Holmes & Watson Mysterys - 28. Die Riesenratte von Sumatra
Inspector Lestrades neuer Fall scheint einfach zu lösen zu sein. Es ist mehr als offensichtlich, dass der blinde Passagier Agung Lestari an Bord eines Frachters auf dem Weg nach London den Schiffskoch ermordet hat, um an Essen zu kommen. Doch als in London weitere Morde dieser Art geschehen, fragt Lestrade Sherlock Holmes um Hilfe…
Mit den „Holmes & Watson Mysteries“ setzt Hermann Media eigens geschriebene Fälle für den bekannten Meisterdetektiv um, die oft einen geheimnisvollen Anklang haben – so viel lässt der Titel der Serie ja schon vermuten. Der 28. Fall kommt dabei gänzlich ohne übernatürliche Elemente aus, verbreitet aber dennoch eine sehr dichte Atmosphäre. Dabei ist besonders der Start sehr gruselig geraten, die Szenen auf dem Schiff und die düstere, noch unbekannte Bedrohung funktionieren sehr gut. Später ist zwar dann bekannt, was hinter allem steckt (und der Folgentitel deutet dies ja auch schon an). Dennoch ist der Verlauf der Handlung gerade dadurch so kreativ und stellenweise überraschend, dass er eben nicht den klassischen Vorlagen und Ideen folgt. Wie sich Holmes und Watson der neuen Herausforderung stellen, ist sehr hörenswert – auch weil die Zusammenstellung und Interpretation der Figuren so gut funktioniert. Die Serie hat ihren eigenen Weg gefunden, die bekannte und geleibten Charaktere zum Strahlen zu bringen, was auch in dieser Episode wieder für zusätzlichen Reiz sorgt. Ein wenig mehr Spannung, Dramatik oder Tempo hätte die zweite Hälfte des Hörspiels zwar haben können, insgesamt hat sie mir dennoch sehr gut gefallen.
Marc Schülert verleiht der Rolle des Dr. Watson eine kratzige Stimme, was aus vielen anderen Umsetzungen hervorsticht. Die leichte, charmante Verdattertheit kommt aber sehr gut zur Geltung und verleiht der Serie viel Charme. Johannes Quester ist in der Episodenrolle des Agung Lestari zu hören, dem er eine starke Ausstrahlung verleiht. Er reagiert in den verschiedenen Momenten sehr authentisch und bringt den Charakter damit sehr gut zur Geltung. Auch Gerit Kock hat mir als Constable Pierce gut gefallen, er passt sich gelungen der viktorianischen und düsteren Atmosphäre an. Auch Bodo Henkel, Rainer Denk und Benjamin Stolz sind zu hören.
Akustisch wird eine sehr solide Leistung abgeliefert, das Team von HM Audiobooks hat dabei eine dichte Stimmung geschaffen, die sich gut an die verschiedenen Szenen anpasst. So sorgen einige atmosphärische Melodien für einen prägnanten Ausdruck, während vor allem auch die Geräusche überzeugend sind – wie sich die Ratte bewegt ist beispielsweise gelungen gelöst.
Das Maul mit den spitzen Zähnen aufgerissen, Speichel heraustropfend, ein geifernder Geschichtsausdruck auf dem geifernden Gesicht: Die Ratte auf dem Titelbild ist riesig, während der Hintergrund London und einen fliehenden Mann zeigt. Das passt gut zusammen, ist im Zeichenstil aber eher schlicht. Der hübsche Rahmen und die Portraits der titelgebenden Figuren sind auch hier wieder zu sehen.
Fazit: „Die Riesenratte von Sumatra“ startet mit einer sehr düsteren und dichteren Atmosphäre. Diese zieht sich zwar nicht durch das gesamte Hörspiel, die Handlung ist aber dennoch sehr gelungen. Insbesondere die Jagd auf die Ratte gefällt mir gut, da sie eher untypisch für die Figuren ist und dennoch sehr gut in die Serie passt. Hörenswert!
VÖ: 20. Januar 2023
Label: Hermann Media
Bestellnummer: HM322437