Scripta Obscuritatis - 1. Der Pilwiz



Erster Eindruck: Schauerhaftes aus Gladbach

Im mittelalterlichen Gladbach lebt der Grafensohn Heinrich in einem Benedektiner-Kloster. Als seine Freundin Katharina ihm von einem furchtbaren Korndämonen erzählt, der die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt, ist er einer der wenigen, der ihr Glauben schenkt. Zusammen mit Bruder Cornelius versucht er, der Sache auf den Grund zu kommen, sie geraten in ein tödliches Intrigenspiel...

Schon seit 2006 existiert das kleine Label HaRoVerlag von Harald Roebers, konnte bisher aber in Hörspielkreisen nicht wirklich auffallen. Wenn man nach der Qualität des neuesten Werkes ausgeht, müsste sich dies eigentlich schnell ändern. Denn "Der Pilwiz" aus der neuen Reihe "Scripta Obscuritatis" entführt uns in die dunkle Welt des Mittelalters und erzählt die Geschichte eines grausamen Dämons, der die Besucher eines kleinen Dorfes heimsucht. Vorausgeschickt sei das Konzept der Serie: Geschichtlich recherchierte Daten und Mythen bilden den Hintergrund und haben so engen Bezug zu Gladbach und seiner Umgebung - natürlich ist das Hörspiel auch für Ortsfremde ziemlich interessant. Die Geschichte ist eine Mischung aus Fantasy-, Grusel- und Kriminalelementen, die zu einer rasanten Mischung zusamengefügt werden. Das Auftauchen des Pliwiz' ist der schaurige Auftakt, auch danach ist sein Erscheinen immer wieder Grund genug, sich dem Schrecken dieser Figur hinzugeben. Der Kern der Erzählung sind aber die Ermittlungen von Graf Heinrich und seinem Freund Bruder Cornelius, ein ungleiches Gespann, das gerade aus seinen Gegensätzen seinen Erfolg zieht. Ihre Nachforschungen sind nachvollziehbar, spannend und unterhaltsam, sehr schnell vergehen die 90 Minuten Laufzeit. Absolut überzeugt hat mich dann das Ende, das dunkle Geheimnisse aufdeckt und in seiner Tragweite für die Personen schockieren kann. Schön, dass auch noch so kreative, ernste und sinnige neue Hörspielproduktionen erscheinen, ich zumindest wünsche der neuen Serie viel Erfolg, verdient hätte sie es nach diesem tollen Auftakt allemal.

Kleiner Knackpunkt an der Produktion sind die Sprecher, die nicht alle durchgehend glaubhaft und organisch wirken, teilweise dafür eher hölzern und "abgelesen". Ganz wunderbar ist allerdings Bert Stevens als Chronist, der mit seinen unheilvollen Ankündigungen und düsteren Texten für viel stimmungsvollen Grusel sorgt. Peter Reibel spricht den Graf Heinrich, in seiner Ernsthaftigkeit und seinem Eifer kann er die Figur sehr genau erfassen. Auch Stephan Lenzen kann als Bruder Cornelius vollkommen überzeugen, indem er sehr betont spricht. Weiterhin zu hören sind Anke Foltin, Astrid Weyers und Günther Dicks.

Die akkustische Umsetzung des Hörspiels muss sich vor einigen größeren Labels nicht verstecken und bietet eine unheilvolle Atmosphäre, die vom ersten Moment an auf den Hörer überspringt und ihn so schnell nicht mehr loslässt. Feinsinige Musik begleitet die Handlung ebenso wie lautere Sounds und passende Geräusche, sodass die düstere Welt lebendig wirkt.

Sehr beeindruckend ist die Covergestaltung. In gedeckten Tönen starrt uns die grauenhafte Fratze des Pilwiz' auf seinem Reittier an, die Sichel zum Schlag erhoben. Außergewöhnlich, auffällig und sehr wirkungsvoll. Das Innere beinhaltet nicht nur eine Sprecherauflistung, die auch Beziehungen zwischen den Charakteren aufgreift, sondern auch geschichtliche Hintergründe und Informationen zur Legende des Pilwiz.

Fazit: Eine sehr gut erzählte Geschichte voller Grusel und Horror, eine wunderbare Umsetzung - die erste Folge der neuen Reihe ist sehr gelungen.

VÖ: 19. März 2010
Label: HaRoVerlag
Bestellnummer: 978-3-9811-4566-3

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