Na klar, Lotta kann Rad fahren



Dass ihre Geschwister die Straße mit ihren Fahrrädern rauf und runter fahren, Lotta aber immer noch ihr alten Dreirad nehmen muss, findet sie ziemlich ungerecht. Doch ihr fünfter Geburtstag steht kurz bevor, sodass sie auf ein neues Fahrrad als Geschenk hofft. Zwar bekommt sie viele tolle Präsente von ihren Eltern, doch als kein eigenes Rad darunter ist, fasst Lotta einen Plan…

Neben den Geschichten um Michel aus Lönneberga wird von Oetinger Audio aktuell auch eine Hörspielneuproduktion der Kinderbücher um Lotta aus der Krachmacherstraße von Astrid Lindgren veröffentlicht. „Na klar, Lotta kann Rad fahren“ enthält dabei zwei kürzere Episoden um das aufgeweckte Kind mit ihrem ganz eigenen Kopf, neben der Titelgeschichte ist auch „Natürlich ist Lotta ein fröhliches Kind“ zu hören. Dabei kommt der kindliche Charme der Geschichten sehr gut zur Geltung, die Gefühle der kleinen Hauptfigur (aber auch ihrer Mitmenschen) sind immer gut verständlich und nachvollziehbar dargestellt, sodass sich auch kleinere Zuhörer in die Handlung einfühlen können. Es geht um Themen wie Neid, Hoffnung und auch Dinge in dem Wissen zu tun, dass sie nicht richtig sind. Lotta lernt, ehrlich zu sein, mit Enttäuschungen umzugehen und dass Erwachsene manchmal eben doch wissen, was besser für einen ist – das alles aber ohne erhobenen Zeigefinger, sondern auf sehr liebenswürdige Weise. Zudem wird auch ein sicherlich idealisiertes, aber harmonisches Bild vom schwedischen Landleben in einem kleinen Dorf gezeichnet, sodass man sich schnell in der Geschichte wohlfühlen kann. Beide Geschichten haben zudem einen ganz eigenen Verlauf und individuellen Schwerpunkt, sodass bei vierzig Minuten Laufzeit schon einiges geboten wird.

Nelia Olbrich ist in der Rolle der Lotta absolut überzeugend und bringt das eigensinnige Mädchen sehr glaubhaft und nachvollziehbar herüber. Schön, dass sie die Gefühle in der Handlung nicht nur glaubhaft ausdrücken kann, sondern auch einen guten Sprechrhythmus hat. Achim Buch spricht Lottas Vater mit einer gelungenen Mischung aus viel Gutmütigkeit und einem Hauch Strenge in der Stimme, was ihn direkt sympathisch wirken lässt. Erzähler Hans Löw ist zwar recht viel im Einsatz, durch die kurzen Sätze und die lebendige Sprechweise wirken aber auch diese Passagen kurzweilig. Weitere Sprecher sind Heidi Kriegeskotte, Julia Nachtmann und Mille Steffensen.

Nach einem fröhlichen Titellied, das nach dem zweiten Hören zum Mitsingen einlädt und gut auf die kommende Atmosphäre einstimmt, geht es vor allem mit vielen passenden Geräuschen weiter. Diese sorgen für einen lebendigen Eindruck, überdecken aber nicht die Sprecher und ihre Dialoge. So werden besonders die jüngeren Zuhörer nicht überfordert und bekommen dennoch eine überzeugende Atmosphäre geboten.

Für das Hörspiel wurde ein eigenes Titelbild illustriert, welches durch seinen einfachen Zeichenstil sehr nostalgisch wirkt. Umgeben von rosa blühenden Kirchbäumen ist Lotta mit aufgeschürften Knien samt Pflaster weinend zu sehen, während ihre Geschwister sie mitleidig ansehen – sehr gut getroffen. Das Innere ist sehr schlicht gestaltet und enthält alle wesentlichen Informationen. Nur eine Angabe, bei welchem Track die zweite Geschichte beginnt, wäre noch schön gewesen.

Fazit: „Na klar, Lotta kann Radfahren“ sind Hörspiele für die kleinen Zuhörer und geht dabei gut auf deren Bedürfnisse ein – natürlich auch, weil die wunderbaren Vorlagen von Astrid Lindgren so empathisch geraten sind. Die Produktion ist lebendig und atmosphärisch geraten, auch weil die Sprecher so überzeugend agieren. Schön, dass da auch immer noch Platz für eine große Portion Nostalgie ist.

VÖ: 12. August 2022
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 9783837392760

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