Paul Temple: Die große Box – Directors Cut

Paul Temple und der Fall Vandyke

Paul Temple und der Fall Madison

Paul Temple und der Fall Jonathan

Die Non-Paul-Temples

Die große Paul Temple Box - Jubiläumsedition

Paul Temple und der Fall Conrad

Paul Temple – Jubiläums-Kult Edition (mp3 Version)

Paul Temple und der Fall Alex

Paul Temple und der Fall Genf

Paul Temple und der Fall Lawrence

Paul Temple und der Fall Gilbert

Paul Temple und der Fall Curzon


Paul Temple: Die große Box – Directors Cut



Als Detektiv ist der Londoner Gentleman Paul Temple so gefragt, dass nicht nur Privatpersonen, sondern sogar Scotland Yard um seine Hilfe bittet. Gemeinsam mit seiner äußerst charmanten Frau Steve nimmt er sich den Herausforderungen an und kleinste Details zum Anlass, um dem großen Ganzen auf die Spur zu kommen – was ihn nicht nur quer durch Europa führt, sondern ihn auch einige Male selbst in große Gefahr bringt...

Der Begriff des „Straßenfegers“ hat sich besonders für einige erfolgreiche Kriminalproduktionen aus den 50er und 60er Jahren eingeprägt, zu ihnen gehören wohl unbestritten auch die Geschichten von Francis Durbridge, von denen sich die Reihe „Paul Temple“ wohl am weitesten ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Der Audio Verlag hat nun die sechs vom WDR produzierten Krimis zusammen in einer Box veröffentlicht, die natürlich vor allem mit den Geschichten überzeugen. Es macht einfach Spaß, die weit verzweigten und von Nebenarmen nur so strotzenden Ermittlungen zu hören, in denen der Zufall oft eine Rolle spielt, ominöse Nachrichten den Ausgangspunkt für die Handlung bilden und prägsame Charaktere und lange Dialoge die Geschichte voranbringen. Auch das Verhältnis von Paul Temple und seiner Gattin und Begleiterin Steve ist gelungen und steht oft mit viel Witz und Charme im Mittelpunkt, auch wenn das Frauenbild nicht immer mit der heutigen Zeit übereinstimmen mag. Zusätzlich dazu sind die sechs Hörspiele aber auch noch um einige Szenen ergänzt worden und liegen in einem „Directors Cut“ vor, was einige hübsche Schleifen und Details hinzufügt. Dem aufmerksamen Hörer werden sicherlich einige Unterschiede auffallen: Als Beispiel sei hier nur der Fall Paul Temple und der Fall Vandyke benannt: Es gibt eine Szene, in der Paul und Steve in Paris ankommen und mit dem Taxi zum Geschäft mit den Handschuhen fahren. In der gekürzten Fassung fehlte bisher diese Taxi-Szene mit Unterhaltung, in der Original-Fassung ist sie vollständig dabei. Aber auch wer die Originale nicht kennt, ist mit dieser Box gut beraten, denn alle Fälle sind auf MP3-CDs vorhanden, was den Platzbedarf im heimischen Regal deutlich verringert.

Einen großen Teil seines Reizes beziehen die Krimis auch durch die Sprecher, die sich meist sehr engagiert und mit Können ihren Rollen widmen. Allen voran natürlich René Deltgen, der in allen hier vorhandenen Teilen die Rolle des Paul Temple übernimmt. Mit lockerem Ton, leichtem Witz und Scharfsinn bringt er die Figur auf den Punkt und setzt dabei die einzelnen Szenen sehr präzise um. Ihm zur Seite steht (meist) Annemarie Cordes als Steve, die mal herrlich trocken, mal herrlich hysterisch ist und immer sehr sympathisch ist – die Männer um die herum wickelt sie nicht umsonst schnell ein. Herbert Hennies spricht wiederum ihren treuen Diener Charlie, der hinter all der Steifheit seines Berufsstandes immer eine herrliche Schnodderichkeit andeutet und den Hörspielen so gekonnt eine weitere Ebene beifügt. Weitere Sprecher sind Kurt Lieck, Friedrich W. Bauschulte und Heinz Schimmelpfennig.

Den Hörspielen aus den Jahren 1953 bis 1962 haftet natürlich ein großer nostalgischer Charme an. Die Geräusche sind hörbar handgemacht und sehr genau auf die jeweilige Szene angepasst, die Musik fügt sich mit klassischen Instrumenten eingespielt stimmig in die Handlung ein und sorgt während der Szenenübergänge für Abwechslung. Die Tonqualität ist dabei immer etwas schwankend, manche Szenen wirken sehr klar, andere ein wenig dumpf und blechern. Dem Genuss dieser Hörspiele tut dies jedoch keinen Abbruch.

Das Titelbild der Box mit der Fotografie von Paul und Steve Temple gefällt mir sehr gut, die grünliche Einfärbung sorgt dabei noch für eine interessante Stimmung. Die MP3-CDs sind jeweils in einem eigenen, sehr ansehnlich gestalteten Digipack untergebracht, das nicht nur die üblichen Produktionsinformationen enthält, sondern auch viele weitere kleine Informationen und eine Trackübersicht. Sehr gut und wertig gelungen!

Fazit: Über 29 Stunden, somit mehr als zwei Stunden Paul Temple als in den bisherigern Versionen, gediegener Kriminalunterhaltung sind in dieser dicken Box enthalten, die mit ihren charmanten Charakteren und den verschlungenen Fällen überzeugen. Das Tempo ist recht niedrig und lenkt den Fokus auf die vielen Details, einige unheimliche oder spannende Szenen sorgen dabei dennoch für Abwechslung. Die sehr starken Fälle sind nicht nur um zusätzliche Szenen erweitert, sondern auch sehr liebevoll gestaltet worden.

VÖ: 18. April 2019
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742409539


Paul Temple und der Fall Vandyke



Erster Eindruck: Eine Babyentführung und ein cooler Ermittler

Die junge Witwe Mary Desmond hat nicht nur den Tod ihres viel zu früh verstorbenen Gatten zu verkraften, kurz danach wird auch noch ihr Baby entführt, und auch der sonst so zuverklässige Babysitter ist spurlos verschwunden. Als Autor und Hobbydetektiv Paul Temple von dem Fall erfährt, beginnt er sofort mit den Ermittlungen und stößt bald auf erste Ungereimtheiten, die er mit seiner charmanten Frau Steve aufklären will...

Paul Temple war eine der erfolgreichsten Serien aus den guten alten Zeiten der Straßenfegers, in denen sich die Zuhörer noch Woche für Woche vor dem Radio versammelten und den Geschichten um den Gentleman-Ermittler lauschten – heutzutage undenkbar! Und so ist auch die Machart eine ganz andere, die Erzählung ist deutlich langsamer als bei aktuellen Produktionen, aber zum Glück nicht langweiliger. Denn der Fall gestaltet sich schnell recht interessant, die Hintergründe der Entführung sind lange Zeit im Unklaren, auf viele Ereignisse kann sich der Hörer zunächst keinen Reim machen. Mit fortlaufender Handlung wird die Geschichte auch komplexer, aber durch die gelungene Erzählweise, bei der in Gesprächen zwischen Paul und Steve die wichtigsten Fakten zusammengefasst werden, verliert man kaum einmal den Faden. Das Finale ist spannend und aufregend, zumal sehr detailliert alle Ungereimtheiten ausgeräumt werden. Hinzu kommt, dass die Figuren äußerst charmant sind und der Handlung ihre eigene Note aufdrücken, neben den wunderbaren Gespann aus Paul, Steve und Diener Charlie sind auch die Nebenrollen recht prägnant umgesetzt. Ein sehr rundes und gut erzähltes Krimihörspiel, das mit über 280 Minuten Laufzeit gut unterhalten kann.

Rene Deltgen ist in dieser Produktion in der Hauptrolle des Paul Temple zu hören und verleiht dem Ermittler eine sehr coole, lässige Aura, bringt aber auch die spannenden Momente gut zur Geltung. Annemarie Cordes ist als Steve zu hören, die nicht immer die cleverste ist, aber sehr charmant und wirkt und mit viel Witz überzeugen kann. Gustav Knuth ist als Phillip Droste zu hören, auch er bringt seine eigene Note mit ein und spricht mit seiner markanten Stimme sehr eingängig. Weitere Sprecher sind Lilly Towska, Kurt Lieck und Magda Hennings.

Bei der Tonqualität ist natürlich das Alter der Produktion zu bedenken, das schließlich über 60 Jahre alt ist. So klingt das Hörspiel an einigen Stellen recht dumpf, zudem muss man die Lautstärkeregler schon en wenig höher drehen als gewohnt, aber alles ist gut verständlich und kommt ohne störendes Grundrauschen aus. Die akustische Begleitung ist sehr reduziert und beschränkt sich auf einige klassische Geräusche.

Das gesamte Hörspiel findet sich hier auf einer einzelnen Disc wieder – MP3-CD lautet hierfür die Lösung. Deswegen nimmt die Hülle auch deutlich weniger Platz im Regal weg, dabei ist die Hülle auch noch hübsch gestaltet: Ein stabiles Digipack, das sich mehrfach aufklappen lässt und neben den üblichen Produktionsinfos Kurzbiographien zu Autor und Sprechern erhält, dazu eine stimmungsvolle schwarz-weiße Fotographie und ein ansehnliches Cover im üblichen Silhouetten-Stil.

Fazit: Ein verzwickter Fall für Paul Temple, der mit seiner sorgfältigen Erzählweise eine undurchsichtige Geschichte parat hält, die die Spannung immer weiter aufbaut und mit charmanten Charakteren für eine passende Stimmung sorgt. Ein klassischer Krimi, der viel Nostalgie aufkommen lässt.

VÖ: 22.Juli 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-819-3


Paul Temple und der Fall Madison



Erster Eindruck: Eine Seefahrt, die ist tödlich...

Paul Temple und seine Frau Steve lernen auf einer Kreuzfahrt den Millionär Sam Portland kennen, nur um ihn kurz darauf tot im Swimmungpool des Dampfers aufzufinden. Natürlich wollen sie den Mord aufklären, doch dafür müssen sie erst einmal ein wenig Ordnung in die vielen kleinen Hinweise bringen – doch dann geschieht ein weiterer Mord...

Ob die Legende von leergefegten Straßenzügen wahr ist, in denen kaum ein Mensch draußen anzutreffen war, weil sich alle vor den Radios versammelt haben, ist von der heutigen Generation kaum noch zu beurteilen. Fakt ist jedoch, dass Paul Temple früher wie heute eine eine große Fangemeinde hat. Der Audio Verlag hat nun einige der Fälle auf MP3-CD veröffentlicht, sodass nun auch der Fall Madison wieder erhältlich ist. Für mich ist dies einer der stärksten Fälle der Serie, da er eine sehr komprimierte Stimmung aufweisen kann – die Begrenzung auf den Schauplatz des Kreuzfahrtschiffes tut der Handlung sehr gut. Doch auch die Handlung kann sehr überzeugen, denn durch einen stetigen Informationsfluss kommt keine Langeweile auf, alles fließt – wenn auch etwas langsamer als in modernen Krimis. Und auch wenn es nicht an allen Ecken und Enden knallt oder kracht, wird durch neue Todesfälle und einige geheimnisvolle Gestalten eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen. Dabei werden die vielen kleinen und großen Geheimnissen langsam gelüftet, nicht ohne für Nachschub an neuen Fragen zu sorgen, bis beim großen Finale alles sinnig aufgeklärt wird. Das macht richtig Spaß und ist spannend erzählt, zumal auch hier die Charaktere wieder sehr gut zur Geltung kommen.

Rene Deltgen ist hier als Paul Temple zu hören und läuft zu Hochform auf. Mit seiner sehr charmanten und oft leicht ironischen Sprechweise zeichnet er ein sehr genaues Bild des coolen Ermittlers und geht an den richtigen Stellen auch mal einen Schritt zurück, um seinen Kollegen den Vortritt zu lassen. Auch Ursula Langrock macht ihre Sache als Steve Temple sehr gut, sie kann Steves Ehefrau liebenswert und etwas dekadent darstellen und so einen ebenso interessanten wie ausdrucksstarken Charakter schaffen. Kurt Lieck ist als Sir Graham Forbes zu hören, auch er spricht sehr autehntisch und kann seine Rolle zur richtigen Aura verhelfen. Weitere Sprecher sind Erika Kressler, Peter Rene Körner und Heide Lorenz.

Zwar klingt das Hörspiel manchmal etwas dumpf, aber sonst recht blecherne Klang anderer Aufnahmen dieser Zeit ist glücklicherweise nicht vorhanden. Alle Dialoge präsentieren sich sehr gut verständlich, da keine nervigen Störgeräusche vorhanden sind. Die eingebauten Geräusche sorgen für etwas mehr Atmosphäre und lassen die Dialoge lebendiger wirken.

Die Silhouette eines behüteten Mannes, der seine Pistole mit ausgestrecktem Arm auf eine ebenso silhouettenhafte Dame richtet – fertig ist das ebenso schlichte wie gelungene Cover des Falles, was durch den grellroten Hintergrund besonders gut zur Geltung kommt. Das aufklappbare Digipack ist nicht nur übersichtlich gestaltet, sondern beinhaltet auch Infos zu Francis Durbridge sowie den beiden Hauptsprechern der Folge.

Fazit: Auch auf hoher See machen Paul Temple und Steve eine sehr gute Figur, der Fall ist mit vielen Winkelzügen und skurrilen Charakteren sehr unterhaltsam gelungen. Besonders das Finale kann dabei punkten, da es alle Fragen restlos und sinnvoll aufklärt – und die Spannung tatsächlich bis zum Schluss aufrecht gehalten werden kann.

VÖ: 22.Juli 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-817-9


Paul Temple und der Fall Jonathan



Erster Eindruck: Ein Zettel, eine seltsame Autorin und ein Ring

Das Ehepaar Ferguson erhält gleich nach einem Flug die schreckliche Botschaft, dass ihr Sohn ermordet worden ist, lediglich ein Zettel mit der Aufschrift „Viele Grüße, Jonathan“ ist als Spur hinterlassen worden. Doch noch ein anderes Ehepaar saß in dem Flieger und hat sich bestens mit den Fergusons unterhalten: Paul und Steve Temple, die ihren neuen Bekannten natürlich bei der Aufklärung des Falles beistehen...

Heutzutage würde die Paul Temple-Serie wohl in Staffeln veröffentlicht werden, denn jeder der in sich abgeschlossenen Fälle besteht aus einigen Folgen, die einen meist ziemlich merkwürdigen Mord aufklären. „Paul Temple und der Fall Jonathan“ wäre nach dieser Systematik die vierte Staffel, und wie andere Staffeln auch hat der Audio Verlag diese Produktion erstmals auf MP3-CD veröffentlicht. Schon das Intro mit der zugerichteten Leiche und den wenigen Hinweisen auf Tathergang und Hintergrund ist spannend geschildert, in der folgenden Zeit werden im typischen Stil der Figur langsam weitere Fakte aufgedeckt, Fragen geklärt, Verdächtige ausgeschlossen und neue Theorien präsentiert – was hier äußerst kurzweilig gelungen ist. Denn neben der spannenden und mit einigen Highlights gespickten Handlung geht es auch hier wieder humorig und charmant zu, denn das wunderbare Ermittlerpaar ergänzt sich hervorragend – er der lässige und clevere Detektiv, sie die reizende und charmante Begleitung, die sich die Zusammenhänge immer wieder von ihrem Gatten erklären lässt und so auch dem Hörer auf die Sprünge hilft.

Erreicht wird dies natürlich auch durch die hervorragenden Sprecher, die ihre Rollen zum Leben erwecken und mit viel Leidenschaft bei der Sache sind. Herbert Hennies ist beispielsweise als Temples Diener Charlie zu hören, seine markante Stimme passt sehr gut in das Ambiente der Serie, auch er sorgt immer wieder für erheiternde Momente. Kurt Lieck ist als Graham Forbes zu hören, auch er prägt die Serie mit seiner eingängigen Sprechweise und dem prägnanten Auftritten. Hans-Helmut Dickow ist als Richard Ferguson in dieser Folge dabei, auch er ist eine hervorragende Wahl und bringt den Charakter stimmig herüber. Weitere Sprecher sind Curt Faber, Lilly Towska und Jenny Thelen.

Das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1954, das Medium Hörspiel steckte noch in den Kinderschuhen, sodass an eine solch aufwändige Produktion wie heute noch nicht zu denken war. So ist kaum Musik im Einsatz, dafür gibt es zahlreiche glaubhafte und präzise eingebaute Geräusche, die den Szenen mehr Leben verleihen. Die Tonqualität geht hier völlig in Ordnung, auch wenn es manchmal etwas dumpf aus den Boxen kommt.

Verpackt ist die MP3-CD in einem hübschen Digipack, das etwas höher ist als eine gewöhnliche CD. Die knallgelbe Farbgebung mit den beiden Silhouetten ist ein gelungenes Titelbild, im Inneren gibt es aber neben den üblichen Informationen zur Produktion auch Kurzbiopraphien zu Autor und Sprechern, dazu eine stimmungsvolle schwarz-weiß Fotographie, die gut zur Serie passt.

Fazit: Paul Temple bietet auch hier einen wunderbaren Gentleman-Krimi, der recht langsam erzählt ist und sich allem Elementen sehr ausführich widmet, dabei aber immer sehr gute Unterhaltung bietet – nicht zuletzt, weil neben dem spannenden Fall auch sehr interessante Charaktere eingebaut sind.

VÖ: 22.Juli 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-818-6



Die Non-Paul-Temples



Erster Eindruck: Vier Geschichten vom Meister der klassischen Krimis

Ein reicher Schriftsteller, dessen Onkel spurlos verschwindet, sieht sich unversehens in einem ungelösten Mordfall wieder (Der Fall Greenfield)
Ein junges Schauspielerpaar hat es satt, immer die gleichen Rollen spielen zu müssen. Doch unversehens finden sie sich in einer nebligen Nacht mitten in einem echten Krimi wieder… (Nur über meine Leiche)
Der Schlagerkomponist Louis Bristol wird im Nachtclub seiner Exfrau Eve ermordet. Robert Bristol, sein Bruder, unterbricht seinen Urlaub, um in dem Fall zu ermitteln (La Boutique)
Hotelier Carl Houston sitzt in einem Flugzeug, das entführt wird. Nur mit knapper Not überlebt er, doch zurück in London kehrt keinesfalls Ruhe ein… (Tief in der Nacht)

Neben den sehr bekannten Krimis um den ermittelnden Schriftsteller Paul Temple hat Francis Durbridge noch eine ganze Reihe anderer Vorlagen für Hörspiele geschaffen, die ein wenig in dem Glanz der bekannten Figur verblassen. Ganz zu Unrecht, wie „Die Non-Paul-Temples“, einer Sammlung von vier Hörspielen auf 5 CDs. Bemerkenswert ist bei alles insbesondere die Kürze – statt mehrerer Stunden wie bei Paul Temple laufen diese Produktionen teilweise unter einer Stunde, was ganz andere Verläufe verlangt.
„Der Fall Greenfield“ läuft gerade einmal eine knappe Dreiviertelstunde und wirkt deswegen sehr kurzweilig und temporeich, wenn auch der Verlauf nicht immer ganz überraschend ist und sich oft an bekannten Krimischemata bedient. Dennoch mit seinen ausdrucksstarken Sprechern gute Unterhaltung für Zwischendurch.
„Nur über meine Leiche“ zieht – neben dem kriminalistischen Aspekt – seinen Reiz insbesondere durch die durchaus bissigen Seitenhiebe, die immer wieder verteilt werden. So tritt auch ein wenig Komik auf den Plan, der nicht immer nüchtern und trocken sein muss. Der Fall an sich ist gelungen, aber nicht sonderlich spektakulär, die Verknüpfungen von Realität und Fiktion ist aber ein tolles Element.
„La Boutique“ ist einem Paul Temple-Hörspiel am ähnlichsten und läuft auch mit 130 Minuten am längsten. Hier wird wieder nicht ganz so stringent erzählt, es werden Nebenschauplätze gelegt, falsche Fährten verfolgt und viele Verdächtige ausgemacht. Das ist sehr spannend aufbereitet und vermag zu gefallen, mausert sich schnell zum Highlight dieser Box.
„Tief in der Nacht“ ist dann völlig untypisch für Durbridge und hat fast schon Elemente eines Psycho-Thrillers, der Verlauf ist völlig anders. Nur langsam entwirrt sich hier die Geschichte und überrascht immer wieder mit Wendungen und neuen Erkenntnisse, hervorragende, vielschichtige Sprecher und ein grandioses Finale lassen auch dieses Hörspiel völlig überzeugen.
Eine interessante Zusammenstellung mit eher unbekannten Werken des Schriftstellers, die aber jeden Krimifan der alten Schule erfreuen dürften.

Die Sprecher sind hervorragend besetzt, jeder ist mit Engagement und Leidenschaft dabei. Jürgen Gosler und Marianne Mosa ergänzen sich als Ehepaar Nelson in „Nur über meine Leiche“ perfekt und treiben sich immer wieder gegenseitig zu guten Leistungen an, können mit Witz und Sinn für Dramatik überzeugen. Karl Michael Vogler kann Kriminalkommissar Robert Bristol standhaft und charismatisch erscheinen lassen und präsentiert eine breite Palette glaubwürdiger Emotionen. Friedhelm Ptok brilliert in „Tief in der Nacht“ mit starkem Ausdrucksvermögen und hält so immer das Interesse des Hörers hoch, baut Spannungen auf und setzt seine Figur sehr gut in Szene. Weitere Sprecher sind Friedrich Schönfelder, Ursula Dierichs und Peter Fricke.

Musik und Geräusche sind für heutige Verhältnisse nicht mehr auf dem aktuellen Stand, aber ebenso wie ein Film aus den 60ern aufgrund seiner interessanten Handlung auch heute noch überzeugen kann, sind auch diese Produktionen noch sehr hörenswert. Zugegeben, die Geräusche klingen manchmal schon etwas antiquarisch, können aber dennoch die Szenen gut ausleuchten und Stimmung erzeugen.

Die typische Coveridee des Audio Verlages für die Paul Temple-Hörspiele wurde auch hier aufgegriffen, sodass zwei Silhouetten zu sehen sind – ein Ermittler mit Hut und eine Femme Fatal. Nur der Hintergrund ist hier bunter und verbreitet mit seinen bunten Kreisen Sixties-Flair. Im beiliegenden Booklet sind zahlreiche zusätzliche Informationen zu finden, zum Beispiel über den Autor und einige der Sprecher.

Fazit: Vier Krimis von ganz unterschiedlicher Natur, zwei solide und gut erzählt, einer spannend und verschachtelt und einer ganz untypisch Durbridge – aber alle hörenswert.

VÖ: September 2008
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-89813-817-8


Die große Paul Temple Box - Jubiläumsedition



Erster Eindruck: Fünfmal klassische Krimiunterhaltung…

Paul Temple, eigentlich englischer Romanautor, und seine charmante Frau Steve haben ein eher ungewöhnliches Hobby: Sie klären als Detektive Morde, Entführungen und andere Missetaten auf. Oft auf die Spur gebracht vom Scotland Yard-Ermittler Sir Graham gehen sie den Hintergründen nach und erforschen das Umfeld der Tat – und geraten dabei oft ins Visier der Täter…

Neben anderen Radiostationen hat auch der WDR Krimis um den gewieften Hobbyermittler Paul Temple produziert. Der Audioverlag hat den Wünschen der Fans entsprochen, diese in einer Box zusammen zu veröffentlichen – nur der Fall Conrad ist hier leider nicht enthalten. Dafür sind die anderen Fälle wieder mit dem typischen Charme der Reihe ausgezeichnet und lassen die Fälle sehr kurzweilig werden. Vergleicht man die fünf Fälle miteinander, fällt bald ein immer recht ähnliches Schema auf, dem die Handlungen folgen und von dem nur in geringem Maße abgewichen wird. Langweile kommt aber nicht auf, da jeder Fall seine ganz eigene Note durch die verschiedenen Missetaten und Nebencharaktere bekommt, die immer ordentlich Würze mit in die Handlung bringen. Besonders gut gefallen hat mir „Der Fall Vandyke“, in der es um eine Babyentführung geht und Paul Temple und Steve immer mehr in Bedrängnis geraten – viele Actionszenen und sogar ein Todesfall sorgen hier für eine abwechslungsreiche und dynamische Geschichte. Eine sehr empfehlenswerte Box zu einem wirklich fairen Kurs, so viel beste Krimiunterhaltung im klassischen Stil bekommt man selten auf einen Haufen.

Die Sprecher sind hervorragend gewählt und bringen richtig Schwung mit. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Rene Deltgen, der in allen Umsetzungen den Paul Temple spricht. Er ist cool und gelassen, ohne gefühlskalt zu wirken. Im Gegenteil, mit seinem Charme und seine emotionalen Intelligenz wird er zu einem interessanten und eingängigen Charakter. Annemarie Cordes ist – außer in einem Hörspiel – an seiner Seite als Steve zu hören und macht ihre Sache genauso gut, spricht eingängig und mit Pfiff. Ebenfalls Stammgast in den Produktionen ist Kurt Lieck als Sir Graham Forbes, mit seiner markanten Art kann er den Scotland Yard-Ermittler gut umsetzen. Weitere Sprecher sind hier Herbert Hennies, Heinz Schimmelpfennig und Friedrich W. Bauschulte.

Die Musik ist hier nicht so opulent gestaltet wie in einigen der heutigen Produktionen, hat aber dafür viel nostalgischen Charme. Allerdings ist sie hier oft zu laut abgemischt, während die Sprecher zu leise klingen – die Szenenübergänge sind also einfach zu laut und passen nicht zum Rest des Hörspiels. Die Geräusche sind hier gut eingefügt und können die Szenen realistischer und vielfältiger erscheinen lassen.

Die 20 (!) CDs sind in einfachen Papierhüllen verpackt, das Design ist hierbei überall gleich und in freundlichem Orange gehalten. Dies ist auch die Grundfarbe der Box, die vorne ein typisches Cover zu Paul Temple zeigt und zwei Silhouetten vor dem schlichten Hintergrund zeigt. Im Booklet sind neben allen Sprechern und anderen Mitwirkenden noch kurzweilige Informationstexte .

Fazit: Fünf spannende und wirklich gelungene Fälle im klassischen Krimistil, die zwar immer recht ähnlich verlaufen, aber viel Abwechslung durch die unterschiedlichen Nebencharaktere bieten.

VÖ: März 2009
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-89813-836-9


Paul Temple und der Fall Conrad



Erster Eindruck: Die Spur des Cocktailstäbchens

Aus einem Mädcheninternat in Oberbayern verschwindet die Tochter eines bekannten Psychiaters. Paul Temple und seine Frau Steve machen sich auf, um den Fall aufzuklären und haben gleich mehrere Verdächtige im Visier. Doch so recht wollen sie nicht weiter kommen. Unerwartet taucht die junge Frau wieder in London auf, doch die schweigt beharrlich über die Umstände ihres Verschwindens…

Mit „Paul Temple und der Fall Conrad“ produzierte der WDR ein weiteres Hörspiel Hörspiel um den Hobbydetektiven und seine charmante Frau Steve – das war im Jahr 1961. Doch auch heute noch, über 50 Jahre später, kann dieser Krimi überzeugen und wirkt überraschend modern. Das mag an den flotten Dialogen und dem durchaus temporeichen Verlauf liegen, der dieses Hörspiel zu einer so gelungen erzählten Geschichte werden lässt. Besonders gut gefällt mir hier, dass der Täter so lange im Dunkeln bleibt und wirklich erst ganz am Ende offenbart wird, ohne dass dies an den Haaren herbei gezogen wirkt. Der Verlauf kommt der natürlich daher, die verschiedenen Verdächtigen bringen Würze mit hinein und sind zu interessanten Nebencharakteren geworden. Und auch Paul und Steve können hier wieder glänzen, treten als gutes Team auf und bringen ihre starken Persönlichkeiten mit ein. Und so merkt man kaum, wie die immerhin stolzen 310 Minuten vergehen – hier kommt keine langweilige Minute auf. Ein wirklich hervorragender Krimi, der diesen Namen auch noch verdient hat und mit einem spannenden Verlauf und einer gelungenen Auflösung überzeugen kann.

René Deltgen ist hier als Paul Temple zu hören, er prägte die Figur mit seiner markanten, spontanen und glaubwürdigen Sprechweise und dem galanten Ausdruck, mit Nachdruck kann er im Gedächtnis bleiben. Seine Frau Steve wird von Annemarie Cordes gesprochen, die charmant, pfiffig und durchsetzungsfähig wirkt und somit eine wunderbare Ergänzung zu Deltgen ist, besonders zusammen funktionieren die beiden prächtig. Herbert Hennies spricht ihren Butler Charlie und kann den reservierten Charakter gekonnt darstellen. In weiteren Rollen sind unter anderem Karl Maria Schley, Kurt Lieck und Wolfgang Eichberger zu hören.

Einen herrlich nostalgischen Anstrich bekommt das Hörspiel durch die eher sporadische akustische Umsetzung, die den Fokus auf die Dialoge und die wunderbaren Sprecher legt. Musik ist hier kaum zu hören, und auch Geräusche sind nur eher wenige eingesetzt. Diese sind insbesondere in den actionlastigen Szenen zu hören und verleihen hier mehr Tempo, sind aber sonst eher hintergründig.

Ein kräftiges Violett ist die Grundfarbe der Gestaltung und zieht sich durch sämtliche Elemente. Auf dem Cover der schicken Box sind zwei Silhouetten zu sehen, der eines Mannes ab Schulterhöhe und eine Frau mit Pistole. Vergrößerte Ausschnitte hieraus zieren die einzelnen Papphüllen für die CDs, dem beiliegenden Booklet sind einige interessante Zusatzinformationen zu entnehmen.

Fazit: Ein sehr spannender und interessanter Fall für Paul Temple, sehr abwechslungsreich und mit einer sehr gelungenen Auflösung – eine klar Empfehlung für Fans von Krimis im alten Stil.

VÖ: September 2006
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3329-6


Paul Temple – Jubiläums-Kult Edition (mp3 Version)



Erster Eindruck: Fünfmal Krimi-Kult-Klassiker

Immer wieder rutscht der Autor Paul Temple in Kriminalfälle, die er mit der Hilfe seiner charmanten Frau Steve zu lösen gedenkt. Ein Unfall in der Filmindustrie, eine vergiftete Schauspielerin, die den Auftakt zu einer Mordserie bildet, ein Cricket-Schläger als einziger Hinweis auf zwei vermisste Kinder, ein anscheinend Unschuldiger, der jedoch einen Mord gesteht oder ein Toter auf einer Bootsreise sind stets nur der Anfang eines spannenden Falles…

Paul Temple ist Kult! Die Radiohörspiele aus den 50er und 60er Jahren haben auch heute noch viele Fans und sind für Krimi-Fans quasi ein Muss. Der Hörverlag hat nun fünf seiner Fälle als Sonderedition im MP3-Format auf den Markt gebracht, die für Einsteiger in die Serie natürlich bestens geeignet sind. Am Anfang jeden Falles steht ein Reizpunkt, ein interessanter Aspekt, der nicht nur Paul Temple auf ein Verbrechen aufmerksam macht, sondern auch den Hörer ziemlich neugierig. Der Verlauf der Handlung ist dann eher ruhig, was auch die lange Laufzeit der einzelnen Geschichten erklärt, konzentriert sich aber stetig auf das Vorankommen des Falles, sodass der Hörer trotzdem an das Geschehen gebunden und das Interesse hoch bleibt. Nebenher werden noch Begebenheiten aus dem Privatleben des Protagonisten eingebracht, die immer durch den jeweiligen Fall beeinflusst sind, dies bringt zusätzliche Würze mit ein und fügt sich organisch ein. Eine große Stärke sind die Charaktere, insbesondere Paul und Steve, die zusammen ein gutes Team abgeben und das Geschehen so sehr lebendig wirken lassen. Das Highlight dieser Box ist für mich „und der Fall Genf“ wegen der interessanten Kulisse und dem sehr gelungenen Aufbau, aber auch die anderen vier Fälle sind sehr hörenswert und lassen die Herzen von Krimifans höher schlagen. Eine sehr hörenswerte Box zu einem guten Preis, weswegen hier eine klare Empfehlung ausgesprochen werden kann.

In vier der fünf Fälle ist Rene Deltgen als Paul Temple zu hören, seine tiefe Stimme ist sehr charismatisch und passt sich sehr variabel an die jeweilige Situation an, in temporeicheren und dramatischen Passagen kann er ebenso überzeugen wie in den ruhigeren Szenen. Auf immerhin vier verschiedene Sprecherinnen hat es die Rolle der resoluten Steve gebracht, doppelt zu hören ist nur Annemarie Cordes. Am besten als Steve hat mir jedoch Elisabeth Scherer, die eine herrliche Mischung aus Leidenschaft und Coolness schafft und so den Hörer zu fesseln vermag. Peter Rene Körner ist im Fall Gilbert in einer zwielichtigen Nebenrolle zu hören, seine eingängige Sprechweise mit dem dunklen Unterton passt sehr gut in das spannende Ambiente. Weitere Rollen bekleiden Kurt Lieck, Marianne Kehlau und Franz-Josef Steffens.

Trotz der ganz unterschiedlichen Produktionsjahre der fünf hier präsentierten Fälle ist hier eine recht einheitliche Gestaltung der akustischen Untermalung festzustellen. Die musikalischen Arrangements sind mit klassischen Instrumenten eingespielt und wirken sehr melodiös, einen Hauch dramatisch und passen sich immer sehr genau der jeweiligen Situation an. Die Geräusche sind meist punktgenau eingefügt und verleihen den Szenen mehr Tiefe, sind vielfältig und treffend.

Überraschend aufwändig für eine derartige Box ist die Gestaltung, die sich wirklich sehen lassen kann. In einem hübschen Pappschuber mit einem gelungenen Titelbild, das einen Mann in dunkler Nach samt Taschenlampe und einem hübschen Schriftzug zeigt, befindet sich noch eine aufklappbare Papphülle, in dem die drei CDs untergebracht sind. Diese haben eine ansprechende Schallplattenoptik und unterstützen so den Nostalgiefaktor der Serie. Ein dickes Booklet mit vielen zusätzlichen Informationen und zahlreichen Texten, abgerundet durch einige Fotos, setzt den äußerst positiven Eindruck fort.

Fazit: Fünf spannende Kriminalfälle, aufgeklärt durch ein unkonventionelles und interessantes Duo, langsam und sicher im Aufbau, spannend erzählt und jede Minute wert.

VÖ: 17.September 2012
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-904-1


Paul Temple und der Fall Alex



Erster Eindruck: Jagd nach einem Serienmörder

Eine junge Schauspielerin wird vergiftet aufgefunden, ein einziges Wort wurde auf das Fenster geschrieben: ALEX. Bei seinen Recherchen über den Fall stößt Paul Temple auf immer mehr Morde, bei denen das selbe Wort zu finden war. Doch wer oder was ist dieser Alex? Bei der Suche nach der Antwort bringt Paul Temple sich und seine Frau Steve in Lebensgefahr...

Über 40 Jahre haben die Hörspiele über Paul Temple schon hinter sich, im Jahr 1968 wurde "Paul Temple und der Fall Alex" vom WDR produziert. Da sie auch heute noch Kultstatus genießen, hat der Hörverlag nun erneut Neuauflagen der Klassiker veröffentlicht. Und wie man hört hat man auch damals schon viel von der Hörspielkunst verstanden. Über die Laufzeit von über drei Stunden breitet sich ein spannender und vielseitiger Fall aus, der keinen Krimifan kalt lassen dürfte. Recht klassisch aufgebaut tauchen immer neue Hinweise auf, geht Temple falschen Fährten nach. Auch der Zufall spielt schon einmal eine Rolle, aber letztendlich ist es die Kombinationsgabe der Hauptrolle, die den Fall sinnig und spannend auflöst. Zugegeben - wäre der Fall heutzutage umgesetzt werden, würde er ganz anders klingen. Das teilweise etwas Weitschweifige würde gekürzt werden, mehr Action würde integriert. Mir persönlich gefällt dieser eher langsame Erzählverkauf aber sehr gut, er lässt Zeit, die Ereignisse Revue passieren zu lassen und wirkt nicht so gehetzt wie einige andere Krimiproduktionen. Wer sich die Zeit nimmt, das Hörspiel zu hören, wird mit einem spannenden Kriminalfall belohnt, der mit einer interessanten Geschichte zu überzeugen weiß.

Paul Klinger spricht den Paul Temple und kann eine sehr intensive Darstellung seines Charakters vollbringen: Galant, scharfsinnig und gerechtigkeitsliebend. Margot Leonard ist als seine Frau Steve zu hören, ihre interessante und betonungsreiche Stimme zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. In einer Nebenrolle ist Marianne Kehlau als Mrs. Trevelyan zu hören, auch sie überzeugt mit ihrer angenehmen Stimme und klangvoller Betonung. Weitere Sprecher sind Gerd Baltus, Ernst H. Hilbich und Kurt Lieck.

Die Musik ist eigens für diese Produktion entstanden und stammt aus der Feder von Hans Jönsson. Er schafft es, die sich steigernde Dramatik in seine Melodien einfließen zu lassen und somit eine Zunahme der Spannung zu erreichen. Die Geräusche klingen manchmal etwas dumpf, erfüllen aber durchaus ihren Zweck.

Die Aufmachung der dicken 3 CD-Box ist recht schlicht. Das schwarz-weiße Titelfoto zeigt einen fahrenden Zug samt Dampflokomotive, somit wirkt der gelbe Schriftzug und die geschwungene pinke Linie recht auffällig und lockern das Cover somit auf. Das kleine Booklet enthält neben den üblichen Angaben noch einen Infotext über Autor Francis Durbridge.

Fazit: Gediegene und spannende Kriminalunterhaltung mit angenehm niedrigem Tempo und gutem Aufbau.

VÖ: 18.Juni 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-617-0

 


Paul Temple und der Fall Genf



Erster Eindruck: Hinter den Kulissen...

Der detektivisch veranlagte Schriftsteller Paul Temple schlittert unversehens mitten in einen neuen Fall, als Margaret Milbourne nicht glauben will, dass ihr Mann bei einem Unfall verstorben ist, sie vermutet ein Verbrechen. Temple findet sich mitten in der Filmindustrie wieder...

Kult-Ermittler Paul Temple hat neben vielen bodenständigen Fällen beim Fall "Genf" im High-Society -Filmgeschäft der 60er Jahre zu ermitteln - eine erfrischende Abwechslung. Verschiedene, exklusive Schauplätze, divenhafte Schauspielerinnen und natürlich viele diffus Gestalten geben dem Fall eine interessante Note, wobei die Grundstimmung natürlich ganz in der Tradition von Paul Temple bleibt. Und das bedeutet nichts anderen als intelligente und stilvolle Ermittlerarbeit mit langen Dialogen und britischem Flair. Trotzdem sind gerade die gesetzten Akzente das, was diesen Fall besonders gut und spannend macht. Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich mit "nur" 209 Minuten Laufzeit ein im Verhältnis zu den anderen Fällen gesehen kurzen Fall handelt. Scheinbar hat man sich hier auf das Wesentliche konzentriert und ablenkende Elemente größtenteils weggelassen. So entsteht eine ideale Mischung aus dem spannenden Kriminalfall mit einigen Winkelzügen und ein wenig aus Paul Temples Privatleben in toller Atmosphäre.

René Deltgens dunkle, tiefe Stimme wirkt auch hier wieder wunderbar, wenn er die Hauptrolle mit viel Nachdruck vertont. Seine Passagen sind eigentlich immer genau auf den Punkt gebracht. Hörspiel-Urgestein Franz-Josef Steffens ist als Ben Robert zu hören, seine unverkennbare Stimme passt auch zu dieser Rolle sehr gut. Als Dolly Brazer ist die wunderbare Elke Twiesselmann zu hören, die aus der Masse der Sprecher hervorzustechen weiß. Auch Lola Müthel, Günther Ungeheuer und Annelie Jansen sind zu hören.

An der musikalischen Umsetzung hat sich bei diesem recht späten Werk der Paul Temple-Reihe nicht viel verändert. Und das ist auch gut so, denn es bedeutet stilsichere, beinahe schon elegante Begleitung der Geschichte, sodass die Stimmung gut herausgearbeitet wird, und das völlig ohne belanglosen Schnickschnack.

Das Titelfoto zu dieser Folge zeigt ein Autorennen, was meiner Ansicht nach zwar passend, aber wenig auffällig ist. Gut, dass sich dann die geschwungene Linie sowie der grün eingefärbte Schriftzug vom Rest deutlich abheben. Die restliche Aufmachung ist ebenfalls sehr schlicht, der Infotext über den Autor der Serie ist aber auch hier zu finden.

Fazit: Etwas knackiger als die anderen Fälle, zudem noch in schönen Ambiente - einer der besten Folgen der Temple-Reihe.

VÖ: 18.Juni 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-619-4


Paul Temple und der Fall Lawrence



Erster Eindruck: Die Zeit rennt...

Autor und Hobbydetektiv Paul Temple muss in kurzer Zeit sein neues Buch fertig stellen, doch auf der eigentlich ruhigen Bootsreise gerät er mitten in einen neuen Fall. Bob Gardner wird nicht nur angeschossen, sondern kurze Zeit später ermordet. Kann Temple den Fall aufklären, der ihn mitten in ein gefährliches Spiel treibt?

Francis Durbridge galt in den 50er und 60er Jahren als DER Autor für Kriminalgeschichten, viele Umsetzungen als Film oder Hörspiel wurden zu großen Erfolgen. So auch seine bekannteste Reihe um den Hobbydetektiv Paul Temple, die momentan vom Hörverlag neu veröffentlicht wird. "Paul Temple und der Fall Lawrence" ist dabei ein typischer Fall für die Reihe und mit knappen 300 Minuten - also fast 5 Stunden - auch einer der längsten. Große Action wie in den meisten neueren Produktionen sucht man hier vergeblich, die Geschichte ist auf die Essenz reduziert - de spannende Aufklärung des Mordfalles. Deswegen stehen auch recht lange Dialoge im Mittelpunkt, die Stück für Stück neue Tatsachen hinzufügen und so langsam ein ganzes Bild entstehen lassen oder zu mindestens einen möglichen Täter ausschließen. Immer weiter steigert sich die Spannung, resultierend aus dem immer umfassenderen Nachforschungen und der sich steigernden brenzligen Situation für Temple. Dass auch sein Privatleben in Form seiner Frau Steve Platz in der Geschichte hat, macht die Sache noch runder und interessanter. Fünf Stunden gute Kriminalunterhaltung mit Stil und nostalgischem Charme.

Auch hier ist wieder René Deltgen als Paul Temple zu hören, die meisten Fälle hat er in der Hauptrolle bestritten. Mit seiner festen, ausdrucksstarken Stimme schafft er nicht nur eine gelungene Darstellung seines Charakters, sondern fesselt auch den Hörer an das Geschehen. Kurt Lieck ist als Sir Graham Forbes zu hören und kann ebenso sehr überzeugen. Ingeborg Schlegel spricht hier die Mary Gardner und liefert eine bezaubernde Darstellung ab. Weitere Sprecher sind Heinz Schimmelpfennig, Hans Fuchs und Willi Zickel.

Sicherlich klingen heutzutage Musikproduktionen für Hörspiele ganz anders - und gerade deshalb ist die Abwechslung, die Paul Temple bietet, so willkommen. Melodische Arrangements unterstützen den Spannungsaufbau und geben dem Hörer Raum, selbst Überlegungen über den Täter anzustellen. Ein Stil, der mir sehr zusagt.

Ein schwarz-weiß Foto, dazu Absetzungen in Rot und Grün - das Coverkonzept der Neuauflage geht auch hier vollkommen auf und lässt ein ansprechendes Cover entstehen. Das Foto auf der Rückseite beweist, das die Sprecher noch zusammen vor dem Mikrofon saßen und nicht nachträglich zusammengeschnitten wurden.

Fazit: Die sich immer weiter steigende Spannung macht "Paul Temple und der Fall Lawrence" zu einer echten Perle für Krimifreunde.

VÖ: 18.Juni 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-621-7


Paul Temple und der Fall Gilbert



Erster Eindruck: Beweis der Unschuld

Paul Temple ist davon überzeugt, dass der zum Tode verurteilte Howard Gilbert unschuldig ist. Das Kuriose dabei ist, dass selbst der junge Mann den Mord an seiner Verlobten gesteht. Nur eine Woche hat Temple Zeit, das Gegenteil zu beweisen. Dabei wollten er und seine Frau Steve doch eigentlich in den Urlaub fahren...

Ein Hörspiel, das 1956 produziert wurde, heute neu aufgelegt - Das spricht eindeutig für den Kultstatus, den die Krimireihe "Paul Temple" auch heute noch genießt. Zu Recht, wie auch "der Fall Gilbert" beweist, denn es hat nichts von seiner Wirkung und seinen Überraschungsmomenten eingebüßt. Der Fall weist einige kreative Einfälle auf, die ungewöhnlich gut miteinander harmonieren und die Geschichte interessant und kurzweilig halten. Allerdings ist das Tempo recht gering, die Dialoge sind lang, vieles wird bis ins kleinste Detail besprochen. Auch wirken manche Geprächsverläufe etwas hölzern und nicht wirklich flüssig, was aber auch an der Veränderung der Sprache innerhalb der letzten fünfzig Jahre liegen mag. Trotz dieser Auffälligkeiten ist dieses Hörspiel für Fans von Kriminalromanen empfehlenswert, denn der Storyaufbau über mehr als 4 1/2 Stunden ist mehr als geglückt. Immer wieder neue Wendungen, interessante Charaktere und die genaue Ermittlerarbeit sind spannend zu hören und unterhalten über die gesamte Laufzeit. Sogar einige wenige Actionsezenen haben ihren Platz gefunden, diese sorgen für zusätzliche Spannung. Ein gelungenes Hörspiel.

René Deltgen spricht wie in den meisten Umsetzungen den Paul Temple und kann mit präziser Aussprache, Charme und Sicherheit überzeugen. Seine Frau Steve, gesprochen von Annemarie Cordes, wirkt sehr glaubwürdig und wird in jeder Situation nachvollziehbar dargestellt. Peter René Körner ist als zwielichtiger Peter Galino zu hören und kann mit seiner einzigartigen Darstellungsweise begeistern. Weitere Sprecher sind Lilly Towska, Ernst Ginsberg und Wener Lieven.

Obwohl diese Produktion nun schon älter als 50 Jahre ist, kann die akkustische Gestaltung der Geschichte immer noch überzeugen. Vielleicht liegt es an dem Hauch von Nostalgie, den die schönen Melodien und Arrangements verströmen. Auch die Geräusche sind gut eingefügt und begleiten die Handlung sinnvoll.

Die Covergestaltung dieser Neuauflage der Fälle von Paul Temple folgt immer dem gleichen Schema: Ein Foto in Schwarz-Weiß, dazu ein farbiger Schriftzug als Blickfang. Die Aufmachung ist insgesamt sehr schlicht, bietet als kleines Extra aber ein Foto von den beiden Hauptsprechern sowie einen kleinen Infotext zu Autor Francis Durbridge.

Fazit: Einfallsreich, detailliert geschildert und mit viel Charme ausgestattet kann auch der Fall Gilbert überzeugen.

VÖ: 18.Juni 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-620-0


Paul Temple und der Fall Curzon



Erster Eindruck: Suche nach der Bedeutung

"Curzon" steht auf dem signierten Cricket-Schläger, den man im Zimmer zweier vermissten Kinder. Lange Zeit ist dies der einzige Anhaltspunkt für den Detektiv Paul Temple, der sich des Falles angenommen hat. Wer oder was ist Curzon, zumal der Name immer wieder fällt...

Im Jahre 1951 nahm sich der WDR einer in England äußerst beliebten Kriminalreihe an und vertonte den Fall "Curzon". Keiner konnte ahnen, welch erfolgreiche Produktion dies werden würde, sodass in den folgenden Jahre noch viele Hörspiele um "Paul Temple" entstehen würden. Begründet war dies sicherlich in dem Charme, den die Serie wie auch dieser Fall versprühen: Nobel britisch, sehr stilvoll, manchmal mit einem kleinen Augenzwinkern. Schnell fühlt man sich wohl in der gelungenen Atmosphäre, die den Fall und die Sprecher deutlich in den Vordergrund rückt. Die Ermittlungen finden primär über Dialoge statt, die immer mehr von dem Gesamtbild offenbaren, aber durchaus auch mal etwas weitschweifend sein können. Jedoch führt gerade diese Ausführlichkeit zu einem umfassenden Bild, das man sich über den Fall machen kann. Und dieser ist nicht nur sehr gut durchdacht und bietet einige Überraschungen und Wendungen, sondern ist auch sehr spannend geworden. Allerdings muss man sich fast 5 Stunden Zeit nehmen, denn so lange dauert diese Geschichte. Doch wer dies tut wird mit einem nostalgisch anmutenden Kriminalfall belohnt, der den Auftakt zu einer gelungenen Reihe darstellt.

In fast allen Folgen, bis auf der letzten, ist René Deltgen als Paul Temple zu hören. Mit seiner ruhigen Art und seiner angenehm tiefen Stimme schafft er nicht nur eine gute Grundstimmung, sondern kann auch seinen Charakter hervorragend ausarbeiten. Seine Frau Steve wird hier von Elisabeth Scherer gesprochen, die mit viel Leidenschaft bei der Sache ist und trotzdem einen sehr coolen Eindruck hinterlässt. Herbert Hennies spricht den Butler Charlie und und wirkt dabei wunderbar klischeehaft versteift. Weitere Sprecher sind unter anderem Hermann Pfeiffer, Curt Faber und Sigrun Höhler.

Ein ganzes Orchester unter der Leitung von Hans Jönsson hat die Musik für den Fall Curzon eingespielt, und das äußerst sich in Volumenösen Klangspielen, die die Dramatik zu steigern und den Fall einzuwickeln wissen. Die Geräusche klingen noch dazu recht glaubwürdig, sodass eine gute akkustische Inszenierung gelungen ist,

Die Neuauflage der Klassiker hält sich an ein einheitlichen Coverkonzept: Ein schwarz weißes Foto, zur Auftaktfolge sehr stimmungsvoll gehalten, dazu farbige Absetzungen, beispielsweise beim Schriftzug, was den nostalgischen Effekt aufzupeppen weiß. Die restliche Gestaltung ist schlicht, aber ansehnlich.

Fazit: Viel britisches Flair, ein interessanter Ermittler und ein spannender Fall - kein Wunder, dass aus Paul Temple Kult wurde.

VÖ: 18.Juni 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-618-7

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