Italo Western – 1. Keinen Funken Mitleid



Estelle, die Gattin eines reichen Ranchbesitzers, wird in ihrer Kutsche auf dem Weg nach Hause von Banditen überfallen. Unerwartet kommt ihr ein Fremder zur Hilfe, der sich allein gegen den Überfall zur Wehr setzen kann. Überzeugt von seinem Einsatz will ihr Gatte den Fremden zu seinem Schutz engagieren, denn ein Drohbrief lässt ihn um seine Sicherheit bangen…

Audionarchie geht mit seiner neuesten Hörspielserie wieder ganz andere Wege und bringt ein Genre in die Hörspielwelt, die insbesondere in den letzten Jahren kaum noch Zuwachs bekommen hat: Western. Für die erste Episode „Keinen Funken Mitleid“ geht es mit einigen sehr klassischen Themen los, natürlich gibt es einen reichen Ranchbesitzer, es geht um Bürgermeisterwahlen, Schießereien mit Revolverhelden. Doch eingebunden ist das ist eine Handlung, die durchaus reizvoll geraten ist. Das liegt insbesondere an der undurchsichtigen Figur des namenlosen Fremden, dem man schnell anmerkt, dass nicht nur reiner Edelmut seine Taten antreibt und dass er aus bestimmten Gründen versucht, eine Anstellung auf Carters Ranch zu bekommen. Dabei gibt es einige Rätsel zu lösen, denn die Verstrickungen sind größer, als es zunächst den Anschein hat. Die dadurch entstehenden Überraschungen sind gut platziert und funktionieren gut. Interessant ist auch die Darstellung der damaligen Zeit, beispielsweise mit der Rolle der Frau als gehorsame und dekorative Begleitung des Mannes, bestenfalls ohne eigenen Willen, aber beispielsweise auch den vorherrschenden Rassismus. Themen, die in die damalige Zeit gehören und damit die Authentizität erhöhen. Ein flüssig erzählter und spannender Einstieg in die Reihe, die bei weitem mehr bietet als reine Action-Sequenzen, sondern auch mit einigen Geheimnissen überzeugt.

Udo Schenk ist in dieser Folge als Ranchbesitzer Carter zu hören, der mit seinem dunklen Klang und dem markanten Ausdruck sehr gut in das Genre passt und seine Szenen sehr betont spricht, sodass ein sehr überzeugender Eindruck entsteht. Auch Tobias Kluckert hat mir gut gefallen, er verleiht dem Fremden einen knurrigen Unterton und setzt den harten und rauen Kämpfer damit gekonnt um. Sina Zadra ist als Estelle zu hören und setzt ihre Rolle insgesamt stimmig um, wirkt in einigen Szenen aber etwas sperrig und nicht so spontan, dass es vollkommen organisch klingen würde. Weitere Sprecher sind Wolfgang Bahro, Björn Schalla und Daniel Zillmann.

Selbstverständlich orientiert die musikalische Begleitung an typischer Musik alter Western-Filme und sorgt so für den passenden Flair, ist jedoch nicht so übermäßig eingespielt, sodass es eine angenehme Dosis ist. Die Geräuschkulisse ist prägnant und treffend, aber eben auch oft zurückhaltend eingesetzt. Das wirkt stimmig und legt den Fokus auf die Dialoge, sodass die Entwicklung der Handlung im Vordergrund steht.

Auch für die rein digitale Veröffentlichung des Hörspiels wurde natürlich ein eigenes Titelbild geschaffen, welches mit seiner Aufteilung und dem Zeichenstil an die Plakate zu alten Western-Filmen erinnert – nicht zuletzt auch wegen des Schriftzugs in der unverkennbaren Typographie. Auch die anderen Motive sind gut gewählt, insbesondere das verdeckte Gesicht des Fremden ist effektvoll geraten.

Fazit: „Keinen Funken Mitleid“ startet die neue Audionarchie-Reihe „Italo Western“ direkt mit einer überzeugenden Episode, die mit markanten Charakteren und einer rauen Ausstrahlung punktet. Das Zusammenspiel der Figuren und ihrer Verstrickungen sorgt für einige Überraschungen und packende Momente, zumal das typische Western-Flair zur Geltung kommt – hörenswert!

VÖ: 8. Februar 2022
Label: Audionarchie
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