Charlie Chan – 3. Hinter dem Vorhang

Charlie Chan – 2. Der chinesische Papagei

Charlie Chan – 1. Das Haus ohne Schlüssel


Charlie Chan – 3. Hinter dem Vorhang



Erster Eindruck: Mörderische Dinnerparty

Sir Frederic Bruce, ein pensionierter Ermittler von Scotland Yard, ist eine faszinierende Persönlichkeit und berichtet der kleinen Dinnerparty von einem spannenden ungelösten Fall. Nur kurz darauf findet sich jedoch die Leichte des Mannes wieder, und nur einer der Anwesenden kann der Täter gewesen sein. Auch Charlie Chan ist unter den Gästen, und auch wenn daheim sein Nachwuchs wartet, lässt er sich nicht von den Ermittlungen abhalten...

Etwa ein halbes Jahr nach dem Erscheinen der ersten Folge der neuen Detektiv-Serie um „Charlie Chan“ von Allscore ist bereits die dritte Episode erschienen, weitere sind bereits angekündigt. So darf man sich auf eine sehr regelmäßige Veröffentlichung neuer Geschichten um den chinesisch-hawaiianischen freuen. Leider ist auch „Hinter dem Vorhang“ etwas holprig geraten, ich bin auch mit dieser Episode nicht richtig warm geworden. Dies liegt nicht an der Produktion, diese ist sauber, und auch das Drehbuch ist stärker als die erste Folge. Doch leider haben die Figuren dieser Serie nicht so recht meinen Nerv getroffen, insbesondere Hauptfigur Charlie Chan wirkt wieder ziemlich neutral und hat es nicht geschafft, mich auf seine Seite zu ziehen. Dabei ist die Handlung eigentlich ganz gut erzählt, mir gefällt das Setting mit dem begrenzten Kreis an Verdächtigen und den sehr klar strukturierten Ermittlungen. Das hat zwar an einigen Stellen Längen, hier hätten Szenen gestrafft werden können, ist aber insgesamt gut erzählt und punktet insbesondere mit der Auflösung. Diese bietet zwar keine ganz großen Überraschungen, aber viele gelungene Kniffe, wie die Handlung selbst auch einige Wendungen vorweisen kann. So bleibt ein solider Eindruck dieser Folge, leider ist bei mir der Funke aber nicht übergesprungen.

Bodo Wolf spricht hier den Barry Kirk mit der ihm eigenen Intensität, mit einer sehr gekonnten Akzentuierung liefert er lebendige Sprechweise. Sandra Steinbach ist als June Morrow zu hören, sie verleiht ihrer Rolle eine interessante Note und kann das Interesse des Zuhörers mit ihrer prägnanten Aussprache wecken. Mogens von Gadow ist in der Rolle des Sir Frederic Bruce zu hören und deswegen nicht allzu lang im Einsatz, kann in diesen Szenen aber für einen sehr gekonnten Eindruck der Figur sorgen. Weitere Sprecher sind Elga Schütz, Udo Schenk und Peter Goeger.

Die akustische Umsetzung ist solide gelungen, alles passt gut zusammen und zeichnet die Spannungskurve der Geschichte nach. Musik ist dabei eher zurückhaltend eingesetzt, bei der Geräuschkulisse hätte ich mir manchmal durchaus eine prägnantere Umsetzung gewünscht. Insgesamt ist aber alles sauber umgesetzt worden.

Ein kräftiges Grün ist dieses mal als Hintergrund gewählt worden, während das bereits bekannte Gesicht von Charlie Chan in einem kräftig orangefarbenen Kreis zu sehen ist, der sicherlich nicht nur zufällige Ähnlichkeiten mit Sprecher Helmut Krauss hat. Im Inneren des Booklet ist ein großes Foto von einigen Sprechern zu sehen, während die Mitwirkenden wegen der schwarzen Schrift auf dunklem Grund nicht allzu gut zu sehen ist.

Fazit: Charlie Chan liefert hier eine solide Folge ab, die wenn auch mit einigen Längen insgesamt gut erzählt wurde. Der Aufbau mit der ruhigen Erzählweise hat mir gut gefallen, weil immer wieder kleine Wendungen und eine geschickt erzählte Auflösung eingebracht sind. Leider werde ich auch hier mit den Charakteren nicht ganz warm, während das Setting ruhig noch etwas mehr betont werden könnte.

VÖ: 30. Juni 2017
Label: Allscore
Bestellnummer: 4015698009293


Charlie Chan – 2. Der chinesische Papagei



Erster Eindruck: Durch die Wüste

Charlie Chan, der chinesisch-hawaiianische Detektiv, hat einen sehr ungewöhnlichen Auftrag angenommen: Er soll eine wertvolle Perlenkette seinem neuen Besitzer überbringen. Das wird auch noch dadurch erschwert, dass sich immer merkwürdigere Zwischenfälle ereignen und Chan all seine Raffinesse einsetzen und zudem nebenbei auch noch einen Mord aufklären...

Charlie Chan geht in die zweite Runde, die bei Allscore gestartete neue Krimireihe dreht sich rund um eine früher recht bekannte Roman- und Filmfigur, die mittlerweile aber etwas in Vergessenheit geraten ist. Leider konnte mich die Titelfigur auch in „Der chinesische Papagei“ nicht wirklich überzeugen, für meinen Geschmack ist sie deutlich zu steif geraten und hat keinen Esprit, keine wirklich gut zu benennenden Eigenschaften mit Ausnahme seiner Ernsthaftigkeit und dem Zitieren von chinesischen Weisheiten. Die Geschichte ist hier jedoch etwas besser aufgebaut, da zu Anfang nicht mit zu vielen Einzelheiten aufgewartet wird, alles entwickelt sich organischer und verständlicher. Prickelnde Spannung oder Dynamik wird dabei zwar nicht erzeugt, aber die Handlung ist flüssig und größtenteils unterhaltsam geraten – nur einige langwierige Dialoge hätten dabei gestrafft werden können. Die Auflösung des Ganzen wirkt dann ein wenig konstruiert und aufgesetzt, ist aber zumindest trickreich und mit einem kleinen Kniff erzählt. Doch insgesamt ist auch hier eine nicht sonderlich starke Krimierzählung entstanden, die kaum Charme versprüht.

Natürlich ist Helmut Krauss auch in dieser Folge in der Rolle des Charlie Chan zu hören. Da diese Figur nur recht wenig Strahlkraft besitzt, kann Krauss seine herausragenden Fähigkeiten leider nicht ganz entfalten, sodass die Figur recht beliebig wirkt. Christian Brückner ist in der Rolle des Will Holley zu hören und macht seine Sache sehr solide, er setzt den Charakter seiner Figur glaubhaft um. Kaspar Eichel spricht den P.J. Madden mit der ihm eigenen Intensität und sorgt dabei für eine gelungene Sprechweise. Weitere Sprecher sind Luisa Wietzorek, Michael Pink und Gabriele Schramm.

Die Geschichte allein versprüht nicht allzu viel Charme, die akustische Umsetzung kann dies leider nicht ausgleichen. Auch hier gibt es einige Geräusche, die zwar passend und sehr sauber eingefügt sind, aber auch keine eingängige Atmosphäre der Handlungsschauplätze schaffen können. Musik gibt es auch, diese ist zurückhaltend und angenehm im Hintergrund im Einsatz.

Mit dieser zweiten Folge offenbart sich das gelungene Coverkonzept erst richtig, denn das Motiv selbst wurde nicht verändert, lediglich die Farbgebung des Rahmens und einiger Details wurde verändert. Das satte Gelb weckt eine fröhliche Stimmung und lässt durchaus Assoziationen zum Wüstensand dieser Folge zu. Im Inneren sind wieder alle Mitwirkenden übersichtlich angegeben.

Fazit: Wer die erste Folge der Serie nicht mochte, wird auch mit dieser nicht richtig warm werden. Denn es gibt viele Ähnlichkeiten, auch wenn die Handlung hier runder und passender erzählt wurde. Dabei schimmert zwar immer das Konstrukt durch, zudem sind auch einige langwierige Stellen zu erkennen. Insgesamt ist aber eine Steigerung zu erkennen.

VÖ: 24. März 2017
Label: Allscore
Bestellnummer: 4015698009286


Charlie Chan – 1. Das Haus ohne Schlüssel



Erster Eindruck: Der Detektiv ohne Charisma

Hawaii in den 20er Jahren: Auf der idyllischen Insel wird der Detektiv Charlie Chan, der zu jeder Lebenssituation einen weisen Spruch parat hat, vom Captain der örtlichen Polizei um Hilfe gebeten, um den Mord an Dan Winterslip aufzuklären. Doch das verzweigte Familiennetz macht es dem Ermittler nicht einfach, doch der Inhalt einer alten Seekiste bringt ihn schließlich auf die entscheidende Spur...

Allscore hat eine neue Serie am Start, und da Krimis mit klassischen Ermittlern gerade hoch im Kurs stehen, wurde der chinesisch-hawaiianische Detektiv „Charlie Chan“ ausgewählt, zu dessen Buchvorlagen auch zahlreiche Verfilmungen zwischen 1926 und 1949 entstanden sind. Trotz dieser Menge hat Charlie Chan heute nicht den Kultstatus einiger seiner Kollegen erreicht – woran zumindest diese erste Folge wohl auch nichts ändern wird. Denn trotz eines interessanten Ansatzes bleibt die Figur ziemlich blass, was einerseits an der zurückhaltenden Art liegt, andererseits an der absoluten Ernsthaftigkeit, mit der sie hier beschrieben wurde. Keine prägnanten Merkmale, keine lebendige Aura, nur ein paar dahergesagte Glückskeks-Sprüche. Aber das macht eben noch keine charismatische Hauptfigur aus, sondern ist eher ziemlich langweilig geraten. Da hilft nur noch zur Rettung des Hörspiels eine spannende und dynamische Geschichte, doch leider wird auch dies dem Hörer verwehrt. Schon die Introszene, in der sich zwei Mitglieder der Familie Winterslip unterhalten, ist sehr zäh geraten. Der Hörer wird hier mit Details über die Familienmitglieder, deren aktuellen Aufenthaltsort und die Beziehungen untereinander ziemlich überfordert. Dass man sich hiervon alles behalten kann, ohne auch nur die beiden sprechenden Personen geauer zu kennen, ist wohl schon ein Akt der Unmöglichkeit, und da man ja noch keinen blassen Schimmer hat, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird, hat man auch keinen Ansatzpunkt um unwichtige Details auszublenden – was eigentlich bereits die Aufgabe des Drehbuchautoren gewesen wäre. Im weiteren Verlauf wird dies auch nicht wesentlich besser gelöst. Zwar wird langsam alles etwas klarer, interessanter oder spannender wird es dadurch nicht. Deutlich zu lange Dialoge mit einer überbordenden Detailverliebtheit, gepaart mit uninspirierten Charakteren und zu vielen Verflechtungen – dieser Krimi hat mich leider nicht gepackt. Sicherlich, das liegt wohl vorrangig an der Vorlage, die heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Aber in der Ausgestaltung der Figuren, in der Verkürzung der Dialoge, in dem versprühten Flair hätte noch mehr investiert werden müssen, um ein unterhaltsames Hörspiel entstehen zu lassen.

Die Hauptrolle ist mit Helmt Krauss denkbar prominent besetzt worden, ein herausragender Sprecher, der mit der richtigen Vorlage eine Menge aus seinen Figuren herausholt. Nur leider hat er scheinbar auch keinen Ansatzpunkt gefunden, um einen pfiffigen, liebenswerten oder sonstwie nahbaren Charakter zu schaffen – ganz davon abgesehen, dass sein Redeanteil hier ziemlich knapp ist. Selbst die weisen Sprüche, die noch etwas Reiz in die Figur bringen könnten, sind ziemlich blass vorgetragen worden. Ilka Teichmüller hat mir als Minerva Winterslip da schon besser gefallen, sie setzt Charakter mit Energie um und wirkt durchgehend glaubwürdig. Auch Christian Rode ist als Captain Hallet eine gute Wahl, seine Stimme ist kraftvoll und markant wie eh und je, sodass er die Aufmerksamkeit schnell auf seiner Seite hat. Weitere Sprecher sind Nicolai Tegeler, Lutz Riedel und Dirk Hardegen.

Eingangs erwähnte ich Ort und Zeit der Handlung, auch auf dem Klappentext wird direkt darauf hingewiesen – wahrscheinlich, weil man es dem Hörspiel selbst kaum anmerkt. Zwar gibt es im Hintergrund immer wieder sanftes Wellenrauschen (was theoretisch auch von der Nordseeküste oder Südengland stammen könnte), das war es dann aber auch schon. Auch die Musik ist nicht an die Zeit angepasst, sondern plätschert angenehm im Hintergrund vor sich hin.

Der erste Blick auf das Cover lässt mich eher an einen Mafiaboss als an einen freundlichen chinesischen Ermittler auf Hawaii denken, er blickt ziemlich grimmig drein. Die comichafte Optik mit dem leuchtenden Orange passt zudem nicht so recht zur ernsten Stimmung des Hörspiels. Im Inneren des kleinen Booklets ist neben einem Ausblick auf die zwei weiteren geplanten Folgen auch ein Foto von Helmut Krauss bei den Aufnahmen zu sehen. Zudem deutet sich ein Sammelrücken auf den Seitenlaschen an.

Fazit: Die erste Folge dieser Serie hat mir leider nicht zugesagt. Die Charaktere bleiben ziemlich farblos und sorgen nicht dafür, dass man mitfiebert. Auch die Handlung regt nicht dazu an, zu viele Informationen in kurzer Zeit, aber auch zahlreiche in die Länge gezogenen Dialoge lassen die durchaus interessante Idee hinter der Geschichte schnell ins Leere laufen. Besonders die Hauptfigur kommt mal so gar nicht zur Geltung, ohne Charisma, ohne hervorstechende Eigenschaften zaubert er ab und an eine geniale Erkenntnis aus dem Hut, die teilweise nur schwer nachzuvollziehen sind. Da muss noch deutlich mehr kommen!

VÖ: 2. Dezember 2016
Label: Allscore
Bestellnummer: 4015698008319

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