters heben wollen, schippern mit der Botilda ungewollt auf hoher See und messen sich bei einem Wettrennen mit anderen Seefahrern.

Dass Bücher auch als Hörversion umgesetzt werden, ist mittlerweile völlig normal – sofern es sich um Bücher für Erwachsene, vielleicht noch für Jugendliche handelt. Bei Kinderbüchern oder gar Bilderbüchern ist dies eine große Ausnahme, die für Lübbe jetzt aber mit den Abenteuern vom Seemann Fiete umgesetzt wurde. Gleich drei seiner Bücher passen auf eine CD mit 34 Minuten, sodass auch bei kleineren Kindern die Aufmerksamkeitsspanne nicht überbeansprucht wird. Dabei wird Fiete als sehr sympathischer und abenteuerlustiger Seemann dargestellt, der auch mal etwas tollpatschig ist. Die Geschichten sind natürlich sehr einfach gehalten und erzählen in einigen Szenen eine kleine Handlung, die Geschichten bauen dabei auch nicht aufeinander auf. Die Erzählungen sind dabei sehr charmant und mit liebenswerten Charakteren versehen. Das Seefahrer-Flair kommt dabei gut zur Geltung, wobei auch viele Themen aus der Welt von Kindern eingebaut sind. Leider fehlen die vielen liebevollen Bilder aus den Büchern, sodass Kindern hier eine Erzählebene fehlt, so geht auch ein wenig von dem Witz und der Ausstrahlung der Geschichten verloren. Für Kinder ab drei Jahren ist dies genau das richtige, ältere Grundschulkinder dürften sich wegen der Einfachheit der Geschichten jedoch schnell langweilen.

Jonas Minthe ist in der Rolle des Fiete zu hören, er setzt dies sehr solide um und lässt die Figur liebenswert und locker wirken, im Mittelpunkt des Interesses fühlt er sich hörbar wohl. Tom Raczko ist als Hinnerk zu hören, auch er hinterlässt einen positiven Eindruck, zudem kann man ihn wegen der Stimmfarbe gut von der Hauptfigur unterscheiden. Als Erzählerin ist Claudia Gahrke im Einsatz, sie geht gut auf die zuhörenden Kinder in und lässt ihre Stimme weich und warm klingen. Weitere Sprecher sind Julian Horeyseck, Bernd Kuschmann und Theresia Singer.

Akustisch sind die drei hier vorhandenen Geschichten sehr zurückhaltend umgesetzt, nur wenige Elemente sind hier als Verzierung im Einsatz. Die Musik beschränkt sich auf wenige einfache Melodien, die die Stimmung der Handlung dennoch gut einfangen. Die Geräuschkulisse ist passend zum Seefahrer-Flair der Geschichten im Einsatz, lenkt aber nicht von den Sprechern und ihren Dialogen ab.

Klar, dass das Titelbild einer der Buchvorlagen auf dem Cover zu sehen ist. Fiete stiefelt darauf, gefolgt von Hinnerk und Hein, über den Strand, viele kleine Elemente sorgen dabei für die passende Stimmung – ein Leuchtturm, ein kleiner Krebs und viele Möwen. Die einfache Zeichnung versprüht sehr viel Charme, und auch im Inneren setzt sich dieser niedliche Zeichenstil in dem kleinen Booklet fort.

Fazit: Drei kleine Geschichten, die zusammen oder einzeln gehört werden können – mit etwa 10 Minuten pro Geschichte genau das richtige für ganz kleine Zuhörer. Dabei kommt viel Seefahrer-Stimmung herüber, und auch die Charaktere kommen charmant herüber. Die Sprecher sorgen ebenso für eine passende Umsetzung.

VÖ: 16. März 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5376-7


Rebecca Gable – Die großen Hörspiele



Erster Eindruck: Zwei aufwändige Hörspielinzenierungen

Der junge Caedmon wird bei einem Piratenüberfall in seiner Heimat Dänemark schwer verletzt und hinkt von nun an. Sein Vater schickt ihn daraufhin in die entfernte Normandie, wo seine Mutter herstammt. Als Übersetzer soll er für den Earl of Wessex tätig sein. Doch er wird überfallen und gerät in Gefangenschaft... (Das zweite Königreich)
England im 15. Jahrhundert, die Rosenkriege erschüttern die englischen Adelshäuser. Mittendrin befinden sich Julian und Blanche of Waringham, die gegen das Adelshaus der Yorks kämpfen und König Edward an die Macht bringen wollen. Doch dieses Spiel der Könige wird auch für die Zwillinge äußerst gefährlich... (Das Spiel der Könige)

Rebecca Gable hat sich seit langem einen Namen als Autorin von historischen Hörspielen gemacht und ist zu einer der erfolgreichsten Vertreterinnen des Genres geworden. Einige ihrer Werke gibt es auch in Hörspielumsetzungen, und zwei davon hat der Hörverlag nun gemeinsam in einer Box veröffentlicht. Zum einen ist da „Das zweite Königreich“, das eine gewisse Ruhe ausstrahlt, gerade am Anfang kann man sich in die harmonische Stimmung einfügen und sich in der fremden Welt des Mittelalters verlieren. Auch die Geschichte ist gelungen und weiß den Hörer zu unterhalten, das Leben von Caedmon zieht weite Kreise und ist unterhaltsam, teilweise sogar recht spannend dargestellt. Die anfängliche Ruhe verfliegt nie so ganz und zieht den Hörer aufgrund der sehr guten Produktion in seinen Bann
Bei „Das Spiel der Könige“ fällt es anfangs ein wenig schwer, die vielen Charaktere zu verinnerlichen und zu unterscheiden, wer für die Geschichte wichtig ist. Nach recht kurzer Zeit jedoch findet man sich leicht zurecht und kann das königliche Intrigenspiel genießen. Die Geschichte strotzt nur so vor interessanten Charakteren, viele von ihnen werden detailliert mit ihren Gewissensnöten, ihrer Machtgier oder ihrer Beeinflussbarkeit dargestellt und hinterlassen so einen ausgeprägten Eindruck auf den Hörer. Der Verlauf ist sehr kurzweilig und an vielen Stellen richtig spannend, das eigentlich trockene und komplizierte historische Thema der Rosenkriege wird stimmungsvoll, realitätsnah und vor allem unterhaltsam aufgearbeitet.
Beide Hörspiele haben mir sehr gut gefallen, zumal auch der sprachliche Gebrauch gelungen ist – nicht allzu schwülstig, sondern gut nachvollziehbar und dennoch authentisch. Auch schafft es die Autorin, die Lebenswelt des Mittelalters heraufzubeschwören und mit einer spannenden Handlung zu verknüpfen.

Beide Hörspiele sind mit einer Vielzahl an Sprechern umgesetzt, und jede Rolle ist sehr gut besetzt. In der Hauptrolle des Caedmon of Helmsby ist in „Das zweite Königreich“ Matthias Koeberlin zu hören, der variationstreich und präzise spielt und damit der Rolle viel Tiefe verleihen kann. Udo Schenk spricht Wiliam, den grausamen Herzog der Normandie und kann mit seiner finsteren Stimme viel Atmosphäre erzeugen und eine intensive Darstellung erreichen. In „Das Spiel der Königin“ wird Julian of Warringham von Max von Pufendorf gesprochen, der mit seinem variationsreichen Spiel und der treffenden Betonung eine hervorragende Darstellung des vielfältigen Charakters gibt. Blanche of Waringham, seine Zwillingsschwester und zweite Hauptfigur, wird von Christina Kühnreich gesprochen, auch sie hat eine intensive und ausdrucksstarke Stimme, die sie gekonnt einzusetzen versteht. Weitere Sprecher sind Volker Lechtenbrink, Hans-Michael Rehberg und Doris Kunstmann.

Beide Inszenierungen sind mit glaubhaften Mittelalter-Klängen ausstaffiert und schaffen so detaillierte Stimmungen, die sich sehr gut an die jeweilige Handlung anschmiegen. Auch die Geräusche sind sehr authentisch eingefügt und lassen die Szenen lebendiger werden, ohne sich allerdings in den Vordergrund zu schieben und von den Dialogen abzulenken.

Für diese Veröffentlichung wurde ein hübscher Pappschuber gestaltet, der mit dem Medaillon in der Mitte und den Blumenornamenten tatsächlich mittelalterliches Flair verbreitet. Innen sind die beiden Erstveröffentlichungen der Hörspiele in dicken Plastikhüllen zu finden, wobei neben einem ansehnlich gestalteten Titelbild auch einige weitere Informationen zu finden sind.

Fazit: Beide Romane von Rebecca Gable sind sehr hörenswert umgesetzt, erfordern aber wegen der komplexen Handlung auch einiges an Aufmerksamkeit. Doch hat man sich erst einmal in die eher ruhig erzählten Geschichten eingefunden, ist es ein wahrer Genuss, die Entwicklungen zu verfolgen und noch viel mittelalterliches Flair einzuatmen.

VÖ: 22. August 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-775-7


Die große Hörspiel-Kiste für Entdecker



Erster Eindruck: Viel Wissen zu interessanten Themen

Volker Präkelt hat beim Hörverlag eine Box mit vier Hörspielen auf den Markt gebracht, die Hörspiele für Kinder enthalten. Jede dieser CDs hat dabei einen anderen Schwerpunkt und vermittelt dazu jede Menge Wissen und interessanter Fakten. Neben zwei eher klassischen Themen zu den alten Ägyptern und den Piraten sind dabei auch die eher ungewöhnlichem Gebiete Drachen und Magie entstanden. Allen vier Hörspielen ist gemein, dass zumindest ein Hauch des Geheimnisvollen, Mysteriösen mitschwebt und die Zuhörer in andere Welten entführt. So gelungen dieser Ansatz auch klingen mag, in der Ausführung gelingt dies leider nicht so recht. Zu wenig atmosphärisch ist die Umsetzung, zu sehr erinnern Teile der Hörspiele an eine Schulstunde, in der die Fakten zwar nicht uninteressant, aber eben etwas zu trocken aufbereitet werden. Zudem gelingt der Versuch nur mäßig, die beiden Themen Drachen und Magie aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu betrachen, zu unbeständig wechselt man hier zwischen Fakten und Mysterien hin und her. So bleibt von der Box leider nur ein durchwachsener Eindruck, der durchaus gelungene Ansatz wird durch einige Stolpersteine leider getrübt.

Die Sprecher sind gut ausgewählt worden und können die jeweilige Stimmung der Hörspiele gut herüberbringen. Besonders Stefan Kaminski tut sich positiv hervor und bringt viele gelungene Nuancen in die Produktion mit ein, zumal er auch sehr gut auf die Zielgruppe eingeht. Auch Robert Missler kann seinen markanten Klang geschickt einsetzen, um ein wenig mehr Atmosphäre zu erzeugen und das vermittelte Wissen unterhaltsam wirken zu lassen. Wolf Frass punktet ebenso mit einer gradlinigen und überzeugenden Sprechweise, die lebendig und pointiert wirkt.

Die eingesetzte Musik trifft durchaus immer das jeweilige Thema und kann dabei einzelne Akzente setzen, sei es ein mysteriöser Klang beim Thema Magie oder wilde Seefahrermusik bei den Piraten. Auch die Geräusche sind stimmig inszeniert und geben verschiedene Stimmungen wieder, können aber nicht über die etwas trockene Inszenierung hinwegtäuschen.

Der Pappschuber, der die vier CDs umgibt, ist hübsch gestaltet worden und zeigt auf einem stilisierten Kompass die Themen der Box, im Hintergrund ist eine angedeutete Landkarte in Sepia-Tönen zu sehen. Die einzelnen CDs haben ein jeweils eigenes Cover erhalten, das passend zur gewählten Geschichte gestaltet wurde.

Fazit: Die gewählten Themen sind sehr gelungen ausgewählt, können ihr Potenzial aber nicht so ganz entfalten. Oft werden die Fakten einfach zu trocken umgesetzt. Um wirklich begeistern zu können. Die Atmosphäre kann zwar in den Ansätzen überzeugen, bleibt aber oft zu zurückhaltend.

VÖ: 21. Mai 2012
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-850-1


Der Kinderfresser



Erster Eindruck: Das nette Monster unter dem Bett...

Cilly hat furchtbare Angst, denn sie weiß, dass unter ihrem Bett ein Monster lauert. Während ihre Mutter ihr jeden Abend lange Geschichten vorliest, um sie zum Einschlafen zu bewegen, ist ihr Vater ziemlich ärgerlich und meint, mit ihren neun Jahren müsste sie mit den Geschichten aufhören. Doch in einer Nacht kriecht das Monster tatsächlich unter dem Bett hervor, entpuppt sich aber schnell als ziemlich freundliches Wesen, dass Cilly helfen will...

Mit „Der Kinderfresser“ hat Klaus Strenge das Skript zu einem wundervollen Hörspiel geschrieben, dass sich mit einem Thema auseinandersetzt, dass bei Kindern oft sehr präsent ist: Die Angst vor einem Montser unter dem Bett. Das ist ein sehr gelungener Aufhänger, aber hintergründig geht es noch um viel mehr, ums Erwachsenwerden, darum, sich Problemen zu stellen. Verpackt ist das in eine ziemlich phantasievolle Geschichte, die zunächst einige Alltagssituationen aus Cillys Familie zeigt und so die Charaktere vorstellt. Dieser Einstieg ist schon sehr gelungen, doch später mit dem Auftauchen des Kinderfressers wandelt sich die Geschichte in ein Märchen mit ziemlich niedlichen Figuren, Ideen und Wortspielereien: Der Frosch im Hals, die Akrobarden und natürlich die titelgebende Figur sind nur einige Beispiele hierfür. Neben Cillys Abenteuern in dem fremden Land, in die sie der Kinderfresser mitnimmt, sind auch immer wieder Episoden von anderen Figuren zu hören, was ein sehr kreatives Gemisch ergibt. Und man bekommt die Entwicklung von Cilly hautnah mit, erlebt, wie sie mutiger wird und sogar ihren Vater retten kann. Der Verlauf ist kindgrecht spannend und unterhaltsam, immer wieder sind kleine Weisheiten eingestreut, und auch ein wenig subtile Kritik an der modernen Welt sind zu finden.

Cilly wird von Noe Marie Vondey gesprochen, die ihrem hellen Klang viel Energie verleiht und trotz ihres jungen Alters ihre Figur meist sehr flüssig und authentisch spielt. Doch auch viele prominente Stimmen sind zu hören, so spricht Christoph Maria Herbst ihren Vater und legt eine gewisse Strenge und viel von seinem typischen Humor in seine Stimme, er hat mir auch in dieser Rolle sehr gut gefallen. Berhard Hoecker ist als Blindenschweinchen zu hören, auch er trifft genau den Humor der Vorlage und liefert eine lebendige und liebenswerte Leistung ab. Weitere Sprecher sind Hella von Sinnen, Jürgen von der Lippe und Markus Maria Profitlich.

Die phantasievolle Geschichte kommt auch durch den sehr gelungenen Einsatz von Musik und Geräusche so gut zur Geltung. Die Musik kann die Spannung der Handlung gut transportieren und hat zaubert viele passende Klänge hervor, während die Geräusche die Dialoge lebendiger wirken lassen und den Szenen einen individuellen Klang verleihen.

Ganze drei CDs mit über 200 Minuten Laufzeit umfasst das Hörspiel, und diese sind in sehr ansehnliches Digipack verpackt. Mehrfach aufklappbar und mit vielen witzigen Zeichnungen und Zitaten versehen macht dieses einen sehr guten Eindruck, den das Booklet mit Fotos der Sprecher und weiteren Informationen ergänzt. Die dunkelblaue Gestaltung ist auch auf dem Cover zu sehen, das eine liebevolle Zeichnung des Kinderfressers mit Cilly und dem Frosch im Mund vor dem vollen Mond zeigt.

Fazit: „Der Kinderfresser“ ist eine spannende, märchenhafte Erzählung voller liebevoller Elemente, die von dem Loswerden der Angst eines kleinen Mädchens erzählt. Das macht richtig viel Spaß und entführt die Kinder in eine fremde Welt, enthält aber auch viele tolle Weisheiten, die versteckt eingebaut wurden. Die wundervollen und engagierten Sprecher lassen alles sehr gut wirken.

VÖ: 16. Februar 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5452-8


Der Kaugummigraf



Erster Eindruck: Leben im alten Bahnhof...

Zurückgezogen in einem verlassenen Bahnhof wohnt ein alternder Graf, der sein Leben mit Teezeiten und viel Grübeln sehr durchgeplant hat. Doch dann taucht Eli wie aus dem Nichts aus, eine kleine Ausreißerin, die sein Leben durcheinander bringt, ihn aber sogar dazu bringt, was es mit seiner großen Kaugummisammlung auf sich hat. Doch nur plaudern können beide nicht lange, denn bei beiden stehen einschneidende Veränderungen an...

Schon der Debutroman der Kinderbuchautorin Kirsten Reinhardt wurde recht schnell auch als Hörspiel umgesetzt, genauso ging es nun auch „Der Kaugummigraf“, das vom WDR vertont und bei Silberfisch auf CD auf den Markt gebracht wurde. Es ist die Begegnung von zwei sehr unterschiedlichen Charakteren, einem alten, etwas grummeligen Mann und einem aufgeweckten jungen Mädchen. Dies wurde gespickt mit vielen kleinen Geschichten, die der Graf zu erzählen weiß und die nicht nur sehr liebenswert sind, sondern auch einige sehr schöne Werte transportieren – versteckt und hintergründig, aber dennoch auch für Kinder greifbar. Doch später kommen noch weitere Probleme auf, die sowohl den Kaugummigrafen als auch Eli betreffen und ihr Leben ordentlich aufwirbeln können. Umso schöner ist es zu hören, wie beide schnell zusammenwachsen, füreinander einstehen und helfen. So löst sich am Ende alles in einem wunderschönen Ende auf, was nach 53 kurzweiligen Minuten passiert. Die sanfte und liebevolle Atmosphäre der Produktion, die vielen eingängigen Momente und die skurrilen Figuren lassen „Der Kaugummigraf“ zu einer sehr hörenswerten Produktion für Kinder werden, dem auch Erwachsene mit Hang zu solchen Geschichten gern lauschen werden.

Horst Sachleben ist in der Rolle des Kaugummigrafen zu hören, aus seiner Sicht wird erzählt, sodass er den größten Redeanteil an der Geschichte hat. Zunächst klingt er noch etwas reserviert, taut aber immer weiter auf und lässt dies auch in seiner Stimme hörbar werden, indem er wärmer klingt und seine skurrilen Seiten mehr nach vorne rückt. Lia Danisch ist sein Gegenpart als aufgeweckte Eli, die sehr authentisch spricht und das aufgedrehte Mädchen sehr gekonnt darstellt, besonders in den späteren Szenen habe ich sie als sehr stark empfunden. Auch Ulrike Bliefert liefert in einer Nebenrolle eine sehr solide Leistung ab. Karin Buchali und Astrid Meyerfeldt ergänzen das Sprecherquintett.

Die Musik stammt von Felix Rösch, der sehr gut auf die Stimmung der Buchvorlage eingegangen ist. Die sehr gute Anpassung der Melodien an die Szenen schafft hier eine dezente, aber sehr passende Atmosphäre. Gut gelungen auch der vorsichtige Einsatz von Geräuschen, die einige der Geschichten lebendiger wirken lassen.

Die beiden Hauptfiguren sind auf dem Cover in schlichtem Comicstil abgebildet, wobei der ovale Rahmen ein altes Portait andeutet. Das kräftig hellblaue Design deutet am oberen Rand und im Inneren noch eine Kaugummiverpackung an. Dort sind auch die Sprecher und die weiteren Produktionsdaten aufgelistet, weitere Informationen sind in dem Digipack leider nicht enthalten.

Fazit: Zwei Charaktere wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, und dennoch läuft ihr Aufeinandertreffen freundlich und tiefgehend ein. Denn nicht nur die vielen kleinen Geschichten beleuchten ihre ganz besondere Beziehung, sondern auch die ganz persönlichen Veränderungen. Das ist liebevoll und eingängig geschildert, sodass ein sehr hörenswertes Hörspiel gelungen ist, das an einigen Stellen aber etwas zu schnell erzählt wurde.

VÖ: 28. April 2017
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-332-8


Der Krieg der Welten



Erster Eindruck: Science Fiction-Klassiker in ausführlicher Hörspielumsetzung

London, Ende des 19. Jahrhunderts, mitten im viktorianischen Zeitalter: Einige Meteroriten schlagen auf dem Planeten ein, werden aber lediglich von einer Gruppe Polarforscher entdeckt. Doch der Reporter Alfred Harmsworth entdeckt Parallelen zu einem weiteren Fall und stellt Nachforschungen an – nicht ahnend, welcher Schrecken sich ihm noch offenbaren wird...

Um „Krieg der Welten“ ranken sich so einige Mythen, so soll eine als Radiobericht inszenierte Hörspielumsetzung eine Massenpanik ausgelöst haben, da einige Hörer die Geschichte für Realität gehalten haben sollen. 70 Jahre nach dem Tod von Autor H.G. Wells hat die Mediabühne nun eine Neuinszenierung produziert und im Vertrieb bei Lübbe Audio veröffentlicht. Satte vier CDs mit einer Laufzeit von viereinhalb Stunden sprechen schon für eine sehr detaillierte Umsetzung des Romans, und tatsächlich wurde allen Szenen, allen Elementen viel Raum gegeben, um sich zu entfalten. Schon die ersten Szenen um die Polarexpedition sind sehr intensiv umgesetzt und offenbaren einigen Schrecken, wobei diese Szene in eine leicht andere Richtung geht als der Rest. Spätestens mit dem Schwenk auf Alfred verdichtet sich die Stimmung dann immer weiter, die Invasion der Außerirdischen wird mit viel Wucht und einer stetig steigenden Spannung umgesetzt. Mir gefällt besonders, dass die Charaktere nicht nur bloße Figuren in einem Action-Spektakel sind, sondern viel Wert auf ihren Hintergrund, ihre Eigenschaften und ihre Entwicklung gelegt wird. Und so präsentiert sich diese Umsetzung sehr ausgewogen, ist zwar an einigen Stellen etwas lang geraten, bringt dafür aber auch die verschiedenen Versatzstücke des Romans gut zur Geltung.

Gordon Piedesack ist in der Rolle des Alfred Harmsworth zu hören und gestaltet diese mit viel Energie und setzt seine markante Stimme sehr gut ein, um auch die kleinsten Regungen des Reporters authentisch darzustellen. Auch Sascha Rotermund überzeugt mit einem sehr eingängigen Klang und setzt immer wieder gekonnt Akzente, um die Role des Cillian McBiggs eine sehr präsente Aura zu verleihen. Andreas Fröhlich passt sich sehr gut diesem für ihn ungewohnten Genre an, verbannt die Heiterkeit aus seiner Stimme und liefert eine sehr ernstafte und eindringliche Darstellung ab. Weitere Sprecher sind Santiago Ziesmer, Michael Bideller und Rüdiger Schulski.

Die Mediabühne hat eine sehr solide akustische Umsetzung abgeliefert und hat eine sehr lebendige Stimmung für die Szenen geschaffen. So ist die Musik geschickt eingesetzt, überdeckt nie die Dialoge und beeinflusst dennoch stark die Atmosphäre. Auch die Geräusche konnten mich überzeugen, sie sind gut ausbalanciert und schaffen es immer wieder, die Gespräche lebendiger wirken zu lassen.

Eine dicke, stabile Pappbox zum Aufklappen ist als Verpackung gewählt worden, die die vier CDs in jeweils einer normalen Plastikhülle beinhaltet. Dabei wurde jeweils ein individuelles Cover geschaffen, die sich durch die Aufteilung und den Schriftzug jeweils ähneln, im oberen Teil aber jeweils ein passendes Motiv zur Handlung zeigen. Im Inneren gibt es einen kurzen, einleitenden Text über das Hörspiel sowie Informationen über die Mediabühne.

Fazit: Der Klassiker der Science Fiction-Literatur ist hier sehr ausführlich und eingängig umgesetzt worden, wobei auch die Charaktere sehr gut zur Geltung kommen. Die Geschichte entwickelt sich stückchenweise weiter und entfaltet so langsam ihren Schrecken, ist dabei dynamisch und spannend umgesetzt worden. Sehr gelungen!

VÖ: 24. April 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5513-6


Die geheimen Fälle – Auf den Spuren von Sherlock Holmes & Co



Erster Eindruck: Ein Blick auf den Autor

Sherlock Holmes ist schon seit Jahren ein Phänomen, das in den letzten Jahren aber noch einmal deutlich gesteigert wurde – durch Fernsehserien, Hollywood-Verfilmungen und hierzulande zahlreiche Hörspielfortsetzungen ist der Meisterdetektiv noch einmal deutlich präsenter. Der Audio Verlag hat nun eine äußerst interessante Hörspielbox veröffentlicht, die zwar den Namen des Meisterdetektivs im Namen trägt, in der diese Figur aber nur eine Randerscheinung ist. Vielmehr konzentrieren sich die vier Produktionen eher auf den Autor der bekannten Geschichten, Sir Arthur Conan Doyle.

Den Auftakt macht jedoch mit „Dr. med. Hiob Prätorius“ aus der Feder von Curt Goetz ein noch recht klassischer Fall, mit dem bekannten Gespann aus Holmes und Watson. Ihr Redeanteil ist jedoch nicht sehr hoch, der Großteil stammt vom Klienten der beiden. Das macht einen recht statischen Eindruck und kann die Spannung nicht wirklich aufrecht halten, zumal die Auflösung äußerst untypisch für die Storys ist: Es gibt keine wirkliche Auflösung, kein Entwirren der gelegten Fährten, keine Überführung eines Täters. Ein durchaus interessanter Fall, man sollte aber mit einer anderen Erwartungshaltung an das Hörspiel herangehen und sich auf dieses Experiment einlassen.
Es folgen zwei Hörspiele, die thematisch und stilistisch sehr ähnlich sind: „Der Mann, der Sherlock Holmes war“ sowie „Sir Arthur Conan Doyle“, die sich mit dem Autoren selbst beschäftigen. Dafür wurde keine durchgängige Handlung erzählt, sondern setzt in kleinen Versatzstücken, in episodenhaften Szenen langsam ein Bild des Autors zusammen. Zwischendurch werden auch immer wieder Dialoge aus Holmes-Geschichten eingeflochten, die einen interessanten Kniff einbringen und für Kurzweil sorgen. Beide Produktionen haben mir wegen ihrer Andersartigkeit gut gefallen, zumal man tatsächlich das Gefühl bekommt, mehr über Doyle zu erfahren.
Den Abschluss bietet „Die Herausforderung“, in der Holmes gar keine Rolle spielt, sondern in einem interessanten Fall die Beziehung zwischen Doyle und dem bekannten Zauberkünstler Houdini beleuchtet. Kernelement ist die Erpressung von Houdini, in den Dialogen erfährt man jedoch auch sehr viel über die Freundschaft der beiden. Das ist lebendig erzählt und mit zahlreichen starken Sequenzen versehen, sodass man die Abwesenheit von Holmes gar nicht vermisst. Ein gelungener Schlusspunkt für diese Box, die jedoch anders als der Titel vermuten lässt, keine verloren geglaubte Fälle von Holmes erzählt, sondern eine bunte Mischung aus ganz unterschiedlichen Produktionen bietet und dem Hörer mehr über das Leben seines Schöpfers berichtet.

Der großartige Peter Pasetti ist in den beiden Hörspielen über Doyle als Sherlock Holmes zu hören, er verleiht der bekannten Figur eine sehr intensive Ausstrahlung und sorgt mit seinen Kommentaren für sehr gute Unterhaltung. Wolfgang Kieling ist im gleichnamigen Hörspiel als Dr. med. Hiob Prätorius zu hören, seine Schilderungen wirken durch die eingängige Sprechweise lebendig und authentisch. Klausjürgen Wussow ist in „Die Herausforderung“ als Houdini zu hören und setzt seine markante Stimme sehr geschickt ein, um jede Szene zu etwas besonderem zu machen. Weitere Sprecher sind Walter Schmidinger, Paul Hoffmann und Heinz Reincke.

Die vier Produktionen stammen von unterschiedlichen Radiostationen aus den 60er und 70er Jahren, sodass die Qualität der Aufnahmen recht eingeschränkt ist. Zwar stört kein Grundrauschen die Szenerie die Dialoge wirken aber meist etwas blechern. Auch in Sachen Akustik wurde – typisch für die damalige Zeit – nur wenig getan, um dies aufzulockern, sodass die Dialoge meist für sich allein stehen.

Der Pappschuber, der die drei Hörspiele fasst, ist vorrangig in schwarz-weiß gehalten, wird aber von einigen türkisen Schriftzügen aufgelockert. Zu sehen sind einige typische Motive aus den Holmes-Geschichten. Diese Stilistik setzt sich auch in den Titelbildern der einzelnen CDs fort, in denen jeweils die notwendigen Produktionsinformationen, aber keine weiteren Extras zu finden sind.

Fazit: Holmes spielt hier eine eher untergeordnete Rolle, worauf für meinen Geschmack etwas zu wenig hingewiesen wird. Dennoch ist der Blick auf seinen Autor sehr gelungen, sowohl was die beiden episodenhaften Überblicke über sein Leben als auch die Geschichte um ihn und Houdini angeht. Und dann gibt es eben doch noch einen Fall des Meisterdetektivs, der jedoch mit einer etwas merkwürdigen Auflösung einige Fragezeichen hinterlässt.

VÖ: 10. März 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0065-9


Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes



Erster Eindruck: Meisterliche Umsetzung einer gelungenen Vorlage

Eigentlich wollte Dr. Watson für immer den Mantel des Schweigens über die Ereignisse aus dem aufkommenden Winter des Jahres 1890 legen. Doch Jahrzehnte später drängt es ihn, die Geschichte doch noch zu erzählen, bei dem Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen immer wieder ein weißes Band begegnet. Nicht ahnend, welches Ausmaß an menschlichen Abgründen sich auftun wird, tappt der Meisterdetektiv offenen Auges in eine perfide Falle...

Mit seiner Neuvertonung um Paul Temple hat sich Bastian Pastewka bereits einen Namen in Hörspielkreisen gemacht. Umso gespannter durfte man sein, dass er jetzt einen Roman über Sherlock Holmes für den WDR und Radio Bremen vertont hat, die Kaufversion ist bei Goya Lit erschienen. Sehr erstaunlich ist, dass er eine sehr ernste Erzählweise gewählt hat, der sonst als sehr humoristisch bekannte Schauspieler hat sich hier völlig auf die Erzählung von Anthony Horowitz eingelassen. Bereits die Rahmenhandlung, in der der deutlich gealterte Dr. Watson als Erzähler auftritt, strahlt eine große Melancholie aus, die tragende Wortwahl und die schwermütige Gedankenwelt des Chronisten sind sehr intensiv in Szene gesetzt. Und auch der Grund, warum Watson sein Schweigen bricht, ist gut erklärt und stärkt die Glaubwürdigkeit der Szenerie. Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf der Handlung, und diese schafft es schnell, den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Vom ersten Besuch seines Mandanten an entwickelt sich eine sehr dichte Erzählung, die über unterschiedliche Stimmungen und Szenarien führt und dabei sehr abwechslungsreich bleibt. Dabei gibt es Tote, harte Maßnahmen gegen Holmes, aber auch viele Bekannte aus den ursprünglichen Geschichten tauchen auf. Die Spannung steigt dabei stetig und endet auch mit der Auflösung nicht – immer weitere Geheimnisse werden dabei aufgedeckt. Dabei wird tief in die Abgründe der menschlichen Seele geblickt, es gibt erstaunliche und dennoch sehr passende Wendungen, und am Ende ist dann jedes noch so kleine Detail aus der Handlung aufgeklärt. Das ist geradezu meisterhaft erzählt und hat mich vollkommen begeistert, zumal auch die Atmosphäre äußerst eingängig und düster geraten ist.

Das Sprecherensemble setzt nicht auf die üblichen bekannten Sprecher aus kommerziellen Hörspielen, allesamt wurden sehr sorgfältig ausgewählt und verkörpern ihre Rollen auf der eingängige Weise, unter ihnen beispielsweise Rainer Boch, Cathlen Gawlich und Christoph Maria Herbst. Frank Röth ist in der Rolle des Sherlock Holmes zu hören und findet seinen ganz eigenen Weg, diesen zu interpretieren – sehr ernst und konzentriert, nur manchmal transportiert er einen Funken Spott über seine Stimme. So zeigt er eine andere Seite des Meisterdetektivs, die sehr stimmig wirkt. Gerhard Gerbers ist als Dr. Watson zu hören, der in seinen Erzählszenen düster, melancholisch, fast schon depressiv spricht, was sehr intensiv auf den Hörer wirkt, und auch ansonsten eine sehr starke und eingängige Leistung abliefert. Sehr gut gefallen hat mir auch Walter Sittler in der Rolle des Mycroft Holmes, der eine überhebliche, einprägsame Sprechweise wählt und dabei schnell im Gedächtnis haften bleibt.

Fast schon klassisch konzentriert sich auch diese Sherlock Holmes-Vertonung auf die Dialoge, die größtenteils ohne musikalische Begleitung auskommen. Doch in den Übergängen wurde ein orchestraler Soundtrack eingespielt, der ebenso düster ist wie die Handlung selbst und immer wieder mit neuen Feinheiten überrascht. Dabei wird auch der Spannungsbogen gekonnt nachgezeichnet. Großes Lob verdient auch die Geräuschkulisse, die sich sehr lebendig in die Dialoge integriert.

Schlicht, und dennoch ergreifend ist das Cover dieser Folge gelungen. Die Silhouette des Pfeife rauchenden Meisterdetektivs hebt sich nur leicht von dem dunkelgrauen Hintergrund ab, teils in verschnörkelter Schrift sind Titel und Mitwirkende in weiß aufgedruckt. Der dicken Plastikhülle liegt neben den drei CDs auch noch ein Booklet mit Trackübersicht und Kurzinformationen zu vielen Sprechern bei.

Fazit: „Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes“ hebt sich stark von den bekannten, lockeren Umsetzungen ab und präsentiert sich ausgesprochen düster und melancholisch. Das Thema ist sehr eindringlich umgesetzt, die Spannung in jeder Minute spürbar, die Umsetzung eindringlich und atmosphärisch. Eine herausragende Produktion und fast schon ein Muss für Hörspielhörer.

VÖ: 13. Januar 2017
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 4012144372628


Monster 1983 – Tag 6 – Tag 10



Erster Eindruck: Der Nervenkrieg in Harmony Bay geht weiter

Den Tod seiner Frau hat Sheriff Cody noch nicht verkraftet, doch sein neues Revier Harmony Bay gestaltet sich als äußerst schwieriges Pflaster. Denn eine Serie brutaler Todesfälle hält die Stadt in Atem, die scheinbar von einem Serientäter verübt wurde. Immer weitere Leichen tauchen auf, und Cody muss sich tief in die Abgründe der menschlichen Seele begeben, um den Fall zu lösen...

Ivar Leon Menger – ein Name, der in Hörspielkreisen für Aufsehen sorgt. Denn der Autor steht für äußerst kreative und atmopshärisch dichte Produktionen, wie auch „Monster 1983“ beweist. Die ersten fünf Folgen der Audible-Serie ist bereits bei Lübbe Audio erschienen, doch auch „Tag 6 – Tag 10“ gehört untrennbar zu der Handlung um einen düsteren Serienmörder. Diese Folgen sollte man nicht nur gehört, sondern auch die wesentlichen Inhalte parat haben, denn die Handlung ist sehr komplex, wer einmal ausgetiegen ist, hat es schwer, wieder hereinzufinden. Doch schnell ist man wieder völlig in der Geschichte verwurzeltund fiebert mit den Charakteren mit – und es sind mittlerweile viele, denn die Handlung ist in mehrere Stränge aufgeteilt. Das erlaubt eine große Dynamik, immer wieder ist auf dem Höhepunkt der Spannung ein Szenenwechsel eingebaut, was die Dramatik nur noch weiter erhöht. Zudem hat jede der Folgen einen eigenen Schwerpunkt, erzählt einen wichtigen Teil der kompletten Story. Diese spitzt sich immer weiter zu und endet in einem äußerst packenden Finale, das einige Überraschungen bietet. Die mysteriöse Stimmung, die vielen angesprochenen Themen von Spionage bis zu einer Liebesgeschichte, fügen sich sehr gut zusammen, sodass „Monster 1983“ eine absolute Hörempfehlung darstellt.

Ekkehardt Belle ist in der Rolle des Deputy Landers äußerst gut aufgehoben, seine ausdrucksstarke Stimme verleiht der Figur viel Präsenz, auch die Entwicklung seines Charakters treibt er gelungen voran. Bernd Rumpf ist als Doc Schulz zu hören, auch er schafft einen einzigartigen Charakter mit ganz eigener Ausstrahlung, indem er seine Stimme sehr feinsinnig an die unterschiedlichen Situationen anpasst. Luisa Wietzoreks sanfte Stimme steht in gelungenem Kontrast zu der harten und rauen Stimmung, sie unterstützt die Handlung gekonnt in ihrer Wirkung. Weitere Sprecher sind Till Hagen, Udo Schenk und Florian Halm.

Passend zu der geheimnisvollen und düsteren Handlung ist auch die akustische Gestaltung gehalten, die sich parallel zum Spannungsbogen entwickelt. Dabei bleibt auch die Musik eher ruhig und beeinflusst die Stimmung aus dem Hintergrund, zudem ist sie sehr gut auf die einzelnen Szenen abgestimmt. Die Geräusche sind ebenfalls zurückhaltend, aber sehr treffend eingefügt.

Genau das gleiche Cover wie bei den ersten fünf Folgen ist auch hier im Einsatz, und das sowohl für die Pappbox als auch für die Titelbilder der einzelnen CDs. Hier hätte man durchaus einen Mehrwert gegenüber den Download-Versionen schaffen können, ein paar mehr Extras als Fotografien der mitwirkenden Sprecher wären sicherlich machbar gewesen.

Fazit: Ivar Leon Menger beweist einmal mehr sein Gespür für eingängige und mytseriöse Hörspiele, lässt vieles im Dunkeln und überrascht seine Hörer immer wieder mit neuen Elementen der Handlung. Alles fügt sich sehr gut ineinander und hat mich völlig begeistert – zumal sich die Handlung hier noch einmal mehr steigern kann.

VÖ: 13. Januar 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5397-2


Monster 1983 – Tag 1 – Tag 5



Erster Eindruck: Mysteriöses aus einer kleinen Küstenstadt

„Harmony Bay“ heißt das kleine Küstenstädtchen in Oregon, das die neue Wirkungsstätte von Sheriff Cody ist. Doch der Name täuscht, es geht alles andere als harmonisch zu, denn eine Mordserie erschüttert die Gegend, sodass Cody kaum die Gelegenheit bekommt, sich zusammen mit seiner Familie einzuleben. Als dann auch noch ein Gefangenentrasporter verunglückt und die Insassen spurlos verschwinden, ist es mit der Ruhe endgültig vorbei...

„Monster 1983“ ist eine ursprünglich für Audible entstandene Hörspielserie, die nun jedoch auch bei Lübbe Audio in einer CD-Version erschienen ist. Die Idee für den Stoff hatte Ivar Leon Menger, was allein schon fast ein Qualitätsmerkmal ist. So auch hier, denn wieder hat er es geschafft, eine atmosphärisch sehr dichte und ungewöhnliche Geschichte zu schreiben, die einen kaum loslässt. Schon zu Beginn dieser ersten fünf Tage der Serie wird dabei eine dichte Stimmung aufgebaut, die viele Geheimnisse im Hintergrund wirken lässt – durchschauen lässt sich die Handlung auch für geübte Hörer nicht. Neben diesen sehr mysteriösen Elementen sind noch Versatzstücke aus zahlreichen anderen Genres vorhanden, was einerseits sehr abwechlunsgreich wirkt, aber auch viel Aufmerksamkeit vom Hörer fordert. Die komplexe Handlung sorgt für viele Einzelheiten, die noch eine wichtige Rolle spielen und deswegen behalten werden wollen. Doch es lohnt sich, der Serie diese Zeit zu widmen, immer war ich sehr gespannt auf die kommenden Entwicklungen und von so mancher Wendung völlig überrascht. Die ruhige Erzählweise ohne großartige Actionelemente lässt „Monster 1983“ zudem sehr „erwachsen“ wirken. Wer sich nach diesen fünf Folgen wundert, dass kein wirkliches Ende vorliegt: Tag 6 bis 10 schließen direkt an diese Staffel an und sollten schnell danach gehört werden.

Zahllose Sprecher wirken an dieser immerhin über fünfsstündigen Produktion mit, zwei Seiten des Booklets sind nötig, um diese aufzuzählen. Im Mittelpunkt steht jedoch David Nathan in der Rolle des Sheriff Cody, der mit seiner markanten Stimme für genügend Aufmerksamkeit sorgt, andererseits aber auch eine sehr glaubwürdige Sprechweise wählt, die die Gefühlswelt des recht harten Mannes gekonnt wiedergibt. Luise Helm überzeugt mit ihrer Darstellung von Tylor Dunford, ihre Stimme nimmt unterschiedliche Färbungen an und schafft so einen interessanten Charakter. Auch Jonathan Lade hat mich begeistert, Michael Cody bekommt durch ihn seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. Weitere Sprecher sind Ekkehardt Belle, Helen Blaschke und Jonas Schmidt-Foß.

Passend zur Handlung ist auch die akustische Gestaltung mysteriös und leicht diffus, sodass die Stimmung sehr gut unterstützt wird. Immer wieder werden dabei neue und ungewohnte Klänge angeschlagen, immer sind sie jedoch eher unheimlich und sind sehr gut auf die einzelnen Szenen angepasst. Auch der Einsatz von Geräuschen ist stimmig und lebendig gelungen.

Der düstere Schatten eines Mannes mit einer langen Schrotflinte fällt auf ein Bett mit weißen Laken – das Titelbild ist stimmig und passt gut zu der Handlung. Aufgedruckt ist dieses nicht nur auf den großen Pappschuber, sondern wird auch für jede der fünf einzeln verpackten CDs verwendet. Im Inneren der Booklets gibt es neben den üblichen Informationen noch einige Fotos der Sprecher mit Ivar Leon Menger

Fazit: Ivar Leon Menger hat es wieder geschafft und eine sehr eindringliche und mysteriöse Stimmung geschaffen, in der sich starke Charaktere und zahlreiche Geheimnisse tummeln. Die komplexe Handlung ist sehr spannend und ruhig erzählt und strahlt eine ganz eigene Stimmung aus, die mich sofort gepackt hat. Sehr hörenswert.

VÖ: 13. Januar 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5396-5


Die Schöne und das Tier



Erster Eindruck: Klassiker in wunderschönem Gewand

Das Leben eines Kaufmanns wandelt sich stark, als seine Schiffsflotte untergeht und ihm nur ein einfaches Leben auf einem Bauernhof bleibt. Während einer Handelsreise muss er in einem einsam gelegenen Schloss Halt machen und erinnert sich an den Wunsch seiner Tochter Belle, ihr eine Rose mitzubringen. Doch kaum hat er eine Blüte von den vielen Sträuchern abgebrochen, steht der wütende Hausherr hinter ihm – ein riesiges, schrecklich anzusehendes Tier...

Ein Zufall dürfte es wohl nicht sein, dass 23 Jahre nach der Aufnahme des WDR-Hörspiels „Die Schöne und das Tier“ beim Audio Verlag auf CD erscheint, denn fast zeutgleich bringt ein bekannter amerikanischer Filmkonzern die Realverfilmung eines Trickfilmklassikers in die Kinos, die auf dem gleichen Märchen beruht. Dass man hiermit ein wenig von dem großen Popularitätsschub profitieren möchte ist verständlich – und auch für den Hörer lohnenswert, denn das Märchen wird hier sehr gekonnt und auf ganz eigene Weise erzählt. Es hält sich an die Variation des Märchens von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, was einerseits bedeutet, dass keine singende Teekanne vorkommt, andererseits, dass viel mehr auf die Familie von Belle eingegangen wird, neben ihrem Vater kommen hier noch ihre beiden verzogenen und arroganten Schwestern vor, was die Bescheidenheit und Herzensgüte von Belle noch weiter unterstreicht. Die beiden nehmen auch gegen Ende noch einen großen Teil der Handlung ein und zeigen recht finstere Seiten der menschlichen Seele, eine Ergänzung, die sich sehr stimmig in das Grundmotiv einfügt. Denn im Mittelpunkt steht natürlich auch hier die Liebesgeschichte zwischen Belle und dem Tier. Hinter dessem herrischen und unfreundlichen Auftreten entdeckt die Schöne nach und nach einen weichen, liebenswerten Kern, sie überwindet Vorurteile und sieht den Schlossbesitzer schon bald als das, was er wirklich ist. Das ist herrlich unpathetisch umgesetzt, sondern setzt auf ehrliche Gefühle und morlaische Prinzipien, ohne den Zeigefinger erhoben zu halten. Eine zauberhafte Variante des Märchens, die in knappen 33 Minuten flott erzählt wird und dennoch dessen Kern sehr gut herausarbeitet.

Nina Hoger hat die Hauptrolle der Belle übernommen, sie legt nicht nur einen sehr warmen und gutherzigen Klang in ihre Stimme, sondern kann auch die pflichtbewusste und kluge Art des Mädchens sehr gut in Szene setzen. Otto Sander ist als Tier zu hören, seine anfängliche Grobheit nimmt langsam immer mehr ab, sodass man seine weiche Seite gemeinsam mit Belle entdecken kann. Alois Garg hat mir sehr gut als Belles Vater gefallen, der eine charmante und authentische Sprechweise abliefert. Weitere Sprecher sind Anna Magdalena Fitzi, Christiane Bachschmidt und Hannelore Hoger als Erzählerin.

Auch akustisch gibt es viel positives zu berichten, besonders die eingesetzte Musik ist sehr gelungen. Die orchestralen Klänge klingen ebenso verspielt wie romantisch und rahmen die Szenen so sehr gekonnt ein. Auch die Geräusche sind passend eingefügt und lassen die Dialoge lebendiger wirken. Doch nichts davon lenkt von der Geschichte ab, alles wirkt in sich sehr stimmig.

Das Artwork zu diesem Hörspiel gefällt mir sehr gut, in blauen Farben ist eine recht skurrile Szenerie zu sehen, nur die angedeuteten roten Blüten spielen auf den Rosengarten an. Zu sehen sind die Schöne und das Tier, scheinbar einander sehr zugetan, vor dem Schloss, dass sich mit zahlreichen Erkern und Türmen vor dem hell scheinenden Mond abhebt. Schade ist nur, dass mit der Aktualisierung des Covers auch der typische weiße Rücken für Kinderhörspiele des Labels verzichtet wurde.

Fazit: Auch wenn das Märchen bekannt ist, geben hier einige Variationen neue Impulse, unterstreichen aber dabei den Grundgedanken anstatt ihn zu verfälschen. Die klassische Liebesgeschichte, in der hinter das äußere Bild geblickt werden muss, ist nicht nur sehr romantisch, sondern auch sehr sinnbildlich. Die gekonnte Umsetzung sorgt für einen sehr positiven Gesamteindruck.

VÖ: 10. Februar 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0055-0


Der kleine Prinz



Erster Eindruck: Klassiker in moderner Umsetzung

Der kleine Prinz lebte ganz allein auf einem winzigen Planeten, auf dem es neben einigen Vulkanen nicht viel gab, doch diese waren sehr praktisch, um sein Essen zuzubereiten. Eines Tages beschließt er, seine Heimat zu verlassen, um auch andere Planeten kennenzulernen. Und auf seiner Reise begegnet er zahlreichen Gestalten, und jede von ihnen hilt dem kleinen Prinzen, das Wesentliche zu erkennen...

„Der kleine Prinz“ ist wohl einzigartig, die bekannte Geschichte von Antoine de Saint-Exupery ist so poetisch, so voller Weisheit und dennoch so zugänglich, sodass sie einen festen Platz in den Herzen vieler erlangt hat. Und eben diesem Stoff hat sich floff angenommen – eine spannende Kombination, war das Label doch bisher für die aufgedreht-fröhliche Kinderserie „Die Playmos“ bekannt. Doch hiervon hat sich Regisseur Florian Fickel vollkommen entfernt und geht sehr gut auf die melancholische und nachdenkliche Stimmung der Vorlage ein, ohne ins Trübsinnige zu verfallen. Und auch die Tücken, die dieses Buch für eine Hörumsetzung bietet, werden sehr gelungen umschifft, indem zum Beispiel die berühmte Zeichnung zu Anfang gut beschrieben wird. Den vielen teils skurrilen Figuren wird viel Leben eingehaucht, sie kommen sehr gut zur Geltung. Die Umsetzung bezieht sich auf eine Neuübersetzung des Stoffes, die moderner und frischer wirken soll. Doch dabei geht leider auch ein wenig von dem Zauber verloren, der durch die poetischen, fast schon altmodischen Worte generiert wurde. Doch dafür wirkt dieses Hörspiel nun auch deutlich kindgerechter und ist dennoch für die ganze Familie geeignet.

Die Rolle des Erzählers, der hier nur „Der Pilot“ genannt wird, ist mit Christoph Maria Herbst äußerst prominent besetzt, zumal der sonst oft so ironische Schauspieler hier eine sehr zurückhaltende und ruhige Sprechweise wählt. Eine sehr überzeugende Leistung! Nicolas Artajo ist ebenso gut in der Rolle des kleinen Prinzen aufgehoben, mit seiner aufgeweckten und eingängigen Stimme bringt er diese ganz besondere Figur sehr gut zur Geltung. Auch die Nebenrollen sind mit sehr engagierten Sprechern besetzt, die Szene um den Laternenanzünder kommt beispielsweise durch Detlef Bierstedts markanter Klang sehr lebendig und berührend beim Hörer an. Weitere Sprecher sind Claudia Urbschat-Mingues, Christian Rode und Gerrit Schmidt-Foß.

Die akustische Umsetzung des Klassikers weiß ebenso zu überzeugen, wobei die Sprecher und ihre Dialoge immer im Mittelpunkt stehen. Besonders Geräusche sind nur sehr punktuell eingesetzt worden. Der Großteil der Atmosphäre wird durch die sanften, verträumten Melodien erzeugt, die sich sehr eng um die Szenen schmiegen und ihnen die passende Stimmung verleihen.

Ebenso bekannt wie die Geschichte sind auch die simplen, aber sehr ansehnlichen Zeichnungen des Buches, und natürlich werden diese auch für das Titelbild verwendet. Der kleine Prinz steht darauf auf seinem Heimatplaneten, während der Hintergrund in schlichtem Weiß gehalten ist. Auch ein Foto von Christoph Maria Herbst ist hier zu sehen, im Inneren werden weitere grafische Elemente verwendet.

Fazit: Ein wahrer Klassiker, den floff da sehr sensibel und feinfühlig umgesetzt hat. Die sanfte Modernisierung und Anpassung an die Bedürfnisse von Kindern ist gelungen, die Figuren und deren einzigartige Geschichten kommen immer noch bestens zur Geltung. Poetisch, emotional und nachdenklich stimmend ist eine sehr hörenswerte Produktion entstanden.

VÖ: 21. April 2017
Label: floff
Bestellnummer: 4260229661956


Der Sängerkrieg der Heidehasen - Live



Erster Eindruck: Komplott gegen Lodengrün

Jedes Jahr tragen die Heidehasen einen Wettstreit über den besten Sänger aus, doch dieses mal gibt es einen ganz besonderen Preis zu gewinnen: Der siegende Hase soll die Prinzessin des Reiches heiraten. Der Minister für Hasengesang und Direktor Wackelohr wollen jedoch unbedingt den Sieg des aussichtsreichen Lodengrün verhindern und greifen zu so einigen Intrigen...

Schon 1952 gab es ein Hörspiel um den Sängerkrieg der Heidehasen aus der Feder von James Krüss, 65 Jahre später war es scheinbar an der Zeit für eine Neuauflage, sodass der Audio Verlag eine Produktion des WDR auf CD gepresst hat. Und dabei handelt es sich um eine Besonderheit, denn das Hörspiel wurde live vor Publikum aufgeführt und dabei aufgezeichnet. Das führt einerseits dazu, dass einige visuelle Informationen fehlen, andererseits aber auch zu einer ganz speziellen Stimmung – die zuschauenden Kinder werden zum Mitmachen aufgefordert und sind immer wieder lautstark zu hören. Durch die Handlung wird von zwei Erzählern geführt, Nina Kawalun und Peter Saurbier, die sich auch miteinander unterhalten und so ales auch für Kinder gut verständlich aufbereiten. Die Geschichte um die Hasen, die in einem Wettstreit den besten Sänger küren wollen, ist dann auch recht simpel und wird mit viel Musik begleitet, die Handlung wird in vielen Liedern vorangetrieben – und auch das wird den Kindern vorher gut erklärt. Sicherlich ist es keine große Überraschung, wie die Handlung verläuft und wie sie endet, aber für Kinder ist es spannend erzählt und macht richtig Spaß.

Nina Kawalun macht ihre Aufgabe als Erzählerin sehr gut, sie klingt immer sehr freundlich, bringt aber auch etwas Spannung mit ein und geht gut auf zu Kinder ein, durch sie wirkt alles sehr lebendig. Auch Peter Saurbier konnte mich überzeugen, mit seinem exaltierten Auftreten als Professor Plem bringt er immer wieder neuen Schwung in die Geschichte. Manfred Bittner singt die Rolle des Lodengrün und wirkt dabei sehr sympathisch, schnell fiebert man mit ihm mit. Auch Robert Blank, Harald Martini und Michaela Dobmeier sind zu hören.

Wie bereits erwähnt spielt Musik eine wichtige Rolle in der Geschichte, es wird viel gesungen und dabei die Geschichte weitererzählt. Dies wird harmonisch und mit klassischen Instrumenten begleitet, jeder Charakter bekommt hierdurch auch seinen eigenen Audruck verpasst. Geräusche sind dabei wenig eingefügt, was manchmal etwas starr wirkt.

Das Titelbild der Produktion ist in einfachem Comicstil gehalten, gezeigt wird dabei die entscheidende Szene, in der Lodengrün nach einigen Querelen doch noch sein Lied vortragen darf. Die verschiedenen Figuren sind dabei gut getroffen, auch das Bühnenbild wird witzig dargestellt. Ein paar Bilder der Live-Show im Inneren wären aber noch eine gelungene Ergänzung gewesen.

Fazit: Eine einfache, aber witzige Geschichte, in die man sich dank dem ungewöhnlichen Einsatz der beiden Erzähler schnell hereinfindet. Die vielen eingebauten Lieder bringen viel Spaß, die Charaktere sind sehr klar dargestellt, sodass auch Kinder allem gut folgen können. Die Live-Atmosphäre bringt noch einmal eine ganz andere Note in die Handlung mit ein.

VÖ: 10. Februar 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0013-0


Der Geheimagent



Erster Eindruck: Ruhige Umsetzung einer spannenden Geschichte

Adolf Verloc lebt im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein scheinbar ruhiges, beschauliches Leben mit seiner Frau Winnie und dem gemeinsam betriebenen Ladenlokal. Doch hinter der bürgerlichen Fassade ist Adolf ein Geheimagent, der sich allerdings eher als Beobachter sieht und nicht aktiv ins Geschehen eingreift. Das ändert sich, als er von seinem Auftraggeber einen brisanten Plan vorgelegt bekommt: Er selbst soll einen Anschlag verüben...

110 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung wurde „Der Geheimagent“ des britischen Schriftstellers Joseph Conrad nun als Hörspiel vom Audio Verlag umgesetzt – scheinbar eine ungewöhnliche Wahl, der der Autor mit polnischen Wurzeln hierzulande noch nicht die gleiche Popularität wie hinter dem Ärmelkanal. Und dennoch ist die Wahl eine sehr gute, denn der Roman ist nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern wirkt mit seiner Thematik auch ziemlich aktuell. Zunächst wird aber erst Hauptfigur Adolf Verloc vorgestellt, sein Leben, seine etwas lasche Haltung, was durchaus unterhaltsam gelungen ist. Doch nur kurz darauf wird auf das Thema des Anschlags eingegangen, und hier entwickeln sich die Charaktere dann schnell weiter. Dabei trifft Verloc noch weitere, moralisch zweifelhafte Entscheidungen – und natürlich geht bei dem Plan nicht alles glatt. So wird die Beziehung zwischen Verloc und seiner Frau stark erschüttert, was eine emotionale und sehr bewegende Komponente mit einbringt. Doch auch die politischen Aspekte sind sehr gut eingebaut und halten der Gesellschaft den Spiegel vor. Das alles bleibt in der Umsetzung sehr ruhig und fast schon etwas gleichförmig, nur selten wird die Dramatik der Handlung nach oben geschraubt. Hier hätte ich mir manchmal etwas mehr Druck gewünscht, doch auch in dieser ruhigen Umsetzung konnte mich „Der Geheimagent“ überzeugen.

Felix Vörtler ist in der Rolle des Adolf Verloc zu hören, seine Stimme nimmt hier sehr variable Ausdrücke an, sodass er in jeder Situation den passenden Ausdruck erzeugen und so eine sehr überzeigende Leistung abliefern kann. Die wunderbare Cathlen Gawlich spricht seine Frau Winnie zunächst noch sanft, fast zurückhaltend, kann später aber auch die aufgewühlte Emotionalität ihrer Figur sehr gekonnt aufgreifen. Peter Fricke ist als Erzähler im Einsatz und bringt viel Dynamik in seine Texte mit ein, die so lebendig und kurzweilig gestaltet sind. Weitere Sprecher sind Robert Dölle, Patrick Mölleken und Ralf Drexler.

Julia Komflaß ist für die Komposition der begleitenden Musik verantwortlich und hat es geschafft, die Atmosphäre des Romans aufzugreifen. Die Melodien umschmeicheln sanft die Dialoge und treten nur in den Szenenübergängen mehr in den Vordergrund, beeinflussen die Stimmung eher subtil. Auch die Geräusche sind sehr treffend eingefügt und lassen die Szenen lebendiger wirken.

Die beiden CDs dieser Produktion sind in einem stabilen Digipack untergebracht, das neben den üblichen Produktionsinformationen zwar keine weiteren Extras enthält, aber mit stimmungsvollen Fotografien ausgestattet ist. Diese sind wie das Titelbild in Orange eingefärbt und erhalten so eine sehr intensive Ausstrahlung.

Fazit: Die Umsetzung ist ziemlich ruhig geworden, was der spannenden Atmosphäre jedoch nur wenig nimmt. Die gut inszenierten Charaktere und die kurzweilige Handlung rund um einen Terroranschlag bieten viele reizvolle Momente, zumal auch die Perspektive eine interessante ist. Besonders das emotionale Ende konnte mich überzeugen.

VÖ: 10. Februar 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0064-2


Auerhaus



Erster Eindruck: In der Mitte der Straße...

Kurz vor dem Abitur will der hochintelligente Frieder seinem Leben ein Ende setzen, der Suizidversuch gelingt jedoch nicht. Und so beschließen fünf seiner Freunde, mit ihm in ein verlassenes Bauernhaus zu ziehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Gemeinsam stehen gegen alle Widrigkeiten zusammen, doch Frieder kommt von seinen düsteren Gedanken nicht immer los...

Es lohnt sich immer wieder, abseits der populären Serienproduktionen oder dem Umsetzungen von Bestsellern nach Hörspielumsetzungen zu suchen, denn oft wird man dabei mit ungewöhnlichen Produktionen belohnt – Auerhaus ist dafür ein perfektes Beispiel. Einfach, weil keine große Geschichte mit dramatisch inszenierten Wendungen erzählt wird, sondern eher eine Momentaufnahme. Ein Portrait von sechs Jugendlichen, die ihr Leben auf unkonventionelle Weise leben. Und eine sehr sensible und feinfühlige Darstellung einer psychischen Erkrankung, die unter die Haut geht und auch Außenstehenden die Tücken begreiflich machen. Es gibt Aufs und Abs, fröhliche und ungezwungene Momente, dann wieder ein tiefer Fall und die Sorge um einen Menschen, den man gern hat und dem man nicht so sehr helfen kann, wie man es gern möchte. Das ist sehr bewegend und dennoch sehr authentisch umgesetzt, da viele Themen angesprochen werden und die Charaktere so bald eine sehr eigenständige Ausstrahlung haben. Dabei konzentriert sich die Erzählung stark auf deren Zusammenleben, sodass der Hörer bald selbst ein Teil dieser Gemeinschaft ist – so sehr fiebert er mit und hofft auch bei dem eher düsteren Finale noch auf ein Happy End für die Protagonisten. Dieses wird dann unkonventionell aufgelöst, was das Hörspiel nur umso intensiver und hörenswerter macht.

Bei den Sprechern hat der produzierende Radiosender rbb nicht auf bekannte Stimmen gesetzt, sondern auf Newcomer, deren Klang dementsprechend bisher unbesetzt ist, so wirken sie frisch und unverbraucht. Christoph Letkowski ist in der Hauptrolle des Höppner zu hören, der auch für die Erzähltexte verantwortlich ist. Er spricht sehr locker und kann die Gefühlswelt des jungen Mannes dennoch sehr intensiv herüberbringen. Lisa Hrdina ist als Vera zu hören und bringt eine sehr eigene, mal charmante, mal etwas kratzbürstige Art mit ein. Wirklich begeistert hat mich Anton Weil als Frieder, der die so widersprüchliche Gefühlswelt seiner Figur und seine psychische Erkrankung sehr greifbar und erlebbar umsetzt. Weitere Sprecher sind Marthe Lola Deutschmann, Alina Stiegler und Maximilian Brauer.

Auch beid er akustischen Umsetzung geht das Hörspiel einen anderen Weg, als man ihn von anderen Produktionen kennt, und setzt einen bekannten Welthit ein, zunächst nur als instrumentales Riff, später auch mit Gesang. Es zieht sich als Leitmotiv durch die Handlung und ergänzt sich wunderbar mit der ansonsten eher auf Geräusche konzentrierten Umsetzung. Das ist in sich sehr stimmig und passt wunderbar zu der Handlung.

„Auerhaus“ steht nebst dem Namen des Autoren in orangenen Lettern auf weißem Grund, als einziges Motiv ist eine stilisierte Regenwolke im Einsatz. Das ist sehr reduziert, aber auch ansprechend umgesetzt – zumal erst im Laufe des Hörspiels der Titel auf äußerst charmante Weise erklärt wird. Die CD ist in einem stabilen Digipack untergebracht, das neben einem Foto von Christoph Letkowski auf der Rückseite und einigen Zitaten keine weiteren Extras enthält.

Fazit: Das Hörspiel versprüht so viel Charme, Lebensfreude und Eigenständigkeit, stellenweise auch viel Witz, dass der Fall in die düsteren Ecken der menschlichen Seele umso heftiger ausfällt. Es wird sehr sensibel mit dem schwierigen Thema einer psychischen Erkrankung umgegangen, sodass ein äußerst empfehlenswertes Hörspiel entstanden ist.

VÖ: 13. Januar 2017
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-996-1


Hörbe mit dem großen Hut



Erster Eindruck: Kleiner Gnom auf großer Reise

Der kleine Hutzelmann Hörbe will sich eigentlich auf den nahenden Winter vorbereiten und Preißelbeermarmelade einkochen. Doch die Herbstsonne ist so verlockend warm, dass er sich seinen großen Hut aufsetzt und ein Stück Hutzelmannsbrot einpackt, um den Wald zu erkunden. Zwar trifft er dabei auch einen neuen Freund, aber er erlebt auch spannende Abenteuer...

Es gibt hierzulande wohl kaum jemanden, der nicht mit den Geschichten von Otfried Preußler aufgewachsen ist. „Das kleine Gespenst“, „Der Räuber Hotzenplotz“, „Krabat“ - viele seiner Kinderbücher sind zu zeitlosen Klassikern geworden. Doch es gibt auch einige Bücher, die nicht ganz so bekannt sind wie andere Vertreter, und dazu gehört beispielsweise „Hörbe mit dem großen Hut“, welches 2016 vom SWR als liebevolles Hörspiel umgesetzt worden ist, die CD-Version ist beim Audio Verlag erschienen. Und schon nach wenigen Minuten fühlt man sich in den herbstlichen Wald versetzt und wandert mit dem kleinen Gnom durch die Gegend. Die Atmosphäre ist dabei sehr dicht, warm und fröhlich, mit einigen für Kinder richtig spannenden Highlights. Dabei ist die Handlung eher zweitrangig, im Mittelpunkt stehen einzelne, fast schon episodenhafte Szenen, in denen Hörbe immer neuen Gestalten begegnet. Und natürlich gibt es darin einige Weisheiten zu entdecken, die sich eher nebenbei erschließen und wie immer bei dem Autor nicht mit dem erhobenen Zeigefinger aufgezeigt werden. Aber Hörbe lernt auf seiner aufregenden Reise so viel, dass man nicht nur aufmerksam lauscht, sondern auch ganz selbstverständlich einiges von ihm mitnimmt. Ein wunderschönes Hörspiel, das mit seiner liebevollen Umsetzung und der putzigen Handlung punktet.

Nico Holonics ist in der Hauptrolle des Hörbe zu hören. Er spricht ihn sehr niedlich und ausdrucksstark, sodass eine wundervolle Figur entsteht. Dabei geht er sehr gut auf die zuhörenden Kinder und ihre Bedürfnisse ein und wirft all seinen Charme in die Waagschale. Sandra Schwittau spricht Zwottel mit ihrer rauen, kratzigen Stimme, aus der sie alle Härte nimmt und so eine ebenso präsente und niedliche Figur erschafft. Als Erzählerin ist Brigitte Hobmeier eine sehr gute Wahl, mit ihrer sanften und freundlichen Stimme sorgt sie für angenehm stimmige Momente. Weitere Sprecher sind Jirka Zett, Ernst Konarek und Michael Tregor.

Das Hörspiel sprüht geradezu vor sanften, magischen Momenten, und genau das wird auch in der eingefügten Musik deutlich. Verspielte Melodien und sanft eingesetzte Instrumente sorgen für eine sehr stimmige Atmosphäre, die durch einige wohl platzierte Geräusche verstärkt wird. Das passt alles sehr gut zusammen und hält die Spannung über die Stunde Laufzeit aufrecht.

2016 ist auch eine Neuauflage des Buches mit neu designtem Titelbild erschienen, und natürlich wurde dieses auch für die Hörspieladaption verwendet. Der kleine Hutzelmann mit seinem unverkennbare Hut sitzt inmitten des Waldes und näht, was in einem sehr ansprechenden und niedlichen Zeichenstil gehalten ist. Das Innere enthält alle wichtigen Produktionsinformationen, aber keine weiteren Extras.

Fazit: Die Geschichte von Hörbe ist schlicht und ergreifend zauberhaft, die Abenteuer des kleinen Hutezgnoms sind abwechslungsreich und reativ erdacht. Die Hörspielversion steht dem in nichts nach, man merkt allen Beteiligten die Liebe zur Geschichte an, sodass alles sehr stimmig und eingängig wirkt.

VÖ: 11.November 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1834-6


Sartana - Noch warm und schon Sand drauf



Erster Eindruck: Ein Haudegen ohne Halleluja

Ein kleines, aber wertvolles Stückchen Land gerät in das Interesse einer Bande aus Schurken, die sich zusammentun, um die Nichte des ermordeten Landbesitzers um ihren Besitz zu bringen. Doch dabei haben sie ihre Rechnung ohne Sartana gemacht, der zwar ein ziemlich derber Revolverheld ist, aber auch unerschrocken für Gerechtigkeit kämpft...

Bela B., Gründungsmitglied der Punk-Band Die Ärtze in einem Hörspiel, das auch noch dem fast ausgestorben scheinenden Genre Western zugeordnet ist – der Hörverlag kann mit seiner Veröffentlichung von „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ sein Programm um eine ziemlich ungewöhnliche Produktion erweitern. Dass dann noch Hörspielgrößen wie Stefan Kaminski und Oliver Rohrbeck oder Synchronsprecher Rainer Brandt mitwirken, macht die Sache nur noch interessanter. Und schon nach einigen Momenten wird klar: Hier geht es sogar noch schräger zu als erwartet, denn die Sprecher agieren nicht nur in der Geschichte, sondern auch als sie selbst in Dialogen über das Hörspiel. Das hat natürlich viel Witz und Charme, da Rohrbeck beispielsweise den Stempel eines leicht schnöseligen Sprecher-Stars aufgedrückt bekommt, den die Handlung nur mäßig interessiert, und auch die restlichen Rollen sind humorvoll und überspitzt dargestellt. Das macht richtig Spaß, und auch die eigentliche Handlung bietet viele witzige Momente. Da wird mit Klischees nur so um sich geschmissen, natürlich wird gepoket, geflucht, und gerade die Hauptfigur ist auch nie um einen flotten Spruch verlegen. Das gibt dann natürlich keine tiefgreifenden Erkenntnisse preis (was es auch gar nicht will), sondern sorgt für lockere Unterhaltung im Italowestern-Stil. Eine kleine Steigerung des Tempos wäre allerdings wünschenswert gewesen, da einige Szenen einfach zu langatmig wirken und die Gesamtwirkung etwas trüben.

Man merkt den Beteiligten an diesem ungewöhnlichen Projekt sofort die Begeisterung und das Herzblut an. Besonders Bela B. ist mit seiner tiefen Stimme, dem smarten und coolen Auftreten eine sehr gelungene Hauptfigur, fehlende Routine in dem Sprechen von Hörspielen macht er mit Witz und Charme wieder wett. Peta Devlin versetzt sich in den klassischen Hörspielszenen vollkommen in ihre Rolle, in den Szenen im Gespräch zwischen den Sprechern legt sie aber eine ganz andere Facette an den Tag und überzeugt dabei vor allem mit ihrer Wandlungsfähigkeit. Oliver Rohrbecks unverkennbare Stimme kommt auch hier sehr gut zur Geltung, er lässt sich vollkommen auf die ungewöhnliche Materie ein. Ach Stefan Kaminski und Rainer Brandt machen ihre Sache sehr gut.

Wenn ein Bela B. schon an einem Hörspiel mitwirkt, steuert er natürlich auch etwas Musik bei. Das ist mitten in die Handlung eingebettet, was für mehr Dynamik sorgt und bestens in die Stimmung passt. Zudem sind zahlreiche Geräusche eingefügt, die das Geschehen lebendig halten, und auch hier merkt man jeder Szene die Hingabe für das Projekt an – alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und harmonisiert miteinander.

Dieser Eindruck setzt sich auch in der Gestaltung fort. Denn für die beiden CDs wurde keine einfahe Plastikhülle gewählt, sondern eine kleine Pappbox, die nicht nur witzig im Comicstil gestaltet ist, sondern auch ein ebenso ansehnliches und umfangreiches Booklet mit weiteren Illustrationen im gleichen Stil und einigen Hintergrundinformationen zur Produktion.

Fazit: „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ haucht Hörspielen neues Leben ein und zeigt, wie anders dieses Medium angegangen werden kann: Mit einem ungewöhnlichen Thema, einer Meta-Ebene und viel Witz und Charme. Darauf muss man sich einlassen können, dann verzeiht man aber auch die kleinen aufkommenden Längen.

VÖ: 14. November 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2475-8


Krieg und Frieden



Erster Eindruck: Irrungen in Zeiten des Krieges

Nach einigen Jahren in Frankreich, wo er in adeligen Kreisen erzogen wurde, kehrt Pierre nach Sankt Petersburg zurück. Doch er findet in der dortigen Oberschicht keinen Anschluss, sodass er schon bald nach Moskau zieht und dort endlich Anschluss findet. Doch während der Querelen des Krieges nimmt sein Leben noch einmal eine dramatische Wendung...

„Krieg und Frieden“ von Lew Tolstoi gehört zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur, nach der Veröffentlichung folgen zahlreiche Umsetzungen als Oper, Film und Theaterstück – und natürlich auch als Hörspiel. Die erste deutsche Hörspielfassung des WDR stammt aus dem Jahr 1965 und wurde nund vom Hörverlag auf 10 CDs veröffentlicht, die jeweils den einzelnen Folgen entsprechen. Und so gibt es zu Anfang jeder CD eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, sodass man immer wieder gut in die Handlung findet – und die Übersicht nicht verliert, denn das Werk ist ziemlich komplex. Mehrere Adelsfamilien mit zahlreichen Vertretern werden über einen Zeitraum von vielen Jahren begleitet, wobei auch geschichtliche Ereignisse mit einbezogen werden. Doch die gute Strukturierung und die sinnvolle Kürzung des Stoffes erleichtern hier das Verständnis. Die Handlung ist atmosphärisch sehr dicht erzählt und entführt in die Welt des russischen Adels, mit Intrigen, Animositäten, Liebeleien, aber eben auch mit schrecklichem Krieg und Verlusten. Das ist sehr dramatisch und eingängig erzählt und begeistert mit lebensnahen, sehr präsenten Charakteren, an deren Schicksal man immer wieder hängt.

Die Umsetzung punktet dabei insbesondere mit den starken Sprechern, die ihre Sache ganz hervorragend machen. Klausjürgen Wussow ist beispielsweise als Fürst Andrej Bolkonskij zu hören, mit seinem markanten Klang und der sehr betonten Sprechweise schafft er eine lebendige Figur, dessen Tun man gern folgt. Irmgard Först ist als Gräfin Natalie Rostowa zu hören, auch sie setzt ihre Stimme seh geschickt ein, um alle Facetten ihres Charakters hervorzukitzeln. Volker Brandt überzeugt als NikolajRostow mit viel Ausdruck und einer sehr punktierten Aussprache. Weitere Sprecher sind Marus Müller-Westernhagen, Peter Oehme und Roswitha Krämer.

Die Musik stammt von Bernd Stolz und wurde eigens für diese Produktion erschaffen, sodass sie sehr gut an die verschiedenen Stimmungen angepasst ist. Dabei wurde auf klassische Instrumente zurückgegriffen, die die Atmosphäre der Handlung weiter verdichten. Geräusche sind eher weniger im Einsatz und kommen nur an wenigen Stellen zur Geltung.

Die dicke Pappbox dieser Veröffentlichung ist mit einem hübschen Motiv versehen: Ein schaukelnder Kronleuchter, der vor schwarzem Hintergrund sehr edel wirkt. Die CDs sind in schlichten Plastikhüllen verpackt, aber das beiliegende dicke Booklet ist sehr lobenswert: Es enthält zahrleiche zusätzliche Informationen zu den Mitwirkenden, den handelnden Personen und dem geschichtlichen Hintergrund.

Fazit: Die umfangreiche Geschichte wird geschickt gekürzt erzählt, sodass sie gut zugänglich ist und dennoch die Essenz des Originals enthält. Dafür sorgen vor allem die herausragenden Sprecher, die die Charaktere sehr zugänglich darstellen. Die dramatischen Wendungen und die komplexe Handlung sorgen für eine anspruchsvolle und sehr hörenswerte Produktion.

VÖ: 28. November 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2050-7


Der Name der Rose



Erster Eindruck: Morde in düsterem Kloster

William von Baskerville, ein Fransiskanermönch und ehemaliger Inquisitor, besucht gemeinsam mit seinem Novizen Adson von Melk eine Benedektinerabtei, in der ein Treffen hochrangiger Kirchemitglieder stattfinden soll. Doch vor kurzem hat sich ein Mord in den Mauern des Klosters ereignet, und auf Bitten des Abtes widmet sich William des Falles. Doch schon bald wird ein weiterer Toter aufgefunden...

Umberto Eco hat mit „Der Name der Rose“ einen äußerst bekannten Vertreter der Weltliteratur erschaffen, auch heute noch ist der Roman sehr populär. Das aufwändige Radiohörspiel, das in Kooperation verschiedener Sender im Jahr 1986 entstanden ist, ist zudem fester Bestandteil des Programms des Hörverlages und auch heute noch sehr hörenswert. Denn schnell wird der Hörer in die düsteren Gemäuer des Klosters entführt, streift mit William und Adson durch die unterirdischen Gänge, die riesige Bibliothek oder den Klostergarten, befragt die Mönche und kommt dem Mörder dabei immer ein Stückchen näher. Der Plot an sich ist schon sehr unterhaltsam, doch seinen vollen Reiz entfaltet das Werk durch die vielen Nebenarme, die in dieser Umsetzung zwar deutlich gekürzt wurden, aber immer noch eine sehr intensive Atmosphäre erzeugen. Es ist ein Hörspiel voller Düsternis geworden, voller Geheimnisse und Intrigen, voller Rätsel, dabei ist der theologische Aspekt sehr gelungen eingeflossen. Regisseur Otto Düben hat einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der auch 30 Jahre nach seiner Produktion noch fesseln kann.

Das liegt auch an den sehr guten Sprechern, die ihre Charaktere sehr intensiv verkörpern. Heinz Moog ist als Erzähler zu hören, wobei er die alte Version des Adson verkörpert. Mit seiner warmen, angenehmen Stimme kann er gekonnzte Akzente setzen und die Stimmung des Hörspiels sehr genau einfangen. Sein jüngeres Ich wird von Christian Schulz verkörpert, der energiegeladen seine Passagen facettenreich umsetzt und ein genaues Bild seines Charaters zeichnet. Pinkas Braun spricht William von Baskerville mit dunkler, eindringlicher Stimme, er verstärkt die Spannung noch weiter, bringt aber auch eine gewisse Ruhe mit ein. Weitere Sprecher sind Helmut Stange, Manfred Steffen und Ernst Jacobi.

Bei diesem Hörspiel wird besonderer Wert auf die Geräuschkulisse gelegt, sodass man oft das Schlurfen durch die weiten Gänge hört, aber auch mit Halleffekten oder hintergründigem Stimmgewirr wird hier gearbeitet. Musik ist ebenfalls ein gut inszeniertes Stilmittel, um die düstere Abtei gekonnt wiederzuegeben. Etwas störend ist allerdings die sehr differierende Lautstärke, mal sind dabei einzelne Sätze sehr leise geflüstert, sodass man sie auch bei ruhiger Umgebung kaum verstehen kann, mal wird in heller Panik geschrien, sodass man versucht ist, den Lautstärkeregler nach unten zu korrigieren.

Verpackt sind die sechs CDs dieser Veröffentlichung in einer dicken Plastikhülle, die sich mehrfach aufklappen lässt. Im Inneren findet sich zudem ein dünnes Booklet, das neben einer kurzen Biographie zu Umberto Eco und den üblichen Produktionsinformationen leider keine weiteren Informationen bereit hält. Das Cover ist hübsch gestaltet und zeigt eine Szene aus dem bekannten Folm zum Buch, sodass durchaus eine Verwechslungsgefahr zu einem Filmhörspiel besteht.

Fazit: Dieses Hörspiel schafft es, die Stimmung des Romans sehr gekonnt einzufangen und trotz einiger Kürzungen dessen Geist zu transpotieren. Dabei fühlt man sich aufgrund der atmosphärischen Gestaltung schnell in das düstere Gemäuer versetzt. Die starken Charaktere und die vielen eingestreuten Nebenarme lassen diese Umsetzung zu einer sehr lobenswerten Produktion werden.

VÖ: 11. Oktober 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-792-4


Winnetou



Erster Eindruck: Klassiker in modernem Gewand

Als junger Mann wird Karl als Landvermesser für eine Eisenbahngesellschaft aus Deutschland in die USA versetzt. Zunächst macht er sich keine Gedanken über die Indianer, denen ihr Terretorium weggenommen wird, doch als er einige der Ureinwohner kennen lernt, beginnt sich sein Denken zu wandeln. Besonders die Freundschaft zu Winnetou, dem Sohn des Stammeshäuptlings, prägt ihn, und schon bald bekommt er den Spitznamen Old Shatterhand verpasst...

Karl Mays Geschichten erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, besonders seine berühmteste Figur Winnetou ist nachwievor in aller Munde. 2010 wurde eine neue Hörspielumsetzung des bekannten Stoffes vom rbb und Radio Bremen in Auftrag gegeben, eine Kaufversion ist beim Hörverlag erschienen – und diese lohnt sich. Denn wo andere Umsetzungen manchmal etwas verstaubt wirken, wurde hier behutsam modernisiert und bekam so einen frischen Anstrich. Dabei hält sich das Hörspiel enger an die Vorlage, sodass besonders die Charaktere eine andere Wirkung entfalten als in den bekannten Filmen. Das ist zunächst noch etwas überraschend, stellt sich im Nachhinein aber als sehr gekonnter Schachzug dar: Man lernt so einige neue Facetten kennen, zumal auch der feine Humor der Geschichte mit weniger Pathos besser zur Geltung kommt. Dabei werden natürlich auch Fans des Genres nicht enttäuscht, die große Freiheit der Prärie ist immer noch genauso gut zu spüren wie der abenteuerliche Charakter des Romans. Besonders gefällt mir die Reduziertheit der Umsetzung, die sich voll auf die Dialoge konzentriert und gerade damit die Fantasie des Hörers.

Konstantin Graudus ist in dieser Umsetzung als Old Shatterhand zu hören, mit seiner markanten Stimme setzt er die Figur sehr präsent um und unterstützt gekonnt den Spannungsbogen der Handlung. Auch Max Hopp hat mir als Winnetou sehr gut gefallen, er wirkt sehr frisch und entlockt dem Charakter so einige sehr interessante Facetten. Auch Effi Rabsilber kann als Nscho-tschi überzeugen, ihre helle Stimme sticht immer etwas heraus und bringt so diese ganz besondere Figur gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind Wolfgang Väöz, Joachim Bliese und Reiner Schöne als Erzähler.

Wie bereits erwähnt ist die Umsetzung eher reduziert, sodass der Fokus immer auf den Sprechern und den Dialogen liegt. Dennoch sind einige Geräusche eingefügt, die das Geschehen lebendiger und realistischer wirken lassen und die Sprecher in ihrer Wirkung unterstützen. Und auch einige Melodien sorgen für einen angenehmen akustischen Background, und natürlich darf dabei eine Neuinterpretation der bekannten Titelmelodie nicht fehlen.

Das Cover wird durch eine klassische Zeichnung geziert, die Winnetou und Old Shatterhand auf ihren Pferden durch die weite Prärie reitend zeigt, wobei alles sehr detailreich anzusehen ist. Verpackt sind die beiden CDs in einem hübschen Digipack, das größtenteils in dunklem Grün gehalten ist. Alle produktionstechnischen Details sowie eine Kurzbiographie über Karl May sind im Inneren abgedruckt.

Fazit: Eine Umsetzung, die behutsam gekürzt wurde, aber dennoch sehr nah an der Originalvorlage umgesetzt ist. Die Sprecher machen ihre Sache sehr gut und lassen die Charaktere bestens zur Geltung kommen, wobei sie nicht in bekannte Klischees verfallen, sondern eigene Wege suchen. Auch die Handlung ist sehr hörenswert umgesetzt, sodass eine rundum gelungene Neuinterpretation entstanden ist.

VÖ: 11. Oktober 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-774-0


König der Piraten



Erster Eindruck: Ein Abenteuer mit musikalischer Untermalung

Seitdem Freddys Vater vor Jahren auf hoher See verschollen ist, hat der Junge den sehnlichen Wunsch, ihn auf den Weltmeeren zu suchen. Diese Chance bietet sich ihm, als er den alten Kapitän Kork trifft und ihm von einem Schatz berichtet, zu dem er den Weg kennt. Und so machen die beiden sich auf den Weg und treffen bald auf den alten Seemann Wutz, die mutige Tiah und den finsteren Schwarzen Kosar...

Santiano ist einer der erfolgreichsten deutschen Acts der letzten Zeit und mischen die Musikszene mit ihren Seemannsliedern auf. Dass sie auch ein Herz für ihre kleinen Fans haben, beweisen sie mit „König der Piraten“, einem Hörspiel, für das sie zwölf neue Songs geschrieben und mit einer abenteuerlichen Piratengeschichte verknüpft haben. Als Identifikationsfigur für die kleinen Zuhörer dienst dabei Freddy, ein pfiffiger und mutiger Junge, der mit einer kleinen Hintergrundgeschichte ausgestattet in sein Abenteuer startet und dabei schnell neue Freunde findet. Und dass bei einer richtigen Piratengeschichte auch ein Bösewicht eingebaut wird, versteht sich von selbst. Durch die immer wieder eingebauten Songs wird natürlich besonders die Atmosphäre unterstützt, die schwungvoll umgesetzt ist und wahres Seefahrerflair verbreitet, die Themenwahl von Freundschaft, Zusammenhalt und Abenteuerlust ist ebenfalls gesetzt. Das hilft dann auch darüber hinweg, dass die Entwicklung der Handlung anfangs ziemlich langsam vorangeht und eine recht eindimensionale Geschichte präsentiert. Erst im letzten Drittel nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf und wird dann auch mit einigen reizvollen Elementen angereichert. Dies ist sicherlich dem Aufbau geschuldet, der anfangs die Charaktere ausführlich vorstellt und viel auf die Musik und die Atmosphäre setzt.

Neben den musikalischen Parts haben die Mitglieder von Santiano auch Sprecherrollen übernommen, beispielsweise ist Björn Both in einer der Hauptrollen als Käpt'n Kork zu hören. Seine raue Stimme passt wirklich gut zu dem Charakter, den er mit Leidenschaft interpretiert und auch in dieser Aufgabe überzeugt. Leon Mancilla ist als Freddy zu hören und bringt sehr viel Schwung mit ein, er bringt die abenteuerliche Stimmung gut zur Geltung, auch seine gesanglichen Anteile setzt er gekonnt um. Senta-Sophia Delliponti, die als Musikact Oonagh gut mit Santiano befreundet ist, trägt ebenfalls als Sängerin und Sprecherin der Tiah ihren Teil zum Gelingen bei, sie ist mit viel Herzblut bei der Sache und kann sowohl die sanfte als auch die wilde Seite des Piratenmädchens zur Geltung bringen. Weitere Sprecher sind Jan Dreyer, Benjamin Eberling und Joachim Kerzel als Erzähler.

Im Mittelpunkt der akustischen Umsetzung stehen natürlich die zwölf Santiano-Songs, die im typischen Stil der Band mit vielen Geigen, Gitarren, Chören und Akkordeon sehr viel Piratenflair verbreiten. Doch auch während die Dialoge ist alles stimmig umgesetzt, leise Melodien und viele Geräusche sorgen auch hier für einen lebendigen Ausdruck, sodass man sich völlig in die Geschichte fallen lassen kann.

Richtig viel Mühe hat man sich auch bei der Getaltung gegeben, was schon das Titelbild ansehnlich macht: Die drei Hauptfiguren im Adlernest des Segelschiffs im CGI-Look und mit vielen niedlichen Details. Im Inneren des dicken Booklets gibt es dann nicht nur eine sehr ausführliche Trackliste, sondern auch zahlreiche weitere Zeichnungen mit viel Flair, die mit ihren ganz unterschiedlichen Stimmungen zum Stöbern sorgen – und natürlich sind auch alle Songtexte vorhanden. Wer sich nur die Musik der Band ohne die Geschichte anhören will, kann auch auf die zweite CD ausweichen, die hier noch einmal in voller Länge vorhanden sind.

Fazit: Auch wenn die Geschichte etwas benötigt, um richtig in Schwung zu kommen, dafür werden die Charaktere sehr genau vorgestellt und mit liebenswerten Eigenschaften versehen. Und im letzten Drittel wird dann auch mehr Spannung in einer kurzweiligen Handlung präsentiert. Die vielen eingebauten Musikstücke sind aber dabei natürlich im Mittelpunkt und bringen ihre ganz eigene Stimmung mit ein.

VÖ: 4.November 2016
Label: Universal Music
Bestellnummer: 0602557039368


Eine Billion Dollar



Erster Eindruck: Ein unglaubliches Erbe

John Fontanelli schhlägt sich so durchs Leben und lebt oft von der Hand in den Mund, bis ihm der Notar McCaine eine Erbschaft anbietet, in der es um Unsummen von Geld geht – eine Billionen Dollar. Diese wurden vor etlichen Generationen von seinem Vorfahren angelegt und sind für den jüngsten männlichen Erben der Familie gedacht, der damit die Geschicke der Menschheit in die richtige Bahn lenken soll. Doch je mehr John in die politische Welt eintaucht, desto gefährlicher wird es für ihn...

Andreas Eschbach hat mit einigen seiner Romane für Aufsehen gesorgt, viele von ihnen wurden auch in Verfilmungen oder Hörspielen umgesetzt. 2003 hat der SWR beispielsweise „Eine Billion Dollar“ als Hörspiel umgesetzt, die Produktion ist bei Lübbe Audio auf CD erhältlich. Der Anfang ist noch recht beschaulich, auf die Umstände des ungewöhnlichen Erbes wird in den ersten Szenen sehr genau eingegangen, wobei auch die wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte eingebaut wurden. Doch der Fokus liegt natürlich auf den nachfolgenden Ereignissen, die einige reale Entwicklungen beinhalten, was die Glaubwürdigkeit des Ganzen noch steigert und einige interessante Bögen schlägt. Nachdem John einige ganz private Bedürfnisse gestillt hat, beeinflusst er doch noch das Weltgeschehen in der von seinem Vorfahren erdachten Weise. Ohne zu viel verraten zu wollen, erlebt er dabei Erfolge wie Enttäuschungen, gewinnt einige gewichtige Erkenntnisse und beginnt mit interessanten Ansätzen. Er erfährt noch mehr über seinen geheimnisvollen Vorfahren und trifft auch harte, unbarmherzige Entscheidungen – eine sehr umfangreiche Erzählung, die trotz einiger Kürzungen des Romans eine sehr interessante Vision aufbaut und dabei stets seinem Hauptcharakter in den Mittelpunkt stellt. Das ist sehr hörenswert, anspruchsvoll und konnte mich über die gesamte Laufzeit von vier Stunden sehr gut unterhalten.

Andreas Pietschmann übernimmt in der Hauptrolle gleichzeitig auch einige Erzähltexte, beides wirkt sehr organisch und kann mit einer sehr glaubhaften Sprechweise überzeugen. Auch die Entwicklung des Mannes zeichnet er sehr gekonnt durch seine intensive Art nach. Felix von Manteuffel ist als McCaine zu hören, den er mit seiner markanten Stimme sehr ausdrucksstark wirken lässt und eine ganz eigene Note in die Handlung einfließen. Auch Maria Schrader konnte mich als Ursula Valen vollkommen überzeugen, sie wirkt sehr authentisch und setzt ihre Szenen gekonnt um. Weitere Sprecher sind Ingo Hülsmann, Hansi Jochmann und Hans-Peter Hallwachs.

Der Roman ist sehr modern umgesetzt worden, wobei viele Geräusche im Einsatz sind. Diese sind nicht immer nur zur Versinnbildlichung der Handlungen eingefügt, sondern sind auch manchmal passend zum Thema eingebaut, um gekonnte Akzentpunkte zu setzen. Die Musik ist stimmig eingefügt und sorgt für eine eingängige Atmosphäre.

Das Digipack, in dem die vier CDs in Papplaschen eingesteckt werden, ist in einem knalligen Orange gehalten und wird nur von einigen schwarzen Elementen durchbrochen – auf dem Cover ist dies neben den Schriftzügen, die an Dollar-Scheine erinnern, auch das Gesicht eines jungen Mannes, der dem Betrachter ernst entgegenblickt. Das Innere enthält neben den üblichen Produktionsangaben noch Informationen zu Andreas Eschbach samt einem Bild des Autors.

Fazit: „Eine Billion Dollar“ ist nicht nur ein sehr hörenswertes Hörspiel, sondern auch ein sehr interessantes Gedankenexperiment, das nach einem spannenden Ansatz ebenso unterhaltsam und spannend weitergeführt wird. Neue, packende Erkenntnisse und heftige Entwicklungen sorgen für vier Stunden anspruchsvolle Hörspielunterhaltung.

VÖ: 21.April 2015
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5207-4


Der Herr der Ringe – Das Hörspiel



Erster Eindruck: Hörspiel erstmals im MP3-Format

Seit Jahren hat der Hobbit Bilbe Beutlin einen machtvollen Ring aufbewahrt, den er einst auf einer abenteuerlichen Reise von dem Geschöpf Gollum erhalten hat. Doch an seinem 111. Geburtstag verschwindet er unerwartet vor den Augen seiner zahlreichen Gäste, den Ring erhält sein Neffe Frodo. Als dieser vom weisen Zauberer Gandalf erfährt, was es mit diesem auf sich hat, ist ihm noch nicht klar, wie tief er in die Geschehnisse eingebunden ist, denn der finstere Herrscher Sauron greift wieder nach den Macht – und dem Ring...

J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe gilt auch heute noch als Urahn des heutigen Fantasyromans, seine Faszination auf Leser, Hörer und Zuschauer ist ungebrochen. Und obwohl der ganz große Hype abgebrochen ist, sind die Abenteuer von Frogo, Gilmi und Legolas noch in aller Munde. Der Hörverlag hat deswegen die opulente Hörspielversion aus dem Jahr 1991/1992 (die mein Vater damals noch auf Kassette aus dem Radio aufgenommen hat – wie sehr sich die Zeiten doch ändern...), nun als MP3-Version auf den Markt gebracht, die sich deutlich platzsparender im Regal aufbewahren lässt als bisher, denn deutlich über 11 Stunden Laufzeit wollen hier gepresst werden. Es ist kein Geheimnis, dass das Werk sehr komplex ist, dass es unzählige Charaktere und ebensoviele Querverbindungen gibt, dass eine ganze Mythologie aufgebaut wird, dass viele Handlungsstränge einander bedingen, wieder auseinandergleiten und erst deutlich später wieder zusammenfinden, sodass beim Hören durchaus Konzentration verlangt wird, dass man sich auf die Geschichte völlig einlassen muss, um ihren ganzen Reiz zu ergreifen. Das wird einem hier jedoch sehr einfach gemacht, da die Umsetzung so lebendig, eindringlich und präsent ist, dass man kaum weghören kann, dass man immer noch ein paar Kapitel weiter hören möchte. Der düstere, abenteuerliche und vielschichtige Verlauf kommt dabei sehr gut zur Geltung. Dabei wurde zu Beginn eine eher langsame Erzählweise gewählt, die alles sehr deutlich und greifbar werden lässt, später wird dann deutlich schneller durch die Ereignisse geführt, dennoch sind auch diese sehr atmosphärisch erzählt und haben ihren festen Platz im Gefüge des Hörspiels. Und ja, natürlich musste hier auch gekürzt werden, das ist aber nicht sinnentfremdend, sondern sehr behutsam geschehen. Der Einsatz des Erzählers ist dabei unverzichtbar, aber in genau dem richtigen Maß gehalten, vieles wird eher über die Dialoge vermittelt. Dies gilt insbesondere für die anfänglichen Szenen bei den Hobbits, in denen das Getuschel sehr lebendig umgesetzt wurde. Eine sehr runde, stimmige Produktion des Meisterwerkes, das diesem noch einen ganz neuen Reiz abgewinnt.

Die Auswahl der Sprecher ist vielfältig und sehr treffend, für jeden einzelnen Charakter wurde eine passende Stimme gefunden. Gandalf beispielsweise wird von Manfred Steffen gesprochen, sein leicht kratziger Klang und die sehr präsente Sprechweise, mal gütig und ruhig, mal donnernd, mal energetisch aufgeladen, sind sehr vielfältig und begleiten den Hörer so durch alle Teile der Handlung. Matthias Haase ist als Frodo im Einsatz, der aufgeweckt, gradlinig und ernst wirkt, die Veränderung des Hobbits mit seiner Stimme erlebbar macht und in jeder einzelnen Szene einen sehr positiven Eindruck hinterlässt. Eine der prägnantesten Figuren des Romans ist Gollum, der hier von Dietmar Mues sehr düster und mit volltönender Stimme unheimlich und bedrohlich umgesetzt wird. Weitere Sprecher sind Rufus Beck, Gustl Halenke und Ernst Schröder als Erzähler.

Auch die akustische Umsetzung ist hervorragend und sehr treffend. Sie hält sich oft eher zurück, ist während der Dialoge nur teilweise eingebaut, sodass der Fokus immer klar auf den Sprechern liegt. Doch die orchestrale, extra angefertigte Musik ist magisch und düster, die Geräukulisse passend und vielfältig, sodass immer genau die richtige Stimmung getroffen wird – herausragend!

Ein stabiles und merhfach aufklappbares Digipack wurde als Verpackung ausgewählt, dieses ist noch einmal von einem hübschen Pappschuber umgeben. Zahlreiche unterschiedliche Zeichnungen wurden verwendet, es gibt Informationen zu Autor und Sprechern, eine ausführliche Trackliste und alle wesentlichen Produktionsinformationen übersichtlich zusammengefasst – sehr ansehnlich und gelungen!

Fazit: Eine herausragende Produktion, die den Weg Frodos, die Welt Mittelerdes, den erbitterten Kampf um den Ring perfekt in Szene setzt. Besonderes Lob verdienen dabei die herausragenden Sprecher, die mit Leidenschaft und Spielfreude dabei sind und jedem Charakter eine individuelle Ausstrahlung verleihen. Sehr hörenswert!

VÖ: 14.November 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2476-5


Drachenreiter – Das Hörspiel



Erster Eindruck: Neuauflage des wunderbaren Hörspiels

Für die Drachen ist kein Platz mehr in ihrer Heimat, die Menschen breiten sich immer mehr aus und vertreiben die Fabelwesen zusehends. Nur die alte Legende vom „Saum des Himmels“, die ursprüngliche Heimat der Drachen, gibt noch Hoffnung. Und so macht sich der Silberdrache Lung auf, um den wundervollen Ort zu finden. Mit dem Koboldmädchen Schwefelfell und dem Menschen Ben findet er zwar tapfere Gefährten, doch auch eine große Gefahr droht ihnen…

Cornelia Funke ist bekannt für ihre fantasievollen Romane, die sie seit Jahrzehnten verfasst. Immer wieder werden ihre Werke auch für den Hörbuchmarkt umgesetzt, 1997 entstand beispielsweise eine Hörspielfassung der „Drachenreiter“, die 2016 in einer neuen Auflage bei Oetinger Audio erneut veröffentlicht wurde. Die Umsetzung ist dabei sehr gut gelungen, die ruhige, oft recht ernsthafte Ausstrahlung des Hörspiels wird nicht nur der Stimmung des Buches gerecht, sondern unterstreicht auch den Charakter eines modernen Märchens. Zudem ist der Anteil des Erzählers sehr stark zurückgefahren, die Dialoge stehen hier im Vordergrund und werden nur durch die notwendigsten Informationen ergänzt. Das führt zwar anfangs dazu, dass das Hereinfinden in die Geschichte seine Zeit dauert, lässt aber auch eine sehr lebhafte und handlungsbetonte Stimmung aufkommen. So kommt die Geschichte von Funke sehr gut herüber, zumal sich nahe ans Buch gehalten wurde. Die verzweifelte Lage der Drachen, der Aufbruch von Lung, die Begegnung mit seinen neuen Gefährten und deren abenteuerliche Reise, gespickt vor Gefahren, aber auch der Begegnung mit sehr interessanten Figuren, ist sehr unterhaltsam geschildert und kann über die gesamte Laufzeit von immerhin fast 160 Minuten tragen und dabei eine interessante Entwicklung darstellen. Sehr zu empfehlen!

Michael Tregor spricht die Hauptrolle des Lung und verleiht der ganzen Geschichte etwas Nachdenkliches, Melancholisches und kann die Gefühle des Drachen stets sehr genau und umfassend zur Geltung bringen. Sehr gut gefallen hat mir auch Sascha Icks als freches und motziges Koboldmädchen Schwefelfell, die mit ihrer unkomplizierten und spontanen Art positiv auffällt. Jens Wawrczek hat ebenfalls einen gelungenen Auftritt als Fliegenbein, den er mit seiner einzigartigen Stimme gut ausstatten kann. Weitere Sprecher sind unter anderem Gerd Wameling, David Weyl und Helmut Krauss.

Auch die akustische Umsetzung ist äußerst gut gelungen, die Dialoge, die Geschichte und die Geräuschkulisse sind eng miteinander verwoben und wirken wie eine untrennbare Einheit. Dazu tragen besonders die etwas düsteren, melancholischen Melodien bei, die immer wieder eingefügt sind und stets präsent wirken, sie beeinflussen die Stimmung stark und lassen die einzelnen Szenen so sehr stark wirken. Auch die Geräusche sind bestens eingefügt und lassen die Handlung lebendiger wirken, ohne von den Dialogen zu sehr abzulenken.

Die Neuauflage hat eigens ein neues Titelbild bekommen, das sich mit der Neuveröffentlichung des Buches deckt und sich auf die Darstellung von Lung als mächtigen Drachen konzentriert. In dunklen, tiefblauen Farben ist dieser sehr detailreich gestaltet, und auch Schwefelfell und Ben haben auf seinem Rücken Platz gefunden. Diese Darstellung wirkt moderner, passt aber ebenso gut zum Hörspiel und fängt viel von dessen Atmosphäre ein. Im Inneren sind neben den üblichen Angaben noch eine ausführliche Trackliste zu sehen, in der jeweils die ersten Worte des Tracks als Titel benannt werden.

Fazit: Eine wundervolle Geschichte voller Abenteuer, Mut, aber auch Melancholie, Missverständnissen und Vorurteilen. Durch die spannende Handlung merkt man kaum, wie sehr man zum Nachdenken angeregt wird. Hinzu kommt, dass die Umsetzung mit dem reduzierten Erzähleranteil und der dichten Atmosphäre äußerst gelungen ist.

VÖ: 22.August 2016
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0964-5


Tom Sawyers Abenteuer



Erster Eindruck: Gelungene Umsetzung des Klassikers

Tom Sawyer wächst bei seiner Tante Polly auf, die sich nach dem Tod seiner Eltern um ihren Neffen kümmert. Doch immer wieder schwänzt der Junge die Schule und trifft sich mit Huckleberry Finn, einem Herumtreiber, der Tom immer wieder auf dumme Gedanken bringt. Doch die Lage wird deutlich ernster, als die beiden durch Zufall einen Mord beobachten...

Die Abenteuer von Tom Sawyer gehören zu den Klassikern der Jugendliteratur, ganze Generationen sind mit den Geschichten über den Lausbuben groß geworden. Und auch Hörspielumsetzungen gibt es mittlerweile einige, wobei der Audio Verlag eine ziemlich gelungene Produktion des Rundfunks der DDR aus dem Jahr 1990 in seine Serie mit dem weißen Rücken auf den Markt gebracht hat – ein Blick in diese wunderbare Reihe lohnt sich eigentlich immer. So auch hier, denn die Geschichte wird sehr flüssig erzählt und gibt das Original gekonnt wieder, die Handlung wurde sanft gekürzt. Gut gefällt mir, dass der genaue Blick auf die Charaktere erhalten geblieben ist, alle Figuren sind mit viel Liebe dargestellt und bekommen einen einzigartigen Ausdruck verliehen. Sei es die mütterlich-besorgte Polly, der wilde Huckleberry Finn oder der zwielichtige Indianer-Joe, das wirkt sehr stimmig und wertet die spannend erzählte Handlung noch einmal auf. Besonders der Mordfall bringt viel Schwung in die Handlung und festigt die ganz eigene Stimmung des Buches von Mark Twain. Eine stimmige und hörenswerte Umsetzung, die mit fast 80 Minuten genau die richtige Länge hat.

Robert Mende ist in der Rolle des Tom Sawyer zu hören, der viel Charme in die Handlung mit einbringt. Durch seine liebenswerte und unbedarfte Art ist er ein wunderbarer Hauptcharakter, der sowohl die verträumte als auch die ernste Seite des Jungen zur Geltung bringen kann. Timo Tolkmitt spricht Huckleberry Finn mit einer sehr spröden Art, was die halsstarrige und dennoch warme Art des Herumtreibers sehr gut unterstützt. Ursula Werner ist eine sehr gute Besetzung für die Tante Polly, deren resolute und mütterliche Art gleichsam umsetzt. Weitere Sprecher sind Kaspar Eichel, Gunter Schoss und Stefanie Sende.

Akustisch wird eine sehr sanfte Umsetzung des Stoffes geboten, die sich sehr auf die Dialoge konzentriert und den Sprechern eine gelungene Kulisse bietet. Das Intro ist mit etwas stimmungsvoller Musik untermalt, ansonsten gibt es vor allem eine runde Geräuschkulisse, die alle Szenen passend untermalt und eher unauffälig bleibt.

Das Cover wirkt im Gegensatz zu der Vorlage und der Umsetzung sehr modern und zeigt Tom Sawyer und Huckleberry Finn in einer sehr entspannt wirkenden Zeichnung, mit einem Getreidehalm im Mund oder der Angel am Fluss. Das wirkt sehr detailreich und ist hübsch anzusehen, dabei wird sogar die ansonsten so strenge Aufteilung des Covers aufgebrochen.

Fazit: Die wundervolle Vorlage wird sehr gelungen umgesetzt, die Stimmung kommt dabei sehr gut zur Geltung und wird mit sehr passenden Sprechern umgesetzt. Das ist mal herzergreifend, mal spannend, mal düster umgesetzt und kann so nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sehr gut unterhalten.

VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-839-1


Ein Weihnachtslied



Erster Eindruck: Drei Geister werden dich heimsuchen

Ebenezer Scrooge ist ein ebenso reicher wie hartherziger Geschäftsmann, der auch am Heiligen Abend keine Gnade mit seinen Kunden oder seinem treuen Mitarbeiter Bob Cratchett kennt. Doch des abends, als sich alle anderen auf das Weihnachtsfest vorbereiten, begegnet ihm der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners und warnt ihn vor den Folgen seiner Hartherzigkeit...

Charles Dickens hat mit seiner Geschichte um Ebenezer Scrooge einen absoluten Klassiker geschaffen, der auch in zahlreichen Umsetzungen seine Popularität unterstreicht. Eine davon wurde nun vom Hörverlag auf CD veröffentlicht, welches ursprünglich vom Bayrischen Rundfunk im Jahr 1953 umgesetzt wurde. Dabei hält sich die Handlung sehr nah am Original und setzt die Szenen sehr detailliert um. So ist auch das Intro, in denen Scrooge als verhärmter alter Mann gezeigt wird, recht ausführlich geraten, was aber in sehr unterhaltsamer und plastischer Weise geschehen ist. Die nachfolgenden Begegnungen mit den Geistern – von Scrooges ehemaligem Geschäftspartner sowie den Geistern der Weihnacht – sind nicht allzu unheimlich umgesetzt, dafür gehen diese Szenen sehr gut auf die Persönlichkeit der Hauptfigur ein. Sie zeichnen seinen Lebensweg nach, zeigen, wie er zu dem hartherzigen Mann geworden ist, wie ihn die Leute jetzt sehen und wie es nach seinem Tod weitergehen könnte. Clever dabei, wie Scrooge und der jeweilige Geist als Erzähler kommentieren und das Geschehen kommentieren, wie gleichsam die Wandlung Scrooges nachvollzogen kann. Das ist sehr stimmig umgesetzt und funktioniert auch heute noch, über 60 Jahre nach der Produktion noch genau so wie damals.

Paul Bildt ist als Ebenezer Scrooge zu hören, der seine deutlich gealterte Stimme sehr gekonnt und zielgerichtet einsetzt, um ihn habgierig und kalt wirken zu lassen, kann aber auch die spätere Wandlung zum gutmütigen und großzügigen Gönner glaubhaft umsetzen. Seine jüngere Version wird vom wunderbaren Hans Clarin gesprochen, der mit viel Ausdruck spricht und seine Szenen sehr intensiv wirken lässt. Bobby Todd ist als Bob Cratchett zu hören, der sich sehr gut in die Stimmung der Szenerie einfügt und eine überzeugende Leistung abliefert. Weitere Sprecher sind Gertrud Kückelmann, Edith Teichmann und Max Eckard.

Die Produktionstechnik war 1953 natürlich noch nicht so weit fortgeschritten wie heutzutage, dennoch ist die Klangqualität hier sehr überzeugen. Die Aufnahme klingt frisch und hat nicht diesen dumpfen Unterton wie andere Hörspiele aus dieser Zeit. Zudem ist auch die akustische Umsetzung sehr gelungen, einige harmonische Melodien fügen sich sehr stimmig ein und sorgen auch schon einmal für festliche Weihnachtsstimmung, während die Geräusche präzise und effektvoll die Dialoge bereichern.

Der Hörverlag hat sich eine sehr schöne Verpackung für diese Produktion ausgedacht und mit einem hübschen Cover geziert, in denen im Comicstil Ebenezer Scgrooge durch die winterkalte Stadt läuft. Die kühle Fargebung passt bestens zu der Stimmung der Handlung. Das Digipack lässt sich gleich mehrfach aufklappen und enthält im Inneren einige weitere Zeichnungen sowie zusätzliche Informationen zu den Mitwirkenden.

Fazit: In 85 Minuten wird die bekannte Geschichte von Charles Dickens sehr eingängig und stimmungsvoll erzählt, wobei die Figur des Ebenezer Scrooge noch intensiver und greifbarer dargestellt wird als in anderen Produktionen. Besonders seine Wandlung während der geisterhaften Begegnungen kommt sehr gut zur Geltung.

VÖ: 11.Oktober 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2081-1


Krieg und Frieden



Erster Eindruck: Klassische Umsetzung des bekannten Werkes

Pierre, der Sohn einen wohlhabenden russischen Adeligen, kommt nach seiner Erziehungszeit in Paris nach St. Petersburg zu seinem im Sterben liegenden Vater zurück. Doch er kann sich in den gesellschaftlichen Kreisen nicht etablieren und wird von den anderen Adeligen belächelt. In Moskau lernt er dann auch den Fürsten Andrej kennen, der sich in seiner Ehe eingeengt fühlt und deswegen in den dritten Koalitionskrieg nach Frankreich ziehen will...

„Krieg und Frieden“ ist eines der bedeutendsten Werke der russischen Literatur, zahlreiche Verfilmungen sind bereits aus dem bekannten Stoff entstanden. Doch auch eine fast vergessene Hörspielumsetzung des DDR-Rundfunks aus dem Jahr 1967 existiert, die nun eine CD-Veröffentlichung erhalten hat. Was sehr begrüßenswert ist, denn die Umsetzung ist sehr treffend und setzt die Geschichte mit sehr guten Sprechern in Szene. Und so kommen gerade die Charaktere sehr gut zur Geltung, es ist sehr interessant, ihre Entwicklung zu verfolgen – was allerdings auch ziemlich viel Aufmerksamkeit benötigt, sofern man den Stoff noch nicht gut kennt. Denn die Beziehungen untereinander sind vielfältig und komplex, handelnde und für die Geschichte bedeutende Personen gibt es zu Hauf, sie alle richtig einzuordnen fällt nicht immer einfach. Doch es lohnt sich, auch weil ein sehr umfassendes Bild der russischen Gesellschaft zeichnet und die Welt der Adeligen mit ihrer ganz eigenen Ausstrahlung gekonnt nachzeichnet. Auch die starke Orientierung an geschichtlichen Fakten ist sehr passend, sodass ein sehr genaues und eindringliches Bild gezeichnet wird, das insbesondere durch ihre ausdrucksstarken Charaktere überzeugt.

Hans-Peter Minetti ist in der Rolle des Pierre zu hören, den er mit sehr eindringlicher Stimme spricht und den sehr speziellen Charme des Charakters mit seiner facettenreichen Umsetzung herauskitzelt. Auch Andrej ist mit Fred Düren sehr gut besetzt worden, mit seinem markanten Klang nimmt er den Hörer sofort gefangen und kann seine Entwicklung über die gesamte Laufzeit gelungen nachzeichnen. Jutta Wachowiak spricht Natascha mit sehnsuchtsvoller Stimme, ihr bewegtes Leben kommt durch ihre lebendige Sprechweise gut zur Geltung. Weitere der zahlreichen Sprecher sind Annegret Golding, Waltraud Kramm und Klaus Manchen.

Die Musik zu der zehnstündigen Produktion stammt von Dimitrij Schostakowitsch, der einen klassischen und eingängigen Weg gewählt hat, um der umfangreichen Geschichte die passende Atmosphäre zu verpassen. Während der Szenenübergänge, aber auch dialogbegleitend sind stimmungsvolle Melodien eingeflossen, die die Stimmung des Moments aufgreifen. Geräusche spielen dabei einer eher untergeordnete Rolle, der Fokus liegt stetig auf den Dialogen und ihren Sprechern.

Als Verpackung wurde eine dicke Pappbox ausgewählt, die mit einer glänzenden Lackschicht überzogen wurde und sehr stabil ist. Das Cover wird von der Kriegsszenerie eines alten Gemäldes geziert wird, die rote Gestaltung passt sehr zut dazu. Im Inneren sind die zwölf CDs in dünnen Papphüllen untergebracht, die auf den Rückseiten umfangreiche Informationen zum Autoren, dem Werk und einigen Mitwirkenden bereit hält.

Fazit: Auch wenn die ursprüngliche Geschichte aus verständlichen Gründen gekürzt werden musste, verliert die komplexe Handlung mit den ausdrucksstarken Charakteren keinesfalls an Reiz. Im Gegenteil: Durch die sehr eingängige Umsetzung mit den hervorragenden Sprechern kommt die Stimmung des Romans sehr gut zur Geltung.

VÖ: 15.Februar 2016
Label: Icestorm Audiobooks
Bestellnummer: 4028951804429


Otherland – Das Hörspiel



Erster Eindruck: Ein Meisterwerk

Ende des 21. Jahrhunderts hat sich Otherland, eine virtuelle Welt voller unterschiedlicher Orte, als Paralleluniversum etabliert. Eine Gruppierung aus Reichen und Industriellen hat sich zur Gralsbruderschaft zusammengeschlossen, um dort ewiges Leben zu erlangen. Nur eine Gruppe von Rebellen bietet ihnen die Stirn und versucht, den Plan zu vereiteln...

Tad Williams gehört zu den ganz großen Namen der Fantasy-Literatur, wozu neben den zahlreichen klassischen Vertretern des Genres auch sein Meisterwerk „Otherland“ beigetragen hat. Das komplexe Werk wurde von hr2 als Hörspiel umgesetzt, was mit über 200 Sprechern und einem enormen Aufwand zu einem wahren Mammuth-Projekt geworden ist. Der Hörverlag hat die Produktion, die am Stück fast einen ganzen Tag laufen würde, nun in einer schicken MP3-Version auf den Markt gebracht. Das Hörspiel ist nichts zum Nebenbei-Hören, keine lockere Unterhaltung, sondern ein anspruchsvolles Gesamtkonzept, in dem alles seinen festen Platz hat und zur Entwicklung der Handlung beiträgt. Es ist herausfordernd, alle Zusammenhänge zu durchschauen und über einen so langen Zeitraum parat zu halten, dafür wird man auch mit einem hervorragenden Spannungsbogen belohnt, und auch der skurrile Ausdruck der verschiedenen Welten ist beeindruckend und unterhaltsam. Da gibt es zahllose Anspielungen auf die andere Geschichten, da werden verschiedene Geschichten miteinander verknüpft, da schlüpfen die Protagonisten in ganz unterschiedliche Rollen – und alles beeinflusst sich gegenseitig. Da geht natürlich viel Leichtigkeit verloren, ist aber ein ganz eigenes Hörerlebnis, durch immer neue Elemente und eine eindringliche, bedrohliche und gänzlich unverwechselbare Atmosphäre bekommt der Hörer einen Eindruck, was man aus dem Medium Hörspiel noch alles herausholen kann.

Die Vielzahl an Sprechern ist erschlagend, es gibt allein zwölf Erzähler, die verschiedene Handlungsstränge erzählen und so für etwas Orientierung sorgen, unter ihnen finden sich auch prominente Namen wie Nina Hoss, Wolfgang Condrus und Hans Peter Hallwachs. Und auch die restlichen Stimmen sind hervorragend besetzt. Sylvester Groth ist als Paul Jonas zu hören, mit seiner intensiven und ausdrucksstarken Stimme viel Aufmerksamkeit auf seine Figur zieht und in jedem Momente sehr glaubhaft wirkt. Ingrid Andree ist als Quan Li zu hören, ihre reifer und markanter Klang setzt noch einmal neue Akzente, zumal auch sie sehr intensiv spricht. Matthias Habich ist als Felix Jongleur zu hören, er bietet immer wieder neue Facetten an und sorgt für einen beeindruckenden Ausdruck der Figur.

Auch die akustische Umsetzung ist ein Hochgenuss, die Klangvielfalt, die hier an den Tag gelegt wird, sucht seinesgleichen und wirkt dennoch sehr kompakt, sehr stimmig und wie aus einem Guss. Dabei unterstützt der Klang auch das Verständnis der Handlung, indem einzelne Szenen eine völlig eigenständige Klangwelt bekommen haben. Sowohl Musik, Geräusche und Sounds sind perfekt aufeinander abgestimmt.

Die Aufmachung des Hörspiel ist hochwertig. Der kühle Blauton des Covers zieht sich durch die gesamte Gestaltung, auch die stilisierte Computerplatine wird als Motiv immer wieder aufgegriffen. In dem Pappschuber befindet sich ein stabiles Digipack, das die vier MP3-CDs fasst und zusätzliche Informationen zu einigen Mitwirkenden parat hält. Lobenswert ist auch das Booklet, das vorrangig die Sprecher auflistet – allerdings nach Gruppierungen oder Welten sortiert, sodass man schnell die richtige Person findet.

Fazit: Mit „Otherland“ liegt keine Massenware vor, sondern eine perfekte Umsetzung einer phantastischen Vorlage. Die Geschichte ist spannend, ausdrucksstark und düster, die Szenerie eindringlich in Szene gesetzt, die Sprecher leben für ihre Rollen. Das erfordert ungeteilte Aufmerksamkeit, aber weniger hat dieses Meisterwerk auch nicht verdient.

VÖ: 7.November 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-819-8


Terror



Erster Eindruck: Der Zuhörer entscheidet

Ein Terrorist hat eine Passagiermaschiene gekapert und lenkt diese auf ein voll besetztes Fußballstadion zu. Ein Kampfpilot der Luftwaffe hat sich über den Befehl seiner Vorgesetzten hinweg gesetzt und die Maschine im letzten Moment abgeschossen, alle Insassen sind ums Leben gekommen. Nun muss sich der Soldat vor Gericht verantworten, es wird über schuldig oder nicht schuldig entschieden...

Mit „Terror“ hat Ferdinand von Schirach ein ungewöhnliches Theaterstück geschaffen, in dem die Zuschauer selbst Schöffen des Gerichs sind und über den Ausgang des Prozesses entscheiden. Von der ARD verfilmt gibt es das Stück nun auch als Filmhörspiel mit der Originaltonspur beim Hörverlag, welches sogar kurz vor der TV-Ausstrahlung im Handel erhältlich ist. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Filmhörspielen, doch hier ist dies anders: Es kommt bei der Verfilmung nicht auf eine bildgewaltige Umsetzung an, im Gegenteil: Diese ist sehr reduziert gehalten und spielt lediglich im Gerichtssaal, alles Wesentliche wird über die Stimmen der Schauspieler transportiert. Dennoch wurde ein Erzähler eingefügt, der einige Dinge kommentiert – für meinen Geschmack schon etwas zu viel, denn die Sprecher leisten hervorragendes und lassen jede noch so kleine Gefühlsregung in ihrer Stimme erklingen. Und auch der Prozess ist äußerst interessant und stützt sich im Wesentlichen auf drei Aussagen: Dem Vorgesetzten des Kampfpiloten, seine eigene Aussage sowie die einer Nebenklägerin, die ihren Mann bei dem Absturz verloren hat. Die Vorgänge am betreffenden Tag werden dabei sehr ausführlich beschrieben, viele Details hinzugefügt, Argumente ausgetauscht, der Hintergrund des Piloten und seine Gedankenwelt dargestellt. Und auch, wer eine vorgefertigte Meinung hat, kommt sicherlich einige Male ins Wanken, spätestens bei den Schlussplädoyers von Staatsanwältin und Verteidiger. Beide tragen stichhaltige Argumente vor, begründen mit Beispielen aus der Rechtswissenschaft, nehmen eine moralische Beurteilung der Handlungsweise vor. Und danach wird auch hier der Zuhörer selbst aufgefordert, sein Urteil zu fällen, zu entscheiden, ob er dem Piloten für schuldig oder unschuldig hält. Für beide Versionen findet sich im Nachgang ein Urteil mit einer entsprechenden Begründung wieder, die beide ebenfalls sehr hörenswert sind.

Es sind gerade einmal sechs Schauspieler am Werk, ergänzt durch die Erzählerstimme von Micheal Bideller, der sich sehr zurückhält und wertneutral die Informationen zu Handlungen im Gerichtssaal darbeitet. Burghart Klaußner ist als Richter zu hören, der ebenso neutral an den Fall herangeht, ale Zeugen in viele Richtungen befragt und dabei gerade bei der Aussage der Nebenklägerin ein wenig Emotion einfließen lässt. Martina Gedeck ist als streitbare Staatsanwältin zu hören, die mit harten Nachfragen den Vorgängen auf den Grund geht und dabei auch überraschend Pfeile in andere Richtungen verschießt – eine sehr gute und packende Leistung. Florian David Fitz ist als Angeklagter zu hören und bringt die Emotionen des jungen Mannes sehr gekonnt auf den Punkt, setzt mal mit Abgeklärtheit, mal mit Wut und Engagement seine Rolle um. Auch Lars Eidinger als Verteidiger, Rainer Bock als Zeuge und Jördis Triebel als Nebenklägerin machen ihre Sache ausgezeichnet.

Die Geräuschkulisse ist sehr reduziert gehalten, man hört mal ein aufgeregtes Murmeln aus dem Zuschauerraum, Schritte beim Eintreten der Zeugen, ein leises Husten – doch genau das braucht das Stück auch, um zur Wirkung zu kommen. Die volle Konzentration auf die Dialoge sorgt für die Konzentration auf das Wesentliche und destilliert den Kern der Aussagen heraus.

Das Cover ist in reinem Weiß zu halten, unterbrochen von einer geschwungenen roten Linie und der stilisierten Silhouette eines Mannes, der zu Boden zu fallen scheint. In schlichten Lettern steht aber der Titel des Stücks im Mittelpunkt. Das stabile Digipack enthält einige Szenenfotos und Aufnahmen von der Produktion, zudem auch einige Informationen zum Autor – eine stimmige Umsetzung!

Fazit: „Terror“ ist ein fesselndes und packendes Experiment, denn die eigenen Moralvorstellungen werden hinterfragt und auf die Probe gestellt. Dadurch dass der Zuschauer gezwungen wird, selbst ein Urteil zu fällen, ist er selbst Teil der Erzählung, die durch diese reduzierte und prägnante Umsetzung bestens zur Geltung kommt.

VÖ: 10.Oktober 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2447-5


Chicken Highway und drei weitere Krimi-Hörspiele



Erster Eindruck: Ein Duo für alle Fälle

Bettina Breuer ermittelt für das LKA gleich in vier Bundesländern, ihr zur Seite steht der Pianist und leidenschaftliche Hobbydetektiv Jac Garthmann, der sich immer wieder mit ungewöhnlichen Methoden in ihre Fälle einmischt. Dabei geht es auch schon einmal gefährlich zu, wenn ein Lebensmittelskandal aufgedeckt wird oder in einem Schmuggelfall ermittelt werden muss...

Gleich vier Hörspiele von Elisabeth Herrmann enthält die Box „Chicken Highway“, die sich allesamt um die von Herrmann erdachte Kommissarin Bettina Breuer drehen. Der Hörverlag hat die Produktionen des NDR aus den Jahren 2010 bis 2015 erstmals auf CD gepresst, und hier sollten Krimifans durchaus mal einen Blick riskieren. Denn die Geschichten sind sehr aktuell und beschäftigen sich mit modernen Themen, wobei auch schon einmal ein Blick in die Vergangenheit gewagt wird. „Schlick“, ein Krimi um das Verschwinden eines Schiffoffiziers, punktet mit den dynamischen Wechseln zwischen den beiden Hauptfiguren, die an unterschiedlichen Stellen ermitteln und gut zusammenarbeiten. Dennoch ist dies für mich der schwächste Fall der Box, die anderen Geschichten sind deutlich spannnender. „Versunkene Gräber“ beispielsweise, denn hier ist lange nicht klar, was hinter dem Mord an einem Schmuggler steckt, die kurzweilige Handlung hält verschiedene Theorien bereit und klärt in einem spannenden Finale gekonnt auf. „Chicken Highway“ hat mit allein wegen des Themas am besten gefallen, es geht um die schreckichen Zustände in Hühnerfarmen und hangelt sich am Mord eines Tierarztes entlang, was mit einigen Wendungen und immer neuen Informationen für viel Abwechslung gesorgt hat. „Das Grab der kleinen Vögel“ ist ein Fall um eine Gruppe älterer Damen, die Jac bei einer Kur kennenlernt. Der charmente Einstieg gefällt mit sehr gut, auch die spätere langsame Aufklärung mit den vielen Verstrickungen ist sehr kurzweilig gelungen.

Sandra Borgmann ist in der Hauptrolle der Bettina Breuer zu hören und setzt ihre angenehme, sanfte Stimme sehr gekonnt ein, verleiht ihr auch einmal einen schärferen Klang und kann in allen Szenen glaubhaft agieren. Martin Reince spricht ihren Freund und Hobbydetektiv Jac Garthmann, der sehr charmant wirkt und eine ganz eigene, unkonventionelle Note in die Handlung einbringt. Auch Sven Stricker, der Regie geführt hat, ist als Sprecher zu hören und bewegt sich auch auf diesem Terrain sicher und mit geschliffenem Ausdruck. Weitere Sprecher sind Celine Fontages, Michael Prelle und Isabelle Grothe.

Die akustische Umestzung ist – typisch für die Hörspiele von Stricker – sehr stimmig und kann mit vielen passenden Geräuschen für eine runde Atmosphäre sorgen. Doch dabei liegt die Konzentration immer auf den Sprechern und ihren Dialogen, diese werden auch nicht von den stimmungsvollen und lebendigen Melodien überdeckt, die die Stimmungen der Szenen unterstreichen.

Die vier CDs haben jeweils eine eigene Hülle bekommen, die gemeinsam in einem Pappschuber untergbracht wurden. Das Cover zeigt vier Hühner auf einer Stange vor einem rötlichen Nachthimmel, auf der Rückseite sind bereits Fotos der beiden Hauptsprecher abgedruckt. Die Cover der einzelnen Folgen zeigen den jeweiligen Titel auf schwarzem Hintergrund, die schlichten weißen Letter werden durch farbige Absetzungen verziert. Im Inneren gibt es jeweils zusätzliche Informationen samt Foto von einigen Mitwirkenden.

Fazit: Gleich vier Hörspiele um Bettina Breuer und Jac Garthmann, die sich als ebenso eingespieltes wie dynamisches Duo präsentieren und schnell ihre eigene Identität entwickeln. Die Fälle sind rehct knackig erzählt, bieten jedoch auch einige Fallstricke und Wendungen, sodass die jeweilige Themenwahl kuzweilig umgesetzt wurde.

VÖ: 1.Juli 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2102-3


Tintenwelt – Die große Hörspielbox



Erster Eindruck: Die komplette Trilogie als stimmige Hörspielproduktion

Maggie, die nach dem Verschwinden ihrer Mutter allein bei Mo, ihrem Vater, aufwächst, fährt mit diesem zu ihrer Tante Elinor, wo der Buchbinder einige wertvolle Schätze vor dem Verfall retten will. Doch unheimliche Gestalten tauchen auf, und nur langsam erfährt Maggie, warum das so ist: Der finstere Capricorn will Mo in seine Gewalt bringen, denn er hat eine seltene Fähigkeit...

Cornelia Funke hat mit ihrer Tintenwelt-Trilogie einen modernen Klassiker geschaffen, der für allerlei Wirbel gesorgt und die Vorreiter-Stellung der deutschen Kinderbuchautorin noch weiter ausgeprägt hat. Oetinger Audio hat die drei Romane Tintenherz, Tintenblut und Tintentod jeweils als Hörspiel umgesetzt, erstmals sind nun alle drei Teile zusammen in einer Box erschienen. Und es lohnt sich, denn die Produzenten entführen den Hörer schnell in die von Funke erdachte Welt, die phantastisch und poetisch ist, aber auch vielerlei Gefahren birgt. Da werden Elemente aus so einigen Geschichten vermischt, doch im Mittelpunkt steht die Tintenwelt, ein mittelalterlich angehauchter Ort voller Magie und insbesondere voller lebendiger Rollen. Jeder einzelne von ihnen hat eine sehr eigene Ausprägung, einen unverkennbaren Charakter, eine ausdrucksstarke Aura bekommen, sei es auf der guten wie auf der bösen Seite – und ebenso all die Grautöne, die ebenso ihre Rolle spielen. Zudem ist auch die Handlung packend, wobei jeder Band seine eigene Note bekommt. Über etliche abenteuerliche Szenen entwickelt sie sich und führt zu einem Ende, das man anfangs nicht erahnen konnte. Die Kürzung, die trotz einer über siebenstündigen Laufzeit vorgenommen werden musste, ist sanft geschehen und verfälscht die Aussage und die Stimmung der Romane nicht, auch wenn jeder Leser natürlich auf die eine oder andere Lieblingsszene verzichten muss.

Die Sprecher sind herausragend und setzen ihre Rollen mit viel Energie um, von der Hauptrolle bis zum kleinsten Nebencharakter ist dabei auf eine stimmige Besetzung geachtet worden. Alle die tollen Stimmen auszuzählen würde den Rahmen sprengen, aber jeder einzelne hat großes Lob verdient. Leonie Landa ist als Maggie zu hören, sie spricht die Rolle sehr vielschichtig und kann auch die Entwicklung des Mädchens zur jungen Frau kann sie sehr genau nachzeichnen. Robin Brosch hat die Rolle des Mo übernommen, dessen Stimme eine so entscheidende Rolle in der Handlung spielt – Brosch nimmt man dies sofort ab. Er spricht sehr intensiv, betont und schafft so Szenen voller Leben, voller Inbrunst. Besonders gut gefallen hat mir auch Barbara Nüsse als Mortola, die sich mit herrischer und stets herausfordernder Stimme Gehör verschafft. Weitere Sprecher sind Rainer Strecker, Gerlinde Dillge und Stephan Schad als Erzähler.

Die Musik wurde extra für diese Mini-Serie angefertigt, sodass sie perfekt auf die verschiedenen Stimmungen angepasst wurden. Die orchestralen Klänge sind mal sanft und verspielt, mal bedrohlich und düster, sodass dynamische Wechsel entstehen. So wird der Spannungsbogen gekonnt unterstützt, während leise Hintergrundgeräusche und präzise Sounds für eine lebendige Stimmung sorgen.

Ein hübscher Pappschuber fasst die sechs CDs, dieser ist im Stile der Buchvorlagen gestaltet und zeigt auf einem sanften Bordeaux-Rot mehrere Großbuchstaben, wie sie in alten Büchern reichlich verziert an jedem Kapitelanfang standen. Im Inneren finden sich dicke Platikhüllen mit den Discs, neben einer ausführlichen Trackliste gibt es nur die notwendigen Informationen.

Fazit: Vom geheimnisvollen Anfang über den phantasievollen und spannenden Mittelteil bis zum tragischen Ende ist hier ein Stück perfekter Hörgenuss gelungen, der nicht nur durch die kreative Geschichte und die lebendigen Figuren überzeugt, sondern auch durch die stimmungsvolle und eingängige Produktion mit fabulösen Sprechern. Wer dies noch nicht im Regal stehen hat, sollte hier unbedingt zugreifen!

VÖ: 26.September 2016
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0974-4


Siddhartha



Erster Eindruck: Auf der Suche nach Sinn, Erleuchtung und Seele

Schon als Kind wird Siddartha im sechsten Jahrhundert vor Christus mit den religiösen Lehren der indischen Priester in Kontakt gebracht, und auch später ist er immer auf der Suche nach der Erleuchtung. Sein enger Freund Govinda kann ihm zwar auf diesem Weg nicht immer folgen, begleitet ihn jedoch weiter, als Siddartha zum Asketen und Bettler wird...

Mit „Siddartha“ hat Hermann Hesse 1922 eines seiner bekanntesten Werke veröffentlicht, gleichzeitig ist es auch eines seiner phliosophischten und anspruchsvollsten geworden. Immer noch fasziniert die Geschichte des indischen Mannes auf der Suche nach der Erleuchtung viele Menschen, bringt es einem noch die Lehren des Buddhismus näher und begreifbarer. Der hr2 hat eine aktuelle Hörspielproduktion angefertigt, die auch beim Hörverlag als CD-Version erschienen ist. Dabei wurde sehr behutsam der ursprüngliche Text an das neue Medium angepasst, sodass nichts von der Seele, von Hesses Gedankenwelt verloren geht. Siddarthas Suche nach seiner ganz eigenen Gedankenwelt, nach Sinn und Einklang mit der Welt, ist vielschichtig und sinnlich, der stufenweise Aufbau über verschiedene Ebenen der Selbstfindung und Erkenntnis beeindruckend und intensiv. Über die literarische Qualität von Hesses Meisterstück müssen nicht mehr viele Worte verloren werden, die Umsetzung ist jedoch ebenso gelungen, mit vielfältigen Klangwelten versehen und mit engagierten Sprechern versehen.

Die wunderbare Iris Berben ist als Erzählerin zu hören und übernimmt dabei viele recht lange Passagen, durch ihre tiefgründige Stimme und einen eingängigen Klang setzt sie diese aber sehr gekonnt und mit viel Intensität um. Matthias Koeberlin ist über weite Teile als Siddartha zu hören, sein markanter Klang passt wunderbar zu den tiefgründigen Gedanken, zu dem Zweifeln, zu der Neugier des jungen Inders und kann auch die Entwicklung mit seiner Stimme erlebbar machen. Ulrich Noethen ist als Govinda zu hören, auch er passt wunderbar in die philosophische Atmosphäre und begleitet Siddartha durch die Handlung. Christian Friedel, Hans-Michael Rehberg, Steffen Siegmund und Wolf-Dietrich Sprenger sind ebenfalls zu hören.

Die akustische Umsetzung wurde von Regisseur Leonhard Koppelmann und Komponist Ali N. Askin sehr stimmungsvoll umgesetzt. Der indische Anklang ist dabei auch hier deutlich umgesetzt worden, die Klänge sind sphärisch und melodisch gelungen. Dabei werden auch manche Dialoge von Musik begleitet, was ihnen noch einmal mehr Dramatik, mehr Bedeutung verleiht. Geräusche sind dabei eher wenig zu hören, was der Eingängigkeit allerdings keinen Abbruch tun.

Die Gestaltung der Box ist dem Hörverlag exzellent gelungen, hier hat man sich wie bei der Produktion selbst viel Mühe gegeben. Siddharthas Kopf mit den geschlossenen Augen ist im Stil einer typisch indischen Statue zu sehen, der leicht goldene Schimmer wirkt dabei edel und passt sehr gut zu der dicken Pappbox. Im Inneren findet sich ein umfangreiches Booklet mit vielen Hintergrundinformationen und Fotos, doch ein wahres Highlight ist die fünfte CD mit einem äußerst hörenswerten, 80-minütigem Feature.

Fazit: Die herausfordernde Aufgabe, ein solches Werk als Hörspiel umzusetzen, ist hervorragend gelungen, die engagierten Sprecher verstehen ihr Handwerk und sind mit viel Begeisterung dabei, die vielfältige akustische Umsetzung ist eingängig und verleiht eine ganz besondere Atmosphäre. Anspruchsvoll, aber dennoch leicht zugänglich.

VÖ: 24.Mai 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2121-4


Die große Kommissar-Beck-Box



Erster Eindruck: Zehn Fälle für den Urvater des Schwedenkrimis

Martin Becks Ehe ist nicht gerade das, was man als erfüllt bezeichnen würde. Deswegen stürzt er sich immer mehr in seine Arbeit als Kriminalassistent und löst gemeinsam mit seinem Team aus ganz unterschiedlichen Charakteren Mordfälle. Der erste Fall führt sie zum Göta-Kanal, wo eine junge Frau vergewaltigt und ermordet aufgefunden wird...

Die Krimireihe „Roman über ein Verbrechen“ des schwedischen Autorenduos Maj Swöwall und Per Wahlöö gilt als Startschuss für den modernen „Schwedenkrimi“. Hier wurde mal kein fast übermenschlicher Ermittler gezeigt, der mit genialer Kombinationsgabe die Fälle spielend löst, sondern deutich realitätsnähere Beschreibung von Ermittlungen. Auch das Motiv des nicht immer sympathischen und von privaten Problemen gebeutelten Polizisten wird hier eingeführt– wenn auch nicht so exzessiv wie in heutigen Romanen. Zehn der Fälle um Martin Beck wurden von verschiedenen deutschen Radiostationen als Hörspiel vertont, und diese wurden nun vom Audio Verlag aus den Archiven geholt und gemeinsam in einer dicken Box mit 16 CDs veröffentlicht. Die Fälle sind dabei allesamt gut erdacht, auch wenn es naturgemäß einige sehr starke und einige weniger aufregende Geschichten gibt. Doch gerade in den späteren Fällen herrscht fast durchgängig eine sehr intensive Stimmung vor, die sich auch auf den Zuhörer überträgt. Die ganz unterschiedlichen Fälle folgen keinen speziellen Muster, allerdings steht die Ermittlerarbeit immer im Vordergrund. Das ist gut gelungen, zumal auch das Privatleben von Beck immer wieder eingebaut ist und sich im Laufe der Zeit auch weiterentwickelt, sodass es keine starren Vorgaben gibt. Die starken Charaktere seiner Mitstreiter bringen zusätzliche Würze in die Geschichten. Allerdings ist das Tempo manchmal doch etwas zu sehr gedrosselt und einige Spannungsmomente kommen nicht so recht zur Geltung. Für Fans von gepflegtem, eher ruhigen Krimi wird hier aber eine gute Auswahl geboten.

In den meisten Fällen ist Charles Wirths als Kommissar Beck zu hören. Er wählt eine recht betonte und einigängige Sprechweise, sodass sein Charakter gut zur Geltung kommt, nimmt sich aber an den entscheidenden Stellen auch immer wieder zurück und lässt den anderen Sprechern den Vortritt. Hans Peter Hallwechs ist immer mal wieder als Erzähler zu hören, seine getragene und ausdrucksstarke Stimme wirkt dabei dynamisch und seine Passagen kurzweilig und eingängig wirken. Heta Mantscheff ist als Inga Beck zu hören, die sehr gefühlsbetont die problematische Beziehung zu ihrem Mann thematisiert und dabei sehr authentisch wirkt. Weitere Sprecher sind Matthias Ponnier, Heinz Schimmelpfennig und Horst Frank.

Die meisten der Produktionen stammen aus den späten 70ern oder den frühen 80ern, sodass sie einen ganz anderen Grundklag besitzen als heutige Produktionen. Besonders die Musik fällt dabei oftmals aus dem Rahmen, ist zu laut und zu lang, sodass der Erzählfluss gebremst wird. Die Geräusche wirken manchmal etwas hölzern und bringen wegen ihres eher seltenen Einsatzes nicht sonderlich viel Leben in die Handlung.

Verpackt sind die CDs in einzelnen Plastikhüllen, die gemeinsam mit einem gut aufbereiteten Booklet in einer stabilen Pappbox zum Aufklappen untergebracht sind. Ein einsames schwedisches Haus in nächtlicher Kulisse kommt durch das dominante dunkle Blau sehr gut zur Geltung. Wie immer bei dem Label ist alles gut strukturiert und übersichtlich ausgebaut.

Fazit: Die zehn hier erzählten Fälle über Kommissar Beck stellen die Ermittlungen in den interessanten Fällen in den Mittelpunkt und sind erzählerisch gut aufbereitet. Das Tempo wirkt dabei zwar manchmal etwas gedrosselt und auch die Umsetzung kann nicht immer überzeugen, dafür sind die gut durchdachten Erzählungen meist sehr kurzweilig und können auch die Charaktere gelungen darstellen.

VÖ: 21.August 2015
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-0623-1590-


Die Kinder der verlorenen Bucht



Erster Eindruck: Erkundung einer fremden Welt

Red und Max kommen beide neu in die Klasse von Lilly, und nachdem die drei sich gegen einen fiesen Lehrer gewehrt haben, freunden sie sich schnell an. Bei einem Ausflug treffen sie auf eine geheimnisvolle alte Dame, die ihnen eine unglaubliche Geschichte von einem bösen Herrscher in einer fremden Welt erzählt. Diese scheint mit einem Abschnitt des nahegelegenen Strandes verbunden zu sein, sodass die drei Kinder die Abenteuerlust packt...

„Die Kinder der verlorenen Bucht“, ein Kinderbuch des italienischen Autors Luca d Fulvio, wurde von Lübbe Audio als Hörspiel mit zahlreichen Sprechern umgesetzt und gleichzeitig zum Erscheinungstermin der gebundenen Ausgabe veröffentlicht – eine hübsche Alternative zum klassischen Hörbuch, die gerade für Kinder sehr ansprechend sein dürfte. Das Abenteuer der drei neuen Freunde kommt zwar nur über einige Umwege richtig in Gang, spätestens nach der Erzählung der mysteriösen Dame um den bösen Egon Dragon kommt aber viel stimmige Atmosphäre auf. Es ist genau diese Mischung aus mystischen Elementen und einer abenteuerlichen Grundstimmung, die sich sehr reizvoll auf die Handlung auswirkt. Diese entwickelt sich über verschiedene Stationen immer weiter und führt die Kinder in eine fremdartige Welt voller merkwürdiger Wesen, aber sie entdecken auch selbst Kräfte an sich – nicht nur solche magischer Art. Mir gefällt, dass die Kinder neue Seiten an sich entdecken und sich weiterentwickeln, allerdings wirkt alles manchmal doch etwas schablonenhaft und an ähnliche Geschichten angelehnt.

Lutz Schnell ist in der wichtigen Rolle des Mastino zu hören, sein rauer Klang und die harsche Art passen sehr gut zusammen und sorgen für einen starken Ausdruck der Figur. Luise Lunow sorgt mit ihrer dunklen Stimme für eine sehr geheimnisvolle Stimmung als alte Frau und lässt die Geschichte um Egon Dragon bestens wirken. Leider konnten mich die drei Hauptsprecher Simon Kunze, Lenio Einbeck und Sarah Kunze nicht so sehr überzeugen, sie wirken recht gekünzelt und an einigen Stellen sogar etwas hölzern. Weitere Sprecher sind Oliver Rohrbeck, Helmut Krauss und Oliver Siebeck als Erzähler.

Der Transport in das neue Medium Hörspiel ist Lübbe Audio recht gut gelungen, auch wenn manche Dialoge insgesamt etwas steif wirken. Dafür wurde eine recht vielfältige Geräuschkulisse geschaffen, die die einzelnen Szenen gekonnt untermalt und ihnen Leben einhaucht. Auch die eingebaute Musik steigert den abenteuerlichen Charakter der Handlung und wirkt hübsch unheimlich.

Natürlich wurde zur Steigerung des Wiedererkennungswerts das Buchcover angepasst und übernommen. Zu sehen ist eine hübsche Kulisse mit einem Sonnenuntergang und dem kleinen Boot, das eine wichtige Rolle in der Handlung spielt. Im Vordergrund steht aber der mit einem Banner unterlegte Schriftzug, in den auch die Gesichter der drei Protagonisten eingebunden sind.

Fazit: Die mysteriöse und abenteuerliche Stimmung der Handlung kann besonders Kinder schnell fesseln, die sich auch gut mit den drei Hauptcharakteren identifizieren können. Allerdings wirken die jungen Sprecher etwas überfordert, sodass die Umsetzung manchmal etwas holprig wirkt. Das spannende Finale schließt die Handlung gekonnt ab.

VÖ: 12.Februar 2016
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5268-5


Doktor Proktors Pupspulver – Das Hörspiel



Erster Eindruck: Skurriles Vergnügen mit gelungener Umsetzung

Der ziemlich kleingewachsene Bulle zieht in eine neue Stadt, wo er schnell Freundschaft mit dem Nachbarsmädchen Lise schließt. Und auch mit dem Wissenschaftler Doktor Proktor verbringt er viel Zeit, der in seinem Labor ein neues Pulver entdeckt hat, dass einen innerhalb von zehn Sekunden ordentlich Pupsen lässt. Bulle und Lise sind überzeugt davon, dass viele Kinder völlig begeistert wären, und helfen Doktor Proktor bei seinen Tests...

Nach einer Umsetzung als Hörbuch hat sich der WDR nun auch dem erfolgreichen Kinderbuchimport aus Norwegen, „Doktor Proktors Pupspulver“ angenommen und ein einstündiges Hörspiel dazu produziert. Für ein Kinderbuch ist die Handlung überraschend verschachtelt und zeigt neben den Szenen um Doktor Proktor und den Kindern auch die beiden fiesen Zwillinge Truls und Trym mit ihrem Vater, aber eben auch eine Anaconda, die mit der eigentlichen Handlung aber erst einmal nicht viel zu tun hat, hinterher aber mehrfach den Weg der Protagonisten kreuzt. Die Handlung ist dabei sehr kurzweilig erzählt, entwickelt sich konsequent weiter und beinhaltet viele kleine Spannungsbögen, die für einige aufregende Momente sorgen. Und besonders der Humor kommt dabei nicht zu kurz, neben der ziemlich skurrilen Erfindung von Doktor Proktor, die später sogar noch gesteigert wird, sind auch so immer wieder lustige Sprüche eingebaut, die auch Erwachsenen viel Spaß bereiten und manchmal sogar fast hintergründig wirken. Am Ende ist man erstaunt, wie gut sich alles zusammenfügt, wie jeder Handlungsstrang zum Ende geführt wird und wie sehr alles miteinander vernetzt ist. Die Charaktere sind dabei sehr stark dargestellt und entfalten ihre eigene Persönlichkeit. Besonders Bulle ist dabei eine echte Identifikationsfigur, da er seine geringe Körpergröße mit Gewitztheit und selbstbewussten Auftreten auszugleichen weiß. Eine sehr spaßige Produktion für die ganze Familie.

In der Titelrolle des Doktor Proktor ist der wunderbare Jens Wawrczek zu hören, der mit seiner ungewöhnlichen Stimme sehr gut zu dem verschrobenen Wissenschaftler passt und viel Spaß in die Handlung einbringt. Samuel Gerst hat eine sehr überzeugende und glaubwürdige Aussprache, klingt passend zu der Rolle etwas hochtrabend, aber sehr natürlich, was bei so jungen Sprechern nicht immer so gekonnt der Fall ist. Erzählerin Laura Maire passt mit ihrer verträumt wirkenden Stimme sehr gut in das Ambiente der Geschichte und gestaltet ihre Passagen sehr kurzweilig, lässt aber auch die Anaconda hübsch bedrohlich wirken. Weitere Sprecher sind Thyra Bonnuchsen, Martin Bross und Martin Brambach.

Bei einer Geschichte, bei der es ums Pupsen geht, dürfen die entsprechenden Geräusche natürlich nicht fehlen. Hiervon wurde dann auch ausgiebig Gebrauch gemacht, ebenso wie von anderen Sounds, die immer passend eingebaut wurden. Musikalisch hält sich die Produktion aber eher zurück und konzentriert sich so auch die Sprecher und ihre Dialoge.

Das Cover wirkt insgesamt etwas sperrig, ob hiervon junge Menschen sofort neugierig gemacht werden, zweifle ich eher an. Dabei haben die mit erkennbaren Strichen gezeichneten Figuren durchaus ihren Reiz, wobei Bulles Test am Pupspulver vor grünem Hintergrund zu sehen ist, während es sich Doktor Proktor in roter Umrandung gemütlich macht. Im Inneren gibt es neben den üblichen Produktionsinformationen noch eine Kurzbiographie zu Autor Jo Nesbo.

Fazit: Neben der witzigen und spannenden Geschichte kann hier auch die sehr gelungene Umsetzung überzeugen, wozu besonders die passenden und energiegeladenen Sprecher beitragen können. Viele witzige Momente und eine kurzweilige Handlung mit einigen Überraschungen sorgen für eine knappe Stunde Hörspielspaß.

VÖ: 15.Juni 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1719-4


Schneewittchen



Erster Eindruck:

Eine eifersüchtige neue Königin ist nach dem Tod ihrer Vorgängerin ins Schloss eingezogen, neidet aber ihrer Stieftochter, die wegen ihrer weißen Haut nur Schneewittchen genannt wird. Gemeinsam mit Ihrer Zofe schmiedet sie den Plan, sich des ungebliebten Kinds mit Hilfe des ihr treu ergebenen Jägers zu entledigen...

Die Geschichte von Schneewittchen ist wohl jeden wohl bekannt, und auch diverse Hörspielumsetzungen des Märchens der Gebrüder Grimm existieren mittlerweile. Der Audio Verlag hat nun eine weitere aus den Archiven des DRA gerettet und als Teil seiner Kinderreihe mit dem weißen Rücken auf CD veröffentlicht. Einer solch bekannten Geschichte neue Facetten zu entlocken ist natürlich schwierig und wird hier auch nur stellenweise geschafft – beispielsweise ist die Unterredung der bösen Königin mit ihrer Zofe ganz zu Anfang neu erdacht und kommt im Original nicht vor. Und auch ein neuer Schluss wird gefunden, die Königin wird hier weder mit glühenden Schuhen bestraft noch von einem Felsen erschlagen, es wurde eine kinderfreundlichere aber auch etwas angestaubte Schlussversion erzählt. Auch die wohl gruseligste Szene, in denen die Königin die Innereien des Mädchens verlangt, ist hier abgemildert umgesetzt worden. Schön auch, dass die sieben Zwerge keine namenlosen Geschöpfe bleiben, sondern jeder seine speziellen Eigenheiten hat. Ansonsten gibt es nur wenige eigenständige Kniffe, sodass sich diese Produktion in die Reihe vieler solider Märchenhörspiele einreiht, die sich durch eine passende Stimmung auszeichnen, aber eben leider wenige Überraschungen parat haben.

Schneewittchen wird in dieser Version von der unvergessenen Gisela Fritsch gesprochen, die mit viel Schwung bei der Sache ist und das Mädchen sehr lebendig spricht. Die böse Königin bekommt ihre Stimme von Inge Keller geliehen, die eine ausdrucksstarke Leistung abliefert und das eifersüchtige Herz der Figur sehr gut darstellt. Erzähler ist Hans Hildebrandt, der ein klassischer Märchenerzähler ist und mit seinem warmen Farbton für hübsche Momente sorgt. Weitere Sprecher sind leider namentlich nicht mehr bekannt.

Natürlich sollte hier bedacht werden, dass das Hörspiel bereits über ein halbes Jahrhundert alt ist, sodass es nicht verwundert, dass die Dialoge nicht mehr glasklar klingen, dennoch ist kein störendes Grundrauschen zu vernehmen. Die akustische Untermalung ist dabei eher schlicht ausgefallen, die sieben Zwerge bringen aber ein fröhliches Liedchen mit, das sich gut in die Handlung integriert.

Das Cover zeigt eine Szene mit Schneewittchen in blutrotem Ballkleid im Haus der sieben Zwerge, die ihr Blumen anreichen oder sie voller Freude anschauen. Der schlichte Zeichenstil weckt nostalgische Erinnerungen und wird durch die strenge Aufteilung der Serie mit den beiden unteren Balken nicht gestört. Im Inneren gibt es noch eine weitere Zeichnung zu sehen.

Fazit: Schneewittchen liegt hier in einer klassischen Umsetzung mit wenigen neuen Elementen vor, ist aber stimmungsvoll und mit engagierten Sprechern umgesetzt worden. An den grausameren Stellen wurde auf kinderfreundlichere Alternativen ausgewichen, sodass diese Produktion auch als Einstieg in die Welt des Hörspiels mit einer bekannten Geschichte dienen kann.

VÖ: 23.September 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-838-4


Der kleine Prinz



Erster Eindruck: Moderner Klassiker in moderner Umsetzung

Der kleine Prinz kommt von einem winzigen Planeten, den er ganz allein bewohnt hat. Eines Tages trifft er in einer einsamen Wüste einen Piloten und freundet sich schnell mit ihm an. Der kleine Prinz berichtet von der Rose, die er so sehr geliebt hat, von dem Fuchs, der so gern gezähmt werden wollte, von dem König, der seinen Untertanen immer die besten Befehle gab. Doch irgendwann geht der Wasservorrat der beiden zur Neige...

„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery ist längst zu einem modernen Klassiker geworden, dieses kleine Buch steckt voller Poesie und Weisheiten, seit über 70 Jahren verzaubert das Kundtmärchen die Menschen überall auf der Welt. Der WDR hat nun eine neuer Hörspielversion der Geschichte vertont und bei Silberfisch auf VD veröffentlicht. Der Transport in das neue Medium ist sehr gelungen, da dessen Möglichkeiten sehr gut genutzt wurden. Das kommt der Geschichte sehr zu gute, da sie ihren verträumten und nachdenklichen Charakter bewahrt. Die verschiedenen Geschichten, die der kleine Prinz erzählt, sind dabei recht episodenhaft, dennoch besteht eine enge Bindung zwischen ihnen, auch wird teilweise später darauf zurückgegriffen. Dabei gibt es so viele starke Figuren – die eitle Rose, die der kleine Prinz so sehr liebt und die ihm niemand ersetzen kann, ist ein so eingängiges Bild, dieser Teil hat mir am Besten gefallen. Und in all diesem Phantastischen, Märchenhaften finden sich viele Weisheiten, viel Gesellschaftkritik und ein starkes Plädoyer für Zwischenmenschlichkeit. Wirklich bewegend wird es dann am Ende, als der Prinz von großem Heimweh befallen wird und den einzigen Weg sucht, auf den er glücklich werden kann – ohne zu viel verraten zu wollen, wird es sehr tragisch und melancholisch. Und auch wenn das Buch viel von den Zeichnungen des Autors lebt, fehlen diese Bilder hier nicht, da sie entweder gut beschrieben sind oder durch die dichte Klangwelt adäquat ersetzt wurden. Eine wunderbare Erzählung, die zudem sehr gekonnt in Szene gesetzt wurde.

Dafür sorgen zu einem großen Teil natürlich auch die Sprecher, die allesamt mit Herzblut bei der Sache sind und so liebevoll und ausdrucksstark sprechen, dass wirklich jeder Charakter eine ganz eigene Note bekommt. Martin Wuttke ist als Pilot zu hören und übernimmt damit auch einige Erzählertexte. Ich habe ihm wegen seiner sanften und warmen Stimme sehr zu schätzen gelernt, seine eingängige Sprechweise begleitet den Hörer gekonnt durch die Geschichte. Alexander Fehling spricht den kleinen Prinzen auf so wundersame und zauberhafte Art und Weise, so lebendig und voller Strahlkraft, dass es eine wahre Freude ist. Und auch der wundervolle Jens Wawrczeck ist hier mal wieder als Fuchs zu hören, er passt seine ungewöhnliche Klangfarbe bestens an das Ambiente und seinen Charakter an. Weitere Sprecher sind Paula Beer, Dieter Hallervorden und Otto Mellies.

Die Musik zu diesem Hörspiel stammt von Alva Noto und Tarwater, die den träumerischen Charakter der Geschichte unterstreichen und mit klangvollen Momenten gekonnt in Szene setzen. Dabei ist die Musik ständiger Begleiter, sodass das Hörspiel eng umschlossen wird und es leicht macht, in die Handlung einzutauchen. Geräusche sind dabei ebenfalls dezent eingesetzt, auch diese fügen sich sehr gut in das Gesamtkonzept ein.

Die Aufmachung der CD ist sehr ansehnlich und hochwertig, was den äußerst stimmigen Gesamteindruck abrundet. Matte Pappe, vorrangig in strahlendem Weiß bestimmt die Aufmachung, wobei immer wieder Sternenbilder eingebaut sind – sehr prominent und träumerisch auf dem Cover, in Form einer Sternenkarte im Inneren des sehr hübschen Digipacks.

Fazit: Wunderbar, wie sehr hier der Geist von Antoine de Saint-Exupery aufgegriffen wird, wie alle beteiligten mit viel Herzblut bei der Sache sind und jeder seinen Part in Perfektion umsetzt: Sprecher, Regie und Musikanten sind bestens aufeinander abgestimmt, sodass man sich sofort in die poetische Geschichte fallen lassen kann.

VÖ: 1.September 2016
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-8674-2309-0


Sophiechen und der Riese



Erster Eindruck: Wortspielerisches Kinderhörspiel

Sophie, die in einem Waisenhaus wohnt, beobachtet eines nachts eine riesige Gestalt mit einer Trompete, der sich zu den Kindern schleicht – und Sophie samt ihrer Decke aus dem Bett in ein fremdes Land mitnimmt. Und auch wenn die Gestalt anfangs ziemlich furchteinflößen wirkt, stellt sich bald heraus, dass es sich um einen guten Riesen handelt, doch nicht alle Riesen sind so freundlich wie GuRie...

„Sophiechen und der Riese“ des britischen Schriftstellers ist 1982 zum ersten mal erschienen, genau 20 Jahre später hat der WDR diesen Roman als Hörspiel umgesetzt, doch erst 2016 ist dieses auch auf CD erhältlich, pünktlich zum Start des Kinofilms, der nach dem Buch gedreht wurde. Schön, dass es doch noch geklappt hat, denn die Geschichte ist nicht nur spannend und kurzweilig, sondern steckt auch voller feinem Humor. Dafür sorgen nicht nur die liebevollen Figuren, sondern auch herzige Einfälle wie die Kotzgurke oder die vielen Wortspiele – ob Leberwesen oder Furzelbäume, ob verdrehte Sätze oder falsch verwendete Sprichwörter, das alles ist sehr spaßig und für Kinder recht anspruchsvoller, aber dennoch zündender Witz. Im Kontrast dazu steht, dass die Geschichte auch ganz schön gruselig ist, GuRie wirkt am Anfang sehr bedrohlich, und auch die anderen Riesen, die liebend gern kleine Kinder fressen, sind nicht zu verachten und für jüngere Kinder schon ziemlich deftig, „Blutschlucker“ und „Fleischfetzenfresser“ sind da die passenden Namen. Zum Glück verfliegt die Angst bei den vielen witzigen Momenten schnell und weicht der Spannung, wie Sophie und GuRie die bösen Riesen besiegen wollen. Toll auch, dass Sophie ziemlich taff dargestellt wird und mit viel Energie und Mut allen Situationen begegnet. Sie ist so ein echtes Vorbild für Mädchen und entspricht mal so gar nicht dem typischen Rollenklischee. „Sophiechen und der Riese“ dauert in dieser Umsetzung über dreieinhalb Stunden und ist nichts zum Nebenbei-Hören, macht aber mächtig Spaß und kann mit den vielen Wortspielereien ebenso wie mit der ungewöhnlichen Handlung punkten.

Verena Wurth verleiht Sophie jede Menge Energie und Präsenz, sie fühlt sich in der Hauptrolle hörbar wohl und bringt jede Menge Spielfreude mit die sie sehr glaubhaft wirken lässt. Michael Habeck ist als GuRie zu hören, mit seiner sanftmütigen und warmen Stimme schafft er einen wunderbaren Charakter der die vielen Wortspiele vollkommen natürlich wirken lässt – wunderbar! Erzähler ist Peer Augustinski, der mit aufgeweckter und lebendiger Stimme durch die Handlung führt und die Handlung durch treffende Betonung unterstützt. Weitere Sprecher sind Hans Holzbrecher, Alexander May und Marianne Rogée.

Matthias Thurow ist für die Musik in dem Hörspiel verantwortlich, und er hat hier einen ganz eigenen Weg gefunden, die Stimmung zu unterstreichen ohne die Dialoge in den Hintergrund zu drängen. Die eingesetzen Melodien wirken verspielt und märchenhaft, ohne ins Kitschige oder Niedliche abzurutschen. Und auch die Geräusche haben den richtigen Pegel in Häufigkeit und Lautstärke, um einen lebendigen Ausdruck zu erschaffen.

In einer dicken Plastikhülle sind die drei CDs aufbewahrt, und diese wird von einem ungewöhnlichen Cover geziert: Skizzenhaft gezeichnet, die einzelnen Striche noch erkennbar, mit blassen Farben versehen – charmant und liebevoll. Im kleinen Booklet sind neben den Sprechern und anderen Mitwirkenden auch einige Informationen über den Autor zu finden, auch eine Trackliste zur besseren Übersicht gibt es hier.

Fazit: Sophiechen und der Riese ist ganz schön gruselig, aber auch sehr humorvoll und lebendig erzählt. Die mutige Sophie und ihr gutmütiger Freund erleben ein spannendes Abenteuer, das flüssig und in angenehmen Tempo erzählt wird. Ganiert mit wunderbaren Wortspielen entsteht so ein sehr hörenswertes Kinderhörspiel, das auch Erwachsenen viel Freude bereitet.

VÖ: 24.Mai 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2114-6


November 1918 – Eine deutsche Revolution: Karl und Rosa



Erster Eindruck: Ein Blick in die Geschichte

Deutschland im November 1918: Der erste Weltkrieg ist vorbei, das Reich muss sich neu formieren. Und so kämpfen die verschiedenen Strömungen um die Vorherrschaft, und auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg versuchen, ihre sozialistische Idee zu verwirklichen. Doch inmitten der Wirren schlagen ihre Ansätz fehl, und ihre Gegenspieler trachten den beiden Revolutionären nach dem Leben...

Mit „November 1918“ hat sich der Hörverlag die Rechte an einem sehr ambitionierten Radiohörspielprojekt gesichert, das Alfred Döblins Werk aus der deutschen Geschichte sehr intensiv in Szene gesetzt hat. Doch ein Abschnitt aus dem Roman wurde dabei nicht berücksichtigt, dieser wird nun zwei Jahre später nachgereicht. Im Gegensatz zum Vorgänger wurde hier nicht auf eine enorme Vielfalt verschiedener Einzelschicksale gesetzt, sondern die Geschichte von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg nacherzählt. Aus diesem Grund unterscheidet sich dieser abschließende Teil deutlich von der Vertonung der ersten drei Bände, auch wenn die Machart eine ähnliche ist: Der weitgehende Verzicht auf akustische Elemente, eine collagenhafte Erzählweise, die Konzentration auf die Stimmen. Es wird nicht ganz so emotional, da nicht so sehr auf die Verfolgung von Einzelschicksalen gesetzt wird, dafür rücken mehr und mehr geschichtliche Aspekte in den Mittelpunkt. Aus diesem Grund fand ich „Karl und Rosa“ noch etwas anstrengender als den Vorgänger, auch fordert er dem Zuhörer noch mehr Aufmerksamkeit ab. Zudem wird hier nur ein Anriss aus dem Gesamtwerk Döblins gegeben, sodass einige wesentliche Informationen nur sehr verknappt wiedergegeben werden – auch das erhöht den Hörfluss nicht gerade.

Judith Hofmann ist als Rosa Luxemburh zu hören, die ihrer Figur die nötige Energie verleiht, um den starken Charakter glaubhaft darzustellen. Sie spricht sehr nuanciert und betont, sodass alle Gefühlsregungen der mutigen Frau sehr gut zur Geltung kommen. Dem in nichts nach steht Wolf-Dietrich Sprenger als Karl Liebknecht, der eien starke Präsenz besitzt und den Hörer ganz in seinen Bann ziehen kann, er hält ebenso das Interesse sehr hoch. Eine überraschende, aber sehr gelungene Bestzung ist Tagesschausprecher Jan Hofer, der einige erklärende Texte beisteuert und diese mit viel Leben füllt, diese Mischung aus Information und Emotion hat mich sehr überzeugt. Weitere Sprecher sind Werner Wölbern. Laura Maire und Florian Lukas.

Wieder ist das Hörstück sehr reduziert umgesetzt worden, der fast völlige Verzicht auf Musik und Geräusche lullt den Hörer nicht ein, sondern fordert ihn zum aktiven Mithören auf. Allerdings wäre ab und an eine klarere Trennung zwischen den Szenen wünschenwert gewesen, um der Handlung besser folgen zu können.

Das Cover ist im Stil des Vorgängers gehalten, sodass neben schwarz und weiß einzig ein akzentgebendes Lila in einigen grafischen Elementen vorhanden ist. Der untere Teil des Titelbildes ist für die Portraitaufnahmen der beiden Hauptfiguren gesichert, während die dominierende Jahreszahl des Titels von einigen ergänzenden Schriftelementen aufgelockert wird. Das Innere wartet mit einigen Zusatzinformationen auf.

Fazit: Wer lockere Unterhaltung im geschichtlichen Ambiente erwartet, ist eindeutig falsch. Denn „Karl und Rosa“ verlangt dem Hörer nicht nur einiges Vorwissen ab, sondern auch viel Aufmerksamkeit und Konzentration. Diese Mischung aus Emotionalität und Geschichte ist beeindrucken und bringt einem die beiden Figuren sehr nahe. Speziell und mutig, aber auch durchaus hörenswert.

VÖ: 24.Mai 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1459-9


Alice im Wunderland (SWF 1958)



Erster Eindruck: Phantasievolle Reise mit skurrilem Anklang

Als Alice ein weißes Kaninchen entdeckt, das eilig über die Wiese hoppelt, ist ihre Neugier geweckt, und sie folgt dem Tier. Durch einen tiefen Sturz durch dessen Bau landet sie schließlich in einem Raum mit einer einzigen Tür, doch diese ist viel zu klein für sie. Dabei liegt dahinter das Wunderland, und Alice möchte unbedingt dorthin gelangen...

Alice im Wunderland hat sich zu einem immerwährenden Klassiker der Kinderlirteratur entwickelt, besonders amerikanische Kinder wachsen mit der Geschichte auf wie hierzulande mit den Märchen der Brüder Grimm. Pünktlich zum Kinostart des zweiten Teils der aufwändigen Hollywood-Neuverfilmung bringt der Audio Verlag ein Radiohörspiel des SWF aus dem Jahr 1958 auf den Markt, der viel von dem Charme des Romans von Lewis Carroll in sich trägt. Die vielen, teils recht skurrilen Figuren, die Alice auf ihrer Reise begegnet, sind mit viel Zauber versehen und kommen gut zur Geltung. Schon der Verlauf des Buches ist recht konfus und ist eher episodenartig gehalten, da Alice einfach immer neuen Figuren begegnet, ein wirklicher roter Faden, ein Ziel ist nicht erkennen. Dieser Eindruck wird hier noch verstärkt, da in den 52 Minuten Laufzeit natürlich einige Passagen aus dem Roman gekürzt werden mussten. Dennoch kann diese Umsetzung des Kinderbuchklassikers überzeugen und mit sowohl drolligen als auch düsteren Szenen abwechslungsreiche Stimmungen schaffen.

Karen Wellmann ist in dieser Umsetzung als Alice zu hören, die die Figur mit robustem Charme ausstattet und mit ihrer neugierigen Art die Figur sehr gut charakterisiert, besonders in den Szenen mit der Herzkönigin kann sie mit ihrer Energie punkten. Hannes Tannert hat als Grinsekatze – in dieser Übersetzung Lachkatze genannt – die wohl populärste Rolle der Geschichte übernommen, er spricht diese auf seine ganz eigene Weise und kann dabei den Charme der Figur nicht so recht treffen. Als Erzähler fungiert Hans Söhnker, der seine Passagen sehr gradlinig vorliegt und einen angenehmen Märchenonkel-Klang hat. Weitere Sprecher sind Hermann Pfeiffer, Hans Mahnke und Edith Heerdegen.

Das Hörspiel hat bereits über 50 Jahre hinter sich, sodass die technischen Mittel natürlich ganz andere waren als heute. Dafür klingen die Dialoge recht klar und auch die Musik, die recht sparsam eingesetzt ist, ist gut abgemischt. Die akustische Gestaltung wird vorrangig durch einige Geräusche bestimmt, die sinnvoll in die Handlung eingebaut sind, aber nicht immer ihren Zweck erfüllen.

Die Gestaltung des für das Label typische Digipack ist sehr ansehnlich gelungen. Vir himmelblauem Hintergrund reckt sich ein stilisierter, schwarzer Baum als zentrales Motiv in die Höhe, dessen Blätter rote Herzen sind. Die Lachkatze grinst darauf sitzend Alice an, die in klassischem Zeichenstil von hinten mit verschränkten Armen zu sehen ist. Im ebenfalls blau gestalteten Innenleben werden einzelne Motive hiervon wiederholt.

Fazit: Einer der klassischen Kinderbücher schlechthin in einer etwas angestaubt wirkenden, aber durchaus netten Hörspielumsetzung. Nicht alle Figuren können hier ihren typischen Charme entfalten, dennoch wird die Welt sehr vielfältig und phantasievoll beschrieben. Der Geist der Vorlage wird auf jeden Fall eingeatmtet.

VÖ: 22.April 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-6861


Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika



Erster Eindruck: Abenteuerliches Afrika

In einer stürmischen Gewitternacht bemerken die Geschwister Joscha und Marie einen dunklen Schatten vor ihrem Fenster, der sich bei näherem Hinsehen als der Rüssel des Elefanten Abuu herausstellt. Dieser ist aus dem Zoo ausgebrochen und will nun nach Afrika um seine Verwandten zu besuchen. Die beiden beschließen, Abuu zu helfen und ihn dorthin zu begleiten. Vorher hinterlassen sie aber natürlich ihren Eltern einen Zettel mit einem Hinweis...

Der WDR ist gerade bei der Produktion von Kinderhörspielen seit einigen Jahren sehr aktiv, auch das Buch mit dem etwas sperrigen, aber niedlichen Titel „ Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“ von Oliver Scherz wurde von dem Radiosender vertont, eine Kaufversion ist nun bei Silberfisch erschienen. Beschrieben wird dabei die abenteuerliche Reise von Joscha und Marie gemeinsam mit ihrem neuen Freund Abuu, die sie durch ganz unterschiedliche Landschaften führt und mit verschiedenen Tieren in Berührung kommen – und nicht alle davon sind ihnen freundlich gesonnen. Da gibt es Kämpfe zu bestreiten, Prüfungen zu bestehen, das Gegenüber von der eigenen Persönlichkeit zu überzeugen. Und auch die Gegenden reichen von verschneiten Bergen über reißende Flüsse bis hin zu sengenden Wüsten, der Verlauf ist so sehr kurzweilig und abwechslungsreich gelungen. Doch die große Stärke der Geschichte sind die liebenswerten Charaktere und die niedlichen Details, die sich Schwerz erdacht hat: Die wird ein Globus als einzige Orientierungshilfe genommen, Abuu als Schlitten benutzt, aber eben auch eine Menge gelernt. Die vielen eingebauten Lebensweisheiten ergänzen die Geschichte sehr stimmig, zudem lernen die Kinder nebenbei etwas über Flora und Fauna. Sehr phantasievoll und charmant, ein sehr hörenswertes Kinderhörspiel!

Jaro Kaulmann und Lia Danisch machen ihre Sache als Joscha und Marie richtig gut, sie sind mit viel Energie mit dabei und haben hörbar Spaß an der Geschichte, sodass die eine oder andere etwas hölzerne Stelle nicht so sehr ins Gewicht fällt. Alexander Hauff ist als Abuu zu hören, mit viel Charme und einer ausdrucksstarken Sprechweise bringt er die Handlung sehr gut zur Geltung. Erzählerin ist Ulrike Bliefert, die mit einer sanften und einfühlsamen Stimme spricht, in den dramatischeren Szenen aber auch mal etwas lauter werden kann. Weitere Sprecher sind Eva Mannschott, Ursula Wüsthof und Thomas Balou Martin.

Die akustische Umsetzung ist dem WDR sehr gut gelungen, jede Szene ist sehr stimmig umgesetzt worden. Schon das Intro mit der Gewitternacht wirkt düster und ein bisschen bedrohlich, später wird sehr auf die jeweilige Landschaft und die vorkommenden Tiere mit passenden Geräuschen reagiert. Das ist vielfältig und lässt alles sehr lebendig wirken.

Wie üblich wurde das Buchcover auch hier verwendet, allerdings in einer leicht abgewandelten Version. Als Hintergrund wurde nämlich statt dem blassen gelb ein lindgrün gewählt, die Zeichnung von Abuu mit den beiden Kindern – beide noch im Schlafanzug – ist kindgerecht und niedlich. Die restliche Gestaltung ist recht unauffällig und enthält eine knappe Biographie des Autors.

Fazit: Eine phantasievolle Reise durch Europa und Afrika, wobei viele interessante Begegnungen mit Tieren eingebaut sind. Dabei wird es spannend und gefährlich, aber auch werden wichtige Werte vermittelt. Ein liebevolles und unterhaltsames Hörspiel, bei dem sicherlich auch einige Erwachsene gern zuhören werden.

VÖ: 1.Juli 2016
Label: Silberfisch
Bestellnummer: 978-3-86742-308-3


Jane Eyre



Erster Eindruck: Gefühlsbetonter Klassiker

Das Waisenkind Jane Eyre wächst nach dem Tod ihrer Eltern bei Verwandten auf, die jedoch nicht sehr liebevoll mit dem Kind umgehen. Doch ihre Situation verbessert sich auch nicht, als sie in das Waisenhaus Lowood gegeben wird, denn auch hier wird den Kindern keine Wertschätzung entgegengebracht. Doch mit ihrem starken Willen und ihrer Freundin Helen meistert Jane bald ihr Leben und wird sogar Lehrerin in Lowood...

Während aktuelle Romane meist als Hörbücher umgesetzt werden, gibt es für klassische Romane auch häufig Hörspielbearbeitungen. Der Hörverlag hat nun mit „Jane Eyre“ eine Produktion des des SR in Zusammenarbeit mit weiteren Radiostationen als CD-Version veröffentlicht, der auf dem gefühlsbetonten Roman von Charlotte Bronte basiert. Die Handlung begleitet die titelgebende Hauptfigur über weite Teile ihres Lebens, von der Kindheit und Jugend bis hin zur Erwachsenen Frau. Sie ist sehr mutig und stemmt sich gegen das Frauenbild der damaligen Zeit, ist wissensdurstig, liebevoll und freiheitsliebend – eine Kombination, die ihr immer wieder Schwierigkeiten bereitet und vor neue Probleme stellt. Ruhe stellt sich nur selten für Jane ein, aus scheinbar harmonischen Verhältnissen wird sie immer wieder durch äußere Umstände oder die eigene innere Zerrissenheit herausgetrieben. Dabei wächst sie einem schnell ans Herz, man fiebert mit ihr und wünscht ihr, endlich ihr Glück zu finden und halten zu können. Schnell habe ich mich in die Handlung hereingefunden und konnte mich völlig in hineinfallen lassen, habe mitgelitten und mich mitgefreut, habe Jane immer besser kennengelernt, sodass ich die fast vierstündige Produktion sehr kurzweilig empfunden habe.

Sascha Icks ist in der Hauptrolle der erwachsenen Jane Eyre zu hören, die sie mit viel Gefühl umgesetzt hat. Sie beherrscht laute Gefühlsausbrüche ebenso sehr wie leise Zwischentöne, versetzt sich völlig in den Charakter hinein und wächst dem Hörer so schnell ans Herz. Christian Redl hat mir ebenfalls sehr gefallen, trotz seiner manchmal etwas mürrischen Art schafft er einen sympathischen Ausdruck, der bestens in das Ambiente der Geschichte passt. Sylvesther Groth mit seiner tiefen und sonoren Stimme sorgt für viel Ausdruck und eine kraftvolle Art, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Weitere Sprecher sind Angelika Thomas, Dietrich Mattausch und Witta Pohl.

Musikalisch wird das Hörspiel durch sehr prägnante Musik begleitet, wobei besonders eine tragische Blechbläsermelodie heraussticht. Für sich gesehen eine sehr eindringliche Untermalung, diese wird aber leider auch in unpassenden, eher fröhlichen Situationen eingesetzt. Zudem ist die Musik manchmal deutlich zu laut gestellt, sodass die Dialoge in den Hintergrund gedrängt werden und so eine gewisse Disharmonie entsteht.

Das Cover kehrt sich völlig von den Buchausgaben ab und wirkt sehr modern, sehr Titel ist in recht verschnörkelter Schrift in den Mittelpunkt gerückt, umgeben von ornamentartig angeordneten Blättern, die sich kreisförmig darumlegen. Die lindgrünen Töne des Cover erzeugen einen romantischen Ausdruck, der sehr gut zur Atmosphäre des Hörspiels passt. Im Inneren sind die wichtigsten Produktionsinformationen zusammengefasst.

Fazit: Die Geschichte ist wunderschön und lebendig, die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und man fiebert mit ihnen mit. So wird jeder Abschnitt aus Janes Leben mit vielen Emotionen umgesetzt, der kurzweilige Verlauf wird durch die ausdrucksstarken Sprecher noch unterstrichen, nur die Musik wirkt nicht immer passend.

VÖ: 25.Januar 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2067-5


The Cruise – Staffel 2



Erster Eindruck: Das Spiel geht weiter...

Das tödliche Spiel auf der Princess of Wales läuft, und obwohl der Initiator des Ganzen enttarnt wurden, hat dieser nichts von seiner Gefährlichkeit verloren. Denn das Spiel läuft gnadenlos weiter. und während das Kreuzfahrtschiff auf einige riesige Katastrophe zusteuert, müssen sich die Protagonisten mit ihrer mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen...

Mit der ersten Staffel von „The Cruise“ hat der WDR in Schwarze getroffen und eine der spannendsten Produktionen des Jahres vorgelegt. Die CD-Veröffentlichung der zweiten Staffel ist dabei glücklicherweise gleichzeitig mit der ersten erschienen – was wegen des heftigen Cliffhangers sehr zu begrüßen ist. Natürlich werden die bisherigen Ereignisse fortgeführt, wobei die unheimlichen Vorgänge auf dem Kreuzfahrtschiff eher in den Hintergrund rücken. Dafür werden die Charaktere noch schärfer gezeichnet, bekommen noch deutlichere Konturen – mal durch die Extremsituationen in die sie geraten, mal durch Rückblicke in ihre Vergangenheit, mit der sie konfrontiert werden. Doch auch andere Handlungselemente spielen herein, die die Hintergründe aufklären und dynamische Wechsel erzeugen. Und wieder wird äußerst kreativ mit der Grundsituation umgegangen, denn die Handlung führt in eine ganz andere Richtung als anfangs vermutet. Die Protagonisten kommen dabei in einer sehr ungewöhnlichen Umgebung an, die ebenfalls einige Geheimnisse birgt. Das Finale ist – fast schon erwartungsgemäß – sehr explosiv und eindrucksvoll gelungen, doch auch danach lässt die Spannungskurve nicht nach, sondern legt noch eine ordentliche Schippe nach. Wieder ist mir ab und an der Atmen gestockt, wieder ist die Handlung wendungsreich und unerwartet, wieder sind die Charaktere äußerst facettenreich gestaltet, wieder ist die Umsetzung des Drehbuches auf allen Ebenen bestens gelungen.

Tobias Meister ist als Thomas Jefferson Cleary zu hören und setzt dabei den positiven Eindruck der ersten Staffel nahtlos fort, seine Stimme wirkt sehr präsent und hart, sodass ein sehr gelungener Charakter entstanden ist. Lutz Mackensy hat als Dr. Montgomery eine Schlüsselrolle und wirkt sehr undurchsichtig, lässt seine Stimme auf dem sehr schmalen Grad zwischen Freundlichkeit und einem bedrohlichen Unterton wandern – hervorragend! Auch Barbara Auer hat mir als June sehr gut gefallen, sie spricht sehr dynamisch und kann in den unterschiedlichen Situationen immer sehr glaubhaft wirken. Weitere Sprecher sind Christoph Maria Herbst, Marie Bierstedt und Jens Riewa.

Auch akustisch bin ich wieder begeitert, hier passt alles sehr stimmig zusammen, sodass die Handlung optimal ausgeleuchtet wird. Dafür sorgen zahlreiche opulente Musikstücke, die die jeweilige Stimmung unterstützen, sich aber nie zu sehr in den Vordergrund drängen. Auch die Geräuschkulisse hat mir sehr zugesagt, diese ist lebendig geraten und wird mit viel Energie eingebaut. Wieder gibt es auch kleine Einschübe, die nichts mit der Handlung direkt zu tun haben, aber die Stimmung gekonnt vorantreiben.

Das Cover ist mit dem zur ersten Staffel fast identisch, nur die Einfärbung wurde geringfügig geändert. Dabei hätte es hier genügend andere Themen gegeben, die hätten abgebildet werden können, da die Handlung sich thematisch von der Kreuzfahrt entfernt. Im Inneren sind wieder die wichtigsten Produktionsinformationen, insbesondere die lange Sprecherliste zu finden.

Fazit: Die sehr frisch und unverbraucht wirkende Serie setzt in ihrer zweiten Staffel wieder ganz neue Akzente, wendet sich von der reinen Kreuzfahrt ab und präsentiert neben der fortlaufenden Handlung auch Rückblicke und ergänzende Nebenarme, was wieder sehr spannend und dramatisch umgesetzt wurde. Sehr zu empfehlen!

VÖ: 17.Juni 2016
Label: Folgenreich
Bestellnummer: 0602547790729


Das kleine Gespenst – Tohuwabohu auf Burg Eulenstein



Erster Eindruck: Neues Abenteuer mit putzigen Details

Wie jede Nacht erwacht das kleine Gespenst von Burg Eulenstein um Punkt Mitternacht und trifft sich mit seinem Freund, dem Uhu Schuhu. Dieser berichtet ihm, dass das Burgmuseum umgestaltet wurde – und das muss sich das kleine Gespenst natürlich anschauen. Dabei gerät es so in Aufruhr, dass es ein ziemliches Chaos anrichtet – was den Burgverwalter Finsterwalder nicht gerade erfreut...

50 Jahre, nachdem erstmals das wundervolle Kinderbuch „Das kleine Gespenst“ aus der Feder von Otfried Preußler erschienen ist, gibt es eine neue Geschichte von Burg Eulenstein, die Preußlers Tochter ursprünglich als Bilderbuch konzipiert hat. Ähnlich wie beim „kleinen Wassermann“ wurde diese Geschichte auch vom Audio Verlag als Hörspiel umgesetzt, welches mit seiner Laufzeit von etwa 45 Minuten auch für die ganz kleinen Hörer gedacht ist. So gibt es anfangs eine Einführung in die Thematik, die sehr an der ursprünglichen Formulierung von Preußler angelehnt ist und gleich eine liebevolle Aura erschafft. Die staubige Dachkammer der Burg, der nächtliche Weg zu Uhu Schuhu, als neues Element einige aufgeweckte Fledermäuse, die eine humorvolle Komponente einbringen – der Einstieg gelingt kindgerecht und locker. Die eigentliche Handlung beginnt dann mit dem Besuch im neu gestalteten Burgmuseum, dies ist sehr atmosphärisch gelungen und enthält einige sehr putzig erdachte Details, die Kinder jedoch nicht überfordern. Besonders gut gefällt mir, dass es wieder einen Bezug zu Thorsten Thorstenson gibt und die Vergangenheit der Burg auflebt. Auch der spätere Versuch des Burgverwalters, das kleine Gespenst zu vertreiben, ist spannend und liebevoll erzählt, was nicht nur an dem kleinen Sprachfehler des Mannes liegt. Eine kindgerecht erzählte und sehr unterhaltsame Geschichte aus der Welt von Preußler, die mir sehr gut gefallen hat.

Anna Thalbach, die dem kleinen Gespenst bereits vor einigen Jahren in einer Neuvertonung die Stimme geliehen hat, ist auch hier in der Titelrolle zu hören. Sie hat hörbaren Spaß daran, mit ihrer kratzigen Stimme das freche Gespenst zum Leben zu erwecken und sich durch die Handlung zu spuken. Auch Santiago Ziesmer macht mit seinem speziellen Klang einen sehr guten Eindruck als gutmütiger Uhu Schuhu, der die Geschichte auch erzählt. Auch Hans-Jürgen Schatz und Erich Räuker sind in weiteren Rollen zu hören.

Die Umsetzung als Hörspiel ist dem Audio Verlag äußerst gut gelungen, da eine lebendige Atmosphäre geschaffen wurde, die die zuhörenden Kinder jedoch nicht überfordert. Besonders die eingebauten Lieder sind dabei sehr liebevoll eingespielt worden, sie sind richtige Ohrwürmer und können mit den witzigen Texten für zusätzliche Lacher sorgern.

Das Cover ist der Buchvorlage entnommen und zeigt das kleine Gespenst in einer etwas modernen Version. Weiß leuchtend und mit seinem Schlüsselbund in der Hand schwebt es am nächtlichen Himmel über Burg Eulenstein. Das ist wirklich sehr niedlich gelungen und vermittelt zudem eine schaurige Atmosphäre. Auch bei der restlichen Gestaltung sind immer wieder Zeichnungen aus dem Bilderbuch eingebaut.

Fazit: Schön, wie die bekannte Geschichte etwas reduziert wurde und so auch kleinere Kinder den Abenteuern des kleinen Gespentes lauschen können. Die vielen liebevollen Details, der kurzweilige Verlauf und die toll gesprochenen Charaktere lassen eine gelungene Fortsetzung entstehen, die Otfried Preußlers Werk gerecht wird.

VÖ: 19.Februar 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-689-2


Igraine Ohnefurcht - Das Hörspiel



Erster Eindruck: Abenteuerliche Reise im Mittelalter

Igraine wächst auf Burg Bibernell auf, doch ihre Eltern und ihr Bruder beschäftigen sich lieber mit der Zauberei als mit Rittern und Abenteuern. Doch versehentlich verzaubern sich ihre Eltern in Schweine, sodass die alte Burg nicht vor Feinden geschützt werden kann. Endlich bietet sich für Igraine Ohnefurcht die Möglichkeit, ein Abenteuer zu bestehen, denn für den Gegenzauber benötigen die Eltern eine ganz besondere Zutat...

Nach der Buchvorlage und der Hörbuchversion ist von „Igraine Ohnefurcht“, dem neuen Kinderbuch von Cornelia Funke, nun mit dem zugehörigen Hörspiel die dritte Version erschienen – fast wie selbstverständlich bei der erfolgreichen Autorin bei Oetinger Audio. Die Ritterzeit, die von so vielen Kindern als abenteuerlich und faszinierend empfunden wird, wird durch einige sehr gelungene Elemente angereichert. Besonders die Zauberei übt großen Einfluss auf die Handlung aus, niedliche sprechende Zauberbücher und diverse magische Wesen sorgen immer wieder für lustige oder spannende Momente. Viel wesentlicher für die Stimmung ist aber das große Abenteuer, das Igraine bestehen muss. Durch ihre wilde und mutige Art wächst sie dem Hörer schnell ans Herz, unerschrocken stellt sie sich so einigen Gefahren entgegen – und besteht diese manchmal nur knapp. Das bringt viel Dynamik mit sich, zumal die Idee einer weiblichen, jungen Heldin in der Ritterzeit nicht allzu selbstverständlich ist. Ich mag die vielen witzigen Momente und das spannende Finale besonders, aber die gesamte Geschichte zeugt wieder von Funkes großem Einfallsreichtum und ihrem Hang zu klaren, gradlinigen Kindergeschichten.

Die Sprecherauswahl ist sehr gut gelungen, jede Figur bekommt eine ausdrucksstarke und passende Stimme verliehen. Den Großteil übernimmt Laura Maire als Igraine Ohnefurcht, sie legt viel Leidenschaft in ihren Klang und bringt die Hauptfigur sehr lebendig herüber. Rainer Strecker ist als trauriger Ritter zu hören, er klingt wie sein Name schon vermuten lässt eher niedergeschlagen und ängstlich, kann aber auch andere Seiten von sich zeigen. Die wunderare Cathlen Gawlich ist als Melisande zu hören, ihre prägnante Stimme kommt auch hier wieder sehr gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind Felix von Mannteuffel, Peter Kirchberger und Monty Arnold.

Die akustische Umsetzung ist vielfältig und sehr passend gelungen, der abenteuerliche Charakter wird dabei unterstrichen. Dafür sorgen einige eindrucksvolle Melodien, die an das Mittelalter erinnern und doch recht zeitgemäß wirken. Die Geräusche sind zahlreich und treffend eingefügt, und auch einige Stimmverzerreffekte sorgen für gelungene Momente – insbesondere bei den witzigen sprechenden Büchern.

Natürlich wurde hier das Buchcover auch für die Hörspielversion genutzt, wobei zur besseren Unterscheidung zum Hörbuch ein entsprechender Aufdruck vorhanden ist. Die schlichte Zeichnung zeigt Igraine in voller Rüstung nebst einigen weiteren Motiven aus dem Hörspiel. Die übrige Gestaltung ist wie immer bei diesem Verlag übersichtlich geraten, wobei im Inneren eine kurze Biographie über die Autorin zu lesen ist.

Fazit: Eine weibliche Heldin in der Ritterzeit, unerschrocken und unangepasst – eine wunderbare Vorstellung, die Cornelia Funke in eine sehr lebendige und aufregende Geschichte gefasst hat. Die liebevolle und vielseitige Umsetzung als Hörspiel ist ebenso gelungen, sodass alles wie aus einem Guss und sehr eingängig wirkt.

VÖ: 21.März 2016
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0588-3


Pippi Langstrumpf – Die große Hörspielbox



Erster Eindruck: Liebevolle Umsetzungen des Klassikers

Für Annika und ihren Bruder Tommy ist es ziemlich langweilig in der schwedischen Kleinstadt, jedenfalls bis ins Nachbarhaus Pippi Langstumpf einzieht, ein ziemlich freches und unkonventionelles Mädchen, das allerlei Flausen im Kopf hat. Und so schüttelt nicht nur bald die Nachbarschaft den Kopf über die Bewohnerin der Villa Kunterbunt, sondern auch die Lehrerin, der Besitzer eines Ladens und die Verwandschaft von Annika und Tommy...

Pippi Langstrumpf übt auch heute noch eine große Faszination aus, nicht nur Kinder schätzen die lustigen Abenteuer des rothaarigen Mädchens, sie ist mittlerweile fast zu einer Ikone geworden, die sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegsetzt . Oetinger Audio hat in den letzten Jahren die Geschichten aus der Feder von Astrid Lindgren neu vertont und nun auch zusammen in einer dicken Hörspielbox veröffentlicht, die alle drei Bände der schwedischen Autorin enthält. Dabei sind die Geschichten episodenhaft erzählt, was sehr abwechslungsreich daher kommt und sich auch zum „Zwischendurch-Hören“ eignet. Dabei wird der große Humor aus der wunderbaren Figur der Pippi Langstrumpf gezogen, die immer wieder sehr schräge Einfälle hat, sich auch von Erwachsenen nichts sagen lässt und für alles ihren ganz eigenen Weg findet. Die Umsetzung als Hörspiel ist Oetinger Audio dabei eher sanft gelungen, die Geschichten bekommen eine zauberhafte, sehr leichte Ausstrahlung und entfalten so einen ganz eigenen Reiz als beispielsweise die eher rauen Verfilmungen. Ein interessanter Ansatz, der gelungen und mit viel Liebe fortgeführt wurde.

Laura Maire ist als Pippi Langstrumpf zu hören, die ihren sanften Grundton gekonnt variiert und das unkonventionelle Mädchen immer wieder anders, neu und aufregend umsetzen kann. Lea Sprick macht ihre Sache als Annika ebenfalls sehr gekonnt, die Zurückhaltung und die Ängstlichkeit der Figur kommen dabei gut zur Geltung. Flemming Stein ist als Tommy eine ebenso gute Wahl, er spricht seine Rolle souverän und ohne den Fokus von der Hauptfigur zu nehmen. Weitere Sprecher sind Peter Fricke, Marion Elskis und Pia Werfel.

Die Musik stammt von Dieter Faber und Frank Oberpichler, die hübsch melodiöse Stücke verwendet haben, sodass eine sehr angenehme Grundstimmung entsteht. Geräusche wurden recht wenige eingefügt, diese sind aber treffsicher und verleihen den Geschichten zusätzliche Stimmung. Der Fokus liegt aber während der gesamten Produktion aus den Dialogen und den wunderbaren Sprechern.

Die sechs CD befinden sich in einer dicken, mehrfach aufklappbaren Plastikhülle, die recht schlicht gestaltet ist. Das beiliegende Booklet enthält alle notwendigen Informationen und einen kurzen Text über Astrid Lindgren. Umgeben ist das Ganze von einem Pappschuber, der einige Zeichnungen der Einzel-CDs enhält und mit der knallorangen Farbgebung sofort ins Auge sticht.

Fazit: Pippis Geschichten machen einfach nur Spaß, immer wieder lässt es sich über ihre kreativen Einfälle und die witzigen Szenen herzlich lachen. Die Umsetzung ist sehr liebevoll gelungen und zeigt die drei Bücher von Lindgren in einem recht sanften Kontext, wobei die Charaktere sehr gut zur Geltung kommen. Sehr hörenswert!

VÖ: 25.Januar 2016
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0933-1


Robinson Crusoe



Erster Eindruck: Klassiker in kindgerechter Umsetzung

Schon als Kind hat Robinson Crusoe von der Seefahrt geträumt. Doch bei seinem ersten Trip auf einem Segelboot tobt ein fürchterliches Unwetter, dasss das Schiff kentern lässt. Gemeinsam mit dem Schiffshund und einer Katze wird Crusoe als einziger Überlebender an den Strand einer einsamen Insel gespült – und muss sich fortan in der Wildnis behaupten...

Von Daniel Defoes Roman über den gestrandeten Robinson Crusoe hat wohl schon jeder etwas gehört, er ist zu einem echten Klassiker geworden. Deutschlandradio Kultur hat hierzu ein Hörspiel produziert, das sich vorrangig an Kinder richtet – und damit bestens in die Reihe mit dem weißen Rücken des Audio Verlages passt. Der Start ist dabei im Schnelldurchlauf erzählt, sodass man schon recht bald nach dem Start gemeinsam mit Robinson auf der Insel strandet. Sehr gut gelungen ist dabei, wie es geschafft wurde, die Geschichte nicht als Monolog zu erzählen: Robinson hat mit Hund, Katze und Papagei gleich drei Tiere an seiner Seite, die sprechen können und sich mit dem Gestrandeten unterhalten, die kleinen und großen Probleme thematisieren, ihm die Zeit vertreiben. Später kommt natürlich noch Freitag hinzu, der nicht nur ein Gefährte ist, sondern auch ganz andere Sichtweisen erlaubt – beispielsweise in einem sehr gelungenen Gespräch über Religion. Das Ende ist versöhnlich, was bei einem Kinderhörspiel natürlich besonders wichtig ist. Die Produzenten haben es geschafft, die dem Roman Schärfe zu nehmen, die Handlung zu straffen und dennoch die wesentlichen Elemente zu behalten, sodass mit diesem gelungenen Hörspiel auch schon Kinder in die Welt auf der einsamen Insel eintauchen können.

Tonio Arango ist in der Hauptrolle als Robinson zu hören, wobei er nicht nur Dialoge, sondern auch Erzähltexte übernimmt. Er spricht mit einer überzeugenden Selbstverständlichkeit, mit einem positiven Gemüt und mit einer kraftvollen Stimme, sodass seine Rolle wirklich gut zur Geltung kommt. Roman Knizka ist als Freitag zu hören, mit treffendem, nie überzogen wirkendem Akzent und ausdrucksvollem Klang ist er nicht nur bloßer Sidekick, sondern ein interessanter und ernstzunehmender Gegenpart. Katrin Wehlisch hat mit als Katze Moll ebenfalls gut gefallen, sie spielt sehr abwechslungsreich und bringt viel Leben in die Handlung. Die übrigen Rollen übernehmen Axel Wandtke, Nico Holonics, Hans Teuscher und Michael Hanemann.

Akustisch wurde eine sehr stimmige Atmosphäre erzeugt, die die unterschiedlichen Szenen sehr stimmig umsetzt. Zu Anfang wird mit passender Musik ein wenig Seefahrerattitüde erzeugt, später wird dann eher auf Hintergrundgeräusche gesetzt, die das einsame Dasein auf der Insel mit Leben füllen. Das ist alles sehr stimmig umgesetzt und bringt die Geschichte kindgerecht rüber.

Im witzigen Comicstil ist das Cover gehalten, Robinson sitzt darauf samt Fernrohr auf seiner Insel, die mit viel Vegetation und dem Sandstrand recht idyllisch wirkt. Auch die drei Tiere sind zu sehen, Papagei Poll deutet mit seinem Flügel auf ein in der Ferne segelndes Schiff – das ist ansprechend und passt zudem gut in die hübsche Covergalerie der Reihe.

Fazit: Defoes Roman wurde hier auf das Wesentliche heruntergebrochen ohne seinen Charakter zu verlieren. Kinder werden mit sprechenden Tieren und einer entschärften Handlung bei Laune gehalten, wobei sogar einige philosophische Ansätze sinnvoll eingebunden sind. Das ist unterhaltsam umgesetzt und macht viel Spaß!

VÖ: 22.Januar 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-659-5


Metamorphosen – erzählt nach den Geschichten des Ovid



Erster Eindruck: Ausflug zu den alten Römern

In längst vergangener Zeit hatten die Götter noch starken Einfluss auf das Leben der Menschen, sie gaben ihnen Aufgaben, stellten sich ihnen in den Weg oder zeugen sogar Nachfahren mit ihnen. Und so lernt der eigensinnige König Midas, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen sollten, Theseus erkundet ein undurchdringliches Labyrinth und Perseus sucht nach den mächtigen Gorgonen...

Auch heute noch sind die Menschen von den alten Göttern fasziniert, die Heldensagen der Griechen und Römer finden weiterhin große Verbreitung. Und so hat sich der WDR dem Werk von Ovid angenommen und als Hörspiel umgesetzt, das sich wohl vorrangig an Erwachsene richtet, dem auch Kinder lauschen können. Ovid hat die vielen einzelnen Sagen zu einem gesamten Werk zusammengefasst, sie in Kontext gesetzt. Dies wurde vom Autor Karlheinz Koinegg in fünf Hörspiele unterteilt, die jeweils einen ganz eigenen Ausdruck haben: Während im ersten Teil König Midas vorrangig den Erzählungen des Waldgeiset Silenus lauscht und erst am Ende „seine“ Geschichte erzählt wird, ist die Handlung um Perseus nicht in Episoden, sondern fortlaufend erzählt. Dabei begegnen dem Hörer viele bekannte Gestalten – Dädalus und Ikarus, der Minotaurus, Charon – aber auch einige eher unbekannte Geschichten werden dabei erzählt, sodass eine sehr gelungene Mischung gelungen ist. Das ist mystisch, manchmal spannend, aber immer sehr unterhaltsam gelungen, wobei besonders die Auftritte der Götter selbst bleibenden Eindruck hinterlassen – diese sind eher rar gesät und bekommen dadurch besondere Bedeutung. Und natürlich steckt immer ein wenig Moral in den Geschichten, mal offensichtlich, mal eher im Verborgenen. Unglücklich ist jedoch, dass gerade die erste Geschichte recht blutrünstig ist und Kinder eventuell eher abgeschreckt werden.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher ist hier vertreten, auch der Erzähler wurde für jede der Folgen ausgetauscht. Doch allesamt machen ihre Sache ganz hervorragend und sehr individuell: der lebendig wirkende Torben Kessler, die wundervolle Irm Hermann mit ihrem knarzigen Klang, der vielseitige Stefan Kaminski, Henning Nöhren, der gleichsam die Hauptrolle des Perseus spricht und sehr intensiv klingt. Yvon Jansen hat mich als Minerva sehr beeindruckt, in ihren kurzen Szenen kann sie einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und setzt mit ihrer Stimme gekonnte Akzente. Ernst-August Schepmann übernimmt die Rolle des Waldgeistes Silenus, den er mit einem sehr warmen und weisen Unterton versieht. Andreas Pietschmann ist als Orpheus zu hören, den er ebenso verträumt wie verzweifelt und kämpferisch klingen lassen kann.

Auch Regisseure und Musiker wurden für jede Folge individuell ausgesucht, sodass keines der Hörspiele genau wie das andere klingt, überall gibt es etwas anderes zu entdecken. Doch überall sind die Geräusche sehr stimmig eingefügt, sie lassen die Szenen lebendig und greifbar erscheinen, betonen eindrucksvoll den Auftritt eines Gottes oder geben sanft eine Wald- und Wiesenstimmung wieder. Auch die Musik folgt keinem einheitlichen Bild, ist man verträumt und mystisch, mal kraftvoll und drängend, aber immer mit klassischen Elementen sehr stimmig eingefügt.

Die immerhin vier CDs befinden sich in einer dicken Plastikhülle, die mit einer antik wirkenden Zeichnung des Minotaurus versehen ist – schwarz und mit gelbem, kreisförmigen Hintergrund. Angedeutet dahinter ist eine Landkarte, die sehr passend dazu wirkt. Zudem liegt ein umfangreiches Booklet bei, das neben Informationen zu den Produktionen und einigen Sprechern auch die Entstehung der Geschichten thematisiert und die römischen Hauptgötter sowie einige andere Sagengestalten erklärt. Schade nur, dass nicht für jede Folge eine eigene CD eingesetzt wurde, so sind einige Geschichten auseinandergerissen worden.

Fazit: Dass die römischen Legenden immer noch spannend sind und erzählenswert sind, beweist diese Sammlung unterschiedlicher Geschichten. Die Idee, überall andere Produzenten einzusetzen, geht auf und sorgt für einen sehr lebendigen Eindruck. Das ist sehr kurzweilig erzählt und transportiert die Geschichten in einen flüssigen Verlauf.

VÖ: 20.Juni 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2139-9


Der Orientzyklus



Erster Eindruck: Gelungene Hörspielfassung des Klassikers

Gemeinsam mit seinem Führer Hadschi Halef Omar bereits der junge Deutsche Kara Ben Nemsi die Wüste Tunesiens, wo sie die Leiche einer wohlhabenden Kaufmannsgattin finden. Sie nehmen die Spur der Mörder auf und begeben sich dabei in ein gefährliches Abenteuer – nicht ihr letztes, denn Kar Ben Nemsi bereits große Teile des Orients und stößt dabei auf immer neue Widrigkeiten...

Karl May hat auch heute, über 100 Jahre nach seinem Tod, noch seine Spuren hinterlassen, immer neue Leser seiner abenteuerlichen Werke erfreuen sich an seinen Erzählungen. Aus diesem Grund hat der WDR im Jahr 2007 seinen berühmten Orientzyklus – das nach den Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand wohl wichtigste Werk des Autors – als aufwändiges Hörspiel mit über 140 Sprechern umgesetzt. Eine Kaufversion des mehrstündigen Spektakels ist beim Hörverlag erhältlich. Dabei wurden notwendigerweise die Vorlagen des Autoren gekürzt, was den Geschichten aber viel Dynamik verleiht, die Handlung strafft und langwierige Passagen verkürzt, ohne den Grundgedanken zu verfälschen. Das hat mir sehr gut gefallen und lässt das Werk eine Spur moderner wirken. Die klassische Abenteuergeschichte zeichnet über verschiedene, fast episodenartige Abschnitte die Reise von Kara Ben Nemsi nach, sodass fast jede Folge ihren eigenen Charme, ihre eigene Ausstrahlung hat. Dass die Hauptfigur dabei als strahlender und gerechter Held dasteht, ist wohl dem Genre geschuldet, das zu dieser Zeit noch keine allzu differenzierte Darstellung der Charaktere kannte. Die Geschichten sind spannend erzählt und entführen den Hörer schnell zu exotischen Plätzen, zu starken Charakteren und enthalten viele ausdrucksstarke Szenen. Dabei gibt es auch einige Geschichten, die mich nicht völlig begeistern konnten. Hinzugefügt wurde noch eine kleine Rahmenhandlung, die jeweils als Introszene dient und eine Gerichtsverhandlung mit dem Autor selbst beinhaltet. Dieses ist eine durchaus reizvolle Ergänzung, insgesamt ist eine hörenswerte und kurzweilige Umsetzung der Handlung gelungen.

Unglaubliche sechs Seiten im Booklet werden allein für die Auflistung der Sprecher und ihrer Rollen verwendet, viele namhafte Schauspieler sind hier zu hören, unter anderem Felix von Mannteuffel, Hans Peter Hallwachs und Udo Schenk. In der Hauptrolle des Kara Ben Nemsi ist Sylvester Groth zu hören, der den Reisenden sehr abenteuerlustig und voller Elan spricht. Durch seine sympathische und gradlinige Art wird er zu einem guten Mittelpunkt der Handlung, schnell fiebert man mit ihm mit. Sein treuer Freund Hadschi Halef Omar wird von Matthias Koeberlin gesprochen, dessen markante Stimme und eingängiger Rhythmus sehr gelungen ist. Rufus Beck kann als Sir David Lindsay wieder eine weitere Facette seines Könnens zeigen und bewegt sich auch in diesem Genre sehr sicher und überzeugend.

Die akustische Umsetzung des WDR ist sehr aufwändig, wobei besonders die Geräuschkulisse viel zum Gelingen der Handlung beiträgt. Durch vielfältige Sounds fühlt man sich mitten in die jeweilige Situation versetzt, die so sehr lebendig wirkt. Doch auch Musik kommt immer wieder vor, eingespielt mit klassischen Instrumenten und sehr dynamisch und mitreißend gestaltet bietet sie einen gelungenen Mix aus Nostalgie und deren moderne Interpretation.

Es braucht zwei dicke CD-Hüllen aus Plastik, die sich mehrfach ausklappen lassen, um die 12 CDs zu fassen. Deren Gestaltung ist recht klassisch und mit bekannten Motive der Biuchauflage geschmückt, während der die beiden Hüllen umgebende Pappschuber etwas wackelig wirkt. In Booklet gibt es kleinere Informationstexte zur Entstehung der Produktion.

Fazit: Die behutsame Anpassung des Geschichtenzyklus an das Medium Hörspiel ist gerade wegen der Straffung der Handlung sehr gut gelungen, sodass die Geschichte komprimierter und recht spannend wirkt. Die kurzweilige Interpretation und die vielen engagierten Sprecher machen dieses Hörspiel zu einem echten Leckerbissen, das eine kurzweilige Umsetzung der Geschichten bietet.

VÖ: 5.August 2009
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-445-9


Die vierzig Tage des Musa Dagh



Erster Eindruck: Erinnerung an einen Völkermord

Gabriel Bagradian kehrt zusammen mit seiner Familie in sein Heimatdorf zurück, das am Fuße des Berges Musa Dagh in Armenien liegt. Doch der erste Weltkrieg steht kurz bevor, die Stimmung ist aufgeladen, und plötzlich kann die kleine Familie nicht mehr weiterreisen. Und Gabriels Befürchtungen werden wahr, bald werden die Bewohner des Dorfes eingekesselt und müssen Unterschlupf auf dem nahe gelegenen Berg suchen...

„Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel beschreibt in einer eindringlichen Geschichte den Völkermord an den Armeniern, der sich 2015 zum 100. mal jährt. Aus diesem Grud haben SWR, HR und NDR gemeinsam ein Hörspiel zu der Buchvorlage produziert, das nun auch beim Hörverlag als Kaufversion erhältlich ist. Die sich langsam entwickelnde Geschichte ist anspruchsvoll in Szene gesetzt worden und setzt den Fokus auf den Erzähler, der im Fortlauf der Handlung als roter Faden dient. Dabei hilft es ungemein, wenn man die Buchvorlage bereits kennt, denn die Handlung ist stark auf das Wesentliche verknappt, sodass viele Zusammenhänge im Unklaren bleiben, das Hörspiel bekommt etwas fragmenthaftes. Dennoch kann man auch so folgen, benötigt dann aber viel Aufmerksamkeit und Konzentration. Einfache Kost ist „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ nun wahrlich nicht, aber die sehr intensive Szenerie und die dramatischen Entwicklungen lohnen und machen das Hörspiel sehr hörenswert. Die schrecklichen Folgen des Krieges, die Unterdrückung eines Ganzen Volkes, grausame Morde – im Gegensatz dazu auch Zusammenhalt, tiefgehende Liebe und Aufopferung sind hier Themen und Leitmotive, die die historischen Entwicklungen begleiten und am sehr eindringlichen Beispiel des Gabriel Bagradian festmachen, aber auch andere Figuren sehr gelungen ausleuchten und facettenreich darstellen. Die bildhafte Sprache weiß dabei zu gefallen und setzt die Geschichte noch prägnanter in Szene.

Sebastian Blomberg ist als Erzähler eingesetzt und übernimmt dabei weite Teile des Hörspiels. Seine sehr markante, aber auch einfühlsame Stimme kann die Handlung in ganz verschiedenen Farben leuchten damit sehr gut wirken lassen. Alexander Fehling spricht Gabriel Bagradian mit einer sehr präzisen Sprechweise und einem Gespür für das richtige Timing, sodass seine Figur nicht nur glaubhaft, sondern auch sehr treffend und tiefgreifend umgesetzt wurde. Auch Vincent Leittersdorf kann als Ter Haigasun vollkommen überzeugen, mit einer gelungenen Betonung und viel Ausdruck in seiner Stimme passt er sehr gut in die Atmosphäre des Hörspiels. Weitere Sprecher sind Stefan Viering, Valery Tscheplanowa und Christian Grashof.

Die Übertragung des Buches in das Medium Hörspiel ist dezent und unaufdringlich, kann aber mit zahlreichen sehr stimmigen Melodien die Atmosphäre unterstützen. Auch die Geräusche sind sehr gelungen eingefügt und unterstreichen einige Szenen, wobei die Sprecher und ihre Dialoge niemals überdeckt werden und so unangefochten im Mittelpunkt stehen.

Der Hörverlag hat sich hier für ein sehr schlichtes Cover entschieden, der schwarze Hintergrund wird mit großen weißen Lettern und einigen roten Absetzungen in Szene gesetzt, was zusammen stimmig wirkt. Neben einigen Fotos von Sprechern auf der Rückseite liegt dem stabilen Digipack noch ein Booklet bei, das weitere Hintergrundinformationen zu dem fast dreistündigen Hörspiel enthält.

Fazit: Ein sehr eindringliches Hörspiel über ein schreckliches Verbrechen an einem ganzen Volk, über Krieg und Angst, aber auch über Zusammenhalt und Aufopferung. Das ist mit sehr ausdrucksstarken Sprechern und einer gelungenen Untermalung umgesetzt, wirkt aber wegen der starken Kürzung etwas mosaikstückhaft.

VÖ: 14.April 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1829-0

 

 

Die grosse Abenteuer-Hörspiel-Kiste



Erster Eindruck: Fünf Literaturklassiker in stimmigen Umsetzungen

Oliver Twist wächst in einem Waisenhaus auf, ist dort aber alles andere als glücklich. Er beschließt, nach London zu gehen und gerät dort an den zwielichtigen Fagin... (Oliver Twist)
Das Schiff, auf dem auch Robinson Crusoe reist, erleidet Schiffbruch. Der Engländer strandet allein auf einer verlassenen Insel und beginnt, sich dort ein Leben aufzubauen... (Robinson Crusoe)
D'Artagnan ist ein ziemlicher Hitzkopf und legt sich an einem Tag gleich mit mehreren Männern an, die ihn zu einem Duell herausfordern. Doch sein Mut überrascht, sodass er bald bei den Musketieren aufgenommen wird (Die drei Musketiere)
Jim Hawkins findet eine geheimnisvolle Schatzkarte und wittert ein besseres Leben für den Gasthof seiner Mutter. Doch dort tummeln sich allerlei merkwürdige Gestalten, und bald geht Jim selbst an Deck eines Schiffes... (Die Schatzinsel)
Huckleberry Finn und sein Freund, der entflohene Sklave Jim, wollen eigentlich nur das süße Leben genießen, doch allerlei Querelen machen ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung... (Huckleberry Finn)

In den Jahren 2002 bis 2005 hat der Hörverlag einige Klassiker der Literatur neu vertont, fünf von Ihnen sind zusammen auch in der „grossen Abenteuer-Hörspiel-Kiste“ erschienen. Die Auswahl ist sehr gut gelungen und richtet sich mit seinen Geschichten an ältere Schulkinder und Erwachsene, die in gelungenen Umsetzungen präsentiert werden.
„Oliver Twist“ überzeugt dabei mit seiner anrührenden Geschichte und den schrecklichen Umständen von Waisenkindern im 19. Jahrhundert, die fast überall schlecht behandelt und sogar zum Diebstahl gezwungen wurden. Mit seiner aufrichtigen und gutgläubigen Art findet Oliver Twist über mehrere Umwege jedoch doch noch Erwachsene, die es gut mit ihm meinen. Die Handlung ist hier flüssig und ohne Längen erzählt, die Wendungen sind gut betont und der Ausdruck dank des Happy Ends sehr warmherzig.
„Robinson Crusoe“ ist wohl den meisten ein Begriff, doch wie seine gesamte Geschichte abseits des Gestrandetseins verläuft sind unbedingt bekannt. Genau darauf wirft diese Umsetzung ihr Hauptaugenmerk, aber auch sein Leben auf der Insel wird lebendig und eingängig beschrieben. Nur ab und an schleichen sich kleinere Längen in die Handlung ein, in denen sich die Geschichte zu wenig voranbewegt.
Auch die erlebnisreiche Geschichte der „drei Musketiere“ und ihrem neuen Kameraden D'Artagnan ist sehr stimmig umgesetzt worden, der abenteuerliche Charakter der Handlung wird dabei gut herausgearbeitet. Kernthemen wie Ehre, Zusammenhalt und Intrigen machen dabei richtig Spaß, auch die Entwicklung der Handlung ist gut vorangetrieben.
„Die Schatzinsel“ wurde schon häufig als Film und Hörspiel umgesetzt, dennoch kann diese Produktion der Handlung einige neue Facetten abgewinnen. Die Charaktere sind sehr prägnant in Szene gesetzt worden, der Schwerpunkt liegt auf der düsteren Stimmung und den Mut von Jim Hawkins, sodass eine gelungene Umsetzung entstanden ist.
„Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ unterscheidet sich in seiner Wirkung am deutlichsten von den anderen Geschichten dieser Box und ist deutlich gesellschaftskritischer, der Hintergrund ernster. Dennoch kann die Geschichte mit ihrer kurzweiligen Ausstrahlung sehr überzeugen, auch die Freundschaft von Huckleberry und Jim wird sehr gekonnt dargestellt.

Die fünf unterschiedlichen Produktionen haben natürlich eine Vielzahl an Sprechern zu bieten, aber allesamt sind diese sehr gut ausgewählt und können die jeweilige Zeit zum Leben bringen. Jörg Pleva beeindruckt beispielsweise als Fagin mit schmierischem und bösartigem Unterton, er verlieht der Geschichte um Oliver Twist sehr viel Ausdruck. Konstantin Graudus ist als Robinson Crusoe gesprochen, er liegt viel Ausdruck in seine Stimme und legt dynamische Wechsel in seinen Klang. Als D'Artagnan kann Andreas Fröhlich mit seiner prägnanten Stimme überzeugen, er kann die Wildheit des Charakters sehr gekonnt in Szene setzen. Dietmar Mues sorgt als John Silver in „Die Schatzinsel“ für zahlreiche eindringliche und unheimliche Momente, passt seine Stimme sehr variabel der jeweiligen Situation an. Marc Hosemann bringt die Figur des Huckleberry Finn regelrecht zum Strahlen, legt viel Lebensfreude und glaubhaften Ausdruck in seiner Stimme. Weitere Sprecher sind Anton Sprick, Felix von Manteuffel, Jens Wawrczeck, Christian Stark und Calvin Burke.

Sehr gelungen ist auch die akustische Umsetzung der Hörspiele dieser Box, jeder wurde ein individuelles Kleid geschneidert, das die jeweilige Zeit gekonnt einfängt und dabei die Stimmung der Handlung noch weiter betonen kann. Sei es das England des 19. Jahrhunderts mit seinen beeindruckenden Klängen, das jazzig angehauchte Abenteuer am Mississippi oder die raubeinige und abenteuerliche Atmosphäre der drei Musketiere – alles ist mit stimmiger Musik und zahlreichen, perfekt eingebundenen Geräuschen hochwertig umgesetzt worden.

Die fünf einzelnen Hüllen lagern in einer Pappbox, die wie eine Schatzkiste gestaltet ist und so Assoziationen an Piratenabenteuer weckt. Im Mittelpunkt steht dabei jedoch der auffällige, in gelben Lettern aufgedruckte Schriftzug. Das Innere wirkt da schon deutlich dezenter, wobei die einzelnen Doppel-CDs hübsch gestaltet wurden. In Pastelltönen wird dabei jeweils ein Bild aus dem Hörspiel gezeigt, das aus einer jeweils passenden Filmprodutkion entnommen ist.

Fazit: Eine umfangreiche Box mit etwa 11 Stunden Laufzeit, die die fünf Klassiker sehr stimmig und hörenswert umgesetzt hat. Der abenteuerliche Charakter der Geschichten wird dabei deutlich betont, sodass dynamische und kurzweilige Geschichten zu hören sind, die älteren Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß machen.

VÖ: 18.August 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-663-7


Tintentod – Das Hörspiel



Erster Eindruck: Phantasievoller Abschluss der Trilogie

Staubfinger ist tot, und Maggie, Mo und Resa haben sich auf einen verlassenen Hof zurückgezogen. Doch bald wird diese Idylle gestört, denn immer noch bedroht der Natternkopf das ganze Land. Umso mehr, seit Mo ihn hereingelegt und das Buch, das ihm Unsterblichkeit verleihen sollte, ihm unsägliche Qualen bereitet. Und so lässt der Natternkopf die Kinder von Ombra einfangen, im Gegenzug soll ihm der Eichelhäher ausgeliefert werden...

„Tintentod“ ist der Abschluss der wunderbaren Trilogie von Cornelia Funke um Meggie und Mo, und auch dieser dritte Band wurde von Oetinger Audio als aufwändiges Hörspiel vertont. Wie bei den beiden Vorgängern ist die Handlung hier deutlich vereinfacht und gekürzt worden, und immer noch sind satte 155 Minuten Laufzeit entstanden, die es in sich haben. Die Kürzung ist glücklicherweise behutsam geschehen, sodass man der Handlung auch so noch gut folgen kann, auch wenn das Tempo ein sehr hohes ist. Die einzelnen Szenen kommen mit ihren intensiven Stimmungen sehr gut zur Geltung, besonders die wundervollen und sehr stark dargestellten Charaktere können hier überzeugen. Kaum eine Rolle, die nicht im Gedächtnis haften bleibt und eine starke Faszination ausüben kann. Die Handlung ist dann auch für ein Kinderbuch überraschend komplex und erstreckt sich über mehrere Handlungsstränge, die sich zu einem sehr stimmigen und eindrucksvollen Ganzen ergänzen. Viele märchenhafte Elemente reihen sich dabei ein, und auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn dieser auch eher hintergründig ist. Immer weiter kann sich die Geschichte steigern, wobei alles auf den Kampf mit dem Natternkopf hinausläuft. Doch auch die Rückkehr eines alten Bekannten, die Bedrohung durch einen bisher unterschätzten Gegner und einige neue Charaktere sorgen für einen sehr spannenden und wendungsreichen Verlauf. Tintentod lässt einem in dieser Umsetzung den Atem anhalten, ist fantastisch und eindringlich, emotional und spannend, fesselnd und packend und eine herausragende Produktion.

Über 40 Sprecher sind hier zu hören, darunter eine Vielzahl an bedeutenden Charakteren, und jeder einzelne ist mit starken und zu der Rolle passenden Stimmen besetzt worden. Die bezaubernde Cathlen Gawlich ist wieder in der Rolle der Resa zu hören, sie spricht ihre Rolle sanft und gefühlsbetont, kann aber auch viel Kraft und Stärke vermitteln. Rainer Strecker kann als Staubfinger einen sehr eindrucksvollen Eindruck hinterlassen, in jeder Szene wirkt er sehr glaubhaft und passt wunderbar in das märchenhafte Ambiente der Handlung. Besonders beeindruckt hat mich jedoch trotz der relativ kurzen Szenen Mechthild Großmann als Tod, die mit ihrer rauen und ausdrucksstarken Stimme sehr geheimnisvoll und bedrohlich, aber auch weise wirkt und ihre Momente sehr intensiv wirken lässt. Weitere Sprecher sind Ugur Tasbilek, Santiago Ziesmer und Patrick Mölleken.

Cornelia Funke hat ihr Buch in zahlreichen schimmernden Facetten erstrahlen lassen, und das hat der Oetinger Verlag auf auf die atmosphärische Gestaltung des Hörspiel übertragen. Die zahlreichen Melodien wirken zauberhaft und sehr stimmungsvoll, mal verspielt, mal bedrohlich. Und auch die zahlreichen eingebauten Effekte und Geräusche verfehlen ihre Wirkung nicht und sorgen so für ein sehr intensives Hörerlebnis, das das Prädikat „Kino für die Ohren“ wahrlich verdient hat. Besonders die geheimnisvollen weißen Frauen mit ihren flüsternden Stimmen kommen so sehr gut zur Geltung.

Natürlich wurde das Buchcover auch für diese Umsetzung als Titelmotiv ausgewählt und leicht angepasst. Zu sehen sind zahlreiche wunderschön gestaltete Buchstaben zu sehen, wie sie früher oft zum Kapitelbeginn in Büchern abgedruckt wurden, doch auch ein Einhorn, das einem Buch entsteigt sowie kleine Momentaufnahmen aus der Handlung sind zu sehen. Im Inneren gibt es eine ausführliche Kapitelübersicht sowie einige Fotos der Sprecher bei ihren Aufnahmen.

Fazit: „Tintentod“ setzt die Ereignisse aus den vorigen Bänden sehr gelungen um, wobei diese durch die sehr intensive Umsetzung hervorragend zur Geltung kommt. Die wunderbaren Sprecher sowie die eindringliche akustische Gestaltung lassen diese eindringlich wirken und lassen die ganz unterschiedlichen Stimmungen bestens zur Geltung kommen. Eine absolut empfehlenswerte Produktion.

VÖ: 20.August 2015
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0867-9


Königsallee



Erster Eindruck: Thomas Mann und sein ehemaliger Geliebter

Der bekannte Thomas Mann soll im Düsseldorf der Nachkriegszeit eine Lesung halten. Im dem Hotel, in dem er untergebracht wird, herrscht helle Aufregung, denn auch Manns ehemaliger Geliebter Felix Heuser gastiert im gleichen Hotel. Ein Zusammentreffen der beiden soll um jeden Preis verhindert werden, was auch Manns Gattin Katia unterstützt...

Es gibt zahlreiche Romane von Thomas Mann, aber nur wenige über Thomas Mann. Dazu gehört „Königsallee“ aus dem Jahr 2013, das vom WDR auch als Hörspiel umgesetzt wurde. Die Kaufversion ist nun beim Audio Verlag erschienen und enthält die 106-minütige Produktion auf 2 CDs. Die Grundsituation ist interessant dargestellt und kann die lebendige Gefühlswelt einiger Charaktere sehr gelungen darstellen, wobei insbesondere Katia, die Ehefrau von Thomas Mann, mit ihrer resoluten und sehr bestimmenden Art in den Vordergrund tritt. Doch auch in der erheiternden Introszene um die Hotelbediensteten und das gelungene Ende, das einige Wendungen parat hält, sind sehr gelungen dargestellt. Das Zusammentreffen der beiden ehemaligen Geliebten läuft dann wunderbar reibungslos, sodass die vorige Aufregung wunderbar karikiert wird. Und auch ansonsten blitzt immer wieder leiser Humor durch, da sich die Charaktere oft anders verhalten als von ihnen erwartet wird. Wunderbar wird die Stimmung des Düsseldorf der 50er Jahre dargestellt, die Wortwahl sorgt für einen eher lockeren Gesamteindruck, der jedoch alles andere als simpel ist. So erfordert „Königsallee“ schon einiges an Aufmerksamkeit, lehnt sich auch immer wieder an die Werke von Thomas Mann an. Autor Hans Pleschinski hat ein sehr gelungenes Werk erdacht, das hörenswert an das Medium des Hörspiels angepasst wurde.

Wolf-Dietrich Sprenger ist in der anspruchsvollen Rolle des Thomas Mann zu hören, der mit seiner deutlich gealterten und rauen Stimme eine sehr gelungene Darbietung und mit feinsinnigen Facetten eine sehr umfassenden Charakterdarstellung abliefert. Barnaby Metschurat spricht die Rolle des Klaus Heuser, prägnant, ausdrucksstark und mit Sinn für das richtige Timing. Susanne Barth ist als Katia Mann eine ebenso gute Besetzung, ihre Stimme passt sehr gut zu ihrem Charakter. Weitere Sprecher sind Lena Stolze, Matthias Bundschuh und Berndt Hahn.

Der WDR hat einen sehr interessanten Weg gefunden, um das Hörspiel umzusetzen. Einerseits klingt es ein wenig nach einem alten Radiohörspiel, andererseits sorgt die hochwertige Produktion für einen sehr klaren Klang. Stimmungsvolle Musikstücke und zahlreiche treffende Geräusche sorgen für eine dichte Atmosphäre, die die Szenerie gut in ihrer Wirkung unterstützt.

Die beiden CDs sind in einer stabilen Papphülle untergebracht, die sehr hübsch gestaltet ist. Natürlich wurde das Titelbild der Romanvorlage – die Fotografie einer Statue, um das einige Menschen in der Kleidung nach der Mode der 50er Jahre gruppiert sind – auch für die Hörversion übernommen, während sich im Inneren neben den üblichen Produktionsinformationen auch Kurzbiographien zu einigen Mitwirkenden befinden.

Fazit: „Königsallee“ ist ein ebenso anspruchsvolles wie lockeres und humorvolles Werk. Das Auftreten von Thomas Mann ist dabei ebenso gelungen wie die Anlehnung an einige seiner Werke. Die sehr interessante Ausgangssituation und das starke Ende trösten über einige Längen im Mittelteil hin. Der Transport in das Medium Hörspiel ist dem WDR sehr gut gelungen.

VÖ: 1.Juni 2015
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-527-7


Der Hobbit – Das Hörspiel als Vinyl-Edition



Erster Eindruck: Altes Hörspiel in sehr liebevoller Gestaltung

Bilbo Beutlin, ein Hobbit, lebt ein friedliches und ruhiges Leben im Auenland, als eines Tages der Zauberer Gandalf bei ihm auftaucht – gemeinsam mit einer Horde von Zwergen, die sich bei Bilbo einquartieren. Von ihrem Willensdrang angesteckt packt auch ihn die Abenteuerlust, sodass er die Gruppe begleitet. Die Reise geht bis zum Berg Erebor, der dem Drachen Smaug als Versteck für einen unermesslichen Schatz dient...

„Der Hobbit“, das Vorgängerwerk zum legendären „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien, ist momentan aktueller denn je – der aufwändigen Verfilmung in drei Teilen sei Dank. Aber es gibt auch andere Umsetzungen des Stoffes, die ihre Daseinsberechtigung haben, dazu gehört auch das sehr stimmig inszenierte Hörspiel des WDR, das beim Hörverlag auch als eine sehr ansehnliche Vinyl-Edition erschienen ist. Ursprünglich handelt es sich hierbei um eine Erzählung für Kinder, sodass die Geschichte oft einen heitereren Ausdruck hat als die anderen Abenteuer aus Mittelerde. Ein leiser Humor zieht sich durch die Handlung, besonders der liebevolle Ausdruck von der Hauptfigur Bilbo Beutlin sorgt für viele lockere Momente. Doch vor allem wird eine sehr abenteuerliche Handlung erzählt, in der weite Reisen zu fernen Orten, gefährliche Kämpfe und fantastische Wesen im Mittelpunkt stehen. Dabei verläuft die Handlung sehr flüssig und kurzweilig, was durch die vielen unterschiedlichen Situationen für Bilbo und seine Begleiter gewährleistet wird. Besonders Smaug wird dabei sehr gelungen dargestellt, seine ebenso machtvolle wie eindringliche Art kommt hier sehr gut zur Geltung und sorgt für einige Highlights innerhalb der Geschichte. Dabei wird natürlich auch der Bogen zum Herr der Ringe geschlagen, der Eine Ring kommt hier in den Besitz Bilbos, auch andere Elemente werden hier aufgegriffen. Die sehr spannende Produktion besitzt sehr viel Charme und eine eingängige Ausstrahlung, auch heute noch ist sie sehr hörenswert.

Die Sprecherauswahl ist hervorragend getroffen, wobei einige Sprecher mehrere Rollen sprechen. Diese verleihen den Rollen zwar eine jeweils ganz eigene Ausstrahlung, dem aufmerksamen Hörer fällt dies aber dennoch auf. Martin Benrath ist als Erzähler eingesetzt, seine Passagen sind teilweise recht lang, werden von seiner eindringlichen Stimme aber dynamisch und sehr gekonnt gestaltet. Horst Bollmann spricht Bilbo Beutlin mit viel Freude und Charme in der Stimme, sodass er den Hörer immer wieder mitreißen und tief in die Welt Tolkiens entführen kann. Bernhardt Minetti spricht den Zauberer Gandalf. Seine Stimme klingt sehr hoch, was mir nicht ganz so gut gefallen hat, aber dennoch kann er eine sehr machtvolle Aura um sich herum aufbauen. Gollum ist die wohl prägnanteste Werk des ganzen Werkes, dieser wird von Jürgen von Manger gesprochen, der sehr expressiv und mit viel Leidenschaft spricht. Weitere Sprecher sind Herbert Grünbaum, Heinz Schacht und Wolfgang Spier.

Klassische Geräusche, wie man sie aus den meisten Hörspielen kennt, sind hier nicht zu hören. Dafür wurde mit zahlreichen Orchesterklängen gearbeitet, die hierfür als Ersatz eingebaut wurden und beispielsweise Naturphänomene und Schlachtklänge darstellen. Das wirkt sehr stimmungsvoll und schafft seine ganz eigene Atmosphäre, was durch die vielen Chöre und Lieder noch unterstützt wird. Zusammen wirkt dies eigenwillig, experimentell und sehr gelungen. Der Klang ist zwar etwas dumpf, durch den typischen Vinyl-Klang kommt eine sehr nostalgische Stimmung auf.

Die Vinyl-Edition wirkt sehr hochwertig und edel. Die sieben Schallplatten sind in einer stabilen und wunderschön gestalteten Box untergebracht, die auch im Inneren mit einigen Zeichnungen versehen sind. Auch die Hüllen der einzelnen Scheiben sind liebevoll anzusehen, Karten, Stammbäume und Infos zu zahlreichen Mitwirkenden sind hier zu finden und geben so zahlreiche Zusatzinformationen zu der Produktion.

Fazit: Die liebevolle Umsetzung in dieser Vinyl-Edition passt wunderbar zu dem sehr gelungenen Hörspiel, das die Welt Tolkiens lebendig macht. Die eindringlichen Sprecher und die ungewöhnliche Instrumentalisierung sind experimentierfreudig und sehr gelungen in Szene gesetzt, wobei besonders Smaug und Gollum sehr prägnant zur Geltung kommen.

VÖ: 8.Oktober 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1218-2

 

Die Theogonie des Hesiod



Erster Eindruck: Der Stammbaum der griechischen Götter

Hesiod, ein einfacher Schäfer, trifft auf die Musen, die von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft wissen. Diese berichten ihm vom Geschlecht der Titanen und der Götter, von der Entstehung der Welt und von den verschiedenen Gestalten, die die Geschicke der Menschheit beeinflussen. Und nun berichtet Hesoid seinerseits von der griechischen Theogonie...

In Zusammenarbeit von SWR2 und NDR ist „Die Theogonie des Hesiod“ als Hörspiel vertont worden, eine der ältesten Ausführungen der griechischen Mythologie, die sehr genau recherchiert und durch weitere Quellen ergänzt wurde. Die Erzählweise ist dabei sehr nüchtern, statt auf eine Handlung wird dabei eher auf Momentaufnahmen und die verwandtschaftlichen Beziehungen gesetzt. So kommt es häufiger vor, dass die Namen der Nachfahren eines bestimmten Gottes aufgezählt werden, die weder näher beschrieben noch irgendwann noch einmal erwähnt werden. Das kommt insgesamt recht trocken herüber und ist nicht immer leicht zugänglich – aber genau das will es wohl auch gar nicht sein. Es richtet sich eher an Hörer, die schon einen Einblick in die griechische Mythologie bekommen haben, denn die Lebendigkeit der Charaktere oder die aufregenden Geschichten werden sehr verknappt dargestellt, deren Zusammenhänge aber durchaus klarer. Durch das sehr langsame Tempo mit den vielen Wiederholungen und Aufzählungen kommen diese gut zur Geltung, und einige Szenen können dann doch eine sehr eindringliche Wirkung entfalten.

Gerade einmal drei Sprecher bestreiten die fast zweistündige Produktion, sie wechseln sich dabei immer wieder ab, wiederholen die Worte des Vorgängers und führen sie weiter, geben teilweise nur einzelne Worte in diese Klangcollage. Auch sprechen die drei sowohl in der neutralen Erzählersicht als auch als einige ausgewählte Götter und verleihen ihren Stimmen dabei immer wieder neue Nuancen. Manfred Zapatka entfaltet dabei eine sehr intensive und undurchdringliche Aura, die den Hörer schnell in ihren Bann ziehen kann. Valery Tscheplanowa lässt ihre Stimme sehr variabel klingen, mal sanft und weich, mal sehr hart und unnachgiebig, mal voller Gefühl und mal neutral und kühl. Jens Harzer ergänzt die beiden sehr gut, sorgt mit seinem vielfältigen Klang für eine sehr eingängige Aussprache.

Die Musik ist völlig anders als in den meisten kommerziellen Hörspielen, wurde mit klassischen Instrumenten eingespielt und teilweise nur als Klangfetzen eingebaut, die einige Stellen gekonnt betonen. Doch auch harmonischere Klänge sind hier zu hören, wobei die Stimmung der jeweiligen Szenen und dem jeweiligen Charakter sehr gut angepasst sind. Auch die wenigen Momente der Stille verfehlen ihre Wirkung nicht.

Der Hörverlag hat eine sehr gelungene Aufmachung für die beiden CDs gewählt, deren Herzstück das fest eingeklebte Booklet mit zahlreichen zusätzlichen Informationen zur Entstehung des Hörspiels und weiteren Kommentaren ist. Doch auch das stabile Digipack mit den erdigen Tönen und dem ansprechenden Titelmotiv – einer stilisierten Darstellung eines Gottes in Schwarz – ist sehr gelungen und enthält eine Übersicht über die Kapitel.

Fazit: Bei dieser Produktion gewöhnliche Maßstäbe anzusetzen ist schwierig, denn es handelt sich eher um eine Klangcollage, um Bruchstücke einer großen Geschichte, um einen lebendigen Stammbaum. Das ist interessant aufbereitet und künstlerisch anspruchsvoll, aber eben auch anstrengend und durch die vielen Wiederholungen oft eher monoton.

VÖ: 27.April 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1624-1

 

Vier Fälle für Sherlock Holmes



Erster Eindruck: Gute Auswahl ungewöhnlicher Fälle

Sherlock Holmes hat sich mittlerweile weit über die Grenzen von London hinaus einen hervorragenden Ruf als Meisterdetektiv erarbeitet, sodass immer wieder neue Auftraggeber in geheimnisvollen Angelegenheiten auf ihn zukommen. Und dank seines Freundes und Chronisten Dr. Watson sind seine Fälle auch für die Nachwelt dokumentiert. Hier bekommt er es mit einer verschwundenen Braut, einer verfolgten Radlerin, einem ermordeten Lehrer und einem auf eine Harpune aufgespießten Kapitätn zu tun...

Sherlock Holmes scheint momentan auf dem Höhepunkt seiner Popularität angekommen zu sein, gleich mehrere Fernsehreihen, Hörspieladaptionen und Kinofilme beschäftigen sich mit der bekannten Figur, wobei meist neue Fälle erdacht wurden. Der Audiobuch-Verlag hat inmitten dieser Welle eine Box mit vier Hörspielen auf den Markt gebracht, die der SWR nach den Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle produziert hat. Die Auswahl ist dabei bestens gelungen, da hier vier Fälle erzählt werden, die nicht unbedingt zum Standartrepertoire gehören und dennoch sehr gut erzählt wurden. Es ist zudem die Abwechslung, die hier überzeugt, sowohl die Hintergründe als auch die Handlungsverläufe sind hier sehr unterschiedlich dargestellt. Besonders gut gefällt mir dabei der Fall um den „adeligen Junggesellen“, der kurz nach der Eheschließung von seiner Frau spurlos verlassen wird. Die sehr gelungene und kurzweilige Ermittlungen und die trickreiche Auflösung sind sehr flüssig zu hören. Und auch der letzte Fall um den „schwarzen Peter“, der zu Anfang ziemlich brutal daherkommt, ist eine der besten Erzählungen von Holmes und hat völlig zu recht diese gelungene Umsetzung erfahren. Auch die beiden anderen Fälle sind hörenswert, wobei der SWR dem zugrunde liegenden Stoff keine wirklich neuen Facetten abgewinnen konnte.

Walter Renneisen ist in der Rolle des Sherlock Holmes in allen vier hier enthaltenen Fällen zu hören. Er setzt den Meisterdetektiv recht ernst um, kann auch die leicht arrogante Note des Charakters in seine Sprechweise einfließen lassen, ohne ihn deswegen gleich unsympathisch darzustellen. Er hat hörbaren Spaß an der Rolle gefunden und hinterlässt einen positiven Eindruck. Ihm zur Seite steht Peter Fitz als Dr. Waton, der das leise humoristische der bekannten Figur deutlich zurücknimmt, aber immer noch sehr gutmütig klingt. Auch die Nebenrollen sind durchweg mit passenden Sprechern umgesetzt worden.

Der Fokus liegt hier eindeutig auf den Sprechern und den Dialogen, sodass nur wenig mit anderen akustischen Elementen gearbeitet wird. So entsteht ein recht nüchterner Eindruck, der nur ab und an von etwas Musik unterbrochen wird. Diese ist dann durchaus stimmungsvoll und kann die Wirkung der Szenen unterstützen, ein wenig mehr von diesen Melodien hätte mich jedoch noch besser gefallen.

Die vier CDs sind in einer dicken Plastikhülle untergebracht, deren Gestaltung sehr schlicht ist. Die wichtigsten Produktionsinformationen sind im Raum hinter den CDs untergebracht, wobei hier nicht einmal die Nebenrollen den entsprechenden Sprechern zugeordnet wurden. Das Titelbild gefällt mir gut, auf dem weißen Hintergrund ist das Konterfei des bekannten Detektivs in Schwarz abgesetzt, wobei natürlich der typische Hut und die Pfeife nicht fehlen dürfen. Hierin ist auch der Titel der Box in großen Lettern untergebracht.

Fazit: Die Auswahl der hier enthaltenen Folgen ist sehr gut getroffen worden, da noch recht unverbrauchte und sehr gut erzählte Fälle enthalten sind. Die recht schlichte Umsetzung wird durch die sehr engagierten Sprecher sehr lebendig, wirklich neue Facetten des Meisterdetektivs bekommt man jedoch nicht zu Ohr.

VÖ: 31.März 2015
Label: Audiobuch
Bestellnummer: 978-3-89964-909-3


Vier Fälle für das Triumvirat



Erster Eindruck: Drei Männer beim Skatspielen

Dr. Korff, der mittlerweile pensionierte Oberst Albrecht und Pfarrer Bargmann treffen sich regelmäßig, um gegeneinander Skat zu spielen. Dass dabei auch aktuelle Ereignisse besprochen werden, versteht sich von selbst, mit besonderer Vorliebe widmen sich die drei Herren jedoch Kriminalfällen, die sich in ihrem Heimatort zugetragen haben. Vom ermordeten Apotheker über die Verwüstung des Heimatmuseums bis hin zum Verschwinden einer angeblichen Hexe, in jedem der Fälle stellen sie ihre Theorie auf...

Audiobuch hat mit der CD-Box „Vier Fälle für das Triumvirat“ äußerst interessante Radiohörspiele des WDR veröffentlicht, die zwar eindeutig dem Krimi-Genre zuzuordnen sind, von ihrer Grundstruktur und ihrem Verlauf aber gänzlich anders aufgebaut sind. Es sind immer nur drei Sprecher zu hören, die in den oben genannten Rollen agieren und sich über die Fälle unterhalten. Zeugenbefragung oder ähnliche Ermittlungsmethoden sind dabei nicht vorhanden, und auch eine Entlarvung des Täters findet nicht statt. Auch der schlussendliche Beweis für die Richtigkeit der aufgestellten Theorien wird nicht erbracht, es bleibt dem Hörer überlassen, diese zu glauben oder sich weitere Gedanken zum möglichen Verlauf zu machen. Dieser ungewöhnliche Ansatz wird durch die Lebendigkeit der Gespräche unterstützt, mit bissigen Humor und teilweise sehr persönlichen Kommentaren versuchen die drei Herren, ihre Gegenüber von ihrer Sichtweise zu überzeugen. Stückchenweise werden dem Hörer dabei neue Umstände über die Toten oder Verschwundenen gegeben, sodass sich langsam ein komplettes Bild zusammensetzt. Die vor Esprit sprühenden Folgen stammen aus drei Jahrzehnten und haben eine dementsprechende Entwicklung mitgemacht, die Themen sind moderner, die Kommentare noch ein bisschen bissiger geworden. Dennoch können alle vier Folgen gleichermaßen überzeugen und sind eine sehr gelungene Abwechslung in der Krimilandschaft.

Im Laufe der Zeit haben die Sprecher auch mal gewechselt, wobei die ersten beiden Folgen Peter Pasetti als Bargmann mit seiner knarzigen, sehr markanten Stimme positiv auffällt und dem Pfarrer so seine ganz eigene Note verleiht. Harald Leipnitz und Dietmar Mues übernehmen die Rolle in den weiteren Folgen. Hans Korte spricht den Oberst Albrecht in den ersten drei Folgen mit einer zackigen und kräftigen Stimme, kann aber auch den Humor der Rolle gekonnt darbieten. Peter Fricke ist in der letzten Folge als Dr. Korff zu hören, in Sachen Bissigkeit und Ausdruck steht er seinem Vorgänger Heinz Trixner nur wenig nach.

Die eingesetzte Musik ist für eine Radioproduktion recht ungewöhnlich, meist erklingen klassische Klänge, die von einem Orchester eingespielt wurden. Diese bilden oft einen interessanten Kontrast zu der von den Sprechern ausgeformten Stimmung, sodass ich mich erst ein wenig an sie gewöhnen musste. Mittlerweile gefällt sie mir sogar ziemlich gut, wobei sich die Folgen hier auch stark voneinander unterscheiden.

Audiobook hat die vier CDs in einer dicken Plastikhülle untergebracht, die recht schlicht aufgemacht ist und keine weiteren Informationen enthält. Die wichtigsten Produktionsinformationen sind im Raum hinter den CDs untergebracht. Das Titelbild passt gut zu der Handlung, zu sehen ist eine Szene aus einem Skatspiel, wobei nur der Tisch mit den Karten und die Hände der drei Männer zu sehen sind.

Fazit: Vier ungewöhnliche Kriminalfälle, die mit ihrem interessanten Ansatz für viel Abwechslung sorgen. Die Fälle sind gut erdacht, die aufgestellten Theorien klingen plausibel. Besonders gefällt mir aber die Stimmung zwischen den drei Protagonisten, die sich immer wieder necken und mit bissigen Kommentaren überhäufen. Ein sehr geglücktes Experiment!

VÖ: 24.Februar 2015
Label: Audiobuch
Bestellnummer: 978-3-89964-905-5


Hände weg von Mississippi




Erster Eindruck: Gefahr durch einen Alligator

Endlich sind wieder Ferien, den diese verbringt Emma immer bei ihrer Oma Dolly, die so ganz anders ist als andere Omas. Auch in dem Dorf fühlt sie sich pudelwohl und kennt alle Menschen, die dort leben. Deswegen ist auch Emma traurig, dass der alte Mann gestorben ist, der regelmäßig mit seinem Pferd Mississippi durch die Straßen geritten ist. Sein Neffe, der alles erben soll, will Mississippi an einen Schlachter verkaufen, doch dann entschließt sich Dolly, das Pferd in ihre Obhut zu nehmen...

Oft taucht Cornelia Funke in ihren Büchern in fremde Welten mit phantastischen Kreaturen ein, doch zahlreiche ihrer Werke sind auch in der Realität angesiedelt. Hierzu gehört „Hände weg von Mississippi“, das bei Oetinger Audio nun auch als Hörspiel erhältlich ist. Die liebenswert erzählte Geschichte enthält zahlreiche starke Charaktere, die sehr gut zur Geltung kommen. Die unkonventionelle Oma Dolly, der unsympathische Erbe Albert Gansmann, die beiden frechen Brüder aus der Nachbarschaft, der engagierte Tierarzt Dr. Knapps und natürlich Emma. Über ihr eigentliches Leben bei ihren Eltern erfährt man nur Andeutungen, was sehr passend ist, sie wird als mutig und willensstark charakterisiert – eine Identifikationsfigur nicht nur für pferdeliebende Mädchen. Denn hier geht es nicht um romantische Ausritte, lediglich die liebevolle Beziehung zwischen Emma und Mississippi geht in diese Richtung. Vielmehr müssen sich Dolly und Emma den Angriffen von Gansmann erwehren, der so allerlei Schurkerei ausheckt. Dabei entwickelt sich die Geschichte kontinuierlich weiter und geht über verschiedene Stationen, dem kann man während des fast zweistündigen Hörspiels sehr gut folgen, da immer wieder entspannte Momente eingebaut sind. Lange Zeit ist – zumindest den zuhörenden Kindern – nicht ganz klar, worauf alles hinauslaufen wird, und auch in einigen Szenen kommt viel Spannung auf. Funke schafft es, den Zuhörer mit der Geschichte zu verzaubern und lebendige Charaktere zu erschaffen, und auch die Umsetzung als Hörspiel ist sehr gut gelungen.

Finja Ufer ist als Emma zu hören, und trotz ihres jungen Alters spricht sie sehr lebendig und wirkt spontan, ohne zu übertreiben. So kann sie das mutige Mädchen sehr glaubhaft wirken lassen und bringt die nötige Energie mit. Ganz wunderbar ist Carmen-Maja Antoni als Oma Dolly, ihre raue Stimme nimmt einen sehr warmherzigen Klang an, kann aber auch energisch und bestimmt klingen, dabei schwebt immer ein bisschen Exzentrik mit. Stephan Schad gibt als Albert Gansmann den unsympathischen Gegenspieler, was er sehr leidenschaftlich darstellt. Weitere Sprecher sind unter anderem Michael Prelle, Fabian Busch und Walter Kreye.

Die eingesetzte Musik während der Szenenübergänge ist sehr atmosphärisch und überzeugt mit leichten Anleihen an der Country-Musik. Zahlreiche Gitarrenklänge und ab und an eine Mundharmonika sorgen für einen sehr stimmigen Eindruck. Geräusche werden hier recht wenig eingesetzt, sodass die Dialoge eher für sich allein stehen. Hier hätte man noch mehr Lebendigkeit einbringen können. Insgesamt wirkt das Sounddesign aber stimmig und passend.

Das Cover zeigt zwar das gleiche Motiv wie die Buchvorlage, durch den einfarbig grünen Hintergrund bekommt er aber einen ganz eigenen Ausdruck. Zu sehen ist Emma, die im Pferdestall Nachtwache hält und inmitten von Hunden und Pferden einen besorgten Gesichtsausdruck macht. Der Zeichenstil wirkt nostalgisch und passend für ein Kinderbuch.

Fazit: In diesem Buch stechen insbesondere die starken Charaktere hervor, die mit ihren ganz speziellen Eigenheiten für viele gelungene Momente sorgen, Oma Dolly wächst einem sehr schnell ans Herz. Aber auch die Geschichte ist oft spannend und kurzweilig erzählt, nur ab und an schleichen sich langwierige Passagen ein. Eine sehr runde und hörenswerte Produktion.

VÖ: 20.Januar 2015
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0841-9

 

 

 


Pater Brown: Der Marquis von Marne



Erster Eindruck: Klassisches Radiohörspiel

Seit einigen Jahren hat sich James Mair völlig von der Außenwelt abgeschnitten und lebt zurückgezogen auf seinem Anwesen. Gerüchte besagen, dass er nach dem tödlichen Duell mit seinem Vetter dem Schuldenwahn der katholischen Kirche verfallen ist. Der kriminalistisch engagierte Pater Brown will dies nicht auf der heiligen Institution sitzen lassen und beginnt mit seinen Ermittlungen...

Pater Brown ist vielen insbesondere durch die Verfilmungen bekannt, und auch als Hörspiel wurden seine Fälle umgesetzt. Doch neben den recht modernen Produktionen hat beispielsweise der WDR im Jahr 1956 den Fall des „Marquis von Marne“ als Radiohörspiel umgesetzt, das bei Audiobook-Verlag auch als Kaufversion erschienen ist. Der Einstieg in die Handlung ist dabei gut gelungen, in einem zusammenfassenden Dialog wird die Grundsituation gut erklärt, wobei dem Alter der Produktion entsprechend die Dialoge wesentlich länger und ausführlicher sind als man es heutzutage gewohnt ist. So schleicht sich während der gesamten Handlung oft ein gewisser Leerlauf ein, das Tempo wirkt deutlich gedrosselt. Dennoch ist die Geschichte gut erzählt, man bekommt einen sehr umfassenden Eindruck von der Handlung, die sich konsequent weiterentwickelt. Dabei fließen immer neue Aspekte des Gesamtbildes ein, der stetige Fluss an neuen Informationen sorgt auch für eine sehr gute Charakterbeschreibung. An dieses klassische Radiohörspiel sollte man sich nur wagen, wenn man schon andere Produktionen des Genres gehört hat, ansonsten wird einen die spröde Umsetzung nur wenig Freude bereiten. Kann man allerdings eine gewisse Affinität zu dieser Art Hörspiel aufweisen, bekommt man eine runde und sehr gelungene Produktion zu Ohr, die ohne Audiobook wohl in den Archiven verschollen wäre.

Walter Richter ist in der Titelrolle des Pater Brown zu hören, mit seiner recht energischen und freundlichen Art macht er seine Sache gut, kann sich aber auch zurücknehmen und so die anderen Charaktere ebenso gut wirken lassen. Inge Meysel spricht Lady Outram, sie liefert den Beweis, dass sie auch in jungen Jahren schon sehr viel Ausdruck und Leidenschaft in der Stimme hatte. Sigrun Höhler als Viola Grayson hat mir leider nicht so gut gefallen, ziemlich überdreht, fast schon mit überschlagener Stimme bringt sie jede Menge Unruhe mit. Weitere Sprecher sind Kaspar Brüninghaus, Peter Lühr und Kurt Meister.

Akustische Untermalung ist hier zu keiner Zeit gegeben, keine Musik, kein Geräusch, kein Effekt lockert hier die Dialoge aus. Diese sehr puristische Ausführung lenkt zwar den Fokus deutlich auf die Dialoge, wirkt aber auch sehr spröde und vermittelt nur wenig Atmosphäre. Die sehr guten Sprecher machen ihre Sache zwar gut, ein wenig akustische Untermalung hätte dem Hörspiel aber gut getan.

Die Gestaltung der Verpackung ist sehr schlicht gehalten, statt eines Booklets gibt es hier einen kleinen Einleger, der nur die notwendigen Informationen enthält. Das Titelbild zeigt die Fotografie einer romantischen Gasse, die bläulich eingefärbt wurde. Als Logo ist neben dem Titel des Hörspiels noch die Silhouette des Pfarrers zu sehen.

Fazit: Pater Brown in einem sehr klassischen, reduzierten Hörspiel. Die Vorlage ist gut durchdacht und enthält einen gelungenen Spannungsbogen sowie eine spannende Auflösung. Der Weg dorthin ist zwar etwas zu lang geraten, die meisten Sprecher bringen mit ihrer lebendigen Darstellung Schwung in die Handlung.

VÖ: 1.August 2014
Label: Audiobook
Bestellnummer: 978-3-89964-790-7


Elser



Erster Eindruck: Das Verhör eines vergessenen Helden

Der idealistische Schreiner Georg Elser ist unglücklich verliebt in die unglücklich verheiratete Else Härlen, die ihn trotz des prügelnden Ehemannes immer wieder zurückweist. Doch ähnlich hartnäckig wie bei ihr ist Elser auch bei seinem Plan, Hitler auf dem Höhepunkt seiner Macht durch einen Anschlag mit Dynamit umzubringen. Unermüdlich gräbt er heimlich des nachts einen Schacht, um dort den Sprengstoff zu platzieren...

Fast gleichzeitig mit dem gleichnamigen Film erscheint auch die Radio-Hörspielproduktion „Elser“ um den nicht mehr allzu bekannten Hitler-Attentäter Georg Elser. Doch hier ist keinesfalls ein O-Ton-Höspiel entstanden, auch wenn die Sprecher exakt mit den Filmschauspielern übereinstimmen. Vielmehr wurde ein ganz eigenes Drehbuch geschrieben, eine ganz eigene Ästhetik geschaffen, ganz andere Schwerpunkte gesetzt. Hier erfährt man viel über Elsers Innenleben, seinen Idealismus, seinen Traum von einer friedlicheren Welt. Dabei werden kleine Szenen aneinandergereiht, die nicht immer in zeitlicher Kontinuität erzählt sind, es sind auch mal größere Zeit- und Logikbrüche vorhanden. Der Verzicht auf einen Erzähler erschwert dabei etwas den Einstieg, so muss man sich als Hörer aber auch deutlich intensiver mit Elser auseinandersetzen und sich sein eigenes Bild des engagierten Mannes schaffen. So setzt sich langsam ein komplettes Bild zusammen, das die Charaktere in den Vordergrund stellt und diese sehr facettenreich darstellt. Diese