Der Ring des Nibelungen – 4. Götterdämmerung



Die Geschwister Gunther und Gutrune werden von ihrem charismatischen Halbbruder Hagen in seinen Plan eigeweiht, damit jeder von ihnen einen standesgemäßen Ehegatten haben soll. Ausgerechnet Brünnhilde soll an der Seite von Gunther stehen, während ihr Geliebter Siegfried das Leben mit Gutrune teilen soll. Doch Hagen schmiedet insgeheim finstere Pläne, die ihm den Ring des Nibelungen beschaffen soll – und die Götterwelt ins Verderben stürzen wird…

„Der Ring des Nibelungen“ hat bereits in der 16-stündigen Opernfassung von Richard Wagner mit „Götterdämmerung“ ihren dramatischen Höhepunkt gefunden. Auch die auf seinem Werk basierende Hörspielumsetzung findet mit dem gleichnamigen vierten Teil dort ihren Abschluss – und was für einen. Nach einigen düsteren Ankündigen in einer kurzen Introszene (die von der wundervollen Regina Lemnitz wieder herausragend umgesetzt wurde), ist zunächst die Intrige von Hagen zu hören, die eine ganze Kette von Ereignissen beeinflusst. Dabei geht es heldenhaft zu, dramatisch, packend, eindringlich – eben wie es sich für ein derartiges Epos gehört. Die Verhältnisse zwischen Helden, Antagonisten und Göttern verschieben sich einige Male, wobei die Handlung eher etwas langsamer erzählt ist, als sich zu überstürzen. In der über einstündigen Abschlussepisode gibt es aber keine Szene zu viel, nichts was redundant oder überflüssig wirken würde, der Fokus ist nur ganz auf die eingängigen Momente gelegt und kostet diese aus. Mir gefällt der Pathos, der bei dem Untergang der Götterwelt heraufbeschworen wird und eng mit den Taten der übrigen Protagonisten verbunden ist. Wieder ist trotz deutlicher Kürzungen der Handlung der Respekt und die Liebe zum Original zu spüren, trotz des anderen Mediums und ohne gesangliche Passagen ist ein Werk entstanden, das den Zauber und die Wucht des abschließenden Teils einfängt.

Andre Hennicke spricht die Figur des Hagen und kann sowohl die schmeichlerische, scheinbar einfühlsame Seite des Antagonisten als auch seinen Wahn, seine hinterlistige Art und seine Gier nach Macht und Gold vortrefflich darstellen. Fabian Hinrichs ist als Gunther zu hören, auch er spricht volltönend und mit Inbrunst, sodass auch seine Passagen viel Eindruck schinden. Als Gutrune ist Anjorka Strechel zu hören, die die Rolle sehr facettenreich und mit unterschiedlichen Stimmungen umsetzt, sodass die Wirkung ihrer Szenen gekonnt unterstrichen wird. Ihrem Charakter bleibt sie dabei durchgängig treu und schafft so ein sehr intensives Bild der leidenschaftlichen Frau. Weitere Sprecher sind Annette Strasser, Patrizia Carlucci und Effi Rabsilber.

Felix Raffell hat die Komposition der Hörspielmusik übernommen. Dabei nähert er sich immer wieder an die wuchtigen Klänge der Oper an, traut sich aber auch, leisere Momente zu schaffen und eigene musikalische Motive einzubauen, sodass ein sehr eigenständiger Eindruck entsteht. Die Handlung wird fast durchgängig von ihr begleitet, sodass sie die Stimmung der Episode deutlich mitbestimmt und der Dramaturgie sehr gekonnt folgt.

Die Flammen, die die Götterstätte Walhall vernichten, sind auf dem Cover stilisiert angedeutet: Auf weißem Untergrund sind diese in einem dunklen Rot mit wenigen Strichen gezeichnet, während Ornamente mit Goldfolie die Hitze des Feuers noch weiter unterstreicht – ein ebenso schlichtes wie treffendes und ansprechendes Titelbild. Im Inneren des Booklets wird nicht nur die Herangehensweise an die Hörspielumsetzung geschildert, sondern auch die Technik des Kunstkopfes und einige Bilder von den Aufnahmen.

Fazit: „Der Ring des Nibelungen“ findet in „Götterdämmerung“ ein hervorragendes Finale, das die Qualität der vierteiligen Hörspielserie noch einmal unterstreicht. Motive wie Heldentum, Intrige und Opferbereitschaft sorgen für einen eindringlichen Ausdruck, während das Schicksal der Protagonisten nicht nur für eine düstere Spannung sorgt, sondern auch emotional berührt. Sehr gelungen!

VÖ: 20. Juli 2022
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 9783742425607

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