Die Theogonie des Hesiod



Erster Eindruck: Der Stammbaum der griechischen Götter

Hesiod, ein einfacher Schäfer, trifft auf die Musen, die von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft wissen. Diese berichten ihm vom Geschlecht der Titanen und der Götter, von der Entstehung der Welt und von den verschiedenen Gestalten, die die Geschicke der Menschheit beeinflussen. Und nun berichtet Hesoid seinerseits von der griechischen Theogonie...

In Zusammenarbeit von SWR2 und NDR ist „Die Theogonie des Hesiod“ als Hörspiel vertont worden, eine der ältesten Ausführungen der griechischen Mythologie, die sehr genau recherchiert und durch weitere Quellen ergänzt wurde. Die Erzählweise ist dabei sehr nüchtern, statt auf eine Handlung wird dabei eher auf Momentaufnahmen und die verwandtschaftlichen Beziehungen gesetzt. So kommt es häufiger vor, dass die Namen der Nachfahren eines bestimmten Gottes aufgezählt werden, die weder näher beschrieben noch irgendwann noch einmal erwähnt werden. Das kommt insgesamt recht trocken herüber und ist nicht immer leicht zugänglich – aber genau das will es wohl auch gar nicht sein. Es richtet sich eher an Hörer, die schon einen Einblick in die griechische Mythologie bekommen haben, denn die Lebendigkeit der Charaktere oder die aufregenden Geschichten werden sehr verknappt dargestellt, deren Zusammenhänge aber durchaus klarer. Durch das sehr langsame Tempo mit den vielen Wiederholungen und Aufzählungen kommen diese gut zur Geltung, und einige Szenen können dann doch eine sehr eindringliche Wirkung entfalten.

Gerade einmal drei Sprecher bestreiten die fast zweistündige Produktion, sie wechseln sich dabei immer wieder ab, wiederholen die Worte des Vorgängers und führen sie weiter, geben teilweise nur einzelne Worte in diese Klangcollage. Auch sprechen die drei sowohl in der neutralen Erzählersicht als auch als einige ausgewählte Götter und verleihen ihren Stimmen dabei immer wieder neue Nuancen. Manfred Zapatka entfaltet dabei eine sehr intensive und undurchdringliche Aura, die den Hörer schnell in ihren Bann ziehen kann. Valery Tscheplanowa lässt ihre Stimme sehr variabel klingen, mal sanft und weich, mal sehr hart und unnachgiebig, mal voller Gefühl und mal neutral und kühl. Jens Harzer ergänzt die beiden sehr gut, sorgt mit seinem vielfältigen Klang für eine sehr eingängige Aussprache.

Die Musik ist völlig anders als in den meisten kommerziellen Hörspielen, wurde mit klassischen Instrumenten eingespielt und teilweise nur als Klangfetzen eingebaut, die einige Stellen gekonnt betonen. Doch auch harmonischere Klänge sind hier zu hören, wobei die Stimmung der jeweiligen Szenen und dem jeweiligen Charakter sehr gut angepasst sind. Auch die wenigen Momente der Stille verfehlen ihre Wirkung nicht.

Der Hörverlag hat eine sehr gelungene Aufmachung für die beiden CDs gewählt, deren Herzstück das fest eingeklebte Booklet mit zahlreichen zusätzlichen Informationen zur Entstehung des Hörspiels und weiteren Kommentaren ist. Doch auch das stabile Digipack mit den erdigen Tönen und dem ansprechenden Titelmotiv – einer stilisierten Darstellung eines Gottes in Schwarz – ist sehr gelungen und enthält eine Übersicht über die Kapitel.

Fazit: Bei dieser Produktion gewöhnliche Maßstäbe anzusetzen ist schwierig, denn es handelt sich eher um eine Klangcollage, um Bruchstücke einer großen Geschichte, um einen lebendigen Stammbaum. Das ist interessant aufbereitet und künstlerisch anspruchsvoll, aber eben auch anstrengend und durch die vielen Wiederholungen oft eher monoton.

VÖ: 27.April 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1624-1

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