Karl May – Winnetou 1: Die Rache der Apachen



Ein junger Deutscher hat sich im Saint Louis der 1860er Jahre bereits einen Namen gemacht. Als er dann Sam Hawkens in einer Kneipe vorgestellt wird, der ihn bei der Landvermessung für eine neue Eisenbahn begleiten soll, wird ihm während einer wilden Prügelei der Name Old Shatterhand verliehen. Doch schon bald soll er sich in ganz anderen Konflikten befinden…

Die Geschichten von Karl May über den Wilden Westen sind zu zeitlosen Klassikern geworden, zahlreiche Umsetzungen als Film, Hörspiel oder Theaterstück sind seitdem bereits entstanden. Bei Holysoft ist eine weitere Hörpielumsetzung hinzugekommen, begonnen wird natürlich mit dem geradezu ikonischen „Winnetou 1“. Der Ansatz ist jedoch ein modernerer: Zwar wird die Handlung des Originalromans nachgezeichnet und alle wichtigen Elemente sind unverändert vorhanden, aber gerade in der Darstellung der Charaktere gibt es eine feinere Ausgestaltung. Es wird mehr auf die individuellen Eigenschaften eingegangen, sodass beispielsweise Antriebsmotive oder persönliche Schwächen besser zur Geltung kommen. Auch die Aufteilung der verschiedenen Szenen ist gelungen: Es gibt einige Perspektivwechsel und gut gesetzte Schnitte, sodass eine dynamische Szenerie entsteht, ohne dass die Handlung zu hektisch wirken würde. Dabei wird ein gelungener Spannungsbogen aufgebaut und die Stimmung im Wilden Westen lebendig wiedergegeben – natürlich durch die Sichtweise des Autors gefiltert, aber dennoch authentisch. Und auch eine sanfte humorvolle Ebene kommt gut zur Geltung und sorgt immer wieder für ein Schmunzeln. Eine gelungene Neuinterpretation mit vielen überzeugenden Elementen und einer langsamen, aber durchgängig unterhaltsamen Erzählweise.

Oliver Feld ist in der Rolle des Old Shatterhand zu hören, wobei er eine sehr präsente Ausstrahlung beweist und gelungen auf die verschiedenen Szenen reagiert. So wird eine nahbare Figur geschaffen, die Humor und Ernsthaftigkeit gleichermaßen präsentieren kann. Gerrit Schmidt-Foß überzeugt als Winnetou ebenfalls vollkommen und verleiht seiner Stimme einen markanten, durchdringenden Klang, sodass die dichte Ausstrahlung der Figur gut zur Geltung kommt. Santiago Ziesmer ist als Sam Hawkens zu hören, seine unverkennbare Stimme passt auch zu dieser Rolle, die er dynamisch und vielseitig wirken lässt. Weitere Sprecher sind Helmut Krauss, Lutz Mackensy und Christian Rode.

Die akustische Gestaltung der Handlung ist durchaus überzeugend und mit vielen Geräuschen unterlegt, die das Geschehe lebendiger wirken lassen. Dabei gibt es sowohl passende Hintergrundklänge wie Stimmgewirr im Saloon oder das Wehen des Windes über das Land, aber auch die Handlungen der Charaktere werden mit eingebunden. Musikalisch hält sich die Umsetzung an die erwarteten Country-Klänge, was sehr passend wirkt.

Auch wenn dieses Hörspiel nur digital erhältlich ist, wurde ein eigenständiges Titelbild geschaffen, das von der Aufteilung her an ein Filmplakat erinnert: Über einer Kampfszene zwischen amerikanischen Ureinwohnern und Landvermessern in einer schmalen Schlucht sind die Köpfe von Winnetou und Old Shatterhand mit markantem Gesichtsausdruck zu sehen. Die Optik ist recht künstlich und nicht wirklich mein persönlicher Geschmack, dennoch natürlich schön, dass man die Protagonisten auch zu Gesicht bekommt.

Fazit: Knapp eineinhalb Stunden wird hier eine überzeugende und lebendige Wild-West-Atmosphäre geschaffen. Die Neuinterpretation ist gelungen und bringt nicht nur sanften Humor mit ein, sondern verleiht auch vielen Figuren mehr Tiefe. Der Ablauf gestaltet sich durch einige Szenenwechsel dynamisch, sodass eine gelungene und hörenswerte Produktion entstanden ist.

VÖ: 23. Dezember 2019
Label: Holysoft
Bestellnummer: 978-3-96447-142-0

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