Gruselkabinett – 180. Das unbewohnte Haus



Jim Shorthouse ist nicht wenig verwundert, als seine Tante Julia nur ihn und keine anderen Familienmitglieder zu sich eingeladen hat. Doch schon bald offenbart sie ihm den Grund ihres Treffens: Sie will gemeinsam mit ihrem Neffen ein Haus erkunden, um das alle Menschen in der Gegend einen großen Bogen machen. Sie will herausfinden, ob tatsächlich Geister ihr Unwesen in dem alten Gemäuer treiben…

Alte, halb zerfallene Häuser, in denen es angeblich spukt, dazu eine Gruppe aus abenteuerlustigen Menschen, die diese erkunden wollen – ein klassischer Stoff für diverse Gruselgeschichten, die auch Algernon Blackwood in „Das unbewohnte Haus“ verwendet hat. Seine Erzählung ist nun auch die erste, die von dem englischen Autor für das Gruselkabinett von Titania Medien als Hörspiel umgesetzt wurde. Die Einfärbung der Handlung unterscheidet sich dabei deutlich von einigen ähnlichen früheren Episoden, sodass dennoch ein sehr eigenständiger Eindruck entsteht. So verbringen eben nur zwei Figuren eine Nacht in dem Spukhaus, und das auch eher aus Abenteuerlust denn aus wissenschaftlichem Interesse. Die persönliche Beziehung der beiden sorgt für einige interessante Randnotizen, steht aber nicht allzu sehr im Vordergrund. Vielmehr ist es das langsame Erkunden des unbewohnten Hauses, das Schreiten durch die Zimmer und Gänge, die dabei getätigten Beobachtungen und Geräusche, die für eine dichte Stimmung sorgen. Dabei ist das An- und Abschwellen der Intensität des Spuks sehr gelungen, ebenso wie der intensive Höhepunkt zum Ende der Geschichte. Allerdings ist durch die Reduzierung auf zwei Personen ab einem gewissen Zeitpunkt auch eine Gleichförmigkeit zu spüren, ebenso wie die Entwicklung zu Beginn ein wenig zu langsam geraten ist. Doch insgesamt ist wieder eine gelungene und hörenswerte Episode entstanden.

Glenn Goltz gibt in dieser Episode sein Debut im Gruselkabinett – und dann gleich in der Hauptrolle des Jim Shorthouse. Er sorgt mit seiner lebendigen Stimme für viele überzeugende Momente, eine Steigerung der Spannung und eine große Portion Menschlichkeit. Seine Tante Julia wird von Kathrin Ackermann gesprochen, deren Klangfarbe sehr angenehm ist. Sie sorgt aber auch für einen überzeugenden Ausdruck und einen charmanten Charakter, was mir sehr gefallen hat – insbesondere, wenn sie später noch einen sehr markanten Auftritt hat. Als Erzähler ist wieder Peter Weis zu hören, der mit seiner unverkennbaren Stimme und präziser Betonung für viel zusätzliche Stimmung sorgt. In kleinen Rollen sind noch Kristine Walter, Marc Gruppe und Lutz Reichert zu hören.

Das kleine Team um Marc Gruppe und Stephan Bosenius hat wieder eine sehr dichte und stimmige Atmosphäre gesorgt, in der die Geschichte sorgsam eingebettet wurde. So werden Spannungsbögen durch verschieden intensive Musik nachgezeichnet, Handlungen durch zahlreiche Geräusche untermalt oder durch leichte Halleffekte der Stimmen verschiedene Räumlichkeiten lebendig gemacht. Besonders gelungen sind aber die gruseligen Momente, in denen verschiedene Stimmen zusammengemischt wurden.

Für dieses Titelbild ist wieder Ertugrul Edirne verantwortlich, der sich voll auf die detailreiche Darstellung von Jim und Julia konzentriert und deren besorgte Gesichter in flackerndes Kerzenlicht taucht, während der rötliche Farbton des Hintergrunds für eine überzeugende Stimmung sorgen. Im Inneren ist wie immer eine komplette Übersicht der bisher erschienenen Episoden zu finden.

Fazit: Auch wenn „Das unbewohnte Haus“ recht langsam startet und durch die Begrenzung auf zwei Figuren stellenweise etwas starr wirkt, ist insgesamt eine überzeugende Episode des Gruselkabinetts geraten. Das liegt an der sehr intensiven Stimmung bei der Erkundung der Räume, viele unheimliche und gruselige Momente sowie die hervorragende Umsetzung mit sehr intensiven Sprechern.

VÖ: 28. Oktober 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785784280

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