Das Böse in uns



Smoky Barret wird persönlich von einer einflussreichen Politikerfamilie für die Aufklärung eines Falles angefordert, denn Mutter Rosario erkennt einige Parallelen in Smokys Leben zu ihrem eigenen Schicksal. Denn ihre transsexuelle Tochter wurde ermordet, nur ein kleines Silberkreuz mit einer eingravierten Nummer weist auf einen möglichen Mörder hin. Doch auch in Smokys Team gibt es einige Geheimnisse, die den Erfolg ihrer Recherchen behindern…

Bereits die ersten beiden Teile der Romanserie um die toughe Ermittlerin Smoky Barret aus der Feder von Cody Mcfayden wurden von Lübbe Audio als Hörspiel umgesetzt. Auch „Das Böse in uns“ – Nummer drei der Romanserie – ist auf CD erschienen. Anders als seine Vorgänger sind hier jedoch alle vier CDs in einer Box erschienen. Die Wartezeit auf neue Folgen oder der Kauf mehrerer Artikel fällt also weg, sodass man die vierteilige Mini-Serie direkt am Stück hören kann. Wieder geht es um einen brutalen Serientäter, der eine ganze Reihe brutalster Morde begangen hat und von Smoky und ihrem Team gejagt wird. Auch hier wird dabei nicht an grausigen Details gespart, manche Beschreibungen sind sehr detailliert und bildlich beschrieben, sodass auch dieser Teil nichts für schwache Nerven ist. Das gilt auch für den psychischen Druck auf die Charaktere, die in unvorstellbar beängstigenden Situationen leben – beides packende Elemente, doch insgesamt fällt die Handlung hier etwas ab. Das liegt zum einen daran, dass Smokys Team lange Zeit im Dunkeln tappen, was die Identität des Mörders angeht und auch der Hörer kaum näher an den Fall heranzukommen scheint. Hier hätte man mehr Druck einbauen können, der Autor hat ja bewiesen, dass er das kann, der Fall hätte dies auch hergegeben. Mcfayden hat sich aber dazu entschieden, den Schwerpunkt zu verschieben und einige Charaktere weiterzuentwickeln – und ganz dem Titel des Romans folgend „Das Böse in uns“ allen zu entdecken. Das ist zwar interessant, teilweise schockierend und aufregend, nimmt aber zu viel Raum ein und vernachlässigt oft den eigentlichen Fall. Der Einstieg auf der ersten CD ist zudem sehr ruhig, sodass der Spannungspegel eher niedrig beginnt. Gut gefällt mit hingegen der religiöse Aspekt der Handlung, der mal mehr, mal weniger in den Vordergrund tritt, aber eben doch eine zentrale Rolle einnimmt. Und auch das Thema Transsexualität zu Beginn ist gekonnt eingebaut – überraschend einfühlsam für die Serie, realistisch und markant. Und auch andere Themen sind gut miteinander kombiniert, wirken gut gewählt und haben allesamt genügend Aufmerksamkeit bekommen, um auch für sich allein zu stehen. Die vierte CD der Box ist dann aber doch beeindruckend, spannend und führt die ausgelegten Fäden gekonnt zusammen, kann aber den etwas gebremsten Gesamteindruck von „Das Böse in uns“ nicht ganz negieren.

Natürlich ist als Smoky Barret wieder Katy Karrenbauer zu hören, die die Hauptfigur bereits in den ersten beiden Mini-Serien gesprochen hat. Ihre raue Stimme bildet die sehr gute Grundlage, ihre mal harte, mal gefühlvolle Sprechweise zeigt die verschiedenen Facetten der getriebenen Ermittlerin, wobei sie den Spannungsbogen der Handlung gekonnt aufgreift und die wichtigen Szenen sehr druckvoll umsetzt. Michael Bideller spricht den stellvertretenden Polizeidirektor Jones ebenfalls sehr gelungen und auf den Punkt gebracht, hält sich an den richtigen Stellen aber auch zurück und drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund. Auch Kerstin Draeger hat mir mal wieder sehr gut gefallen, die Rolle der Callie Thorne bekommt durch sie sehr viele glaubhafte Facetten und einen intensiven Ausdruck, wobei sie viele Momente schafft, die in Erinnerung bleiben. Weitere Sprecher sind Lisa Ohm, Charles Rettinghaus und Dietmar Wunder.

Die akustischen Elemente von „Das Böse in uns“ sind oft schlicht, aber sehr effektvoll im Einsatz. Gerade bei den genauen Beschreibungen reichen schon leise Geräusche im Hintergrund aus, um ohne große Effekthascherei eine grausige Szenerie zu erzeugen. Auch ansonsten sind die Geräusche gut auf die Handlung angepasst, ebenso wie die Musik stimmungsvoll und treffend eingebaut wurde. Die Stimmen wirken manchmal aber etwas zusammengestückelt, als aufmerksamer Hörer meint man festzustellen, dass die Sprecher getrennt voneinander aufgenommen wurden. Das ist aus organisatorischen Gründen natürlich völlig legitim – nur heraushören sollte man es nicht.

Auch wenn das Buchcover nicht einfach übernommen wurde, diente es jedoch offensichtlich als Inspiration für das Titelbild der Box: Die Silhouette eines Menschen wie hinter einer Schattenwand, die Arme erhoben – schlicht, aber effektvoll. Dieses Motiv wurde auch für die vier einzelnen CD-Hüllen übernommen, in deren Einlegern jeweils ein Teil der Mitwirkenden oder Werbung für andere Hörspiele zu sehen sind. Schade, dass dabei nicht alle Sprecher ihren Rollen zugeordnet wurden, sondern einige nur aufgelistet wurden.

Fazit: „Das Böse in uns“ ist zwar nicht ganz so packend und druckvoll wie die beiden Vorgängerserien von Cody Mcfayden, zumal der Fokus manchmal zu sehr auf der Entwicklung der bekannten Figuren und weniger auf dem Fall an sich liegt, der dann auch noch nur langsam ins Rollen kommt. Mir gefällt die Auswahl der unterschiedlichen Themen und deren geschickte Kombination sehr gut, zumal alle gekonnt ausgeführt wurden. Durchaus hörenswert, auch wenn der letzte Funke bei mir nicht überspringen wollte.

VÖ: 20. Dezember 2019
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 9783785759912

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