Sherlock Holmes Chronicles – 94. Die tanzenden Männchen



Hilton Cubitt musste seiner Frau vor der Hochzeit versprechen, nie nach ihrer Vergangenheit zu fragen. Auch als immer wieder Zeichnungen von tanzenden Männchen auftauchen und seine Frau zunehmend panisch reagiert, hält er sich daran. Doch er findet keine Ruhe und sucht Sherlock Holmes in der Baker Street auf, um hinter das Geheimnis der kindlichen Strichmännchen zu kommen…

Sir Arthur Conan Doyle hat seine bekannteste Figur Sherlock Holmes zu konzipiert, dass er seinen Mitmenschen immer einen Schritt voraus ist und hat die Lesenden dabei immer wieder überrascht – oft auch, weil diesen wesentliche Informationen vorenthalten werden. In der Umsetzung der Kurzgeschichte „Die tanzenden Männchen“ für die „Sherlock Holmes Chronicles“ geschieht dies aufgrund des anderen Mediums, da die ungewöhnlichen Zeichen eben nicht für den Hörer sichtbar sind. Die Beschreibung ist allerdings gut gelungen – und da deren Geheimnis wohl kaum während des Hörens entschlüsselt werden können, fällt dies für mich nicht negativ ins Gewicht. Deswegen funktioniert die Steigerung der Geschichte so gut: Hat man anfangs noch das Gefühl, eine eher spielerische Idee vor sich zu haben, wird die Handlung mit der Zeit dramatischer, gefährlicher, bedrohlicher. Mir gefällt zudem, dass es nicht allein bei der Entschlüsselung der tanzenden Männchen bleibt, sondern auch noch andere Rätsel auf den Meisterdetektiv warten. Das macht die Geschichte durchgängig sehr unterhaltsam, aufregend und unerwartet. Die Umsetzung und der Übertrag als dialogisches Hörspiel ist zudem einmal mehr sehr gelungen, sodass eine starke Episode der Krimireihe entstanden ist.

Felix Spieß übernimmt die Rolle des Hilton Cubitt, den er mit ernster, getragener Stimme vorträgt und eine glaubhafte Betonung mitbringt. Besonders sein anfänglicher Bericht in der Baker Street wirkt dadurch sehr intensiv. Elsie Cubitt wird von Wicki Kaleitzi gesprochen, die die aufgewühlten Emotionen der Frau von Hilton sehr authentisch einbaut und dabei für einige eindrucksvolle Momente sorgt. Für einige witzige Momente sorgen Luisa Wietzorek und Cathleen Gawlich, die gemeinsam als Dienstmädchen des Hauses Cubitt auftreten, sich die Bälle gelungen gegenseitig zuspielen und dabei viel Energie einbringen. Weitere Sprecher sind Patrick Baehr, Helmut Gauß und Peter Lontzek.

Auch in dieser Episode spielen weite Teile der Handlung in der Baker Street, was in der akustischen Umsetzung natürlich von einem knisternden Kaminfeuer unterlegt wurde, was aber durch einige passende Melodien im Hintergrund aufgelockert wurde. Auch ansonsten werden viele passende Hintergrundgeräusche und atmosphärische, rätselhaft wirkende Musikstücke kombiniert, was für die typische Wirkung der Serie sorgt.

Auf dem Titelbild kann der Hörer dann doch noch einen Blick auf die titelgebenden tanzenden Männchen werfen, die auf eine spaltbreit geöffnete Tür gemalt sind. Der grünliche Schimmer, der sie umgibt, aber auch die mit verschnörkelten Ornamenten verzierte Tapete lassen das Titelbild sehr mystisch wirken, was durch den Schatten zweier Männer mit Zylinder noch verstärkt wird. Im Inneren hat Markus Winter ein Grußwort zur Umsetzung dieser Geschichte hinterlassen.

Fazit: Die Stolpersteine bei der Umsetzung dieser Geschichte wurden gelungen umschifft und mit überzeugenden Beschreibungen statt gezeigter Bilder ersetzt. Auch die Wendepunkte und Überraschungen sind effektvoll umgesetzt, aber auch die heiteren Momente und die Neckereien kommen sehr gut zur Geltung. Eine starke Episode, die mit ihrer dichten Stimmung punktet.

VÖ: 15. Juli 2022
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960662549

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