Gruselkabinett – 188. Der Hexenmeister

Gruselkabinett – 187. Die Weiden

Gruselkabinett – 186. Der Ghoul

Gruselkabinett – 185. Die Musik des Erich Zann

Gruselkabinett – 184. Das Haar der Sklavin

Gruselkabinett – 183. Die andere Seite

Gruselkabinett – 182. Sarahs Grabmal

Gruselkabinett – 181. Das gefährlichste Spiel der Welt

Gruselkabinett – 180. Das unbewohnte Haus

Gruselkabinett – 179. Flaxman Low – Der Fall Medhans Lea

Gruselkabinett – 178. Das unheimliche Turmzimmer

Gruselkabinett – 177. Furia Infernalis

Gruselkabinett – 176. Das Lächeln des Toten

Gruselkabinett – 175. Der Student von Prag

Gruselkabinett – 174. Der Bluthund

 

 

Gruselkabinett – 171. Das Gespensterschiff

Gruselkabinett – 170. Eine wahre Vampir-Geschichte

Gruselkabinett – 169. Ein Heim für Oscar

Gruselkabinett – 168. Das tote Brügge

Gruselkabinett – 167. Flaxman Low – Der Fall Hammersmith

Gruselkabinett – 166. Bisclavret

Gruselkabinett – 165. Das alte Kindermädchen erzählt

Gruselkabinett – 164. Die Toten vergeben nichts

Gruselkabinett – 163. Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp

Gruselkabinett – 162. Das gemiedene Haus

Gruselkabinett - 161. Heimkehr

Gruselkabinett - 160. Denn das Blut ist das Leben

Gruselkabinett - 159. Das kalte Herz

Gruselkabinett - 158. Das innerste Licht

Gruselkabinett - 157. Das Auge des Panthers

Gruselkabinett - 156. Krabat

Gruselkabinett – 155. Flaxman Low – Der Geist von Baelbrow

Gruselkabinett – 154. Tropischer Schrecken

Gruselkabinett - 153. Bulemanns Haus

Gruselkabinett - 152. Das Ding

Gruselkabinett – 151. Die Topharbraut

Gruselkabinett - 150. Herbert West, der Wieder-Erwecker

Gruselkabinett – 149. Flaxman Low – Der Fall Teufelsmoor

Gruselkabinett – 148. Im Labyrinth der großen Pyramide

Gruselkabinett – 147. Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni

Gruselkabinett – 146. Der rote Raum

Gruselkabinett - 145. Das Puppenhaus

Gruselkabinett – 144. Der gewaltige Gott Pan

Gruselkabinett – 143. Der Wolverden-Turm

Gruselkabinett – 142. Das Zeichen der Bestie

Gruselkabinett – 141. Der Judas-Kuss

Gruselkabinett – 140. Runenzauber

Gruselkabinett – 139. Der Rabe

Gruselkabinett – 138. Die Ratten in den Wänden

Gruselkabinett – 137. Aus finsterer Tiefe

Gruselkabinett – 136. Das Königreich der Ameisen

Gruselkabinett – 135. Bricket Bottom

Gruselkabinett – 134. Das älteste Ding der Welt

Gruselkabinett – 132./133. Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street

Gruselkabinett – Box 5: Die H.P. Lovecraft-Box III

Gruselkabinett – 131. Die Köpfe von Apex

Gruselkabinett – 130. Der Wiedergänger

Gruselkabinett - 129. Manor

Gruselkabinett – 128. Der Streckenwärter

Gruselkabinett – 127. Die Fakten im Fall Valdemar

Gruselkabinett – 126. Kalte Luft

Gruselkabinett – 124. / 125. Der Krieg der Welten

Gruselkabinett – 123. Die Zeitmaschine

Gruselkabinett – 122. Die Insel des Dr. Moreau

Gruselkabinett – 120./121. Der Unsichtbare

Gruselkabinett – 118. / 119. 20.000 Meilen unter dem Meer

Gruselkabinett – 117. Ewige Jugend

Gruselkabinett – 116. Der schwarze Stein

Gruselkabinett – 114./115. Der Ruf des Cthulhu

Gruselkabinett – 113. War es eine Illusion?

Gruselkabinett – 112. Der Ebenholzrahmen

Gruselkabinett – 111. Die Grube und das Pendel

Gruselkabinett – 110. Der Drachenspiegel

Gruselkabinett – 109. Heimweh

Gruselkabinett – 108. Der Kapitän der Polestar

Gruselkabinett – Die H.P. Lovecraft-Box II

Gruselkabinett – 107. Der weiße Wolf von Kostopchin

Gruselkabinett – 106. Das Traktat Middoth

Gruselkabinett – 105. Mitternachtsweg

Gruselkabinett – 104. Allerseelen

Gruselkabinett – 103. Das ägyptische Parfüm

Gruselkabinett – 102. Mrs. Amworth

Gruselkabinett – 101. Verlorene Herzen

Gruselkabinett – 100. Träume im Hexenhaus

Gruselkabinett – 99. Die Toten sind unersättlich

Gruselkabinett – 98. Der Schimmelreiter

Gruselkabinett – 96. / 97. Madame Mandilips Puppen

Gruselkabinett – 95. Die Falle

Gruselkabinett – 94. Tobias Guarnerius

Gruselkabinett – 93. Das Haus der sieben Giebel

Gruselkabinett – 92. Zimmer 13

Gruselkabinett – 91. Mary Rose

Gruselkabinett – 90. Die Farbe aus dem All

Gruselkabinett – 89. Heimgekehrt

Gruselkabinett – 88. Die Affenpfote

Gruselkabinett – 87. Alraune

Gruselkabinett – 86. Die Kreatur

Gruselkabinett – 84./85. Die Katze und der Kanarienvogel

Gruselkabinett – 83. Heimgesucht

Gruselkabinett – 82. Der Zombie

Gruselkabinett – 80. / 81. Der Mönch

Gruselkabinett – 79. Lodoiska

Gruselkabinett – 78. Das Ding auf der Schwelle

Gruselkabinett – 77. Das Feuer von Asshurbanipal

Gruselkabinett – 76. Das Teufelsloch

Gruselkabinett – 75. Weiß

Gruselkabinett – 74. Die Macht der Dunkelheit

Gruselkabinett – 73. Das Grauen im Blue-John-Stollen

Gruselkabinett – 72. Markheim

Gruselkabinett – 71. Der Eschenbaum

Gruselkabinett – 70. Schwarze Krallen

Gruselkabinett – 69. Stimme in der Nacht

Gruselkabinett – 68. Die Legende von Sleepy Hollow

Gruselkabinett – 67. Der Schatten über Innsmouth -2-

Gruselkabinett – 66. Der Schatten über Innsmouth -1-

Gruselkabinett – 65. Gesellschafterin gesucht!

Gruselkabinett – 64. Der schreiende Schädel

Gruselkabinett – 63. Besessen

Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Gruselkabinett – 61. Der Ring des Thot

Gruselkabinett – 60. Der Grabhügel

Gruselkabinett – 59. Das violette Automobil

Gruselkabinett – 58. Pickmans Modell

Gruselkabinett – 57. Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers -2-

Gruselkabinett – 56. Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers -1-

Gruselkabinett – 55. Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers -2-

Gruselkabinett – 54. Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers -1-

Gruselkabinett – 53. Die Herrenlose

Gruselkabinett – 52. Tauben aus der Hölle

Gruselkabinett – 51. Die Mumie

Gruselkabinett – 50. Das Gespenst von Canterville

Gruselkabinett - 49. Der weiße Wolf

Gruselkabinett - 48. Die Squaw

Gruselkabinett - 47. Verhext

Gruselkabinett - 46. Die Maske des roten Todes

Gruselkabinett - 45. Berge des Wahnsinns -2-

Gruselkabinett - 44. Berge des Wahnsinns -1-

Gruselkabinett - 43. Das Haus des Richters

Gruselkabinett - 42. Der Sandmann

Gruselkabinett - 41. Northanger Abbey -2-

Gruselkabinett - 40. Northanger Abbey -1-

Gruselkabinett - 39. Der Tempel

Gruselkabinett - 38. Die Spinne

Gruselkabinett - 37. Das Bildnis des Dorian Gray -2-

Gruselkabinett - 36. Das Bildnis des Dorian Gray -1-

Gruselkabinett - 35. Das Schloss des weißen Lindwurms

Gruselkabinett - 34. Die obere Koje

Gruselkabinett - 33. Jagd der Vampire -2-

Gruselkabinett - 32. Jagd der Vampire -1-

Gruselkabinett - 31. Die Gespenster-Rikscha 

Gruselkabinett - 30. Der Vampir

Gruselkabinett - 29. Der Glöckner von Notre Dame - Teil 2

Gruselkabinett - 28. Der Glöckner von Notre Dame - Teil 1

Gruselkabinett - 27.Der Leichendieb

Gruselkabinett - 26. Die liebende Tote

Gruselkabinett - 25.Der Fall Charles Dexter Ward -2-

Gruselkabinett - 24.Der Fall Charles Dexter Ward -1-

Gruselkabinett - 23.Die Bilder der Ahnen

Gruselkabinett - 22.Der fliegende Holländer

Gruselkabinett - 21.Der Hexenfluch

Gruselkabinett - 20.Der Werwolf

Gruselkabinett - 19. Dracula -3-

Gruselkabinett - 18. Dracula -2-

Gruselkabinett - 17. Dracula -1-

Gruselkabinett - 16. Draculas Gast

Gruselkabinett - 15. Der Freischütz

Gruselkabinett - 14. Die Blutbaronin

Gruselkabinett - 13. Frankenstein -2-

Gruselkabinett - 12. Frankenstein -1-

Gruselkabinett - 11. Der Untergang des Hauses Usher

Grusekabinett - 10. Dr.Jekyll und Mr. Hyde

Gruselkabinett - 9. Spuk in Hill House -2-

Gruselkabinett - 8. Spuk in Hill House -1-

Gruselkabinett - 7. Die Totenbraut

Gruselkabinett - 6. Das verfluchte Haus

Gruselkabinett - 5. Die Unschuldsengel

Gruselkabinett - 3. Die Familie des Vampirs

Gruselkabinett - 2. Das Amulett der Mumie

Gruselkabinett - 1. Carmilla, der Vampir


Gruselkabinett – 188. Der Hexenmeister



In der kleinen Stadt Winkelburg geht allerlei Raunen um den Einwohner Herrn Zuckermann um. Dieser soll ein Hexenmeister sein und mit allerlei finsteren Kräften in Verbindung stehen. Dennoch nimmt der junge Wendelin sein Angebot an, fortan als Gärtner und Diener in seinem Haus tätig zu sein. Doch was er alles auf seinem Anwesen erlebt, hätte er sich dort nicht träumen lassen…

Neben einigen Stammautoren finden Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien immer wieder auch Geschichten von Schriftstellern, die bisher noch nicht vertont wurden. So ist beispielsweise in der 188. Episode erstmals eine Geschichte von Heinrich Seidel zu hören, der mit „Der Hexenmeister“ eine atmosphärisch sehr dichte Episode zu der Reihe beisteuert. Zunächst wird die Szenerie beschrieben, die Gerüchte um den geheimnisvollen Herrn Zuckermann, aber auch die Armut von Wendelin und seine Not, aus der er schließlich doch seinen Dienst in dem unheimlichen Haus annimmt. Immer konkreter wird die Handlung, immer mehr Details kommen auf – und damit auch immer mehr gruselige Momente. Das geht nicht Schlag auf Schlag, sondern baut sich langsam auf. Einige Wendungen sorgen noch einmal für andere Szenerien, die besonders gegen Ende zunehmen und somit für ein unerwartetes Finale sorgen. Die Kombination aus dem Leben Wendelins in Herrn Zuckermanns Haus mit den vielen Schrecken, einem düsteren Handel und dem intensiven Finale hat mir sehr gut gefallen, zumal die Geschichte mit ihrem rätselhaften Anklang noch einmal andere Facetten des Gruselgenres bietet. Sicherlich ist der Erzählanteil dabei wieder etwas höher, weil Wendelin viele seiner Beobachtungen allein wahrnimmt und dem Hörer erzählt, dies mindert aber nicht die düster-romantische Atmosphäre dieser Geschichte.

Dirk Petrick ist in der Hauptrolle des Wendelin sehr gut besetzt, er bringt eine sehr eingängige Stimmung mit ein, spielt aber auch mit verschiedenen Varianten seiner Stimme und liefert so eine sehr lebendige Sprechweise. Bert Stevens sorgt als Herr Zuckermann für eine große Portion Düsternis. Er lässt seine Stimme kratzen und quäken, legt wilde Energie herein und passt sich sehr gelungen an die unheimliche Stimmung der Geschichte an. Sigrid Burkholder spricht den eher kleinen, aber umso entscheidenderen Part der Elster Schackerack mit hörbarer Spielfreude und viel Leidenschaft, die Dinglichkeit in ihrer Stimme verleiht ihren Szenen eine sehr präsente Wirkung. Auch Thomas Balou Martin, Helmut Zierl und Regina Lemnitz sind zu hören.

Das kleine Team von Titania Medien hat es auch hier wieder geschafft, eine sehr eingängige Atmosphäre zu schaffen. Beinahe jede Szene ist mit klassischer Musik untermalt, die sich an die verschiedenen Stimmungen anpasst und so die Dynamik der Handlung nachzeichnet. Auch die eingebauten Geräusche und Effekte wissen zu überzeugen und schmiegen sich passgenau an die Dialoge an.

Johannes Belach überzeugt als Illustrator dieser Episode und rückt das Haus des unheimlichen Hexenmeisters in den Fokus. Das grünliche Leuchten, der verwinkelte Aufbau, der schiefe Kamin und die Rauchschaden aus dem Schornstein sind sehr ansehnlich, zumal letzte in einen fantastischen Sternenhimmel übergehen. Auch die beiden Figuren und die kurvige Straße tragen viel zum Gelungen des Titelbilds bei.

Fazit: „Der Hexenmeister“ ist ein ruhiges, aber intensiv erzähltes Gruselhörspiel, bei dem die rätselhafte Stimmung und der aufkommende Schrecken langsam, aber stetig zunehmen. Die Szenerie ist wieder sehr dicht, wie Wendelin Haus und Garten seines Meisters erkundet, ist stellenweise recht monologisiert, aber dennoch eindringlich und lebendig geraten. Gepaart mit dem unerwarteten und packenden Finale ist eine starke Episode des Gruselkabinetts entstanden.

VÖ: 22. März 2024
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785786383

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Gruselkabinett – 187. Die Weiden



Von Wien aus brechen die beiden Freunde Jeremy und Björn mit dem Kanu auf der Donau in Richtung Osten auf, ihr Ziel ist das Schwarze Meer. Während sie anfangs noch die sich verändernde Landschaft genießen und die faszinierende Natur genießen, beschleicht sie des nachts beim Kampieren auf einer einsam gelegenen Sandbank in Ungarn immer mehr das Grauen. Ein seltsames Brummen, unheilvolle Nebelschwaden und ein Gefühl der Beklemmung – und alles scheint von den Weiden auszugehen, die am Ufer wachsen…

Immer wieder finden Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien Vorlagen für ihr „Gruselkabinett“, welche sich deutlich von dem Rest abheben und denen noch einmal eine ganz andere Stimmung innewohnt. „Die Weiden“ ist eine solche Episode, die im Prinzip mit genau zwei Rollen auskommt (ein nur wenige Worte sprechender Offizier einmal ausgenommen). Das Zwiegespräch zwischen den beiden wird durch die Worte von Jeremy ergänzt, der die notwendigen Beschreibungen vornimmt und dabei schon gleich zu Beginn eine intensive Stimmung erschafft. Denn wie er mit treffenden, eindringlichen Worten die Wildheit der sich verändernden Natur beschreibt, lässt direkt Bilder vor dem inneren Auge entstehen und eine ganz besondere Atmosphäre erschafft. Die Gruselelemente schleichen sich nur langsam, fast schon beiläufig ein, werden aber immer eindringlicher und fügen sich schon bald zu einer albtraumhaften Szenerie zusammen. Die Bedrohung ist dabei kaum greifbar, diffus und unkörperlich, aber genau deswegen auch so intensiv. Die Schrecken der Nacht werden dabei sehr ausführlich beschrieben und sorgen für eine sehr eindringliche zweite Hälfte des Hörspiels. Durch die Begrenztheit der Rollen, des Schauplatzes und der Zeit kommt natürlich wenig Dynamik auf, das hat mich hier aber überhaupt nicht gestört – wenn man sich darauf einlässt, kann man einer sehr intensiven Szenerie lauschen, in der man vollkommen versinken kann.

Als Jeremy übernimmt Peter Lontzek nicht nur die Dialoge des naturverbundenen Kanuten, sondern auch die Erzähltexte. Wie er beides voneinander abgrenzt, ist sehr gelungen: Mal voller Angst und Panik, mal berührt von der Natur, mal freundschaftlich verbunden, in den Erzähltexten aber deutlich sachlicher. Das ergänzt sich sehr gut und sorgt für einen sehr intensiven Eindruck des Hörspiels. Auch auf David Berton liegt als Björn natürlich viel Aufmerksamkeit, sein markanter Klang und seine lebendige Betonung sorgen nicht nur für viel zusätzliche Atmosphäre, sondern lassen den jungen Schweden auch sehr sympathisch wirken. Marc Gruppe ist noch kurz als Offizier zu hören.

Ergänzend zu den langen Dialogen und den ebenso langen Erzähltexten ist viel Musik im Einsatz, die das Hörspiel im Grunde die gesamte Zeit eng begleitet. Dabei sind es oft sphärische Klänge im Hintergrund, die für eine unheimliche und dichte Atmosphäre sorgen. Dabei sind auch immer wieder Naturgeräusche eingebaut, das Zwitschern von Vögeln oder das Plätschern des Wassers, was aber deutlich hintenansteht – andere Geräusche sind in passenden Momenten effektvoll eingesetzt.

Johannes Belach hat als Illustrator schon einige Male bewiesen, dass er die Essenz der Stimmung einfangen und in seine Bilder integrieren kann – und das ist ihm auch hier gelungen. Dabei ist eigentlich nur eine nächtliche Szenerie der Donau zu sehen, bei der die herabhängenden Weiden am Ufer nur von einem fahlen Mond beleuchtet werden, und doch ist das Unbehagen, das einen dabei erfasst, deutlich greifbar. Natürlich gibt es auch hier wieder die Bilder der beiden Hauptsprecher auf der Rückseite zu sehen.

Fazit: „Die Weiden“ ist eine geschickt erzählte Episode, in der sich der Grusel leise einschleicht und im Laufe der Zeit zu einem sehr intensiven, aber unbestimmten Schrecken ausweitet. Wie die beiden Charaktere miteinander funktionieren ist ebenso gelungen wie die sehr dichte Atmosphäre und die eingängigen Beschreibungen der Natur. Das ist sehr erzählerlastig, was sicherlich nicht jedem Hörer gefallen wird hier aber perfekt passt und sehr eindringlich geraten ist.

VÖ: 24. November 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785786017


Gruselkabinett – 186. Der Ghoul



Nach der Erbschaft des Familiensitzes wird von dem jungen Graf Hyppolit erwartet, sich bald eine Frau zu suchen und selbst Vorstand einer eigenen Familie zu werden. Die Zeichen stehen allerdings schlecht, als eine entfernt verwandte Baroness auftaucht und in unangemessener Weise die Unzufriedenheit mit der Familie betont. Doch als Hyppolit ihre Tochter Aurelie begegnet, ist er sofort verzaubert. Doch die junge Frau birgt ein düsteres Geheimnis…

Bereits einmal hat Titania Medien für sein „Gruselkabinett“ eine Geschichte von E.T.A. Hoffmann umgesetzt, zwischen „Der Sandmann“ und der 186. Episode „Der Ghoul“ liegen allerdings 13 Jahre. Die Handlung ist gelungen ineinander verschachtelt, beginnt aber mit der Erbschaft von Graf Hyppolit recht klar und ist auch danach eingängig strukturiert. Doch nach dem Kennenlernen der beiden Hauptfiguren wird ihr Hintergrund immer weiter aufgeklärt, was auch in zahlreichen Spielszenen geschieht. Und sowohl dort als auch in der Haupthandlung werden zahlreiche geheimnisvolle Andeutungen gemacht, die sehr unheimlich wirken. Immer wieder wird man mit dem Unbekannten konfrontiert, die sich eng mit den aktuellen Ereignissen verbinden. Durch den Titel der Geschichte ist natürlich schon eine Ahnung vorhanden, in welche Richtung sich alles entwickeln wird, dennoch gibt es zahlreiche Überraschungen und Wendungen, die das Geschehen interessant halten. Mir gefällt auch die langsame Erzählweise der Geschichte, die sich Zeit lässt, alles zu entwickeln und die verschiedenen Stimmungen auszukosten. Auch das düstere Finale ist sehr gelungen und eingängig erzählt. Das Ganze wirkt sehr klassisch und hätte auch wunderbar in die ersten dreißig Episoden der Reihe gepasst. Mir hat das jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und wird nicht zum letzten Mal gehört worden sein.

Jesse Grimm hat hier seinen Einstand in das Gruselkabinett und überzeugt direkt in der Hauptrolle des Graf Hyppolit. Er greift die verschiedenen Stimmungen der Episode gekonnt auf und setzt diese konsequent um, sodass auch die unheimlichen Momente oder das dramatische Ende sehr gut zur Geltung kommen. Uschi Hugo passt als zarte Amelie ebenfalls hervorragend in die Geschichte, ihre unverkennbare Stimme verleiht ihr einen komplexen Ausdruck und viele sehr eingängige Momente. Wie sie dabei sehr lebendig und präsent klingt, hat mir sehr gefallen. Arianne Borbach spricht die Baronesse mit so viel Härte und Abscheu in der Stimme, sodass es eine wahre Freude ist. Auch wenn sie nicht so häufig zu hören ist wie andere Figuren, bleibt sie dennoch sehr positiv im Gedächtnis. Auch Jürgen Thormann, Katharina von Keller und Erzähler Thomas Balou Martin sind zu hören.

Auch hier hat es das Team von Titania Medien wieder eine hervorragende Kulisse für die Dialoge geschaffen, die sehr intensiv wirkt. So werden ruhige Szenen am knisternden Kamin ebenso überzeugend umgesetzt wie dramatische Momente mit imposanter Musik. Alles greift sehr gelungen ineinander und unterstützt die vorherrschenden Stimmungen, sodass eine lebendige und dynamische Szenerie entsteht.

Osman Askin wurde erstmals als Illustrator für das Titelbild verpflichtet und stellt Aurelie als sanfte, fast ätherische Schönheit dar, die inmitten einer nächtlichen Szenerie auf einem Freidhof steht, während das fahle Mondlicht auch einen Verfolger sichtbar macht. Auch wenn die Idee dahinter überzeugend wirkt, wirkt der Zeichenstil recht glatt und eindimensional, die Serie hat schon deutlich ansehnlichere Titelbilder bekommen.

Fazit: „Der Ghoul“ startet schnell mit der Handlung und erweitert diese immer weiter mit Elementen aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Wie die mysteriösen Elemente mehr und mehr zunehmen und sich zu einigen überraschenden Wendungen zusammenfügen, sorgt für einen sehr gelungenen Ablauf. Das wirkt wieder wie sehr klassische Gruselromantik mit markanten Figuren und einem packenden Finale, wobei die ruhige Erzählweise sehr faszinierend auf mich wirkt.

VÖ: 27. Oktober 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785785997


Gruselkabinett – 185. Die Musik des Erich Zann



Ein junger Student bleibt bei der Suche nach einer günstigen Wohnung in einer heruntergekommenen Gegend hängen. Seine neue Bleibe wird häufig von Geigenklängen erfüllt, wie er sie noch nie gehört hat. Diese stammen von seinem neuen Nachbarn Erich Zann, den er lange jedoch nicht zu Gesicht bekommt. Erst als er sich ein Herz fasst und ihn nach einem seiner Auftritte im Treppenhaus abfängt, begegnen sich die beiden zum ersten Mal – und die Faszination des Studenten nimmt danach noch deutlich zu…

Howard Phillips Lovecrafts düstere Schreckensvision haben seit vielen Jahren einen festen Platz im Gruselkabinett von Titania Medien, auch die 185. Episode erzählt eine seiner Geschichten: „Die Musik des Erich Zann“. Und da das Label seiner Linie treu bleibt und die Vorlagen so originalgetreu wie möglich umsetzt, bedeutet das in diesem Fall auch einen sehr langsamen Aufbau der Handlung. So erinnert sich der namenlose Ich-Erzähler zunächst in einer recht ausführlichen Intro-Szene an seine Studentenzeit und die Begegnung mit Erich Zann, was direkt einigen Schrecken und Horror ankündigt. Danach geht es jedoch erst einmal wieder etwas gemäßigter zu, bis zum ersten Treffen des Studenten und von Erich Zann vergehen wieder einige Minuten, auch danach kommen nur langsam neue Elemente hinzu. Doch dafür gibt es eben sehr viele genaue Beobachtungen und feine Details, die die Handlung sehr intensiv wirken lassen. Doch wie man es von dem Autor kennt, steigert sich die Geschichte bald immer weiter und wächst beständig zu einem Schreckensszenario an, das seltsam, ungreifbar und mystisch wirkt. Wieder wird nicht alles bis ins Detail ausgeleuchtet, sodass vieles der Fantasie der Zuhörenden überlassen wird. Verbunden mit dem musikalischen Thema, das noch weitere Faszination ausübt, ist eine sehr intensive Geschichte entstanden, die allerdings fast ausschließlich als Erzählung der vergangenen Ereignisse durch den namenlosen Studenten umgesetzt ist. Dies hat mich persönlich jedoch nicht gestört, da die intensive Inszenierung den Mangel an Dialogen ausgleichen kann.

Martin May spricht eben jenen Studenten und übernimmt den weitaus größten Teil der Handlung, meist als Erzähler, manchmal aber auch in direkter Kommunikation mit seinen Mitmenschen. Nun ist es ihm bekanntermaßen gegeben, sehr betont und authentisch zu sprechen, hier schraubt er die Intensität seiner Stimme aber noch einmal in neue Höhen und geht völlig in dem Text auf, lässt Unheil und Schrecken ebenso eingängig wirken wie den übrigen Verlauf. Yens Rahba hat als Erich Zann eine besondere Herausforderung gemeistert, kann der Musiker doch nicht sprechen. Wie er mit gebrummten, gestöhnten und geschrienen Lauten dennoch eine komplexe Gefühlswelt offenbart und der Handlung zudem eine noch intensivere Stimmung verleiht, ist schon sehr beeindrucken geraten. In kleineren Rollen sind noch kurz Arianne Borbach und Hans Bayer zu hören.

Bei einer Geschichte, die sich um faszinierende, fast magische Klänge dreht, muss natürlich auf die akustische Umsetzung besonderer Wert gelegt werden. Tatsächlich wurden die beschriebenen Klänge zum Leben erweckt und verleihen der Handlung eine sehr dichte Stimmung, was sich sehr organisch und lebendig mit dem Spannungsbogen verbindet und einen Großteil der Szenen begleitet. Doch auch die eingebauten Geräusche sind passgenau und stimmungsvoll eingebaut, wie man es von dem Label gewohnt sein darf.

Johannes Berlach hat für diese Episode ein hervorragendes Cover erschaffen, dass sowohl bestens in die bisherige Galerie passt, aber dennoch einen eignen Stil entwickelt. Besonders die Farben mit ihren starken Kontrasten sorgen für eine interessante Optik. Im Fokus steht der namengebende Erich Tann mit seinem Streichinstrument, von irisierendem Licht umgeben, während auf den zweiten Blick zahlreich unheilvolle Elemente zu sehen sind.

Fazit: „Die Musik des Erich Zann“ ist fast ausschließlich als Monolog der namenlosen Hauptfigur gehalten, was durch die sehr intensive und packende Umsetzung dennoch fesselnd wirkt. Die langsame Entwicklung wird durch feine Beobachtungen und zahlreiche Details ausgeglichen, sodass dennoch eine sehr intensive Episode entstanden ist – auch wegen der eindringlichen Schreckensvision am Ende.

VÖ: 29. September 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785785980


Gruselkabinett – 184. Das Haar der Sklavin



Hassan kämpft als Weber täglich darum, genug Geld zum Überleben zu verdienen. Als er seinem Vetter in Konstantinopel einen Besuch abstattet, ist er fasziniert von der hübschen Sklavin Essica und insbesondere ihrem wunderschönen, goldenen Haar. Als die Haremsfrau kurze Zeit später stirbt, fasst Hassan einen Plan, um seiner Armut zu entgehen…

Das „Gruselkabinett“ entführt die Zuhörenden immer wieder in andere Welten in wechselnden kulturellen Hintergründen, sodass immer wieder für Abwechslung gesorgt ist. Doch eine Szenerie wie in „Das Haar der Sklavin“ gab es dabei noch nie und ist deswegen besonders faszinierend. Angesiedelt ist die Geschichte von Bertha Werder in orientalischen Gefilden, was auch sehr eingängig umgesetzt wurde. Mir gefällt die Szenerie äußerst gut, durch den anfangs langsamen Ablauf der Handlung bekommt man auch gleich einen guten Eindruck von den Charakteren und den Umständen, in denen sie leben. Ein Hauch des Exotischen und Geheimnisvollen schwebt über allem, was die Geschichte noch intensiver wirken lässt. Die Handlung selbst ist im Prinzip schnell erzählt, wird aber mit vielen intensiven Momenten gekonnt aufgebaut. So ist es besonders eine längere Geistererscheinung mit einem unheimlichen Dialog prägend, aber auch danach geht es noch eindringlich und düster weiter. Die Idee hinter der Geschichte gefällt mir ebenfalls sehr gut und bringt noch einmal eine andere Note in die Serie ein. Entstanden ist so eine eben nicht klassische Geistergeschichte, die nicht nur mit ihrem reizvollen Setting, sondern auch mit ihrem ungewöhnlichen Verlauf überzeugt.

Patrick Bach ist in der Rolle des verarmten Webers Hassan zu hören, wobei er seiner Stimme noch einmal einen ganz anderen Klang verleiht. Sehr überzeugend bringt er den Zwiespalt zwischen einer sympathischen und emotionalen Person und seinen kalten, egoistischen Entscheidungen herüber. Eva Michelis verleiht ihrer Stimme als Essica einen sehr eindringlichen und intensiven Klang, die gleichzeitig brüchige Stimme und der flehende Unterton sorgen für sehr markante Momente. Als Erzähler führt der großartige Peter Weis durch die Handlung, seine Texte klingen durch seine ebenso präzise wie eindringliche Stimme sehr intensiv und steigern die vorherrschende Stimmung. Auch Jean Paul Baeck, Antje von der Ahe und Ursula Wüsthoff sind zu hören.

Sehr überzeugend wurde auch wieder die akustische Untermalung des Hörspiels gestaltet, die die orientalische Szenerie mit stimmungsvoller Musik unterstreicht. Das verleiht der Episode noch einmal eine fremdartige Aura, was due mysteriösen Aspekte weiter ausbaut. Auch die Geräusche sind wieder herausragend eingebunden und verleihen den Dialogen nicht nur mehr Authentizität, sondern harmonieren auch hervorragend mit der musikalischen Begleitung.

Auch das Coverartwork, das dieses Mal von Johannes Belach stammt, mutet orientalisch an. Die Turmkammer mit dem Blick auf einen prächtigen Palast kommt durch die nächtliche Szenerie geheimnisvoll herüber, während Hassan vor dem golden durchscheinenden Geist erschrocken am Boden liegt. Das ist ansprechend gelungen und gefällt mir äußerst gut.

Fazit: „Das Haar der Sklavin“ ist eine außergewöhnliche Episode des Gruselkabinetts – einerseits weil Geschichten aus dem Orient noch nicht so präsent sind, andererseits auch wegen des Verlaufs, der sich deutlich von den Vorgängern unterscheidet. Die Handlung wird langsam, aber intensiv erzählt, während die Stimmung sehr dicht geraten ist. Sehr hörenswert!

VÖ: 26. Mai 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785785331


Gruselkabinett – 183. Die andere Seite



Der junge Gabriel, der neben dem örtlichen Geistlichen nur mit der gleichaltrigen Carmeille befreundet ist, lebt seine Kindheit unbeschwert, bis er das elterliche Verbot übergeht und das Flussufer nahe seines Hauses überquert. Dort findet er eine wunderschöne Blume, die er zugleich mitnimmt und stolz der Mutter präsentiert. Doch diese reagiert alles andere als erfreut und zerstört die zarte Pflanze direkt. Doch Gabriel ist weiterhin fasziniert von ihrer Schönheit…

Nach der hervorragenden 170. Episode mit dem Titel „Eine wirklich wahre Vampirgeschichte“ ist nun bereits zum zweiten Mal eine Geschichte von Eric Stenbock im Gruselkabinett von Titania Mediem umgesetzt worden: „Die andere Seite“. Wieder geht es um die Faszination eines Jungen für die Dunkelheit und die Düsternis, der damit näher an die Abgründe gezogen werden, erzählt wird dies aber auf eine andere Weise. So ist das Überqueren des Flussufers und das Pflücken der Blume Ausgangspunkt für eine Kette von unheilvollen Ereignissen, die immer höhere Wellen schlagen. Ich mag die diabolische Frauenfigur, die dabei einen starken Einfluss hat und die eine furchterregende Aura um sich hat. Aber auch die christlichen Aspekte um Gabriels Gläubigkeit und die Veränderung in seinen Freundschaften sind ein wesentliches Thema der Episode und gut umgesetzt. Das Cover deutet bereits an, welche übernatürlichen Wesen vorkommen – die Umsetzung ist aber geheimnisvoll und makaber geraten, sodass eher leiser, subtiler Grusel denn um Aufsehen heischender Horror entsteht. Mir gefällt die sehr konzentrierte Atmosphäre, die das mitbringt und für eine sehr kurzweilige Episode sorgt – inklusive eines bedrohlichen Ausblicks am Ende.

Alle Mitwirkenden machen ihre Sache wieder hervorragend und verleihen ihren Figuren eine sehr präsente Ausstrahlung. So ist Edward McMenemy als junger Gabriel zu hören, der die Lebensfreunde und die Neugier sehr gelungen sehr Geltung bringt. Wie er sich aufgrund der unheimlichen Ereignisse immer weiter verändert, setzt er facettenreich und sehr treffend um – gerade aufgrund seines jungen Alters ist das sehr beachtlich. Als alter Gabriel, der die Erzähltexte übernimmt, ist Jean Paul Baeck zu hören, dessen angenehm warme Stimme für eine dichte Atmosphäre sorgt. Er bringt viel Leben in seine Texte, aber auch die unheimliche Grundstimmung wird durch ihn überzeugend hervorgehoben. Hervorragend ist auch die Rolle der Lilith umgesetzt, Antje von der Ahe bringt eine so geheimnisvolle und mysteriöse Aura mit ein und kann verführerisch und bedrohlich gleichzeitig klingen. Auch Ursula Wüsthof, Kathryn McMenemy und Marlene Bosenius sind zu hören.

Neben dem fein geschliffenen Drehbuch und den sehr überzeugenden Stimmen ist auch die akustische Gestaltung wieder liebevoll und sehr passend umgesetzt. So weben zahlreiche Melodien einen dichten Hintergrund für die Dialoge, die dadurch markant, aber nicht aufdringlich betont werden. Ich mag die intensive Atmosphäre, die dadurch entsteht und durch passende Geräusche ergänzt wird.

Das Titelbild ist ebenso simpel wie effektvoll, ein riesiger Wolf mit gesträubtem Fell steht in einer bergigen Landschaft vor einem hoch aufragenden Turm. Die vom Vollmond beschienene nächtliche Szenerie erstrahlt in einer dunkelvioletten Farbe, was dem Cover einen besonderen Reiz verleiht. Die restliche Optik in der Steinmaueroptik hat sich seit langem bewährt und sieht nach wie vor sehr ansprechend aus.

Fazit: Mit „Die andere Seite“ ist eine sehr eingängige und atmosphärische Episode der Serie, die unschuldig anfängt und sich langsam immer weiter in die gruselige Stimmung eintaucht. Dabei ist die Veränderung des unschuldigen Jungen ebenso gelungen wie die Darstellung des Bösen. Sehr überzeugende Stimmen und eine wie immer saubere Produktion runden die 183. Folge des Gruselkabinetts ab.

VÖ: 28. April 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785785294


Gruselkabinett – 182. Sarahs Grabmal



Seit zahllosen Jahren steht ein pompöses Grabmal inmitten einer Kirche – unbewegt und ungeöffnet. Als die Kirche restauriert werden soll, muss auch die pompös verzierte Grabplatte verschoben werden. Dabei wirken die eindringlichen Warnungen, die darauf eingraviert sind, zwar merkwürdig, die Gruppe um Harry Latimer öffnet dennoch das steinerne Grab – und stößt damit die Tür zu ihrem Verderben auf…

F. G. Loring hat mit „Sarahs Grabmal“ eine Geschichte geschrieben, die insbesondere im englischsprachigen Raum zu einem kleinen Klassiker der Gruselliteratur geworden ist. Und so war es im Prinzip nur eine Frage der Zeit, bis diese auch für das „Gruselkabinett“ von Titania Medien adaptiert wird – mit Episode 182 ist dies nun so weit. Eine kleine Rahmenhandlung läutet die Geschichte ein, in der auf ein Tagebuch eingegangen wird, der Hauptteil der Episode ist aber dialogisch erzählt und berichtet von den Ereignissen um die alte Kirche und das darin enthaltene Grabmal. Und dabei ist es für die Zuhörenden zwar keine große Überraschung, welche übernatürliche Erscheinung hinter den unheimlichen Ereignissen steckt, aber wie diese aufersteht, ihr Unwesen treibt und schließlich bekämpft wird, ist sehr unterhaltsam zu hören. Ich mag, wie sich die Handlung dabei langsam entwickelt und so ihren ganzen Schrecken entfalten kann. Wieder braucht es keine Knalleffekte, um für eine schaurige Stimmung zu sorgen. Die oft nicht einmal greifbare Bedrohung, die Möglichkeit, dass etwas Schreckliches passieren könnte, die Schatten, die sich immer weiter auftürmen: Das sind die besonders reizvollen Momente. Dabei kommt das Ambiente der damaligen Zeit sehr gut zur Geltung und verleiht auch dieser Umsetzung einen besonderen Reiz.

Helmut Zierl ist in der Rolle des Harry Latimer zu hören, dem er eine große Präsenz verleiht. Dabei verleiht er seiner Figur nicht nur eine eingängige Sprechweise, sondern auch einige interessante Facetten, die besonders in den unheimlichen Momenten gekonnt hervortreten. Als Somers ist Jonas Minthe zu hören, der sich überzeugend an die dichte Szenerie anpasst und die gehobene Sprache authentisch und lebendig klingen lässt. Als Gräfin Sarah sorgt Ursula Wüsthof für einige sehr ausdrucksstarke Szenen, ich mag ihr geheimnisvolles Auftreten und die vielen Untertöne, die sie in ihre Stimme einfließen lässt. Auch Horst Naumann, Peter Weis und Marlene Bosenius sind zu hören.

Das Team von Titania Medien hat auch hier wieder eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, die sich eng um die verschiedenen Szenen legt. Da die Erzählweise hier eher ruhig ist, sind die vielen begleitenden Melodien auch dezent. In den richtigen Momenten verdichtet sich die Musik aber auch und gewinnt mehr Energie. Auch die Geräuschkulisse weiß erneut zu überzeugen und macht einen sehr fein abgestimmten Eindruck.

Strahlend, fast von Innen heraus leuchtend, ist Sarah in einem schlichten, weißen Kleid zu sehen, lediglich die spitzen Zähne in ihrem Mund stören die ätherische Schönheit mit ihrem Lächeln. Der Hintergrund ist ebenso gelungen: Dort ist natürlich ihr recht verziertes Grabmal zu sehen, aber auch die gotischen Bogen und die Buntglasfenster der Kirche sind sehr ansehnlich geraten.

Fazit: „Sarahs Grabmal“ ist eine ruhig erzählte Geschichte, deren Spannungsbogen sich langsam entwickelt. Dafür werden die verschiedenen Stationen der Handlung sehr intensiv beschrieben und entwickeln dabei einen markanten Ausdruck. Das Ambiente und die wie immer hervorragenden Stimmen ergänzen den positiven Eindruck der Episode noch weiter.

VÖ: 31. März 2023
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785785287


Gruselkabinett – 181. Das gefährlichste Spiel der Welt



Sanger Rainsford geht für sein Leben gern auf die Jagd, sein nächstes Ziel liegt nahe des Amazonas. Auf der Schiffsfahrt dorthin passiert er eine Insel, um die sich unter den Seefahrern düstere Geschichten ranken – wen es einmal dorthin verschlägt, kehrt angeblich nie wieder zurück. Auch Rainsford stürzt von seinem Schiff und strandet auf der Insel, auf der er dem geheimnisvollen General Zaroff trifft – und der seine Leidenschaft für die Jagd teilt…

Der Hauch des Übernatürlichen, der sich im Laufe der Zeit immer weiter verdichtet und zu einem schreckbehafteten Szenario anschwillt: In zahlreichen Episoden des „Gruselkabinetts“ von Titania Medien funktioniert diese Formel hervorragend. Und dennoch gibt es auch sehr gelungene andere Facetten, wie die Nummer 181 der Reihe beweist: „Das gefährlichste Spiel der Welt“ bietet zunächst auch leise Momente des Grusels, stimmungsvolle Andeutungen, beklommen machende Szenen. Und doch wird dann eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Der versierte Zuhörer der Serie wird sicherlich den einen oder anderen Verdacht hegen, was hinter den seltsamen Ereignissen stecken könnte, erwartet vielleicht eine bestimmte übernatürliche Spezies oder ähnliches. Und zumindest mich hat es dann überrascht, dass die Auflösung eine ganz andere ist als vermutet. Hinzu kommt die sehr gelungene Teilung der Geschichte, die sich grob in drei Abschnitte gliedert: Die anfängliche Schiffsreise mit dem Unglück, danach die intensive Unterhaltung mit General Zaroff, anschließend noch eine bedrohliche und actiongeladene Szenerie, die sehr packend geraten ist – und das, obwohl die Hintergründe hier schon vollkommen klar sind. Das hat mich vollkommen gefesselt und war auf sehr angenehme Art abwechslungsreich, zumal auch die Umsetzung hervorragend gelungen ist – auch weil der dialogische Anteil so hoch ist. Eine sehr gelungene und hörenswerte Episode mit einem einprägsamen Setting, markanten Figuren und einem spannenden Verlauf.

Gerade einmal fünf Sprecher sind notwendig, um diese Geschichte zu erzählen und mit Leben zu füllen. Umso wichtiger ist es natürlich, dass diese ihre Rollen auch ausfüllen – und das ist ihnen hervorragend gelungen. Pascal Breuer steht in der Rolle des Sanger Rainsford im Mittelpunkt der Handlung, was er mit viel Enthusiasmus, präziser Betonung und starkem Ausdruck umsetzt. Er trägt viel dazu bei, dass man durchgängig gefesselt bleibt. Torsten Münchow spricht General Zaroff mit einer solch starken Aura, einer geheimnisumwitterten Stimme und düster-bedrohlichem Klang, dass eine sehr faszinierende Figur entsteht. Und obwohl Thomas Balou Martin als Iwan einen deutlich kleineren Part hat, hat er mich dennoch ebenso beeindruckt: Ihn habe ich kaum wiedererkannt, so bedrohlich und unheimlich klingt er hier. Die beiden anderen Sprecher – Glenn Goltz und Peter Weis – machen ihre Sache ebenfalls sehr überzeugend.

Wesentlicher Erfolgsfaktor der Serie ist sicherlich auch die dichte und passgenaue Gestaltung der akustischen Begleitung, und macht diese Episode dabei auch keine Ausnahme. Die maritime Atmosphäre kommt dabei sehr gut zur Geltung, ebenso aber auch das ruhige, intensive Gespräch zwischen Rainsford und Zaroff oder die packende Schlussszene sind mit perfekt abgestimmten Geräuschen und dramatischer, aber nicht zu aufdringlicher Musik untermalt.

Johannes Belach hat das Cover zu dieser Episode geschaffen und versteht es, den bisherigen Stil aufzugreifen, aber auch ganz eigene Akzente zu setzen. Die intensive Farbgestaltung mit einem Verlauf von bläulichen Violetttönen bis zu Orange und Gelb wirkt sehr stimmungsvoll und wird durch ein gelungenes Spiel von Licht und Schatten ergänzt. Das Motiv gibt gleich einen Hinweis auf das Thema der Episode, ist durch den intensiven Blick des markanten Männergesichts aber auch ein Blickfang.

Fazit: „Das gefährlichste Spiel der Welt“ sticht aus der starken Reihe auf positive Art hervor, weil ein Thema behandelt wird, das auf diese Art bisher noch nicht zu hören war. Das hat mich auch deswegen gefesselt, weil die grob dreigeteilte Handlung mit den markanten Schwerpunkten so geschickt erzählt wurde. Gepaart mit sehr intensiven Stimmen und der dichten Atmosphäre hat mir dies mal wieder äußerst gut gefallen.

VÖ: 25. November 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785784594


Gruselkabinett – 180. Das unbewohnte Haus



Jim Shorthouse ist nicht wenig verwundert, als seine Tante Julia nur ihn und keine anderen Familienmitglieder zu sich eingeladen hat. Doch schon bald offenbart sie ihm den Grund ihres Treffens: Sie will gemeinsam mit ihrem Neffen ein Haus erkunden, um das alle Menschen in der Gegend einen großen Bogen machen. Sie will herausfinden, ob tatsächlich Geister ihr Unwesen in dem alten Gemäuer treiben…

Alte, halb zerfallene Häuser, in denen es angeblich spukt, dazu eine Gruppe aus abenteuerlustigen Menschen, die diese erkunden wollen – ein klassischer Stoff für diverse Gruselgeschichten, die auch Algernon Blackwood in „Das unbewohnte Haus“ verwendet hat. Seine Erzählung ist nun auch die erste, die von dem englischen Autor für das Gruselkabinett von Titania Medien als Hörspiel umgesetzt wurde. Die Einfärbung der Handlung unterscheidet sich dabei deutlich von einigen ähnlichen früheren Episoden, sodass dennoch ein sehr eigenständiger Eindruck entsteht. So verbringen eben nur zwei Figuren eine Nacht in dem Spukhaus, und das auch eher aus Abenteuerlust denn aus wissenschaftlichem Interesse. Die persönliche Beziehung der beiden sorgt für einige interessante Randnotizen, steht aber nicht allzu sehr im Vordergrund. Vielmehr ist es das langsame Erkunden des unbewohnten Hauses, das Schreiten durch die Zimmer und Gänge, die dabei getätigten Beobachtungen und Geräusche, die für eine dichte Stimmung sorgen. Dabei ist das An- und Abschwellen der Intensität des Spuks sehr gelungen, ebenso wie der intensive Höhepunkt zum Ende der Geschichte. Allerdings ist durch die Reduzierung auf zwei Personen ab einem gewissen Zeitpunkt auch eine Gleichförmigkeit zu spüren, ebenso wie die Entwicklung zu Beginn ein wenig zu langsam geraten ist. Doch insgesamt ist wieder eine gelungene und hörenswerte Episode entstanden.

Glenn Goltz gibt in dieser Episode sein Debut im Gruselkabinett – und dann gleich in der Hauptrolle des Jim Shorthouse. Er sorgt mit seiner lebendigen Stimme für viele überzeugende Momente, eine Steigerung der Spannung und eine große Portion Menschlichkeit. Seine Tante Julia wird von Kathrin Ackermann gesprochen, deren Klangfarbe sehr angenehm ist. Sie sorgt aber auch für einen überzeugenden Ausdruck und einen charmanten Charakter, was mir sehr gefallen hat – insbesondere, wenn sie später noch einen sehr markanten Auftritt hat. Als Erzähler ist wieder Peter Weis zu hören, der mit seiner unverkennbaren Stimme und präziser Betonung für viel zusätzliche Stimmung sorgt. In kleinen Rollen sind noch Kristine Walter, Marc Gruppe und Lutz Reichert zu hören.

Das kleine Team um Marc Gruppe und Stephan Bosenius hat wieder eine sehr dichte und stimmige Atmosphäre gesorgt, in der die Geschichte sorgsam eingebettet wurde. So werden Spannungsbögen durch verschieden intensive Musik nachgezeichnet, Handlungen durch zahlreiche Geräusche untermalt oder durch leichte Halleffekte der Stimmen verschiedene Räumlichkeiten lebendig gemacht. Besonders gelungen sind aber die gruseligen Momente, in denen verschiedene Stimmen zusammengemischt wurden.

Für dieses Titelbild ist wieder Ertugrul Edirne verantwortlich, der sich voll auf die detailreiche Darstellung von Jim und Julia konzentriert und deren besorgte Gesichter in flackerndes Kerzenlicht taucht, während der rötliche Farbton des Hintergrunds für eine überzeugende Stimmung sorgen. Im Inneren ist wie immer eine komplette Übersicht der bisher erschienenen Episoden zu finden.

Fazit: Auch wenn „Das unbewohnte Haus“ recht langsam startet und durch die Begrenzung auf zwei Figuren stellenweise etwas starr wirkt, ist insgesamt eine überzeugende Episode des Gruselkabinetts geraten. Das liegt an der sehr intensiven Stimmung bei der Erkundung der Räume, viele unheimliche und gruselige Momente sowie die hervorragende Umsetzung mit sehr intensiven Sprechern.

VÖ: 28. Oktober 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785784280


Gruselkabinett – 179. Flaxman Low – Der Fall Medhans Lea



Flaxman Low bekommt auf seinem Anwesen Besuch von drei alten Freunden. Doch dies ist keinesfalls der reinen Höflichkeit geschuldet: Während eines gemeinsamen Billard-Spiels haben diese die unheimlichen Schreie eines scheinbar gequälten Kinds auf dem neu bezogenen Anwesen gehört. Doch bei ihrer Suche konnte die Ursache nicht gefunden werden. Flaxman ist die letzte Hoffnung, noch Licht ins Dunkel zu bringen…

Wer die Umsetzungen von „Flaxman Low“ aus dem Gruselkabinett kennt, weiß auch, was von der 179. Episode der Reihe zu erwarten ist: Ein Ausflug ins viktorianische England, einen ruhig erzählten Kriminalfall mit übernatürlichem Einschlag, charismatische Figuren. Tatsächlich findet auch hier ein großer Teil am knisternden Kaminfeuer von Flaxmans Anwesen bei einem gediegenen Gespräch statt, was direkt für eine eingängige und vertraute Atmosphäre sorgt. Zudem wird der Fall dabei interessant aufgebaut, was zwar langsam, aber mit durchgängig interessanten Details geschehen ist. Dabei gibt es natürlich auch einige Spielszenen mit Rückblicken, sodass man hautnah dabei sein kann, wenn die drei Männer von den unheimlichen Geräuschen heimgesucht wurden und weitere düstere Details eingebaut werden. Dabei braucht es nicht den ganz großen Horror, sondern viele leise, beklemmende Momente und Geheimnisse, die im Laufe der Zeit auch nicht alle vollständig aufgeklärt werden. Gerade dieser stetige Hauch des Ungewissen macht diese Episode aus und zusammen mit der dichten Atmosphäre zu einer weiteren, hörenswerten Geschichte des Hildener Labels.

Bernd Kreibich ist als Flaxmans Butler Wilkins zu hören, zwar nur in einer kürzeren Szene, in der er aber viel Eindruck hinterlässt. Sein reservierter Eindruck gepaart mit seinem untrüglichen Gespür für komödiantisches Timing haben mir sehr gut gefallen. Bodo Primus ist als Mr. Harland zu hören und überzeugt über die gesamte Laufzeit mit einer eingängigen Sprechweise und authentischer Betonung, wobei er sich gekonnt an die gediegene Atmosphäre der Episode anpasst. Valentin Stroh fügt mit Dr. Nare-Jones eine weitere gelungene Facette hinzu und spricht den Hausarzt mit einer sehr eingängigen Wirkung. Weitere Sprecher sind Jean Paul Baeck, Marc Gruppe und Rolf Berg.

Die akustische Umsetzung ist wieder sehr sauber und passend geraten, sodass die einzelnen Szenen ihre Wirkung entfalten können. Da die Handlung sehr ruhig erzählt ist, gibt es dementsprechend auch keine hochdramatischen Höhepunkte. Doch das Zusammenspiel von atmosphärischer Musik und dezenten, aber stimmungsvollen Geräuschen und der leise düsteren Ausstrahlung funktioniert sehr gut und sorgt für einen sehr runden Gesamteindruck.

Ralf Nievelstein, einer der neuen Illustrationen für Titania Medien, hat ein Titelbild für die Serie geschaffen, das sich nahtlos in die bisherige Galerie einfügt und dennoch eigene Akzente setzt. Aus dem Gebüsch in der Nähe eines alten Herrenhauses recken sich zwei verkrümmte Arme nach oben, während im Hintergrund einige schiefe Grabsteine stehen – das alles mit düsteren und ausdrucksstarken Farben, die gut aufeinander abgestimmt sind.

Fazit: „Der Fall Medhans Lea“ ist ein ruhig erzählter, aber ausdrucksstarker Krimi mit übernatürlichen Elementen. In die gediegenen Gespräche sind immer wieder unheimliche Momente eingestreut, über allem schwebt eine Aura des Unbekannten, was für eine dichte Atmosphäre sorgt. Gepaart mit sehr überzeugenden Sprechern und einer dezenten, aber sehr geschliffenen akustischen Begleitung ist so ein gelungenes Hörspiel entstanden.

VÖ: 30. September 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783894


Gruselkabinett – 178. Das unheimliche Turmzimmer



Von schrecklichen Alpträumen geplagt wendet sich Clive Fellows einem Psychiater zu und berichtet von den immer wiederkehrenden Bildern, in denen er einen alten Studienkameraden besucht und dort stets von seiner Mutter in einem alten Turmzimmer untergebracht wurde. Er ahnt, dass dort ein unsagbares Grauen auf ihn wartet, kann aber nicht hinter die Gründe der Träume kommen…

E.F. Benson, der bisher im „Gruselkabinett“ von Titania Medien mit der 102. Episode „Mrs. Amworth“ aufgetaucht ist, kehrt als Autor der 178. Folge zurück. Und wie bereits die erste Umsetzung nach seiner Vorlage ist auch „Das unheimliche Turmzimmer“ kein Hörspiel, das direkt in die vollen geht, sondern nimmt sich anfangs viel Zeit, die Szenerie zu erklären und die Zusammenhänge aufzubauen. So bekommt der Hörer zunächst in einer Sitzung von Clive bei seinem Psychiater viele Details von seinen quälenden Albträumen berichtet, die Dialoge der beiden Figuren werden aber immer wieder durch kleine Sprachfetzen des Traumes aufgelockert. Die dabei entstehende Stimmung ist bereits recht düster, nimmt aber ab der Hälfte der Laufzeit noch einmal deutlich zu – einfach auch, weil dort mehr Entwicklung der Handlung zu hören ist und dadurch mehr Dynamik aufkommt. Auch hier kommt es eher auf den leisen Grusel an, der subtil und gediegen wirkt. Der ganz große Horror kommt dabei nicht auf den Hörer zu, auch wenn ein durchaus packendes Finale für die Handlung gefunden wurde. Auch die mystischen Zusammenhänge kommen dabei gut zur Geltung, zumal eine Erscheinung überraschend kommt. Dass sich dabei aber auch einige Dinge zumindest erahnen lassen, trübt den Grusel-Faktor kaum. Eine hörenswerte, solide Episode der Serie, die von einer ruhigen Ausstrahlung und einigen unheimlichen Szenen geprägt ist.

Titania Medien hat hier auf Stimmen gesetzt, die in den eigenen Produktionen noch nicht allzu häufig zu hören waren – unter ihnen die Hörspiellegende Jürgen Thormann als Psychiater, der mit seiner ruhigen, bedächtigen Art, aber wie immer scharfer und präziser Formulierung einen gelungenen Gegenpart für Simon Jäger in der Hauptrolle bildet. Dieser übernimmt den weitaus größten Teil der Handlung und betont nicht nur die Erzähltexte sehr gekonnt, sondern bringt auch in den Dialogen eine überzeugende und glaubhafte Figur herüber. Der wunderbare Jens Wawrczeck spricht Clives Freund mit seiner unverkennbaren Stimme und der dynamischen Sprechweise, der das aufkommende Grauen sehr überzeugend in seinen Klang einfließen lässt. Wundervoll sind auch Luise Lunow und Ursula Sieg in zwei markanten Frauenrollen, die das Hörspiel beide auf ihre eigene Art prägen, aber auch Marc Gruppe ist in einer kleinen Nebenrolle zu hören.

Akustisch wurde wieder eine überzeugende Stimmung geschaffen, die mit ihrer dichten musikalischen Untermalung für viel Atmosphäre sorgt. Sehr gelungen sind die Traum- und Erinnerungsfetzen, in denen die Stimmen der Sprecher mit einem leichten Halleffekt versehen sind, während auch die Geräusche wieder überzeugend eingesetzt wurden und sowohl das Gespräch beim Psychiater als auch den Aufenthalt im alten Gemäuer stimmungsvoll wirken lassen.

Einen Blick auf das unheimliche Turmzimmer wird auf dem Titelbild gewährt, welches mit der blauen Farbgebung mit den mystisch-violetten Abhebungen sehr stimmungsvoll wirkt. Neben dem blitzenden Nachthimmel ist insbesondere ein düsteres Gemälde in den Fokus gerückt, was eng mit der Handlung verbunden ist und sehr gut zur Geltung kommt.

Fazit: „Das unheimliche Turmzimmer“ ist eine Episode des eher leisen Grusels, das sich langsam aufbaut und Spannung und Atmosphäre erst spät wirklich dicht werden lässt. Die Auflösung bietet einige unheimliche Stellen und ist stimmig erzählt, passt dabei mit der ruhigen Wirkung gut zum Rest der Episode. Eine solide Episode, bei der alles nahtlos ineinandergreift.

VÖ: 27. Mai 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783887


Gruselkabinett – 177. Furia Infernalis



Dem jungen Basili ist es eine Ehre, in die Armee des Zaren einzutreten, doch Nikolai, sein Vertrauter und im Dienste des Hause stehenden Diener, ist gegen die Abreise und ist nach seiner Abreise untröstlich. Durch ihre innige Beziehung hat sich Nikolai den Unmut seines Herren zugezogen, zumal seine Mutter als Hexe verschrien ist. Als dann wertvolle Tauben aus der Zucht des Hauses fehlen, scheint Nikolais Schicksal besiegelt…

Wieder wurde für das „Gruselkabinett“ von Titania Medien ein anderer Schauplatz gefunden, Ludwig Bechsteins Schauergeschichte „Furia Infernalis“ spielt in der Ukraine des 19. Jahrhunderts. Nach einem äußerst stimmungsvollen Intro um die sagenhafte Gestalt der titelgebenden Furia Infernalis, die eine sehr düstere Stimmung an den Beginn setzt, baut sich die eigentliche Handlung langsam auf. Dabei werden viele persönliche Schicksalsschläge eingebunden, die sich zunächst nicht erklären lassen. Durch das Intro hat der Hörer zwar eine Ahnung, in welche Richtung dies führen wird, die Handlung ist aber wunderbar dicht und stimmungsvoll – insbesondere weil Nikolais Mutter mit einer sehr unheimlichen Szene für einen sehr packenden Moment und weitere Spekulationen sorgt. Richtig in Fahrt kommt die Handlung dann mit der Rückkehr von Basili auf das Gut seine Familie, doch auch hier wird die Geschichte in eher langsamem Tempo erzählt, bleibt aber weiterhin sehr intensiv und packend. Auch der Transport der Handlung in Hörspielform ist gelungen, so werden Erzähltexte beispielsweise in einen Brief umgewandelt, der zusätzlichen mit Sätzen der Protagonisten sehr lebendig gestaltet ist. „Furia Infernalis“ ist eine dieser Episoden des Gruselkabinetts, die mich vollkommen überzeugt habt und bei der einfach alles zusammenpasst – sehr hörenswert!

Erzähler der Handlung ist einmal mehr der wundervolle Peter Weis, mit seiner warmen, leicht gebrochenen Stimme versorgt er seine Texte wieder mit einer eindringlichen Stimmung und sehr gelungenen Facetten, sodass sie sehr atmosphärisch geraten sind. Regina Lemnitz hat als Nikolais Mutter ebenfalls sehr starke Auftritte – nicht nur wegen ihrer unverkennbaren Stimme, sondern auch weil sie sie so lebendig, abwechslungsreich und intensiv einsetzt. Uschi Hugo hat mir ebenfalls äußerst gut gefallen, ihr immer noch sehr jugendlicher Klang passt hervorragend zu ihrer Figur und klingt lebendig, authentisch und markant. Weitere Sprecher sind Bodo Primus, Friedemann Thiele und Ingeborg Kallweit.

Dass Titania Medien für eine passende Stimmung sorgen, haben sie schon in ihren bisherigen Hörspielen unter Beweis gestellt, doch mit dem Einfluss ukrainischer Volksmusik haben sie hier eine weitere Ebene hinzugefügt, die gepaart mit den typisch unheimlichen und dichten Klängen geschickt verwoben sind. Und auch die Geräusche sind perfekt auf die Handlung abgestimmt und sorgen für zahlreiche weitere Nuancen.

Komplett in einem düsteren Violett mit nur wenigen schwarzen und weißen Elementen gehalten ist das Titelbild zu der Episode sehr ausdrucksstark geraten, zumal die Furia Infernalis vor dem vom Vollmond düster beleuchteten Szenerie grausig und unheimlich gestaltet ist. Natürlich gibt es im Inneren wieder eine ausführliche Auflistung der Mitwirkenden und auf der Rückseite Fotos einiger Sprecher.

Fazit: „Furia Infernalis“ ist eine faszinierende und düstere Folge, die nach dem unheimlichen Intro langsam eine packende Geschichte mit zahlreichen unheimlichen Momenten aufbaut. Die ukrainische Szenerie, die schauerliche Schreckensgestalt und markante Figuren sorgen für einen sehr unterhaltsamen Ablauf, sodass eine sehr starke Episode der Reihe entstanden ist.

VÖ: 25. März 2022
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-8387-0


Gruselkabinett – 176. Das Lächeln des Toten



Gabriel Ockram und Eveln Warburton haben entschlossen, einander zu heiraten. Doch Gabriels todkranker Vater, Sir Hugh, ist von ihrer Vermählung alles andere als angetan und stößt mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen finstere Vorahnungen aus. Dennoch will sich das Paar nicht von seinen Plänen trennen, doch schon wenige Tage später erfahren die beiden mehr über die Hintergründe der Familie…

„Das Lächeln des Toten“ ist nicht die erste Geschichte aus der Feder von Francis Marion Crawford, die das Hildener Hörspiellabel Titania Medien vertont hat, Folge 176 stammt nun wieder aus der Feder des US-amerikanischen Schriftstellers. Die Handlung ist zwar in London verortet, was aber nur wenig Auswirkungen auf die Handlung hat – lediglich die adelige Gesellschaft und einige christliche Motive sind geblieben. Mit der oben beschriebenen Szene wird schon recht früh in der Handlung ein mysteriöser und eindringlicher Höhepunkt gesetzt, die ersten geheimnisvollen Rätsel um die Familie der Ockrams sorgen für Interesse. Doch auch danach werden kontinuierlich noch mehr unerklärliche Anspielungen aufgebaut, was für zahlreiche sehr markante Szenen sorgt. Ich mag, wie nebenbei die Lebensumstände des Paares und einiger anderer Figuren beschrieben wird, doch die Düsternis mag auch in den wenigen alltäglichen Situationen nicht weichen, was für eine sehr dichte und intensive Stimmung sorgt. Besonders eindrücklich ist der Tod von Sir Hugh Ockram geschildert, eine sehr intensive Szene, die jedoch nicht das letzte Highlight bleiben soll. Denn die Geschichte wird sehr düster abgeschlossen, das Geheimnis der Familie zwar ausgeführt, aber eben nicht bis ins letzte Detail aufgedeckt, sodass auch nach dem Hören noch eine unheimliche Stimmung mitschwingt.

Matthias Lühn übernimmt in der Rolle des Gabriel Ockham nicht nur Dialoge, sondern spricht auch die Erzähltexte. Beides ist ihm sehr gut gelungen, er beweist große Präsenz und eine sehr authentische Sprechweise. Herbert Tennigkeit hat als Sir Hugh Ockham zwar einen merklich kürzeren Auftritt, nutzt diesen aber mit einer sehr intensiven Wirkung, er sorgt für sehr unheimliche Momente und bringt das diabolische Lächeln des Todkranken in seiner Stimme zur Geltung. Beate Gerlach überzeugt als Mrs. Macdonald mit ihrem kraftvollen Klang und sehr markanten Auftritten – sehr gelungen. Weitere Sprecher sind Fabienne Hesse, Sigrid Burkholder und Janina Sachau.

Musikalisch wurden hier mal wieder einige neue Akzente gesetzt. Natürlich gibt es auch hier wieder eine sehr dichte Stimmung und eine fast durchgängige Begleitung, doch manche Musikstücke stechen hervor, beispielsweise mit kirchlichen Klängen oder Gesangsspuren. Die Geräusche sind etwas zurückhaltender, aber sehr fein auf die Handlung abgestimmt, was für einen sehr engmaschigen und atmosphärischen Eindruck sorgt.

Johannes Belach hat das Titelmotiv gestaltet und die Szenerie sehr düster gehalten. Nur durch einen schmalen, gelblichen Lichtstreifen wie durch einen Türschlitz wird das unheimliche Lächeln auf dem Gesicht des Mannes beleuchtet. Sehr schön, wie dennoch viele Details und Verzierungen eingebaut wurden, das wirkt sehr stimmungsvoll und unheimlich.

Fazit: „Das Lächeln der Toten“ setzt gleich an den Anfang eine sehr düstere und unheimliche Szene, doch es folgen auch danach viele ähnlich eindringliche Momente. Die Stimmung ist deswegen durchgängig sehr dicht, die Figuren markant, die Auflösung unheimlich – eine sehr hörenswerte Folge, die auch wieder hervorragend umgesetzt wurde.

VÖ: 23. Dezember 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783863


Gruselkabinett – 175. Der Student von Prag



Balduin studiert im Jahr 1820 an der Universität von Prag, doch anders als die anderen Studenten kann er sich kaum auf vergnügliche Abende im Wirtshaus konzentrieren. Sein Trübsinn wird gebrochen, als der mysteriöse Scapinelli auftaucht und ihm ein Leben in Reichtum verspricht und ihm in einem Wald die hübsche und wohlhabende Komtess Margit zeigt. Scapinelli sorgt dafür, dass die beiden zusammenkommen und fordert dafür einen ungewöhnlich geringen Preis…

Hanns Heinz Ewers hat seit einigen Jahren einen festen Platz im „Gruselkabinett“ von Titania Medien, regelmäßig werden seine Geschichten von dem Hildener Label vertont. Dieses Mal wird allerdings ein Film von ihm umgesetzt: „Der Student von Prag“ ist der Titel der 175. Episode. Und wieder wird dabei schnell eine dichte Stimmung heraufbeschworen, Erzähler Peter Weis gibt in wundervoll geschliffener und poetischer Sprache eine dichte Szenerie mit vielen Hinweisen auf das tragische Ende der Hauptfigur, bis die eigentliche Handlung um Student Balduin beginnt. Das Intro startet ruhig, aber unterhaltsam, es werden zugleich einige Themen angesprochen, die später noch eine wichtige Rolle spielen. Mit dem Auftauchen von Scapinelli bereits nach wenigen Minuten kommt dann die Düsternis aus dem Intro wieder auf, wieder sind es jedoch die Charaktere und ihre Lebensumstände, die hier für Eindruck sorgen: Armut, Hoffnungslosigkeit, Rassismus, Klassengesellschaft. Mir gefällt sehr, wie sich die Handlung immer weiter verdichtet und erneut eine sehr eindrucksvolle Szenerie erzählt wird. Und wieder ist auch diese Geschichte von Hanns Heinz Ewers eine besondere, eine besonders gute Episode geworden, mit 89 Minuten dürfte diese auch nur sehr knapp auf den CD-Rohling gepasst haben – und keine Minute davon ist überflüssig.

Tim Schwarzmaier ist in der Hauptrolle des Balduin sehr gut besetzt und greift mit seiner lebendigen und authentischen Ausdrucksweise gekonnt die sprachlichen Finessen auf, kann aber besonders auch mit seiner düsteren und unheimlichen Seite überzeugen. Sigrid Burkholder spricht die Rolle der Komtesse Margit ebenfalls treffend und vielseitig, sie bietet eine breite Palette sehr eindringlicher Emotionen an. Hervorragend ist auch Willi Röbke als Scapinelli, der einem mit seiner düsteren Sprechweise für zahlreiche Gänsehautschauer sorgt und einen wunderbar exzentrischen Ausdruck bietet. Weitere Sprecher sind Horst Naumann, Beate Gerlach und Janina Sachau.

In der akustischen Gestaltung gefällt mir besonders gut, wie die Zeit der 1820 Jahren erweckt wird, was beispielsweise bei der anfänglichen Jagd mit passender Musikuntermalung zum Ausdruck gebracht wird. Und natürlich gibt es auch wieder die dichte, unheimliche und sehr atmosphärische Begleitung der Handlung, die immer intensiver wird und eine sehr fein abgestimmte Kombination aus Musik und Geräuschen bietet.

Für das Titelbild gibt Illustrator Ralf Nievelstein einen beeindruckenden Einstand beim Gruselkabinett und trifft die Stimmung des Hörspiels auf den Kopf. Balduin ist in klassischer Kleidung und ängstlichem Gesichte zu sehen, sein Spiegelbild ist im zweiten Moment aber der eigentliche Blickfang: Düster-grünlich beleuchtet, mit diabolischem Gesichtsausdruck und mit vielen weiteren Details versehen – sehr ansehnlich!

Fazit: „Der Student von Prag“ ist eine sehr starke Episode der Reihe, was nicht nur an der eindrucksvollen sprachlichen Schönheit liegt. Auch die tragische Handlung um Balduin ist düster, sehr unheimlich und aufregend geraten, wobei sich die Geschichte immer wieder die Zeit nimmt, bestimmte Momente sehr ausführlich und unheimlich zu erzählen. Sehr atmosphärisch, zumal auch die Sprecher in Hochform sind.

VÖ: 26. November 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783856


Gruselkabinett – 174. Der Bluthund



Robert und St. John, zwei aufstrebende Kunststudenten im London des späten 19. Jahrhunderts, langweilen sich ob ihres tristen Alltags und der immer wiederkehrenden Motive der aktuellen Kunst. Ablenkung finden sie in der momentan immer populärer werdenden Schauerromantik und fühlen sich von den Geheimnissen des Okkulten angezogen. Und so richten sie sich in einem alten Steinhaus ein Museum mit Gegenständen ein, die sie aus alten Grabstätten erbeuten…

Howard Phillips Lovecraft ist zu einem festen Bestandteil des Gruselkabinetts geworden, in ihrem jährlichen Programm haben Marc Gruppe und Stephan Bosenius immer eine Geschichte des Horror-Autors parat. Oft sind die Vorlagen auf ein Minimum reduziert, auch hier spielt sich die Handlung zwischen genau zwei Personen ab – und doch ist eine sehr lebendige Umsetzung gelungen. Kurze Erzähltexte, um die Ereignisse zeitlich einzuordnen, sind zwar vorhanden, der weitaus größte Teil ist allerdings in Dialogform gehalten. Und diese haben es in sich, weil sich daraus eine sehr dichte und intensive Stimmung ergibt. Von den anfänglich gelangweilten Künstlern über die erste Erregung an die Gedanken ans Okkulte bis zu ausufernden Raubzügen und der Idee des makabren Museums, das nur ihnen beiden zugänglich ist. Es ist die makabre Freude der beiden, die eine düstere Faszination vom ersten Teil der Geschichte ausgehen lässt, doch das ist nur die Einleitung zu der eigentlichen Geschichte um den Bluthund. Wurde zunächst wie im Schnelldurchlauf erzählt, verlangsamt sich die Handlung um einen Diebstahl aus einem niederländischen Grab deutlich und lenkt die Szenerie auf die steigende Bedrohung – und steigende Angst bei den Figuren und dem Hörer gleichermaßen. Besonders, da lange unklar ist, woraus diese Bedrohung besteht, ist sehr gelungen, erst in einem sehr markanten Finale wird einiges klarer, was für einen sehr gelungenen Abschluss sogt. „Der Bluthund“ ist packend, intensiv und sehr hörenswert - und zeigt eine weitere Facette, was der Autor alles zu Papier gebracht hat.

Da gerade einmal drei Sprecher zu hören sind, liegt der Fokus umso mehr auf ihrer Leistung – und diese ist erneut herausragend. Jonas Minthe, der mittlerweile völlig zurecht zum Stammensemble des Labels gehört, ist als Robert zu hören, der nicht nur in seinen Erzähltexten eine sehr intensive Stimmung verbreitet, sondern auch in den Dialogen die Erregung und die Unterwürfigkeit von Hauptfigur Robert sehr treffend darbietet. Der wunderbare Patrick Bach ist als St. John ebenfalls eine perfekte Besetzung, mit seinem Eifer, seiner Präsenz und der sehr prägnant modulierten Stimme kann er den steigenden Wahn des Künstlers sehr gekonnt umsetzen. Marc Gruppe ist ebenfalls zu hören, er setzt den Bluthund sehr unheimlich, düster und markant um, was für viele sehr unheimliche Momente sorgt. Ein sehr überzeugendes Trio!

Für diese Episode hat sich das Team um Titania Medien eine sehr klassische Umsetzung erarbeitet, bei dem viel klassisch wirkende Musik für eine unheimliche und dynamische Wirkung sorgt. Das ist sehr abwechslungsreich geraten, zumal auch andere Klänge eingebaut sind – das düstere Pochen einer Pauke in einer markanten Szene beispielweise. Und auch die Geräuschkulisse ist eindringlich, sehr dicht konstruiert, sodass sich ein dicht gewebter Klangteppich um die Handlung legt.

Johannes Belach gibt mit dem Titelbild zu dieser Episode seinen Einstand beim Gruselkabinett, sein Stil passt perfekt zu der übriges Covergalerie, dennoch setzt er eigene Akzente. So ist besonders die Farbgebung in rot und grün sehr gelungen, der Raub eines Grabmals wird durch die mumifizierte Leiche und die angedeutete Grabkammer sehr gelungen umgesetzt. Auch er hat viele gelungene Details eingebaut, die das Bild zum Leben erwecken.

Fazit: Die Vorlage ist nicht nur sehr gut ausgewählt, sondern von Titania Medien auch hervorragend umgesetzt. Intensive Klangkulissen mit klassischer Musik, ein geschickt gesetzter Handlungsbogen mit vielen sehr überzeugenden Dialogen auf sprachlich hohem Niveau, vor allem aber hervorragende Sprecher, die die Geschichte intensiv umsetzen. Ein weiteres Highlight der Serie und eine sehr hörenswerte Episode.

VÖ: 29. Oktober 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783849



Gruselkabinett – 171. Das Gespensterschiff



Nach dem Tod seines Vaters will Achmet sein eigenes Glück suchen und tritt eine lange Schiffsreise an, auf der er von seinem treuen Diener Ibrahim begleitet wird. Doch schon kurze Zeit nach dem Auslaufen bedroht ein schwerer Sturm die Sicherheit des Schiffs. Doch statt des erwarteten Unwetters taucht ein riesiger, unheimlicher Segler in der Nacht auf. Und der Kapitän ist sich sicher, dass es sich um ein Gespensterschiff handelt und der Tod am Steuerruder steht…

Wilhelm Hauff ist als Autor noch recht neu im Gruselkabinett von Titania Medien, aber nach der sehr gelungenen Umsetzung von „Das kalte Herz“ ist nun auch „Das Gespensterschiff“ als 171. Episode der Hörspielreihe umgesetzt worden. Unweigerlich muss sich diese Produktion natürlich mit einer alten Aufnahme aus dem Hause Europa aus den Hochzeiten des Hörspiels vergleichen lassen, genießt diese doch immer noch einen sehr guten Ruf. Doch den Vergleich muss die Neuinterpretation nicht scheuen lassen, im Gegenteil: Durch eine ausführlichere Erzählweise und viele Feinheiten, die sich Zeit nimmt, auch einzelne Momente auszukosten, kommt eine sehr dichte und unheimliche Stimmung herüber. So ist beispielsweise die erste Erkundung des titelgebenden Gespensterschiffs durch die beiden Hauptfiguren Achmet und Ibrahim auf mehrere Minuten ausgedehnt, in der verschiedene Kajüten entdeckt und mit zahlreichen Feinheiten versehen werden. Hier kommt der leise Grusel sehr gut zur Geltung, aber auch die markanteren Szenen sind ausdrucksstark geraten. Der Verlauf ist eher langsam und bedächtig, nimmt gegen Ende des fast einstündigen Hörspiels aber etwas an Fahrt auf und bietet ein ungewöhnliches, aber sehr ausdrucksstarkes Finale, welches die Hintergründe des Gespensterschiffs ein wenig aufdeckt, aber dennoch eine sehr mysteriöse Stimmung übrig lässt.

Jannik Endemann konnte für die Hauptrolle des Achmet gewonnen werden, der sich hervorragend an die Stimmung der Geschichte anpasst und den jungen Mann mit viel Ausdruck und einer markanten Aura spricht, wobei er die feinen Facetten der Handlung aufgreift und auch in seinen Erzähltexten sehr überzeugend spricht. Bernd Kreibich steht ihm als Ibrahim ebenso überzeugend zur Seite, salbungsvoll und ausdrucksstark setzt er die Rolle lebendig um und überzeugt besonders in den druckvolleren Momenten. Als Muley ist Willi Röbke zu hören, der noch einmal eine ganz andere Stimmung mit einbringt und für viele ausdrucksstarke Momente sorgt. Weitere Sprecher sind Peter Weis, Bene Gutjan und Thomas Balou Martin.

Die Szenerie, die zu großen Teilen auf dem offenen Meer spielt, wird mit dem typischen Wellenrauschen, aber auch vielen anderen passenden Geräuschen unterlegt, die den Hörer an Deck eines Schiffs versetzen. Begleitet werden auch die meisten Dialoge von leisen, hintergründigen Musikstücken, die eine dräuende und unheimliche Atmosphäre erzeugen, sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen und sehr gut auf den Spannungsbogen der Episode angepasst wurden.

Mit dem bärtigen Mann im Turban und den weit aufgerissenen Augen auf dem Titelbild geht eine ganz eigene Faszination aus, die bestens mit dem gespenstig beleuchteten Schiff harmoniert. Dabei erinnert der sehr variable und doch unverkennbare Zeichenstil von Ertugrul Edirne dieses Mal sehr an Illustrationen aus den 70er und 80er Jahren, was eine nostalgische Brücke zu der bekannten früheren Umsetzung der Geschichte schlägt.

Fazit: „Das Gespensterschiff“ fügt sich sehr gut in die Reihe ein und setzt eine weitere Folge mit Schifffahrtästhetik gekonnt um, setzt dabei eine leise dräuende Atmosphäre um, die durch einige aufregende und dramatische Momente ergänzt und am Laufen gehalten wird. Das ist intensiv umgesetzt und mit einer sehr dichten Klangkulisse versehen, sodass eine weitere hörenswerten Episode der Reihe entstanden ist.

VÖ: 28. Mai 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783191


Gruselkabinett – 170. Eine wahre Vampir-Geschichte



Trotz des frühen Todes ihrer Mutter wachsen die Geschwister Carmela und Gabiel behütet im Schloss ihres Vaters Barn Wronski auf, auch wegen der liebevollen Betreuung durch ihre Gouvernante. Als eines Tages der Graf Grigori Vardalek wegen einer Zugverspätung bei ihnen Unterschlupf sucht, nimmt ihr Leben jedoch eine schreckliche Wendung. Denn auch wenn Carmela wegen seiner düsteren Ausstrahlung misstrauisch ist, ist der lebenslustige Gabriel sofort fasziniert von dem attraktiven Mann…

Viele Schriftsteller sind Dauergäste im Gruselkabinett (auch abgesehen von Per McGraup), doch immer wieder sind auch neue Namen auf dem Titelbild abgedruckt. In der 170. Episode wird beispielweise eine Geschichte von Eric Stenbock, der „Eine wahre Vampir-Geschichte“ aus der Steiermark erzählt. Der Einstieg ist mit den Erinnerungen der Tochter des Hauses Carmela mit einigen düsteren Anspielungen gespickt und deutet einige schreckliche Entwicklungen an, während danach in einer kurzen Szene zunächst die sorglose Jugend der beiden Geschwister thematisiert wird. Doch bereits kurz darauf fließen mit dem Auftauchen des Grafen Vardalek die ersten unheimlichen Elemente mit ein, seine große Anziehungskraft spricht für eine leidenschaftliche Entwicklung, die dann auch auf klassische und dennoch überraschende Weise ausgebaut wird. Dabei kommen Anleihen an andere Vampirgeschichten in den Sinn, die oft an die Anfänge der Reihe erinnern, dennoch gibt es sehr individuelle Kniffe, die diese Geschichte einzigartig machen. Die Entwicklung wird mit vielen Dialogen und Sinn für Feinheiten eher langsam vorangetrieben, nimmt aber später noch ein wenig an Fahrt auf. Doch die Faszination für die Geschichte reißt nie ab, die Stimmung ist durchgehend sehr dicht, der Schrecken über lange Zeit eher subtil. So kann die düster-romantische Atmosphäre der Serie wieder ihre volle Stärke ausspielen. Hier hat sich das Label eine vollkommen passende Vorlage ausgewählt und diese auf sehr hörenswerte Weise umgesetzt – für mich eine der stärksten Episoden der letzten Zeit.

Carmela wird von zwei verschiedenen Schauspielerinnen gesprochen. Während Arianne Borbach mit ihrer wunderbar ausdrucksstarken Stimme die alte Carmela als Erzählerin stimmungsvoll und markant vertont, bringt Luisa Wietzorek in den Dialogszenen mit ihrer hellen, klaren Stimme eine sehr lebendige Stimmung ein – und beide machen das hervorragend. Bene Gutjan ist als Gabriel ebenfalls sehr gut besetzt, mit jugendlicher Frische und voller Begeisterung, aber auch voller Faszination und düsteren Momenten bringt er viele glaubhafte Facetten mit ein. Als Graf Vardalek ist Martin May zu hören, der eine markante Aura um die Figur spinnt, dunklen Charme ausstrahlt und sehr intensiv wirkt, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Weitere Sprecher sind Christoph Jablonka, Bernd Kreibich und Wietske van Tongeren, die auch mit ihrem klaren Gesang begeistert.

Titania Medien beweist auch hier wieder ein feines Gespür für die richtigen Stimmungen, sodass die verschiedenen Szenen sehr gekonnt unterstrichen werden. Von unbeschwerten Tagen mit Vogelgezwitscher und fröhlichen Melodien über Gewitternächte und tragende Streicher bis hin zu markanten, ausdrucksstarken Szenerien, die den Schrecken der Handlung gekonnt Ausdruck verleihen – das passt alles sehr gut zusammen.

Das Schloss der Bronskis wird auf dem Titelbild angedeutet, ein kleiner Treppenaufgang mit der steinernen Figur einer Raubkatze ist in nächtlichen Farben dargestellt, während der junge Gabriel eilig heraufläuft. Als zusätzlicher gruseliger Aspekt reckt sich ihm eine krallenhafte Hand entgegen, was insgesamt für eine sehr düstere Stimmung sorgt, die wieder besonders gut zu der Säulenoptik des hübschen Rahmens passt.

Fazit: „Eine wahre Vampirgeschichte“ begeistert mit einer ebenso klassischen wie überraschenden Stimmung, sanftem Witz, grandiosen Sprechern, eine düstere Szenerie und eine Handlung voller Leidenschaft und Sehnsucht. Die anfangs ausgelegte Faszination reißt nie ab, sondern zieht sich durch die gesamte Laufzeit von einer Stunde – sehr hörenswert!

VÖ: 30. April 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783184


Gruselkabinett – 169. Ein Heim für Oscar



Als das Telefon bei den Hargreaves läutet, ahnen Alwyne und Colin bereits, dass es sich bei der Anruferin um Tante Marilyn handelt. Tatsächlich will diese ihre Tochter Pamela zum Einkaufen in ein Antiquitätengeschäft nehmen, wo sie sich ein kleines Geschenk aussuchen darf. Die Wahl fällt auf eine etwas heruntergekommene Puppe, der ein Auge fehlt. Doch schon die erste Nacht gemeinsam mit der Puppe wird eine schlaflose…

Eine Geschichte über die Hargreaves gehört mittlerweile zum jährlichen Programm des Gruselkabinetts von Titania Medien, die mangels weiterer Geschichten von Allen Upward kurzerhand unter dem Pseudonym Per McGraup selbst geschrieben werden. Dies ermöglicht dann natürlich auch eine größere Freiheit bei der thematischen Gestaltung und sorgt noch einmal für andere Impulse innerhalb der langlebigen Reihe. „Ein Heim für Oscar“ beschäftigt sich beispielsweise mit einem wahren Klassiker unter den Gruselthemen, eine unheilvolle Puppe zieht bei den Hargreaves ein. Doch der Anfang ist zunächst einmal recht heiter geraten, der Humor der Figuren und besonders von der dreisten Tante Marilyn wird gekonnt eingebunden und sorgt für einige Momente zum Schmunzeln. Doch der Hauptteil der Episode ist schon recht gruselig geraten, insbesondere die erste Nacht von der Puppe namens Oscar im Heim der Hargreaves ist markant umgesetzt. Dabei wird recht schnell klar, in warum das einäugige Spielzeug sein Unwesen treibt, die genaueren Umstände bleiben aber lange Zeit rätselhaft. Mir gefällt zudem der Zwiespalt, den die Puppe in die Handlung einbringt und mit gefährlichen Drohungen für Ungemach sorgt. Die Auflösung des Ganzen hätte ich in dieser Form nicht erwartet und bietet einige Überraschungen, die sehr gelungen sind und Emotionen wecken. Schön, dass die Geschichten über die medial begabte Familie nicht auf der Stelle treten und hier eine weitere Facette des Grusels beleuchtet wird, die wir so in der Serie noch nicht gehört haben.

Natürlich sind Stephanie Kellner und Benedikt Weber wieder in die Rollen von Alwyne und Colin Hargreave geschlüpft und füllen diese wieder mit viel Leidenschaft und hörbarem Spaß an der Sache aus, wobei sie sowohl in heiteren Momenten als auch in gruseligen Szenen oder bei Konflikten sehr glaubhaft agieren. Auch Clara Fischer macht als ihre Tochter Pamela einen sehr überzeugenden Eindruck und spricht lebendig und energiegeladen, was bei ihrem jungen Alter eine sehr beachtliche Leistung ist. Als Puppe Oscar ist Marc Gruppe selbst vor das Mikrofon getreten und sorgt für einige sehr unheimliche Momente, die leise und bedrohlich wirken. Weitere Sprecher sind Louis Friedemann Thiele, Dana Fischer und Marion Hartmann.

Auch die atmosphärische Gestaltung des Hörspiels ist wieder abwechslungsreich und passend geraten, wobei heitere Szenen ebenso gelungen umgesetzt wurden wie spannende und unheimliche Momente. Neben vielen authentischen Geräuschen wird dabei auch mit leider, sehr atmosphärischer Hintergrundmusik gearbeitet, was wieder dicht ineinander greift und die verschiedenen Szenen auf sehr treffende Art umsetzt.

Erkennungsmerkmal der Hargreave-Geschichten im Gruselkabinett ist das Titelbild, welches auch hier wieder in einer bläulich-türkisen Farbgestaltung gehalten ist und mit der dunklen Ausstrahlung punktet. Inmitten allerlei anderem Spielzeug sitzt dabei Oscar und scheint den Betrachter mit starrem Blick direkt anzusehen. Schön, dass dabei auch eine leicht nostalgische Stimmung vermittelt wird.

Fazit: Die wundervolle Stimmung der Hargreave-Episoden kommt auch hier wieder gut zur Geltung, wobei durch das Auftauchen der einäugigen Puppe noch einmal eine ganz eigene Richtung eingeschlagen wird. Lockere, unheimliche und spannende Momente sind gut zusammengestellt und sorgen für einen sehr flüssigen Verlauf und eine gelungene Auflösung mit einigen Überraschungen.

VÖ: 26. März 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783177


Gruselkabinett – 168. Das tote Brügge



Nach dem Tod seiner geliebten Frau hat sich Hugo Viane nach Brügge zurückgezogen, auch nach fünf Jahren hat er den Schicksalsschlag noch nicht verkraftet und allen Lebensmut verloren. Bei einem seiner abendlichen Spaziergänge stößt er mit Jane Scott zusammen, die ihn unverkennbar an die verstorbene Geliebte erinnert, verliert sie in der dunklen Nacht aber schnell wieder aus den Augen. Doch in den kommenden Tagen kann er an kaum noch etwas anderes denken als die geheimnisvolle Frau…

Zum ersten Mal in der mittlerweile 168. Episoden umfassenden Hörspielreihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien wurde nun eine Geschichte von Georges Rodenbach umgesetzt, die im belgischen Brügge angesiedelt ist und viel von der Atmosphäre der Stadt atmet. Inhaltlich bestens dazu passend ist der Umgang der Hauptfigur mit dem Tod seiner Frau und einer Obsession für eine ihr ähnlich sehende Frau, was einerseits natürlich einige dramatische und emotionale Momente sorgt, andererseits aber auch eine unheimliche Geistergeschichte erzählt – jedenfalls im späteren Verlauf der Handlung. Diese lässt sich zunächst sehr viel Zeit, Hugo Viane vorzustellen, seine tiefe Schwermut erlebbar zu machen und zu beschreiben, wie eng er noch mit der Verstorbenen verbunden ist. Auch nach der ersten Begegnung mit der geheimnisvollen Frau, die definitiv einen Wendepunkt in der Handlung darstellt, wird langsam und bedächtig weitererzählt, was viele feine Facetten erlaubt - die Laufzeit der Produktion von über 85 Minuten deutet bereits darauf hin. Ganz zu Beginn ist anzumerken, dass zudem viele Monologe zu hören sind, der Erzähler und Hugo wechseln sich dabei zwar ab, dennoch ist nur wenig Interaktion eingebaut. Dazu muss man als Hörer einen Hang haben, ebenso wie für die poetische, feinsinnige Sprache, altertümlich, aber sehr eingängig, was für eine sehr besondere, intensive Stimmung sorgt. Im letzten Drittel nehmen dann auch die unheimlichen Momente mehr Raum ein und sorgen für mehr Spannung, ansonsten zeichnet sich dieses Hörspiel aber eher durch den Genuss des Augenblickes denn durch eine packende Handlung aus.

Michael Che-Koch ist in der Rolle des Hugo Viane zu hören, wobei er die Melancholie und die Todessehnsucht der Figur, später aber auch die neu gefasste Leidenschaft oder den aufkommenden Schrecken sehr gekonnt umsetzt und so eine facettenreiche Figur erschafft. Sehr abwechslungsreich spricht auch Eva Michaelis, bringt mal viel Energie und eine rüstige Art, dann aber auch eine zarte oder melancholische Sprechweise mit ein, was mir sehr gut gefallen hat. Peter Weis ist – wie in vielen anderen der aktuellen Episoden des Gruselkabinetts – als Erzähler zu hören und erschafft mit seiner angenehm rauen Stimme und seiner ruhigen, intensiven Art die poetischen Texte sehr gut zur Geltung und überzeugt mit seiner kraftvollen Betonung. In weiteren Rollen sind Herma Koehn, Dina Fischer und Ingeborg Kallweit zu hören.

Die klassische Musik, die ja auch in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, wird auch in der Umsetzung gelungen eingebaut und sorgt mit vielen harmonischen Klaviermelodien für eine dichte Stimmung, besonders in den vielen eher ruhigen Momenten sorgt diese für eine passende Begleitung. Die spannenderen oder unheimlichen Momente sind mit anderen, ebenso passenden stimmungsvollen Elementen umgesetzt, ebenso wie auch die Geräuschkulisse wieder eingängig umgesetzt wurde.

Die Ähnlichkeit von Hugos verstorbener Frau und seiner Affäre Jane Scott wird auf dem Cover gelungen dargestellt, der eine Kopf geisterhaft durchscheinend, der andere real und mit ebenso feinen Gesichtszügen. Davor sind einige Häuser der belgischen Stadt zu sehen, was gemeinsam sehr gut zueinander passt und wieder mal eine ganz andere Farbstimmung in die bisherige Covergalerie, welche auch sehr gut zu der vorherrschenden Atmosphäre des Hörspiels passt.

Fazit: „Das tote Brügge“ ist sehr langsam erzählt, ist in weiten Teilen recht monologisch erzählt (selbst wenn sich Erzähler und Hauptfigur gelungen ergänzen) und lassen unheimliche Momente erst recht spät aufkommen. Doch die poetische Sprache, die tiefgreifende Charakterzeichnung und die melancholische Stimmungen sorgen für einen hörenswerten Gesamteindruck – sofern man sich auf die sehr langsame Erzählweise einlassen kann.

VÖ: 26. Februar 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783160


Gruselkabinett – 167. Flaxman Low – Der Fall Hammersmith



Der britische Marinesoldat Lieutenant Roderick Houston hat ein altes Anwesen geerbt und will seinen Lebensunterhalt verbessern, indem er es vermietet. Doch dies gestaltet sich als schwieriger als gedacht, weil es niemand länger als einige Wochen in dem Haus aushält. Die Rede ist von geisterhaften Erscheinungen und merkwürdigen Geräuschen. Houston ist ratlos und bittet seinen alten Freund Flaxman Low um Hilfe, der bereits mehrere übernatürliche Phänomene aufklären konnte…

„Der Fall Hammersmith“ ist bereits der dritte Fall, den Flaxman Low innerhalb des Gruselkabinetts von Titania Medien lösen muss, die Serie innerhalb der Serie hat dabei bereits ihren eigenen Rhythmus gefunden – natürlich auch vorgegeben durch die Vorlagen von E. und H. Heron. Doch die Szene, in der Flaxman Low einen Brief mit der Bitte um Hilfe erhält, wird mit einigen kurzen wissenschaftlichen Abhandlungen von Low über das Geisterphänomen gekonnt eingeleitet, bevor sich der Geisterjäger auf den Weg zu seinem Einsatzort macht und dort die Lage erkundet. Dieser Teil ist mit vielen Informationen gespickt, die in Gesprächen mit Roderick Houston oder kleinen Rückblenden eingebaut sind. Der Hörer bekommt so auf kurzweilige Weise die Rahmenbedingungen für den Fall mitgeteilt, die im weiteren Verlauf durch fast klassisch anmutende Ermittlungen, Beobachtungen und Rückschlüsse aufgelöst werden – allerdings nicht vollständig, sondern immer mit einem Hauch des Unerklärlichen, Mysteriösen, was die Geschichten um die Figur eben ausmacht. Das funktioniert hier hervorragend, ebenso wie die Zusammenstellung von Geistergeschichte und Kriminalfall, vor allem weil die Stimmung immer sehr dicht ist und die Ereignisse eng aneinander getaktet sind. Das sorgt für einen unterhaltsamen Verlauf und für eine sehr unterhaltsame Episode.

Jonas Minthe hat bereits mehrere Rollen für das Gruselkabinett gesprochen und überzeugt als „Lieutenant Roderick Houston“ einmal mehr, indem er die sympathische und lebensfrohe Figur lebendig umsetzt, aber auch die unheimlichen Momente mit düstererem Klang unterlegt und so den Spannungsbogen nachzeichnet. Sabina Trooger ist als Mrs. Van Nuysen ebenso überzeugend und spricht die Rolle sehr sorgsam und energiegeladen, sodass jede ihrer Szenen einen passenden Ausdruck erhält. Als Flaxman Low ist natürlich wieder Rolf Berg zu hören, der sich dynamisch an die einzelnen Szenen anpasst und eine authentische, markante Figur erschafft, die sich an den richtigen Momenten aber auch zurücknimmt und die jeweiligen Situation wirken lässt. Weitere Sprecher sind Bernd Kreibich, Jean Paul Baeck und Peter Weis.

Die Geschichte scheint wie gemacht für die Inszenierung von Titania Medien, schließlich hat das Label bereits mehrfach bewiesen, eine perfekte Geisterhausatmosphäre zu schaffen. Auch hier gibt es zugige Gänge, durch die der Wind pfeift, leise unheimliche Musikunterlegung oder in dramatischeren Szenen markantere Elemente, die sich sehr gelungen zu einer dichten Atmosphäre zusammenfügen und so die Wirkung der Handlung unterstreichen.

Das geisterhafte Wesen, welches Ertugrul Edirne in sehr nostalgischem Zeichenstil für das Covermotiv erschaffen hat, ist mit den weiße Augenhöhlen, den spitzen Ohren und der abgemagerten Figur sehr unheimlich geraten, was mit dem bläulichen Schimmer unterstützt wird – insbesondere, weil die menschliche Figur, die geschwächt im Bett liegt, einen gelungenen Kontrast dazu bildet. Mal wieder ein sehr ansehnliches Titelbild, das gut zur Handlung passt und deren Stimmung aufgreift.

Fazit: „Der Fall Hammersmith“ ist zwar klassisch aufgebaut und bringt auch im Vergleich zu den beiden Vorgängerepisoden um den Geisterjäger keine wirklichen Neuerungen mit sich, ist aber dennoch durchgängig sehr abwechslungsreich und spannend geraten. Die Atmosphäre ist sehr dicht, die Handlung kurzweilig erzählt, die Figuren erinnerungswürdig gestaltet, sodass mir auch die neue Ausgabe von „Flaxman Low“ sehr gefallen hat.

VÖ: 29. Januar 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781944


Gruselkabinett – 166. Bisclavret



Catherine de Bisclavret ist ihrem Mann, dem Ritter Eric de Bisclavret, treu ergeben und liebt ihn innig, ist jedoch verwundert, dass dieser jeden Monat für drei Tage aus der Burg verschwindet. Gemeinsam mit ihrer Kammerfrau Ages will sie unbedingt hinter sein Geheimnis kommen und zwingt ihn schließlich, ihr die Wahrheit zu sagen. Doch diese ist schrecklicher, als sie gedacht hätte: Unter dem Einfluss des Vollmonds verwandelt sich Eric in einen Werwolf – und das ist mehr, als Catherine ertragen kann…

Auch wenn das viktorianische Zeitalter in London sicherlich immer noch eine große Inspirationsquelle für das „Gruselkabinett“ von Titania Medien ist, spielt die Reihe mit (meist) klassischen Gruselgeschichten mittlerweile in allen Teilen der Welt. Und so spielt die 166. Episode der Reihe nicht nur im westlichen Frankreich, sondern auch zu einer anderen Zeit als gewohnt: Angesiedelt im Mittelalter kommt noch einmal eine ganz andere Stimmung auf, so wirkt auch die Sprache eigentümlicher, ist aber wieder sehr klangvoll geraten und ist trotz allem leicht zugänglich – mal wieder eine sehr gelungene Bearbeitung der Vorlage von Marie de France. Schnell wird der Hörer in einem atmosphärischen Erzähltext auf das Werwolf-Thema der Episode eingestimmt, auch die nachfolgende Handlung nimmt schnell an Fahrt auf. Sie beginnt mit der Ehe der Bisclavrets und den aufgedeckten Geheimnissen, nimmt ihren Lauf mit einer bitteren Intrige und führt dann noch über unerwartete Wege, die ich zu Beginn so nicht erwartet hätte. Dabei sind übernatürliche ebenso wie äußerst irdische Elemente eingebunden, Rittertum und Königshäuser sorgen für eine markante Szenerie. Stellenweise mutet die Geschichte deswegen fast wie ein Märchen an und verläuft dann eher ruhig, ist aber immer unterhaltsam. Ungewöhnlich ist dann auch das Ende, das einige tragische Wendungen enthält und sehr überzeugend geraten ist. Mich freut sehr, dass hier noch einmal eine ganz andere Facette des Gruselgenres präsentiert wird, zumal dies so überzeugend und hörenswert geraten ist.

Die Sprecher der Episode sind erneut nicht nur hervorragend ausgewählt, sondern passen sich auch sehr gut an die mittelalterliche Atmosphäre an – allen voran Antje von der Ahe als Catherine de Bisclavret, die eine sehr komplexe Figur erschafft und der Burgherrin viel Tiefe verleiht, die innige Liebe wie kalte Intrige oder heiße Leidenschaft gleichermaßen glaubhaft darstellt. Ihr Mann Eric wird von Jean Paul Baeck gesprochen, der seine Szenen lebendig und ausdrucksstark spricht, die mittelalterliche Szenerie dennoch lebendig und glaubwürdig präsentiert und später noch eine ganz andere, unheimliche Facette präsentiert. Sehr gefallen hat mir auch Sabine Trooger als durchtriebene Kammerfrau Agnes, die sehr pointiert spricht und sich gekonnt den verschiedenen Stimmungen anpasst. Weitere Sprecher sind Rolf Berg, Christian Stark und Peter Weis, der mal wieder als Erzähler zu hören ist.

Das neue Setting des Hörspiels führt auch zu einer anderen Klangkulisse, so sind einige Dialoge beispielsweise mit dem Pfeifen des Windes in der Burg unterlegt, aber auch die unheimlichen Geräusche des Waldes kommen gut zur Geltung und verstärken den dunklen Flair der Episode. Die Musik ist allerdings wieder gewohnt atmosphärisch und betont die Düsternis der Handlung, betont die besonders spannenden Stellen oder sorgt für zusätzliche Dynamik.

Dass Werwölfe das Thema des Hörspiels ist, wird schon auf dem Titelbild klar, als ein zähnefletschender Wolf mit eindeutig menschlichen Attributen düster beleuchtet dem Betrachter entgegenblickt. Der Hintergrund ergänzt dies gut mit einem angedeuteten nächtlichen Wald und der Burg der Bisclavrets, was wieder gelungen zusammengestellt ist. Der Raum hinter der CD wurde wieder genutzt, um auf vier weitere Episoden des Gruselkabinetts mit ähnlichem Thema hinzuweisen.

Fazit: Der Sprung ins mittelalterliche Frankreich ist sehr stimmungsvoll geraten und beschwört eine ganz andere Epoche als gewohnt herauf, was mich schnell fasziniert hat. Doch auch die Handlung ist wendungsreich und sehr überzeugend geraten, besonders die zweite Hälfte birgt einige Überraschungen. Sehr gut gefällt mir auch die Verwendung der Sprache, die zwar das Flair der Zeit heraufbeschwört, aber dennoch zugänglich und leicht verständlich ist.

VÖ: 21. Dezember 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781937


Gruselkabinett – 165. Das alte Kindermädchen erzählt



Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern zieht die Pfarrerstochter Rosamound auf das herrschaftliche Anwesen der Familie ihrer Mutter, begleitet von dem jungen Kindermärchen Hester, die das aufgeweckte Mädchen von Herzen liebt. Doch das abweisende Haus und die unwirsche Herrin wirken nicht gerade einladend, nur in der freundlichen Dienerschaft finden Hester und Rosamound liebevolle Gesellschaft. Doch die Stimmen, die des nachts um Hilfe zu rufen scheinen, lassen Hester keine Ruhe…

Auch im November 2020 veröffentlich Titania Medien wieder eine neue Episode des ungebrochen sehr erfolgreichen Gruselkabinetts, dieses Mal nach vielen Ausflügen in alle Welt wird dem England des 19. Jahrhunderts mal wieder ein Besuch abgestattet – schön, dabei wieder eine recht klassische Gruselgeschichte zu hören, die allerdings einige außergewöhnliche Elemente enthält. „Das alte Kindermädchen erzählt“ ist nicht nur der Folgentitel, sondern auch Programm: Hauptfigur Hester ist in ihrer erwachsenen Personifikation als Erzählerin zu hören, die von ihrer eigenen Jugend berichtet. Dabei lässt sich die Handlung anfangs Zeit, sich zu entwickeln, die Szenerie darzustellen, bereits mit einigen Emotionen zu spielen und die Stimmung der Zeit einzufangen. Das ist sehr unterhaltsam geraten, mit der nachfolgenden Ankunft auf dem alten Wohnsitz der Familie kommen die ersten unheimlichen Momente auf, wobei sich die abweisende Wirkung von Haus und Bewohnern mit übernatürlichen Erscheinungen verbinden. Während man sich immer weiter in diese Szenerie einfindet, bekommt man gleichwohl nur wenige Hinweise, in welche Richtung sich dies alles entwickeln wird. Ziemlich genau nach der Hälfte der Laufzeit von insgesamt 78 Minuten wird die Geschichte konkreter, bedrohlicher und noch unheimlicher, was sehr packend geraten ist, aber eben nicht nur eine klassische Gruselgeschichte erzählt. Auch wenn hier vieles klassisch anmutet und man sich schnell „heimisch“ fühlt, sind es diese Besonderheiten, die diese Episode zu einer sehr starken der Serie machen.

Die Sprecherliste liest sich mal wieder beeindrucken, zahlreiche der großen Namen versammeln sich hier und bereichern das Hörspiel mit ihrer individuellen Ausstrahlung – zu viele, um alle hier aufzuzählen. Um nur einige zu nennen: Jürgen Thormann, Reinhilt Schneider, Elga Schütz und Dietmar Wunder sind in Nebenrollen zu hören. Julia DeLuise spricht die Rolle der jungen Hester mit viel Leidenschaft und Engagement, bringt ihre Rolle mal selbstbewusst, mal verunsichert oder verängstigt herüber, ihr sanfter Grundton klingt dabei aber immer durch – eine sehr lebendige und überzeugende Leistung. Herma Koehn nimmt als gealterte Hester die Rolle der Erzählerin ein und klingt dabei deutlich gesetzter, aber nicht minder energiegeladen. Mir gefällt sehr gut, wie sie in ihren Sätzen die unheimliche Stimmung der Szenerie betont. Eine besondere Sprecherin ist als Rosamound zu hören: Marlene Bosenius ist in ihrer ersten größeren Rolle zu hören und überzeugt mit viel Spielfreude, glaubwürdiger Aussprache und viel Charme.

Dass es Marc Gruppe und Stephan Bosenius gemeinsam mit ihrem kleinen Team wieder geschafft haben, eine sehr dichte und präsente Atmosphäre zu schaffen, ist schon keine große Überraschung mehr. Es ist aber auch hier wieder beeindrucken, wie liebevoll und kleinteilig die Szenen umgesetzt wurden, wie treffend die Stimmung in dem alten Haus umgesetzt wurde, wie ein leises Flüstern die größte Gänsehaut erzeugen kann. Hervorstechend sich dabei natürlich die Szenen mit der Orgel, aber auch ansonsten ist alles perfekt aufeinander abgestimmt und sorgt so für ein Hörspiel, in das man vollkommen eintauchen kann.

Das Cover ist mal wieder meisterhaft gelungen, die düstere und unheimliche Stimmung in dem alten Herrenhaus wird hervorragend eingefangen – selbst wenn dem Betrachter nur ein Blick nach draußen in die eisige Winterlandschaft mit kahlen, vereisten Bäumen und vollem Mond gewährt wird. Die Gestalt des Kindes, dessen Gesicht im Schatten liegt, drückt sich gegen die Fensterscheibe und verstärkt so den unheimlichen Ausdruck. Die kalten, blauen Farbtöne sind dabei sehr gelungen kombiniert.

Fazit: Begonnen wird mit einem Drama, weitergemacht mit einer immer stärker werdenden unheimlichen Geschichte, später mit dramatischen Ereignissen und einigen Elementen, die der klassischen Gruselhandlung neue Facetten hinzufügen. Mir gefällt die dichte und markante Stimmung, wobei die Produktion wieder hervorragend ist. Ein sehr gelungenes Hörspiel, das wegen des vorherrschenden Wetters bestens in die dunkle Jahreszeit passt.

VÖ: 27. November 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781920


Gruselkabinett – 164. Die Toten vergeben nichts



Jim Gordon, ein abenteuerlustiger Cowboy, kommt nach einem erfolgreichem Rindertrails am Haus zweier ehemaliger Sklaven vorbei und wird von Joel freundlich am Feuer aufgenommen. Doch er behandelt die beiden nach vielen Gläsern Tequila voller Abscheu und gerät schließlich mit ihnen in heftigen Streit, währenddessen er Joel erschießt. Der magiekundigen Jezebel gelingt es gerade noch, einen schrecklichen Fluch über ihn auszusprechen, bevor er auch sie tötet…

Auch nach über 160 Episoden gibt es für das „Gruselkabinett“ noch Szenerien, die bislang nicht in den klassischen Gruselgeschichten bekannte Autoren vorgekommen sind. „Die Toten vergeben nichts“ entführt den Hörer beispielsweise in den Wilden Westen mit Cowboys, Wüstenstädten und abenteuerlichen Streifzügen, was mal wieder eine ganz andere Stimmung mit sich bringt. Klassisch ist dagegen zunächst einmal der Aufbau, da Jim Gordon als Hauptfigur der Episode, in einem Brief an einen Freund seine Erlebnisse schildert. Dies bildet den Rahmen mit den Erzähltexten, wobei schon hier vorrangig mit vielen Dialogen gearbeitet wird. Das wirkt lebendig und sehr greifbar, zumal recht zu Beginn die oben beschriebene Szene um Jims Zusammentreffen mit den beiden ehemaligen Sklaven, in der offen zur Schau getragener Rassismus und die Arroganz der Hauptfigur thematisiert wird, ein wenig Sozialkritik ist dementsprechend auch eingebaut. Mir gefällt, die sich die Szene immer weiter steigert und zu ihrem eindringlichen Finale führt. Auch danach lässt die Geschichte jedoch nicht nach und erzählt, wie sich Jims Leben danach verändert, wie er immer schrecklichere Visionen hat und welche unheimlichen Ereignisse ihn ereilen, bis durch einen letzten Brief mit hoffnungslosem Ausklang ein erster Schlusspunkt gesetzt wird – sehr gelungen, wie sich bis dahin alles beklemmend aufbaut. Doch das Ende der Episode ist noch nicht erreicht, die Handlung schwenkt auf eine Gerichtsverhandlung um, in der die weiteren Umstände geklärt werden, was eine sehr gelungene Ergänzung mit einigen Überraschungen bildet. Mit einer Laufzeit von 45 Minuten ist die Erzählweise ist die Episode sehr dicht erzählt und überzeugt mit ihrer eingängigen Stimmung und dem ungewöhnlichen Setting.

David Nathans Rückkehr ins Gruselkabinett ist in der Hauptrolle des Jim Gordon fulminant gelungen, seine tiefe und volltönende Stimme bildet den zentralen Punkt des Hörspiels, zumal er in den verschiedenen Szenen sehr dynamisch agiert und mal ruhig und ausgeglichen, dann wieder aufbrausend oder aufgeregt klingt. Die Rolle der Jezebel übernimmt Ingeborg Kallweit, die für zahlreiche unheimliche Momente sorgt und die mit viel Engagement und präsentem Ausdruck begeistert. Auch Bert Stevens ist in den ersten Szenen als Joel sehr überzeugend, er sorgt für eine sehr intensive Szene mit viel Gruselpotenzial, die trotz ihrer begrenzten Dauer die Weichen für das kommende Hörspiel stellt. Weitere Sprecher sind Patrick Bach, Dietmar Wunder und Jürgen Thormann.

Akustisch ist die Episode wieder sehr sorgfältig umgesetzt worden und schafft einen sehr dichten Hintergrund aus ineinandergreifenden Musikstücken, die mit orchestralem Klang und unheimlicher Wirkung für eine eindringliche Stimmungen sorgen. Sehr gelungen dazu kombiniert sind die authentisch wirkenden Klänge, die dann auch die Wild West-Atmosphäre vermitteln. Und wie immer entfaltet beides gemeinsam eine sehr düstere Szenerie, die mir sehr gut gefallen hat.

Das Western-Setting der Episode hat Ertugrul Edirne für das Cover sehr gekonnt eingefangen und eine der typischen Städte samt Saloon eingefangen. Den Fokus zieht jedoch die unheimliche Jezebel auf sich, die mit diabolischem Lächeln, erhobenen Armen und grünlichem Schimmer eine sehr mystische Ausstrahlung hat. Mal wieder ein sehr gut konzipiertes Titelbild der Serie.

Fazit: Das Setting im Wilden Westen wird mit vielen unheimlichen Momenten angereichert und hat eine eindringliche Ausstrahlung, während die Hauptfigur alles andere als sympathisch wirkt und deswegen sehr facettenreich wirkt. Ein sehr unterhaltsamer Verlauf mit vielen spannenden und unheimlichen Höhepunkten sorgt für gruselige Unterhaltung mit einem ganz neuen Anklang im Gruselkabinett.

VÖ: 30. Oktober 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781913


Gruselkabinett – 163. Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp



Bereits seit zwei Jahren verehrt Graf Vincenz d’Ault-Onival die Sängerin und Dirne Stanislawa d’Asp, die in heruntergekommenen Etablissements ihren Lebensunterhalt verdient. Doch diese erfreut sich zwar an den zahlreichen und wertvollen Geschenken, hält den Grafen aber ansonsten auf Abstand und demütigt ihn immer wieder schamlos. Erst als sie an der Schwindsucht erkrankt und ihr nahender Tod droht, willigt sie einer Hochzeit mit dem Grafen ein…

Hanns Heinz Ewers gehört mittlerweile fast schon zu den Stammautoren des „Gruselkabinetts“ von Titania Medien, mit Nummer 163 der Reihe ist bereits der vierte Titel des deutschen Autors umgesetzt worden – und weitere sollen regelmäßig folgen. „Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp“ benötigt dabei ein wenig Zeit, um wirklich unheimliche Momente zu entwickeln, das geschieht erst etwa ab der Hälfte der Handlung. Doch das macht gar nichts, da das gesellschaftliche Drama um die Titelfigur, ihren Verehrer und später ihren Besucher Jan Olieslagers atmosphärisch bereits sehr dicht umgesetzt ist. Wie sie den Grafen demütigt, hinterher aus finanziellen und gesellschaftlichen Gründen dennoch heiratet und ein dubioses Spiel mit ihm treibt, ist sehr gelungen umgesetzt und mit vielen hörenswerten Details ausgeschmückt. Die Bearbeitung des Textes ist dabei auch sehr gelungen, da aus verschiedenen Blickwinkeln berichtet wird, auch auf einen allwissenden Erzähler zurückgegriffen wird, die titelgebende Hauptfigur aber in vielen Aspekten mit ihren Vorhaben im Nebulösen bleibt. Als sich die Geschichte dann mehr und mehr ihrem letzten Willen zuwendet und beschrieben wird, wie dieser zustande gekommen ist, natürlich auch wie dieser lautet und umgesetzt wird, ist die gruselige Atmosphäre schließlich vollkommen greifbar und wird sehr intensiv umgesetzt. Die Ideen, die der Autor dabei vereint hat, können durchgehend faszinieren und schwingen sich am Ende noch einmal zu einem unglaublichen Akt auf, der den Hörer sprachlos zurücklässt. Eine weitere herausragende Episode, die erneut die Qualität von Serie und Autor unterstreicht.

Die Rückkehr von Daniela Hoffmann ins Gruselkabinett nach ihrem fantastischen Auftritt als Carmilla in der ersten Episode erfolgt hier mit einem Knall und unterscheidet sich dank der deutlichen härteren und kühleren Figur deutlich davon. Die Leidenschaft der Hauptfigur wird in vielen verschiedenen Facetten durch sie heraufbeschworen – eine fantastische Leistung. Patrick Bach spricht ihren Verehrer Vincenz d’Ault-Onival auf die ihm eigene spontan wirkende Art, wobei er ihr an den richtigen Stellen den nötigen Tiefgang verleiht, aber auch am Rande der Handlung bestens besteht. Auch Dietmar Wunder hat mir als Flame Jan Olieslagers sehr gut gefallen, seine tragende Stimme und der markante Ausdruck sorgen für einen überzeugenden Auftritt mit vielen gelungenen Facetten. Weitere Sprecher sind Elga Schütz, Patrick Stanke und Erzähler Peter Weis.

Auch diese Episode bedient eher die leisen Zwischentöne des Grusels, wobei der erste Teil mit dem gesellschaftlichen Drama mit viel klassischer Musik unterlegt ist. Diese schafft sowohl für die Dialoge als auch für die Erzähltexte einen dichten Mantel, was immer mehr von dräuenden oder unheilschwangeren Melodien abgelöst wird und den Spannungsbogen der Handlung so gekonnt unterstreicht. Die Geräusche sind dabei oft eher im Hintergrund, verfehlen ihre Wirkung aber nie und sind sehr realitätsnah eingebaut.

Das Cover zu dieser Episode ist wieder äußerst faszinierend geraten und spielt hervorragend mit den intensiven Farben – dem dominierenden kühlen Blau werden die feuerroten Haare kontrastreich entgegengesetzt. Die Leiche der Stanislawa d’Asp, mit Blumen geschmückt und sorgsam hergerichtet, ist ebenso ungewöhnlich wie ansprechend für die Serie umgesetzt. Das Innere ist wieder übersichtlich und schlicht gestaltet, wobei natürlich wieder die komplette Folgenübersicht nicht fehlen darf.

Fazit: Auch in dieser Episode garantiert Hanns Heinz Ewers für eine ebenso ungewöhnliche wie starke Episode der Serie, die zunächst als gesellschaftliches Drama beginnt und nur langsam, aber umso effektvoller übernatürliche Elemente einbindet. Der Verlauf ist sehr markant, sodass man trotz des eher langsamen Verlaufs durchgängig gefesselt ist – und das lohnt sich umso mehr, da das Finale so herausragend erzählt ist.

VÖ: 30. September 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781906


Gruselkabinett – 162. Das gemiedene Haus



Die Einwohner von Providence meiden ein bestimmtes Haus in ihrer Stadt, was Howard bereits seit seiner Jugend sehr gut verstehen kann: Als er mit seinem Freund David verbotenerweise das Haus betritt, scheint es zu spuken, ein menschlicher Körper scheint sich im Lehm des Kellers abzuzeichnen. Nun will sein Onkel, Dr. Elihu Whipple herausfinden, was in dem gemiedenen Haus passiert ist, in dem so viele Menschen den Tod oder Irrsinn gefunden haben…

Howard Phillips Lovecraft ist seit dem Freiwerden seiner Werke für die Umsetzung als Hörspiel ein fester Bestandteil des Gruselkabinetts von Titania Medien und bringt noch einmal eine andere Note mit seiner Vorstellung von Grusel und Horror mit ein. Auch die 162. Episode ist nach einer Geschichte des Autors vertont worden: „Das gemiedene Haus“. Und so dräuge manchmal die Erzählweise von Lovecraft sein mag – hier ist davon nicht viel zu merken. Die anfängliche Szene um die Erkundung des Hauses von Howard als Jugendlichem ist ein sehr lebendiger Einstieg und gibt dem Hörer gleich eine sehr unheimliche Stimmung mit auf den Weg, die im weiteren Verlauf nachhallt und gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit des Hörers weckt. Später wird in vielen Details die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner erzählt, die mit vielen düsteren Wendungen aus dem Leben der Familie Harris und deren Nachfolger aufwartet. Sicherlich wird dabei viel berichtet, doch dies wird nicht nur in Dialogform zwischen Dr. Elihu Whipple und seinem Neffen Howard geschildert, sondern auch mit vielen Gedanken-, Sprach- und Schreifetzen der Bewohner unterlegt, was dann eben doch lebendig und zugänglich wirkt. Es benötigt schon einige Aufmerksamkeit, um dieser langen Szene folgen zu können, da viele wichtige Informationen in recht kompakter Weise erzählt werden. Mir gefällt aber, wie auch die beiden Charaktere des Elihu und Howard gelungen eingebracht wurden. Wie sich dann am Ende ein komplettes Bild der düsteren Geschichte des Hauses zusammensetzt und noch ein grauenhaftes Ende angeschlossen ist, sorgt für einen sehr gelungenen Abschluss dieser ungewöhnlichen, aber sehr hörenswerten Episode.

Bene Gutjan, der bisher eher als Synchronsprecher als in Hörspielen aufgefallen ist, hat hier direkt de Hauptrolle des Howard übernommen und überzeigt dabei vollkommen mit seiner betonten Aussprache und einer sehr glaubwürdigen Interaktion, sodass ein lebendiger Charakter entsteht. Jürgen Thormanns knorrige Stimme passt wunderbar zur Rolle des Dr. Elihu Whipple, er spricht sehr intensiv und bringt so nicht nur die Geschichte des Hauses, sondern auch den Schrecken der Szenen sehr eingängig zur Geltung. Patrick Bach ist als William Harris zu hören, trotz der eher kleinen Rolle kann er einen überzeugenden Eindruck vermitteln und sorgt für zusätzlichen Grusel. Weitere Sprecher sind Tom Raczko, Dirk Petrick und Ingeborg Kallweit.

Hervorragend ist wieder die akustische Umsetzung der Episode geraten, die mit ihrer sehr detaillierten Gestaltung des Hintergrundes immer eine sehr dichte Stimmung schafft. So sind Geräusche, Musik, aber auch leise Stimmen zu hören, die besonders die unheimlichen Szenen unterstreichen. Das wirkt alles wie aus einem Guss und zeichnet den Spannungsbogen der Geschichte gekonnt nach, sodass zum Finale hin alle noch intensiver wirkt.

Die giftgrüne Einfärbung des Covers sorgt diekt für Aufmerksamkeit, das Motiv mit den beiden erschrockenen Männern in dem Zimmer mit den böse starrenden Augen inmitten eines Nebels ist ebenfalls sehr wirkungsvoll. Ertugrul Edirne hat hier wieder die Essens der Geschichte getroffen und mit der beschränkten Farbauswahl aus schwarz, weiß und eben grün ein sehr gelungenes Titelbild geschaffen.

Fazit: Nach einem spannenden Intro mit der Erkundung eines Geisterhauses schließt sich ein recht langer Bericht über dessen Geschichte an, der zwar lebendig umgesetzt ist, aber den Hörer dennoch herausfordert, aufmerksam zuzuhören. Die Spannung baut sich dabei nur langsam auf, das packende Finale ist dann aber wieder eine sehr intensive Schreckensvision, die es in sich hat und einen sehr gelungenen Abschluss der Episode bildet.

VÖ: 28. August 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781876


Gruselkabinett - 161. Heimkehr



Mittlerweile wird Alwyne Hargreave jede Nacht von schrecklichen Alpträumen geplagt, in der die Besatzung eines Luftschiffs um ihre Hilfe fleht. Doch erst durch ein Treffen mit Tante Marilyn führt sie auf die richtige Spur, denn ihre Freundin Hedy Baumholzer plant, an dem Jungfernflug eines Zeppelins teilzunehmen. Doch welche Kette an Ereignissen sie damit auslösen würden, ahnten die Hargreaves noch nicht...

"Heimkehr" ist bereits die fünfte Episode des Gruselkabinetts, die sich um die Hargreaves dreht. Und wieder hat sich Marc Gruppe unter seinem Alias Per McGraup eine Geschichte für das übersinnlich begabte Ehepaar und dessen exzentrische Tante Marilyn erdacht, da der ursprüngliche Autor Allan Upward nur eine einzige Geschichte über Alwyne und Colin geschrieben hat. Diese startet markant mit dem oben beschriebenen Traum von Alwyne und dramatischen Klängen, schwenkt dann aber wieder schnell zu dem humorvollen Teil der "Serie in der Serie" um. Tante Marylin bekommt dabei Unterstützung von ihrer nicht minder vorlauten und eigensinnigen Freundin Hedi Baumholzer, beide bringen ihren ganz besonderen Charme mit ein, der die Handlung aber nicht so sehr prägt wie bei "Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni". Hier stehen mehr die übernatürlichen Ereignisse im Vordergrund, auch die Entwicklung von Alwynes Fähigkeiten als Medium sind ein sehr gelungener Teil der Episode. Das Thema des Luftschiffsunglücks wird dabei gekonnt umgesetzt, da man zwar von Anfang an ahnen kann, worum es schwerpunktmäßig geht, aber eben doch zahlreiche Überraschungen und unerwartete Wendungen eingebaut sind. Viele wohlig gruselige Momente sorgen dabei für viel Spannung, ebenso wie die geschichtliche Einbindung mit einigen realen Ereignissen hervorragend gelungen ist. Schön, dass "Heimkehr" zwar die besondere Stimmung der Hargreaves aufgreift, aber dennoch viele eigenständige Elemente einbringt und auch den Charakteren den Raum gibt, um sich weiterzuentwickeln.

Silvana Sansoni übernimmt die Rolle der Hedy Baumholzer und fügt der Geschichte einen weiteren sehr prägnanten Charakter hinzu. Ihr leichter, aber nicht übertriebener Wiener Akzent unterstützt den exzentrischen Charakter sehr gekonnt, die aufgeregte alte Dame entwickelt so einen ganz eigenen Charme. Als Captain George Howard Raymond ist Louis Friedemann Thiele zu hören, dessen markanter Klang die Szenerie bereichert, zumal er eine sehr betonte und glaubhafte Sprechweise wählt, die die natürliche Autorität der Figur unterstreicht. Natürlich ist auch Stephanie Kellner als Alwyne Hargreave wieder mit dabei und überzeugt mit ihrem sehr lebendigen Ausdruck, der vor allem in den unheimlichen Momenten sehr gekonnt wirkt. Weitere Sprecher sind Benedikt Weber, Ursula Sieg und Valentin Stroh.

Das Intro um Alwynes Traum setzt gleich einige markante akustische Signale, donnerndes Knallen, verzweifelte Schreie, dräuende Musik - sehr gelungen. Danach wird die wie immer gekonnte und sehr gut aufeinander abgestimmte Atmosphäre geboten, die mit passenden Kulissen und viel stimmungsvoller Musik für eine sehr eingängige Stimmung sorgen. Der Handlungsbogen wird dadurch sehr gekonnt unterstrichen, die Dialoge mit Leben gefüllt.

Fazit: Ich mag an dieser Folge nicht nur die abwechslungsreiche und geschickte Erzählweise, in der sich das Ehepaar Hargreave mit kleinen Erzähltexten abwechselt, sondern auch die sehr dichte Stimmung, die von dem gefürchteten Unglück eines Zeppelins ausgeht. Die dichte und unheimliche Stimmung ist ebenso gelungen wie die markanten Charaktere.

VÖ: 1. Mai 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781616


Gruselkabinett - 160. Denn das Blut ist das Leben



Der Besuch bei seines Freundes Holger soll bei George, der in Italien in einem gut erhaltenem Turm wohnt, für Zerstreuung sorgen. Doch als der skandinavische Maler den Erdhügel entdeckt, den George seit Jahren zu meiden versucht, will er ihn unbedingt näher betrachten. Bei George weckt das ungute Erinnerungen an die Ereignisse um die leidenschaftliche Cristina vor einigen Jahren, der den Ort für immer verändert hat...

Immer neue Szenerien erwarten den Hörer des "Gruselkabinetts" von Titania Medien, denn auch wenn es mittlerweile zwei Mini-Serien mit wiederkehrenden Figuren gibt, stehen die meisten Folgen für sich allein. Und so spielt "Denn das Blut ist das Leben" in Süditalien, der amerikanische Schriftsteller Francis Marion Crawford hat dabei einige landschaftliche Begebenheiten seiner Wahlheimat einfließen lassen. Die Stimmung wird dadurch gekonnt beeinflusst und mit passendem Flair versehen, auch die damalige Zeit kommt mit seinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen gut zur Geltung. Es dauert ein wenig, bis die ersten übernatürlichen oder unheimlichen Elemente aufkommen, der Weg dorthin ist mit der Rahmenhandlung um George und Holger sorgt jedoch bereits für einen frühen und atmosphärisch dichten Höhepunkt - danach geht es mit der Erzählung der Ereignisse vor einigen Jahren jedoch wieder eher langsam weiter. Dennoch kann die Geschichte auch hier schon gut unterhalten und ist sehr kurzweilig aufbereitet. Sie lässt sich Zeit, sich zu entwickeln und die Zusammenhänge darzustellen, ebenfalls aber auch, um den unheimlichen Kern der Handlung wirken zu lassen. Begierde, Sehnsucht, Abweisung und Abhängigkeit sind darin eingebaut, was wieder an einige der früheren Episoden der Reihe erinnert und ein wahrliches Werk der Schauerromantik ist.

Harald Dietl hat in der Rolle des George auch gleichsam den Erzählerpart übernommen und gestaltet beides mit seiner markanten, angenehm gealterten Stimme sehr prägnant umgesetzt. Er hat nicht nur den richtigen Ausdruck, sondern auch das richtige Timing, um die Geschichte präsent wirken zu lassen. Auch Ursula Wüsthof ist mit rauer Stimme und hartem, leicht spöttischem Klang als Philomena eine gelungene Figur entstanden. Wunderbar ist Marie Bierstedt als ebenso verführerische wie energische Cristina, die es hervorragend versteht, die gruseligen Aspekte der Handlung zu betonen und die Leidenschaft der jungen Frau herauszuarbeiten. Weitere Sprecher sind Jean Paul Baeck, Markus Andreas Klauk und Peter Weis.

Große Teile der Episode sind dezenter umgesetzt als man es von der Reihe kennt. Zwar ist auch hier durchgängig Musik im Hintergrund zu hören, diese wirkt aber wabernder und weniger prägnant, was den Fokus mehr auf die Dialoge und die Erzähltexte legt. Dennoch ist eine stimmungsvolle Szenerie entstanden, was durch viele gut eingesetzte Geräusche entsteht, aber auch durch einige Momente, in der die Musik prägnanter und vordergründiger wirkt.

Eine Frau in einem weißen, wallenden Gewand, das Gesicht bleich und mit einem blutigen Rinnsal am Mund, steht im Mittelpunkt des Covers der Episode, wobei der diffuse Hintergrund im Stil eines alten Gemäldes einen neuen Ausdruck in die Covergalerie bringt. Auch das Friedhofsambiente passt sehr gut in das Gesamtkonzept. Auf der Rückseite des Covers ist ein Foto von Harald Dietl zu sehen, während im Inneren neben den üblichen Produktionsangaben noch eine Episodenübersicht zu finden ist.

Fazit: "Denn das Blut ist das Leben" ist kein knalliger Schocker, sondern eine ruhig und langsam erzählte Geschichte, die sich Zeit lässt und zunächst nur wenige unheimliche Momente entstehen lässt. Die Szenerie verdichtet sich jedoch immer weiter und führt zu einem dramatischen Finale, sodass mir die Folge auch wegen des süditalienischem Flair gut gefallen hat.

VÖ: 1. Mai 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781609


Gruselkabinett - 159. Das kalte Herz



Peter Munk ist sein Dasein als Köhler leid und neidet den Glasmachern und Holzfällern ihr deutlich angeseheneres Handwerk. Als er von der Legende eines Glasmännchens erfährt, der Sonntagskindern Wünsche erfüllt, sieht er endlich einen Ausweg aus seinem Elend. Doch der Schwarzwald ist tief und beheimatet nicht nur Geschöpfe, die den Menschen wohlgesonnen sind...

Eine Geschichte, die als Märchen gezählt wird, ist in einer Umsetzung bei Titania Medien erst einmal nicht ungewöhnliches, mit ihrer Special-Reihe haben sie ihr gutes Gespür für Kinderhörspiele bewiesen. Wenn dieses Märchen aber im Gruselkabinett umgesetzt wird, ist das schon etwas Besonderes. Es handelt sich um kein anderes Märchen als "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff. Und da Stephan Bosenius und Marc Gruppe auch hier mit viel Liebe zum Stoff und ihrem Hang zu dramatischen Momenten gearbeitet haben, überzeugt diese Umsetzung mit ihrer düsteren und ausdrucksstarken Stimmung. Die Geschichte entwickelt sich eher langsam weiter, ist sehr prägnant umgesetzt und wird von Peter Weis als Erzähler in eine Form gegossen. Sprachlich ist das wieder sehr hochwertig umgesetzt, alle Texte wirken geschliffen und lassen die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts auferstehen. Auch der Schauplatz im Schwarzwald ist markant eingebunden und ein fester Teil der Umsetzung. Der Handlung selbst ist mit seinen Geistern, der magischen Wirkung von Anfang an sehr atmosphärisch und markant, der leise Grusel, der durch die gesamte Episode wabert, ist immer vorhanden, mal im Hintergrund, mal spürbar und greifbar. Die Moral, die das Märchen vermittelt, kommt auch hier hervorragend zur Geltung. Die über 90 Minuten Laufzeit sind angefüllt mit markanten Szenen und starken Dialogen, was eine sehr starke Folge entstehen lässt. Wer die Geschichte kennt, wird die feinsinnige und detailreiche Umsetzung zu schätzen wissen. Andere können sich ganz auf den spannenden Verlauf und die unheilvolle Wirkung freuen.

Jonas Minthe ist in der Hauptrolle des Peter Munk zu hören und macht seine Sache ganz wunderbar. Sehr facettenreich und sehr gekonnt auf die vorherrschende Stimmung eingehend bringt er den Spannungsbogen ebenso gekonnt zur Geltung wie seine Charakterzüge, was mir sehr gut gefallen hat. Als geheimnisvoller Schatzhauser ist Gudo Hoegel zu hören, der seine leicht kratzige Stimme sehr vielseitig einsetzt und seine Szenen so markant wirken lässt, die so die zentralen Aspekte betonen. Auch Uli Krohm ist als Holländer-Michel wunderbar besetzt, sein unverkennbarer Klang bereichert auch dieses Hörspiel um eine sehr prägnante Note. Weitere Sprecher sind Regina Lemnitz, Jean Paul Baeck und Peter Weis als Erzähler.

Hervorragend ist auch die akustische Umsetzung des Hörspiels. Dabei sind die düsteren und stimmungsvollen Melodien sehr gut eingebaut und untermauern die Form des Hörspiels, während die Geräusche sehr dynamisch eingebaut sind - mal überwiegt das eine, mal das andere. Die geheimnisvolle Stimmung im Schwarzwald kommt dabei sehr gut zur Geltung, was auch durch die Detailverliebtheit der Umsetzung entsteht.

Eine der entscheidenden Szenen ist auf dem Titelbild der Folge zu sehen, Peter und einer der geheimnisvollen Geister des Waldes sind gemeinsam mit einem Herzen in einem Glas zu sehen, während die harten Gesichtsausdrücke der beiden Männer durch das gekonnte Spiel aus Licht und Schatten besonders gut zur Geltung kommt. Das Innere ist wie immer aufgeräumt und übersichtlich, auf der Coverrückseite ist das Foto von Jonas Minthe zu sehen.

Fazit: Die scheinbar ungewöhnliche Platzierung des Märchens im Gruselkabinett entpuppt sich schnell als Glücksgriff. Die Stimmung ist wunderbar dicht und düster, die Handlung mit der gehobenen Sprache überzeugend umgesetzt, die markante Wirkung, die hervorragenden Sprecher und eindringliche Szenen lassen "Das kalte Herz" zu einer sehr hörenswerten Episode der Reihe entstehen.

VÖ: 27. März 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781593


Gruselkabinett - 158. Das innerste Licht



Der Reporter Mr. Dyson trifft nach einigen Jahren zufällig seinen alten Freund Mr. Salisbury kennen. Beim gemeinsamen Abendessen kommen sie auf das merkwürdige Verschwinden von Agnes Black, der Frau eines angesehenen Arztes, zu sprechen. Zwar wird ihr Gatte des Mordes freigesprochen, doch Dyson ist überzeugt, dass mehr dahinter stecken muss. Seine Ermittlungen bringen Unglaubliches zutage...

Wieder einmal sind Titania Medien bei ihren Recherchen nach Geschichten der Schauerromantik auf ein Werk gestoßen, das hierzulande unbekannt ist: "Das innerste Licht" von Arthur Machen. Die Geschichte ist ohne einen Erzähler umgesetzt, im Gespräch von Dyson und Salisbury sind aber zahlreiche Spielszenen vorhanden, in denen die beiden alten Freunde einige Dinge zum Einstieg erklären oder dem Hörer an ihren Gedanken teilhaben lassen. Beide erleben merkwürdige Dinge und berichten einander davon, im Mittelpunkt steht aber das Verschwinden von Agnes Black und dem Geheimnis um ihren ebenso unfreundlichen wie mysteriösen Gatten. Früh wird das Interesse an der Geschichte geweckt, schon die kurze, aber heftige Introszene mit dem Schreien zweier Menschen im Kampf ist dazu sehr geeignet, aber auch später werden viele Rätsel und Geheimnisse eingebaut, die es zu entschlüsseln gilt. Wirkliche Ansatzpunkte, worum es geht, gibt es nur wenige, die Handlung überrascht aber mit ihrem komplexen Aufbau, der so zu Anfang kaum zu vermuten war. Die Szenerie ist dabei durchgängig sehr ruhig, auch wenn durch viele Szenenwechsel eine dynamische Stimmung entsteht. Doch es gibt nur wenige hoch spannende Momente, es wird wieder voll auf leises Gruseln, sich steigerndes Unbehagen gesetzt. Das funktioniert auch wieder sehr gut und bringt eine klassische, aber sehr stimmungsvolle Facette des Genres mit sich.

Die Sprecher sind handverlesen ausgesucht und sprechen ihre Rollen ebenso engagiert wie professionell. Patrick Mölleken ist als Mr. Dyson zu hören und überzeugt mit seiner betonten Stimme, die sowohl in den Dialogen als auch in den Erzählten sehr überzeugend ist und dabei den Spannungsbogen der Handlung gekonnt unterstreicht. Claudia Urbschat-Mingues ist hervorragend in der Rolle der Agnes Black, bringt eine markante Wirkung mit ein und verleiht ihrer Stimme einen tiefen, geheimnisvollen Unterton. Steven Janlonka ist als ihr Gatte Steven zu hören, auch er passt seine Stimme gekonnt der Szenrie der Episode an, was eine sehr einprägsame Figur erschafft. Weitere Sprecher sind Claus Thull-Emden, Tom Raczko und Acel Lutter.

Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist wieder hervorragend gelungen und überzeugt mit der gelungenen Abstimmung auf die Handlung. So kommen die verschiedenen Szenen mit ihren Stimmungen sehr gut zur Geltung. Dabei sind auch leisere Momente mit passender Musik unterlegt, was eine sehr dichte Atmosphäre ergibt. Die Geräusche sind dabei ebenfalls wieder gut eingefügt, Stimmgemurmel, leise knisterndes Feuer, aber auch prägnantere Momente werden dabei geboten.

Wie immer hat auch hier Ertugrul Edirne ein wunderbares Cover geschaffen, das natürlich sehr gut auf das Hörspiel angepasst wurde. Eine blonde Frau mit vor Angst verzerrtem Gesicht scheint inmitten eines schimmernden Edelsteins zu sehen, die kühle Farbauswahl verströmt dabei eine geheimnisvolle Stimmung. Im Inneren gibt es wieder eine übersichtliche Übersicht der Mitwirkenden, zudem ist immer noch Platz für eine komplette Folgenübersicht.

Fazit: "Das innerste Licht" ist mit seiner ruhigen, aber unheimlichen Ausstrahlung sehr stimmungsvoll geraten. Die in sich verschachtelte Erzählweise mit mehreren Ebenen und Zeitsprüngen, Rückblenden und kurzen Erzähltexten ist markant und überzeugend geraten, sodass eine weitere gelungene Episode der Reihe entstanden ist. Vielleicht nicht von Hochspannung geprägt, aber dennoch sehr eingängig und mit sehr überzeugendem Drehbuch.

VÖ: 27. März 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781586


Gruselkabinett - 157. Das Auge des Panthers



Nachdem Jenner Branding bereits mehrfach nach einem Heiratsantrag von seiner Geliebten Irene Marlowe zurückgewiesen wurde, will er nun endlich die Hintergründe ihrer Ablehnung erfahren. Und so erzählt die junge Frau mit den faszinierenden blauen Augen von einem Ehepaar in einem Blockhaus nahe des Mississippi, deren Glück mit einem Baby gekrönt wurde. Doch ihre Pionierstätigkeit bringt sie nahe an den Rand der Wildnis...

Mit "Das Auge des Panthers" hat Titania Medien eine weitere Geschichte aus dem englischen Sprachrraum aufgetan, die hierzulande bisher kaum bekannt ist und den meisten Hörern somit einige Überraschungen bieten dürfte - insbesondere weil die Geschichte noch einmal andere Akzente innerhalb der Serie setzt. Der Aufbau erscheint zunächst allerdings klassisch, wie so häufig ist eine Rahmenhandlung zu hören, dieses mal um den Anwalt Jenner und seine Geliebte Irene, die allerdings einen sehr engen Bezug zu den Figuren an sich hat, sodass der zweite Teil der Rahmenhandlung sehr individuell und ungewöhnlich geraten ist. Hier gilt es, die vorher geschilderten Schrecken aufzuarbeiten und die Konstellationen zu durchschauen, eine schreckliche Vermutung zu bestätigen und ein tragisches Ende für die Figuren zu verarbeiten. Der Mittelteil um das Pionierehepaar ist geprägt von der Angst der Ehefrau vor der Einsamkeit der Nacht und ein schreckliches Ereignis, das sehr prägend für die Episode umgesetzt wurde. Mir gefällt, dass wie immer der leise Grusel im Vordergrund steht und die schrecklichen Ereignisse eher angedeutet werden, das aber sehr intensiv. Die Sprache der Episode ist meist poetisch, beispielsweise wenn über die besondere Stimmung bei Dämmerung gesprochen wird, zu jeder Zeit aber sehr geschliffen und in die Zeit des Hörspiels passend. Trotz der intensiven Atmosphäre schafft es die Handlung aber nicht, durchgängig zu fesseln. Das liegt einerseits an dem sehr langen Erzähleranteil in der Geschichte am Mississippi, die allerdings geschickt durch das Gemurmel und die angsterstickten Laute der Ehefrau sowie das Geschrei ihres neugeborenen Kindes aufgelockert wird. Doch auch der Spannungsbogen sorgt durch eingeschobene Erläuterung für einen Abfall der Stimmung. Die Idee der Geschichte und die sehr intensive Umsetzung lassen diese Episode aber dennoch hörenswert werden.

Als Irene Marlowe ist Jessica Kessler zu hören, die in der Rahmenhandlung die Faszination, die von der jungen Frau ausgeht, mit ihrer Stimme gekonnt einfangen kann und dabei einige sehr gelungene Facetten einbringt, gerade im zweiten Teil spricht sie sehr intensiv. Gertie Marlowe wird von Sigrid Burkholder gesprochen, die ihre Angst vor der Wildnis und dem Alleinsein hervorragend auch auf den Hörer überträgt und mit viel Energie umzusetzen versteht. Auch ihr späterer Irrsinn wird durch sie sehr lebendig erfasst. Erzähler der Geschichte ist der wunderbare Thomas Balou Martin, der mit ruhiger Stimme die Atmosphäre noch weiter anzuheizen versteht und präsente Akzente zu setzen versteht. Weitere Sprecher sind Patrick Stanke, Uli Krohm und Marc Gruppe.

Die akustische Umsetzung ist wie immer geprägt von der Liebe zum Detail von Titania Medien und setzt sanfte Klaviermelodien ebenso ein wie das ferne Rufen wilder Tiere oder spannungsgeladene Melodien, die besonders dramatische Momente unterstreichen. Das ist alles fein aufeinander abgestimmt und zeichnet die Dynamik der Episode gekonnt nach.

Das Cover wurde wieder sehr detailverliebt von Ertugrul Edirne geschaffen und lässt den Betrachter direkt in das Antlitz eines zähnefletschenden Panthers blicken. Die bläulich-schwarze Farbgebung lässt dennoch die so wichtigen blauen Augen des Tieres in den Fokus rücken. Das Innere ist wie immer schlicht, aber übersichtlich gestaltet und enthält natürlich wieder eine komplette Folgenübersicht der Serie.

Fazit: Das Gruselkabinett zeigt hier wieder andere Facetten des Genres und baut eine sehr dichte, bedrohliche Stimmung auf, in der eine Erzählung aus der Vergangenheit ein schreckliches Geheimnis offenbart. Die Episode konzentriert sich eher auf einzelne, prägende Momente denn auf eine durchgehende Handlung und wirkt dadurch etwas stockend, überzeugt aber mit der wie immer hervorragenden Umsetzung.

VÖ: 28. Februar 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781579


Gruselkabinett - 156. Krabat



Der junge Krabat ist aufgrund der Armut seiner Familie gezwungen, bettelnd durch die Dörfer zu ziehen. Als er in einer eisigen Winternacht der Warnung einer Anwohnerin zum Trotz Unterschlupf in einer alten Mühle sucht, wird er dort gleich als Lehrling angenommen. Doch sein Meister lehrt in nicht nur das Müllerhandwerk, sondern auch die schwarzen Künste...

Bei der 156. Episode des Gruselkabinetts gibt es ein Novum zu verzeichnen: Erstmals ist kein Autor der Geschichte auf dem Cover genannt. "Krabat" wurde der slawischen Märchensammlung entnommen und orientiert sich somit stark an dem Ursprung der bekannten Geschichtey nicht an der wohl bekanntesten Bearbeitung von Otfried Preußler. Einige Motive kommen dem Hörer dabei durchaus bekannt vor, die Szenerie um die Ausbildung Krabats in der Teufelsmühle ist hier aber nur der Auftakt zu der Handlung. Doch schon hier wird eine sehr eindringliche Szenerie geschaffen, in der die unheimliche Stimmung durch viele prägnante Szenen bestens zur Geltung kommt. Die Handlung nimmt nach etwa einem Drittel der Laufzeit eine gekonnte Wendung, die zunächst zu einer recht lockeren und heiteren Szenerie zu führen scheint, aber schon bald zu der mystisch-märchenhaften Stimmung zurückkehrt - vielleicht nicht mehr ganz so packend wie zuvor, aber dennoch sehr unterhaltsam erzählt. Krabats Lebensweg wird dabei in vielseitigen Szenerien nachgezeichnet, was abwechslungsreich, unterhaltsam, ein wenig gruselig und auch mit einer großen Prise Humor umgesetzt ist. Nicht alles davon ist durchgängig gruselig, die düstere Grundstimmung und vor allem die packenden Eingangsszenen empfehlen die Geschichte aber für die Serie, deren Umsetzung erneut sehr gut gelungen ist.

Die Sprecherauswahl ist in dieser Episode wieder äußerst gut gelungen und überzeugt mit zahlreichen engagierten Stimmen. Sehr gut gefällt mir besonders Tom Raczko in der Hauptrolle des Krabat, der die Rolle sehr feinsinnig und vielschichtig spricht, jeder Gefühlsregung des jungen Lehrlings aufgreift und mit viel Präsenz darstellt. In der Rolle des bösen Müllers ist Axel Lutter zu hören, der mit unverhohlen kalter und bösartiger Stimme einen sehr prägnanten Eindruck hinterlässt. Jakup wird von Louis Friedemann Thiele gesprochen, den er in den Szenen in der Mühle sehr eindringlich spricht und die unheimliche Atmosphäre der Szenerie gekonnt unterstreicht. Weitere Sprecher sind Max Schautzer, Sascha von Zambelly und Jonas Minthe.

Akustisch ist die Folge gewohnt stilsicher umgesetzt, geht hier aber durchaus einige andere Wege. So gibt es durchaus einige gelungene Schreckmomente, aber auch eine sehr gelungene Geräuschkulisse mit dem leisen Knarren der Mühle oder dem Heulen des winterlichen Windes. Die Musik ist etwas zurückhaltender als sonst eingesetzt, der klassische Anklang sorgt aber auch hier für sehr atmosphärische Momente.

Das Titelbild zeigt das düstere Gebäude mit der Wassermühle, bekommt durch die winterlich-verschneite Landschaft, den Vollmond und den sich von diesem abhebenden Vogelschwarm aber eine mystisch-märchenhaft Ausstrahlung. Die romantische und detailverliebte Darstellungsweise funktioniert auch bei diesem Motiv sehr gut und schafft ein ebenso ansehnliches wie individuelles Titelbild für diese Folge.

Fazit: Die Umsetzung sehr nahe an der märchenhaften Grundstimmung der Originalgeschichte konzentriert sich auf ganz unterschiedliche Szenerien und zeichnet Krabats verschlungenen Lebensweg sehr gekonnt nach, von der düsteren Szene zu Beginn in der Mühle über einige heiterere Episoden bis zu dem bedrohlichen Schluss ist das sehr unterhaltsam geraten und hat mich erneut sehr überzeugt.

VÖ: 28. Februar 2020
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785781562


Gruselkabinett – 155. Flaxman Low – Der Geist von Baelbrow



Der übernatürliche Detektiv Flexman Low wird von Professor van der Voort, einem Freund seiner Eltern, in das alte, wunderschöne Anwesen von Baelbrow House gerufen. Dieser verbringt dort mit seiner Tochter Lena den Sommer und hat den Geist, der dort umgeht, bislang als eher friedlich empfunden. Doch als eines der Dienstmädchen unter merkwürdigen Umständen zu Tode kommt, ist er sich da nicht mehr sicher…

Dass Flexman Low ein fester Bestandteil des Gruselkabinetts von Titania Medien werden würde, ist ja bereits seit einiger Zeit klar. Mit „Der Geist von Baelbrow“ ist nun die zweite Episode des „Geisterjägers“ erschienen. Wieder herrscht eine eher gediegene Stimmung vor, der Aufbau der Handlung erinnert auch eher an einen klassischen Krimi des viktorianischen Zeitalters: Zunächst wird Flexman in einem ruhigen Gespräch mit seinem Auftraggeber und guten Freund Professor van der Voort in die Ereignisse auf Baelbrow House eingeweiht, einige Spielszenen inbegriffen, in denen der Hörer diesem aus erster Hand lauschen kann. Dieses erste Gespräch nimmt gut die Hälfte der Handlung ein, hier sind die übernatürlichen Elemente noch recht rar gestreut, die ruhige Grundstimmung ist dabei prägend. Die späteren Ermittlungen von Flexman Low gemeinsam mit dem Sohn von Baelbrow House bieten dann deutlich mehr übernatürliche Ereignisse und düstere Szenen, der ruhige Grusel, der dadurch ausgestrahlt wird, ist dann prägnanter geraten und überzeugt zusätzlich mit einer sehr gekonnten atmosphärischen Gestaltung in einer stürmischen Nacht. Mir gefällt, wie sich die Idee der Geschichte langsam immer weiter herausschält, aber immer weitere Wendungen und Überraschungen für Spannung sorgen. Einige dramatische Entwicklungen und ein packendes Finale sorgen für einen gekonnten Abschluss dieser Folge, die sich im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert hat.

Professor van der Voort wird von Eckart Dux gesprochen, dessen markante und ausdrucksstarke Stimme sehr gut zur Geltung kommt. Sein ruhiges Auftreten sorgt gerade in seinem Bericht für die ersten wirkungsvollen Schauermomente, zumal er sehr authentisch wirkt. Seine Tochter Lena bekommt die Stimme von der scheinbar nicht alternden Reinhilt Schneider gesprochen, die ihren prägnanten Klang auch hier wieder sehr sicher und leidenschaftlich einsetzt, was eine sehr präzise Wirkung ihrer Figur erzeugt. Auch Rolf Berg hat mit als Flexman Low wieder sehr gut gefallen, er stellt sich in den passenden Momenten in den Vordergrund und überzeugt mit eingängiger Sprechweise, lässt aber auch die anderen Rollen und die Handlung sehr gut zur Geltung kommen. Weitere Sprecher sind Horst Naumann, Sacha von Zambelly und Claudia Urbschat Mingues.

Die Dynamik der Folge wird von der akustischen Gestaltung gekonnt umgesetzt. Während die vielen ruhigen Gespräche mit einem prasselnden Kaminfeuer untermalt sind, gibt es atmosphärische Musikstücke zum Szenenübergang, aber auch einige prägnantere und lautere Sounds, die sich sehr stimmungsvoll zusammenfügen und die Wirkung der Handlung gut unterstützen.

Das Titelbild der Folge harmoniert wieder wunderbar mit der hübschen Säulenoptik und setzt die verängstigte Frau auf der düsteren Treppe in einen passenden Kontext. Die Hand, die unheilvoll aus dem Türrahmen greift, ist passend dazu eher unauffällig gestaltet und verfehlt seine Wirkung nicht. Fotos zweier Sprecher auf der Rückseite dürfen natürlich wieder nicht fehlen.

Fazit: Die zweite Episode des Gruselkabinetts um Flexman Low überzeugt mit seinem klassischen Spannungsaufbau. Während die anfänglichen Szenen sehr ruhig gestaltet sind, werden die späteren Ermittlungen von Flexman immer prägnanter und unheimlicher umgesetzt. Die Figuren sind stark in Szene gesetzt, die Stimmung in dem alten Haus kommt hervorragend zur Geltung, sodass mir „Der Geist von Baelbrow“ sehr gefallen hat.

VÖ: 29. November 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785780558


Gruselkabinett – 154. Tropischer Schrecken



Bei der Überfahrt auf den Glen Doom von Australien nach London hat der Maat Tom Thompson gemeinsam mit seinem unerfahrenen Kollegen Joky die Nachtwache übernommen. Während anfangs alles nach einer ruhigen Nacht aussieht, bäumt sich bald eine riesige Seeschlange über das Schiff auf und lässt die Besatzung aufschrecken…

Mit „Tropischer Schrecken“ haben Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien wieder mal eine ungewöhnliche Geschichte gefunden, die inmitten der tropischen See spielt und damit eine ganz andere Ästhetik bietet als die meisten anderen Episoden. Dabei kommt die Folge schnell auf den Punkt, schon wenige Momente nach dem Start der Handlung taucht eine riesige Seeschlange auf, die das Schiff angreift, auf der die Hauptfigur Tom Thompson angeheuert hat. Der erste Teil der Handlung konzentriert sich darauf, eben diese Szenerie zu beschreiben, wie die Seeschlange an Deck wütet, nach und nach die Besatzung der Glen Doom angreift und das Schiff in Mitleidenschaft zieht. Das erstreckt sich über mehrere Tage und besteht im Wesentlichen aus Gesprächen zwischen Tom und seinem Matrosen Joky, die einander ihre Eindrücke schildern oder über das weitere Vorgehen beratschlagen. Das ist zwar mit den zahlreichen Geräuschen sehr atmosphärisch gelungen, entwickelt sich aber kaum weiter, sodass nur wenig Spannung aufkommt. Sicherlich gibt es einige packende Momente, die Handlung bleibt aber eher flach. Das ändert sich auch im zweiten Teil der Geschichte wenig, als die fast zerstörte Glem Doon von einem anderen Segelschiff gefunden wird. Hier schwenkt die Folge dann auch auf Kapitän William Norton um, der von seinen Entdeckungen berichtet. Dem Hörer ist ja bereits bekannt, was passiert ist, sodass auch hier zwar mit der dichten Atmosphäre, aber weniger mit einer aufregenden Handlung gepunktet wird. Die Inszenierung ist hervorragend, kann aber die etwas starre Handlung nicht gänzlich herausreißen.

Christian Stark ist in der Hauptrolle des Tom Thompson zu hören und überzeugt wie immer mit seinem markanten Ausdruck. So lässt er den Schrecken, der sich in der unruhigen Nacht aufkommt, sehr intensiv beim Hörer ankommen und verleiht seinem Charakter eine glaubhafte Wirkung. Dirk Petrick steht ihm als Joky zur Seite, die ängstliche Art des jungen Matrosen und das Durchleben der grausamen Momente wirken dank seiner ausdrucksstarken Sprechweise sehr nahbar und präsent. Thomas Balou Martin ist als Kapitän William Norton zu hören und übernimmt im zweiten Teil der Handlung auch die Erzähltexte, gerade durch seine ruhige Art kommt es umso besser zur Geltung, wenn er voller Schrecken von seinen Erlebnissen berichtet. Weitere Sprecher sind Rainer Gerlach, Helmut Zierl und Joachim Tennstedt.

Akustisch ist wieder eine sehr atmosphärische Umsetzung gelungen, wie man es von dem Label kaum anders kennt. Auffällig ist, dass die Musik meist in den Hintergrund tritt und eher auf eine lebendige Geräuschkulisse gesetzt wird, die sich sehr gut auf die Dialoge abgestimmt präsentiert. Das unheilvolle Knurren der Seeschlange, die Schreie der Matrosen und das Brechen von Knochen sorgen immer wieder für intensive Momente, während im Hintergrund Wellenrauschen und Möwengeschrei für eine passende Grundstimmung sorgen.

Das Covermotiv ist bei dieser Folge ja beinahe schon vorgegeben, wird von Ertugrul Edirne aber wieder meisterhaft in Szene gesetzt. Die riesige Seeschlange, die unruhige See, das Schiff mit einigen aufgeregten Besatzungsmitgliedern - das ist sehr stimmig komponiert und überzeugt mit seiner intensiven Farbgebung. Wie immer ist das Innere schlicht und übersichtlich aufbereitet, wobei der Überblick über die bisherigen Episoden immer noch in das kleine Booklet passt.

Fazit: Der ungewöhnliche Schauplatz der Episode bringt noch einmal eine ganz eigenständige Ästhetik in die Handlung ein, die intensiv mit vielen passenden Geräuschen umgesetzt ist. Die Handlung selbst konnte mich aber nicht so recht begeistern, es passiert insgesamt zu wenig, die Szenerie tritt in den beiden Teilen der Geschichte meist auf der Stelle. So bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck der Episode, die allerdings auch ungewohnte Elemente einbringt.

VÖ: 29. November 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785780541


Gruselkabinett - 153. Bulemanns Haus



Seit Menschengedenken ist das leerstehende, halb verwitterte Haus in einer kleinen Hafenstadt nicht mehr betreten worden. Nur ein alter Mann erinnert sich an seinen letzten Besitzer, Herrn Bulemann, der in seiner Kindheit des Öfteren für seinen Vater Erledigungen in dem Haus besorgen musste. Doch nun soll am Fenster des Hauses eine einsame Gestalt gesehen worden sein…

Mit dem „Schimmelreiter“ ist eine der ausdrucksstärksten Episoden des Gruselkabinetts erschienen, das Werk von Theodor Storm ist vielen Hörern positiv im Ohr geblieben. Mit „Bulemanns Haus“ wurde nun eine zweite Geschichte des Autors umgesetzt, die als 153. Episode der Reihe erschienen ist. Auch hier kommt die wortgewaltige Vorlage bestens zur Geltung und kehrt die unheimlichen Elemente der Handlung in den Vordergrund, die nicht einmal vordergründig bedrohlich oder übernatürlich sind, sondern von der menschenfeindlichen, abweisenden Hauptfigur des Bulemann ausgeht. Bereits der Start ist sehr atmosphärisch geraten und führt den Zuhörer gekonnt in die Szenerie ein, bis schließlich ein Sprung in die Vergangenheit die eigentliche Handlung um den Hausbesitzer einläutet. Das ist mit langen Erzähltexten umgesetzt, die aber immer wieder von kleinen Dialogen unterbrochen werden. Das nimmt immer mehr zu, als mehr auf das unheilvolle Verhältnis zwischen Bulemann und seine Haushälterin Frau Anklam eingegangen wird, Peter Weis hat aber durchgängig den größten Redeanteil, um die vielen Vorgänge und kurzen Nebenarme zu vermitteln. Das muss man mögen, ist aber erneut sehr eindringlich und geschickt umgesetzt. Erst spät kommen leise übernatürliche Elemente ein und verbinden sich sehr intensiv mit der zuvor aufgebauten Handlung, was eher für leisen Grusel und stimmungsvolle Momente sorgt, als für ein groß aufgebautes Schreckensszenario sorgt. Die Episode bringt eine sehr gelungene Facette in die Serie mit ein und schafft erneut eine sehr eindrucksvolle Atmosphäre.

Die Sprecher lassen sich völlig auf die ausdrucksstarke Szenerie ein und lassen so die Geschichte lebendig werden – allen voran Horst Naumann in der Rolle des Herrn Bulemann, der seiner Stimme einen sehr tiefen, leicht kratzenden Klang verleiht und von der Figur eine starke, unheimliche Aura ausgehen lässt. Besonders im zweiten Teil der Handlung bringt er neue Facetten mit ein. Frau Anken wird von Dagmar von Kurmin gesprochen, die wie immer eine sehr präzise und lebendige Ausdrucksweise anbietet und die abweisende Wirkung von Bulemanns Haushälterin sehr treffend umsetzt. Erzähler Peter Weis bringt seine Erzähltexte mit viel Nachdruck zur Geltung und vertont mit feinen Modulationen seiner Stimme seine Texte sehr eindringlich. Weitere Sprecher sind Sascha von Zambelly, Claudia Urbschat-Mingues und Eckart Dux.

Akustisch wird auch bei dieser Episode ein Hochgenuss geboten, das Zusammenspiel der hervorragenden Sprecher mit düsterer Musik und gut platzierten Geräuschen schafft eine sehr dichte, greifbare Atmosphäre. Besonders die Erzähltexte werden dabei mit dräuenden Melodien oder klassischen Instrumenten unterlegt, was auch diese gut zur Geltung bringt.

Das Titelbild passt wieder sehr gut zu der Handlung und zeigt natürlich Bulemanns Haus, düster, bedrohlich und abweisend, mit der schwarzen Katze im Vordergrund und der finsteren Gestalt im Fenster ist noch ein klassisches Gruselmotiv vorhanden. Die vielen Sprecher der Handlung sind im Inneren übersichtliche aufgelistet, ebenso wie immer noch Platz für eine Auflistung aller bisher erschienenen Episoden ist.

Fazit: „Bulemanns Haus“ setzt auf eine markante, unheimliche Szenerie und feine Facetten der Handlung, die sich gelungen verzweigen und an verschiedenen Stellen für leisen Grusel mit feinen übernatürlichen Elementen sorgen. Sprachlich hervorragend umgesetzt und mit einem unerwarteten Finale versehen überzeugt diese Episode, auch wenn die vielen langen Erzähltexte nicht jedem Hörer gefallen dürften. Ich fand die Folge dennoch großartig.

VÖ: 1. November 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785780039


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Gruselkabinett - 152. Das Ding



Die Expedition durch die Weiten Kanadas in der Nähe des Hudson Rivers wird für die Forschergruppe um Professor Thorburn schnell zu einem Alptraum, als die ortsansässigen Führer durch seltsame Fußabdrücke in Panik versetzt werden, fliehen und wild um sich schießen. Dennoch setzen sie ihre Reise durch die winterliche Landschaft fort und stoßen dabei auf erstaunliche Entdeckungen...

Dem „Gruselkabinett“ von Titania Medien haftet ja ein wenig der Ruf an, dass die Geschichten sich eher langsam entwickelt, bei einigen Episoden kommt der Schrecken der Folge erst ganz am Ende zur Geltung – was natürlich den Vorlagen der Geschichten geschuldet ist und durchaus die gewünschte Ästhetik von Titania Medien widerspiegelt. „Das Ding“ geht jedoch eine andere Richtung, setzt direkt mitten in der Szenerie an und dreht den Grusel-Pegel gleich zu Beginn ganz nach oben. Die Berichte um die überstürzte Flucht der Führer der Expeditionsgruppe setzt einen sehr gelungenen Startpunkt, und selbst wenn danach ein wenig mehr Ruhe einkehrt und die Figuren nebst ihren Beziehungen untereinander vorgestellt werden, ist die Stimmung dicht und unheilvoll – auch wegen den Vermutungen, was in der kanadischen Wildnis um sich geht. Sogar ein langes Gespräch am nächtlichen Lagerfeuer wirkt genau deswegen sehr intensiv und aufregend, die Handlung hat kurz darauf auch wieder genügend Zeit, um sich schnell und aufregend weiterzuentwickeln. Die unheimlichen Momente verstärken sich dabei immer mehr, aber auch die Beziehungen der Charaktere untereinander werden zur Triebfeder der Handlung. Hinweise auf die Hintergründe der Episode gibt es reichlich, aber erst ganz am Ende offenbart sich der ganze Schrecken dieser Szenerie mit einigen unerwarteten Einschlägen. Und obwohl die Folge sich ganz auf die fünf Mitglieder der Gruppe konzentriert, kommt reichlich Dynamik auf, Dialoge, Gespräche in der großen Gruppe, kleine Berichte aus der Vergangenheit oder auch die Sinneswahrnehmungen eines einzelnen Gruppenmitglieds sorgen für Abwechslung und sind hervorragend zusammengesetzt. Toll auch, dass in entscheidenden Szenen viel der Fantasie des Hörers überlassen wird.

Die Sprecherliste ist auf gerade einmal sechs Sprecher reduziert, wobei den einzelnen Expeditionsteilnehmern nebst Erzähler natürlich eine große Bedeutung zukommt – und allesamt tragen ihren Teil zum Gelingen bei. Vivian wird von Julia DeLuise gesprochen, die die unheimliche Stimmung der Handlung ungefiltert auf den Hörer überträgt und leise Furcht ebenso wie offene Panik sehr treffend und glaubhaft vertont. Gerhard Fehn setzt den Professor Thorburn mit markanter und präzise eingesetzter Stimme um und gefällt mir mit seiner starken Aura sehr gut. Auch Helmut Zierl spricht die Rolle des Wallace Jandrom sehr lobenswert und unterstreicht die düstere Atmosphäre der Episode mit feinen Facetten in der Stimme. Weitere Sprecher sind Cecile Kott, Valentin Stroh und Erzähler Peter Weis.

Wieder ist die Folge perfekt in Szene gesetzt, wobei insbesondere auf eine ausdrucksstarke Geräuschkulisse gesetzt wird. Das leise Knistern eines Lagerfeuers (das übrigens ganz anders klingt als ein Kaminfeuer in der Londoner Baker Street), der ferne Ruf einer Eule, aber auch der peitschende Knall einer Pistole oder andere, lautere Effekte erzielen eine intensive Wirkung, was durch kleine, atmosphärische und düstere Melodien sehr geschickt ergänzt wird.

Ertugrul Edirne hat es auf dem Cover geschafft, den Schrecken dieser Episode zu erfassen und dem Hörer zu Gesicht zu bringen, ohne zu viel von der Auflösung zu verraten. Die verwendeten Farben wirken eisig und abweisend, was die Stimmung der Episode hervorragend transportiert und für eine weitere kreative Facette der bisherigen Covergalerie sorgt.

Fazit: Die Weiten Kanadas bringen geografisch eine neue Richtung mit sich, aber auch die Erzählweise mit den gleich zu Anfang eingebrachten unheimlichen Elementen und die Bedrohung, dem sich die Expedition stellen muss, sind sehr individuell und eindringlich geraten. Mir gefällt sehr, wie auch die Charaktere ihren festen Platz im Gefüge der Handlung haben und für viel Ausdruck sorgen. Eine sehr intensive Episode, die mir äußerst gut gefallen hat.

VÖ: 1. November 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785757246


Gruselkabinett – 151. Die Topharbraut



Dr. Gunther Lutzke ist dringend auf der Suche nach einer neuen Unterkunft im Berlin der 1910er Jahre. Nach einem langen, erfolglosen Tag findet er bei der Zimmerwirtin Frau Paulsen genau die richtigen Räumlichkeiten für sich und seine Arbeit als Schriftsteller - wenn da nicht der Umstand wäre, dass es sich um Durchgangsräume handelt und der geheimnisvolle Fritz Beckers ein fester Teil seines Lebens wird...

Hanns Heinz Ewers hat mit seinen Geschichten bereits zweimal Einzug in das Gruselkabinett von Titania Medien gehalten. Mit "Die Topharbraut" wurde in der 151. Episode der langlebigen Reihe nun eine weitere seiner Ideen umgesetzt, wobei wieder eine besondere Folge entstanden ist. Die Szenerie baut sich recht langsam auf, da zu Beginn das Kennenlernen von der Hauptfigur Dr. Lutzke, seiner Vermieterin und seinem neuen Mitbewohner Fritz Beckers im Vordergrund steht. Das ist jedoch mit einer ganz besonderen Stimmung versehen und mit - wie immer - sehr eleganten und geschliffenen Dialogen erzählt, dass der Unterhaltungswert schon hier sehr hoch ist. Der Aufbau der Geschichte macht von Anfang an klar, dass es um Fritz Beckers ein düsteres Geheimnis gibt, doch in welche Richtung sich dies entwickelt, ist kaum vorauszuahnen. Dazu sind die Hinweise zu rar gesät, wobei man die vielen kleinen Andeutungen, insbesondere zu dem winzigen Nebenraum, kaum übereinander gelegt bekommt. Im Laufe des Hörspiels mehren sich in einigen prägnanten und eindringlichen Szenen die Hinweise auf ein übernatürliches Geschehen, bis der Hörer aber wirklich an die Hintergründe herandringt, dauert es noch bis zum furios umgesetzten Finale. Toll, wie sich hier alles geschickt zusammenfügt und zu einem packenden Szenario aufbaut. Durch die sehr individuelle Erzählweise mit dem so geheimnisvollen Hintergrund ist eine sehr hörenswerte und gelungene Episode entstanden, die mich vollkommen überzeugt hat.

Als Dr. Lutzke überzeugt Matthias Lühn mit einer sehr ausdrucksstarken Stimme, der in jeder Szene sehr glaubhaft wirkt und die ansteigende Dramatik der Handlung gekonnt in Szene setzt. Fritz Beckers wird von Michael Pan gesprochen, dessen markante und unverkennbare Stimme für viel Aufmerksamkeit für die Figur sorgt und sehr präzise und vielseitig spricht, wobei er viele hintergründige Feinheiten einbringt und gerade in den späteren Szenen für viel Eindringlichkeit sorgt. Die wundervolle Claudia Urbschat-Minues spricht die Rolle der Aenny mit einer sehr präsenten Aura und viel Ausdruck in der Stimme, was die verschiedenen Szenerien für die Figur sehr treffend umsetzt. Weitere Sprecher sind Beate Gerlach, Eckart Dux und Horst Naumann.

Durch den ruhigen Einstieg in die Handlung entsteht anfangs die Möglichkeit, die Stimmung Berlins aufzugreifen und beschwingte Musik im Hintergrund zu präsentieren. Später wird die gekonnte Mixtur aus atmosphärischer Musik und treffend eingebauten Geräuschen geboten, die auch diese Geschichte wieder gekonnt untermalt und in vielen Facetten erstrahlen lässt.

Bei der Covergestaltung hat sich Illustrator Ertugrul Edirne wieder selbst übertroffen und ein faszinierendes Bild geschaffen, welches im Stil eines Filmplakates verschiedene Motive des Hörspiels aufgreift. Sehr gut gefällt mir, dass die ägyptischen Anleihen des Hörspiels hier bereits aufgegriffen werden und eine besondere Stimmung verbreitet.

Fazit: Mit „Die Topharbraut“ ist eine sehr ungewöhnliche, aber gerade deswegen so überzeugende Episode entstanden, die mit ihrem langsamen, rätselhaften Aufbau zu faszinieren versteht. Die präsente Stimmung Berlins und die ganz am Ende eingebauten Elemente der ägyptischen Kultur sind in der sich langsam entwickenden Handlung sehr gekonnt untergebracht. Eine hörenswerrte Episode mit einer besonderen Stimmung.

VÖ: 4. Oktober 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759998


Gruselkabinett - 150. Herbert West, der Wieder-Erwecker



Als ihm seitens der Universität die Mittel für seine Forschungen gestrichen werden, nistet sich der junge Wissenschaftler Herbert West in einem abgelegenen Farmhaus ein, um seine Experimente zur Wiedererweckung von Lebewesen nach dem Tod fortzusetzen. Begleitet von seinem treuen Begleiter Clyde Simcox weitet er die Versuche bald auch auf einen menschlichen Leichnam aus...

H.P. Lovecraft hat als Autor zahlloser Horrorgeschichten das Genre entscheidend geprägt und eine Vielzahl abwechslungsreicher Szenarien geschaffen. Auch im „Gruselkabinett“ von Titania Medien hat der Autor seinen festen Platz gefunden, auch die Jubiläumsepisode 150 ist nach einer seiner Geschichten erzählt: „Herbert West, der Wiedererwecker“. Die Handlung erstreckt sich dabei über mehrere Jahrzehnte, wobei die einzelnen Szenen durch prägnante Erzähltexte miteinander verbunden werden. Schon gleich zu Beginn wird das Thema der Folge angesprochen, die Forschungen der Titelfigur zur Wiederbelebung bereits toter Menschen. Allein das sorgt schon für erste Schauer, die in der Reihe bestens aufgehoben sind, was im Laufe der Zeit immer weiter weiter verstärkt wird. Die einzelnen Versuche der Wissenschaftler, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, mit allen Rückschlägen und Erfolgen, sind packend umgesetzt und steigern sich in ihrer Intensität. Dabei werden immer neue Details eingebracht, die die Szenerie weiter auschmücken, wobei mir auch die Einbettung in einen historischen Kontext mit Seuchen und Kriegen sehr gut gefallen hat. Toll ist, wie sich im Laufe der Zeit die Versuche miteinander verbinden und weiteren Einfluss auf den Verlauf der Handlung haben. Aber auch die Hauptfiguren sind sehr treffend umgesetzt, wobei neben West vor allem sein Begleiter (und Erzähler der Geschichte) Simcox vorkommt, gemeinsam bestreiten sie einen Großteil der Handlung. Die kühle analytische Sichtweise von West gepaart mit seiner Besessenheit steht dabei in sehr gelungenem Kontrast zu Simcox' steigendem Entsetzen, was den Reiz dieser Geschichte noch weiter steigert.

Da sich die Handlung im Wesentlichen auf 2 Sprecher Stück, ist deren Einfluss auf das Gelingen der Handlung natürlich umso größer. Dabei überzeugt Patrick Bach in der Rolle des Herbert West auf ganzer Linie und arbeitet unglaubliche viele Feinheiten aus der Figur heraus. Im Fokus steht dabei die kühle Besessenheit des Wissenschaftlers für seine Forschungen, der immer wieder einem beginnenden Irrsinn weicht. An seiner Seite steht Martin May als Clyde Simcox, der nicht nur in Dialogen zu hören ist, sondern auch die Erzähltext übernimmt. In beidem ist er sehr fokussiert auf seine eindringliche Sprechweise, mit der er den Verlauf der Handlung und den sich immer weiter steigern den Schrecken gekonnt erfasst. Als Dekan Allan Halsey ist Horst Naumann zu hören, auch er hinterlässt mit seiner vollen Stimme einen sehr guten Eindruck und gestaltet seine Szenen lebhaft. Weitere Sprecher sind Martina Linn-Naumann, Rolf Berg und Rainer Gerlach.

In dieser Folge bietet sich eine etwas extrovertierter akustische Umsetzung geradezu an, was von Marc Gruppe und Stefan bosenius auch dankbar aufgegriffen wurde. Die Soundeffekte sind auch schon einmal etwas lauter geraten, die Experimente von West werden mit ungewöhnlichen Geräuschen unterlegt, während sich die Musik atmosphärisch und stimmig wie immer präsentiert.


Bei der Gestaltung des Titelbildes der Folge hat sich Illustrator Ertugrul Edirne passend zur Ausstrahlung der Episode von dem romantischen Zeichenstil anderer Folgen komplett gelöst und eine unheimliche Szenerie um das düster beleuchtete Gesicht von Herbert West geschaffen. Wieder ekn beeindruckendes Cover mit sehr eigenständigem Stil, welches mich begeistert hat.

Fazit: Eine hervorragende Umsetzung der ungewöhnlichen Geschichte, die ihren Schrecken schnell und auf intensive Weise verbreitet. Eigenwillige Handlungsmuster, sehr prägnante Dialoge und eine wie immer intensive Gestaltung der Atmosphäre lassen aus „Herbert West, der Wieder-Erwecker“ eine ausgesprochen starke Episode der Reihe werden, die den Hörer direkt zu Anfang in ihren Bann zieht und bis zum grausigen, packenden Finale zu unterhalten weiß.

VÖ: 4. Oktober 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759981


Gruselkabinett – 149. Flaxman Low – Der Fall Teufelsmoor



Low Riding, ein herrschaftliches Anwesen, liegt mitten in einem düsteren Moor. Seit einiger Zeit hört die Tochter des Hauses, Olivia Damley, merkwürdige röchelnde Laute in der Nacht. Und auch ansonsten gehen unheimliche Dinge in dem Moor vor sich. Zufällig befindet sich ein alter Freund der Familie in Low Riding: Flaxman Low, der schon mehrere übernatürliche Fälle gelöst hat...

Mit den vier Folgen um Aylmer Vance und den Geschichten um die Heargraves wurden im Gruselkabinett von Titania Medien bereits übersinnliche Ermittler in mehreren Episoden eingeführt, mit „Flaxman Low“ ist nun ein weiterer hinzugekommen. Auch er soll immer mal wieder vorkommen, den Start macht die 149. Episode der Serie mit dem Titel „Der Fall im Teufelsmoor“. Dabei werden zunächst die Charaktere und die Situation vorgestellt, neben Hauptfigur Flaxman sind dies auch die Bewohner von Low Riding. Die Szenerie ist ruhig, man sitzt gemütlich in dem ausladenden Anwesen zusammen und tauscht sich über verschiedene Dinge aus, wodurch die Situation immer klarer wird. Auch der Bericht von Olivia über seltsame Geräusche in der Nacht fällt hier hinein, die unterschiedlichen Interpretationen der Anwesenden und besonders Flaxmans Sicht der Dinge sorgen für ein paar unheimliche Momente. Ansonsten wirkt diese Szene aber eher gemächlich und nimmt vielleicht etwas zu viel Raum in der Folge ein. Später verdichtet sich dann die Handlung und bekommt noch einen ziemlich spannenden und unheimlichen Dreh. Flaxman Low präsentiert sich dabei als recht hintergründiger Charakter, der schon einige interessante Ansätze bietet und das Interesse an den kommenden Folgen mit ihm steigert. „Der Fall Teufelsmoor“ startet dabei noch etwas verhalten und ist zu Anfang für meinen Geschmack zu ruhig erzählt, durch den guten Mittelteil und das starke Finale mit der dichten Stimmung entsteht aber dennoch eine hörenswerte Episode.

Rolf Berg ist hier in der Titelrolle des Flaxman Low zu hören, seine Stimme ist markant und lenkt so die Aufmerksamkeit auf sich, während seine deutliche Betonung und seine ruhige Sprechweise den Charakter des Geisterjägers formen. Mia Geese spricht Olivia Daimley mit einer passenden Attitüde und viel Feingefühl und Energie, sodass ein gelungener Nebencharakter dieser Episode entsteht. Auch Gerhard Fehn macht seine Sache sehr gut und zeichnet als Colonel Winston Daimley den Spannungsbogen der Geschichte gekonnt nach. Weitere Sprecher sind Nils Kreutinger, Fabienne Hesse und Marc Gruppe.

Dieser ist mit Stephan Bosenius und seinem Team natürlich auch wieder für die akustische Umsetzung der Folge verantwortlich, die dieses Mal nicht so überbordend ausstaffiert ist und so eine ruhigere, sehr gut zur Geschichte passenden Atmosphäre erzeugt. Diese ist durch viele passende Geräusche und insbesondere die unterschiedlich lauten Stimmen sehr gelungen und wird durch passende Musik ergänzt.

Sehr gelungen ist das Cover der Folge geraten, das wieder von Ertugrul Edirne stammt. Besonders das Moor kommt mit den ansehnlichen Farbverläufen und den vielen verzweigten Ästen sehr gut zur Geltung, aber auch die Figur im Vordergrund mit ihrem furchteinflößenden Äußeren und der zerfetzten Kleidung ist sehr gelungen. Das Innere ist natürlich wieder mit der hübschen Säulenoptik gestaltet worden.

Fazit: Der eher langsame Verlauf dieser Folge – gerade zu Beginn – hemmt ein wenig die Spannung, die sich erst im Laufe der Zeit so richtig aufbaut. Die Stimmung kommt sehr gut zur Geltung, sowohl Herrenhaus als auch das Moor und die Beziehung zwischen den Charakteren kommen gut zur Geltung, sodass man Lust bekommt, bald noch mehr von Flaxman Low zu hören.

VÖ: 28. Juni 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759493


Gruselkabinett – 148. Im Labyrinth der großen Pyramide



Paul Forsythe steht kurz vor der Hochzeit mit seiner Verlobten Evelyn, als diese eher zufällig eine wertvolle Schatulle in seinem Hausstand entdeckt. Auch die darin enthaltenen Samenkörner wecken schnell die Aufmerksamkeit der jungen Frau. Doch Paul warnt sie eindringlich vor dem Inhalt, was Evelyn zunächst abtut – bis sie von der Herkunft des antiken Stücks erfährt...

Durch die zumeist in sich abgeschlossenen Geschichten, die im Gruselkabinett von Titania Medien erzählt werden, gibt es nur selten wiederkehrende Charaktere und auch immer wieder neue Settings, mit denen die Folgen spielen. Die 148. Episode greift wie nur wenige seiner Vorgänger Themen aus dem alten Ägypten auf, entführt den Zuhörer im ersten Abschnitt in die tiefen einer Pyramide und sorgt so direkt für einen sehr eindringlichen Reiz. Die klaustrophobischen Momente, die Weiten des Labyrinths, die Tücken, die darin lauern, die sehr unheimlichen Vorgänge, um aus dieser wieder zu entkommen – die erste Hälfte lebt von dieser intensiven Stimmung. Äußerst gelungen ist dabei die geschickte Erzählweise, in der Paul zwar von den lange zurückliegenden Ereignissen berichtet, dabei aber noch immer sehr viele Dialoge eingebunden sind, wirkt sehr nahbar und lebendig. Einige sehr gelungene, aber nicht zu heftig inszenierte Schockmomente und einige übernatürliche Elemente sind ein sehr gelungener Start, doch auch der zweite Teil kann sich hören lassen. Die Szenerie entspannt sich zwar zunächst scheinbar etwas, dennoch schwebt über allem ein nicht zu greifender Grusel. Wie sich dieser dann schließlich äußert, lässt sich zwar vorausahnen, was dem Ganzen aber nichts von seinem gut durchdachten Schrecken nimmt. Dramatische Ereignisse und eine sehr gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart sorgen für ein nicht minder eindringliches Finale, sodass eine sehr starke Episode der Reihe entstanden ist.

Pascal Breuer ist in der Hauptrolle des Paul Forsythe zu hören und bestreitet so neben Dialogen auch einige Erzählpassagen, beides ist im äußerst gut gelungen, der Charakter des mutigen Mannes kommt dabei sehr gut zur Geltung, auch den Spannungsbogen der Folge zeichnet er geschickt nach. Fabienne Hesse steht ihm als Evelyn zur Seite und liefert eine ebenso starke Leistung ab, sehr genau fühlt sie sich in die einzelnen Szenen ein und füllt diese mit Leben. Horst Naumann spricht Professor Niles mit seiner markanten Stimme, die die Szenen in der Pyramide sehr greifbar wirken lässt. Weitere Sprecher sind Valentin Stroh, Dirk Petrick und Benedikt Weber.

Das Team von Titania Medien hat hier wieder die perfekte akustische Untermalung für die Folge geschaffen und punktet dabei mit einer dynamisch wirkenden Gestaltung. Mal sind nur ein paar leichte Halleffekte der Stimmen zu hören, mal schleicht sich eine leise Melodie ein oder sind im Hintergrund passende Geräusche zu hören, dann wieder wird die Inszenierung deutlich lauter und betont so die besonders markanten Stellen der Handlung.

Das Cover sticht aus der bisherigen Galerie etwas heraus, die Abwechslung gefällt mir in diesem Fall aber auch ausnehmend gut. Die junge Priesterin, in typisch altägyptische Gewänder gehüllt und vor einigen rituellen Gegenständen kniend, wird von goldenem Licht beleuchtet, was auch den Hintergrund mit den aufwendigen Hieroglyphen gut betont.

Fazit: „Im Labyrinth der großen Pyramide“ greift die Einschläge von ägyptischen Schauergeschichten geschickt auf und verwebt zwei verschiedene Erzählebenen sehr gelungen miteinander. Die daraus resultierende Stimmung ist dicht und packend, aber immer sehr stilvoll gehalten. Sowohl die lebendige Erzählweise als auch die einnehmende Akustik haben mir hier sehr zugesagt.

VÖ: 31. Mai 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759486


Gruselkabinett – 147. Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni



Colin Hargreaves und seine Gattin Alwyne sollen einen Vortrag über ihre Arbeit vor anderen Geisterjäger halten. Doch nicht nur, dass Colins Tante Marilyn sich aufdrängt, das Ehepaar samt Tochter Pamela dorthin zu fahren, sie bleiben in einer dunklen Nacht auch noch in Lungau stecken. Einzig ein altes Schloss steht ihnen als Unterschlupf für die Übernachtung zur Verfügung – und dabei geht es mal wieder nicht mit rechten Dingen zu...

Das Ehepaar Hargreaves steht nun bereits zum vierten Mal im Mittelpunkt beim Gruselkabinett von Titania Medien. Und da der ursprüngliche Autor Allen Upward eben nur eine Geschichte für die charismatischen Geisterjäger verfasst hat, hat Marc Gruppe alias Per McGraup wieder zum Stift gegriffen und sich eine neue Handlung ausgedacht – und auch gleich neue wichtige Figuren eingebunden. Zum einen ist es Pamela, die Tochter der beiden, die zwar bereits bekannt ist, hier aber mit ihrer kessen Art positiv auffällt. Zum anderen und noch einmal markanter inszeniert sticht Tante Marilyn immer wieder hervor. Ihre frische, aufdringliche, teilweise herablassende Art sorgt für einige Lacher und lockert die Handlung immer wieder auf – vielleicht sogar eine Spur zu sehr. Denn die an sich ziemlich unheimliche Handlung rund um zahlreiche Geistererscheinungen wird so immer wieder abgemildert und verliert so an Kraft. Toll ist jedoch, wie sich die einzelnen Fetzen der Geschichte langsam zu einem kompletten Gesamtbild zusammensetzt, wie man die Hintergründe der übernatürlichen Wesen erkunden kann, wie sich verschiedene Schicksale vereinen und zu einer sehr intensiven Handlung verschmelzen. Dabei wird es dann öfter ziemlich unheimlich und später für die Protagonisten ziemlich gefährlich, was für ein sehr intensives Finale sorgt. Sicherlich ist der humoristische Einschlag der Folge nicht jedermanns Sache, die sehr lebendige und dynamische Geschichte hat bei mir jedoch für gute und kurzweilige Unterhaltung gesorgt.

Mehr als 15 Sprecher sind hier zu hören und schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen, alle wurden gut ausgewählt und unterstützen die Wirkung ihrer Szenen. Ursula Sieg ist als Tante Marilyn sicherlich einer der auffälligsten Charaktere und sorgt mit ihrer kratzigen, aufgedreht klingenden Stimme für eine sehr charmante Figur, deren Gags dank ihrer Präsenz gut funktionieren. Jean-Paul Baeck ist in der titelgebenden Rolle als Schörgen-Toni zu hören, den er mit finsterer, geheimnisumwitterten Stimme spricht und die gruseligen Aspekte der Folge gekonnt betont. Stephanie Keller und Benedikt Weber funktionieren als Ehepaar Hargreaves wieder hervorragend, ihre Stimmen harmonieren sehr gut miteinander, sie spielen sich gegenseitig die Bälle zu und betonen die Dynamik der Handlung. Weitere Sprecher sind Clara Fischer, Jacques Breuer und Dagmar von Kurmin.

Sehr gelungen ist auch in dieser Episode die akustische Umsetzung, die Marc Gruppe wieder sehr fein an die Handlung angepasst hat. Dabei werden natürlich besonders die unheimlichen Szenen betont, die mit vielen kleinen Melodien und treffenden Geräuschen untermalt sind. Die Stimmung wird durchgängig sehr gut betont, sodass eine atmosphärische Folge entstanden ist.

Das Cover ist wie bei den vorigen Episoden um die Hargreaves in kühlen Blautönen gehalten, wobei ein unheimliches Teufelsgesicht über der Szenerie schwebt. Der höllische Kutscher und die hoch aufragende Burg sorgen für eine stimmungsvolle Optik, die von Ertugrul Edirne sehr detailreich umgesetzt wurde. Natürlich darf die hübsche Säulen-Optik dabei nicht fehlen.

Fazit: Einige Zutaten dieser Handlung sind recht klassisch geraten, dennoch werden sie mit ungewöhnlichen und sehr hörenswerten Elementen kombiniert. Die vielen Geistererscheinungen sorgen für eine unheimliche Stimmung, die Charaktere für Witz und Charme. Beides nimmt sich gelegentlich einander den Wind aus den Segeln, dennoch ist eine hörenswerte Episode des Gruselkabinetts entstanden.

VÖ: 29. April 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759479


Gruselkabinett – 146. Der rote Raum



Simon Price kann endlich die adelige Besitzerin des Schlosses Lorraine sprechen und bittet sie darum, eine Nacht in dem altehrwürdigen Gebäude verbringen zu dürfen. Denn um einen bestimmten Raum haben sich bereits zahlreiche Unglücksfälle ereignet, noch nie hat jemand dort eine Nacht verbracht und ihn unbeschadet überstanden. Doch zunächst ist die Herzogin skeptisch ob des ungewöhnlichen Wunsches...

H.G. Wells Geschichten standen auch für die 146. Episode des Gruselkabinetts von Titania Medien Pate, wobei dieses Mal eine eher unbekannte Vorlage umgesetzt wurde: „Der rote Raum“. Die Idee hinter der Folge ist nicht ganz neu, eine nächtliche Szene in einem unheimlichen alten Haus hat man auch in dieser Serie bereits gehört. Wells geht dabei aber einige andere Wege und kombiniert diese mit recht klassischen Elementen. So wird zunächst die Szenerie um das unheimliche Zimmer aufgebaut, um das sich die Folge dreht. In diversen Gesprächen wird Simon immer wieder gewarnt, das Zimmer zu betreten, die bisherigen Unglücksfälle werden angesprochen und bringen erste unheimliche Momente in die Handlung mit ein. Höhepunkt und Hauptteil sind aber natürlich die Nacht im roten Raum, die von Simon kommentiert wird. Er schildert dabei seine Sinneseindrücke, was mit vielen Geräuschen und Sounds unterlegt ist und dennoch etwas steif wirkt. Der fehlende Dialogpartner für Simon lassen große Teile eher wie eine inszenierte Lesung wirken und keinen dynamischen Eindruck machen. Das ist in der Erzählweise der Geschichte sicherlich auch nicht anders möglich, hat mich aber nicht so sehr gefesselt wie andere, ähnlich gelagerte Episoden der Serie. Dennoch gibt es auch viele sehr stimmungsvolle Momente, sodass insgesamt eine gute Episode entstanden ist.

Valentin Stroh ist in dieser Episode als Hauptfigur Simon Price zu hören und übernimmt den weitaus größten Teil der Folge. Dabei übernimmt er sowohl Dialogszenen, die er lebendig gestaltet, als auch den mittleren Abschnitt, der als Monolog angesetzt ist. Hier spricht er sehr betont und dynamisch, sodass er die unheimliche Szenerie gekonnt umsetzt. Ursula Sieg sorgt in der ersten Szene mit ihrer dunklen, markanten Stimme für einen eingängigen Einstieg und gestaltet diesen mit viel Ausdruck. Auch Dagmar von Kurmin stimmt den Hörer als Haushälterin gekonnt auf das kommende Unheil ein und betont dabei den mysteriösen Aspekt besonders stark. Weitere Sprecher sind Horst Naumann und Bert Stevens.

Die akustische Umsetzung ist Titania Medien wieder hervorragend gelungen, die verschiedenen Szenen kommen dadurch sehr gut zur Geltung. Besonders während des langen Monologs von Valentin Stroh werden viele Hintergrundgeräusche eingespielt und seine Aussagen mit den passenden Sounds oder kleinen Melodieschnipseln unterlegt, was für etwas mehr Dynamik sorgt.

Ein dunkles rot in vielen Facetten, dazu einige Elemente in Schwarz und Weiß – mehr Farben sind auf dem Covermotiv nicht zu sehen. Das wirkt ein wenig entrückt und bildet ein sehr starkes Konzept für dieses Titelbild, das eine der nächtlichen Szenen sehr gekonnt umsetzt. Die übersichtliche Gestaltung im Inneren enthält natürlich wieder eine Übersicht der bisher erschienenen Episoden.

Fazit: Die Umsetzung dieser Geschichte konzentriert sich stark auf die unheimlichen Aspekte und baut diese von Anfang an geschickt auf. Der eigentliche Hauptteil besteht allerdings aus einem langen Monolog mit Simons Sinneseindrücken, was trotz sehr gelungener akustischer Untermalung nicht sehr dynamisch wirkt. Die letzten Dialoge sind dann mit einer kleinen Wendung noch einmal unterhaltsam gestaltet.

VÖ: 29. April 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785759462


Gruselkabinett - 145. Das Puppenhaus



Mr. Dillet entdeckt bei einem ihm vertrauten Antiquitätenhändler ein wunderschönes Puppenhaus im Stil eines feudalen Herrenhauses. Unbedingt möchte er es für seine Frau und sich erstehen und nimmt es nach harten Verhandlungen mit nach Hause. Doch im Gegensatz zum Verkäufer Mr. Chittenden ahnt er noch nicht, was nachts mit dem Puppenhaus passiert...

Es ist nicht der erste Auftritt von M.R. James im Gruselkabinett von Titania Medien, die mit der 145. Episode präsentiert wird – beispielsweise sind „Zimmer 13“ oder „Der Eschenbaum“ in guter Erinnerung geblieben. Auch „Das Puppenhaus“ startet vielversprechend und zu Anfang noch recht ruhig mit der Szene im Antiquitätenhandlung. Ich schätze sehr, wie auch hier wieder die damalige Zeit zum Leben erweckt wird und die Szenerie erst einmal ruhig beginnt – inklusive einiger unheilvoll wirkender Ankündigungen. Worum es sich dabei handelt, erfährt der Hörer erst einige Zeit später in einer dunklen Nacht, was dann auch sehr gekonnt startet und die Furcht der Protagonisten gut aufgreift. Die Szene verliert aber an Wirkung, da in einem recht langen Dialog die Beobachtungen des Ehepaars Dillet erzählt werden – immer mit einigen interessanten Punkten versehen, die für Aufhorchen sorgen, aber wirkliche Spannung kommt dabei nicht auf. Man hätte diese Szene wohl kaum anders umsetzen können, ohne zu viel von den Hintergründen zu erzählen, die erst später aufgeklärt werden. So hätte man auf viele Überraschungen verzichten müssen, doch wirklich begeistert haben mich diese Dialoge eben nicht. Später findet die Folge zu alter Stärke zurück, wobei einige intensive Szenen erzählt werden, die die unheimliche nächtliche Szenerie weiter aufklären. Mir gefällt, wie ruhig und dennoch packend dies gelungen ist, hier beweist Titania Medien mal wieder, dass es eben nicht immer krachen und knallen muss, um zu fesseln. Wegen des recht lang geratenen Mittelteils wird „Das Puppenhaus“ aber nicht zu meinen Lieblingsfolgen der Serie gehören.

Matthias Lühn ist in der Hauptrolle des Mr. Dillet zu hören, der die Folge mit seiner aussagekräftigen Stimme prägt. Diese setzt er sehr variabel und treffsicher ein, um die verschiedenen Szenen authentisch und stimmungsvoll zu gestalten. Seine Frau wird von Sigrid Burkholder gesprochen, die den leisen Grusel sehr genau trifft, aber auch die Neugier des sympathischen Charakters glaubhaft vertont. Bodo Primus ist als Antiquitätenhändler Mr. Chittenden zu hören, sein ruhiger und sonorer Klang hat mir wieder sehr gut gefallen und passt bestens in das Ambiente der Folge. Weitere Sprecher sind Dagmar von Kurmin, Jacques Breuer und Thomas Balou Martin.

Dia Ausstrahlung der Geschichte ist eher eine ruhige, und ebenso ist dann auch die akustische Umsetzung nicht ganz so fordernd und präsent wie bei anderen Folgen. Doch auch hier vermischt sich die wie immer sehr stimmungsvolle Musik mit zahlreichen Geräuschen, die sehr gut auf die Szenen angepasst sind und gerade die Beobachtungen des Ehepaars Dillet treffend untermalen.

Was genau mit dem Puppenhaus passiert, das im Mittelpunkt dieser Folge steht, ist auf dem Cover angedeutet, wobei die violette Farbgebung und die gelungene Beleuchtung hübsch geraten ist. Auch die erschrockenen Gesichter von Mr. und Mrs. Dillet sind gut in Szene gesetzt und passen gut zu dem hübschen Rahmen mit den Säulen. Im Inneren gibt es keine weiteren Extras, beinhaltet aber eine komplette Folgenübersicht der Serie.

Fazit: Ein ungewöhnliches Thema, das hier behandelt wird und eine ganz eigenständige Stimmung mit sich bringt. Der Aufbau der Geschichte lässt es aber nicht anders zu, dass der Mittelteil etwas gebremst wirkt. Später gleicht sich dieser kleine Nachteil aber mit einem packenden Finale aus, das ruhig und nicht überdramatisiert erzählt wird und dennoch eine intensive Wirkung entfalten kann.

VÖ: 29. März 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5945-5


Gruselkabinett – 144. Der gewaltige Gott Pan



Als Mr. Clarke den Plan seines Freundes Dr. Raymond erfährt, ist er zunächst entsetzt. Denn dieser will seine Pflegetochter in einer Operation in einen tranceähnlichen Zustand versetzen und so in das Reich des altgriechischen Gottes Pan versetzen. Auf Dr. Raymonds Bitte hin wohnt er der Operation dennoch bei und überzeugt sich mit eigenen Augen davon, wie sehr sich die siebzehnjährige Mary dabei verändert...

Für das Gruselkabinett von Titania Medien werden Geschichten von ganz unterschiedlichen Autoren ausgewählt, was dazu führt, dass immer neue Szenarien und Themen aufgegriffen werden. In Folge 144 wird sogar ein kleiner Ausflug in die griechische Mythologie gewährt, der Mythos um den Gott Pan wird kurz angerissen, aber auch der damalige Hang zu orgiastischen Exzessen thematisiert. Mit der oben beschriebenen Szene wird schon einmal der unheimliche Aspekt der Folge betont, der danach aber eher in den Hintergrund tritt. Es treten eher kriminalistische Elemente in den Mittelpunkt, die sich um rätselhafte Selbsttötungen von Wissenschaftlern und Adeligen drehen. Verschiedene Ereignisse, Aussagen und Beobachtungen werden kombiniert, was über verschiedene Zeiten und Orte hinweg zusammengesetzt wird. Der Aufbau ist dabei sehr clever, weil man immer wieder Dinge erahnen kann, aber eben die Zusammenhänge nicht gleich durchschaubar sind. Immer wieder sind dann auch wieder unheimliche Momente eingebaut, die allerdings in ihrer Wirkung etwas verpuffen. Der Hörer bekommt nämlich meist nur Informationen aus zweiter Hand, Berichte über das Grauen präsentiert, anstatt selbst dabei zu sein. Einige Momente sind dennoch sehr intensiv geraten und spätestens bei dem sehr eindringlichen, überraschenden Finale mit einer wahren Schreckensvision.

Der wunderbare Thomas Balou Martin übernimmt die Hauptrolle des Mr. Clarke und setzt dabei sehr gekonnt Akzente, indem er sich variabel und facettenreich an die jeweilige Situation anpasst und dabei durchgängig glaubhaft bleibt. Auch Michael Che-Koch hat mir als Mr. Villiers sehr gut gefallen, er verstärkt die Wirkung seiner Szenen mit einer gekonnten Rhythmik und sehr treffsicherer Betonung. Daniela Bette sorgt als Helen Vaughn ebenfalls für Aufsehen und überzeugt mit intensiven Auftritten. Weitere Sprecher sind Detlef Bierstedt, Bodo Primus und Lutz Reichert.

Kaum überraschend ist die akustische Umsetzung der Folge auch hier wieder sehr gelungen und sehr fein auf die Geschichte abgestimmt. Die Dynamik wird durch die an- und abschwellende Musik unterstrichen, was durch eine Vielzahl verschiedener Geräusche ergänzt wird. Das ist packend, intensiv und sehr eindringlich geraten, was mir wieder sehr gut gefallen hat.

„Der gewaltige Gott Pan“ steht zwar nicht unbedingt im Zentrum der Folge, ist aber natürlich ein sehr passendes Titelbild für diese Folge. Düster, kraftvoll, in einer farbentsättigten Umgebung ist er faszinierend anzusehen und ist ein sehr ungewöhnliches Motiv für die Serie, die sehr gelungen aus der bisherigen Covergalerie hervorsticht.

Fazit: Die Mischung aus Gruselgeschichte und Krimielementen gefällt mir gut, auch wenn viele Teile der Geschichte nur berichtet werden, anstatt dass der Hörer direkt den Ereignissen beiwohnt. Doch wie sich langsam die scheinbar unzusammenhängenden und ganz unterschiedlichen Elemente zusammenfügen ist sehr gelungen und gipfelt in einem intensiven Finale, das mich gepackt hat.

VÖ: 29. März 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5944-8


Gruselkabinett – 143. Der Wolverden-Turm



Maisie Llewelyn folgt der Einladung der begüterten Mrs. West, einer alten Freundin ihrer Eltern, um einige Tage in ihrem Herrenhaus zu verbringen. Auch ihr fällt sofort auf, dass der Turm architektonisch nicht zum Rest passt und erst vor kurzem fertig gestellt wurde. Noch ahnt sie nicht, welch düsteres Geheimnis die besondere Bauweise der Gegend birgt...

Es gibt Folgen des Gruselkabinetts, die von Anfang an eine unheimliche und bedrückende Atmosphäre aufbauen. Und es gibt Folgen, in denen sich dies erst langsam im Laufe der Zeit entwickelt. „Der Wolverden-Turm“ gehört zur zweiten Kategorie und erzählt zunächst von der Ankunft Maisies auf dem alte n Landsitz, beinhaltet aber noch keine übernatürlichen Elemente. Zwar wird schon ein kleines Geheimnis um den neu gebauten Turm aufgebaut, und mit der verwirrten alten Bessie kommen auch einige unheilvolle Ankündigungen in die Episode mit ein, wirklich schaurig wird es aber erst später. Doch auch hier schon wird die Stimmung der Vorlage von Grant Allen voll ausgenutzt, was für einen kurzweiligen Eindruck sorgt – wohl auch, weil die Länge von einer knappen dreiviertel Stunde gut gewählt ist. Eine prägnante Szene bei einer Kulturveranstaltung bleibt dann ebenso positiv im Gedächtnis und lässt die Zeit des späten 19. Jahrhunderts lebendig werden. Und dann steigert sich der Gruselfaktor im letzten Drittel der Handlung deutlich, führt mit einer intensiven Geistererscheinung und einem sehr gut erzählten Gewissenskonflikt für Maisie in eine Richtung, die so im Gruselkabinett noch nicht aufgekommen ist. Der Hörer erlebt den tranceartigen Zustand von Maisie hautnah mit, während das Finale in einem wahren Paukenschlag endet. Eine Episode der Serie, die wieder neue Elemente einbringt und mich voll überzeugen konnte.

Das liegt auch an dem hervorragenden Sprechercast, der viele bekannte und markante Stimmen vereint – Peter Weis, Bodo Primus und die unvergleichliche Dagmar von Kurmin sind nur wenige Beispiele hierfür. Annina Braunmiller-Jest ist in der Hauptrolle der Maisie zu hören und setzt ihre sanfte Stimme wieder sehr gekonnt und zielgerichtet ein, um die Emotionen der jungen Frau immer glaubhaft und präsent darzustellen. Beate Gerlach ist als verwirrte Bessie weniger zu hören, setzt die Rolle aber mit sehr viel Druck um und bleibt mit ihren Szenen positiv im Gedächtnis haften – besonders wegen ihren unheilvollen Ankündigungen. Wunderbar ist auch das Duo von Reinhilt Schneider und Kristine Walther, die beide sehr unterschiedlich klingen und doch als Hedda und Yolande eine Einheit bilden, die gerade das Ende sehr gekonnt wirken lässt.

Der Klang der Folge kann natürlich ebenso punkten, Titania Medien lässt sich erneut nicht lumpen und bietet eingängige Musik von der ersten bis zur letzten Minute. Gleich zu Beginn gibt es eine sanfte Klaviermelodie, später komplexere, aber immer sehr harmonische Stücke. Auch die eingebauten Geräusche und Effekte passen gut, hätten manchmal aber ruhig etwas kraftvoller sein können.

Für das Cover ist wieder Ertugrul Edirne zuständig, der eine geisterhafte Szene in kühlen Blau- und Weißtönen gestaltet hat. Im Hintergrund ist die kleine Kapelle mit dem neuen Turm zu sehen, der sanft vom Vollmond beschienen wird, während Maisie nur von hinten zu sehen ist und von zwei durchscheinenden Frauen mit wehenden Kleidern begleitet wird. Der Stil ist sehr passend und fasst die Stimmung der Folge gut zusammen.

Fazit: Ich mag es sehr, wie sich die unheimliche Stimmung hier langsam ausbreitet und eine rätselhafte Atmosphäre schafft, die später immer mehr anschwillt und eine ungewöhnliche und gerade deswegen so unterhaltsame Geschichte erzählt. Der Sprechercast ist hervorragend ausgewählt und setzt jede Szene besonders intensiv um.

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5723-9


Gruselkabinett – 142. Das Zeichen der Bestie



Die Feier zum Neujahrswechsel begehen Kipling und seine Freunde Strickland und Fleete ausgelassen und mit viel Alkohol. Auf dem Weg nach Hause kommen sie an einem alten Tempel der indischen Gottheiten vorbei, was Fleete zu einer unbedachten und ziemlich respektlosen Tat verleitet. Das nehmen auch die Priester des Tempels wahr, was unheilvolle Mächte heraufbeschwört...

Rudyard Kipling ist auch heute noch bestens für sein bekanntestes Werk „Das Dschungelbuch“ bekannt, doch bereits die 31. Episode des Gruselkabinetts von Titania Medien hat bewiesen, dass er noch weitere interessante Geschichten verfasst hat. Auch die 142. Episode widmet sich einer Vorlage des Autors und weist – wie die beiden vorgenannten Geschichten – wieder einen starken Bezug zu Indien auf. Antrieb dieser Folge ist der Bezug zur dortigen Götterwelt, was zwar nicht sonderlich ausführlich geschehen ist, dafür für eine sehr unheimliche Atmosphäre sorgt. Besonders interessante ist dabei, dass Kipling hier aus der Ich-Perspektive schreibt, als hätten die Ereignisse aus „Das Zeichen der Bestie“ tatsächlich stattgefunden. So beschreibt er die Wandlung seines Freundes Fleete sehr eingängig und nahbar, den psychischen Verfall ebenso sehr wie die körperlichen Veränderungen, die mit ihm vorgehen. Nach dem intensiven und sehr intensiv beschriebenen Beginn geht es später eine Spur ruhiger zu, ein wirklicher Höhepunkt ist danach nicht mehr auszumachen. Dennoch kann die Episode gerade dadurch mit eher leisem Grusel und einer sehr vielseitigen Beschreibung der Ereignisse, von Land und Leuten überzeugen, was durch die sehr gelungene atmosphärische Umsetzung noch unterstützt wird. Das wirkt in sich sehr rund und stimmig und sorgt für einen sehr soliden Eindruck dieser Produkton.

Thomas Balou Martin taucht nicht zum ersten Mal im Gruselkabinett auf und überzeugt auch hier wieder in der Rolle der Rudyard Kipling, den er mit seiner ausdrucksstarken Stimme und einem Gespür für das richtige Timing sehr gut umsetzt. Claus Thull-Emden hat mit Fleete die markanteste Rolle des Hörspiels und überzeugt mit vielen Facetten und einer sehr lebendigen Sprechweise, er sorgt für zahlreiche unheimliche Momente. Rolf Berg komplettiert das Freundestrio als Strickland, auch er setzt in seiner Rolle gekonnt Akzente und zeichnet mit seiner Stimme den Handlungsbogen der Folge nach. Weitere Sprecher sind Sascha von Zambelly, Peter Weis und Horst Naumann.

Der indische Einfluss ist akustisch zwar nicht ganz so präsent wie in „Die Gespenster-Rikscha“, dennoch erinnern die eingesetzten Melodien an das ferne Land und bringen so eine neue Nuance in die Serie. Die unheimliche Szene ganz zu Beginn setzt dann auch mit vielen akustischen Elementen einen gekonnten Höhepunkt, ansonsten konzentriert sich die Umsetzung der Folge eher auf Dialoge und Sprecher.

Die Cover haben in letzter Zeit kleineren Experimenten Raum gelassen, hier ist aber wieder ein sehr klassisch anmutendes Titelbild zu sehen. Vor einer riesigen Affenstatue, die von zwei hoch lodernden Feuern beleuchtet wird, steh ein Mann in Expeditionskleidung und wird ebenfalls von rötlichem Licht eingetaucht, während die restliche Gestaltung eher in Grün- und Grautönen gehalten ist.

Fazit: Der ganz große Knall bleibt in dieser Episode zwar aus, doch durch den intensiven Beginn und die unheilvollen nachfolgenden Ereignisse wird hier dennoch für kurzweiligen und unterhaltsam Grusel gesorgt, der durch die unmittelbare Einbindung des Autors sehr präsent wirkt. Auch die Beschreibung der indischen Kultur wirkt sehr greifbar und runde diese hörenswerte Episode ab.

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5722-2


Gruselkabinett – 141. Der Judas-Kuss



Auf einer Schiffsreise mit seinem Butler Adams macht Colonel Rowan die äußerst unangenehme Bekanntschaft mit einem fremden Mann. Zunächst hat er sich bei dem Kapitän des Schiff über den Gesundheits- und Geisteszustand des zurückgezogenen und verlotterten Mann erkundet, da attackiert ihn dieser auf übelste Weise. Auch als er von einer unheimlichen Legende erfährt, lassen ihn die Gedanken an die Begegnung nicht los...

Mit einem ungewöhnlichen Cover und einem ebensolchen Titel lenkt die 141. Episode des Gruselkabinetts schon einmal die Aufmerksamkeit auf sich. Umso schöner natürlich, dass die so geweckten Erwartungen erfüllt werden und eine richtig starke Episode der Serie entstanden ist. Schon zu Beginn wird mit der oben beschriebene Szene an Deck des Flussschiffes eine sehr dichte Stimmung geschaffen, der äußerst unfreundliche und abweisende Fremde mit seinen heftigen verbalen Beschimpfungen ist in dieser Deutlichkeit für die Serie ungewöhnlich. Den Mann verliert die Handlung erst einmal aus den Augen und widmet sich anderen Themen, die eine alte Legende zum Thema hat – wie das Cover schon andeutet handelt es sich dabei um einen Vampir-Mythos. Aber auch die Anleihen an andere Werke haben ihren Platz gefunden und steigern den Reiz der Episode. Zum einen ist da die ganz offene Nennung vom wohl bekanntesten Werk über einen Vampir, aber auch ein altes Märchen der Brüder Grimm und andere populäre Geschichten werden erwähnt und beeinflussen die Handlung, im Zentrum steht dabei natürlich die Bibelstelle um Judas. Am Ende gibt es dann noch in einem dunklen Schloss einige sehr unheimliche Szenen, die in einem packenden Finale gipfeln und eine Szenerie voller Schrecken und Unheil verbreiten. Das setzt der sowieso schon starken Handlung das berühmte Tüpfelchen auf dem i auf, sodass „Der Judas-Kuss“ eine sehr starke Episode der Serie wird.

Die Folge greift mal wieder auf einen externen Erzähler zurück, was sich jedoch in angenehmen Grenzen hält. Dennoch sorgt Peter Weis für viel Atmosphäre, indem er seine Szenen sehr vielfältig betont und gekonnte Akzente setzt. Colonel Rowan ist mit Rolf Berg ebenfalls sehr gut besetzt, mit seiner volltönenden Stimme füllt er die Szenen mit Leben und ist besonders in den unheimlichen, bedrückenden Szenen sehr stark. Perfekt ist auch die Interpretation von Jean Paul Beack, der mit viel Wucht, eindringlicher Betonung und einem Hauch Pathos für sehr intensive Momente sorgt und sich perfekt in die Handlung einfügt. Weitere Sprecher sind Tom Raczko, Bert Stevens und Claus Thull-Emden.

Wie nicht anders zu erwarten ist auch hier wieder eine sehr dichte atmosphärische Gestaltung gelungen, die die einzelnen Szenen eng einfasst und immer sehr präsent ist – mal durch passende Hintergrundgeräusche, meist durch viele Melodien, die die Aura der Szenen einfangen und verstärken. Wieder ist dabei alles fein aufeinander abgestimmt, was die Stärken der Folge weiter unterstreicht.

Illustrator Ertugrul Edirne hat hier ein sehr besonderes Cover geschaffen, welches durch seinen kühlen und modernen Zeichenstil aus der bisherigen Galerie heraussticht. Die bläuliche Grundstimmung gepaart mit knallroten Elementen passt sehr gut zu der Folge, das ausdrucksstarke Gesicht der Vampirin ist dazu sehr fesselnd geraten. Ein echter Hingucker!

Fazit: Ein starkes Intro, eine düstere Legende, viele Reminiszenzen an andere Geschichten, ein spannender Verlauf, ein packendes Finale - „Der Judas-Kuss“ hat mir sehr gut gefallen und mich von Anfang bis Ende gefesselt. Die sowieso schon starke Vorlage wurde zudem sehr dynamisch und treffend umgesetzt, was eine sehr hörenswerte Folge ergibt.

VÖ: 28. September 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5721-5


Gruselkabinett – 140. Runenzauber



Mr. Karswell genießt einen äußerst zweifelhaften Ruf als Wissenschaftler, was Edward Dunning auch in einer Abhandlung über sein Werk feststellt. Doch scheinbar hat er sich damit den angeblichen Alchemisten zum Feind gemacht, der fortan großes Interesse an Dunning zeigt. Doch noch ahnt dieser nicht, wie weit Karswell in seinem Zorn gehen würde...

M.R. James ist hierzulande kein sonderlich bekannter Autor, dennoch ist „Runenzauber“ nicht die erste Geschichte von ihm, die im „Gruselkabinett“ von Titania Medien erscheint. Bereits mit „Das Traktat Middoth“ ist er vertreten, und tatsächlich erkennt man seinen Stil hier wieder. Erneut baut sich die Handlung eher langsam auf, das eigentlich Bedrohliche und Übernatürliche lässt sich lange Zeit nicht greifen. Doch Thema und Verlauf sind sehr unterschiedlich, sodass man auch hier sehr gut unterhalten wird. Karswell wird dabei schnell als Antagonist der Folge präsentiert, es geht also nicht darum, ihn als Bösewicht zu identifizieren, dafür müssen seine üblen Taten aufgedeckt und letztendlich abgewendet werden. Verknüpft ist dies mit der titelgebenden Runenmagie, die sich als sehr düster und bedrohlich darstellt und so für die unheimliche Stimmung sorgt. Auch die Erzählweise über mehrere unterschiedliche Szenarien und die damit verbundene Entwicklung ist sehr gelungen, hätte aber manchmal etwas prägnanter und temporeicher ausfallen können, in einzelnen Szenen fällt die Spannung dann doch etwas ab. Mit dem dramatischen und sehr pointiert erzählten Finale wird das aber wieder ausgeglichen, sodass eine runde und hörenswerte Episode erschienen ist.

Sascha von Zambelly ist in der Rolle des Edward Dunning zu hören, was er mit sehr betonter und dennoch locker wirkender Stimme sehr gut umsetzt und sich so sehr gekonnt präsentiert. Bodo Primus ist als Fred Gayton zu hören, eine weitere Hauptfigur der Episode, er spricht sehr eindringlich und bringt zusätzlich viel unheimliche Stimmung mit ein. Er sorgt so für einige bemerkenswerte Momente. Wunderbar ist Horst Naumann als Mr. Karswell, den er sehr düster spricht und mit einer starken Aura versieht, sodass er ein sehr präsenter Gegenspieler ist, auch wenn er gerade nicht zu hören ist. Weitere Sprecher sind Kristine Walther, Reinhilt Schneider und Petra Nadolny.

Natürlich gibt es auch hier wieder die dichte atmosphärische Gestaltung, die man von Titania Medien gewohnt sein darf. Viele stimmungsvolle Melodien untermalen die Dialoge und Sprechtexte, sie rahmen diese gekonnt ein und verleihen ihnen einen passenden Ausdruck. Die Geräuschkulisse ist dabei etwas mehr zurückgefahren, an den richtigen Stellen verfehlt diese ihre Wirkung aber nicht und betont besonders atmosphärische Momente.

Ein dunkler Priester, tiefschwarz trotz der vielen Feuer die die Szenerie beleuchten, steht inmitten einer Kreises, auf dem zahlreiche Runen zu sehen sind. Der gekonnt angedeutete Hintergrund verleiht dem Titelbild noch mehr Atmosphäre, wobei die Säulenoptik als Umrahmung wieder sehr passend ist. Im Inneren gibt es neben einer Auflistung aller bisher erschienenen Episoden wieder eine übersichtliche Übersicht aller Mitwirkenden.

Fazit: „Runenzauber“ ist mit der immer durchscheinenden Bedrohung und der düsteren Runenmagie im Grunde sehr atmosphärisch geraten, allerdings lässt dieser Eindruck an einigen Stellen nach. Doch das gut geschilderte Thema und das packende Finale sorgen für Kurzweil und leisen Grusel, was eine weitere starke Episode ergibt.

VÖ: 28. September 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5720-8


Gruselkabinett – 139. Der Rabe



Auf einer Reise durch das europäische Festland lernt der Engländer Noel Baron die faszinierende Lady Ligeia kennen, die ihn sofort mit ihrer dunklen Ausstrahlung in ihren Bann zieht. Aus der gegenseitigen Zuneigung entwickelt sich bald eine tiefe, wilde Liebe, doch irgendwann ziehen dunkle Schatten über die beiden, die Ligeaia in einem Gedicht über einen Raben verarbeitet...

Edgar Allan Poe ist als Meister des Grusels schon des öfteren im Gruselkabinett von Titania Medien vertreten, auf sein wohl bekanntestes Werk „Der Rabe“ mussten sich die Hörer jedoch bis zur 139. Episode gedulden. Und da das Gedicht gar nicht mal so lang ist und ein ganzes Hörspiel kaum gefüllt hätte, wurde es wie schon bei vorigen Folgen mit einer anderen Geschichte verknüpft: Ligeia. Eine Geschichte voller Begehren, Verlangen und wilder Liebe, auf die sich aber auch schnell ein dunkler Schatten legt. Von der ersten Begegnung mit Ligeia an verändert sich Noel, was im Hörspiel sehr gut zur Geltung kommt und immer weiter vorangetrieben wird. So verfangen sich die beiden Liebenden in einer sehr intensiven Beziehung, die jedoch von einer bedeutenden Wendung heimgesucht wird. Und genau dann setzt auch die wortgetreue Inszenierung von „Der Rabe“ ein, in der einzelne Worte wie das prägende „Nimmermehr“ von einer anderen Stimme übernommen werden. Dieses kurze Intermezzo der Geschichte wird zwar später in einigen Motiven noch einmal aufgegriffen, steht aber eher für sich, die Handlung konzentriert sich später wieder auf die Handlung von „Ligeia“. Hier zeigt sich dann, wie sehr sich Noel durch die Beziehung verändert hat, wie sich viele seiner Eigenschaften ins Gegenteil verkehrt haben, wie er Gefallen an Grausamkeit und Verachtung empfindet. Das alles ist bislang nicht sonderlich übernatürlich, was sich aber in dem packenden Finale ändert. Die Inszenierung ist sehr intensiv geraten, die Motive der beiden Folgen sind bestens verknüpft – mir hat „Der Rabe“ nach zwei der herausragendsten Erzählungen von Poe gerade wegen des leisen Grusel bestens gefallen.

Johannes Raspe ist in der Hauptrolle des Noel Baron zu hören, den er ganz und gar authentisch und intensiv spricht, seine Veränderung treffend umsetzt und den Spannungsbogen der Folge mit seiner Stimme nachzeichnet. Auch das Vortragen von „Der Rabe“ ist ihm sehr gut gelungen, durch ihn kommt dieser Abschnitt sehr eindringlich zur Geltung. Kristine Walther spricht die Rolle der Ligeia mit ausdrucksstarker Stimme und genau der richtigen Portion erotischer Ausstrahlung, sodass man Noels Faszination sofort nachempfinden kann. Auch Reinhilt Schneider ist hier mal wieder im Gruselkabinett zu hören, bestimmt den zweiten Teil der Handlung wesentlich mit und kann die Veränderung der Person mit sehr treffenden Variationen ihrer Stimme erlebbar machen. Weitere Episoden sind Max Schautzer, Detlef Bierstedt und Joachim Tennstedt.

Natürlich sind auch hier wieder zahlreiche akustische Elemente eingebaut, die die jeweilige Szene gekonnt unterstreichen. Besonders die eingebaute Musik trägt dazu bei und legt sich eng um die Geschichte, ohne zu sehr von den Sprechern abzulenken. Auch der Vortrag des Gedichtes erfährt mit einigen Effekten eine Aufwertung, die den Grusel noch unterstützt.

Das Cover zeigt Motive aus beiden Teilen der Geschichte, wobei der Rabe mit den rot leuchtenden Augen, der wütend die Flügel aufgestellt hat, den ersten Blick auf sich zieht, gefolgt von den beiden melancholisch schauenden und halb durchsichtig dargestellten Frauen, wie sie auch im Hörspiel beschrieben werden. Doch es sind noch weitere Elemente eingebaut, die man erst nach dem Hören wirklich wahrnimmt – sehr ansehnlich.

Fazit: Sicherlich nicht die unheimlichste Episode des Gruselkabinetts, und auch die Verknüpfung zweier Poe-Geschichten ist in anderen Folgen etwas besser gelungen. Dennoch hat mich „Der Rabe“ völlig gepackt, die Szenerie voller düsterer Liebe, Begehren und Faszination hat mir ebenso gut gefallen wie die intensive Umsetzung der beiden Geschichten.

VÖ: 31. August 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5719-2


Gruselkabinett – 138. Die Ratten in den Wänden



Der Amerikaner Mr. Delapore entschließt sich, den alten Familiensitz seiner Ahnen in Südengland zurückzukaufen, als er zufällig im Krieg den Neffen des jetzigen Besitzers kennenlernt. Doch während er die alten Gemäuer aufwändig restauriert, um seinen Lebensabend dort zu verbringen, stößt er auf ein düsteres Geheimnis, das nicht nur ihn in den Abgrund zu reißen droht...

Die Geschichten von Howard Phillips Lovecraft wurden schon des öfteren als Vorlage für das Gruselkabinett verwendet, wobei nicht nur sein bekannter Cthulhu-Mythos Berücksichtigung findet. Auch davon losgelöste Erzählungen wie „Die Ratten in den Wänden“, welche nun als 138. Folge erschienen ist, sind sind Teil seines Werkes und führen in ganz unterschiedliche Richtungen, sodass man nie sicher ist, was einem am Ende erwartet. Hier hat man zu Beginn nur einen leisen Hauch von Grusel, einige unheilvolle Ankündigungen, die Handlung spitzt sich aber im Laufe der Zeit immer mehr zu. Die zunächst nüchterne Sichtweise der Hauptfigur wird dabei immer weiter aufgeweicht, macht Platz für die Finsternis, die Angst vor dem Unbekannten, die sich auch den Weg zum Hörer bahnt. Immer weiter kommt Mr. Delapore dem Geheimnis seiner Familie auf die Spur, wobei die namensgebenden Ratten in den Wänden als Zeichen für seinen steigenden Wahnsinn dienen. Denn das ist wie so oft bei Lovecraft auch hier das zentrale Motiv der Geschichte, dem man sich am Ende kaum noch entziehen kann, so intensiv ist die Atmosphäre dann geworden. Auch wenn de r Aufbau der Folge „klassisch“ für das Gruselkabinett ist, werden durch die sehr gelungene Erzählweise und viele wirkungsstarke Ideen neue Akzente gesetzt, sodass sich Freunde des gepflegten Grusels auch hier mitreißen lassen können.

Hans Bayer ist in der Rolle des Mr. Delapore zu hören, der der Geschichte noch mehr Schärfe und Intensität verleiht. Mit seinem ausdrucksstarken Klang setzt er an den richtigen Stellen Akzente und bringt so den steigenden Wahnsinn sehr gut zur Geltung. Sein Freund Captain Edward Norrys wird von Jonas Baeck gesprochen, auch er passt wunderbar in die Atmosphäre und überzeugt in seinen Szenen durch viel Präsenz, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Und auch Marc Gruppe spricht hier die wichtige Rolle des Alfred und beweist, dass er nicht nur als Autor und Regisseur, sondern auch als Sprecher genau den richtigen Ton trifft. Zusätzlich sind auch Horst Naumann und Dagmar von Kurmin zu hören.

Anfangs ein wenig düster-romantisch, später wuchtig und bedrückend – gemeinsam mit der Stimmung der Handlung entwickelt sich auch die akustische Gestaltung immer weiter und schafft beeindruckende Szenerien, die der Geschichte noch mehr Wucht verleihen. Dabei ergänzen sich Musik und Geräusche gekonnt und sorgen gemeinsam für intensive Szenen.

Die schwarze Katze, die auch in der Handlung vorkommt, ist mit Buckel, gesträubten Haaren und wild fauchend auf dem Cover zu sehen, während eine ganze Schar von Ratten vor ihr über einige menschliche Skelette flieht. Wieder ist so ein ansehnliches und passendes Titelbild gelungen, welches durch die hübsche Säulen-Umrahmung ergänzt wird.

Fazit: In einigen Punkten eine typische Episode für das Gruselkabinett, das sich durch die intensive Szenerie und zahlreiche packende Momente jedoch eine ganz eigene Note erschafft. Dabei kommen die Ideen von Lovecraft sehr gut zur Geltung und steigern sich immer weiter, bis am Ende wieder ein Finale voller Schrecken und Irrsinn steht – wieder eine hörenswerte Produktion des Labels!

VÖ: 31. August 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5718-5


Gruselkabinett – 137. Aus finsterer Tiefe



Erster Eindruck: Eine stürmische Nacht...

Verzweifelt fleht Margaret Deveral ihren Verlobten einige Tage vor der geplanten Hochzeit an, nicht mit seinem Boot auf die See zu fahren, eine düstere Vorahnung jagt ihr fürchterliche Angst ein. Dennoch fährt Adam Falcon auf das nebelverhangene Meer. Kurze Zeit später wird seine Leiche an Land gespült, doch Margaret behauptet aus voller Überzeugung, dass es sich nicht um Adam handelt...

Das Frühlingsprogramm 2018 des Gruselkabinetts wird mit der mit Abstand kürzesten Folge abgeschlossen – 35 Minuten dauert „Aus finsterer Tiefe“. 35 Minuten, die sehr intensiv und atmosphärisch erzählt sind, die sehr kreative Ideen vereinen und den Gruselfaktor der Serie wieder in die Höhe treiben. Toll ist der düstere Bezug zur See, von Anfang an wird hier die Gefahr in den Vordergrund gestellt. In einer in der Serie bisher einzigartigen Szene wird dann auch aus der Sicht des Meeres die Stimmung noch weiter verdichtet, was der Handlung um den Toten Adam sehr gelungen beeinflusst. Mir gefällt sehr gut, wie die Dorfgemeinschaft immer aufgebrachter wird und auch die persönlichen Beziehungen mit hineinspielen, wie sich Angst und Schrecken immer weiter ausbreiten. Und auch die übernatürlichen Elemente sind gelungen eingeflochten, was sich in vielen mysteriösen Ereignissen niederschlägt. Das ist sehr gekonnt komponiert und eindringlich umgesetzt, sodass eine sehr starke Folge entstanden ist, die einen ganz eigenen Weg geht und frischen Wind in die wundervolle Reihe mit einbringt. Denn die vielen eigenständigen Elemente fügen sich stimmig in die Serie ein und machen „Aus finsterer Tiefe“ sehr hörenswert.

Bert Steves ist als Silas zu hören, der meist als Erzähler für die Handlung fungiert. Das macht er ganz hervorragend und verleiht dem einen sehr eigenständigen Charakter, liest sehr düster und stimmig, sodass auch diese Passagen sehr unheimlich wirken. Dana Fischer ist als Margaret ebenfalls sehr gut ausgewählt, mit viel Energie und einer markanten Sprechweise gestaltet sie ihre Rolle sehr treffend. Daniela Bette hat als die See zwar keine große Rolle, gestaltet diese aber so eindringlich und düster, dass die wenigen Momente sehr lange im Gedächtnis nachhallen. Weitere Sprecher sind Detlef Bierstedt, Bodo Primus und Dagmar von Kurmin.

Die Geschichte von Robert E. Howard ist sehr feinsinnig inszeniert und erhält dadurch eine noch intensivere Wirkung. Die Nähe zum Meer ist dabei deutlich zu spüren, das Meeresrauschen im Hintergrund ist ein ebenso gelungenes Stilmittel wie die atmosphärische Musik. So ist alles passend und dicht zusammengefügt, die Dialoge und ihre Sprecher bestens unterstützt.

Auch das Cover ist fantastisch, der sehr klare Zeichenstil bringt eine neue Note in das bisherige Artwork mit ein. Zu sehen ist ein rotäugiger, riesiger Oktopus, der Margaret mit zwei seiner Tentakeln hält. Die dunkle, blaue Grundstimmung unterstreicht dabei einerseits den Bezug zum Meer, andererseits wird dadurch aber auch ein mystischer und bedrohlicher Ausdruck geschaffen.

Fazit: „Aus finsterer Tiefe“ ist sehr eigenständig und bringt neue Stimmungen in das Gruselkabinett mit ein. Durch die auf den Punkt gebrachte Erzählweise, den mystischen Anklang und die lebendige, vielschichtige Handlung ist man schnell mit der Folge verbunden und kann ganz darin versinken. Eine sehr starke Folge!

VÖ: 27. April 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5629-4


Gruselkabinett – 136. Das Königreich der Ameisen



Erster Eindruck: Reise ins Ungewisse...

Der Schiffsingenieur Holroyd begrüßt es sehr, die neue Besatzung eines fertig gestellten Kanonenschiffs direkt vor Ort einzuweisen und die erste Reise mit ihnen zu unternehmen. Doch als er vom Kapitän Guerilleau den Grund hierfür erfährt, wird seine Freude getrübt. Es geht darum, am Amazonasufer nach dem Rechten zu sehen, da sich dort aggressive Ameisen angesiedelt haben sollen...

H.G. Wells begleitet den Hörer momentan durch das Gruselkabinett, auch die 136. Folge der Serie stammt von dem Autor, der hier jedoch eine für ihn ungewöhnliche Geschichte vorgelegt hat. Diese ist hier sehr atmosphärisch und eindringlich umgesetzt und konzentriert sich ganz auf den Kern der Handlung. Schnell wird das Thema mit den aggressiven Ameisen eingebracht und im Anschluss immer weiter verfeinert. Es kommen keine ganz großen Überraschungen mehr dazu, sondern eher neue Details, Verschärfungen, der Szenerie und zahlreiche unheimliche Szenen. Interessanterweise stehen dabei gar nicht mal wirklich übernatürliche Elemente im Mittelpunkt, aber die Gefahr durch die Ameisen geht schon sehr viel Stimmung aus. Unterstützt wird dies durch die sehr intensive Beschreibung des Amazonas-Dschungels mit seiner drückenden Hitze, der Einsamkeit und der stets zu spürenden Macht der Natur, das alles fügt sich durch die Beschreibungen Holroyds so dicht zusammen, dass man sich selbst völlig in die Szenerie hineinversetzen kann. Die Handlung schreitet dabei glücklicherweise nur langsam voran, sodass man die einzelnen Szenen völlig genießen kann – und die haben es in sich. Sie rücken die Charaktere, insbesondere Kapitän Guerilleau in den Mittelpunkt, sind teilweise sehr dramatisch und immer sehr treffend erzählt. Gerade wegen der ruhigen Ausstrahlung hat mir diese Folge so gut gefallen.

Simon Roden ist als Holroyd zu hören und übernimmt dabei auch einige Erzählerparts. Seine Stimme passt sich sehr dynamisch den unterschiedlichen Szenerien an, vermittelt aber insbesondere auch sehr viel Atmosphäre, indem er sehr genau von der eigentümlichen Landschaft oder dem seltsamen Verhalten der Ameisen berichtet. Ihm vollkommen ebenbürtig ist Jean Paul Baeck als Kapitän Guerilleau, der mit Leidenschaft und Feuer spricht und sich von dem ruhigen Anfang bis zum schrecklichen Ende immer weiter zu steigern weiß. Marc Gruppe beweist hier als Leutnant Da Cunha, dass er auch als Sprecher abliefern kann, er setzt seine Szenen eindringlich um, betont die Panik ebenso überzeugend wie den Vorwurf. Die weiteren Sprecher sind Joachim Tennstedt, Bert Stevens und Bodo Primus.

Auch akustisch wird wieder eine hervorragende Arbeit abgeliefert, die bestens auf die Geschichte abgestimmt ist. Dabei sind wieder viele Geräusche eingebaut, die die verschiedenen Szenen lebendig wirken lassen, die Dynamik wird hingegen besonders von der Musik unterstützt. Gerade die Szenen mit den angreifenden Ameisen werden hierdurch besonders hervorgehoben.

Ertugrul Edirne hat wieder ein einzigartiges Titelbild geschaffen, das eine ganz eigene Stimmung vermittelt und dennoch gut in das Konzept passt. Er konzentriert sich einerseits auf die bedrohlich aufgerichtete Ameise mit rötlichen Augen und scharfen Mandibeln, andererseits aber auch auf die Totenschädel, die dem ganzen einen noch düsteren Anklang verleihen. Die grünliche Färbung ist dazu sehr passend gewählt.

Fazit: Eine sehr atmosphärische Folge der Reihe, die mit ihrer sehr dichten Stimmung und der genauen Beschreibung der Szenerien überzeugt. Die Bedrohung durch die Ameisen wird immer präsenter, die Charakterisierung immer detaillierter, sodass ein sehr stimmiges Gesamtbild entsteht. Die langsame Entwicklung und die sehr guten Sprecher tragen ebenso ihren Teil zum Gelingen bei.

VÖ: 27. April 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5628-7


Gruselkabinett – 135. Bricket Bottom



Erster Eindruck: Ruhige Gespenstergeschichte

Um seine Gesundheit zu schonen und eine weniger anstrengende Gemeinde zu betreuen, beschließt der alternde Reverend Maydew seine Stelle in der Stadt mit einem Kollegen aus einem idyllischen Landstrich zu tauschen. Seine Töchter Alice und Maggie, die nach dem Tod ihrer Mutter den Haushalt führen, begleiten ihn und erkunden in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft die Landschaft. Doch erst nach einiger Zeit entdecken sie das malerische Häuschen in Bricket Bottom...

Noch immer erfreut sich die „Anne auf Green Gables“-Serie von Titania Medien großer Beliebtheit und gehört neben dem Gruselkabinett wohl zu den größten Erfolgen des Labels. Eine kleine Verschmelzung der beiden Serien ist in „Bricket Bottom“ zu hören, die als 135. Episode des Gruselkabinetts erschienen ist. Denn die anfängliche Stimmung erinnert mit der malerischen Landschaftsbeschreibung, der wildromantischen Grundstimmung und der neugierigen und lebenslustigen Alice zumindest in Grundzügen an die Abenteuer des rothaarigen Mädchens. So bleiben auch erst einmal lange Zeit übernatürliche oder gruselige Szenen außen vor, zunächst beschäftigt sich die Handlung stark mit den Charakteren und dem Umzug ins neue Heim. Bis die beiden Schwestern das geheimnisvolle Haus entdecken, vergeht also einige Zeit, und auch dann ist das Tempo der Handlung erst einmal noch gering. Hochspannung ist hier nicht gegeben, mir hat die ruhige und intensive Atmosphäre mit der entdeckerischen Lebensfreude der beiden Schwestern jedoch äußerst gut gefallen. Und auch das unheimliche Finale, das eher mit leisem Grusel als mit Schockmomenten arbeitet, hat mich überzeugt, besonders der Rückblick auf die früheren Bewohner der Gegend. Eine in sich sehr runde Folge der Serie, die viel Wert auf die Stimmung des Augenblicks legt und sich erst spät den übernatürlichen Elementen zuwendet.

Wieder einmal wurden hier wundervolle Sprecher engagiert, allen voran die scheinbar ewig jugendliche Reinhilt Schneider, die der Rolle der Alice eine unbändige Neugier und Lebensfreude verleiht, aber auch die sich einschleichende Obsession sehr treffend einzubauen versteht. Daniela Bette bildet hierzu den nüchterneren Gegenpart als ihre Schwester Maggie, die gerade in den harschen Momenten sehr präsent wirkt. Beide ergänzen sich sehr gut und lassen ihre Dialoge lebendig wirken. Horst Naumann spricht den Vater der beiden, auch er trägt viel zur intensiven Wirkung der vorherrschenden Stimmung bei. Weitere Sprecher sind Bodo Primus, Dagmar von Kurmin und Rolf Berg.

Wie immer bei Titania Medien wird auf die akustische Gestaltung der Folge besonderen Wert gelegt, sodass die einzelnen Szenen noch besser zur Geltung kommen. Die gewählten Musikstücke sind sehr gut auf die entstehenden Stimmungen angepasst und nehmen im letzten Drittel noch einmal an Intensität zu, während die Geräusche nicht allzu überbordend, aber sehr treffsicher eingebaut sind.

An dem Cover von Ertugrul Edirne kann man sich kaum satt sehen, so detailreich und wunderschön ist die wilde Landschaft mit den hohen Bergen anzusehen, in die sich das rote Backsteinhaus einzuschmiegen scheint. Die aufwändige Kleidung der beiden Protagonistinnen, die beide nur von hinten zu sehen sind, lässt die Zeit der Jahrhundertwende auferstehen.

Fazit: „Bricket Bottom“ kostet die verschiedenen Stimmungen der Geschichte sehr gekonnt aus, von den wildromantischen Anfängen bis hin zu den Geistererscheinungen am Ende. Toll ist dabei auch der Blick in die Vergangenheit, die ein düsteren Geheimnis offenbart. Die tollen Sprecher und die intensive Umsetzung sorgen zusätzlich für sehr kurzweiligen Verlauf.

VÖ: 29. März 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5626-3


Gruselkabinett – 134. Das älteste Ding der Welt



Erster Eindruck: Wenn die Zeit ihren Lauf verliert...

Harald von Calmus entflieht der ermüdenden Vorbereitung auf seine Matura und streift lieber durch die nahe gelegenen Wälder. Auf einer Lichtung voller Pilze schläft der Sohn des Reichsfreiherren ein und erwacht erst Stunden später. Doch fortan scheint die Zeit für ihn Sprünge zu machen, ihm fehlen einige Stunden Erinnerung. Bald sind auch seine Eltern sehr besorgt um den jungen Mann...

Für die 134. Folge des Gruselkabinetts haben Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien mal wieder eine Geschichte ausgegraben, die von einem deutschen Schriftsteller verfasst wurde. Bereits 1923 von Willy Seidel veröffentlicht hat „Das älteste Ding der Welt“ 95 Jahre später seinen Einstand als Hörspiel, welches über weite Teile von einem Erzähler begleitet wird. So kommen die unterschiedlichen Szenerien und die lebendigen Landschaftsbeschreibungen sehr gut zur Geltung und werden detailliert beschrieben, allerdings hat die Erzählung dadurch auch szenenweise einen leicht statischen Ausdruck. Die Geschichte startet schnell mit den ersten übernatürlichen Elementen und weckt damit das Interesse des Zuhörers, schwenkt später aber noch einmal komplett um. So werden ganz unterschiedliche Stimmungen präsentiert, nach dem mystischen Anfang entfaltet sich später ein wahres Horrorszenario. Dabei steht die Beziehung von Harald zu einem weiteren Charakter im Vordergrund, welche sehr prägnant geschildert wird. So vergehen die immerhin 88 Minuten sehr kurzweilig, zumal das Finale ziemlich furios geschildert ist und noch einmal mit einer kleinen Wendung punkten kann. Dem „ältesten Ding der Welt“ bleibt dabei immer noch ein letzter Hauch des Geheimnisvollen anhaften.

Der wunderbare Peter Weis trägt mit seiner getragenen Stimme die Erzähltexte vor und geht dabei sehr intensiv auf die unterschiedlichen Stimmungen ein, kann leisen Grusel ebenso präsent klingen lassen wie bedrohliche und dramatische Szenen. Louis Friedemann Thiele ist in der Rolle des Harald von Calmus zu hören, seine anfängliche jugendliche Schlitzohrigkeit weicht einer immer ernsteren Sprechweise, er zeichnet dabei sehr gekonnt den Spannungsbogen der Handlung nach. Matthias Lühn hat mich in seiner Rolle ebenfalls sehr überzeugt, seine sehr prägnante Art und der immer ausdrucksstarke Klang seiner Stimme sorgen für eine sehr intensive Atmosphäre. Weitere Sprecher sind Horst Naumann, Dagmar von Kurmin und Bodo Primus.

Wie immer bei Titania Medien kann man sich auch hier auf eine sehr eingängige szenische Gestaltung freuen, bei der insbesondere die stimmungsvolle Musik hervorsticht. Auch Geräusche sind natürlich reichlich vorhanden und passgenau eingefügt. Jedoch wäre hier an einigen Stellen weniger mehr gewesen, beispielsweise wenn in der Handlung von einer Phase des Schweigens berichtet wird, Musik und Erzähler aber durchgängig weiter zu hören sind – hier wäre eine wirkliche Pause wohl noch stimmungsvoller gewesen.

Das Cover zeigt direkt eine der ersten Szenen, in der Harald von Calmus schlafend auf der Lichtung voller Pilze liegt und über dem Boden schwebt. Der schauerromantische Ausdruck dieses Bildes und die violette Einfärbung setzen dieses Motiv sehr gekonnt in Szene und verleihen ihm einen unheimlichen Ausdruck. Dazu passt das tolle Säulendesign der Serie wieder sehr gut.

Fazit: Die Geschichte ist sehr erzählerlastig aufgebaut, schafft aber schnell unheimliche Stimmungen und spielt dabei verschiedene Stimmungen durch, bis der eigentliche Kern der Handlung offenbart wird. Hier wird dann wieder ein wahres Schreckensszenario aufgebaut, in der sich die Titelfigur als kleiner Spielball wiederfindet. Das ist treffend und wie immer atmosphärisch umgesetzt.

VÖ: 29. März 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5625-6


Gruselkabinett – 132./133. Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street



Erster Eindruck: Gesungen wird hier nicht...

Tobias Ragg ist stolz, eine Lehre bei dem bekanntesten Barbier der Stadt aufnehmen zu können. Denn auch wenn sein neuer Meister Sweeny Todd äußerst geheimniskrämerisch und abweisend ist, ist sein Unterhalt für die nächsten Jahre gesichert. Doch es häufen sich die unheimlichen Vorfälle, sodass Tobias schon bald einen schrecklichen Verdacht hegt...

„Sweeney Todd“ ist hierzulande wohl insbesondere durch die bekannte Verfilmung als Musical bekannt, doch wie so oft steckt hinter einer Hollywood-Produktion eine ganz andere Geschichte. Auf die Vorlage, die dahiner steckt, haben sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius aber erneut in ihrer Hörspiel-Umsetzung konzentriert, die sie wegen ihres Umfangs als Doppel-CD vertont haben. Herausgekommen ist ein fast schon kammerspielartiges Ambiente, das sich auf wenige Schauplätze beschränkt und zwar auf einen externen Erzähler zurückgreift, viele Gedankengänge und Erkenntnisse der Protagonisten aber durch diese selbst vortragen lässt. Dem Hörer ist schon von Anfang an klar, dass Sweeney Todd ein tödliches Geheimnis birgt, auch der Zusammenhang zur Pastetenbäckerin nebenan kann schnell hergestellt werden. Das erhöht einerseits den Gruselfaktor der Folge ganz enorm, sorgt aber auch für eine sehr interessante Art der Spannung. Denn nie ist ganz klar, wie es mit den Protagonisten der Folge weitergehen wird, insbesondere das Schicksal von Tobias ist dabei in einigen dramatischen Szenen geschildert. Die Stimmung ist dabei sehr dicht, durch eine langsame Entwicklung der Handlung kann diese sehr intensiv ihre Wirkung entfalten. Es entwickelt sich ein kleiner Krimi um die Enttarnung des blutigen Barbiers, der in einem sehr gut erzählten Finale nach einer spannenden Handlung ein würdiges Ende findet.

Sweeney Todd wird von Jacques Breuer gesprochen, der seiner Stimme einen sehr düsteren und eigenbrötlerischen Klang verleiht. Dabei hält er die Spannung in sämtlichen Szenen aufrecht und hinterlässt so einen sehr positiven Eindruck. Tom Raczko ist als Tobias Ragg zu hören, die Wandlung vom engagierten Lehrling zum geschlagenen Mann und zum besorgten Sohn ist sehr treffend gelungen, sodass er eine sehr dynamische Leistung abliefert. Sehr gut gefallen hat mir auch Daniela Bette als Mrs. Davis, die mit harter und abweisender Stimme einen sehr präsenten Charakter formt. Weitere Sprecher sidn Thomas Balou Martin, Matthias Lühn und Janina Sachau.

Gesungen wie im Musical wird hier nicht, dennoch spielt die Musik wie immer beim Gruselkabinett eine entscheidende Rolle. Denn durch die stetige Begleitung der Dialoge mit Stücken unterschiedlicher Farbe wird die Stimmung immer weiter verdichtet. Und auch die Geräusche sind wie immer sehr treffsicher eingebaut und lassen die Szenen lebendiger wirken.

Wie bei einer Doppel-CD vom Gruselkabinett üblich sind zwei verschiedene Cover illustriert worden – eines zeugt ein Portrait von Sweeney Todd, das andere Mrs. Davis mit einer blutiges Pastete. Zwar sind beide von der Hollywood-Verfilmung nicht allzu weit entfernt, besitzen aber einige unverkennbare Merkmale, die durch die düstere, violette Beleuchtung noch besser zur Geltung kommen.

Fazit: Eine ruhige, kammerspielartige Folge des Gruselkabinetts, die nicht durch einen ausgereiften Spannungsbogen besticht, sondern durch viele intensive Momente und der stetigen Ungewissheit, wie es mit den Charakteren weitergeht. Eindringliche Momente und eine sehr packende Auflösung, die noch einige Überraschungen bereit hält, sorgen für sehr düstere Unterhaltung.

VÖ: 23. Februar 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5624-9


Gruselkabinett – Box 5: Die H.P. Lovecraft-Box III



Erster Eindruck: Schrecken und Irrsinn

William Dyer plant mit seinem Team aus Physikern und Geologen eine Expedition in die Antarktis, wovon er sich Erkenntnisse über die Erdgeschichte verspricht. Doch bei einem eher harmlosen Ausflug im Eis verschwinden zwei Teammitglieder auf merkwürdige Weise... (Berge des Wahnsinns)
Jeff Burger und Rose Kenny fahren in einen etwas abgelegenen Landstrich, um dort Messungen für einen geplanten Stausee vorzunehmen. Das Land ist fast gänzlich verlassen, nur der alte Farmer Ammi Pierce wohnt noch dort. Und er erzählt den beiden von den seltsamen Vorgängen in der „verfluchten Heide“... (Die Farbe aus dem All)

H.P. Locvecraft ist seit langem ein fester Bestandteil des Gruselkabinetts von Titania Medien, zahlreiche seiner Geschichten wurden bereits von Marc Gruppe und Stephan Bosenius umgesetzt. Und so widmet sich auch mittlerweile die dritte Box der Serie ganz dem Autor, wobei hier sehr gut die unterschiedlichen Ansätze gezeigt werden.
Den Anfang macht Berge des Wahnsinns, welches wegen seiner Länge auf gleich zwei CDs untergebracht ist. Die Atmosphäre ist hier sehr dicht, was schon an der anfänglichen, Unheil verkündenden Szene heraufbeschworen ist. Der Mittelteil wirkt dann etwas ruhiger und stellt die Charaktere zunächst ausführlich vor, doch immer schwebt ein Hauch des Unfassbaren über der Handlung. Dieses Gefühl verdichtet sich immer weiter und setzt die Stimmung der unheimlichen Eiswüste gekonnt um. Das Finale ist dann packend erzählt und schließt sehr hörenswert mit der Handlung ab.
Danach schließt sich noch das 72-minütige „Die Farbe aus dem All“ an, welches eigentlich als Folge 90 der Serie erschienen ist. Hier wird der Hörer lange Zeit im Unklaren darüber gelassen, welcher Schrecken sich entfalten wird. Die Handlung ist recht komplex und wird durch mehrere Rückblenden und Nebenschauplätze sehr interessant erzählt, sodass sich langsam ein komplettes Bild zusammensetzt. Das ist eher ruhig umgesetzt, wodurch das Finale aber noch an Kraft gewinnt und seinen vollen Schrecken entfalten kann.

Rainer Schöne ist in „Berge des Wahnsinns“ als Professor William Dyer auch für einige Erzählpassagen zuständig, seine ruhige, feste Stimme passt hier sehr gut, während er in den eigentlichen Szenen mit einer sehr intensiven Darstellungsweise hervortut. Annina Braunmillers klangvolle Stimme erklingt in der gleichen Geschichte und verleiht der Rolle der Leslie Carroll eine melancholische Note, auch sie kann mit glaubhafter Darstellungsweise überzeugen. Jochen Schröder nimmt in „Die Farbe aus dem All“ als alter Farmer Ammi Pierce die Rolle des Erzählers ein, der seinen beiden Besuchern von den Vorkommnissen berichtet. Mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme und einer sehr betonten Sprechweise kann er viel Stimmung schaffen und Spannung erzeugen. Weitere Sprecher sind Melanie Pukaß, Cornelia Meinhardt und Eckart Dux.

Hier wird wieder einmal bewiesen, dass das Gruselkabinett nahezu ein Garant für atmosphärische und unheimliche Inszenierungen ist. Sei es die angespannte Stimmung bei der Vorbereitung der Expedition, die bedrückende Szenerie im ewigen Eis oder die undurchsichtige Situation auf dem Land – alles ist mit sehr stimmungsvoller Musik und passenden Geräuschen unterlegt.

Die drei CDs befinden sich in einer dicken Plastikbox. Ein Booklet oder ähnliches liegt leider nicht bei, die Sprecher sind dafür auf dem Raum hinter den CDs angedruckt. Das Cover von Ertugrul Edirne ist ursprünglich für die Erstveröffentlichung von „Die Farbe aus dem All“ entstanden und wirkt mit seinen Lichtblitzen sehr geheimnisvoll.

Fazit: Beide Hörspiele sind sehr lohnenswert und überzeugen mit ihrer düsteren Atmosphäre und dem geschickten Aufbau: Beide sind zu Anfang noch sehr ruhig und steigern sich im Laufe der Zeit immer weiter. Dennoch sind die beiden Produktionen sehr unterschiedlich und punkten mit ganz unterschiedlichen Schrecken, die gekonnt erzählt wurden.

VÖ: 29. September 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5564-8


Gruselkabinett – 131. Die Köpfe von Apex



Erster Eindruck: Mischung aus Abenteuer und Science Fiction

Justus Miles ist auf der Suche nach einer neuen Gelegenheit, um etwas Geld zu verdienen, als er auf eine Zeitungsanzeige stößt. Dort wird ein mutiger und erfahrener Abenteurer gesucht – genau das richtige für den ehemaligen Kämpfer im ersten Weltkrieg. Wie es der Zufall so will organisiert sein früherer Vorgesetzter die Expedition, sodass er nur noch den im Rollstuhl sitzenden Dienstherren überzeugen muss...

Mit „Die Köpfe von Apex“ hat Titania Medien wieder mal eine hierzulande recht unbekannte Geschichte entdeckt, diese stammt aus der Feder von dem amerikanischen Autors Francis Flagg. So weiß man zu Anfang nicht so recht, worauf man sich einlässt, man bekommt in den ersten Szenen eher den Eindruck eines Abenteuerhörspiels. Doch im Laufe der Zeit kommen noch mysteriöse Science Fiction-Elemente mit ein, sodass die ganze Szenerie ein wenig an die Ttania-Umsetzung von H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ erinnert. Ein Konzept, das hier gut funktioniert und dem Hörer zunächst so einige Rätsel aufgibt, denn im ersten Drittel ist nicht so recht klar, worum sich die Expedition eigentlich dreht. Sehr gut gefallen hat mir, dass Erklärungen des öfteren durch ein plötzliches Ereignis unterbrochen werden, das steigert die Dynamik der Folge deutlich. Und auch wenn alles klar scheint – die Folge hält noch einige Überraschungen bereit. Besonders als alle scher geglaubten Fakten in Frage gestellt werden, ist die Folge sehr reizvoll. Hier ist erneut ein unterhaltsames und spannendes Hörspiel entstanden, das mit vielen positiven Aspekten punktet.

Michael-Che Koch ist in der Hauptrolle des Justus Miles zu hören und gestaltet diese sehr lebendig und prägnant. Er kann die unterschiedlichen Stimmungen des gradlinigen Charakters sehr präzise und glaubhaft vertonen, besonders seine spätere Überraschung ist sehr gut umgesetzt. Ihm zur Seite steht Thomas Balou Martin, dessen volltönende Stimme als Rusty sehr gut zur Geltung kommt, er plaziert sich dabei als raubeiniger, aber sympathischer Genosse. Helmut Winkelmann bringt als Solino eine unheimliche Atmosphäre mit ein, besonders sein Bericht über die geheimnisvollen Köpfe ist sehr stimmungsvoll gelungen. Weitere Sprecher sind Matthias Lühn, Horst Naumann und Reinhilt Schneider.

Die ungewöhnliche Szenerie ist auch akustisch sehr gelungen umgesetzt, wie immer liegt der Fokus dabei meist auf der stilvollen musikalischen Untermalung. Die Dialoge und Erzähltexte werden dabei mit passenden Melodien untermalt und greifen dabei die jeweilige Szenerie gut auf. Auch die Geräusche sind treffend eingebaut und lassen die Dialoge lebendiger wirken.

Unheimlich grünlich schimmernd ist das Cover, das mit dem engen Säulengang perfekt zu der bereits bekannten Rahmen passt. Zwei Männer entdecken darauf die leuchtende Statue im Mittelpunkt, die mit ihrem diabolischen Gesicht und dem Löwenkörper einen gelungenen Eindruck von der Szene aus dem Hörspiel übermittelt. Ein sehr stimmiges und ansehnliches Titelbild!

Fazit: „Die Köpfe von Apex“ lässt lange Zeit offen, in welche Richtung es sich entwickelt und hält über die gesamte Laufzeit immer wieder neue Überraschungen bereit. Dabei verbinden sich verschiedene Elemente zu einem stimmigen Ganzen und entführen den Hörer in eine fremdartige und unheimliche Welt. Der Verlauf ist meist kurzweilig, das Finale spannend, die Charaktere gut gestaltet, sodass eine runde Produktion entstanden ist.

VÖ: 24. November 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5563-1


Gruselkabinett – 130. Der Wiedergänger



Erster Eindruck: Das Leben nach dem Tod...

Von Abenteuerlust getrieben bricht Peter Crane mit seinen beiden Freunden Kit und Gilbert in die eisigen Landschaften Labradors auf – und das trotz der Weissagung einer Zigeunerin, die ihm einen Tod auf einer weiten Reise prophezeit hat. Tatsächlich stürzt er schwer und kehrt nicht nach Hause zurück, und die Zurückgebliebenen haben jeder ihre eigene Art, um mit ihrer Trauer umzugehen...

In der 130. Folge des Gruselkabinetts präsentieren Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien einen sehr interessanten Genremix. Denn neben den natürlich vorhandenen unheimlichen und übernatürlichen Elemente kommen in der zweiten Hälfte noch Versatzstücke aus einem Krimi hinzu, die in Form eines eigens engagierten Privatdetektivs samt Assistentin eingebracht werden. Eine Mischung, die nicht gänzlich neu ist, hier aber eine gelungene Neuinterpretation erfährt, da sich alles trotz der Ermittlungen auf die Charaktere konzentriert. Der Beginn ist mit dem Aufbruch von Peter und seinen Freunden kurzweilig gestaltet, auch während ihrer Expedition durch die unwirtliche Gegend lernt man die Charaktere und ihre Beziehung zueinander sehr gut kennen. Nach dem Verschwinden von Peter kommen die ersten übernatürlichen Elemente mit ein, dabei kommen sowohl ein Ouija-Board als auch mehrere spiritistische Sitzungen vor, die Spannung wird so durchgängig hoch gehalten. Alles fügt sich stimmig zusammen und arbeitet auf eine ungewohnte Auflösung hin, in der ein weiterer Mord aufgeklärt werden muss. Die Rätsel verdichten sich immer weiter, es gibt widersprüchliche Aussagen, die sich dann aber in einer klassischen Zusammenkunft aller Beteiligten auflösen und überraschende Erkenntnisse zum Vorschein bringen. Eine sehr interessante Folge, die eine neue Facette in die Serie mit einbringt.

Sehr viele starke und tolle Stimmen sind hier zu hören, bis in die Nebenrollen wurden hier hervorragende Sprecher versammelt, unter ihnen Reinhilt Schneider, Jannik Endemann und Thomas Balou Martin. Horst Naumann hat als Benjamin Crane, der Vater des verschwundenen Benjamin, einige sehr prägnante Auftritte und kann die widerstrebenden Gefühle des Mannes sehr treffend inszenieren. Marie Bierstedt ist als Carly zu hören, ihre ebenso sanfte wie freundliche Stimme passt sehr gut zu der charmanten Rolle – keine Frage, dass auch sie sehr treffend die Emotionen der jungen Frau nach außen trägt. Dagmmar von Kurmin sorgt mit ihrer dunklen, rauen Stimme für viel Gruseleffekt in der Rolle des Mediums Madame Parlato, wobei die den Hörer mit der wabernden Atmosphäre einfängt und in ihren Bann zieht,

Es ist wieder diese ganz besondere Atmosphäre des Gruselkabinetts, die dem Hörer hier geboten wird. Von Anfang an ist die Musik ein fester Bestandteil der Handlung und prägt die einzelnen sind mit jeweils passenden Melodien. Dabei kommen die Szenen in den eisigen Labradors eine besonders dichte Stimmung auf, während auch die übernatürlichen Momente mit Ouija-Board und Seance intensiv zur Geltung kommen.

Eben so eine Seance ist auch auf dem Cover abgebildet, das Medium Madame Parlat wirkt mit der geraden Haltung und dem altertümlichen Kostüm auf ihrem hohen Stuhl sehr edel, auch die beiden Männer sind in zu der Zeit passenden Kleidung abgebildet. Doch im Mittelpunkt steht das Gesicht von Peter Crane, das geisterhaft über den Teilnehmern schwebt und sehnsüchtig auf diese herunterblickt – sehr ansehnlich!

Fazit: Mir gefällt die hier dargestellte Kombination aus vielen unheimlichen und einigen Krimi-Elementen, die im Laufe der Zeit immer mehr Fragen aufwirft. Die Szenerie ist dicht, die Auflösung ungewöhnlich und überraschend. Das wirkt alles stimmig und unterhaltsam, zumal auch die Umsetzung wie immer sehr stimmungsvoll und mit starken Sprechern gelungen ist.

VÖ: 24. November 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5562-4


Gruselkabinett - 129. Manor



Erster Eindruck: Intensive Liebesgeschichte auf den Faröer Inseln

Als Har mit seinem Vater nahe den Faröer Inseln mit einem kleinen Boot zum Fischen ausfährt, zieht ein starker Sturm auf, sodass sich Har nicht mehr halten kann und in die eisigen Fluten stürmt. Immer weiter treibt er ab, doch auf einer nahe gelegenen Insel sieht Manor ihn im Wasser treiben und springt zu seiner Rettung ins Wasser. Schnell fassen die beiden jungen Männer tiefe Zuneigung zueinander, doch die gemeinsamen Zukunftspläne entwickeln sich ganz anders als erwartet...

Dass „Manor“ von Titania Medien Ende Oktober erscheint, dürfte kein Zufall sein, denn zur Eröffnung der dunklen Jahreszeit kann man sich wohl noch besser in die Szenerie der nebelverhangenen Faröer Inseln hineinversetzen. Tatsächlich wird die Atmosphäre äußerst gut transportiert und mit intensiven Beschreibungen immer weiter verstärkt, wozu auch der Einsatz des Erzählers beiträgt. Dieser ist recht häufig im Einsatz und rahmt die Dialoge ein, was sehr stimmig geraten ist. Die Geschichte konzentriert sich zunächst auf die zärtliche Liebe zwischen Har und Manor, die sich von Anfang an sehr zugetan sind, doch mit der Landung eines Walfängers ändert sich die Handlung deutlich. Es dauert etwas, bis erste übernatürliche Elemente einschleichen, wobei diese auch einen sehr wildromantischen Anklang haben. Das ist sehr unterhaltsam erzählt und wird mit mystischen Elementen angereichert, wie der weisen Frau mit ihren Runensteinen. Intensität und Dramatik nehmen innerhalb der 47 Minuten immer weiter zu, die Betonung auf die Gefühle von Har hat mir dabei besonders gut gefallen – besonders beim traurigen Finale. Schön, dass dabei der leise Grusel dennoch nicht zu kurz kommt.

Peter Weis ist ein hervorragender Erzähler für diese Geschichte, seine raue Stimme passt nicht nur bestens zu der Stimmung dieser Folge, seine Sprechweise ist auch sehr intensiv und lebendig. Tom Raczko hat mir in der Rolle des Har ebenfalls sehr gut gefallen, sein sehnsuchtsvolles Verlangen nach Manor und die tiefe, unerschütterliche Liebe werden von ihm sehr gut dargestellt, wobei er in der letzten Szene absolut fantastisch ist. Louis Friedemann Friese wird ihm als Manor zur Seite gestellt, der einen sehr guten Eindruck hinterlässt und sich sehr gut an die Atmosphäre der Handlung anpasst. Weitere Sprecher sind Monica Bielenstein, Dagmar von Kurmin und Timmo Niesner.

Die Szenerie ist eine ganz andere als sonst, sodass das Team von Titania Medien hier neue Wege beschreiten konnte. Zwar gibt es natürlich immer noch die sehr dichte und atmosphärische Musik, die alles unterlegt, aber eben auch sanftes Wellenrauschen und andere maritime Klänge, sodass die kühle Stimmung auf den Faröer Inseln sehr intensiv zur Geltung kommt.

Das Cover zeigt die beiden Hauptfiguren Har und Manor in zärtlicher Verliebtheit, die Augen leicht geschlossen, die Hand des einen auf der Schulter des anderen, was einen sehr romantischen Eindruck hinterlässt. Im gelungenen Kontrast zu den warmen Farben ihrer Körper ist der Hintergrund im kühlen Blau gehalten, was zudem die Stimmung des Hörspiels gut wiedergibt.

Fazit: Diese Geschichte hat einen sehr romantischen Anklang und erzählt eine intensive Liebe zwischen zwei Menschen, spart aber später auch nicht mit langsam aufkommendem Grauen und einigen sehr packenden Szenen. Mystisch und dramatisch endet das Hörspiel, in das ich mich völlig fallen lassen konnte. Sehr hörenswert!

VÖ: 26. Oktober 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5561-7


Gruselkabinett – 128. Der Streckenwärter



Erster Eindruck: Einsames Zwiegespräch

Als ein Reisender im viktorianischen England einen Streckenposten der staatlichen Eisenbahn in den Bergen entdeckt, ist sein Interesse geweckt. Doch schon als er dem Streckenwärter einen freundlichen Gruß zuruft, wirkt dieser zu Tode erschrocken. Dennoch freunden sich die beiden Männer an, und bald beginnt der Streckenwärter, seine Geschichte zu erzählen...

Charles Dickens ist zwar immer noch ein sehr bekannter und beliebter Schriftsteller, doch im Gruselkabinett von Titania Medien würde man ihn dennoch nicht unbedingt erwarten. Stephan Bosenius und Marc Gruppe haben als 128. Folge „Der Streckenwärter“ von Dickens ausgesucht und zeigen, was eine durchaus gruselige und stimmungsvolle Atmosphäre erzeugen kann. Dabei sind gar nicht mal so viele Entwicklungen eingebaut, die Gespräche zwischen dem namenlosen Reisenden und dem ebenso namenlosen Streckenwärter sind immer im Fokus. Zwar werden schnell einige unheilvolle Andeutungen gemacht, die den Hörer für die Geschichte einnehmen können, doch der Dialog der beiden entwickelt sich langsam und lässt die einzelnen Komponenten viel Raum, um sich zu entfalten. Nur langsam kommt der Hörer hinter den eigentlichen Grusel der Folge, durch einige Unterbrechungen des Reisenden während des Gespräches ist das Tempo auch hier eher gedrosselt. Zum Finale hin steigert sich dann die Spannung, wobei immer noch vieles im Unklaren gelassen wird, sodass viel Mystik im Raum stehen bleibt. Vielleicht nicht die einprägsamste Folge der Serie, aber stimmig und konsequent erzählt.

Gerade einmal vier Sprecher sind in dieser Produktion zu hören, wobei Rolf Berg und Timmo Niesner nur kleine Nebenrollen haben, die sie aber sicher und eingängig gestalten. Matthias Lühn hat als Reisender jedoch den weitaus größten Teil, da er auch die Erzähltexte übernimmt. Mit seiner markanten und facettenreichen Stimme kann er dabei durchweg überzeugen und zeichnet den Spannungsbogen der Handlung gekonnt nach. Bodo Primus ist als Streckenwärter zu hören, von der zurückhaltenden Distanziertheit, die wohl sein Berufsstand mitbringt, bis hin zum absolutes Grauen kann er immer eine glaubhafte und intensive Sprechweise präsentieren.

Akustisch ist wieder eine gekonnte Leistung abgeliefert worden, wobei sich diese wie auch die Handlung etwas zurückhält. Doch die eingebauten Melodien sorgen auch hier für eine stimmige Atmosphäre und begleiten die Dialoge auf intensive Weise, während die Geräusche der heran rauschenden Bahnen sehr präsent wirkt und immer wieder für Aufsehen sorgt.

Ertugrul Edirne hat ein phantastisches Cover für dieses Hörspiel erstellt, dass nicht nur mit seiner intensiven Farbgebung überzeugt. Denn wie die Rauchwolken der Dampflokomotive, die gerade aus dem Tunnel fährt, in einen Totenkopf übergeht, ist sehr reizvoll dargestellt. Dazu passend ist natürlich wieder das typische Säulendesign der Serie, während auf der Rückseite die Fotos der beiden Hauptsprecher zu sehen sind.

Fazit: Diese Folge vom Gruselkabinett ist sehr ruhig erzählt, sodass man nur langsam an die Hintergründe herangeführt wird. Dabei wird jeder Moment sehr gelungen ausgekostet und das Tempo dementsprechend reduziert. Der ganz große Schrecken kommt dabei zwar nicht auf, aber die Einsamkeit und der immer fahriger wirkende Streckenwächter sorgen für intensiven Ausdruck.

VÖ: 26. Oktober 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5560-0


Gruselkabinett – 127. Die Fakten im Fall Valdemar



Erster Eindruck: Dem Tode so nahe...

Dr. Pelham entdeckt in den Forschungen um den Magnetismus eine Lücke, denn noch nie wurde ein Sterbender in Hypnose versetzt. Als ein Freund des Doktors, Ernest Valdemar, an Tuberkulose erkrankt und kurz vor dem Tod steht, willigt er in das Experiment ein. Doch zuvor muss er sich noch eine schreckliche Tat von der Seele reden...

Mit „Die Fakten im Fall Valdemar“ haben Marc Gruppe und Stephan Bosenius eine weitere Geschichte vom Grusel-Altmeister Edgar Allan Poe in das Gruselkabinett aufgenommen. Doch wie schon bei „Die Maske des roten Todes“ und „Die Grube und das Pendel“ wurde eine zweite Geschichte in die Handlung mit eingeflochten. Hierbei handelt es sich um „Das verräterische Herz“, das von der Titelgeschichte eingerahmt wird. Dieses Zwischenspiel transportiert eine ganz andere Stimmung als „Die Fakten im Fall Valdemar“ und ergänzt dieses sehr gut, zumal die Atmosphäre dabei auch sehr dicht ist. Zwar ist das Umschwenken des Hauptcharakters in der letzten Szene vielleicht etwas zu plötzlich geraten, aber die bedrohliche und makabre Stimmung haben mir sehr gut gefallen. Der Hauptteil hat durch den finsteren Plan von Dr. Pelham gleich einen sehr unheimlichen Touch, der sich immer weiter zu steigern weiß. Denn auch nach der Hypnose im zweiten Teil ist die Folge noch nicht vorbei, dieser Zustand wird in einigen sehr unheimlichen und eindringlichen Szenen beschrieben, die einem wahrlich Gänsehautschauer über den Rücken laufen lassen. Wahrlich beeindruckend!

Rolf Berg sorgt als Ernst Valdemar für genau diese Momente. Auch anfangs spricht er die Rolle schon sehr präzise und mit einem passenden Sinn für Dramatik, doch in den letzten Szenen lässt er seine Stimme zu einem unheimlichen Röcheln und Krächzen werden. Helmut Winkelmann ist als Dr. Pelham auch sehr gut besetzt, er sorgt für die passende Dynamik und bringt die Hypnose-Szene sehr treffend herüber. Peter Weis ist in der Geschichte um das verräterische Herz als alter Mann im Einsatz und wirkt dabei sehr präsent und eingängig. Das Sprecher-Sextett wird durch Tom Raczko, Dagmar von Kurmin und Louis Friedemann Thiele ergänzt.

Wo einige andere Gruselkabinett-Folgen romantisch angehaucht oder sogar etwas verspielt wirken, ist davon in dieser Folge rein gar nichts zu spüren. Von Anfang an breitet sich eine sehr düstere und bedrohliche Szenerie aus, die durch die leise, aber sehr geschickt eingesetzte Musik erzeugt wird. Gemeinsam mit der Handlung steigert sich auch die akustische Gestaltung immer weiter und ist am Ende extrem inständig.

Die Szene der Hypnose ist auch auf dem Cover zu sehen, das mit seinen düsteren Orange-Tönen ebenso beklemmend wirkt wie die Handlung. Dr. Pelham sitzt darauf auf einem ausladenden Himmelbett mit erhobenen Armen, während Ernest Valsemar mit weit aufgerissenen Augen und eingefallenem Gesicht darauf liegt. Ergänzt durch ein Spiel von Licht und Schatten ist so ein sehr ansehnliches Titelbild entstanden.

Fazit: Die beiden Geschichten von Edgar Allan Poe sind sehr gekonnt miteinander verknüpft und wirken, als würden sie schon immer zusammen gehören. „Das verräterische Herz“ ist sehr eindringlich erzählt und setzt den Fokus auf den sich steigernden Wahnsinn, während „Der Fall Valdemar“ unglaublich unheimlich und düster die Grenze zwischen Leben und Tod auslotet, was herausragend inszeniert wurde.

VÖ: 29. September 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5559-4


Gruselkabinett – 126. Kalte Luft



Erster Eindruck: Ein eisiger Hauch...

James Russel hat in New York endlich ein annehmbares möbliertes Zimmer gefunden, dass in einem hübschen, wenn auch etwas verwahrlosten Haus liegt. Der überraschend niedrige Preis weckt zwar sein Misstrauen, dennoch entscheidet er sich, bei der spanischen Vermieterin Senora Herrero einzuziehen. Als nur wenig später ein starker Ammoniakgeruch sein Zimmer durchdringt, macht er die Bekanntschaft seines Nachbarn, des geheimnisvollen Doktor Munoz'...

H.P. Lovecraft ist einer der festen Autoren, dessen Geschichten seit Jahren immer wieder im Gruselkabinett von Titania Medien auftauchen. Auch die 126. Folge stammt aus seiner Feder, dreht sich aber weniger um aufkeimenden Wahnsinn oder eine skurrile Szenerie, sondern hat einen ganz anderen Ansatzpunkt. In einer für die Serie typischen Introszene mit einem kleinen, stimmungsvollen Monolog der Hauptfigur geht es zunächst recht beschaulich zu, de Einzug von James in das alte Haus mitten in New York wird ausführlich beschrieben. Richtig los geht die Handlung erst, als Doktor Munoz kennenlernt und sich mit ihm anfreundet. Die kalte Luft, die in seinem Zimmer herrscht und durch aufwändige Technik erzeugt wird, ist der erste Stolperstein, bei dem der Hörer merkt, dass etwas nicht stimmt – und der wichtigste, wie schnell immer klarer wird. Immer wieder schleichen sich unheilvolle Anmerkungen ein, die sich im Laufe der Folge verdichten und zu einem dramatischen Finale führen. Es gibt keine wirkliche Handlung, die Folge konzentriert sich voll auf die Freundschaft der ungleichen Männer und das Geheimnis, das Doktor Munoz umgibt. Sehr gut gefallen hat mir, dass davon auch nicht alle Details aufgedeckt werden, sondern vieles im Dunkeln und Unklaren bleibt.

Es sind gerade einmal vier Sprecher, die für dieses Hörspiel notwendig sind, und allesamt machen ihre Sache ganz hervorragend. Allen voran Timmo Niesner, der die Hauptrolle des James Russell übernimmt und damit auch den Part des Erzählers übernimmt. Sein Klang nimmt dabei ganz unterschiedliche Farben an und zeichnet die Dynamik der Folge gut nach. Peter Weis ist als Doktor Munoz zu hören, mit rauer und kratziger Stimme lenkt er viel Aufmerksamkeit auf die Figur, toll auch die Dringlichkeit, die er am Ende an den Tag legt. Monica Bielenstein bringt die Vermieterin Senora Herrero mit glaubhaften spanischem Akzent und selbstbewusstem Auftreten, während Tim Raczko ihren Sohn locker und etwas rotzig wirken lässt.

Die Geschichte ist recht ruhig erzählt, sodass auch die akustische Umsetzung eher zurückhaltend klingt. Dabei wird viel Wert auf stimmungsvolle Melodien gelegt, die sich sehr gut um die Dialoge und Erzähltexte legt und dabei die Atmosphäre der Geschichte gekonnt einfängt. Da passt alles nahtlos ineinander und sorgt für das typische Feeling der Serie.

Es ist eine der letzten Szenen, die auf dem Cover dargestellt ist. James kippt darauf einen Eimer mit Eis auf seinen Freund, der in einer Wanne vor ihm liegt, das Gesicht stark gealtert und eingefallen. Der Zeichenstil von Ertugrul Edirne fängt auch diese Szenerie gekonnt ein, sodass ein weiteres Schmuckstück in der Covergalerie des Gruselkabinetts entstanden ist.

Fazit: „Kalte Luft“ punktet nicht durch Blutrünstigkeit oder eine temporeiche Handlung, sondern konzentriert sich voll auf die langsame Erweiterung des Geheimnisses, das der freundliche alte Mann verbirgt. Das ist sehr dicht umgesetzt und endet in einem intensiven Finale, welches glücklicherweise nicht alle Einzelheiten aufdeckt, sondern vieles im Verborgenen lässt.

VÖ: 29. September 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5558-7


Gruselkabinett – 124. / 125. Der Krieg der Welten



Erster Eindruck: Ein packende und wahrlich grandiose Umsetzung des Klassikers

Als im Londoner Observatorium seltsame Vorgänge beobachtet werden, vermutet nur der Astronom Mr. Ogilvy eine Gefahr, auf Unterstützung seitens der Regierung kann er nicht hoffen. Doch als kurze Zeit später erste Einschläge auf der Erde stattfinden und den Raumkapseln riesige Kampfmaschinen entsteigen, versinkt die Welt in einem Inferno...

„Der Krieg der Welten“ ist die wohl bekannteste Geschichte von H.G. Wells, wohl auch wegen des Mythos um das Radiohörspiel, das eine Massenpanik ausgelöst haben soll. Kurz nachdem die Rechte an seinen Werken freigegeben wurden, hat Titania Medien die Geschichte nun für das Gruselkabinett vertont – und das sehr nah an der Originalvorlage. Der Science Fiction-Anteil wird dabei ziemlich zurückgefahren: Zwar gibt es natürlich einige Szenen, in denen die Angriffe der Marsianer heftig dargestellt werden, doch die Handlung konzentriert sich eher auf Julian, die Hauptfigur der Geschichte, der sich in all den Wirren, den Chaos und der Bedrohung zurechtfinden und seine Familie suchen muss. Es sind die Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Charakteren, die davon in Erinnerung bleiben, aber auch die Angst, Verzweiflung und Resignation. Die Wucht der Gefühle kommt dabei ungefiltert beim Hörer an und steigert sich über die zwei CDs mit über 100 Minuten Laufzeit immer mehr. Besonders beeindruckt haben mich dabei die Szenen mit dem namenlosen Hilfsprediger und seiner sehr wankelmütigen Verfassung, wobei einige klaustrophobische Momente noch einmal hervorstechen. Die Dynamik der Handlung ist herausragend, brutale und erschreckende Gewaltszenen der riesigen Kampfroboter stehen leise, emotionale Momente gegenüber. Und auch die Figur des Julian ist äußerst reizvoll – er nicht nicht der große Held, der die entscheidende Wendung herbeiführt, sondern eher ein Beobachter, der sieht, wie seine Welt in Trümmer zerschlagen wird. Eine grandiose Umsetzung, auf den Punkt gebracht und sehr mitreißend inszeniert.

Die Wucht des Hörspiels wird durch die hervorragenden Sprecher noch einmal verstärkt, wobei mit erstaunlich wenigen Rollen eine sehr eindringliche und vielseitige Atmosphäre geschaffen wurde. Im Mittelpunkt macht sich das Engagement von Theaterschauspieler Bruno Winzen mehr als bezahlt. Er versteht es, seiner Stimme sehr punktgenau verschiedene Facetten zu verleihen, Angst und Schrecken ganz nah an den Hörer heranzutragen und die Stimmung immer weiter zu verdichten. Thomas Balou Martin ist in der Rolle eines Artilleristen zu hören, passt ganz wunderbar in die düstere Szenerie und schafft es schnell, mitzureißen und zu fesseln. Auch Tom Raczko hat mit außerordentlich gut gefallen, den erst leisen und unterdrückten, später immer stärker werdenden Wahnsinn seiner Figur zeichnet er sehr lebendig mit seiner Stimme nach. Weitere Sprecher sind Georg Tryphon, Detlef Bierstedt und Kathryn McMenemy.

Das Team von Titania Medien stand hier vor einer ganz neuen Herausforderung, Hörspiele mit einem derart hohen Science Fiction-Anteil und heftigen Schlachten standen bisher nicht so oft an. Gelöst wurde dies extrem stimmig, indem die Geräusche auch mal ungewohnt laut sein dürfen, das Hörspiel aber eben nicht dominieren, sondern sehr gut plaziert wurden. Die Musik ist ebenfalls wieder sehr dicht und feinmaschig, sodass sich alles sehr gut zusammenfügt.

Wie alle Zweiteiler des Gruselkabinetts befinden sich auch diese beiden CDs in separaten Hülle mit jeweils einem eigenen Titelbild, beide sind zudem in einem hübschen Pappschuber untergebracht. Zu sehen sind zwei ganz unterschiedliche Szenerien aus dem Hörspiel, einmal der direkte Angriff der dreibeinigen Kampfmaschinen, deren Hitzestrahlen London mit Big Ben im Hintergrund rot färben. Zum anderen ein Blick auf die halb zerstörte Stadt, die in Trümmern liegt und mit seiner graülichen Farbgebung den trostlosen Charakter dieser Szenen zugänglich macht.

Fazit: Das wohl bekannteste Werk von H.G. Wells ist in einer herausragenden Umsetzung zu hören, bei dem die Essenz des Romans herausgekitzelt wurde. Die dynamischen Verläufe, die packende Umsetzung, die sehr treffend dargestellten Charaktere und die sehr reizvolle Handlung vereinen sich zu einem herausragenden Hörspiel. Chapeau, meine Herren!

VÖ: 25. August 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5457-3

Gruselkabinett – 123. Die Zeitmaschine



Erster Eindruck: Der Blick in die Zukunft

Bei einer wissenschaftlichen Diskussion zwischen drei befreundeten Forschern entbrennt eine Auseinandersetzung um die vierte Dimension, die Zeit. Dabei überrascht der Gastgeber seine Gäste, indem er ihnen von einer selbst gebauten Zeitmaschine erzählt. Zunächst wird noch an seinen Aussagen gezweifelt, doch dann beginnt der Zeitreisende von der weit entfernten Zukunft zu berichten...

Die Zeit von H.G. Wells ist beim Gruselkabinett gekommen, 2017 erscheinen gleich mehrere Geschichten des bekannten Science Fiction-Autors. „Die Zeitmaschine“ dürfte zu seinen bekanntesten Erzählungen zählen und ist als 123. Folge der Reihe vertont worden und ist lange Zeit recht verhalten. Das Intro ist recht lang und geprägt von vielen Diskussionen der drei Wissenschaftler, die die Handlung nur langsam voranbringen. Bis der Bericht von der Zeitreise beginnt, vergeht also etwas Zeit, und auch dann kommt die Handlung nicht richtig in Schwung, weil viel aus der Sicht des Zeitreisenden im Monolog erzählt wird. Die fremdartige Welt, in die er eintaucht, wird erst nach und nach richtig lebendig. Dann konnte mich die Erzählung aber auch völlig gefangen nehmen, wozu auch die faszinierende Weena beigetragen hat, die für den namenlosen Zeitreisenden schnell eine wichtige Bezugsperson wird. Nur langsam schleicht sich dann ein Gruselfaktor ein, indem die Schrecken der Welt und deren Hintergründe aufgedeckt werden. Ein recht kleiner Teil des Ganzen, der aber sehr gut gelungen und am Ende sehr spannend erzählt wird. Das Ende wird dann wieder recht ruhig und mit einigen fast schon philosophischen Gedanken erzählt, bleibt aber offen und lässt das Schicksal des Zeitreisenden offen, was zusätzlich zum Nachdenken anregt. Mir gefällt die Atmosphäre der Folge, auch wenn hier anfangs zu viel Zeit gebraucht wird, um auf den Kern der Geschichte zu kommen.

Vielleicht stellt sich bei dieser Folge eine bestimmte Frage noch etwas mehr: Was erwarte ich von einem Hörspiel? Zugegeben, wer puren Grusel erwartet, wird hier nicht fündig, und auch eine bis ins Detail vollständige Umsetzung von Buchvorlage oder Film ist hier nicht entstanden. In meinen Augen macht das aber gar nichts, da mir die Stimmung und die akustische Gestaltung sehr gut gefällt, die Sprecher sind richtig gut besetzt, und auch wenn keine Hochspannung aufkommt, ist alles unterhaltsam erzählt. Und so ist in meinen Augen eine allzu negative Bewertung nicht gerechtfertigt, die vielleicht aus der eigenen Enttäuschung in einem der oben genannten Punkte resultiert. Denn bei nochmaliger Betrachtung oder dem direkten Vergleich mit nicht so hochwertig produzierten Hörspielen ist ein völliger Verriss einfach nicht stimmig.

Sascha von Zamelly ist als Zeitreisender die zentrale Figur dieser Folge und füllt diese mit seiner akzentuierten und eingängigen Sprechweise sehr gut aus und kann so eine dichte Atmosphäre schaffen. Annina Braunmüller-Jest ist in der Rolle der Weena in der Zukunft zu hören und setzt ihren sanften Klang auch hier wieder sehr gekonnt ein, um eine faszinierende Persönlichkeit zu schaffen. Claus Thull-Emden hat mir als Filby auch sehr gut gefallen, er nimmt anfangs die Rolle des Zweiflers ein und kann den später empfundenen nachdenklichen Schrecken sehr gut widerspiegeln. Weitere Sprecher sind Matthias Lühn, Marianne Mosa und Johannes Bade.

Das Gruselkabinett steht auch für ein ganz bestimmtes Klangbild, welches natürlich auch hier wieder Anwendung findet. Wie die Geschichte ist der Start auch dabei recht ruhig, erst später schleichen sich auch orchestrale Melodien ein. Besonders auffällig ist dies in den dramatischeren Momenten gegen Ende, bei denen beispielsweise die Blechblasinstrumente auch mal richtig auffahren dürfen.

Sehr ansprechend ist auch das Cover zur Folge gelungen, dass dem Betrachter einen Einblick in die dystopische Welt, die Wells beschrieben hat. Im Mittelpunkt steht dabei die riesige Statue, die an eine Sphinx erinnert, aber auch die fast weißhaarigen Menschen und nicht zuletzt die detailreich gezeichnete Zeitmaschine ergeben ein anziehendes und sehr gelungenes Titelmotiv.

Fazit: Auch wenn sich diese Folge des Gruselkabinetts nur sehr langsam aufbaut, kann die düstere Erzählung mit der erschreckenden Zukunftsvision schnell eine dichte Atmosphäre aufbauen. Das Kernstück kommt dabei fast etwas zu kurz, strahlt aber auch bis ins ruhig erzählte Ende hinein und hinterlässt einige nachdenkliche Momente.

VÖ: 30. Juni 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5455-9


Gruselkabinett – 122. Die Insel des Dr. Moreau



Erster Eindruck: Horror auf abgelegener Insel

Edward Prendick treibt nach einem Schiffsunglück lange Zeit mit einer kleinen Gruppe an Überlebendem auf dem offenen Meer, ihr baldiger Tod scheint bevorzustehen. Doch nach einer heftigen moralischen Auseinandersetzung verlässt Edward die Gruppe und wird von einem Schiff aufgenommen. Das Ziel ist die Insel des Dr. Moreau, der eine neue Ladung an Tieren für seine Experimente erwartet...

H.G. Wells ist insbesondere für seine Science Fiction-Romane bekannt, hat aber auch andere Genres bedient, so ist „Die Insel des Dr. Moreau“ eine Mischung aus Abenteuer- und Horrorelemente. Der Roman wurde nun auch von Titania Medien für das Gruselkabinett vertont und ist dort als 122. Folge erschienen. Die sehr reduzierte Rahmenhandlung mal außer acht gelassen, in der der Neffe des Hauptcharakters Edward eine kurze Einleitung spricht, wird direkt zu Beginn eine düstere Szenerie heraufbeschworen. Die Diskussionen der Schiffbrüchigen nehmen eine ebenso unerwartete wie schreckliche Wendung – doch dies ist nicht mehr als ein Intro, das die spätere Handlung nicht weiter beeinflusst, aber dennoch sehr prägnant umgesetzt wurde. Doch direkt auf dem Schiff, das zur Insel des Dr. Moreau fährt, wird eine dichte Atmosphäre erzeugt, indem ein missgestalteter Diener und einige mysteriöse Andeutungen viele Fragen aufwerfen. Diese Szenerie verdichtet sich dann immer mehr, Edward wird von schrecklichen Schreien geplagt, die über die Insel schallen, und erfährt so langsam die Wahrheit hinter der Abgeschiedenheit des Doktors. Das ist sehr unheimlich und düster, gerade die Offenbarungen des Dr. Moreau haben mich dabei vollkommen überzeugt und viele moralische Fragen aufgeworfen.

Louis Friedemann Thiele zeichnet in der Rolle des Edward Pendrick den Spannungsbogen der Geschichte sehr gekonnt nach. Schrecken, Unverständnis und pure Panik setzt er sehr gekonnt um und verleiht der Handlung etwas sehr Nahbares. Lutz Riedel ist in der Rolle des Dr. Moerau bestens besetzt, in seine Stimme schleicht sich mehr und mehr ein diabolischer Klang ein, besonders gegen Ende spielt er die ganze Stärke der Figur aus. Claus Thull-Emden überzeugt in der Rolle des M'ling mit einer sehr ausdrucksstarken Sprechweise und erreicht damit einen einprägsamen Auftritt. Weitere Sprecher sin Horst Naumann, Detlef Bierstedt und Rainer Gerlach.

Auch bei dieser Umsetzung beweist Titania Medien wieder einmal, dass sie unglaublich dichte und aufreibende Szenerien schaffen können. So bekommt jede Szene eine eindringliche Atmosphäre verpasst und kommt so gut zur Geltung, wobei sich die akustische Gestaltung parrallel zru Handlung steigert. Besonders die dramatischeren Szenen sind sehr mitreißend umgesetzt worden.

Die tiefrote Grundfärbung des Cover fällt direkt ins Auge und zeigt neben der titelgebenden Insel samt Palmen und Sonnenuntergang auch das verzerrte Gesicht eines Tiermenschen, dessen gelbliche Augen von Schmerzen und Pein geprägt sind. Sehr ansprechend, zumal die gewählte, collagenartige Optik an ein altes Filmplakat erinnert.

Fazit: Schon gleich zu Beginn wird hier eine dichte Atmosphäre geschaffen, die sich im Laufe der fast 80 Minuten immer weiter steigert. Die Schrecken, die die Insel im Laufe der Zeit offenbart, werden sehr intensiv dargestellt und stellen wie nebenbei einige moralische Fragen. Wieder eine starke Folge des Gruselkabinetts.

VÖ: 26. Mai 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5451-1


Gruselkabinett – 120./121. Der Unsichtbare



Erster Eindruck: Ein geheimnisvoller Besucher...

In dem Gasthaus von Janny Hall und ihrem Gatten George ist gerade nicht viel los, sodass sie sich sehr über die Ankunft eines neuen Bewohners freuen, selbst wenn dieser nicht nur äußerst unfreundlich ist, sondern auch sein Gesicht immer unter Bandagen verbirgt. Janny möchte unbedingt hinter sein Geheimnis kommen, doch der Fremde ist äußerst misstrauisch und blockt jeden Versuch der Kontaktaufnahme rigoros ab...

H.G. Wells hält nun auch Einzug in das Gruselkabinett von Titania Medien, gleich mehrere Folgen hintereinander werden von dem bekannten Science Fiction-Autoren stammen. Den Auftakt macht der Zweiteiler „Der Unsichtbare“, eines seiner bekanntesten Werke. Dem Hörer ist dabei schon allein wegen des Titels klar, was es mit dem geheimnisvollen Besucher in dem kleinen Ort auf sich hat, für dessen Bewohner ist seine Person jedoch ein großes Mysterium. So wird erst gegen Ende der ersten CD sein Geheimnis gelüftet, bis dahin wird jedoch viel Atmosphäre aufgebaut, nicht nur, was die herrische und unsympathische Art des Unsichtbaren angeht, sondern auch die anderen Charaktere werden sehr gut vorgestellt. Die mütterliche und resolute Janny, der neugierige Vicar, der trickreiche Arzt – alle bekommen eine eigene Ausstrahlung verpasst und sorgen so für einen kurzweiligen Verlauf. Auch dort ist es schon sehr rätselhaft dargestellt, was es mit dem Unsichtbaren auf sich hat, in der zweiten Hälfte wird die Konzentration völlig auf ihn gelegt – und das mit einem sehr gelungenen Kniff, denn von nun an wechseln Charaktere und Schauplätze des öfteren, und auch einige Rückblenden sind zu hören. So wird langsam ein komplettes und sehr stimmiges Bild des Unsichtbaren zusammengesetzt, das nicht nur einfach so aus der Luft gegriffen scheint, sondern auch im Hintergrund seine bisherigen Lebens eingeordnet wird. Und auch der Gruselfaktor ist nicht zu unterschätzen, denn das plötzliche Auftauchen der Hauptfigur wird immer wieder sehr gekonnt in Szene gesetzt, und gerade die letzten Momente des Hörspiel zehren von einer sehr dichten und unheimlichen Stimmung.

Simon Böer ist in der Hauptrolle des Unsichtbaren zu hören, er lässt seine Stimme sehr abweisend und kühl klingen, schafft dem Zuhörer im weiteren Verlauf aber immer wieder kurz Zugang zu seiner Gedankenwelt und schafft so einen umfassend beschriebenen und sehr starken Charakter, der das Geschehen mühelos vorantreibt. Marianne Mosa hat mich in der Rolle der Wirtin Janny ebenfalls überzeugt, mit ihrer freundlichen und neugierigen Art ist sie einem sofort symphatisch, sodass die ersten Szenen noch kurzweiliger wirken. Dr. Kemp, dem im weiteren Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle zukommt, wird von Michael-Che Koch gesprochen. Sein markanter Klang kommt dabei sehr gut zur Geltung, zumal er die Spannung noch weiter steigern kann. Weitere Sprecher sind Bodo Primus, Lutz Reichert und Lutz Riedel.

Auch akustisch hat Titania Medien wieder eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen, die die Szenerie sehr gut unterstützt. Die Musik setzt immer wieder Akzente und betont die besonders dramatischen Szenen, während die sehr gut eingefügten Geräusche für sehr glaubhafte und intensive Momente sorgen. Auch der Spannungsbogen der Handlung wird gekonnt nachgezeichnet.

Die beiden CDs finden sich – wie immer bei den Doppelfolgen der Serie – jeweils in einer einzelnen Hülle wieder, die zusammen in einem hübsch gestalteten Pappschuber untergebracht sind. Das eine Cover zeigt den Unsichtbaren in der Tür des Gasthauses, vermummt und beeindruckend steht er dort mit wehendem Mantel. Auf dem anderen Titelbild ist eine weitere Szene aus dem Hörspiel zu sehen und zeigt ein Experiment, das sehr detailreich gezeichnet wurde.

Fazit: Der erste Zweiteiler des Gruselkabinetts nach einem Roman von H.G. Wells ist sehr gelungen inszeniert und entfaltet bald eine sehr dichte Stimmung. Der erste Teil widmet sich sehr den Charakteren, während der zweite Teil verschiedene Episoden aus dem Leben des Unsichtbaren zum Thema hat und diese sehr intensiv umsetzt. Ein hörenswertes und sehr atmosphärisches Hörspiel.

VÖ: 26. Mai 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5448-1



Gruselkabinett – 118. / 119. 20.000 Meilen unter dem Meer



Erster Eindruck: Eine Reise in die Tiefe...

Die Berichte über ein riesiges Seeungeheuer, das schon zahlreiche Schiffe zum Untergang gebracht haben soll, reißen nicht ab und faszinieren auch den Meeresbiologen Prof. Pierre Aronnax. Dieser glaubt jedoch nicht so recht an ein mystisches Wesen und begibt sich mit seinem treuen Begleiter Conseil auf eigene Faust auf die Suche nach dem angeblichen Untier...

Jules Vernes Stil wird wohl meist eher dem Genre Abenteuer oder Phantastik zugeordnet, sodass eine Aufnahme von „20.000 Meilen unter dem Meer“ in das Gruselkabinett von Titania Medien zunächst verwundern könnte. Doch dieser Effekt verliert sich schnell beim Hören der fast zweistündigen Produktion auf zwei CDs, denn die Anpassung an das Medium Hörspiel und die düster-bedrückene Stimmung des Originals kommen hier bestens zur Geltung, sodass trotz fehlender Vampire oder Werwölfe eine unheimliche Stimmung entsteht. Der Anfang ist sehr stimmig gelungen und führt dynamisch in das Thema der Folge ein, lässt sich Zeit, die Charaktere und deren Grundsituation vorzustellen. Mit dem Aufbruch auf die hohe See und den ersten merkwürdigen Ereignissen wird die Stimmung verdichtet und findet schließlich mit den Szenen unter dem Meer seinen Kern, der faszinierend und zunehmend auch erschreckend dargestellt wird. Die Handlung konzentriert sich immer weiter, sodass beispielsweise auf der zweiten CD nur noch vier Stimmen zu hören sind. Diese Reduziertheit an Schauplätzen und Charakteren ist sehr gelungen und steigert sich zu einem sehr gut erzählten Finale, die die Geschichte von Verne bestens zur Geltung bringt.

Jürgen Thormann ist in der Rolle des Professor Pierre Arronax zu hören, seine markante Stimme begleitet den Hörer durch das gesamte Hörspiel, da er auch die Erzähltexte übernimmt. Sehr ausdrucksstark und mit facettenreicher Stimme schafft er einen sehr präsenten Charakter. Julian Tennstedt ist als sein Diener Conseil zu hören, der eine dynamisch und glaubhaft spricht. Uli Krohm ist als Kapitän Nemo zu hören, eindringlich und sehr intensiv setzt er diesen interessanten Charakter um und steigert sich dabei immer weiter hinein. Weitere Sprecher sind Dietmar Wunder, Hans Bayer und Sascha von Zambelly.

Dass sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Stimmungen erzeugen können und dabei auch durchaus eine bedrückende Unterwasser-Szenerie heraufbeschöwren können, haben die Macher hinter dem Gruselkabinett schön öfters bewiesen. Und so kitzeln sie auch hier einiges aus der Geschichte heraus, setzen mit wuchtiger Musik oder einer passenden Geräuschkulisse immer wieder gekonnt Akzente.

Wieder sind die beiden CDs in einem Pappschuber untergebracht, haben aber beide ein eigenes Cover erhalten, dass ein und dieselbe Szenerie aus zwei verschiedenen Persepktiven zeigt – ein Haiangriff auf das riesige Unterseeboot, einmal im offenen Meer, einmal ein Blick aus dem Inneren heraus. Eine sehr gelungene Idee, die durch die zwei Stimmungen sehr gut funktioniert.

Fazit: Titania Medien haben hier bewiesen, dass auch diese Geschichte bestens in die Serie passt und präsentiere eine atmosphärisch sehr dichte Umsetzung, die die unheimliche Stimmung nach außen kehrt und mit viel Wucht und Ausdruck für zwei unterhaltsame Stunden sorgt. Besonders die zweite, sehr reduzierte Hälfte ist bestens gelungen.

VÖ: 18. November 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5384-2


Gruselkabinett – 117. Ewige Jugend



Erster Eindruck: Die Rückkehr der blutigen Adeligen

Emmerich Kemen, ein junger Gentleman und bisher in Frauendingen sehr unerfahren, lernt im Wien des Jahres 1611 die verwitwete, aber höchst attraktive Grafin Elisabeth Barthory kennen und ist sofort ihrem kühlen Charme und der jugendlichen Schönheit verfallen. Doch obwohl zahlreiche junge Damen zur Ausbildung auf das Schloss der Gräfin geschickt werden, gibt es Gerüchte, dass die Gräfin eine grausame Ader habe. Gerüchte, von denen sich Emmerich schon bald selbst überzeugen kann...

„Die Blutbaronin“ wurde bereits als 14. Folge des Gruselkabinetts von Titania Medien umgesetzt, die bekannte Schauergestalt hatte seitdem noch einige Auftritte in anderen Produkten. Doch in Folge 117 der Serie kehrt sie wieder zurück, in „Ewige Jugend“ wird der Mythos über die ewig junge und schöne Gräfin fortgesetzt, allerdings wird an einer ganz anderen Stelle angesetzt und erst einmal Emmerich Kemen als neue Hauptfigur vorgestellt. Dieser lernt schon nach einigen Minuten die dunkle Baronin kennen und ist ihr schnell verfallen, verbringt viel Zeit mit ihr und erfährt immer mehr von ihr. Die Handlung ist dabei eher gebremst und könnte in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, der Reiz ergibt sich aber aus etwas ganz anderem: Der düsteren Faszination, die von der Grausamkeit der Gräfin ausgeht. Das wird in ruhigen, ausführlichen Szenen erzählt und spart nicht an Details, und auch der Hörer kann sich dem kaum entziehen und ist erschrocken, abgestoßen und gebannt zugleich. Die wie immer exzellente Umsetzung sorgt für die typische, eindringliche Stimmung und rundet die unterhaltsame Geschichte gekonnt ab.

Patrick Beahr ist in der Rolle des Emmerich Kemen eine sehr gute Wahl und spricht den jungen Mann mit Leidenschaft und Energie, der anfangs unschuldige Gentleman lässt sich immer tiefer in die düstere Welt hineinziehen und kann dies auch mit seiner Stimme gekonnt ausdrücken. Arianne Borbach, die schon in „Die Blutbaronin“ einen Auftritt hatte, ist hier als Elisabeth Barthory zu hören, es ist erschreckend, wie kalt und abgeklärt sie ihre Stimme klingen lassen kann, damit sorgt sie für eine sehr unheimliche und eingängige Atmosphäre. Maximiliane Häcke hat als Isabella ebenfalls einen gelungenen Auftritt und kann diesen eindringlich umsetzen. Weitere Sprecher sind Joachim Tennstedt, Daniele Bette und Peter Weis.

Dass es manchmal mehr Effekt hat, statt ausgeklügelter Melodien auf die Stimmen zu setzen, hat das Label trotz opulenter Ausstattung schon immer verstanden und stellt auch hier einige sehr eindringliche Szenen, in denen allein die Schmerzensschreie der gequälten Seelen unheilvollen verhallen. Nichts desto trotz ist natürlich auch hier die Musik wieder hervorragend auf die Handlung abgestimmt, die Geräusche sind präzise eingefügt, alles wirkt stimmig und wie aus einem Guss.

Ertugrul Edirne hat die Blutbaronin gleich in eine typischen Szene dargestellt, in einem blutrot schimmernden Bad versunken, welches einen Rahmen für das ebenmäßige und hübsche Antlitz bildet. Dass hier noch vor dem Hören ein wichtiger Part der Geschichte verraten wird, ist verzeihlich, da es hier sowieso mehr um die Stimmung und nicht so sehr um das Entdecken dieser zentrale Gräueltat dreht.

Fazit: Eine zweite Geschichte um die Blutbaronin, voller grausamer Momente, voller düsterer Faszination und voller einprägsamer Momente. Dabei kommt es gar nicht mal so sehr auf die Geschichte an, sondern auf die unheilvoll-wabernde Stimmung, in die sich der Hörer voll versinken lassen kann wie die Gräfin im Blut.

VÖ: 14.Oktober 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5382-8


Gruselkabinett – 116. Der schwarze Stein



Erster Eindruck: Eine Reise in die Karpaten

In einer Bostoner Bibliothek entdeckt Caleb Thomas ein uraltes Buch, das faszinierende Berichte enthält. Besonders die Geschichte um einen schwarzen Monolith wecken sein Interesse, doch die Informationen hierzu sind äußerst dürftig. Von dem Bibliothekar erfährt er mehr über die Herkunft des ledergebundenen Werkes und erhält Unterstützung bei seiner Recherche nach weiteren Hinweisen, doch in ihm wächst der Wunsch, den riesigen Stein mit eigenen Augen zu sehen...

„Der schwarze Stein“ ist nicht die erste Geschichte von Robert E. Howard, die von Titania Medien für das Gruselkabinett umgesetzt wurde, doch vom Vorgänger „Die Kreatur“ unterscheidet sich diese deutlich. Interessant ist, dass hier zuerst etwas „Theorie“ vermittelt wird, Caleb erfährt vorerst nur aus zweiter Hand von dem Stein und seinen schrecklichen Auswirkungen, die zahlreichen Menschen das Leben gekostet haben soll. Dieses dominiert das erste Drittel der Produktion, ist aber eindringlich und unheimlich geraten. Etwas mehr Leben kommt bei der Reise des jungen Bostoners in die Karpaten in die Handlung, wo der Monolith stehen soll, doch auch hier sind viele dunkle Vorankündigungen und eine drückende Atmosphöre vorherrschend, erst ganz am Ende entfesselt die Geschichte in einer nächtlichen Szene ihren ganzen Schrecken. Es ist dieses langsame Herantasten an die Hintergründe, das tröpfchenweise Hinzufügen von neuen Informationen, die den Reiz von „Der schwarze Stein“ ausmachen, wobei der Fortlauf der Ereignisse eher langsam von statten geht. Das ist atmosphärsich wieder sehr dicht erzählt und baut auf viele unheimliche Momente, die allesamt sehr gut zur Geltung kommen und den Hörer stückchenweise in ihren Bann ziehen.

Sascha von Zambelly ist in der Rolle des Caleb Thomas zu hören, der fast schon traditionell als Hauptcharakter auch viele Erzähltexte übernimmt. Er spricht sehr eingängig und kann die Faszination, aber auch den wachsenden Schrecken des jungen Mannes sehr facettenreich darstellen. Dietmar Wunder ist als Bibliothekar gerade in den ersten Szenen ein sehr guter Gesprächspartner, beide zusammen funktionieren sehr gut miteinander und steigern die Atmosphäre gemeinsam immer mehr. Uli Krohm ist als Schulmeister zu hören, seine markante Stimme sorgt immer wieder für Aufmerksamkeit und passt wunderbar in die düstere Szenerie der Handlung. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Jürgen Thormann und Julian Tennstedt.

Wieder einmal beweisen sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius als Meister des atmosphärischen Hörspiels und lassen alle Elemente gekonnt ineinanderfließen, um diese typische, dräuende Stimmung zu schaffen. Dafür sorgen insbesondere die ausdrucksstarken Melodien, die sich wie ein Mantel um die Handlung legen, bevor im Finale ein wahres Feuerwerk gezündet wird und die schreckensvolle Abschlussszene perfekt inszeniert wird.

Genau diese ist auch auf dem Cover eindrucksvoll von Ertugrul Edirne dargestellt worden, ohne zu viel von der Handlung zu erfahren. Der schwarze Monolith, verziert mit mysteriösen Schriftzeichen ist unverkennbar im Mittelpunkt, von zuckenden Flammen beleuchtet und von extatischen Gestalten umtanzt – ein sehr ausdrucksstarkes Cover, das mit seinem purpurnen Nachthimmel sehr ansehnlich gelungen ist.

Fazit: „Der schwarze Stein“ entwickelt seinen Schrecken langsam, aber eindringlich, kommt von dem ruhigen Beginn mit den Recherchen über einige unterhaltsame und spannende Szenen mit zum großen Finale, das wieder Schreckliches offenbart und auf das alles zusteuert.

VÖ: 14.Oktober 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5381-1


Gruselkabinett – 114./115. Der Ruf des Cthulhu



Erster Eindruck: Klassiker um den bekannten Mythos

Francis Wayland Thurston ist überrascht, als er zum Nachlassverwalter seines Großonkels bestimmt wird, die beiden hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr. In den Unterlagen des ehemaligen Professors findet er Unterlagen zu einem merkwürdogen Kult, die ein Wesen namens Cthulhu gottgleich anbeten. Immer weitere Informationen erhält er über die Forschungen seines Großonkels, und immer größer wird der Schrecken...

Schon einige Geschichten von H.P. Lovecraft wurden bisher für das Gruselkabinett von Titania Medien umgesetzt, aber seine wohl bekannteste Erzählung „Der Ruf der Cthulhu“ hat bisher gefehlt – bisher, denn nun ist dieser als Zweiteiler bei dem Hildener Label erschienen. Ein durchaus anspruchsvolles Projekt, denn das sehr ruhig und erzählerisch geschriebene Werk als lebendig wirkendes Hörspiel umzusetzen, scheint schwierig: Wie den Charakter der Geschichte bewahren und dennoch eine aufregende Umsetzung schaffen? Hier wurde ein sehr einfacher und dennoch effektvoller Kniff angewendet, denn alles, was auch nur annähernd als Dialog umgesetzt werden konnte, ist dementsprechend umgeschrieben wurde. War „Schatten über Innsmouth“ noch sehr hörbuchlastig, ist der Anteil an Gesprächen hier deutlich höher, während die durchaus vorhandenen Erzählteile mit viel stimmungsvoller Musik unterlegt sind. Und auch wenn diese Geschichte ganz anders aufgebaut ist, eigentlich noch mehr einem wissenschaftlichen Bericht gleicht, ist „Der Ruf des Cthulhu“ sehr eindringlich umgesetzt. Der Schauer, den die mystische Figur des Cthulhu“ verbreitet, ohne selbst in Erscheinung zu treten, ist intensiv umgesetzt. Dennoch ist es der Vorlage geschuldet, dass die Handlung anfangs nicht so recht in Schwung kommt, dass auch der Gruselfaktor erst langsam aufgebaut wird. Dieser Eindruck ändert sich aber später, und hier wird dann eine ruhige und anspruchsvolle, aber sehr hörenswerte Umsetzung der Handlung geboten.

Die Sprecher sind wieder absolut fantastisch, sie tragen unglaublich viel zur Wirkung der Handlung bei. Francis Wayland Thurston wird von Christian Stark gesprochen, der stets einen düsteren Unterton seine Stimme legt und so die kommende Düsternis gekonnt begleitet. Joachim Tennstedts markanter Klang kommt als Algernon Blackwood wieder bestens zur Geltung, mit Nachdruck setzt er diese Rolle sehr dramatisch um. Detlef Bierstedt ist als Chronist zu hören, seine dunklen Ankündigungen verleihen dem Hörspiel seine ganz eigene Note. Weitere Sprecher sind Uwe Büschken, Jochen Schröder und Kristine Walther.

Und auch akustisch wird hier einiges geboten, wobei sich die Musik eng an die Handlung anschmiegt. Denn statt hierdurch künstlich Spannung zu erzeugen, ist diese sehr gut an die einzelnen Szenen angepasst und überzeugt mit sphärischen Melodien. Die Geräusche unterstützen dabei die Dialoge und bringen mehr Lebendigkeit in die Handlung.

Wie seit einiger Zeit bei allen Mehrteilern der Serie sind die beiden CDs zusammen in einer Box erhältich, wobei zwei einzelne Hüllen von einem Pappschuber gehalten werden. Beide Cover sind dabei eigenständig und um gewohnt detailreichen Stil von Edirne gestaltet worden, mal ist Cthulhu als Schatten im Studierzimmer, mal riesenhaft über dem Meer aufragend dargestellt.

Fazit: Der Mythos aus der Feder von Lovecraft ist sehr nah an der Vorlage, aber deutlich lebendiger und dialoglastiger umgesetzt worden. Die sehr eindringliche Stimmung wird durch die hervorragenden Sprecher und die phantastische Musik erzeugt, sodass auch die langsam startende erste CD unterhaltsam und atmosphärisch wirkt.

VÖ: 9.September 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5377-4


Gruselkabinett – 113. War es eine Illusion?



Erster Eindruck: Nebel hängt über dem Moor...

Der Schulinspektor Frazer bereist für seine Tätigkeit eine abgelegene Schule in Nordengland, die nur durch ein unwirtliches Sumpfgebiet erreicht werden kann, sodass er die letzten Meilen sogar zu Fuß zurücklegen muss. Dabei begegnet ihm ein Junge mit einer Angel und ein alter Mann, die jedoch nicht mit Fazer in Kontakt treten. An der Schule wird er jedoch freundlich empfangen...

Die 1831 geborene englische Schriftstellerin Amelia B. Edwards hat trotz ihrer hochgelobten Romane kaum Bekanntheit im deutschen Sprachraum erlangt, kaum welche ihrer Reiseberichte oder anderer Schriften wurden übersetzt. Genau das Richtige für Titania Medien, denn Edwards hat auch einige Geistergeschichten verfasst, die perfekt in die Gruselkabinett-Reihe passen. „War es eine Illusion?“ wurde als 112. Folge vertont und behält wie viele Episoden der Reihe über weite Teile eine ruhige Ausstrahlung. Doch der leise Grusel, dieses stetig Ungewisse, das Düster-Bedrohliche kommt hier schon recht früh auf und äußerst sich immer wieder in kleinen Momenten, die Frazer aus den Fugen zu werfen scheinen. Die Frage, die der Titel stellt, wird hier des öfteren aufgeworfen, und lange Zeit ist unklar, welches Übel sich hinter dem Ganzen versteckt, auch wenn man sich diesem langsam nähert. Das ist trotz seiner Ruhe sehr spannend und ohne langwierige Passagen umgesetzt, kann mit seiner ungewöhnlichen und düsteren Stimmung überzeugen und setzt die so starke Reihe weiterhin gekonnt fort. Denn auch das Finale konnte mich voll überzeugen, das menschliche Drama, das hinter den Ereignissen steckt, ist sehr intensiv in Szene gesetzt und schließt die Episode sehr gelungen ab.

Die Folge ist auch so stark, weil die Sprecher mal wieder in Hochform sind und ihre Rollen gekonnt zur Geltung bringen. Patrick Bach ist in der Rolle des Schulinspektors Fazer zu hören und kann dessen Verwunderung, seine steigende Unsicherheit und die spätere Wandlung sehr intensiv zur Geltung bringen. Bernd Rumpf ist als Ebenezer Skelton mit seiner deutlich gealterten, markanten Stimme bestens besetzt, zumal seine Darstellung des Mannes sehr glaubwürdig gelungen ist. Jannik Endemann zeigt, dass er sich bestens der düsteren Szenerie anpassen kann und legt ebenfalls eine gewisse Dunkelheit in seinen Klang. Weitere Sprecher sind Jochen Schröder, Regina Lemnitz und Roman Wolko.

Akustisch wird hier wieder eine sehr saubere Leistung geboten, die hochwertige Produktion und die stimmige Abmischung sorgen für ein gelungenes Klangerlebnis, das Dialoge, Musik und Geräusche in ein ausgewogenes Verhältnis setzt. Das auch hier wieder fast permanent Melodien im Hintergrund erklingen, sorgt für die typisch intensive Ausdrucksweise der Serie und ist wieder sehr gut zusammengestellt.

Ein nebeliger Tag im Moor, das von kahlen Bäumen bevölkert wird, ist auf dem wie immer sehr ansehnlich gezeichneten Cover zu sehen. Fazer ist in Reisekleidung von hinten zu sehen, während der alte Mann samt Stock aus dem Nebel auf ihn zukommt. Das ist sehr stimmungsvoll und passt bestens zu der Säulen-Optik der Covergestaltung.

Fazit: Die Stimmung der Folge ist leise bedrohlich und schägt nie ganz große Wellen, mit den immer öfter auftauchenden potenziellen Illusionen werden aber immer wieder kleine Highlights gesetzt, die zu einer düster-bedrohliche Stimmung werden und auch den Hörer lange Zeit im Unklaren lassen. Die perfekte Produktion trägt ihr Übriges zum Gelungen der Folge bei.

VÖ: 12.August 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5257-9


Gruselkabinett – 112. Der Ebenholzrahmen



Erster Eindruck: Ein falsches Bild...

Philipp Devigne erhält die Nachricht des Todes einer entfernten Verwandten gemeinsam mit deren Nachlass, bei dem es sich neben einer beträchtlichen Geldsumme auch um ein großes Anwesen handelt. Und so verlässt er schweren Herzens wegen seinem Interesse an der liebreizenden Tochter seiner Vermieterin seine Wohnung und zieht in das herrschaftliche Haus. Sofort fällt ihm ein riesiger Ebenholzrahmen auf, der jedoch mit einem billigen Gemälde gefüllt ist...

Dunkle Gemäuer, hohe Räume, weitläufige Flure, zahlreiche Zimmer – große, alte Anwesen haben eine lange Tradition in Gruselgeschichten, sodass auch viele Folgen des Gruselkabinetts von Titania Medien deren düsteren Charme ausstrahlen. „Der Ebenholzrahmen“ macht da keine Ausnahme und versetzt den Protagonisten Philipp schon bald in ein eben solches. Doch die nachfolgende Handlung konzentriert sich nicht allzu sehr auf das Gemäuer, sondern auf eine tragische Liebesgeschichte, die sich über mehrere Jahre hinwegzieht und mit allerlei übernatürlichen Elementen angereichert ist. Dabei ist die Geschichte einer geheimnisvollen Schönheit integriert, die von ihrem Leiden berichtet und die auf höchst interessante Weise mit den aktuellen Ereignissen verknüpft wurde. Ein kurzer, aber einprägsamer dämonischer Auftritt, eine harte Entscheidung, die Philipp zu treffen hat und wegen der er sich immer mehr von der Außenwelt distanziert, ein eindringliches Finale, bei dem lange ausbleibt, ob es ein Happy End geben wird – das ist alles sehr gut komponiert, kann aber nicht mit den Top-Folgen der Serie mithalten, hierfür fehlt ein Quäntchen mehr Spannung.

Philipp wird von Herbert Schäfer gesprochen, der eine sehr glaubhafte und lebendige Vorstellung abliefert. Er charaterisiert den jungen Mann dabei sehr genau, spricht mit fein ausbalancierten Nuancen und kann auch die Wandlungen sehr treffend erfassen. Daniela Bette ist als geheimnisvolle Fremde zu hören, deren Sehnsucht und Leidenschaft sehr eingängig aufgegriffen wird und die ihre Geschichte sehr lebendig schildert. Einen kurzen, aber unglaublich intensiven Auftritt hat Matthias Lühn, der eindringlich, hintergründig und sehr präsent spricht und so eine Szene schafft, die nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Weitere Sprecher sind Eva-Maria Werth, Janina Sachau und Beate Gerlach.

Auch die akustische Gestaltung ist mal wieder vortrefflich gelungen, wobei hier besonders die lebhafte Geräuschkulisse überzeugt. Die einzelnen Szenen sind mit passenden Hintergrundgeräuschen untermalt, gerade gegen Ende verleiht dies zusätzliche Dramatik. Doch auch die Musik ist natürlich auch hier sehr stimmig eingeführt und begleitet die Dialoge auf sehr prägnante Weise.

Der Ebenholzrahmen ist natürlich auch auf dem Cover abgebildet, wobei die Szenerie durch hochschlagende Flammen eine rötliche Einfärbung bekommt. Im Mittelpunkt steht jedoch die in schwarzem Samt gekleidete Frau, die sich aus dem Rahmen mit panischem Gesichtsausdruck herausstreckt – ein großartiges Cover, das der bisherigen Galerie vollkommen gerecht wird.

Fazit: Erzählt wird hier eine dramatische Liebesgeschichte mit einigen unheimlichen Elementen, die sehr flüssig und kurzweilig erzählt wurde. Die Verknüpfung der vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse ist dabei bestens gelungen, sodass wieder eine hörenswerte Folge der Serie entstanden ist.

VÖ: 12.August 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5256-2


Gruselkabinett – 111. Die Grube und das Pendel



Erster Eindruck: Zwei in eins...

Montresor, ein italienischer Edelmann, wird im Jahr 1796 aufgrund von politischen Querelen gefangen genommen, der Inquisition vorgeführt und schließlich zum Tode verurteilt. Doch statt einer gewöhnlichen Hinrichtung findet er sich in einem finsteren Kellerverlies wieder – eine perfide Todesfalle, die ihm fast den Verstand raubt. Doch dies sollte noch nicht das Ende seiner Geschichte sein...

In der 111. Folge des Gruselkabinetts widmet sich Titania Medien wieder einmal einem der unangefochtenen Meister seines Faches: Edgar Allan Poe. Und wie bei „Die Maske des roten Todes“ wurden auch hier gleich zwei Geschichten miteinander verknüpft, wobei gleich mehrere Jahrzehnte zwischen den beiden Ereignissen liegen. Den Anfang macht die titelgebende Erzählung „Die Grube und das Pendel“, das Montresor einen Großteil sich selbst überlässt. Zwar gibt es einige anfängliche Introszenen, doch danach ist die Hauptfigur dieser Folge erst einmal auf sich gestellt. Dementsprechend wirkt dieser Teil etwas starr, kann aber auch mit seinen diabolischen Tötungsmaschinen, der immer wieder aufkommenden Panik und der intensiven Stimmung für eindringliche Unterhaltung laufen. Auch die Überbrückung zur zweiten Geschichte „Das Fass Amontillado“ ist sehr auf Montresor fixiert und wird im Zeitraffer erzählt, die dabei schweldenden und später aufflammenden Rachegelüste sind dabei nicht nur Triebfeder, sondern auch gelungen dargestellt. Die nachfolgende Handlung entfaltet ihren Schrecken nur langsam, ist aber wegen eines entscheidenden Kniffes dennoch packend: Die Geschichte wird hier aus der Sicht des Täters erzählt, man erfährt von seinen Gedanken und finsteren Plänen. Doch hier wäre eine Straffung der Handlung durchaus dienlich gewesen, wobei immer noch eine hörenswerte Folge der Serie entstanden ist.

Montresor wird hier gleich von zwei verschiedenen Sprechern vertont. Johannes Raspe ist als seine junge Version zu hören, er bringt den Schrecken, die Pein, die Panik in den finsteren Verliesen sehr intensiv zur Geltung und kann so – obwohl er auf sich allein gestellt ist – eine sehr packende Stimmung erzeugen. Sein älteres Ich spricht Eckart Dux, der wesentlich härter und erbarmungsloser spricht, aber auch die schmeichlerischen und kühl kalkulierten Momente bestens zur Geltung bringt. Ihm zur Seite steht eine weitere Hörspiellegende: Jürgen Thormanns eindringlicher Klang, seine krächzende Stimme, seine gierige Art sind eindrucksvoll umgesetzt. Weitere Sprecher sind Matthias Lühn, Herbert Schäfer und Florian Jahr.

Dass gerade die erste Geschichte mit Grube und Pendel so intensiv wirken kann, obwohl keine Dynamik durch Dialoge entsteht, liegt an der sehr gut umgesetzten Kulisse: mal die typischen, wabernden Klänge klassischer Musikinstrumente, mal vollkommende Stille, mal das unheilvolle Schwingen des Pendels. Auch der zentrale Gang durch die alten Gemäuer im zweiten Teil gewinnt durch ähnliche Stilmittel an Atmosphäre.

Das riesige, messerscharfe Pendel ist auf dem Cover sehr gelungen dargestellt, wofür Ertugrul Edirne wieder mit seinen klassischem Malwerkzeug gesorgt hat. Das Speil mit reflektierendem Licht lässt die Klinge gefährlich aufblitzen, und auch Montresor ist passend umgesetzt – besonders, weil sein Gesicht nur von hinten angedeutet wird. Der grünlich schimmernde, dunkle Hintergrund ergänzt sich bestens mit dem wie immer verwendeten Säulen-Look der Reihe.

Fazit: Die Verknüpfung der beiden Poe-Geschichten ist auf ebenso interessante wie stimmige Weise gelungen, wobei die Wahl dieser beiden eher starren Handlungen nicht gerade für Dynamik sorgt. Aber gerade in dieser Konzentration auf eine Situation, auf einen Schrecken, der sich immer weiter steigern kann, ist reizvoll.

VÖ: 15.Juli 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5254-8


Gruselkabinett – 110. Der Drachenspiegel



Erster Eindruck: Eine fremdartige Welt...

James Hemdon, ein abenteuerlustiger Millionär, ist spurlos aus seinem Anwesen verschwunden. Sein alter Freund Ward eilt herbei, um seinen Kameraden zu suchen. Doch der taucht plötzlich mitten in der Nach blutüberströmt in seinem Schlafgemach wieder auf, direkt vor dem alten Spiegel, den er einst aus einem Palast in Peking geraubt hat...

Abraham Merritt ist hierzulande recht unbekannt, bis zur Umsetzung des Gruselkabinett-Zweiteilers „Madame Mandilips Puppen“ war auch mir der Autir kein Begriff. Mit „Der Drachenspiegel“ haben Stephan Bosenius und Marc Gruppe nun bereits die zweite Geschichte aus seinem Nachlass vertont. Zu Beginn wird langsam an die Handlung herangeführt, der rätselhafte Einstieg bekommt durch das Auftauchen des verletzten James eine schockierende Wendung. Mir gefällt besonders, wie darauf das Geheimnis des Drachenspiegels gelüftet wird, wie eine dystopische Welt gezeigt wird, wie intensiv und stimmungsvoll erzählt wird – eine sehr prägnante Szene, die gut das weitere Geschehen mit der Erzählung von James einläutet. Die hier eingebauten fernöstlichen Mythen setzen noch einmal einen besonderen Reiz in der Handlung, die das Genre der Schauerromantik perfekt abbildet und beide Elemente gleichwertig miteinander verknüpft. Speziell die Figur des geheimnisvollen Rak ist sehr interessant in der Darstellung gelungen. Eine recht ungewöhnliche Folge für das Gruselkabinett, mir hat sie aber sehr gut gefallen!

Claus Tull-Emden spricht die Rolle des Ward, der den Hörer durch die Handlung führt und die Rahmenhandlung vorantreibt, sich aber auch vor der eigentlichen Hauptfigur James zurüknehmen und ihm die Bühne überlassen kann. Dieser wird von Peter Lontzek gesprochen, der eine angenehme und ausdrucksstarke Stimme hat und die ganz unterschiedlichen Szenen von völliger Harmonie bis zum erbitterten Todeskampf glaubhaft umsetzt. Jürgen Thormann hat einige sehr prägnante Auftritte als Rak und verleiht der zwiespältigen Figur etwas sehr Erhabenes und Mysteriöses. Weitere Sprecher sind Stephanie Keller, Louis Friedemann Thiele und Benedikt Weber.

Titania Medien ist ja bereits für atmosphärische Hörspiele bekannt, hier haben sie aber wieder tief in die Trickkiste gegriffen und die stimmungsvolle Hintergundmusik mit einigen traditionellen chinesischen Klängen kombiniert, da aber sehr sanft eingewebt wurden und nie aufgesetzt oder kitschig klingen. Die Geräuschkulisse tritt dabei manchmal eher in den Hintergrund, doch auch diese trägt viel zum Gelingen der Produktion bei.

Natürlich ist auf dem Cover der Drachenspiegel zu sehen, grünlich schimmernd und mit leuchtend roten Augen verschmilzt er fast mit dem dunklen Hintergrund. In ihm zu sehen ist die Schönheit, die eine wichtige Rolle in der Handlung spielt, ihr rosafarbene Kimono passt sehr gut zu dem gleichfarbigen Himmel, während sich die schwarzen Haare hiervon absetzen und den melancholischen Gesichtsausdruck betonen.

Fazit: Die Führung der Geschichte ist sher vielfältig gelungen und schlägt immer wieder wellenfömig aus, was für spannende Momente sorgt. Das ungewöhnliche Setting mit der fremdartigen Welt und der darum aufgebauten Figur des Rak, die dramatische Liebesszenen, die kreativ erdachte Welt: Alles Elemente, die die Geschichte sehr hörenswert machen.

VÖ: 14.Juli 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5253-1


Gruselkabinett – 109. Heimweh



Erster Eindruck: Dritte Folge um die Hargreaves

Es wartet ein neuer Fall auf die übersinnlichen Detektive, das Ehepaar Alwyne und Colin Hargreaves. Dieses mal werden sie in ein altes Hotel gerufen, in dem wieder ein Geist sein Unwesen treiben soll. Und so geht besonders die feinfühlige Alwyne auf Spurensuche und kommt bald hinter das Geheimnis der traurigen Spukgestalt...

Allen Upward hat nur eine einzige Geschichte um das Ehepaar Hargreaves geschrieben, diese wurde als 83. Folge des Gruselkabinetts umgesetzt. Da die Macher aber Gefallen an der düster-melancholischen Stimmungen und den wunderbaren Hauptfiguren gefunden haben, hat sich ein gewisser Per McGraup alias Marc Gruppe nun schon zum zweiten mal selbst an den Tisch gesetzt und eine nach „Heimgekehrt“ eine weitere Geschichte mit dem Titel „Heimweh“ verfasst. Dabei wird zunächst auf das Familienleben mit Tochter Pamela eingegangen, die selbst bald übersinnliche Talente an sich entdeckt, während Colins enervierende Tante Marilyn zu Beginn für eine heitere Szene sorgt. Doch schon bald geht es mit der Reise an ihren neuen Einsatzort los, und da greift dann wieder die wunderbare, ganz spezielle Stimmung der ersten beiden Episoden. Wieder gibt es einen Geist, der nicht wirklich boshaft erscheint und den ein schlimmes Schicksal zu plagen scheint, wieder ist dies recht eng mit dem Gebäude zu tun, wieder werden auch die Nebencharaktere sehr intensiv eingebracht. All das wird hier jedoch mit einer eigenen Note versehen, alles wirkt hübsch geheimnisvoll und hat einige Überraschungen parat. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern fällt „Heimweh“ etwas ab, dennoch ist wieder ein sehr unterhaltsames und feinsinniges Gruselhörspiel voller Atmosphäre entstanden.

Die wunderbare Janina Sachau schlüpft hier in die Rolle der Kate Morgan und schafft mit ihrer variablen Stimme einen sehr starken Ausdruck, dabei kann sie facettenreich viele Gemütsstimmungen glaubhaft präsentieren. Jürgen Thormanns kratziger, leicht mürrischer Klang passt sehr gut zu der Figur des Mr. Gomer, den er wie immer mit Leidenschaft und Professionalität umsetzt. Ursula Sieg sorgt als Tante Marilyn für einige heitere Momente, sie trifft dabei genau den richtigen Ton, um die aufdringliche Dame bestens herüberzubringen. Weitere Sprecher sind Clara Fischer, Peter Lontzek und Daniela Bette.

Um die melancholische Aura der Geschichte und der Figuren noch zu unterstreichen, hat das Produzententeam wieder sehr passende und melodiöse Musikstücke ausgewählt, die sich eng um die Szenen legen und so einen dichten Hintergrund schaffen. Geräusche nehmen dabei einen eher kleinen Teil der akustischen Gestaltung ein, sind aber treffsicher und sinnvoll eingefügt.

Zum Gesamtkonzept der Serie gehört auch wieder ein eingängiges Titelbild, dabei wurde die Optik der vorigen Folgen um das Ehepaar Hargreaves übernommen. Kalte Blau- und Türkisfarben wurden verwendet, um das schwermütige Geschichte einer jungen Frau über dem riesigen Hotel sowie die aufwändig gekleidete Dame einen starken Ausdruck zu verleihen.

Fazit: Die beiden Hauptcharaktere funktionieren hier erneut bestens miteinander, ihr Leben wird durch Tante und Tochter sogar noch lebendiger dargestellt. Der Fall, den die beiden zu lösen haben, ist gut erdacht, gekonnt erzählt und komplexer als anfangs gedacht. Erneut ist so eine hörenswerte und lebendig wirkende Folge entstanden, die bestens in die Serie passt.

VÖ: 10.Juni 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5251-7


Gruselkabinett – 108. Der Kapitän der Polestar



Erster Eindruck: Eisiges Abenteuer auf offener See

John McAllister, ein engagierter Medizinstudent, hat sich auf der Polestar als Schiffarzt anheuern lassen. Der Walfänger macht sich auf ins eisige Polarmeer, doch Geschichten von unheimlichen Wesen und einer mystischen Frauengestalt bringen Unruhe unter die Besatzung. McAllister, der sich langsam mit dem mürrischen Kapitän des Schiffs anfreundet, ist scheinbar der einzige, der nicht an einen übernatürlichen Hintergrund glaubt...

Arthur Conan Doyle ist zwar vorrangig mit seinen Geschichten um Sherlock Holmes bekannt geworden, doch auch seine Geschichten aus dem Genre der Schauerromantik sind eine Entdeckung wert, wie die Hörspielumsetzungen des Gruselkabinetts bereits mehrfach bewiesen haben. Auch „Der Kapitän der Polestar“ stammt aus seiner Feder, wieder hat er sich hier einem ganz anderen Thema gewidmet. Die Reise auf dem arktischen Meer auf der Suche nach Walen, winterlich, eisig, düster und mystisch. Denn von Anfang an sind des nachts die kläglichen Schreie einer Frau zu hören – oder ist es doch nur eine lose Schiffsschraube oder der Ruf eines Seehundes? John Mc Allister tritt hier als großer Skeptiker auf, und obwohl aus seiner Sicht erzählt wird, seine Sichtweise im Mittelpunkt steht, trifft den Hörer die dunkle Stimmung mit voller Wucht. Doch neben der nicht wirklich greifbaren Bedrohung in der Nacht gibt es auch ganz weltliche Probleme, die sehr gut in die Handlung eingefochten sind und ihr einen roten Faden verleihen. Hinzu kommt die sehr interessante Beziehung zwischen McAllister und dem Kapitän, der immer mehr Depressionen und düsteren Gedanken zu versinken scheint. Das alles steigert sich immer weiter und führt zu einem beeindruckenden Finale, das mit einer sehr intensiven Erscheinung wieder für einen beeindruckend inszenierten Abschluss sorgt.

Für diese Folge hat das Produzententeam der Serie vorrangig neue und unverbrauchte Stimmen vor dem Mikrofon versammelt, nichtsdestotrotz agieren auch diese hoch professionell und auf gewohnt hohem Niveau. Louis Friedemann Thiele überzeugt dabei mit seiner großen Palette an Emotionen und Ausdrücken, vom anfänglichen spöttischen Skeptiker ist später nicht mehr viel zu merken, er kann aber ebenso einfühlsam und besorgt klingen. Matthias Lühn ist als Kapitän Nicholas Craigie sehr beeindruckend, seine mürrische und unergründliche Art schafft einen sehr vielschichtigen Charakter, der schnell die Hörer in seinen Bann ziehen kann. Claus Thull-Emden ist als Steuermann zu hören, mit seiner raubeinigen Art passt er wunderbar in die Handlung. Weitere Sprecher sind Herbert Schäfer, Florian Jahr und Benedikt Weber.

Es ist Marc Gruppe und Stephan Bosenius hoch anzurechnen, dass sie sich bei der akustischen Gestaltung hier eher zurückgenommen haben, sodass die leise-mystische Stimmung besonders gut zur Geltung kommt und nicht von hochtrabenden Melodien oder lauten Sounds überdeckt wird. Alles ist hier sehr gut aufeinander abgestimmt und entwickelt so schnell eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.

Ebenso beeindruckend ist das Cover von Ertugrul Edirne, der das riesige Segelschiff, der einzige Handlungsort der Folge, in Szene setzt. Dick vereist und mit einer einsamen Gestalt auf dem Bug wird es ebenso majestätisch wie bedrückend und voller Details umgesetzt. Das passt sowohl zur bisherigen Covergalerie als auch zu der hübschen Rahmengestaltung.

Fazit: Wieder einmal wurde eine bisher eher unbekannte Geschichte sehr intensiv und eindringlich umgesetzt, die den Hörer schnell in die düstere und unheimliche Stimmung hineinzieht, neben den übersinnlichen auch sehr natürliche Probleme thematisiert und so eine sehr tiefgreifende Handlung erzählt. Grandios!

VÖ: 10.Juni 2016
Label: Gruselkabinett
Bestellnummer: 978-3-7857-5250-0


Gruselkabinett – Die H.P. Lovecraft-Box II



Erster Eindruck: Zwei Klassiker des bekannten Autors

Auf dem Weg nach Arkham macht der angehende Student Robert Olmstead Halt in dem kleinen Küstenort Innsmouth. Doch die Bewohner sind hier sehr zurückhaltend und schotten sich von der Außenwelt ab. Trotz einiger Warnungen will Robert dem Geheimnis auf die Spur kommen... (Der Schatten über Innsmouth)
Dr. Marinus Willet will Charles Dexter Ward, den Sprössling einer wohlhabenden Familie, in der Nervenheilanstalt besuchen, in der er untergebracht ist. Doch der junge Mann ist entflohen, und Willet erinnert sich an dessen Jugend, die von okkulten Praktiken geprägt war... (Der Fall Charles Dexter Ward)

Das Gruselkabinett von Titania Medien erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit in Hörspielkreisen. Aus diesem Grund veröffentlicht das Label auch immer wieder Boxen, in denen mehrere Episoden der Reihe zu finden sind, und das zu einem günstigeren Preis. Nun wurde bereits die zweite Box dem Horror-Autor H.P. Lovecraft gewidmet, wobei zwei Geschichten auf vier CDs erzählt werden – was deutlich über 4 Stunden Laufzeit entspricht!
Schatten über Innsmouth hat ein sehr langsames Tempo, sodass die Entwicklung der Handlung einige male ins Stocken gerät. Die Geschichte baut eher auf Erzählungen auf, sodass Robert erst einmal aus zweiter Hand von der kleinen Stadt und ihren Bewohnern erfährt. So baut sich schrittweise eine immer dichtere Atmosphäre auf, die erst auf der zweiten CD ihren vollen Schrecken entfalten kann – dann aber mit einem Knall, der das bis dato gehörte in ein völlig anderen Licht rückt.
Die zweite hier vorhandene Geschichte verfolgt einen ganz anderen Ansatz, ist aber nicht weniger geheimnisvoll und mysteriös. Hier steht die titelgebende Figur Charles Dexter Ward im Mittelpunkt, und der Hörer wird langsam an das Leben des jungen Mannes herangeführt. Dabei verschwimmen immer wieder die Grenzen zwischen Wahrheit und Wahn, lange Zeit ist nicht klar, ob sich Charles die unheimlichen Begebenheiten einbildet oder sie wirklich stattgefunden haben. Das ist atmosphärisch sehr dicht erzählt, hat viele kleine Höhepunkte und zögert entscheidende Momente spannungserzeugend hinaus.

Wie immer bei Titania Medien sind die Sprecher hier äußerst sorgsam ausgewählt worden, sie passen wunderbar zu ihren Rollen und unterstützen die Geschichten in ihrer Wirkung. Louis Friedemann Thiele, ein eher unbeschriebenes Blatt als Hörspielsprecher, macht als Robert Olmstead einen sehr guten Eindruck, er wirkt energiegeladen und kann die Neugier des Studenten sehr glaubhaft darstellen. Peter Weis gefällt in „Schatten über Innsmouth“ als vom Leben gezeichneter Mann, spricht seine Passage mit voller Inbrunst und sorgt dabei für ein Highlight in dieser Erzählung. Auch der Sprecher von Charles Dexter Ward, Frank Schaff, kann eine sehr düstere und unheilvolle Aura um sich herum aufbauen, sodass er die Atmosphäre des gesamten Hörspiels deutlich prägt. Weitere Sprecher sind Reinhilt Schneider, Ernst Meincke und Cornelia Meinhardt.

Als wahre Meister des atmosphärischen Hörspiels beeindrucken Stephan Bosenius und Marc Gruppe auch hier mit zwei sehr stimmungsvollen Umsetzungen, die besonders durch die düstere und klangvolle Musik generiert wird. Sehr genau an die jeweilige Stimmung angepasst schafft sie einen Klangteppich für die Dialoge, sodass alles wie aus einem Guss wirkt und den Hörer völlig in seinen Bann zieht.

Eine dicke Plastikhülle dienst als Aufbewahrung für die vier CDs, alles ist sehr schlicht in der Aufmachung. Das Cover war bereits für den ersten Teil von Schatten über Innsmouth gewählt, zu sehen ist ein fischartiges Wesen, das mit kalten Augen und stark verhüllt aus einer Bodenluke empor zu klettern scheint. Der Raum hinter den CDs wurde dazu genutzt, die wichtigsten Produktionsinformationen aufzulisten.

Fazit: Zwei düstere Geschichten aus der Feder von H.P. Lovecraft, intensiv und düster in Szene gesetzt. Beide Handlungen entwickeln sich eher langsam, können aber mit einer packenden Atmosphäre überzeugen. Dabei kann der Hörer den aufkommenden Schrecken immer weiter erkunden und sich so völlig in die Produktionen fallen lassen.

VÖ: 11.September 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5200-5


Gruselkabinett – 107. Der weiße Wolf von Kostopchin



Erster Eindruck: Slawische Schauergeschichte

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Michail Wassiljewitsch aus Russland verbannt und siedelt sich in den Karpaten an. In einem besonders harten und harten Winter scheint jedoch ein unheimliches Wesen die Gegend unsicher zu machen: Ein weißer Wolf schleicht umher, doch es steckt noch mehr hinter dem wilden Tier...

Durch die in sich abgeschlossenen Geschichten ist es im Gruselkabinett möglich, immer neue Stimmungen zu erschaffen und die Handlungen in unterschiedliche Teile der Welt zu verlegen. Und so wird in Folge 107 ein Abstecher in die Karpaten gemacht, was durch eine düstere und mysteriöse Stimmung und der sehr gelungenen Produktion noch unterstrichen wird. Die Handlung ist dabei auf wenige Stationen begrenzt, entwickelt sich nur langsam weiter und setzt dabei ganz auf die leise bedrohliche Stimmung. Das gefällt mir sehr gut, da hier alles gut ineinander greift und nur langsam übernatürliche Elemente eingefügt werden – diese sind dann aber sehr präsent und drängen sich immer weiter in den Vordergrund. Der starke lokale Bezug wird dabei nicht nur durch den eisigen Winter, sondern auch den Bezug zu den Mythen der Gegend erzeugt und schlägt sich in der Atmosphäre wieder. Die sehr ruhige Ausstrahlung kann fesseln und begeistern, sodass wieder eine gelungene Folge der Reihe entstanden ist.

Gerade einmal fünf Charaktere sind hier zu hören, auch auf einen externen Erzähler wurde verzichtet. Hans Bayer ist als Michail Wassiljewitsch zu hören und bestreitet damit den größten Teil des Hörspiels mit seiner tiefen und angenehmen Stimme. Von ihm geht eine recht ruhige Stimmung aus, in den dramatischeren Szenen legt er aber mehr Energie in seine Stimme. Anja Kruse ist als Ravina zu hören, auch die passt sich bestens an die düstere Atmosphäre der Karpaten an und strahlt eine geheimnisvolle Aura aus. Lando Auhage hat mich trotz seines jungen Alters sehr überzeugt und kann mit einer glaubhaften Aussprache überzeugen. Auch Pascal Breuer und Clara Fischer können mit ihren sehr guten Leistungen punkten.

Die dichte Stimmung der Handlung wird durch die sehr gelungene akustische Gestaltung unterstützt. Dafür wurde wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Melodien ausgewählt, die in das slawische Ambiente bestens passen und die immer unheimlichere Geschichte nachzeichnen. Auch die eingebauten Geräusche bereichern das Hörspiel wieder und sorgen für eine lebendige Ausstrahlung.

Das Cover von Ertugrul Edirne kann die Atmosphäre der Produktion wieder sehr gut einfangen und rückt den namengebenden weißen Wolf in den Mittelpunkt. Mit gefletschten Zählen steht er auf einem kleinen Felsen und bedroht die beiden flüchtenden Männer, deren Fackel das dunkle Bild erleuchtet. Durch die schneebedeckte Landschaft bekommt das Bild eine sehr eingängige Ausstrahlung.

Fazit: Bei „Der weiße Wolf von Kostopchin“ kommt es mehr auf die düstere und unheimliche Stimmung an, die Handlung entwickelt sich dabei eher langsam weiter. Die schaurigen Elemente treten aber schon bald in den Vordergrund und nehmen den Hörer schnell in ihren Bann. Die lokale Einfärbung der Karpaten ist dabei sehr gut gelungen.

VÖ: 12.November 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5171-8


Gruselkabinett – 106. Das Traktat Middoth



Erster Eindruck: Die Suche nach einem Buch

Nach langer Suche scheint John Eldred in einer alten Bibliothek endlich seinem Ziel nahe gekommen zu sein, hier soll das Buch vorhanden sein, das er schon so lange sucht. Der junge Bibliothekar William Garret will es ihm aus einem der oberen Stockwerke des Gebäudes holen, beobachtet aber eine merkwürdige Gestalt, die das Werk aus dem Regal zieht und verschwindet. Doch schon kurze Zeit später ist das Buch wieder an Ort und Stelle...

M.R. James, ein englischer Altertumsforscher, hat es mit seinen Geistergeschichten in Deutschland nicht gerade zur Berühmtheit gebracht, doch Titania Medien hat sich nun an dem Werk des Autors bedient und „Das Traktat Middoth“ für das Gruselkabinett adaptiert. Besonders interessant ist dabei der Wechsel der Perspektive: Wird anfangs noch aus der Sicht von John Eldred erzählt, schwenkt die Handlung später auf William Garret um, gegen Ende stehen dann Mutter und Tochter Simpson im Mittelpunkt, die Garret auf einer Reise kennenlernt. Dabei dreht sich alles um das geheimnisvolle Buch, das eine dichte Atmosphäre um sich herum aufbaut, der Hörer fragt sich schnell, was so besonderes daran ist. Mir gefällt, wie dabei alles miteinander verknüpft ist, wie sich leise Geisterelemente einschleichen und so für eher hintergründige Schauer sorgen. Auch die Rückblende auf frühere Ereignisse hat mir sehr gut gefallen, sie ist sehr stimmungsvoll umgesetzt worden. Die finale Auflösung verdichtet die Handlung dann noch einmal deutlich und führt alle losen Enden geschickt zusammen. Insgesamt kommt diese Geschichte mit sehr wenigen übernatürlichen oder unheimlichen Elementen aus, ist aber sehr stimmig und atmosphärisch erzählt worden.

Die Besetzung des Hörspiels gefällt mir äußerst gut, für jede Rolle wurde wieder ein sehr passender und engagierter Sprecher ausgewählt. Als William Garret ist Constantin von Jascheroff zu hören, der mit seiner sehr angenehmen Stimme eine gelungene Hauptfigur abgibt und auf die verschiedenen Situationen sehr glaubhaft reagiert. Bernd Rumpf spricht John Eldred, er kann eine mysteriöse Aura um sich schaffen und mit seinem sonoren Klang die ersten Szenen sehr gekonnt gestalten. Herma Koehn hat mir als Mrs. Mary Simpson äußerst gut gefallen, sie übernimmt später eine der Hauptrollen und gestaltet diese mit viel Energie. Weitere Sprecher sind Cathlen Gawlich, Reinhard Scheunemann und Lutz Mackensy.

Akustisch bieten Marc Gruppe und Stephan Bosenius wieder eine sehr dichte und stimmungsvolle Atmosphäre, die insbesondere durch den Einsatz von mystischen Melodien erzeugt wird. Diese wabern auch während der Dialoge im Hintergrund, sodass man sich schnell in diese Stimmung versinken lassen kann. Geräusche sind dabei eher wenig eingesetzt, können die Dialoge aber dennoch gelungen ausstatten.

Der unheimliche Fremde, der William Garret einen so großen Schrecken einjagt, ist auf dem Cover abgebildet, die pergamentartige Haut und die rötlichen Augen sind gelungen umgesetzt, die Bibliothek im Hintergrund kommt aber ebenso gut zur Geltung. Ergänzt mit dem Säulen-Layout der Serie entsteht wieder ein ansehnliches und stimmungsvolles Coverdesign.

Fazit: Eine rätselhafte und stimmungsvolle Geschichte, die sehr gut miteinander verknüpft ist und gleich mehrere Figuren in den Mittelpunkt stellt. Ein stimmiger Rückblick gibt dann die Richtung der Handlung, die sich stetig weiterentwickelt und in einem sehr gut umgesetzten Finale endet. Die hervorragenden Sprecher lassen das Hörspiel wieder zu einem Genuss werden.

VÖ: 12.November 2015
Label: Titania
Bestellnummer: 978-3-7857-5170-1


Gruselkabinett – 105. Mitternachtsweg



Erster Eindruck: Femme Fatal und ein Seemannsfriedhof

Peter Maydell erhält ein weiteres Manuskript von dem jungen Autor Johannes Kieland, dem er schon zu einigen Veröffentlichungen verholfen hat. Doch der neue Text ist laut eigenen Aussagen autobiographisch und berichtet von der Begegnung mit der wunderschönen Herma Marie Brandt, die unter tragischen Umständen ihren Geliebten verloren hat...

Normalerweise vertont Titania Medien für seine Gruselkabinett-Reihe lediglich ältere Geschichten – mal ausgenommen die bisher zwei von „Per McGraup“ selbstverfassten Titel. Eine große Ausnahme hiervon gibt es jetzt mit „Mitternachtsweg“ des deutschen Autors Benjamin Lebert – es ist eine sehr lohnenswerte Ausnahme. Denn um kurz vorweg zu greifen: Mitternachtsweg gehört zu den besten Folgen des Gruselkabinetts der letzten Zeit. Erzählt wird eine recht verschlungene Handlung, die in der heutigen Zeit spielt und schon früh Spannung aufbauen kann. Dabei konzentriert sich die Folge auf die Beziehung zwischen Johannes und Herma, die zur zentralen Figur wird. Geheimnisvoll, fast schon mystisch und undurchdringlich fasziniert sie schnell und zieht den Hörer – ebenso wie Johannes – in ihren Bann. Immer weiter dringt Johannes in das Mysterium um die bildhübsche Frau ein, das eng mit einem Seefahrerfriedhof auf Sylt zusammenzuhängen scheint. All das verbindet sich zu einer sehr dichten Atmosphäre voller Faszination, Abgründe und Misstrauen, die den Hörer 80 Minuten völlig in seinen Bann ziehen kann. Besonders gelungen ist dabei das Ende, das erschreckende Zusammenhänge deutlich macht und tiefer gehende Bedeutungen offenbart. Eine hervorragende Geschichte, ebenso hervorragend inszeniert.

Marius Claren ist als Johannes Kielland eine sehr gute Wahl, sehr professionell und gefühlsbetont gibt er die ganz unterschiedlichen Stimmungen des Protagonisten wieder und kann so einen sehr greifbaren und authentischen Eindruck hinterlassen. Die wunderbare Melanie Hinze zeigt als Herma mal eine ganz andere Seite von sich, spielt sehr facettenreich und erschafft so eine wunderbare, undurchschaubare Figur, die die Handlung tragen kann. Auch Eckart Dux überzeugt als Peter Maydell auf ganzer Linie, mit seinem knarzigen Klang kann er seine Passagen sehr dynamisch gestalten. Weitere Sprecher sind Lutz Reichert, Herma Koehn und Constantin von Jascheroff.

Passend zu dem aktuellen Roman wurde hier auch eine etwas modernere Variante des typischen Gruselkabinett-Feelings erschaffen, wobei sich dies in einigen Nuancen zeigt. Da wird mal mit stampfenden Beats eine Club-Atmosphäre geschaffen, da sind die Geräusche moderner und an die heutige Zeit angepasst. Doch auch hier wurde wieder sehr akkurat gearbeitet, sodass eine dichte und fesselnde Atmosphäre entstanden ist.

Auch das Cover nimmt hier eine Ausnahmerolle an, wirkt aber immer noch wie aus einem vorigen Jahrhundert entsprungen. Doch die romantische Sonnenuntergangsszene mit den händchenhaltenden Spaziergängern und dem weit entfernten Leuchtturm hat nichts düsteres an sich und wirkt fast schon ein wenig kitschig. Auch hier gibt es kein Bonusmaterial mit Ausnahme des kleinen Fotos von Benjamin Lebert auf der Rückseite.

Fazit: Das Experiment, einen modernen Roman für das Gruselkabinett zu vertonen, ist äußerst gut gelungen, woran sicherlich auch an die stimmungsvolle und mystische Vorlage einen großen Anteil hat. Die passend besetzten Sprecher und die sanft-moderne Vertonung machen Mitternachtsweg zusätzlich zu einer der besten Episoden der letzten Zeit.

VÖ: 8.Oktober 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5168-8


Gruselkabinett – 104. Allerseelen



Erster Eindruck: Unheimliche Begegnung an einem Herbstabend

Als Mrs. Sara Clayvburn an einem dunklen Herbstabend einen Spaziergang macht, trifft sie auf eine ihr fremde Frau, dabei kennt sie sämtliche Bewohner des nahe gelegenen Dorfes. Doch auf Saras freundliche Frage reagiert die Unbekannte äußerst ruppig, fast schon hämisch. Als sich Sara kurz darauf am Fuß verletzt und für einige Tage das Bett hüten muss, ist der Vorfall schon fast vergessen...

Dunkle alte Gemäuer, weite Gänge, ein Gewirr aus verschiedenen Zimmern – zahlreiche bisherige Folgen des Gruselkabinetts von Titania Medien spielen mit diesem Thema und haben damit eine dichte Atmosphäre erzeugt. Auch die 104. Folge der Reihe spielt mit diesem Motiv, baut aber nicht hauptsächlich darauf auf. Es dauert hier ein wenig, bis in der Handlung erste mysteriöse Momente aufkommen, doch bis dahin ist die Geschichte stimmig erzählt, sodass schnell die typische Stimmung der Serie aufkommt. Und auch später bleibt die Folge insgesamt sehr ruhig, kein großer Knall, kein packendes Finale, kein um Aufsehen heischender Höhepunkt. Vielmehr steht wieder leiser Grusel im Vordergrund, dessen Quelle man nicht genau ausmachen kann, der sich aber immer weiter ausbreitet und einen mit der resoluten alten Dame mitleiden lässt. Die Auflösung des Ganzen deckt dabei nicht einmal alle Hintergründe auf, lässt bewusst Fragen offen und behält sich so seinen mysteriösen Ausdruck. Das wird nicht jedem gefallen, funktioniert an einem trüben Herbsttag aber hervorragend, so man sich auf eine so ruhige Geschichte einlassen kann. Mir persönlich hat „Allerseelen“ gut gefallen.

Die wunderbare Judy Winter ist hier in der Hauptrolle der Sara Clayburn zu hören. Ihre tiefe und angenehm kratzige Stimme nimmt auch hier wieder einen resoluten Ton an, doch auch die aufkommende Angst der Frau wird durch einen sehr glaubhaften Ausdruck für den Hörer erlebbar gemacht. Cathlen Gawlich ist nur kurz zu hören, dennoch hinterlässt sie mit dem boshaften Unterton in ihrer klaren Stimme als oben beschriebene Fremde einen nachhaltigen Eindruck. Auch Sabina Trooger überzeugt, als Saras Cousine Kate wurden ihr die Ereignisse geschildert, die sie nun als Erzählerin an den Hörer weitergibt und dabei eine eingängige und dynamische Sprechweise wählt. Weitere Sprecher sind unter anderem Lutz Mackensy, Herma Koehn und Rainer Gerlach.

Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben der Geschichte wie immer eine dichte und angenehme Atmosphäre verpasst, die sich gut an die Handlung anpasst und im Laufe der Zeit immer düsterer wird. Das ist gut gelungen und unterstützt die Sprecher in ihrer Wirkung, sodass alles sehr gut zusammenpasst. Geräusche sind hier recht zurückhaltend eingebracht, verfehlen aber ihre Wirkung nicht.

Auch das Cover zu dieser Folge ist wieder sehr ansehnlich gelungen. Es zeigt Sara, die auf das herrschaftliche Haus im Hintergrund zugeht und einen zaghaften Blick zurück über die Schulter zu der geheimnisvollen Fremden wirft, die mit bösartigem und hasserfüllten Gesichtsausdruck im Vordergrund ist und das Bild dominiert. Die restliche Aufmachung ist wie immer schlicht und zweckmäßig angeordnet.

Fazit: Mit „Allerseelen“ hat Titania Medien eine weitere recht unbekannte Geschichte vertont, die sich sehr ruhig entwickelt, aber einen stillen, leisen Grusel vermittelt. Das ist flüssig erzählt und atmet die Atmosphäre des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Schön, dass nicht alles restlos aufgeklärt wird, sondern einiges im Unklaren bleibt.

VÖ: 8.Oktober 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5167-1


Gruselkabinett – 103. Das ägyptische Parfüm



Erster Eindruck: Erneuter Ausflug ins alte Ägypten

Der Anwalt Thomas Keston hat nach einigen Reisen in London einen festen Platz gefunden, doch als er eines Tages einen sehr intensiven Duft wahrnimmt, ist sein Entdeckergeist wieder geweckt. Es ist ein altes, ägyptisches Parfüm, dem große Kräfte innewohnen sollen. Deswegen weigert sich der Besitzer, Keston auch nur einen Tropfen des duftenden Wassers zu verkaufen. Doch Keston ist völlig fasziniert und wie besessen von dem Duft...

Das alte Ägypten hat sich mit seinen zahlreichen Mythen und Geheimnissen auch heute noch eine große Faszination bewahrt und diente als Inspiration für etliche Gruselgeschichten. Auch im Gruselkabinett hat das Thema schon Einzug gehalten, auch die 103. Folge „Das ägyptische Parfüm“ bezieht sich auf das untergegangene Weltreich. Dabei bleibt die Geschichte um Thomas Keston eher ruhig, übt aber mit seinem interessanten Hintergrund und der intensiven Atmosphäre dennoch einen großen Reiz aus. Besonders eine kleine Erzählung innerhalb der Handlung ist dabei sehr atmosphärisch gelungen und wirkt auch lange in der Erinnerung nach. Ansonsten entwickelt sich die Handlung manchmal bedächtig, aber immer konsequent weiter und bringt den Hörer so nach und nach auf die Spur eines mysteriösen und gut erzählten Geheimnisses. Dabei wird vor allem auf lange Dialoge gesetzt, die stimmig wirken und durch die starken Charaktere geprägt werden. Insbesondere Thomas Keston sticht dabei immer wieder hervor und kann mit einigen gelungen angedichteten Eigenschaften einen runden Hauptcharakter formen, der die Handlung u tragen vermag. Wie schon der direkte Vorgänger strahlt auch „Das ägyptische Parfüm“ eine ruhige, aber intensive Atmosphäre aus, die durch die passende Umsetzung noch unterstrichen wird.

Jonas Baeck ist eine sehr gute Neuentdeckung in Sachen Hörspiele und wird hier von Titania als Hauptfigur Thomas Keston eingesetzt. Mit seinem angenehmen Klang und der Präsenz, die er ausstrahlt, kann er sowohl in den Dialogen als auch in den Erzähltexten überzeugen. Matthias Lühn ist als Jack Fernleigh zu hören, er kann seine Passagen authentisch wiedergeben und punktet mit einer eingängigen Sprechweise. Der wunderbare Eckart Dux setzt seine unverkennbare Stimme wieder sehr gekonnt ein, sodass auch der Scheich in der Folge eine eindringliche Aura verliehen bekommt. Das Sprechersextett wird durch Marius Claren, Jochen Schröder und Sven Dahlem komplettiert.

Wie kaum anders zu erwarten hat Titania Medien auch dieses Hörspiel sehr opulent in Szene gesetzt, dabei aber gleichzeitig auch nicht zu dick aufgetragen. Die Melodien schmiegen sich dabei eng an die Handlung und begleiten die Dialoge zu weiten Teilen, sodass die jeweilige Stimmung noch intensiver auf den Hörer übertragen wird. Ägyptische Klänge sind dabei wohltuend sparsam eingesetzt und wirken so immer passend und nicht befremdlich oder aufgesetzt.

Wunderbar ist das Cover zu dieser Folge gelungen, das mit seinen Grüntönen und der Leuchtkraft sehr geheimnisvoll wirkt. Auch die dargestellte Szene mit dem Priester, der seine Arme erhoben hat, den Statuen und Sockeln als Zierde sowie der altägyptischen, schakalköpfigen Gottheit ist sehr stimmig und unterstreicht die Atmosphäre dieser Folge.

Fazit: Sicherlich liegt hier nicht die Folge mit der dichtesten Handlung vor, etwas mehr Tempo hätte die Folge schon vertragen können. Doch die intensive Stimmung und das interessante Ambiente sorgen für schauerliche Stimmung, die sehr gut wirkt und sich im Laufe der Folge immer weiter steigern kann. Eine solide Folge der Reihe.

VÖ: 10.September 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5163-3


Gruselkabinett – 102. Mrs. Amworth



Erster Eindruck: Geheimnisvolle Vorkommnisse in einer beschaulichen Kleinstadt

Die beiden Pensionäre Emmet Forster und Professor Francis Urbridge haben sich für ihren Lebensabend im beschaulichen Dorf Maxley niedergelassen, lediglich die zahlreichen Touristen in ihren modernen Automobilen stören ihre Ruhe. Als Mrs. Amworth mit ihrer frischen und unkonventionellen Art hinzuzieht, ist zumindest Urbridge zunächst etwas misstrauisch...

Mit „Mrs. Amworth“, einer Kurzgeschichte von E.F. Benson, hat sich Titania Medien eine sehr ruhige Erzählung als 102. Folge seines Gruselkabinetts ausgesucht, in dem einmal mehr die Atmosphäre im Vordergrund steht. Zunächst wird das kleine Örtchen Maxley thematisiert, ebenso wie die Freundschaft der beiden älteren Herrschaften Forster und Urbridge durch die Ankunft von der geheimnisvollen Mrs. Amworth durcheinandergebracht wird. Erste mystische oder auch nur merkwürdige Elemente lassen dabei sehr lang auf sich warten, sodass anfangs ein harmonisches und von zwischenmenschlichen Beziehungen geprägtes Bild gezeichnet wird. Nur langsam kommt dann die Handlung in Fahrt, von einer seltsamen Mückenplage ausgehend wird hier über ein übernatürliches Geschöpf mit ganz speziellen Eigenschaften berichtet. Das ist zwar etwas konventionell und nur an wenigen Stellen überraschend, wird aber von einer sehr dichten und eingängigen Stimmung bestimmt. So enthält diese Folge einen ganz eigenen Reiz, kann aber aus der sehr guten Serie kaum heraus stechen und bleibt eher im soliden Mittelfeld.

Gerade einmal fünf Sprecher sind in dem 70-minüter zu hören, und allesamt können sie die Handlung mit einer starken Stimme prägen. Hauptfigur und auch Erzähler der Folge ist Sven Dahlem als Emmet Forster, der sehr sympathisch und engagiert klingt, immer einen freundlichen Ausdruck in der Stimme, die später auch von Grauen erfüllt klingen kann. Eckart Dux passt bestens in die Rolle des mürrischen und manchmal abweisenden Professor Urbridge, mit seinem rauen Klang kann er eine sehr standfeste und überzeugende Figur schaffen. Anita Lochner steht als Mrs. Amworth oft im Mittelpunkt, kann eine geheimnisvolle Aura um sich aufbauen und präsentiert eine sehr variable, stellenweise fast ätherische Stimmvarianz. Auch Marius Claren und Jochen Schröder sind zu hören.

Die Handlung der Folge ist wie oben beschrieben eher ruhig, passend dazu ist auch die akustische Gestaltung dezent und tritt nur selten deutlich in den Vordergrund. Die eingesetzten Melodien fügen sich harmonisch zusammen und tragen eine große Portion Mystik in sich, die wenigen Geräusche sind geschickt und passend eingebaut. So entsteht schnell das typische Flair der Serie, das auch hier wieder überzeugen kann.

Eine nächtliche Szene oben auf den Dächern des Dörfchens Maxley ist als Titelbild gewählt worden, das wieder aus der Feder von Ertugrul Edirne stammt. Der volle, wolkenverhangene Mond scheint dabei auf Mrs. Amworth nieder, die mit einem weißen Kleid und undeutbarem Gesichtsausdruck als Blickfang dient. Die restliche Gestaltung ist wieder schlicht und übersichtlich gestaltet, zusätzliche Informationen sind dabei nicht zu finden.

Fazit: „Mrs. Amworth“ kommt recht unaufgeregt daher, die Geschichte bleibt über weite Teile sehr ruhig. Viele unheimliche Momente sorgen dabei für ein sehr dichtes Flair, und auch die Figuren bringen ihre eigene Würze mit ein. Eine leise Folge, die jedoch sehr solide daherkommt.

VÖ: 10.September 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5162-6


Gruselkabinett – 101. Verlorene Herzen



Erster Eindruck: Auch nach Folge 100 geht es weiter...

Nach dem Tod seiner Eltern kommt der kleine Stephen zu einem entfernten Verwandten unter, dem alleinstehenden, aber wohlhabenden Mr. Abney. Viel Kontakt hat er zwar zu seinem neuen Vormund nicht, dafür kümmert sich die Haushälterin Mrs. Bunch umso fürsorglicher um den Jungen. Sie erzählt ihm, dass vor einiger Zeit bereits ein anderer Junge von Mr. Abney aufgenommen wurde...

Von Fans mit Spannung erwartet wurde die 100. Folge des Gruselkabinetts von Titania, doch auch danach geht es natürlich wie üblich mit atmosphärischen Gruselgeschichten weiter. Folge 101 ist „Verlorene Herzen“ des britischen Autors M. R. James, der bereits einige Male Vorlagen für die Reihe geliefert hat. Die Geschichte ist recht vorhersehbar, schon nach wenigen Minuten ist dem Hörer klar, worum es hier geht und wie die Geschichte weiter verlaufen wird – vielleicht mit Ausnahme des endgültigen Showdowns. Dennoch schätze ich diese Folge sehr, denn die Atmosphäre ist hier unglaublich dicht und intensiv, sodass einem wirklich einige Gänsehautschauer über den Rücken laufen. Stephen bekommt es mit einigen Geistererscheinungen zu tun, die sehr inbrünstig inszeniert wurden und das typische Feeling der Serie aufkommen lassen. Zudem steigert sich dies immer mehr und findet schließlich in einem sehr eindrucksvoll erzählten Finale seinen Höhepunkt - nur um kurz darauf mit den Aufzeichnungen von Mr. Abney noch einen sehr gekonnten Abschluss zu finden, der dieses Gefühl noch einmal steigert. „Verlorene Herzen“ mag diejenigen enttäuschen, die miträtseln und sich überraschen lassen wollen, für Fans des gepflegten Gruselhörspiels ist es aber eine weitere Perle.

Alexander Mager ist in der Hauptrolle des Stephen Elliot zu hören. Er ist noch ein sehr junger und unerfahrener Sprecher und wird sicherlich noch lernen, lebendiger und spontaner zu klingen, zeigt aber einige gute Ansätze für glaubhaften Gefühlsausdruck. Der grandiose Uli Krohm setzt die Figur des Mr. Abney sehr gekonnt und eindringlich in Szene, sodass von dem düsteren Mann eine sehr geungene Aura ausgeht. Auch Dorothea Walda hat mir als Mrs. Bunch äußerst gut gefallen, ihre warmherzige und gutmütige Art kommt hier bestens zur Geltung. Weitere Sprecher sind Kaspar Eichel, Timmo Niesner und Liv Auhage.

Vom Gruselkabinett darf man glücklicherweise immer eine sehr runde und gelungene Produktion erwarten, und dabei wird man auch hier nicht enttäuscht werden. Die Musik wirkt wie eigens auf die Handlung zugeschnitten und verleiht ihr viel von der fast schon beschwörenden Stimmung, während die Geräusche gerade in den unheimlichen Szenen für den notwendigen Schwung sorgen. Sehr gelungen!

Meiner Ansicht nach wurde für diese Folge eines der besten Cover der ganzen Serie geschaffen, und das will bei den grandiosen Vorgängern schon etwas heißen! Ein einsames Mädchen sitzt nackt in der Badewanne eines ziemlich heruntergekommenen Badezimmers, die Fingernägel zu langen Klauen verformt, der Blick geht leidend über die Schulter zum Betrachter. Die düstere Stimmung, die hier vorherrscht, passt bestens zum Hörspiel selbst.

Fazit: Auch wenn diese Folge nur wenige Überraschungen bietet, die sehr dichte und intensive Stimmung sorgt für viel Gänsehautgefühl und einen flüssigen Verlauf. Die sehr gruseligen Szenen sind großartig umgesetzt worden, besonders das Ende ist prägnant erzählt worden. Wieder eine sehr gelungene und bestens inszenierte Folge des Gruselkabinetts.

VÖ: 15. Mai 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5188-3


Gruselkabinett – 100. Träume im Hexenhaus



Erster Eindruck: Großes Jubiläum mit weiterer Lovecraft-Umsetzung

Walter Gilman, ein Student der Mathematik und Physik, stößt in alten Aufzeichnungen auf die Geschichte der Hexe Keziah Mason, die angeblich in die vierte Dimension eindringen konnte. Er steigert sich immer weiter in seine Recherchen herein und findet schließlich heraus, wo die alte Vettel bis zu ihrem qualvollen Tod während der Inquisition gewohnt hat – und mietet sich kurzerhand in das kleine Dachzimmer des alten Hauses ein...

Die magische 100. Folge hat Titania Medien nun mit dem Gruselkabinett erreicht, mittlerweile gehört die Serie zu den erfolgreichsten und am meisten beachteten der Hörspiellandschaft. Die Spannung war natürlich groß, welche Adaption sich Stephan Bosenius und Marc Gruppe für dieses Jubiläum aussuchen würden, die Wahl ist auf eine Geschichte aus dem Arkham-Zyklus von H. P. Lovecraft gefallen: „Träume im Hexenhaus“. Zwar kann es hilfreich sein, wenn man sich etwas in der Welt des bekannten Horror-Autoren auskennt, um alle Querverweise zu verstehen, notwendig ist dies aber nicht, die Geschichte kann auch vollkommen für sich allein stehen. In den ersten Szenen wird von Keziah Masons Tod berichtet, was schon sehr stimmungsvoll und eindringlich geraten ist. Mit der Schwenk auf Walter Gilman viele Jahre später baut sich die Handlung langsam auf, setzt aber immer wieder mit sehr unheimlichen und gruseligen Szenen Akzente. Die Stimmung ist durchgehend sehr dicht, kann sich aber natürlich im Laufe der Handlung noch weiter steigern, entführt den Hörer zusammen mit Walter in eine Parallelwelt, bald kann man kaum Traum und Realität auseinander halten. Die packende und dramatische Schlussszene setzt dann einen schrecklichen Höhepunkt. „Träume im Hexenhaus“ mag das Genre nicht neu erfinden, ist aber eine extrem gelungene Folge, die mit ihrer sehr intensiven und beeindruckenden Stimmung überzeugen kann.

Hannes Maurer ist in der Hauptrolle des Walter Gilman zu hören und übernimmt damit einen großen Teil der Handlung, er kann den aufkommenden Horror sehr eingängig darstellen, auch wenn er an einigen Stellen die Spannung nicht ganz aufrecht erhalten kann. Grandios ist Dagmar von Kurmin als Keziah Mason, ihre tiefe und kehlige Stimme passt wunderbar zu der Rolle, die sie mit viel Leidenschaft und packender Präsenz umsetzt. Roland Hemmo ist als schwarzer Mann ebenso gut besetzt und lässt seine Szenen ebenfalls sehr unheimlich und düster wirken. Weitere Sprecher sind Wilfried Herbst, Hans-Geord Panczak und Horst Naumann.

In Sachen Atmosphäre und Dramatik darf man vom Gruselkabinett natürlich auch in der 100. Folge eine absolut perfekte Inszenierung erwarten, wobei mit die eingesetzte Musik dieses mal besonders gut gefallen hat. Die wirkt noch einen Tick düsterer und kann dabei die Stimmung der Handlung bestens einfangen. Und auch die Geräusche und Effekte tragen ihren Teil zum Gelingen der Produktion bei.

Eine sehr unheimliche Szenerie wurde hier für das Cover umgesetzt, die Keziah Mason, einen dunklen Mann und eine riesige Ratte vor einem steinernen, reich verzierten Altar zeigt, der Raum ist im Hintergrund mit riesigen Säulen angedeutet. Die violette Farbgebung ist der Geschichte geschuldet, passt aber auch wunderbar zu dem Artwork der Folge. Als Zugabe zur Jubiläumsfolge gibt es eine DVD mit einer über 50-minütigen Dokumentation, in der Interviews, Studioaufnahmen aber auch Szenen der Arbeit der Macher zu sehen sind. Das ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Einblick hinter die Kulissen.

Fazit: Die Jubiläumsfolge vom Gruselkabinett ist sehr atmosphärisch dicht und eindringlich gelungen, wobei die Szenen mit Keziah Mason besonders unheimlich gelungen sind. Die sich immer weiter aufbauende Dramatik ist beeindruckend und lässt die über einstündige Produktion sehr flüssig erscheinen. Besonders das intensiv umgesetzte Finale kann dabei punkten.

VÖ: 15.Mai 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5117-6


Gruselkabinett – 99. Die Toten sind unersättlich



Erster Eindruck: Faszination und Begierde

Der junge Adelige Bartek ist des öfteren zu Gast bei der Familie Bardoßka, allabendlich sitzen die mit dem Verlobten der Tochter des Hauses, Manwed Weroski, sowie dem ebenfalls um Aniela werbenden Maurizi Konopka beisammen. Doch das enge Band zwischen Manwed und Aniela wird bald auf eine harte Probe gestellt, als der junge Mann ein abgelegenes Schloss in den Karpaten aufsucht und dort völlig von einer weißen Statue einer bildschönen Frau fasziniert wird...

Kurz vor dem großen Jubiläum, der 100. Folge des Gruselkabinetts aus dem Hause Titania Medien, wird eine für die Reihe schon fast klassische Geschichte um Begierde und Faszination, von Liebe und einer geheimnisvollen Frauengestalt erzählt, wie es schon einige Folgen zuvor getan haben. „Die Toten sind unersättlich“ beginnt wie so oft eher ruhig, aber sehr atmosphärisch, die Stimmung des späten 19. Jahrhunderts sehr gekonnt aufgreift und die Charaktere vorstellt. Hier steht noch Bartek im Mittelpunkt und fungiert auch als Erzähler, später übernimmt auch Manwed diese Rolle. Dieser Schwenk ist sehr gelungen, beleuchtet das Geschehen aus mehreren Perspektiven und ist erzählerisch sehr elegant umgesetzt. Immer weiter steigert sich dabei die Faszination von Manwed, immer tiefer gerät er in die Fänge der mysteriösen Statue, immer mehr verfällt er ihr. Auch sein sich sträubender Wille gegen diesen Bann wird dabei sehr geschickt dargestellt. Die sehr stimmungsvoll erzählte Geschichte kratzt an einigen Stellen an diversen Klischees, kann aber auch zahlreiche eigenständige Elemente mit einbringen, sodass man schnell von der Handlung gefangen genommen wird.

Simon Jäger ist in der Rolle des Bartek zu hören und agiert dabei sowohl in den Dialogen als auch in Erzählparts. Wie immer kann er dies sehr sehr professionell umsetzen und bringt mit seiner markanten Stimme eine ansprechende Ausstrahlung dieser Figur mit sich. David Nathan ist ebenso hervorragend als Manwed besetzt, sein kräftiger Klang und die streckenweise inbrünstige Leidenschaft, die darin mitschwingt, aber auch die verzweifelten, schauderhaften Momente lassen eine sehr runde und stimmige Sprechweise entstehen. Antje von der Ahe kann als Fürstin Tartakowska mit einer betörenden, fast hypnotischen Stimme und ihrer eindringlichen Art zu Sprechen punkten. Auch Maria Koschny, Bodo Wolf, Ulrike Möckel und die anderen Beteiligten fügen sich hier bestens ein.

Musikalisch wird wieder für eine sehr dichte, intensive und auch sehr schaurige Atmosphäre gesorgt, wobei diese auch durchaus mal forscher in den Vordergrund drängt und sich beispielsweise mit Blechbläsern die Dialogen kräftig untermalt. So werden die entsprechenden Szenen noch weiter betont, wobei die stimmungsvolle Gestaltung mit Geräuschen auch hier wieder gut gelungen ist.

Wie immer ist die Zeichnung des Covers auch hier wieder im viktorianischen Zeichenstil gehalten und verbreitet dabei eine faszinierende Atmosphäre. Natürlich ist die Marmorstatue, die eine so wichtige Rolle in dem Hörspiel einnimmt, auch hier zu sehen, während Manwed diese mit leidendem Gesichtsausdruck berührt. Die Szenerie wird durch den hellen Mond, der durch das Fenster strahlt, sehr gelungen ergänzt.

Fazit: Auch wenn das Thema der faszinierenden und magischen Frau schon einige Male aufgegriffen wurde, kann dieses Hörspiel viele eigene Elemente einbringen und so eine sehr runde und atmosphärische Geschichte präsentieren, deren Erzählweise sehr gelungen ist. Die hervorragenden Sprecher und die sehr intensive akustische Umsetzung überzeugen dabei ebenso sehr.

VÖ: 17.April 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5116-9


Gruselkabinett – 98. Der Schimmelreiter



Erster Eindruck: Literaturklassiker im Gruselkabinett

In einer stürmischen Nacht verirrt sich ein Reisender mit seinem Pferd, meint allerdings den Schatten eines Schimmelreiters wahrzunehmen. Er erreicht mit knapper Not ein Gasthaus, in dem er von der merkwürdigen Begegnung berichtet. Von dem alten Schulmeister erfährt er bald von der Geschichte des Schimmelreiters, der einst als Hauke Haien, Sohn eines Landvermessers, aufgewachsen ist...

Ein breites Spektrum aus Geschichten der Schauerromantik ist bereits im „Gruselkabinett“ vertreten, Überraschungen gibt es dabei immer wieder. Und so ist es zumindest ungewöhnlich, dass bei einer kommerziell angelegten Hörspielserie auch klassische Literatur wie „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm umgesetzt wird. Die Umsetzung der Novelle ist Stephan Boseinius und Marc Gruppe in 100 Minuten sehr gut gelungen, sehr intensiv kann die Geschichte von Hauke Haien darin wirken, wobei sich die Gruselelemente sehr zurückhalten und nur punktiert an die Oberfläche kommen – wie beispielsweise in der sehr gelungenen und atmosphärisch dichten Rahmenhandlung, in denen stets ein leichter Schauer zu spüren ist. Im Mittelpunkt steht jedoch die Lebensgeschichte von Hauke Haien, der schon als Kind mit Feuereifer an der Instandhaltung und Verbesserung der Deiche mitarbeitet und der bald das Ziel hat, als neuer Deichgraf seine Ideen umsetzen zu können. Es ist eben diese Leidenschaft, die immer wieder zum Vorschein kommt, wobei die Handlung komplexer wird und das Erwachsenwerden des jungen Mannes schildert. Wirklich unheimlich wird es dann wieder im letzten Drittel des Hörspiels, als der namengebende Schimmel in der Handlung vorkommt. Alles ist sehr dicht, sehr verwoben erzählt und kann so trotz der eher ruhigen Ausstrahlung sehr gut unterhalten.

Wunderbar sind auch die Sprecher, die mit hörbar viel Spielfreude bei der Sache sind. Johannes Raspe ist als Hauke Haien ganz wunderbar, mit seiner volltönenden und wandlungsfähigen Stimme kann er von der frühen Jugend bis zum Erwachsenenalter eine sehr überzeugende und glaubhafte Vorstellung abliefern. Kristine Walters gefällt mir als Elke Volkerts, der Ehefrau von Hauke, ebenso gut, mit sanftem, gefühlvollem Klang kann sie einen sehr intensiven und eindringlichen Eindruck hinterlassen. Peter Weis ist in der Rahmenhandlung als Schulmeister zu hören und übernimmt dabei die teilweise recht langen Erzählpassagen, die er abwechslungsreich und mit kurzweiliger Betonung umsetzt. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Dagmar von Kurmin und die sehr vielversprechende, sehr junge Clara Fischer.

Grandios auch wieder die akustische Umsetzung, die mehr als sonst von dieser Reihe gewohnt auch Geräusche für die atmosphärische Gestaltung nutzen und diese eng mit den eingesetzten Melodien verweben. Doch das tosende Meer oder die heftigen Regenschauer sorgen für jede Menge Stimmung, sodass man sich sehr gut in die Handlung hinein versetzen kann. Sehr gelungen und stimmig umgesetzt!

Die Illustration für das Cover stammt noch von dem verstorbenen Firuz Askin und trägt dessen typischen, romantisch angehauchten Zeichenstil, der sich insbesondere in der wunderbaren Hintergrundlandschaft mit den weitläufigen Deichen widerspiegelt. Vor dem dunklen, wolkenverhangenen Himmel zeichnet sich der riesige Schimmel mit Hauke samt finsterem Gesichtsausdruck deutlich ab.

Fazit: Sicherlich eine ungewöhnliche für das Gruselkabinett, aber eben auch eine sehr gelungene. Die intensive Stimmung, die eher auf eine ruhige Erzählweise denn auf Schockmomente setzt, wird durch die hervorragenden Sprecher und die atmosphärische Umsetzung generiert, sodass man sich mitten in die Deiche versetzt fühlt.

VÖ: 17.April 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5115-2


Gruselkabinett – 96. / 97. Madame Mandilips Puppen



Erster Eindruck: Ein Mediziner, ein Gangsterboss und eine Puppenmacherin

Dr. Lowell ist auf Geisteskrankheiten spezialisiert und glaubt nicht an übernatürliche Mächte. Selbst ein ungewöhnlicher Fall kann den Mediziner vorerst nicht vom Gegenteil überzeugen: Ein Gangsterboss bringt einer seiner Kumpanen zu ihm, der in eine Schockstarre gefallen ist. Dr. Lowell beginnt zu ermitteln und findet so weitere geheimnisvolle Fälle dieser Art. Und alle Fäden scheinen bei der Puppenmacherin Madame Mandilip zusammen zu laufen...

Nach zahlreichen Einzelfolgen schickt Titania Medien in seinem grandiosen Gruselkabinett mit „Madame Mandilips Puppen“ mal wieder einen Zweiteiler ins Rennen. Schon durch den Titel weiß der Hörer, worum es geht und bekommt einen Hinweis auf die Hintergründe der gruseligen Geschichte, doch dies schmälert die sich langsam aufbauende Spannung keineswegs. Zu Anfang gibt es einige vage Hinweise, denen Lowell nachgeht, hier mutet die Handlung fast schon wie ein Thriller an. Zwar ist stetig eine übernatürliche Komponente zu spüren und es gibt einige spukige Szenen, dennoch bleibt der erste Teil eher ruhig. Erst gegen Ende der ersten CD taucht die namengebende Figur in einem sehr düsteren Rückblick auf und bringt die Folge richtig in Schwung. Die zweite CD ist dann auch merklich temporeicher, dichter erzählt und steigert die Dramatik und die Gefahr, die von Madame Mandilip ausgeht. So entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, und obwohl die Handlung nicht wirklich wendungsreich ist, wird „Madame Mandilips Puppen“ zu einer sehr starken Folge. Das ungewöhnliche Thema der teuflischen Puppen, die diabolische Hauptfigur und der sehr gut erzählte Plot sorgen für typische Gruselkabinett-Stimmung.

Hans-Georg Panczak ist als Dr. Lowell zu hören und zeigt einmal mehr sein Können. Mit seiner markanten Stimme und der eingängigen Sprechweise kann er dem Mediziner viel Ausdruck verleihen. Doris Gallert ist in der Rolle der Madame Mandilip hervorragend besetzt, mit tiefer, rauer Stimme und diabolischem Auftreten sorgt sie für intensive Momente. Auch Uschi Hugo kann mit ihrem außergewöhnlichen Klang als Laschna überzeugen und spricht ihre Parts sehr eindringlich. Weitere Sprecher sind Jan Makino, Antje von der Ahe und Helmut Krauss.

Stephan Bosenius und Marc Gruppe haben wieder eine sehr dichte und intensive Stimmung erzeugt, sodass die Geschichte eine gelungene Klangkulisse bekommt. Atmosphärische Musikstücke, die meist dräuend im Hintergrund erklingen, sorgen für die passende Stimmung, zahlreiche Geräusche machen die Handlung lebendiger und vereinzelt verzerrte Stimmen machen die mysteriösen Elemente noch eindringlicher.

Die beiden einzelnen Hüllen stecken auch hier wieder zusammen in einem Pappchuber, die beiden Cover zu den CDs sind sich sehr ähnlich. Beide zeigen in düsterer Kulisse vier von Madame Mandilips Puppen mit gespenstischen Gesichtern in einer Reihe. Beim ersten Cover noch vom Betrachter weggedreht blicken sie einem auf dem zweiten Cover direkt an.

Fazit: „Madame Mandilips Puppen“ eröffnet die Handlung eher im Stil eines Krimis und stellt ruhige Ermittlungen in den Mittelpunkt, wobei auch hier ein schauriger Unterton zu hören ist. Zum Ende der ersten CD geht es dann richtig zur Sache, wird sehr unheimlich und präsentiert zahlreiche sehr starke Szenen. Die zweistündige Produktion ist sehr unterhaltsam aufgebaut und steigert sich immer weiter.

VÖ: 12.März 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-37857-5114-5


Gruselkabinett – 95. Die Falle



Erster Eindruck: Übernatürliche Vorgänge im Internat

Nach einem längeren Aufenthalt auf den Jungferninsel unterrichtet Ben Canevin in der Privatschule des befreundeten Direktors Mayer. Als im ersten Winter seiner Tätigkeit im gesamten Internat die Heizungsanlage ausfällt, lädt er drei seiner Schüler zum Literaturunterricht in seine Privaträume ein, die von einem Kamin eingeheizt werden. Der feinfühlige Robert zeigt dabei besonderes Interesse an einem alten Spiegel seines Lehrers...

Henry S. Whiteheads Geschichten sind in Deutschland bisher nicht zu größerer Popularität gelangt, was sich jetzt durch die 95. Folge von Gruselkabinett zumindest in Hörspielkreisen ändern dürfte. Denn „Die Falle“ des Erzdiakons und Horror-Autors ist wieder zu einer sehr soliden und kurzweiligen Produktion geworden. Ein stimmungsvolles Intro eröffnet die Handlung und wirft das Mysterium um einen mächtigen Spiegel in den Raum, der Start in die Handlung ist dann wie immer recht harmlos, nur langsam schleichen sich hier übernatürliche Momente ein. Das ist stimmungsvoll komponiert und unterhaltsam erzählt, bis langsam Klarheit in die Geschichte kommt. Im Hauptteil gibt es einige packende Szenen, die sich jedoch nicht mit Schockmomenten arbeiten, sondern das Grauen zelebrieren und auskosten. Besonders ein recht langen Gespräch mit dem Antagonisten der Folge ist sehr atmosphärisch gelungen und bildet den Höhepunkt der Serie. Danach ebbt die Spannung und Dramatik ebenso langsam wieder ab, nach der Auflösung folgen noch einige weitere Szenen, die die Handlung Schritt für Schritt abklingen lassen. Dieser Teil ist mir persönlich etwas zu lang geraten, hier habe ich noch auf eine Wendung oder einen kleinen Knall gewartet. Dennoch ist wieder eine runde und gelungene Folge erzählt worden, die dem Genre der Schauerromantik eine weitere Facette hinzufügen kann.

Frank Schaff steht als Ben Canevin hier im Mittelpunkt und übernimmt neben den Dialogen auch die kurzen Erzähltexte. Dies löst er mit fester und ausdrucksstarker Stimme, mit der er in jeder Szene absolut glaubwürdig agiert. Robert Grandison wird von Daniel Schlauch gesprochen, der besonders im zweiten Teil der Handlung überzeugt und das Grauen des Schülers lebendig darstellt. Lutz Riedel spricht den machtvollen Antagonisten der Folge und verleiht seiner Stimme dabei einen sehr boshaften Unterton, der gut zur Geltung kommt. Weitere Sprecher sind Sascha Wussow, Andreas Mannkopff und Cornelia Meinhardt.

Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien haben es wieder geschafft, eine ebenso lebendige wie bedrückende Atmosphäre zu schaffen und die einzelnen Szenen mit ausdrucksstarker Musik zu unterlegen. Diese fügt sich zusammen mit den Sprechern und den wohl platzierten Geräuschen zu einer Einheit zusammen, die sehr gut aufeinander abgestimmt wurde und in der alle Komponenten bestens zur Geltung kommen.

Natürlich ist der geheimnisvolle Spiegel auch auf dem Cover zu sehen, reich verziert und mit einigen Details ausgestattet sind die Figuren in ihm jedoch das, was die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Während Ben sowohl im Spiegel als auch außerhalb zu sehen ist, sind die bläulich schimmernden Figuren von Robert und dem mächtigen Magier lediglich in ihren Reflexionen im Spiegelglas zu sehen.

Fazit: Titania Medien präsentiert mit „Die Falle“ eine solide Folge, die sich sehr gut in das Gruselkabinett einfügt und sowohl in Sachen Aufbau als auch mit der dahinterstehenden Mythologie neue Seiten der Serie zeigen kann. Besonders der Höhepunkt in der Mitte des Hörspiels kann überzeugen und mit einem interessanten Dialog unterhalten.

VÖ: 14.November 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5027-8


Gruselkabinett – 94. Tobias Guarnerius



Erster Eindruck: Not und Ehrgeiz eines Geigenbauers

Tobias Guarnerius, ein verarmter Instrumentenbauer aus Bremen, kann sich und seine Mutter mit seiner Werkstatt und kleineren Reparaturen gerade so am Leben erhalten. Dabei hegt er den Traum von einer perfekten Geige, die einer Stradivari in nichts nachsteht. Lange Zeit stellt er Forschungen an und fertigt eine Kopie nach der anderen an. Doch um sein Werk zu vollenden, greift er zu unheilvollen Mitteln...

Wieder einmal hat Titania Medien für sein Gruselkabinett eine gänzlich unbekannte Geschichte gefunden und vertont, das Leben des verarmten Geigenbauers wird in der 94. Folge gewohnt düster und atmosphärisch erzählt. Die Handlung wurde in etwa einer dreiviertel Stunde erzählt und wirkt somit sehr flüssig und gradlinig, gibt den einzelnen Szenen aber dennoch genügend Raum, um sich zu entfalten. Hierzu trägt auch der Einsatz eines externen Erzählers, der die Ereignisse kommentiert, er steigert das Tempo, aber auch die Atmosphäre deutlich. So gelingt schon der Start in die Handlug sehr stimmungsvoll, was sich im Laufe der Handlung immer weiter steigert. Dabei bleibt diese insgesamt doch sehr ruhig ab und setzt auf leisen, hintergründigen Grusel, sodass bald diese ganz besondere Stimmung der Serie aufkommt. Die Besessenheit von Tobias Guarnerius kommt dabei sehr gut zur Geltung, und eine eindringliche Szene mit seiner Mutter kann dies besonders hervorkehren. So viel sei verraten, sein Leben endet tragisch, und ist ebenso galant wie atmosphärisch erzählt worden. Die verwendete Sprache ist dabei sehr poetisch und bildhaft, in ihr weht ein wenig von dem altertümlichen Ambiente des beginnenden 19. Jahrhunderts mit. Eine gelungene und hörenswerte Folge der Serie.

Hauptfigur Tobias Guarnerius wird von Tobias Nath gesprochen, dessen Stimme sehr eindringlich und präsent klingt, den sich immer weiter steigernden Eifer des Mannes wird durch ihn famos in Szene gesetzt. Seine Mutter wird von Kerstin Sanders Dornseif gesprochen, die mal bestimmend und ein wenig kratzbürstig, dann aber auch verletzlich und verzweifelt klingen kann. Als Erzähler hat mir Hasso Zorn äußerst gut gefallen, seine eindringliche Stimme setzt die kurzen Passagen in ein sehr gelungenes Licht rückt. Weitere Sprecher sind Timmo Niesner, Peter Weis und Max Schautzer.

In dieser Folge geht es oft um die unterschiedlichsten Geigenklänge, von misstönend und schief bis hin zu volltönend und fast magisch – und all dies konnte Titania Medien auch in der brillanten akustischen Umsetzung vermitteln. Besonders gelungen ist die Szene, in denen ein Geigenkonzert thematisiert ist und dies im Hintergrund zu hören ist, während der Erzähler die eindrucksvolle Wirkung des Spieles beschreibt.

Ein grünlich schimmernder Hintergrund und zahlreiche, opulent gekleidete Menschen umringen auf dem Cover die Titelfigur Tobias Guarnerius, der völlig vertieft auf seiner Geige spielt. Das allein ist aufgrund der Vielfalt an Details ein ansprechendes Motiv, was aber durch die geisterhafte Gestalt, die hinter dem Geiger aufsteigt, noch unterstützt durch den melancholischen, nach oben gerichteten Blick.

Fazit: Leisen Schauer hat sich das Gruselkabinett auf die Fahne geschrieben, und genau das wird hier auch geboten. Langsam steigert sich die gradlinig erzählte Handlung und nimmt dabei immer mehr an Intensität zu, während die Obsession des Geigenbauers ebenso eindringlich thematisiert wird. Ein Hörspiel für dunkle Herbstnachmittage.

VÖ: 14.November 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5026-1


Gruselkabinett – 93. Das Haus der sieben Giebel



Erster Eindruck: Dunkle Familiengeschichte über mehrere Generationen

Der junge Mr. Holgrave ist fasziniert von dem alten Haus mit den sieben Giebeln, in dem die alte Hepzibah Pyncheon allein und zurückgezogen wohnt. Er bittet sie, ihr Untermieter sein zu dürfen und zieht bald darauf in einem der Giebelzimmer ein. Doch schon bald erlebt er die unheimliche Stimmung, die von dem Ort ausgeht, und so kommt er langsam hinter das Geheimnis, das das Gemäuer umgibt...

Unheimliche alte Häuser haben seit jeher eine große Tradition im Gruselkabinett von Titania Medien, für die Autoren der Schauerromantik scheinen diese eine große Faszination auszuüben. Auch Folge 93 „Das Haus der sieben Giebel“ dreht sich um ein solches Haus, doch vielmehr steckt ein dunkles Familiengeheimnis, ein schrecklicher Fluch dahinter, das hier langsam zelebriert und aufgedeckt wird. Erzählt wird aus der Sicht von Mr. Holgrave, der allerdings über weite Teile nur Beobachter ist, im Mittelpunkt stehen die alte Hepzibah Pyncheon sowie später ihre Nichte Phoebe. Immer wieder gibt es dabei Rückblicke auf vergangene Zeiten, auf verschiedene Generationen der Familie Pyncheon, in denen es um Streitigkeiten mit einem anderen Clan, wertvollen Grundbesitz und immer wieder auch übernatürliche Ereignisse und schwarze Magie. So entwickelt sich eine durchaus komplexe Handlung, da auch die Verhältnisse in der Gegenwart verschlungen sind. Das alles ist spannend aufbereitet, es gelingen immer wieder überraschende Wendungen und düstere Momente, sodass die knapp 80minütige Geschichte sehr abwechslungsreich wirkt und eine gelungene Ausstrahlung bekommt. Gelungen!

Die grandiose Dagmar von Kurmin bekommt hier mit Hepzibah Pyncheon eine sehr dankbare Rolle für ihre dunkle, raue Stimme und kann die alte Frau mit großer Intensität umsetzen, sodass jede ihrer Szenen sehr ausdrucksstark wirkt. Janina Sachau hat mir als Phoebe Pyncheon ebenfalls sehr gut gefallen, ihr heller und aufgeweckter Klang kann auch den aufkommenden Grauen sehr gut umsetzen. Louis Friedemann Thiele übernimmt die Rolle des Mr. Holgrave, der mit seiner ruhigen und angenehmen Stimme gut durch die Handlung führt und dabei sehr natürlich agiert. Weitere Sprecher sind Maximiliane Häckle, Helmut Winkelmann und Horst Naumann.

Auch akustisch ist die Handlung präzise und stimmungsvoll umgesetzt worden. Die traurige Melodie, die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, ist sehr passend eingebaut und erzeugt zusammen mit den anderen Musikstücken eine sehr dichte Atmosphäre, die von passenden Geräuschen noch unterstützt wird, so kann beispielsweise eine lange zurückliegende Gewitternacht für Nachdruck sorgen.

Natürlich wurde das titelgebende Haus auch auf dem Cover abgebildet, hinter kahlen Bäumen recken sich die sieben Giebel in den nächtlichen Himmel, der in verschiedenen Farben erstrahlt und – natürlich – den vollen Mond am Himmel zeigt. Nur stellenweise beleuchtet und ziemlich verwinkelt bekommt man einen guten ersten Eindruck vo n dem schaurigen Haus.

Fazit: Durch die verschachtelte Erzählweise mit gleich mehreren Zeitebenen zeichnet eine bedrückende und beängstigende Familiengeschichte, die immer neues Grauen offenbart und dabei nicht nur düster wirkt, sondern auch abwechslungsreiche Stimmungen erzeugt. Geschickt aufgelöst und mit zahlreichen Überraschungen versehen entstehen so unterhaltsame 80 Minuten.

VÖ: 8.Oktober 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5025-4


Gruselkabinett – 92. Zimmer 13



Erster Eindruck: Unheimliches aus dem Hotel

Victor Anderson will in der kleinen dänischen Stadt Viborg einige Nachforschungen in der umfangreichen Bibliothek anstellen und mietet sich für einige Wochen in das Hotel „Goldener Löwe“ ein. Aufgrund der Größe sucht er sich das Zimmer 12 ein und fühlt sich schnell wohl, doch schon in der ersten Nacht hört er einige seltsame Geräusche aus dem Nebenzimmer. Doch diese wollen so gar nicht zu dem zurückhaltenden Anwalt passen, der dort wohnt...

Mit „Zimmer 13“ haben Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien bereits die zweite Geschichte von dem englischen Gruselautor „M.R. James“ vertont, diese ist als 92. Folge des Gruselkabinetts veröffentlicht worden. Die Geschichte enthält eine kleine Rahmenhandlung, in der Hauptperson Victor seinem Cousin von den Ereignissen im Hotel berichtet. So werden schon gleich zu Beginn einige unheimliche Anmerkungen eingestreut, die sich stark auf die Stimmung des Hörspiels auswirken. Und auch kurz nach der Ankunft im Hotel wird eine düstere, rätselhafte Aura geschaffen. Das besondere dabei ist, das der eigentliche Horror, das Grauen nur angedeutet, aber niemals zur Gänze aufgeklärt wird. Und genau das ist schauriger, als man es sich vorgestellt hätte, vieles liegt im Argen und beflügelt die eigene Phantasie. Auch wenn die Erzählung atmosphärisch dicht ist, fallen die langen Erzählpassagen manchmal auf und hätten dynamischer erzählt werden können – was bei dieser Geschichte zugegebenermaßen äußerst schwierig sein dürfte. Das macht aber auch gar nichts, denn die Geschichte an sich ist so reizvoll, unheimlich und packend, wird in knackigen 50 Minuten erzählt und ist eine sehr, sehr starke Folge.

Den größten Teil der Handlung übernimmt Christian Stark als Victor Anderson, seine sehr wandlungsreiche Stimme nimmt einen warmen Klang an, kann aber auch feine Nuancen wie sanften Spott oder aufkommendes Grauen sehr umfassend einfangen. Herr Kristensen, der Wirt des Goldenen Löwen, wird von Tom Deininger gesprochen, der seine Figur präzise, eindringlich und sehr stimmungsvoll umsetzt. Auch Patrick Bach gefällt mit als Herr Jensen, dem etwas kühl wirkenden Anwalt aus dem Nebenzimmer, sehr gut, kann er doch in einer späten Szene des Hörspiel neuen Schwung hereinbringen und die Atmosphäre weiter unterstützen. Weitere Sprecher sind Andreas Mannkopff, Jannik Endemann und Lutz Mackensy.

Unheimliche Geräusche und seltsame Klänge spielen in dieser Geschichte eine entscheidende Rolle – eine Steilvorlage, die Titania Medien natürlich genutzt hat. So wurden gerade die nächtlichen Szenen aufwändig mit außergewöhnlichen Klängen und schaurigen Sounds umgesetzt, die zusätzlich von atmosphärischer Musik unterstützt werden. So entsteht eine wunderbare, dichte und sehr schaurige Stimmung, die den Hörer vollkommen gefangen nimmt.
Genau wie in der Geschichte selbst wird auf dem Cover nur angedeutet, aber nicht ganz klar gezeigt, sodass eine geheimnisvolle Stimmung erzeugt wird. Auf die Zimmertür zu Nummer 13 werden unheimliche Schatten geworfen, Klauen mit langen Krallen in triefendem Schwarz, aber auch eine menschliche Hand, die die Tür gerade öffnen will. Auch die optische Einbindung in den ansehnlichen Rahmen ist gelungen.

Fazit: Eine gänzlich wunderbare Folge, die mit eine sehr dichten und düsteren Stimmung aufwarten kann, Grauen und Schauer werden aber nur angedeutet und erhalten sich so einen sehr unheimlichen Kern. So entsteht eine sehr fesselnde Stimmung, die mich wirklich mitreißen konnte.

VÖ: 8.Oktober 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5024-7


Gruselkabinett – 91. Mary Rose



Erster Eindruck: Der Zauber einer kleinen Insel

Harry, ein junger Mann, der einige Jahre im Ausland verbracht hat, kehrt in das Haus seiner Kindheit zurück. Dort lebt die abweisend wirkende Miss Otery, die als Haushälterin eingezogen ist. Doch schnell merkt Harry, dass die alte Dame ihm etwas verschweigt, und so drängt er sie, bis sie die Geschichte einer Familie erzählt, die vor etlichen Jahren dort gewohnt hat – und die ein schreckliches Schicksal getroffen hat...

Mit „Mary Rose“ hat das Gruselkabinett eine weitere, fast schon klassisch zu nennende Gruselgeschichte um ein altes Haus ins Programm genommen, doch „Mary Rose“ von James Matthew Barrie hat einen entscheidenden Kniff, der alles in ein ganz anderes Licht rückt. Die aufgebaute Stimmung in dem Gemäuer, dass gleich eine mysteriöse und unheimliche Ausstrahlung hat, zieht sich von der oben genannten Introszene durch die gesamte Erzählung, in der immer wieder Rückblenden und Zeitsprünge langsam ein komplettes Bild zusammensetzen. Im Mittelpunkt steht dabei Mary Rose, die ein düsteres Geheimnis umweht, und das gleich zu verschiedenen Stationen ihres Lebens. Dazwischen immer einige Jahre, von denen der Hörer nichts erfährt, und auch das eigentliche Mysterium der Geschichte wird vollkommen offen gelassen, kaum ein Hinweis deutet auf dessen Auflösung hin. Das gefällt mir sehr gut, da die wunderbare, tragische Stimmung der winzigen schottischen Insel noch weiter verstärkt wird. Am Ende der Folge schließt sich der Kreis, und auch wenn die Auflösung nicht ganz so überraschend kommt, ist diese sehr eindringlich, emotional und schmerzvoll erzählt – ganz wunderbar!

Die Sprecher sind beim Gruselkabinett fast schon standardmäßig hervorragend, doch hier haben sie mit besonders gut gefallen, da sie alle diese unheimlich-tragische Stimmung unterstützen - allen voran die grandiose Luisa Wietzorek, die als Mary Rose mit ihrer sanften, melancholischen Stimme sehr ausdrucksstark spricht in insbesondere die letzte Szene absolut phantastisch umsetzt. Timmo Niesners ungewöhnlicher Klang passt sehr gut zu der Rolle des Harry, den er gekonnt und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit in Szene setzt und dabei immer den richtigen Ton trifft. Als Simon, Mary Rose' Verlobter und späterer Ehemann, wird von Axel Malzacher gesprochen, auch er passt sich hervorragend der vorherrschenden Stimmung an. Weitere Sprecher sind Kerstin Sanders-Dornseif, Frank-Otto Schenk und Monica Bielenstein.

Auch in Sachen Akustik ist diese Folge ganz vorne mit dabei und schafft eine sehr eindringliche, dichte Atmosphäre. Dafür sorgen die zahlreichen eingeflochtenen Musikstücke, die meist auch während der Dialoge zu hören sind und die sich melodiös um die Handlung schlängeln, unterstützt von zahlreichen Geräuschen und einigen geflüsterten Worten. Alles zusammen ergibt ein äußerst stimmiges Gesamtbild, in das man sich völlig fallen lassen kann.

Die schottische Insel, die eine so wichtige Rolle in dem Hörspiel einnimmt, ist auch auf dem Cover thematisiert, mit den dunklen Wassern, Bergen und Bäumen kommt sie sehr gut zur Geltung. Im Mittelpunkt steht jedoch das feengleiche Gesicht, das im Himmel zu schweben scheint und dessen tiefblaue Farbe angenommen hat und melancholisch auf das Eiland blickt. Das einsame Mädchen, das am Strand steht, geht dabei schon fast unter.

Fazit: Eine hervorragende Folge, die mir ausnehmend gut gefallen hat. Stets ist eine düstere, melancholische Stimmung vorhanden, die die verschiedenen Zeitebenen miteinander verbindet und sehr gelungen und wendungsreich erzählt wurde. Besonders die Auflösung ist sehr gelungen und emotional erzählt.

VÖ: 16.September 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5023-0


Gruselkabinett – 90. Die Farbe aus dem All



Erster Eindruck: Meteorit in verfluchter Heide

Jeff Burger und Rose Kenny fahren in einen etwas abgelegenen Landstrich, um dort Messungen für einen geplanten Stausee vorzunehmen. Das Land ist fast gänzlich verlassen, nur der alte Farmer Ammi Pierce wohnt noch dort. Und er erzählt den beiden von den seltsamen Vorgängen in der „verfluchten Heide“, wie die Gegend genannt wird, seit dort vor einigen Jahren ein Meteorit eingeschlagen ist...

Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben es sich zwar nicht zur Aufgabe gemacht, alle Geschichten von H.P. Lovecraft zu vertonen (was auch eine nicht zu bewältigende Aufgabe wäre), doch immer wieder werden einzelne Episoden aus seinem umfangreichen Werk für das Gruselkabinett adaptiert. Neu hinzu gekommen ist „Die Farbe aus dem All“, die wieder in unmittelbarer Nähe zu der mit Schrecken behafteten Stadt Arkham spielt, doch wieder eine etwas andere Richtung einschlägt als einige seiner Vorgänger und den Hörer lange über den eigentlichen Schreckend er Geschichte um Unklaren lässt. Nach dem stimmungsvollen Intro erfahren Jeff und Rose – genauso wie der Hörer – immer mehr über die schrecklichen Vorgänge, die mit dem Meteoriteneinschlag seinen Anfang gefunden hat und in ein gradlinig erzähltes, doch durchaus komplexes Konstrukt führt, das sehr spannend, sehr atmosphärisch erzählt wurde. Zahlreiche Rückblenden und immer wieder Ausschnitte der Rahmenhandlung fügen sich ineinander und erzeugen eine gewisse Ruhe, in der sich der aufkeimende Horror bestens entfalten kann. Viele starke Szenen und ein furioses Finale später konnte der Hörer nach 72 Minuten auch völlig ohne Vorkenntnisse aus dem Arkham-Horror-Zyklus tief in diese fremdartige und bedrohliche Geschichte eintauchen.

Jochen Schröder nimmt als alter Farmer Ammi Pierce die Rolle des Erzählers ein, der seinen beiden Besuchern von den Vorkommnissen berichtet. Mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme und einer sehr betonten Sprechweise kann er viel Stimmung schaffen und Spannung erzeugen. Die wunderbare Melanie Pukaß hat mir sehr gut als Rose Kenny gefallen, ihre außergewöhnliche, leicht gebrochene Stimme passt sehr gut in die vorherrschende Atmosphäre, sie kann sehr natürlich agieren und dennoch eine breite Gefühlspalette zeigen. Beeindruckend fand ich das Spiel von Cornelia Meinhardt, die als geistig gestörte Nabby voller Überzeugungskraft und Präzision auftritt und dies bestens umsetzen kann. Weitere Sprecher sind Johannes Berenz, Peter Reinhardt und Julian Tennstedt.

Neben den Sprechern ist die eingesetzte Musik beim Gruselkabinett auch hier wieder mindestens genauso wichtig für die aufkommende Stimmung. Sie ist immer präsent, mal eher im Hintergrund, mal drängt sich sich in den Fokus des Hörer und betont so die besonders dramatischen Stellen oder gestaltet die Szenenübergänge. Auch die Geräusche fügen sich stimmig in die Handlung ein.

Sehr düster und dramatisch ist das Cover zu dieser Folge gelungen, der unheilvolle Meteorit, der eine zentrale Rolle in dem Hörspiel einnimmt, ist auch auf dem Cover zu sehen. Es herrscht finstere Nacht, er liegt in einem Krater und sendet helle Blitze von sich, während im Hintergrund ein beeindruckendes Haus sowie ein Brunnen zu sehen ist – ebenfalls wichtige Elemente aus dem Hörspiel. Sehr gelungen, düster und ansehnlich.

Fazit: Sehr feinsinnig erzählt, voller düsterer und packender Stimmung, wirklich beängstigend und mit hervorragenden Sprechern umgesetzt. „Die Farbe aus dem All“ entwickelt dabei eine ganz eigene Dynamik und führt den Hörer tief in diese bedrückende Szenerie ein. Eine gänzlich gelungene Folge.

VÖ: 16.September 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5022-3

 

Gruselkabinett – 89. Heimgekehrt



Erster Eindruck: Zweiter Einsatz für Alwyne und Colin

Das Ehepaar Carmichael hat ein altes Hotel erstanden und es aufwändig renoviert. Doch schon bald ahnen sie, warum das Haus so günstig war: Es scheint zu spuken, und auch wenn Sean dies anfangs nicht glauben will, wird er durch den Einsatz eines Ouija-Boards vom Gegenteil überzeugt. Über eine Bekannte bittet Sean und Julia das Ehepaar Hargreaves zu Hilfe, die die unheimlichen Ereignisse schon bald unter die Lupe nehmen...

Gleich zwei Comebacks werden in der 89. Folge des Gruselkabinetts gefeiert. Zum einen ist es die zweite Geschichte, die Marc Gruppe, einer der Köpfe von Titania Medien, unter seinem Pseudonym Per McGraup verfasst hat. Zum zweiten kommt erneut das übersinnliche Ermittlerduo Alwyne und Colin Hargreaves zum Einsatz, die schon in „Heimgesucht“ für eine angenehme und charmante Stimmung gesorgt haben. Doch bis die beiden auftauchen, wird erst einmal recht ausführlich die Situation im alten Hotel vorgestellt, spätestens beim Einsatz des Ouija-Boards kommt eine unheimliche Stimmung auf. Der Schwenk zu den Hargreaves ist dann wieder eher locker gehalten, ein sehr unterhaltsames und humorvolles Gespräch sorgt für einen gelungenen Übergang. Der weitere Verlauf ist kurzweilig und spannend erzählt, immer tiefer tauchen Colin und insbesondere Alwyne in das düstere Geheimnis des Hauses ein. Das ist nicht nur gruselig, sondern auch anrührend und beklemmend erzählt. Die ganz großen Überraschungen bleiben zwar aus, aber alles ist so stimmig und in sich geschlossen erzählt, dass diese Geschichte seinem Vorgänger in nichts nachsteht und besonders wegen des charmanten Duos überzeugen kann.

Auch die Sprecher sind wie immer hervorragend ausgesucht und erwecken ihre Figuren zum Leben. Sehr gut gefallen hat mir das Wiederhören mit Reinhilt Schneider als Julia Charmichael, die mit ihrer außergewöhnlichen Stimme die extrovertierte und gefühlsbetonte Hotelbesitzerin sehr gelungen umsetzen kann. Ihr Mann Sean wird nicht minder gekonnt von Christoph Jablonka gesprochen, dessen eingängiger Klang sehr gut in die Atmosphäre der Geschichte passt. Maximiliane Häcke ist als Pamela zu hören, die trotz ihres jungen Alters ihre Figur sehr gezielt und effektvoll in Szene setzt. Neben dem bereits bekannten Ermittlerduo Stephanie Kirchberger und Benedikt Weber sticht auch Ursula Sieg in einem kleinen Auftritt hervor.

Titania Medien steht für qualitativ hochwertig produzierte Hörspiele, und auch „Heimgekehrt“ lässt in diesem Punkt nicht nach. Atmosphärische Musikstücke untermalen die Geschichte und setzen jede Szene ins rechte Licht. Auch die Musikbegleitung während der Dialoge ist sehr stimmig gelungen und wird durch zahlreiche passende Sounds ergänzt. Besonders die letzten Szenen sind sehr eindringlich umgesetzt.

Das Cover orientiert sich an der ersten Geschichte um das Ehepaar Hargreaves, sodass der Zusammenhang gleich offensichtlich ist. Wieder ist Alwyne mit einem tief ins Gesicht gezogenen Hut auf einer düsteren Straße unterwegs, das alte Fachwerkhotel im Hintergrund. Im blau-grünen Himmel ist das Gesicht eines jungen Mädchens schemenhaft abgebildet, dem Tränen aus den Augen laufen.

Fazit: Die zweite Geschichte um das ungewöhnliche Ermittlerpaar kann mit einer stimmigen und sehr unheimlichen Geschichte überzeugen. Dabei kommt der Charme der beiden ebenso gut zur Geltung wie die düstere Stimmung im Hotel. Hier spitzt sich der Blick in die Vergangenheit immer weiter zu, sodass am Ende ein grandioses Finale steht.

VÖ: 16.Mai 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4968-5


Gruselkabinett – 88. Die Affenpfote



Erster Eindruck: Besuch in gewittriger Nacht

In einer sturmumtosten Nacht sitzt die Familie White bei Kaminfeuer in ihrem eigenen Haus zusammen. Sergeant Major Morris, ein alter Freund des Familienvaters, hat sich zu Besuch angekündigt, doch anstatt in Erinnerungen zu schwelgen berichtet dieser von einer geheimnisvollen Affenpfote, die ihrem Besitzer drei Wünsche erfüllt – jedoch zu einem schrecklichen Preis. Trotz aller Warnungen beschließt James, die Pfote zu benutzen...

„Die Affenpfote“ ist mit 47 Minuten Laufzeit die kürzeste Geschichte, die für das Gruselkabinett von Titania Medien vertont wurde, dennoch wird sich hier in der anfänglichen Szene recht viel Zeit gelassen. Die behagliche Szene am Kaminfeuer verbreitet eine wohlige Stimmung und stellt zudem die Charaktere und ihre Beziehung zueinander ausführlich vor. Erst mit dem Besuch von Morris kommen erste, gruselige Momente in die Handlung, die Legende der Affenpfote wird eingeführt und fasziniert nicht nur die Familie White, sondern auch schnell den Hörer. Düstere Ankündigungen und ein drohendes Unheil schweben fortan über der Handlung, die ansonsten traute Szenerie wird empfindlich gestört. Besonders die Bedenken von Mutter Maggie verstärken diesen Eindruck noch deutlich. Natürlich – das war nicht anders zu erwarten – wird der Affenpfote aber ein Wunsch mitgeteilt, und die daraus resultierenden Ereignisse sind sehr gut erzählt und verbreiten eine wunderbar düstere und tragische Atmosphäre. Auch das Ende ist geschickt ausgeführt und lässt vollkommen offen, wie die Familie mit den tragischen Ereignissen fertig wird, wie sich ihre Zukunft durch die Vorfälle verändert. Anfangs hätte man zwar etwas schneller die Handlung vorantreiben können, dennoch ist hier eine starke Folge des Gruselkabinetts entstanden, die gerade wegen ihrer Kürze überzeugen kann.

Gerade einmal sechs Sprecher sind in diesem Hörspiel zu hören, das auch in der Wahl des Schauplatzes auf das Wesentliche reduziert wurde. Harald Dietl spricht den Familienvater James mit einer sehr ausgeprägten Stimme, die die Gefühlsregungen des Mannes sehr gekonnt darstellen kann. Sein Sohn Herbert wird von Max Felder gesprochen, dessen unbekümmerte und neugierige Art sehr gut zu dem Charakter passt und diesen unterstreichen kann. Regina Lemnitz ist als Mutter Maggie von ihrer sanfteren Seite zu hören, wirkt dabei aber manchmal etwas zu blass für ihre tönende und kraftvolle Stimme. Weitere Sprecher sind Hasso Zorn, Erich Ludwig und Johannes Steck.

Die Handlung wird wieder auf sehr stimmungsvolle Weise von der eingebauten Musik unterstützt. Sei es die heimelige Atmosphäre, die in den anfänglichen Szenen geschaffen wird, oder die dramatische Wirkung der späteren Ereignisse, alles wird eng ummantelt und in ein passendes Klangkleid eingefasst. Auch die Einbindung verschiedener Geräusche und insbesondere des lauten Donners kann überzeugen.

Natürlich hat die unheimliche Affenpfote auf dem Cover ihren Platz gefunden, die vertrocknete, fast schon schwarze Hand liegt auf einem kleinen Tisch, auf dem auch ein Bilderrahmen mit einer Fotografie der Familie und eine Lampe Platz gefunden hat, die sanftes Licht verbreitet. Die angenehme Atmosphäre wird durch die Pfote deutlich gestört und vermittelt somit viel von der Stimmung des Hörspiels.

Fazit: Das bisher kürzeste Hörspiel der Serie kann mit einer anfangs gemütlichen, später unheimlichen und gruseligen Stimmung überzeugen. Dass Unheil droht ist schnell klar, doch wie sich alles weiterentwickelt birgt einige Wendungen. Knapp erzählt und gerade deshalb so packend.

VÖ: 16.Mai 2014
Label: Titania
Bestellnummer: 978-3-7857-4967-8


Gruselkabinett – 87. Alraune



Erster Eindruck: Femme Fatal im Mädchenkörper

Die Mythen, die sich um die Alraunenwurzel ranken, faszinieren eine kleine Gruppe um den Geheimrat Jakob den Brinken. Sie beschließen, selbst eine Alraune zu züchten und befruchten eine Prostituierte mit dem Samen eines gehängten Mörders. Frank Braun, ein junger Mann, wendet sich kurz nach diesem Ereignis von der Gruppe ab und bereut sein Handeln. Jahre später sollte er aus einem Buch erfahren, wie das Leben der Alraune verlaufen ist…

Oft suchen Stephan Bosenius und Marc Gruppe für ihr Gruselkabinett in der Ferne nach passenden Geschichten, mit „Alraune“ ist aber nun die Vorlage eines deutschen Autoren vertont worden: Hanns Heinz Ewers. In dieser geht es um das merkwürdige titelgebende Geschöpf, von der ersten Idee der unnatürlichen Zeugung bis zu deren Ende wird ihr Lebensweg verfolgt – und dabei eine sehr dichte, fast schon greifbare Stimmung erzeugt. Schon die oben beschriebene Szene sorgt dabei für wohlige Schauer und offenbart die Skrupellosigkeit der kleinen Gruppe, rein aus Profitgier und Neugierde schrecken sie vor kaum etwas zurück. Richtig interessant wird es dann natürlich mit der Geburt von Alraune, ihre unheilvolle Macht, die sie auf Menschen ausübt, steht ab dort im Mittelpunkt. Einige Todesfälle werden beschrieben, bei anderen darf man Zeuge sein, wie Alraune die Schicksale herbeigeführt hat. Machtvoll und kühl, aber körperlich eher zerbrechlich wird die dargestellt und erhält dabei eine sehr mystische Aura. Und trotz ihrer erschreckenden Taten kann sich auch der Hörer ihrem Bann kaum entziehen und ist ebenso fasziniert von der heranwachsenden jungen Frau. Umrankt wird dieser sehr konsequente Erzählstrang von einigen sehr interessanten Charakteren. So wird einer wichtigen Rolle der Hang zu sexuellen Kontakten mit Kindern zugesprochen, was allein in seiner Andeutung schrecklich genug ist und hier nicht zu sehr ausgeschlachtet wird, sondern im genau richtigen Maß Anklang findet. Auch Leidenschaft, Depressionen und tiefe Verzweiflung werden thematisiert, und alles läuft auf Alraunes Wirken hinaus. Beeindruckend, wie diese Figur dargestellt wird, wie innig sich alles miteinander verbindet und wie tief man in die Handlung eintauchen kann. Eine herausragende Produktion, und auch in der sehr guten Serie eines der Highlights!

Nach der sehr geringen Sprecheranzahl im direkten Vorgänger sind hier 18 Sprecher zu hören, die allesamt die Geschichte zum Leben erwecken können, jede noch so kleine Nebenrolle wurde mit einem passenden Sprecher besetzt. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Alraune, die von Sabine Bohlmann gesprochen wird. Ihre zarte, sehr besondere Stimmung nimmt hier einen sehr kühlen Ausdruck an, nachdrücklich und doch sanft. So kann sie das faszinierende Geschöpf sehr lebendig gestaltet und mit ausdrucksstarken Attributen versehen. Frank Braun, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, wird von Johannes Raspe gesprochen, der auch in längeren Erzählpassagen die Spannung aufrecht hält und im späteren Verlauf sehr aktiv in die Handlung eingreift, auch hier hinterlässt er einen sehr positiven Eindruck. Hans Bayer kann mit seiner dunklen Stimme die Rolle des Jakob ten Brinken sehr eindringlich schildern und lässt auch deren seelische Abgründe nicht aus. Weitere Sprecher sind Liane Rudolph, Gabrielle Pietermann und Bene Gutjan.

Wieder wurde vom Produzententeam eine einzigartige, dichte Atmosphäre geschaffen, die typisch für das Gruselkabinett ist. Der leise Grusel wird hier durch sanfte Melodien unterstützt, die die Stimmung eher aus dem Hintergrund beeinflussen und nur an einigen besonders dramatischen Szenen forsch in den Vordergrund treten. Auch die Geräusche sind wieder passgenau eingefügt und können die Wirkung einiger Handlungen unterstützen.

Natürlich ist Alraune auf dem Cover dargestellt, sie ist eine blasse junge Frau in weißem Kleid und mit pechschwarzem Pagenschnitt, die elegant auf einem Sofa sitzt und den Betrachter ernst und eindringlich anzusehen scheint. Sie sticht aus dem dunkelvioletten Hintergrund hervor, während noch zwei kleine Szenen aus dem Hörspiel eingebaut sind, die die Schicksale der beiden leiblichen Eltern Alraunes thematisieren. Ein sehr ansprechendes Cover.

Fazit: Trotz seiner insgesamt eher ruhigeren Ausstrahlung ist der Hörer von dieser beeindruckenden Geschichte sofort gefesselt. Begierde und Macht, Abhängigkeit und menschliche Kälte, all das wird thematisiert und an die geheimnisvolle Gestalt der Alraune geknüpft. Diese steht schillernd im Mittelpunkt und übt eine große Faszination aus. Ein exzellentes Hörspiel, das zu den Besten de Reihe gehört.

VÖ: 15.April 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4966-1


Gruselkabinett – 86. Die Kreatur



Erster Eindruck: Unheimliche Vorkommnisse in einer kleinen Stadt

Michael Strang kann nicht mit Ansehen, wie seine Freundin Maryjoy unter dem Verlust ihren entlaufenden Katers Bozo leidet. Da in letzter Zeit schon mehrere Tiere in der Kleinstadt entflohen sind, macht Michael sich auf die Suche und fragt in der Nachbarschaft herum. Dabei trifft er auf den zurückgezogen lebenden älteren John Stark. Dieser kann ihm zwar nicht weiterhelfen, wird mit der Zeit aber ein enger Freund Michaels. Doch immer mehr Tiere verschwinden…

Der texanische Autor Robert E. Howard, der gerade einmal 30 Jahre alt geworden ist, hat zu Lebzeiten zahlreiche Gruselgeschichten verfasst. Auch das Gruselkabinett hat schon einige Vorlagen von ihm vertont, mit „Die Kreatur“ ist die mittlerweile sechste Folge aus seiner Feder erschienen. Die Handlung startet hier recht ruhig, auch mysteriöse Elemente tauchen erst später auf. Dennoch kann hier gleich eine intensive, leise unheimliche Stimmung erschafft werden, die sich durch die gesamte Folge zieht. Das Verschwinden der Tiere bleibt etwas im Hintergrund, wird dem Hörer aber immer wieder in Erinnerung gerufen und bleibt so präsent. Im Mittelpunkt steht jedoch die Beziehung zwischen Michael und John, die sich anfreunden. Der ältere, behinderte Mann bleibt dabei jedoch lange das große Rätsel in der Geschichte, man erfährt nur wenig über ihn. Und so kann sich der Hörer schnell denken, dass etwas mit ihm nicht stimmt, dass er in das Verschwinden der Tiere auf die eine oder andere Weise eingebunden ist. Große Überraschungen kommen auch später nicht auf, wenn sich die Handlung zuspitzt und verschärft, aber spannend erzählt und mit einem gewissen Schwung ist es allemal. Besonders die letzten Szenen mit der Auflösung des Ganzen legen noch einmal an Dramatik zu und schließen das Hörspiel gekonnt ab. Insgesamt eine etwas ruhigere Folge der Serie, aber gerade wegen dieser leise bedrohlichen Stimmung durchaus hörenswert.

Gerade einmal fünf Stimmen benötigt dieses Hörspiel, wobei Traudel Haas als Mrs. Ash und Hasso Zorn als Sheriff recht kleine Rollen haben und nur wenig zu hören sind. Auch Maximiliane Häckel kommt als Marjory Ash nur ab und an vor, kann aber gerade während der letzten Szenen noch einmal aufdrehen und sich gekonnt präsentieren. Jannik Endemann setzt die Rolle des Michael Strang ins rechte Licht, mit seiner eingängigen Stimme begleitet er den Hörer durch das Hörspiel und übernimmt den größten Anteil, da er auch als Erzähler fungiert. Er kann die Emotionen des jungen Mannes gut darstellen und kann die Atmosphäre in ihrer Wirkung unterstützen. Richtig gut gefallen hat mir Manfred Lehmann als John Stark, der die richtige Portion Würze in die Handlung bringt. Seine Stimme kann in vielen Facetten leuchten und ist sehr eindringlich.

Über weite Teile des Handlung bleibt die Geschichte eher ruhig, nur wenige Höhepunkte sind hier eingebaut. Und das spiegelt sich auch in der akustischen Gestaltung wieder, die aber dennoch alles andere als langweilig ist. Mit zahlreichen eingebauten Melodien, die auch leise während der Dialoge mitschwingen, wird eine dichte und leicht unheimliche Stimmung geschaffen, die den Reiz der Handlung noch weiter steigern kann.

Das Haus des alten Mannes wird auf dem Cover sehr imposant und eindrucksvoll dargestellt. Die Szenerie fängt die Stimmung eines Sonnenunterganges ein, sodass das Gebäude ist dunkles Violett getaucht ist und eine unheimliche Atmosphäre verströmt. Aus der leicht erhellten Tür tritt gerade ein Mann heraus, das einzige Element in diesem stimmungsvollen und von knorrigen Bäumen umgebenen Bild.

Fazit: Zwar ist die Handlung hier nicht immer überraschend und kann in einigen Teilen vorhergesehen werden, doch durch die sehr eindringliche und leise unheimliche Atmosphäre ist ein sehr hörenswertes und gut erzähltes Hörspiel gelungen. Die knappe Stunde Laufzeit bietet genügend Raum zur Entwicklung, ohne Längen in sich zu tragen. Besonders der Charakter des John Stark bringt Farbe in die Handlung.

VÖ: 15.April 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4965-4


Gruselkabinett – 84./85. Die Katze und der Kanarienvogel



Erster Eindruck: Unheimliche Nacht im alten Gemäuer

Der exzentrische Hausherr eines einsam gelegenen Hauses ist vor genau 20 Jahren gestorben und hat seinen Notar beauftragt, genau zu Mitternacht seinen potenziellen Erben das Testament zu verlesen. Währenddessen der vergangenen Jahre hat die übersinnlich begabte Haushälterin Mammy Pleasant über das Haus gewacht und einige merkwürdige Dinge bemerkt. Bei der Verlesung dann die große Überraschung: Der Erbe muss die erste Nacht in der Bibliothek verbringen und darf dabei nicht den Verstand verlieren…

Zweiteiler haben eine lange Tradition beim Gruselkabinett von Titania Medien, schon früh wurde mit „Spuk in Hill House“ eine Geschichte über zwei Folgen erzählt. „Die Katze und der Kanarienvogel“ kehrt damit gleich doppelt zu diesen Wurzeln zurück – erstens weil es ebenfalls ein Zweiteiler ist, zweitens weil die Grundzüge der Geschichte ähnlich erscheinen: Eine Gruppe ganz unterschiedlicher Charaktere verbringt eine Nacht in einem unheimlichen Haus. Doch „Die Katze und der Kanarienvogel“ setzt dabei andere Akzente und stellt die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander in den Vordergrund. Die anfängliche Szene mit Notar und Haushälterin setzt den Grundstock für die unheimliche Stimmung und bringt gleich ein Geisterthema mit ein. Wirklich offensichtlich wird dies im weiteren Verlauf nicht aufgegriffen, bleibt jedoch immer dräuend im Hintergrund und findet im späteren Verlauf einige packende Höhepunkte. Auch der psychisch gestörte Mörder, der in der dunklen Nacht herumschleichen soll und dessen ganz spezielle Eigenschaften gut beschrieben werden. Diese unheimlichen Elemente sind hübsch eingebaut und schmücken die Beziehungen der Charaktere gelungen aus. Sei es die charmante Künstlerin Annabelle West, der großspurige Harry Blythe, der feinfühlige Charlie Wilder, der etwas unbeholfene Paul Jones, die dramatische Susan Sillsby oder die schüchterne Cicily Young, jeder bringt seine eigene Note mit ein und sorgt für ganz besondere Momente. Dabei entwickelt sich auch eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung zwischen den Charakteren, zudem geraten sie auch in Verdacht, dem Erben nichts Gutes zu wollen, um selbst das wertvolle Haus und einen geheimen Schatz zu bekommen. Jede Menge Stoff also, der auch gut und stimmungsvoll umgesetzt wurde. Es ist gerade diese Vielfalt, die das Hörspiel reizvoll macht, dennoch schleichen sich einige kleinere Längen ein. Den ganz großen Grusel sollte man hier nicht erwarten, sondern zahlreiche Verwicklungen zwischen den Charakteren sowie eine dezent unheimliche Stimmung, die ab und an zuschlägt und dann das Tempo steigert.

Einmal mehr hat Titania Medien es geschafft, wunderbare Sprecher vor dem Mikrofon zu versammeln, die ihre Rollen sehr gut verkörpern und für die nötige Stimmung sorgen. Dagmar von Kurmin ist hierbei besonders hervorzuheben, als Haushälterin Mammy Pleasant. Sie schafft mit ihren unheilvollen Ankündigungen und der rauen, dunklen Stimme immer wieder kleine, gruselige Momente. Nana Spier ist als Annabelle West zu hören und zeigt einmal mehr, wie vielfältig ihre Stimme ist. Von zarten Liebesbekundungen über Wut und grenzenlose Panik kann sie hier alle Emotionen ihres Charakters sehr treffend vermitteln. Und noch eine Dame hat mit hier sehr gut gefallen: Joseline Gassen als Susan Sillsby mit ihrer dramatischen Art und den bissigen Kommentaren sorgt für eine lockere und erheiternde Stimmung. Weitere Sprecher sind Eckart Dux, Sascha Wussow und Patrick Bach.

Akustisch wird wieder die gewohnte Kost geboten, die auch die anderen Folgen des Gruselkabinetts schon so atmosphärisch gestaltet hat. Doch dieses mal hält sich die Musik, die sonst schon mal zu einem lauten Getöse anschwoll, eher zurück und bleibt ruhig und düster – vielleicht weil die ganz großen Höhepunkte in der Handlung hier eher rar gesät sind. Die gebotene Geräuschkulisse ist wieder passend und stimmungsvoll.

Ein kleiner Vergleich in der Geschichte hat für deren Titel gesorgt – und dieser wird auch auf dem Cover aufgegriffen. Dabei sind diese beide zusammen zu betrachten, während auf dem Bild zum ersten Teil eine fauchende Katze und ein wild flatternder gelber Kanarienvogel im Käfig zu sehen sind, ist die erschrocken wirkende Katze auf dem zweiten Cover wieder zu sehen, während vom Vogel nur noch ein paar Federn zu sehen sind und der Käfig im Hintergrund offen steht.

Fazit: Eine Geschichte, die sich langsam aufbaut und neben der dezent gruseligen Stimmung besonderen Wert auf die Beziehungen zwischen den Charakteren legt. Liebesgefühle, Intrigen und offene Abneigung ergänzen sich mit der unheimlichen Nacht im Haus sehr gut und ergeben eine facettenreiche Handlung.

VÖ: 14.März 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4964-7


Gruselkabinett – 83. Heimgesucht



Erster Eindruck: Unheimlicher Einsatz für ein übersinnliches Ermittlerduo

Lady Maria Throgmorton wird Nacht für Nacht von schrecklichen Visionen geplagt. Doch die will ihren Stiefsohn, der gemeinsam mit ihr in der Abtei Abbotsbury wohnt, nicht in das Geheimnis einweihen und ruft deswegen das übersinnlich begabte Paar Colin Hargreaves und Alwyne Sargent zur Hilfe. Beide besuchen unter einem Vorwand das alte Anwesen, doch erst als Alwyne eine Nacht im gleichen Zimmer wie die Lady verbringt, offenbart sich der ganze Schrecken…

Schon mit dem Vierteiler um Aylmer Vance hat das Gruselkabinett bewiesen, dass auch übersinnliche Ermittler für eine sehr unheimliche Stimmung sorgen können. In der 83. Folge der Reihe taucht nun ein neues Duo auf, das in einem stimmigen und spannenden Fall ermittelt. Colin und Alwyne spielen sich gegenseitig die Bälle zu, gehen sehr charmant miteinander um und sind zwei interessante Persönlichkeiten. Auch die teilweise unterschiedlichen Ansichten der beiden können gut unterhalten, beispielsweise der kleine anfängliche Streit, ob sie den Fall annehmen sollen. Auf der anderen Seite stehen die drei Bewohner der Abtei, die hysterisch-dramatische Lady Maria, ihre kühle und unfreundliche Zofe Madeleine sowie der Hausherr Arthur, die ebenfalls jeder eine eigene Art und ihren Reiz mitbringen. Während der Handlung kommt eine sehr eindringliche Stimmung herüber, man fühlt sich schnell in das alte Gemäuer hineinversetzt. Besonders die oben beschriebene Nacht in Marias Schlafzimmer mit der schaurigen Erscheinung ist hervorragend inszeniert und der expulsive Höhepunkt des ganzen Hörspiels. Die Ermittlungen decken immer weitere Fakten auf und sind abwechslungsreich erzählt. Besonders das Ende überzeugt mit seiner unkonventionellen Art: Anstatt alles minutiös aufzudecken, stehen Colin und Alwyne eher im Hintergrund, bekommen einige wichtige Dinge gar nur berichtet. Überraschend dann auch die Auflösung des Ganzen, hier wird noch weiter in das komplexe Beziehungsgeflecht der Abteibewohner eingedrungen. Ein rundum gelungenes Hörspiel, das sowohl ganz eigene Elemente enthält als es sich auch gut in die Reihe einfügt.

Benedikt Weber spricht Colin Hargreave, er kann den smarten übersinnlichen Ermittler mit jeder Menge Charme und Ausdruck ausstatten. Auch Stephanie Kellner kann als Alwyne Sargant mit ihrer sympathischen Art überzeugen. Richtig gut werden die beiden jedoch im Zusammenspiel, sie ergänzen sich sehr gut, gehen aufeinander ein und laufen zur Hochform auf, wenn sie sich gegenseitig necken. Christina Hoeltel ist als Lady Maria Throgmorton mit ihrer extrovertierten und dramatischen eine wahre Bereicherung für diese Produktion. Brigitte Kollecker-Frank konnte mich sehr überzeugen, ihre abweisende und unterkühlte Art kann die Zofe der Lady sehr gut ausformen. Weitere Sprecher sind Horst Naumann, Steffen Günther und Mogens von Gaow.

Die schaurig-romantische Musik, die der Dramaturgie den letzten Schliff verleiht, ist typisch für die Serie. Orchestrale Klänge, mal leiser, mal fordernder und präsenter, ziehen sich durch die ganze Handlung. Besonders gelungen ist die szenische Gestaltung in der nächtlichen Szene in Lady Marias Schlafzimmer, hier ist auch die Lautstärke deutlich höher und betont die Wichtigkeit dieser Situation.

Ertugrul Edirne hat auch hier wieder ein hervorragendes Cover gestaltet, das die unheimliche Stimmung auf Abbotsbury gut in Szene setzt. Die Abtei dunkel und nebelverhangen im Hintergrund, davor einige kahle Bäume und Lady Maria, die verhüllt durch das Anwesen eilt. Als Highlight ist über allem ein melancholisches und durchscheinendes Frauengesicht zu sehen, die kühlen Blautöne vermitteln einen unheimlichen Eindruck.

Fazit: Sowohl ein großes Anwesen als auch eine unheimliche Geistererscheinung, die aufgedeckt werden will, sind nicht neu im Gruselkabinett. Doch durch die beiden sehr unterhaltsamen Ermittler, ansprechende und charakterstarke Nebenfiguren und einen spannenden Verlauf können viele eigenständige Elemente eingebaut werden, sodass auch diese Folge sehr gut unterhalten kann. Lobenswert ist auch die interessante Erzählweise, die sich von gängigen Konventionen zu lösen weiß.

VÖ: 22.November 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4908-1


Gruselkabinett – 82. Der Zombie



Erster Eindruck: Untotes auf den Karibischen Inseln

Seit er von seinen Ärzten ins milde Klima der Karibik geschickt wurde, lebt der Amerikaner Granville Lee auf einem hübschen Anwesen samt einiger Dienstboten. Doch seit sein Bursche Brutus Hellmann von ungewöhnlichen Dingen berichtet, will er dem Voodoo-Zauber und den Zombies, an den die einheimischen Farbigen so sehr glauben, auf den Grund gehen. In einer lauen Nacht sitzt er mit einem Nachbarn Jeffrey da Silva auf der Veranda und lässt sich von ihm berichten…

Das Gruselkabinett von Titania Medien, das aus Geschichten verschiedenster Autoren besteht, hat sich schon bei unterschiedlichsten Kulturkreisen und Mythologien bedient, doch mit der 82. Folge wurde hier wieder in Novum gefunden: Zombies und die Voodoo-Kultur. Dabei ist die Episode mit dem schlichten Titel „Der Zombie“ eine Symbiose aus gleich zwei Geschichten von Henry S. Whitehead, das oben genannte Gespräch zwischen Lee und Jeffrey da Silva ist die Rahmenhandlung, in der Jeffrey da Silva zuerst von einer unheimlichen Begegnung mit einem übernatürlichen Wesen berichtet. Dieser wird vorrangig von ihm selbst als Erzähler geschildert, ist aber gut inszeniert und hübsch unheimlich. Dieser Teil ist aber vor allem die Einstimmung auf die eigentliche Handlung, die deutlich komplexer und vielschichtiger ist. Langsam wird die Bedrohung von Brutus Hellmann eingeführt, die anfänglich scheinbare Idylle ist typisch für die Serie und wird langsam, aber gradlinig zerstört. Langsam macht sich Grauen und Horror breit und schraubt sich immer weiter nach oben, nimmt heftigere Züge an und präsentiert eine Auflösung, die wie einst bei „Die Herrenlose“ so unglaublich und phantastisch scheint, aber sich dennoch perfekt in die Handlung einfügt und es versteht, dem Hörer nicht nur einen Schauer über den Rücken zu jagen. Von der ersten Minute an kann die intensive Stimmung in den Bann ziehen, doch was später kommt, ist noch gewaltiger und eindrucksvoller – eine perfekte Folge des Gruselkabinetts und eine echte Überraschung!

Es sind hier insbesondere zwei Sprecher, die das Hörspiel prägen und mit ihren Stimmen für die nötige Atmosphäre sorgen. Zum einen ist dies Gerd Holtenau als Granville Lee, der mit seiner rauen, tiefen Stimme auch als Erzähler fungiert und seine Passagen sehr intensiv umsetzen kann. Zum anderen ist dies Mogens von Gadow als Jaffray da Silva, der eine ebenso faszinierende Stimme hat und den Hörer sofort für sich einnehmen kann. Fabian Oscar Wien liefert als Brutus Hellmann ebenfalls eine überzeugende Leistung ab, das sich immer weiter steigernde Grauen kann er sehr gut vermitteln. Weitere Stimmen stammen von Peter Lontzek, Axel Lutter und Jürgen Thormann.

Dass Stephan Bosenius und Marc Gruppe es verstehen, ihre Geschichten mit intensiven und eindringlichen Klangbildern auszustatten, haben sie schon in den vorangegangenen Produktionen bewiesen. Doch auch hier bringen sie neue Nuancen ein, indem sie beispielsweise sanfte Urwaldklänge im Hintergrund einspielen. Auch der Einsatz von weit entfernten Schreien kommt sehr gut an.

Eine sehr düster beleuchtete Szenerie ist auf dem Titelbild zu sehen, das wie immer von dem gelungenen Design mit den alten Säulenmustern eingerahmt wird. Zu sehen ist eine der typischen Veranden, der mondbeschienene Hintergrund zeigt einige Palmen. Sanft von einer Lampe wird ein Mann beschienen, der sich voller Furcht von der grauenhaften Kreatur im Vordergrund wegbewegt, die nur schemenhaft zu erkennen ist.

Fazit: Mal wieder ein ganz neues Thema für das Gruselkabinett, und auch die Szenerie um Zombies und Voodoo-Kultur passt bestens. Die erste Geschichte ist kurzweilig und schön unheimlich, während sich die Hauptgeschichte um einen unglaublichen Fall dreht. Der sich immer weiter steigernde Schrecken entlädt sich in einem packenden Finale, das sehr stark erzählt wurde. Hervorragend!

VÖ: 22.November 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4907-4


Gruselkabinett – 80. / 81. Der Mönch



Erster Eindruck: Von Begierde in der Kirche

Seit einigen Wochen predigt Ambrosio, der Abt eines Mönchsklosters, in der angeschlossenen Kirche zu seiner Gemeinde. Dabei zieht er alle mit seiner ausdruckstarken und charismatischen Art auf seine Seite. Auch Leonella und Antonia Dalfa dürfen in der überfüllten Kirche der Rede für sexuelle Enthaltsamkeit und gegen die Verführungen des Teufels lauschen. Dabei lernen sie zwei Edelmänner kennen, die sich für Tante und Nichte zu interessieren scheinen. Doch Leonella hegt noch andere Pläne mit ihnen…

Mit „Der Mönch“ hat sich Titania Medien ein Werk von Matthew Gregory Lewis ein Werk vorgenommen, das unglaublich komplex ist, verschiedene Handlungsstränge und zahlreiche verschiedene Charaktere in sich vereint. Herausgekommen ist dabei ein Zweiteiler, der mit einer Länge von knapp über zweieinhalb Stunden locker der Dauer der meisten Spielfilme mithalten kann. Die Einführung der verschiedenen Charaktere und deren Verhältnis untereinander werden behutsam, aber konsequent weitergeführt. In der ersten Szene lernt der Hörer insbesondere Leonella und Antonia Dalfa kennen, aber auch Lorenzo de Medina und Christoval Conde d’Ossorio werden hier eingeführt – und dann auch Ambrosio, den man vorerst aus einer neutralen Perspektive kennen lernt, erst später darf man auch ihn näher betrachten. Immer weitere, für die Handlung wichtige Personen werden vorgestellt, ein wahres Geflecht aus menschlichen Beziehungen dargestellt. Doch trotz aller Komplexität lässt sich alles mit der nötigen Aufmerksamkeit erfassen und nachverfolgen. Angesiedelt ist die Handlung im Umfeld der spanischen Kirche, einem Mönchs- und Nonnenkloster, die Themenwahl ist dabei umso brisanter. Es geht um das körperliche Verlangen, Begierde Wollust, dem einige der Charaktere nach und nach verfallen. Wie hart die Kirche gegen diese vorgeht, aber auch wie ihre Anhänger selbst nicht vor ihr gefeit sind, wird in eindrucksvollen Szenen dargestellt. Die Sprache ist dabei der Zeit des auslaufenden 18. Jahrhundert angepasst und dementsprechend altertümlich, aber doch gut verständlich und in ihrer Bildhaftigkeit beeindruckend. Der Verlauf bietet vorerst nur wenige übernatürliche Elemente, und auch der Grusel will sich erst im späteren Verlauf der zweiten CD einstellen. Dafür bekommt man ein sehr vielfältiges und spannendes Hörspiel präsentiert, das in seiner Intensität beeindruckend ist. Und im späteren Verlauf kommt dann auch eine sehr dunkle, bösartige Macht ins Spiel, die ihre Fäden geschickt gesponnen hat. Einige Vorgänge in der Handlung erschließen sich erst dann vollends, während die Geschichte noch einmal auf eine andere Ebene gebracht wird. Dabei sind einige sehr heftige Szenen enthalten, die nicht nur auf die körperliche Lust abzielen, sondern gerade auch am Ende schockierende Erkenntnisse heraufbeschwören. Ein sehr beeindruckendes und intensives Hörspiel, das wunderbar in diese hervorragende Reihe passt.

Für die große Anzahl an verschiedenen Charakteren ist auch eine beeindruckende Schar an sehr professionellen und bekannten Sprechern engagiert worden. Den ebenso charismatischen wie eindringlichen Mönch Ambrosio spricht der wunderbare David Nathan mit seiner sehr prägnanten Stimme, kann die Intensität seiner Begierde und seiner Verlangens, aber auch die schwindende Kraft seines Glaubens bestens darstellen. Marie Bierstedts sanfte und helle Stimme passt wunderbar zu der unschuldigen, aber begehrlichen Antonia Dalfa, sie kann besonders am Ende noch einmal aufdrehen und mit ihrem glaubhaften Spiel den Hörer erschüttern. Julia Stoepel ist als junge Novizin Agnes de Medina ebenso gut besetzt, die Verzweiflung scheint ihr aus allen Poren zu steigen, ihre verzweifelte Lage wird durch sie sehr präsent dargestellt. Dagmar von Kurmin begeistert als hartherzige Äbtissin Agatha, die ihren Glauben und die in ihrem Denken gottgegebene Ordnung um jeden Preis durchsetzen will. Ihre harte, ausdrucksstarke Stimme kann dies sehr gut vermitteln. Axel Lutter sorgt am Ende noch für einige sehr intensive Momente. Weitere Sprecher sind Margot Rottweiler, Arianne Borbach, Rubina Nath und Hasso Zorn als Erzähler.

Wie immer ist auch dieser Zweiteiler von Stephan Bosenius und Marc Gruppe sehr intensiv und eindringlich in Szene gesetzt worden. Man scheint förmlich selbst in der großen Kirche zu sitzen, hört ihren leichten Hall. Und auch die Lokalitäten auf den Straßen der Stadt oder den engen Räumen des Klosters klingen sehr glaubwürdig. Dabei sind einige der intensiveren Szenen deutlich lauter umgesetzt worden, sodass sie sich noch einmal vom Rest absetzen.

Zum ersten mal erscheinen die beiden Folgen eines Gruselkabinett-Zweiteilers nicht mehr zusätzlich zur zusammenfassenden Box auch allein, sondern lediglich zusammen. Trotzdem wurde für beide Folgen ein eigenes Cover gezeichnet. Während die erste Folge eine dunkel beleuchtete Nonne mit Gesichtsschleier und blutigem Messer zeigt, die durch die nächtlichen Flure ihres Klosters eilt, ist auf dem zweiten Bild, das gleichzeitig auch die Box ziert, Ambrosio mit seinem neuen Novizen zu sehen. Die rötliche Beleuchtung verleiht dem Ganzen eine dämonische und unheilvolle Wirkung.

Fazit: Die Geschichte um Begierde, Leidenschaft und den Zwang der katholischen Kirche wird hier sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die zahlreichen verschiedenen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander werden sehr gut dargestellt, sodass trotz aller Komplexität alles gut nachvollziehbar bleibt. Die gruseligen Elemente kommen erst gegen Ende richtig zur Geltung, trotzdem ist der gesamte Verlauf sehr stimmungsvoll. Eine hervorragende Produktion, die mich wirklich mitgerissen hat.

VÖ: 11.Oktober 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4895-4


Gruselkabinett – 79. Lodoiska



Erster Eindruck: Unheimliche Geschichte um eine geheimnisvolle Frau

Das erste Jahr, das das Ehepaar Alfred und Helene Lobenthal nach Beendigung seines Dienstes in der Armee in einem abgelegenen Schloss im Wald verbringt, ist friedvoll. Doch als Alfred für einige Zeit zu seiner Schwester reisen muss, zieht gleichzeitig eine geheimnisvolle Frau in ein nahegelegenes Haus ein. Während die Kinder von der stets in schwarz gekleideten Dame fasziniert sind, genießt diese im Dorf nicht den besten Ruf…

Neben einigen bekannten Werken vertonen Marc Gruppe und Stephan Bosenius vom Hörspiellabel Titania Medien auch immer wieder Geschichten, die bisher in Deutschland kaum Beachtung gefunden haben. Dazu gehört wohl auch „Lodoiska“ von Theodor Hildebrand, das als 79. Folge im Gruselkabinett veröffentlicht wurde. Und gerade hierdurch, dass so wenig über die Geschichte bekannt ist, erhält sie einen großen Reiz, denn der Hörer weiß nicht, worauf er sich hier einlässt – auch der Klappentext verrät erfreulich wenig. Klar ist nur, dass die schwarz gekleidete Frau mit Namen Lodoiska ein dunkles Geheimnis birgt. Ihr Einzug in den idyllischen Wald kann man schon früh in der Folge hören, und ab hier breitet sich dann auch die bekannte, wohlig schaurige Atmosphäre über der Geschichte aus. Stets wird der Hörer im Unklaren gelassen, nur langsam mit Informationen gefüttert, bei jeder Antwort werden neue Fragen aufgeworfen. Grob lässt sich die Handlung in zwei Teile splitten: Zuerst wird aus der Sicht des treuen Dieners Werner erzählt, später berichtet Hausherr Alfred von den Ereignissen. Obwohl beide mit der Vergangenheit Lodoiskas vertraut scheinen, wird nicht zu schnell offenbart, sodass die Handlung immer wieder unerwartete Wendungen nehmen kann. Selbst am Ende, als alles klar scheint, führen einige Ungereimtheiten zu neuem Ärger. Das alles ist eng mit der mysteriösen Gestalt der Lodoiska verbunden, die das Hörspiel mit ihrer finsteren Aura zu tragen weiß. Eine Folge, die typisch ist für das Gruselkabinett und doch überraschen kann.

Die Sprecherriege ist größtenteils sehr gut ausgewählt und verleiht der Erzählung Leben und Düsternis. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei Jana Nagyova, die mit (echtem) polnischen Akzent, einer dunklen, getragenen Stimme und portionsweise viel Emotionen in der Stimme eine sehr gute Leistung vollbringt. Dieter Brandecker übernimmt als Werner im ersten Teil die größte Rolle, sein markanter Klang und seine glaubwürdige, eindringliche Sprechweise sorgen für ein interessantes Hörvergnügen. Sascha Wussow, der auch aus zahlreichen Fernsehproduktionen ist, spricht den Alfred Lobenthal und beweist große Präsenz und gutes Gespür für dramatische Augenblicke. Weitere Sprecher sind unter anderem Hasso Zorn, Susanne Uhlen und Axel Lutter.

Zahlreiche atmosphärische und stimmige Melodien bilden die Kulisse für die Handlung und fügen sich zu einem sehr dichten und eindringlichen Ganzen zusammen, sodass stets die richtige Stimmung geschaffen wird. Auch der Geräusche sind sehr gut eingefügt und machen die Szenen lebendiger. Gut gelungen auch, dass die Dialoge dabei stets im Vordergrund stehen und zu keiner Zeit überdeckt werden.

Ein weiteres Glanzstück in der hervorragenden Serie an verschiedenen Cover ist hier zu betrachten – und das vielleicht gerade wegen der Schlichtheit des Motivs. Vor einem dunkelvioletten Hintergrund ist die geheimnisvolle Lodoiska zu sehen, ganz in schwarz gekleidet, mit einem vornehmen Schleier vor dem Gesicht. Die Augen sind halb geschlossen, der Gesichtsausdruck ist ernst, aber nur schwer zu deuten – sehr gelungen.

Fazit: Eine dramatische Geschichte, die auf der Figur der unheimlichen Lodoiska basiert und den Hörer nur langsam mit Informationen versorgt. So entsteht neben der düsteren Stimmung auch viel Spannung, der weitere Verlauf der Handlung ist nie abzusehen. Dabei wird sich nicht nur auf klassische Motive gesetzt, sondern diese auch abgewandelt. Eine gelungene und eindringliche Folge, typisch für das Gruselkabinett.

VÖ: 23.September 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4894-7


Gruselkabinett – 78. Das Ding auf der Schwelle



Erster Eindruck: Ein weiterer Lovecraft für das Gruselkabinett

Daniel Upton besucht in einer finsteren Nacht seinen Jugendfreund Edward Derby, kurz bevor dieser am nächsten Tag entlassen werden soll – und erschießt ihn mit sechs Kopfschüssen. Daniels Sohn, der nach dem verstorbenen Mann benannt worden ist, soll vor Gericht die Verteidigung übernehmen, und so erzählt Daniel ihm, wie es zu der grauenvollen Tat gekommen ist und beginnt mit dem ersten Aufeinandertreffen mit dem damals sehr zurückgezogenen und kränklichen Jungen…

Howard Phillips Lovecraft hat in seinem Schaffen eine Unzahl an verschiedenen Gruselgeschichten hinterlassen, von denen sich einige bestens für das Gruselkabinett von Titania Medien eignen. Und so ist auch die 78. Folge der Serie ein Stück des bekannten Autors geworden, und es lassen sich durchaus einige Parallelen zur Erzählung „Schatten über Innsmouth“ ziehen, die als Doppelfolge als Nummer 66 und 67 in der gleichen Serie veröffentlicht wurden. Vorkenntnisse sind zwar nicht nötig, helfen aber beim Verständnis, einige Dinge richtig einzuordnen. Der Start der Folge ist eigentlich das Ende der Geschichte, mit der Ermordung Edward Derbys endet eine Geschichte voller Schrecken und Angst – und erlaubt so einen interessanten Ausblick für den noch unwissenden Hörer. Und so schwebt über der gesamten Folge ein Schleier des Grauens, des Unheilvollen. Im weiteren Verlauf berichtet Daniel seinem Sohn von der Vorgeschichte, und hier kommen schnell erste mysteriöse Elemente vor. Die ersten Begegnungen der beiden Jungen, das Heranwachsen zu jungen Männern, das Beschreiten des eigenen Lebensweges sind kurzweilig und interessant aufbereitet, richtig los geht es aber, als Edward seine spätere Ehefrau kennenlernt, die eine Aura des Finsteren zu umgeben scheint. Die weiteren Ereignisse nehmen immer weiter an Schrecken zu und steigern sich einer Geschichte voller ständiger Bedrohung und mysteriösen Zwischenfällen, die in einem spannungsgeladenen Finale ihr grauenvolles Ende finden. Der Wahnsinn, der sich in Edward ausbreitet, ist zudem sehr intensiv dargestellt und sorgt für einige Gänsehautschauer.

Die Mischung aus unbekannten Stimmen und alten Hörspielhasen ist hier sehr gelungen, doch allesamt lassen sich in die Geschichte fallen und setzen ihre Figuren sehr gekonnt um. Helmut Winkelmann spricht die Hauptfigur des Daniel Upton, übernimmt dabei auch Erzähltexte, als er seinem Sohn berichtet und ist fast durchgängig zu hören. Er ist stets sehr präsent und kann mit intensiver Betonung und gekonntem Sprechrhythmus von sich überzeugen. Stimmakrobat Stefan Krause ist wie geschaffen für die Rolle des Edward Derby, sein vielfältiger Ausdruck kann die verschiedensten Situationen aufgreifen, besonders der jungenhafte Grundton, der er hier wählt, sowie die aufkommende Panik kann er intensiv umsetzen. Peter Lontzek spricht Daniels Sohn und kann in der Rahmenhandlung mit seiner wohlklingenden Stimme gut mit Winkelmann als seinem Vater arbeiten, ihn ergänzen. Weitere Sprecher sind Jürgen Thormann, Marius Claren und Axel Lutter.

Eines der Markenzeichen des Gruselkabinetts ist die aufwendige und atmosphärische Produktionsweise, die auch diese Folge auszeichnet. Die Musik wurde sehr genau auf die einzelnen Szenen abgestimmt und verleiht immer eine düstere, drückende Stimmung, in der sich die Handlung richtig gut entfalten kann. Dass dies von der ersten bis zur letzten Minute durchgezogen wird, muss kaum noch dazu erwähnt werden.

Das herrschaftliche Anwesen, in dem im Hörspiel die Irrenanstalt untergebracht ist, ist auf dem Cover zu sehen und gibt gleich einen ersten Eindruck von dem ummauerten Garten mit dem düsteren, großen Haus. Schwach beleuchtete Fenster, vorn einige Laternen und der Schriftzug „Arkham Sanatorium“ über dem Eingangstor, im Vordergrund ein Mann mit Mantel und Hut, der einen Revolver in der Hand hält, das alles in einer nächtlichen und verregneten Szenerie – sehr stimmungsvoll.

Fazit: Eine weitere Geschichte von Lovecraft im Gruselkabinett, und diese kann mit einem interessanten Start, einem intensiven Verlauf und der bedrohlichen, eindringlichen Atmosphäre überzeugen. Der aufkommende Wahnsinn von Edward, die mysteriöse Einkleidung des Themas und die dichte Atmosphäre lassen „Das Ding auf der Schwelle“ zu einer hervorragenden Folge der Reihe werden.

VÖ: 20.September 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4893-0


Gruselkabinett – 77. Das Feuer von Asshurbanipal



Erster Eindruck: In den Fängen der Wüste…

Seit vielen Jahren gehen r Steve Clarney und Yar Ali zusammen auf Schatzsuche rund um den Erdball. Nun haben sie einen Hinweis auf einen Schatz von unermesslichem Reichtum, einem großen und wertvollen Rubin. Von einem Straßenhändler erhalten sie eine ungefähre Wegbeschreibung in die aus schwarzem Stein erbaute Stadt, in der ein alter König immer noch über den Rubin wacht…

Der Vorteil an dem Gruselkabinett von Titania Medien ist, dass die Auswahl der Geschichten immer wieder neue Stimmungen und Schauplätze zulässt. Und so wurde auch in der 77. Folge ein Novum eingeführt, denn hier handelt es sich über weite Teile um ein Abenteuerhörspiel, in dem die beiden Hauptfiguren auf Schatzsuche sind. Gleich am Anfang gibt es eine recht actionlastige Szene, in der sich Steve und Yar eine Übermacht aus kampfeslustigen Beduinen erwehren müssen, der Einstieg gelingt so dynamisch und spannend, macht Lust auf das Kommende. Allerdings sind sowohl dieser Teil als auch die nachfolgenden Rückblenden etwas erzählerlastig geraten, einige Szenen hätten durchaus mit mehr Dialogen umgesetzt werden können. Richtig los geht es dann etwa nach der Hälfte der Laufzeit mit der Entdeckung der geheimnisvollen Stadt, hier kommen dann auch die Gruselelemente besser zur Geltung, die im vorangegangen Teil meist nur angedeutet waren. Hier wird dann ein Finale erzählt, das der Serie absolut würdig ist und mit seinen bedrohlichen Elementen sehr gut gelungen ist. Mir gefällt die Stimmung des Hörspiels, die sehr gut Abenteuer- und Gruselelemente verbindet und mal wieder neue Nuancen in die Reihe einstreut.

Die fünf verschiedenen Rollen wurden sehr gut besetzt, die Sprecher können ihr Potenzial hier gut entfalten. Große Teile des Hörspiels übernimmt Wolfgang Pampel, der in jeder Szene präsent ist und zudem auch die Rolle des Erzählers einnimmt. Mit seiner festen und ausdrucksstarken Stimme kann er den Abenteurer dynamisch wirken lassen. Passenderweise ist er ebenfalls der Synchronsprecher von Harrison Ford, sodass Assoziationen zu anderen Abenteuerfilmen aufkommen. Tayfun Bademsoy spricht seinen Freund Yar Ali, der besonders die aufkommende Angst des Wüstensohns gut darstellen kann. In einer etwas kleineren Rolle ist David Nathan zu hören, dessen prägnanter Klang sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. In weiteren Rollen sind Friedrich Georg Beckhaus und Kaspar Eichel zu hören.

Wieder sind Musik und Geräusche hier auf sehr geschickte Weise in die Dialoge eingebunden, sodass sie eine sehr starke Wirkung auf den Hörer erzielen und ihn völlig in die Geschichte hineinziehen. Während den Szenen sind im Hintergrund stets dräuende, leise Musikstücke zu hören, die die Dramatik erhöhen, sich aber auch in den besonders gruseligen Szenen noch einmal deutlich steigern können und so die dynamische Entwicklung gut unterstützen.

Sehr stimmungsvoll ist auch das Cover zur Folge gelungen, das in einem stimmungsvollen Rot zu erstrahlen scheint. Diese geht von dem glühenden Rubin aus und beleuchtet neben dem eindrucksvollen Hintergrund mit Säulen und einem Torbogen auch den alten König, der den Stein in seiner Hand hält. Die restliche Aufmachung ist bereits bekannt und enthält auf der Rückseite ein kleines Foto von Wolfgang Pampel.

Fazit: Wieder mal eine Geschichte mit einer ganz anderen Stimmung, die sich so deutlich von den anderen Geschichten unterscheidet. Besonders das letzte Drittel ist eindringlich umgesetzt worden.

VÖ: 17.Mai 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4816-9


Gruselkabinett – 76. Das Teufelsloch



Erster Eindruck: Eine junge Frau zwischen zwei Männern

Seit ihrer Kindheit ist die fast volljährige Sarah mit Abel und Eric befreundet, die einander wie Brüder nahestehen. Oft besuchen sie zu dritt die nahegelegenen Höhlen an der Küste, die zahlreiche Durchgänge zum Meer haben und wegen ihrer Gefährlichkeit als Teufelsloch bezeichnet werden. Doch auf Druck ihrer Mutter, die Gerede im Dorf fürchtet, soll sie nun einen der beiden als ihren Gemahl auswählen. ..

Von Bram Stoker wurden ja schon einige Geschichten im Gruselkabinett erzählt, schon die zweite Folge stammte von ihm. Und immer wieder konnten diese trotzdem mit neuen Elementen überzeugen, so auch Nummer 76 der Reihe, die eine tragische Liebesgeschichte zum Thema hat und damit doch aus dem Rahmen der üblichen Gruselgeschichten fällt. Die enge Freundschaft zwischen Sarah, Abel und Eric wird anfangs stark thematisiert, und auch die düstere und unheimliche Stimmung in der Teufelsloch genannten Höhle wird hier eingebracht, sodass auch schon hier erste unheilvolle Momente aufkommen. Nachfolgend nimmt die Dreiecksbeziehung ihren Lauf, auch hier gibt es eine sehr eindringliche Szene, in der der verschmähte Liebhaber in seiner Wut zergeht und fluchend für einen intensiven Ausdruck sorgt. Gut gemacht ist, wie immer eine unheilvoller Drohung über den Personen hängt, man weiß, dass die Geschichte nicht gut ausgehen wird, auch wenn danach erst einmal keine gruseligen Momente vorkommen. Das ändert sich völlig zum Abschluss der Geschichte, hier wird ein dramatisches Finale offenbart, das gut vorbereitet wurde und so mit seiner ganzen Wucht zuschlagen kann. Auch das offene Ende trägt seinen Teil zum Gelingen des Hörspiels bei, ebenso wie die gelungene Erzählweise, die zwischendrin einen Wechsel der Hauptfigur vollzieht. Eine ganz eigene Stimmung, die wegen der emotionsbetonten Geschichte wieder überraschen kann.

Jacqueline Belle spricht die Rolle der Sarah Trefusis, die ein wenig naiv mit beiden jungen Männern umgeht und dieses mit ihrer Stimme sehr gut ausdrücken kann, sie spricht glaubhaft und wirkt spontan. Abel Behenna wird von Benedikt Weber gesprochen, der sich im Laufe des Hörspiels immer weiter steigert und so die Dramatik der Folge bestens nachbilden kann, besonders in der Schlussszene ist er eindringlich und ausdrucksstark. Stephan Günther ist als Eric Sanson zu hören, der für einige gruselige Momente sorgen kann. Weitere Sprecher sind Horst Neumann, Marion Hartmann und Mogens von Gadow.

Wie immer nehmen auch hier Musik und Geräusche einen großen Teil des Hörspiels ein. Die Dialoge werden allesamt von atmosphärischer Musik begleitet, die die jeweilige Stimmung deutlich unterstützen. Doch auch die Geräusche sorgen hier für die richtige Atmosphäre, insbesondere die Szenen im Teufelsloch werden von laut donnernden Wassermassen bestens in den Mittelpunkt der Handlugn gerückt.

Natürlich ist das Titelgebende Teufelsloch auch auf dem Cover zu sehen, die dunkle Höhle, die zackige Decke und natürlich auch die abfließenden Wassermassen der Flut sind sehr gut gezeichnet worden. Auch Sarah, Abel und Erich sind abgebildet und stehen mit dem Rücken zum Betrachter in der Höhle, ihre Konturen werden durch das einfallende Licht gekonnt beleuchtet.

Fazit: Vor dem Hintergrund einer tragischen Geschichte, die von enttäuschter Liebe und Verrat handelt, kommen die sorgsam eingestreuten Gruselelemente sehr gut zur Geltung. Hörenswert!

VÖ: 17.Mai 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4815-2


Gruselkabinett – 75. Weiß



Erster Eindruck: Verwirrspiel im Herrenhaus

Der junge Arzt Charles Elverton beobachtet zwei seltsame Männer, die komplett in weiß gekleidet sind, sich aber vor dem Besuch der Stadt in ihrer Kutsche umziehen. Bei seinen nachfolgenden Beobachtungen stellt er fest, dass das gesamte Herrenhaus, in dem die beiden leben, komplett in Weiß gehalten ist. Als er von dem Besitzer kurz darauf angesprochen wird, einen Hausbesuch zu machen, erfährt er ein schreckliches Geheimnis…

„Weiß“ – wesentlich schlichter kann der Titel einer Folge Gruselkabinett kaum sein. Vor dem Hören der Nummer 75 der hervorragenden Reihe hat man also kaum Hinweise, worum es sich bei der Geschichte von Mary Fortune handeln könnte, man wird quasi ins kalte Wasser gestoßen. Vieles in der Handlung dreht sich um die titelgebende Farbe, durch die genauen Beschreibungen der Männer und auch des Hauses wird man tief in diese kühle, unheimliche Umgebung hereingezogen, hat die Zimmer geradezu vor Augen. Erzählt wird, wie Charles Elverton immer weiter in das Geheimnis um das weiße Herrenhaus gezogen wird, in eine unglückliche Liebesgeschichte gerät und zwischen Wahrheit und Lüge kaum noch zu unterscheiden weiß. Wie immer ist das atmosphärisch dicht erzählt und mit zahlreichen mysteriösen Momenten gespickt. Besonders gelungen ist der Höhepunkt der Folge, in der Charles Elverton endlich Gewissheit haben möchte und dazu ein gewagtes Experiment wählt – sehr gut inszeniert und mit tollem Schockeffekt! Eine ganz hervorragende Folge des Gruselkabinetts, in der sich der leise Grusel immer weiter zu steigern weiß.

Wie so oft in der Serie gibt es keinen außenstehenden Erzähler, sondern die Hauptfigur selbst übernimmt diesen Part zusätzlich, sodass die Folge viel von Johannes Raspe als Dr. Charles Elverton geprägt ist. Dieser durchlebt hier verschiedene Emotionen, die Raspe allesamt glaubwürdig und gekonnt zu vertonen versteht. Niels Clausnitzer spricht den Duke de Rohan mit fester Stimme und kann in den letzten Szenen des Hörspiels noch einmal richtig auffahren. Sehr gut gefallen hat mir Stephanie Kellner als geheimnisvolle Blanche d’Alberville, die die leidende junge Frau sehr intensiv und eindringlich spricht. Ebenfalls zu hören sind Mogens von Gadow, Wolfgang Welter und Hans Bayer.

Dass das Gruselkabinett zu den momentan besten Hörspielen auf dem Markt gehören, beweist Titania Medien mit jeder Folge aufs Neue. Auch hier wird besonders mit atmosphärischer Musik gearbeitet, die die Handlung in einen engen Mantel kleidet, alles geht eine enge Symbiose ein und wird durch den eindringlichen Einsatz von Geräuschen noch verstärkt.

Das Cover stammt aus der Feder von Ertugrul Edirne und reiht sich in die beeindruckende Covergalerie der Serie sehr gut ein. Zu sehen in die erschrocken dreinblickende Blanche d’Alberville, natürlich in dem ganz in weiß eingerichteten Zimmer. So bekommt das Bild einen sehr kühlen Ausdruck und der Hörer kann sich später noch besser in die Beschreibungen hineindenken.

Fazit: Mal wieder wurde es geschafft, eine ganz neue, einzigartige und sehr intensive Stimmung zu schaffen, die mysteriös ist und sich immer weiter steigern kann. Hervorragend!

VÖ: 19.April 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4814-5


Gruselkabinett – 74. Die Macht der Dunkelheit



Erster Eindruck: Geschichte in der Geschichte

Das Künstlerehepaar Laura und Jack verbringt einige Tage im ländlichen Dorf Brenzett. Dort gefällt es ihnen so gut, dass sie beschließen, dem städtischen Leben in London zu entfliehen und ganz dorthin zu ziehen. Bei der Erkundigung der Umgebung entdecken sie eine alte Kapelle, in der zwei lebensgroße Marmorstatuen stehen. Doch bald erfahren sie, dass sich unheimliche Geschichten um das Gebäude ranken…

Gleich zwei Geschichten von Autorin Edith Nesbit werden in der 74. Folge vom Gruselkabinett aus dem Hause Titania Medien umgesetzt – voneinander unabhängig, aber geschickt miteinander verknüpft: Hauptfigur Laura ist Autorin von Gruselgeschichten und liest ihr neuestes Werk ihrem Ehegatten Jack vor, die somit von der eigentlichen Handlung umschlossen wird. In ihr geht es um zwei junge Studenten, die wetten, in einem Museum eine Nacht verbringen zu können – das wird sehr spannend, sehr unheimlich umgesetzt und findet in einem dramatischen Ende den Höhepunkt. Schon allein dieser Einschub kann begeistern, doch auch die eigentliche Handlung um Laura und Jack gehört zu den besseren Folgen der fantastischen Reihe. Zuerst wirkt wieder alles ganz idyllisch, friedfertig, erst im Laufe der Zeit kommen die ersten unheimlichen Elemente unter, die sich im Laufe der Zeit immer weiter steigern und in einem bedrohlichen, beeindruckenden Finale enden, dass sehr intensiv Vergangenheit und Gegenwart verknüpft. Dabei sind es auch die beiden Protagonisten, die mit ihrer frischen Art überzeugen können. Wieder wunderbar, was hier geleistet wurde, eine Folge, die sicherlich noch häufiger in meinem Player landen wird.

Brigitte Kollecker-Frank ist hier als Laura zu hören, die etwas unkonventionell spricht, lockerer und spontaner als die meisten ihrer Kollegen und durch ihre ausgefallene Sprechweise sehr positiv auffällt. Als Erzählerin der Geschichte in der Geschichte sorgt sie zudem für unheimliche Spannung und beweist, dass sie sich auch durchaus zurücknehmen kann. Wolfgang Rüter lässt sich auf ihre entkrampfte Art ein, gemeinsam bilden sie ein wirklich starkes Team, das in der Schlussszene den Horror sehr gut wiedergeben kann. Bene Gutjan und Tim Schwarzmeier wirken in der zweiten Geschichte ebenfalls sehr eingespielt und verstärken die Grundstimmung mit ihren intensiven Stimmen. Weitere Sprecher sind Beatrice Richter, Rolf Berg und Julia Stoepel.

Eine ganz eigene Stimmung haftet auch dieser Folge an, wobei das Grundgerüst der Serie mit den atmosphärischen musikalischen Klängen und realistischen Geräuschen natürlich beibehalten wird. Kleine, neue Akzente werden insbesondere bei den Höhepunkten der beiden Geschichten gesetzt, in denen die intensive Stimmung noch besser zur Geltung kommt und den Hörer völlig gefangen nimmt.

Die beiden Grabmale aus Marmor stehen im Mittelpunkt der Geschichte, und selbstverständlich zieren sie auch das Cover zu der Folge, eingerahmt von dem immer noch wunderbaren Säulendesign am Rand. In der alten Kirche, beschienen von Sonnenlicht, aber immer noch diffus düster – ein sehr erhabenes und etwas pathetisches Cover, das seine Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlt.

Fazit: Gleich zwei Geschichten, die eine kurz und knackig, die andere mit zwei sehr gelungenen Hauptfiguren (was auch den Sprechern zu verdanken ist) und einer sehr düsteren Stimmung – wunderbar!

VÖ: 19.April 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4813-8


Gruselkabinett – 73. Das Grauen im Blue-John-Stollen



Erster Eindruck: Erholungsurlaub mal anders

Dr. James Hardcastle verbringt auf Raten seines Arztes einige Zeit im ländlichen Derbyshire auf der Farm von Miss Allerton. Der unternehmungslustige Mann macht sich oft zu langen Spaziergängen auf und stößt auf Raten seiner Gastgeberin bald auf einen verlassenen Stollen, wird von dem Schäferjungen Armitage aber davor gewarnt. Und tatsächlich begegnet ihm bald ein Wesen, das aus der Urzeit zu stammen scheint…

Arthur Conan Doyle ist vorrangig für seine berühmteste Figur Sherlock Holmes bekannt geworden, doch wie das Gruselkabinett bereits einmal bewiesen hat, kann er auch anders. Auch die 73. Folge der Serie stammt von ihm, „Das Grauen im Blue-John-Stollen“ passt mit seinen übernatürlichen Elementen bestens zu den restlichen Folgen. Der Anfang ist wie so oft recht harmonisch und zeigt eine ruhige, fast schon beschaulich zu nennende Szenerie, in der neben der Hauptfigur Dr. James Hardcastle auch die liebenswerte Miss Allerton vorgestellt wird. Erste unheimliche Begebenheiten lassen aber nicht lang auf sich warten, durch den Bericht von Armitage wird man gut auf das Folgende eingestimmt. Immer weiter erkundet James Hardcastle das Geheimnis des merkwürdigen Wesens, und eine dunkle Nacht in dem Stollen bildet den spannenden Höhepunkt des Hörspiels, ist bestens umgesetzt und vermittelt dem Hörer das starke Gefühl von Angst und ständiger Bedrohung. Doch danach knickt der Spannungsbogen etwas ein, die restlichen Ereignisse sind zwar kurzweilig erzählt und unterhaltsam, plätschern aber ein wenig vor sich hin, man erwartet noch einen großen Knall – doch der mag sich nicht einstellen. Insgesamt eine durchaus gelungene Folge der Serie, die im letzten Drittel aber nicht alles Mögliche aus sich herausholt.

Gerade einmal fünf Sprecher sind hier zu hören, Helmut Zierl als Dr. Johnson und Wolfgang Welter als Inspektor haben dabei eher kleinere Nebenrollen. Matthias Kofler ist als Armitage zwar auch nicht allzu häufig zu hören, kann den Bericht über die Gerüchte um den Stollen aber sehr atmosphärisch und lebendig wirken lassen. Als Miss Allerton ist die wunderbare Ingrid Steeger zu hören, deren deutlich gealterte Stimme sehr warmherzig und liebenswert klingt, sie kann die alte Dame zu einer sehr sympathischen Figur machen. Die Hauptrolle des Dr. James Hardcastle ist mit Marc Oliver Schulze ähnlich gut besetzt, kann er doch während der gesamten Laufzeit eine gute Figur machen und die Spannung auch während ruhigerer Szenen hochhalten.

Ein Steckenpferd des Verlages ist die umsichtige Inszenierung ihrer Hörspiele, und auch „Das Grauen im Blue-John-Stollen steht dem in nichts nach. Die Musik ist sehr atmosphärisch und eindringlich, kann die verschiedenen Stimmungen der Handlung aufgreifen und verstärken, während die vielfältigen Geräusche passgenau eingefügt wurden und die Szenen lebendiger und glaubwürdiger gestalten können.

Auf dem Cover, das von Ertugrul Edirne stammt, ist Dr. John Hardcastle in dem unterirdischen Stollen zu sehen, ein Streichholz beleuchtet die Stalaktiten und wirft gespenstiges Licht auf die Szenerie. Das Ungeheuer bleibt aber – wie über größere Teile des Hörspiels – auch hier verborgen und ermöglicht dem Betrachter so, sich sein eigenes Bild von dem Unwesen zu bilden. Die restliche Gestaltung ist wie immer schlicht gestaltet, auf der Rückseite ist noch ein Foto von Ingrid Steeger bei den Aufnahmen zu sehen.

Fazit: Keine Knaller-Folge des Gruselkabinetts, dazu ist die Geschichte gerade im letzten Drittel zu überraschungsarm. Dafür gibt es aber einige starke, unheimliche Szenen und wunderbare Sprecher.

VÖ: 15.März 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4812-1


Gruselkabinett – 72. Markheim



Erster Eindruck: Dialog mit einem Fremden

London zur Weihnachtszeit 1888: Markheim betritt das Antiquitätengeschäft des zwielichtigen Mr. Miller, dem er schon einige gestohlene Gegenstände verkauft hat. Doch dieses mal betritt er mit einem ganz anderen Hintergrund den Laden, doch der Blick in einen Spiegel, der ihm einen Blick auf seine Seele gewährt, setzt eine Spirale von Angst und Wahnsinn in Gang, an deren Ende er auf einen geheimnisvollen Fremden trifft…

Das Gruselkabinett von Titania Medien ist für seine Vielfältigkeit bekannt, neben zahlreichen wuchtigen und von Spannung berstenden Folgen gibt es auch kleine, eher unscheinbare Geschichten zu erzählen, die es aber nicht minder wert sind, entdeckt zu werden. Zu dieser zweiten Kategorie gehört Nummer 72. der Reihe mit dem Titel „Markheim“ das in einer kurzen Eröffnungsszene den Ausgang des Hörspiel präsentiert: Den Tod Markheims. Wie es dazu gekommen ist und wie sich die Hauptfigur in der knappen Stunde Erzählzeit verändert hat, schließt sich daran an. Als einziger Handlungsort dient der Antiquitätenladen, Orts- oder Zeitwechsel finden nicht statt. Dafür hält Markheim anfangs recht lang Zwiesprache mit Mr. Miller, um ihn nach etwa einem Drittel der Folge hinterrücks zu ermorden, nachfolgend werden seine Motive aufgedeckt, aber auch, dass er langsam dem Wahnsinn verfällt, sich verschiedenste Schreckensszenarien ausmalt und sich von Geistern verfolgt wähnt – hier gleicht das Hörspiel eher einem Monolog, und gerade dadurch zieht es seine ganz andere Atmosphäre. Das letzte Drittel ist geprägt von einem Gespräch zwischen Markheim und einem unheimlichen Fremden, das fast schon philosophische Züge hat und wichtige Fragen des Lebens in Bezug auf Markheims Tat stellt – eine feine, unscheinbare mysteriöse Komponente zieht sich hierdurch wie durch den Rest der Folge. Wenn man das moderne Hörspiel gemeinhin als „Kino für die Ohren“ betitelt, wäre hier eher „Theater für die Ohren“ der richtige Begriff, die Handlung ist eher zurückgenommen und macht Platz für ein ungewöhnliches, aber durchaus empfehlenswertes Stück des Gruselkabinettes, das sich wieder einmal in einem ganz anderen Farbton präsentiert.

Es sind drei Sprecher, die das Gesicht dieser Folge prägen, Julia Stoepel, Rolf Berg oder Marc Oliver Schulze sind wirklich nur als kleine Nebenrollen zu hören. Zuerst wäre da natürlich Helmut Zierl zu hören, der während der gesamten Laufzeit zu hören ist und auch den mittleren Teil allein bestreitet. Spielend schafft er es, beim Hörer hierbei das Interesse hochzuhalten, zwischen Dialog und Erzähler zu wechseln und die intensiv drängenden Fragen zu stellen. Wolfgang Welter spricht den brummigen Mr. Miller mit einer markanten Stimme und kann den zwielichtigen Händler damit glaubhaft darstellen. Sehr überzeugend auch Hans Bayer als Fremder, der mit dröhnendem Klang und unverhohlenem Spott in der Stimme eine sehr interessante Figur zu formen weiß.

Wie immer beim Gruselkabinett ist die Handlung opulent mit Musik und Geräuschen ausgestattet, die sich eng an die Handlung schmiegt und umschmeichelt. Die Musik ist intensiv und eingängig, wechselt von den anfänglich, eher typisch für die Serie Stücken zu später sogar Chorälen, die an Kirchenmusik erinnern, während besonders die letzten Szenen mit Regengeräuschen im Hintergrund die richtige Stimmung verpasst bekommen.

Das Cover ist mit vielen Details ausgestattet und wieder im nostalgischen Look der Serie gehalten. Zu sehen ist die anfängliche Szene, in der Markheim mit gezücktem Messer im Antiquitätenladen steht und Mr. Miller den besagten Handspiegel ins Regal zurücklegt. Der Laden mit den vielen Büchern und Uhren, die eine Rolle in dem Hörspiel spielen, bildet dazu eine grandiose Umgebung.

Fazit: Ein eher ruhiger Vertreter der Serie, die fast ausschließlich auf Monologe setzt und so eine außergewöhnliche, aber intensive Atmosphäre erzeugt.

VÖ: 15.März 2013
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4811-4


Gruselkabinett – 71. Der Eschenbaum



Erster Eindruck: Stetige Ungewissheit

Gegen Ende des 17.Jahrhunderts residiert Sir Matthew Fell in seinem Anwesen und schätzt die Ruhe seiner Abgeschiedenheit, besonders des Nachts. Doch zum wiederholten Male beobachtet er eine Frau, die sich an dem alten Eschenbaum vor seinem Fenster zu schaffen macht. Der Ruf einer Hexe eilt ihr voraus, und so klagt er sie an. Die Folgen dieser Tat soll jedoch auch sein Enkel viele Jahre später zu spüren bekommen…

M.R. James dürfte wohl nur eingeweihten Literaturkennern ein Begriff sein, der Autor von Geistergeschichten hat es nicht gerade zu Weltruhm gebracht. Titania Medien hat eine seiner Werke nun für das Gruselkabinett ausgesucht, dabei handelt es sich um „Der Eschenbaum“. Zu Beginn gibt es zwar eine unheimliche Szene, doch so recht wird nicht herausgearbeitet, ob die Frau, die dem Eschenbaum nächtliche Besuche abstattet, tatsächlich eine Hexe ist oder zu Unrecht angeklagt wurde. Das ist durchaus reizvoll für den Hörer, die ersten Szenen sind von der Hexenverfolgung und einem anschließenden, übernatürlichen Ereignis geprägt. Nach etwa einem Drittel der Laufzeit macht die Handlung dann einen Zeitsprung und setzt Matthew Fells Enkel in den Mittelpunkt, der dessen Anwesen geerbt hat und nun in seinem alten Schlafzimmer übernachten will. Es folgt eine Kette von gruseligen und spannenden Szenen, und über allem liegt stets der Schleier des Ungewissen. Hier wird nicht alles bis ins kleinste Detail aufgefächert, sondern auch mal etwas offen gelassen, sodass die Fantasie des Hörers gefragt ist. Und ungefragt ist die Hexenszene dieses zweiten Abschnittes richtig gut gelungen und sehr dramatisch umgesetzt worden. Eine gute Folge des Gruselkabinetts, die sehr gut in die Reihe passt.

Frank-Otto Schenk mimt im ersten Teil des Hörspiels den kaltherzigen und berechnenden Sir Matthew Fell und kann mit seiner harten Stimme dessen Antrieb klar herausarbeiten. Sei Enkel Richard wird von Sebastian Schulz gesprochen, der um einigen weicher, aber auch sympathischer klingt und mit dem der Hörer deswegen leichter warm wird und mit ihm mitfiebert. Als Mrs. Mothersole ist Katharina Tomaschewsky eine wunderbare Wahl, kann sie doch stets den richtigen Ton treffen und so trotz kurzen Auftritten einen starken Charakter formen. Weitere Sprecher sind Hans-Jürgen Dittbeiner, Peter Weis und Sonja Deutsch.

Die Auswahl der Musikstücke ist etwas „traditioneller“ als im direkten Vorgänger „Schwarze Krallen“ und ist somit im typischen Stil des Labels gehalten. Atmosphärische Klänge, die die Sprecher über weite Teile des Hörspiels begleiten, prägen das Bild und lassen eine dichte Stimmung entstehen, die durch den geschickten Einsatz verschiedener Geräusche noch verstärkt wird.

Auf dem Cover ist natürlich der berüchtigte Eschenbaum zu sehen, der mit einer hübschen Frau verschmolzen zu sein scheint. Die Äste, die wie ausgestreckte Hände aussehen, sind dabei gut in das Motiv eingebunden. Allerdings steht der Baum im Hörspiel direkt neben dem Haus, während der das Anwesen nur im Hintergrund zu sehen ist - nebst einigen Grabsteinen, die stimmungsvoll und unheimlich wirken, mit der Handlung aber nur am Rande zu tun haben.

Fazit: Das stetig Ungewisse, das viele Fragen offen läst, ist die Stärke dieses Hörspiels und wird durch eine spannende Geschichte unterstützt.

VÖ: 16. November 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4720-9


Gruselkabinett – 70. Schwarze Krallen



Erster Eindruck: Gelungene Mixtur verschiedener Genres

Bei seinen Recherchen über afrikanische Stämme stößt der junge Wissenschaftler Joel Brill an seine Grenzen und will seinen väterlichen Freund Jim Reynolds um Rat fragen. Doch sein chinesischer Diener Yut Wuen behauptet, Joel habe schon vorher angerufen und um ein Treffen in einem abgelegenen Ferienhaus gebeten. Gemeinsam mit seinem Bekannten, Detective Buckley, nimmt er die lange Fahrt auf sich…

Obwohl sich die Macher des Gruselkabinetts auf das Genre der Schauerromantik spezialisiert haben, schaffen sie es immer wieder, ganz unterschiedliche Geschichten herauszusuchen und bieten ihren Hörern immer wieder Überraschungen. So auch bei der 70. Folge der Serie, „Schwarze Krallen“, die uns – ebenfalls ungewöhnlich für die Serie – ins Jahr 1933 in Amerika entführt. Schon gleich zu Beginn beschleicht den Hörer ein ungutes Gefühl, schnell ist man mitten im Fall verwurzelt und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Und diese lassen nicht lange auf sich warten, immer weiter steigert sich die Handlung und gipfelt in einem Finale, das die Bezeichnung „Horror“ wahrlich verdient hat. Und auch die manchmal festgefahrenen Strukturen der Reihe werden hier aufgebrochen, ganz andere Elemente und Handlungsverläufe genutzt. Die Verknüpfung mit der afrikanischen Struktur und eine überraschende Wendung machen die Geschichte noch reizvoller. Mir hat diese Folge so richtig gut gefallen, hier ist alles bestens aufeinander abgestimmt, Grusel, Spannung und Horror halten sich die Waage, man klebt förmlich an den Lautsprechern. Hervorragend!

In der Hauptrolle als Joel Brill ist Konrad Bösherz zu hören, der mit seiner sehr klaren Stimme die Emotionen des jungen Mannes gut darstellen kann und besonders in den späteren Szenen auffahren kann. Ronald Nitschke spricht Detective Buckley mit einer etwas grantigen und mürrischen Art, die den Charakter interessant macht und trotzdem noch viel Sympathie zulässt. Dirk Petrick spricht den Diener Yut Wuen mit passendem und glaubhaften chinesischen Akzent, bei seinem zweiten Auftritt schlägt er dabei einer ganz andere Richtung ein. Weitere Sprecher sind Sebastian Schulz, Martin Kautz und Hans-Jürgen Wolf.

Genauso wie die Geschichte an sich überraschend ist, schlägt auch die Musik hier etwas andere Richtungen ein. So sind am Anfang und am Ende Melodien zu hören, die das Amerika der frühen 30er Jahre einfängt. Ansonsten wird wieder viel auf atmosphärische und stimmungsvolle Musik gesetzt, die die Spannung zu steigern weiß und zum Markenzeichen der Reihe geworden ist.

Passend zum Titel sind auf der rechten Seite des Covers schwarze Krallen zu sehen, die von hinten dämonisch rot beleuchtet werden. Die linke Seite zeigt das ernste und sorgenvolle Gesicht von Joel Brill zu sehen, und das mit dunklem Hintergrund. Am unteren Rand hat noch das Anwesen Jim Reynolds‘ Platz gefunden, das düster und majestätisch wirkt. Ein gelungenes Cover mit passenden Motiven aus dem Hörspiel.

Fazit: Ein schneller Einstieg in die Handlung, sich stetig steigernde Spannung und ein furioses Finale, das den Hörer zu überraschend weiß – wieder eine sehr gelungene Folge des Gruselkabinetts.

VÖ: 16.November 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4719-3


Gruselkabinett – 69. Stimme in der Nacht



Erster Eindruck: Schauergeschichte auf hoher See

Wegen einer Flaute sitzt ein Segelschiff auf offener See fest. In einer dunklen Nacht halten George und Will Wache, als plötzlich dichter Nebel aufzieht. Ein Ruderboot fährt herbei, doch der Insasse fürchtet sich vor dem Licht der Lampen und bittet um Nahrung. Und die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist für die beiden Seemänner unglaublich…

Seemanngeschichten sind mittlerweile zu einer schönen Tradition im Gruselkabinett von Titania Medien geworden, schon einige der Folgen dieser Kategorie gehören zu den besten der Reihe. Mit Nummer 69 ist nun „Stimme in der Nacht“ ein Nachfolger erschienen, der den anderen in nichts nach steht. Schon der Beginn ist stimmungsvoll inszeniert, die dunkle Nacht gut beschrieben, Nebel und Ruderboot tauchen schon bald auf. Richtig los geht es hier zwar noch nicht, doch die Atmosphäre ist hier schon sehr dicht. Erst später, beim zweiten Auftauchen von John, kommt das Kernstück der Folge zum Vorschein, wenn er beginnt, seine Geschichte zu erzählen. Zusammen mit seiner Frau strandete er auf einer verlassenen Insel, und neben dem bohrenden Hunger kommt immer mehr Horror auf, der Schrecken steigert sich immer weiter und entlädt sich in einer sehr intensiv erzählten Szene. Der Verlauf der Folge ist kurzweilig und spannend, die Geschichte fesselnd und stets mit einem leisen Grusel versehen, das Ende für John und seine Frau offen, sodass jeder in seiner eigenen Vorstellung ausmachen kann, welche Qualen sie noch zu durchleiden haben. Eine gelungene Folge der Serie, die sicherlich noch das ein oder andere mal gehört werden wird.

Gerade einmal vier Sprecher sind hier zu hören, umso wichtiger ist die Leistung jedes einzelnen. Lutz Mackensy nimmt als John im späteren Verlauf auch die Rolle eines Erzählers ein, seine eigentlich sehr freundliche Stimme nimmt hier einen düsteren, unheilvollen Klang ein, die einzelnen Szenen kann er nachhaltig sprechen. Seine Frau Vivian wird von Reinhilt Schneider gesprochen, deren einzigartiger Farbton hier immer wieder für intensive Momente sorgt, besonders das leichte Überschlagen ihrer Stimme in aufgeregten Situationen ist treffend. George und Will, die beiden Seemänner, werden von Benjamin Kieswetter und Peter Reinhardt gesprochen und geben der Rahmengeschichte eine angenehme Atmosphäre.

Ein wenig Seefahreratmosphäre kommt hier auf, wenn die passenden Geräusche die ersten Szenen untermalen. Ansonsten wird die Stimmung insbesondere durch die Musik geprägt, die wie immer die gesamte Laufzeit begleitet und mit klassischen Instrumenten eingespielt wurden. So entsteht wieder der typische dicke Mantel, der sich um die Geschichte legt und sie noch intensiver wirken lässt.

Die anfängliche Szene auf dem Schiff wird auch auf dem Cover dargestellt. Zwei Männer starren besorgt in die neblige Nacht, eine Laterne in der Hand des einen spendet schummeriges Licht. Der Hintergrund greift das Seefahrerflair auf. Der Zeichenstil ist wieder romantisch und detailreich, besonders das Spiel von Licht, Schatten und Nebel ist hier sehr gut gelungen.

Fazit: Eine stimmungsvolle Rahmenhandlung, dazu eine intensive Kerngeschichte, die wieder einiges an Gänsehaut produziert – eine sehr hörenswerte Folge.

VÖ: 12.Oktober 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4718-6


Gruselkabinett – 68. Die Legende von Sleepy Hollow



Erster Eindruck: Die wirklich wahre Geschichte von Sleepy Hollow

Ichabold Crane kommt als Dorfschullehrer in eine kleine Stadt in Sleepy Hollow, doch weder von seinen Schülern noch den restlichen Bewohnern sonderlich gemocht. Besonders seine enge Beziehung zu der hübschen Hoferbin Juliana van Tassel wird ihm krumm genommen. Brom van Brunt, der sich selbst Chancen auf eine Hochzeit ausrechnet, ersinnt deswegen einige Streiche…

Sleepy Hollow ist hierzulande vor allem durch die Tim Burton-Verfilmung bekannt – die jedoch nicht viel mit der Vorlage von Washington Irving zu tun hat. Diese wurde nun von Titania Medien umgesetzt und in der Reihe Gruselkabinett veröffentlicht, die sich ja „Schauerromantik“ auf die Fahne geschrieben haben. Schauer ist hier jedoch weniger vorhanden, bis zum letzten Viertel wird dieses Element völlig in den Hintergrund gestellt. Dafür ist die Ankunft von dem verschrobenen Ichabold Crane unterhaltsam dargestellt, die versteckte Abneigung der Dorfbewohner wird durch die beiden witzigen Jungen Rob und Bob gezeigt. Dieses erste Gespräch nimmt einen großen Teil der Folge ein, danach folgt in einigen Szenen das Leben des neuen Dorfschullehrers und die immer offenere Abneigung von Brom van Brunt zeigen – alles unterhaltsam und kurzweilig, aber eben nicht gruselig. Erst bei einem Ballabend bei Julianas Vater kommt ein wenig dieser speziellen Stimmung auf, wird für den Fortlauf der Geschichte verwendet und nicht als zentrales Element. Eine Folge, die sehr ungewöhnlich ist und eher untypisch für die Serie ist, aber durchaus einen großen Unterhaltungswert hat.

Der großartige Jens Wawrczeck hat die Hauptrolle des Ichabold Crane übernommen, seine immer etwas brüchige Stimme passt perfekt zu der schrägen Figur, er kostet den außergewöhnlichen Charme des Lehrers gut aus. Katarina Tomaschewsky spricht die bezaubernde Juliana van Tassel und setzt ihren hellen, klaren Klang gekonnt ein. Als hochmütigen Brom van Brunt ist Martin Kautz zu hören, der ihn zu einer interessanten Figur machen kann. Weitere Sprecher sind Hasso Zorn, Konrad Bösherz und Hans-Jürgen Dittberner.

Wie man es von Titania Medien glücklicherweise schon seit über 60 Folgen gewohnt sein darf, ist die Atmosphäre sehr dicht und stimmig. Zu den Szenen wurde jeweils passende Musik eingewählt, die die Dialoge fest umwickelt und eine untrennbare Symbiose eingeht – beides scheint wie füreinander geschaffen. Hinzu kommen treffende Geräusche, was zusätzliche Dramatik verleiht.

Im typischen detailreichen Stil der Serie ist schon der Hintergrund des Covers sehenswert: Zahlreiche kahle Bäume säumen den Weg, auf dem der unheimliche Reiter auf den Betrachter zustürmt. Mit dem leuchtenden Kürbiskopf wirkt er düster und unheimlich, der wehende Mantel und das erhobene Schwert erzeugen eine gewisse Dynamik. Zusammen mit dem Säulendesign der Serie ein sehr gelungenes Titelbild.

Fazit: Das Hörspiel ist wie immer gekonnt in Szene gesetzt aber ist nicht wirklich gruselig und kommt größtenteils auch ohne übernatürliche Elemente aus, aber die Geschichte ist dennoch unterhaltsam.

VÖ: 12.Oktober 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4717-9


Gruselkabinett – 67. Der Schatten über Innsmouth -2-



Erster Eindruck: Nur Schrecken für Robert Olmsteadt

Endlich hat Robert Olmstead in Innsmouth einen Bewohner gefunden, der sich über das Geheimnis der kleinen Stadt Innsmouth äußerst. Von dem Alkoholiker Zadok Allen erfährt er, wie es zu dem merkwürdigen Aussehen der Einwohner gekommen ist, und der ganze Schrecken wird ihm offenbart. Doch überraschend muss Robert doch noch eine Nacht in dem einzigen Hotel der Stadt verbringen…

In Teil 1 von „Der Schatten über Innsmouth“ hat man größtenteils Andeutungen und Gerüchte über die kleine Stadt erfahren, Teil 2 schließt nun unmittelbar daran an, die Szene ist immer noch die gleiche – und das bedeutet, dass man nun endlich von Zadok Allen die ganze Geschichte erfährt. Auch wenn dies größtenteils im Monolog geschieht und Robert nur einige Zwischenfragen stellt, ist dieses Kernstück der Folge sehr gut gelungen und entführt den Hörer in eine düstere Welt voller Geheimnisse und unfassbarer Ereignisse. Hier ist wieder das typische Flair der Serie versprüht, der Hörer kann wieder völlig abtauchen. Danach folgt die oben beschriebene, äußerst unheimliche Nacht in Innsmouth, die das gruselige Highlight der Erzählung ist. Die Stimmung ist intensiv düster, gerade weil hier nicht sonderlich viel passiert. Danach hätte es eigentlich auch vorbei sein können, aus der ersten Folge weiß der Hörer ja, wie es mit der kleinen Stadt weiter gegangen ist. Und dann folgt doch noch ein Stück, das der Hörer erst einmal nicht genau einordnen kann – bis in einem großen Knall alles auf den Kopf gestellt wird, alles noch einmal anders beleuchtet wird. Frühere Anspielungen ergeben plötzlich einen Sinn. Ein grandioses Finale, das mir äußerst gut gefallen hat. Gerade deswegen ist dieser zweite Teil so empfehlenswert, der deutlich stärker als sein Vorgänger ist.

Peter Weis spricht den Alkoholiker Zadok Allen mit Inbrunst und Leidenschaft, prägt die Stimmung dieses Gesprächs auf seine ganze eigene Weise und bringt auch seinen plötzlichen Gefühlsausbruch gekonnt herüber. Joe Sargant, der unfreundliche Busfahrer von Innsmouth, wird von Ronald Nitschke gesprochen, der mit seiner harten Stimme den richtigen Ton für diese Rolle trifft. Einen wunderbar gruseligen Auftritt hat gegen Ende Sonja Deutsch, die ihre Stimme gekonnt nutzt, um diese besonders intensiv wirken zu lassen. Weitere Sprecher sind Hans-Jürgen Dittberner, Wilfried Herbst und Frank-Otto Schenk.

Atmosphärisch dicht wie immer präsentiert sich diese 67. Folge der Reihe, was an dem gelungenen Zusammenspiel von Musik und Geräuschen liegt. Während die Musik sich sowohl im Hintergrund halten kann als auch nach vorn treten, sind die Geräusche vielfältig und treffend, sind auch immer wieder Stilmittel zur Steigerung des Gruselfaktors und können auch einmal ziemlich laut aus den Boxen schallen.

Hat Ertugrul Edirne auf dem Cover zur ersten Folge des Zweiteilers nur eines der unheimlichen Wesen gezeigt, schauen sie hier an allen Ecken und Enden aus den Häusern von Innsmouth – sinnbildlich für die steigende Gefahr, die sich auch in diesem zweiten Teil ausweitet. Vor diesem schaurigen und dunklen Hintergrund ist Robert Olmsteadt in helleren Farben im Mittelpunkt zu sehen. Ein gelungenes und ansprechendes Cover.

Fazit: Die Story legt hier noch einmal richtig zu, offenbart das ganze Geheimnis, setzt einen unheimlichen Höhepunkt in der Stadt um und überrascht am Ende mit einer gekonnten Wendung – das alles kombiniert mit dem hohen Produktionsstandart von Titania Medien.

VÖ: 22.September 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4724-7

 

Gruselkabinett – 66. Der Schatten über Innsmouth -1-



Erster Eindruck: Eine unheimliche Stadt…

Vor seinem Studium macht Robert Olmstead eine Reise durch Neuengland und ist auf der Durchfahrt nach Arkham, als er von dem geheimnisvollen Dorf Innsmouth zu hören bekommt. Die Bewohner schotten sich größtenteils von der Außenwelt ab und haben auch sonst einige merkwürdige Auffälligkeiten. Trotz aller Warnungen beschließt Robert, Innsmouth einen Besuch abzustatten…

Es ist nicht die erste Geschichte von Howard Lovecraft, die ins Gruselkabinett von Titania Medien aufgenommen wurde, trotzdem durfte man auf „Schatten über Innsmouth“ gespannt sein, da es wieder ein Zweiteiler sein würde. Folge 1 startet mit der Invasion von Innsmouth durch die Regierung, doch noch hat der Hörer keine Ahnung, was sich dahinter verbergen würde. Dies kommt erst sehr langsam nach und nach heraus, zuerst wird Roberts Reise thematisiert. Dieser erfährt erst nach einiger Zeit überhaupt von der kleinen Stadt, und das ist für den Hörer – vollkommen untypisch für die Serie – eine recht langsame Entwicklung. Vieles basiert hier auf Erzählungen von verschiedenen Personen, beispielsweise einem freundlichen Fahrkarten-Verkäufer. Dialoge sind hier nur sporadisch vorhanden, wirkliche entscheidende Handlungen finden nicht statt. Doch durch die düsteren, unheimlichen Erzählungen baut sich eine hörenswerte Stimmung auf, doch es ist klar, dass es in Teil zwei noch ein wenig weiter gehen muss. Ein etwas langsamer Start in den neuen Zweiteiler, der eher von der Stimmung getragen wird.

Louis Friedemann Thiele ist in der Hauptrolle des Robert Olmsteadt zu hören. Seine Stimme wirkt unverbraucht und frisch, die Neugier und die Abenteuerlust des jungen Mannes kann er glaubhaft darstellen. Hans-Jürgen Wolf hat als redseliger Fahrtkarten-Verkäufer eine wichtige Rolle und verrät in einem langen Gespräch viel über die geheimnisvolle Stadt, schafft dabei eine eindringliche Stimmung und spielt gut mit der Dramatik der Szene. Reinhilt Schneider ist als Anna Tilton zu hören, ihre unverwechselbare Stimme sorgt auch hier für einen Akzent. Weitere Sprecher sind Hasso Zorn, Jessy Rameik und Ronald Nitschke.

Auch hier beweisen Marc Gruppe und Stephan Bosenius wieder, dass sie die Meister des atmosphärischen Gruselhörspiels sind und haben eine dichte und bedrückende Atmosphäre für die Geschichte geschaffen. Dabei nimmt die Musik einen hohen Stellenwert ein und sorgt mit den melodiösen Arrangements für eine dichte und eindringliche Stimmung.

Als neuer Illustrator für das Gruselkabinett konnte Ertugrul Edrine gewonnen werden, der einen ähnlichen Zeichenstil wie sein Vorgänger gewählt hat. Zu sehen ist eines der Wesen aus Innsmouth, das aus einer Bodenluke in einem alten Gemäuer kriecht. Obwohl auch hier ein romantischer Einschlag zu sehen ist, wirkt die Gestalt furchteinflößend und düster – hier wurde genau die richtige Balance zwischen den beiden Stilen gefunden.

Fazit: Die erste Folge des Zweiteilers entwickelt sich langsam und baut vorrangig auf lange Monologe, ist aber durch seine unheimliche Stimmung durchaus hörenswert.

VÖ: 21.September 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4723-0


Gruselkabinett – 65. Gesellschafterin gesucht!



Erster Eindruck: Düstere Dame mit Geheimnis

Die achtzehnjährige Bella Rolleston sucht händeringend eine Anstellung als Gesellschafterin, da ihr aufgrund mangelnder Erfahrung andere Tätigkeiten verwehrt bleiben. Erst mit ein wenig Glück wird Lady Ducayne auf sie aufmerksam und stellt sie zu einem guten Lohn ein. Doch nach einiger Zeit beginnen schreckliche Alpträume Bella heimzusuchen...

Frühjahr und Herbst stehen hoch oben in der Gunst der Titania-Fans, erscheinen hier doch alle Produktionen des beliebten Labels. Im Mai gibt es fast schon traditionell einen weiteren Schwung des Gruselkabinett, deren 65. Folge den Titel „Gesellschafterin gesucht!“ trägt. Diese Geschichte betont wieder einmal die eher ruhige Seite der Reihe und ist eher atmosphärisch, hat aber durchaus auch ihre gruseligen Stellen. Zu Anfang wird recht ausführlich die Grundsituation von Bella erklärt, erst nach einiger Zeit geht es mit dem Auftauchen von Lady Ducayne mit der eigentlichen Handlung los. Diese Figur ist großartig, wirkt bedrohlich und ein wenig düster. Man kann sie einige Zeit kaum abschätzen, was durchaus reizvoll für den Hörer ist. Im späteren Teil ist dann schon eher klar, was ihr Vorhaben ist, was aber die Sorge um Bella nur noch anheizt. Düstere Aspekte werden hinzugegeben, ein wenig Mystik schleicht sich ein. Der Verlauf ist dabei durchaus flüssig und unterhaltsam, wenn auch die ganz große Spannung ausbleibt und eher auf leise, stimmungsvolle Momente gesetzt wird. Eine durchaus positive Folge, auch wenn das Ende ein wenig holperig ist und die aufgestaute Spannung abflauen lässt anstatt sie effektvoll zu entladen. Zudem handelt die geheimnisvolle Lady ein wenig zu lasch, was ihrem Charakter nicht zu entsprechen scheint. Keine Knaller-Folge, aber immer noch guter Stoff für Fans der Serie.

Die bisher eher unbekannte Julia Stoepel hat mit Bella hier gleich eine Hauptrolle bekommen, die sie sehr gut meistert. Ihre helle Stimme setzt sie gekonnt ein, um die anfängliche Aufgeregtheit oder die spätere Besorgnis glaubhaft auszudrücken. Ganz wunderbar ist Ingrid van Bergen als Lady Ducayne. Ihr rauer und dunkler Klang passt perfekt zu der geheimnisvollen Dame, ihr Ausdruck stark und vielseitig. Erzähler Christian Wolff hat zwar eine sehr angenehme und warme Stimme, diese ist für diese Art von Geschichte aber etwas zu spannungsarm. Weitere Sprecher sind Susanne Tremper, Patrick Wolff und Janina Sachau.

Wie immer wurde es hier geschafft, eine düstere und spannungsgeladene Atmosphäre zu erzeugen. Dazu wurden sorgfältig die eingesetzten Musikstücke auf die Geschichte zugeschnitten und passende Geräusche ausgesucht, sodass alles gut zusammenpasst. Alles wirkt mysteriös, die Stimmung unterstreicht die Wirkung der Handlung.

Sehr treffend und ansehnlich ist das Covermotiv geworden, auf dem die herrschaftliche Lady Ducayne abgebildet ist. Ihr aristokratischer Ausdruck, das alternde Gesicht, das aufwändige Kleid, dazu der düstere Hintergrund mit einem von Kerzen beleuchteten Treppenhaus und dem angesprochenen Gemälde, alles passt wunderbar zusammen.

Fazit: Eine Geschichte mit einigen Reizpunkten und einem flüssigen Verlauf, allerdings mit abflauendem Finale. Durchaus passend für das Gruselkabinett.

VÖ: 18.Mai 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4642-4


Gruselkabinett – 64. Der schreiende Schädel



Erster Eindruck: Von wegen Wecker...

Der ehemalige Kapitän Charles Braddock hat ein Anwesen von seinem Cousin geerbt, der dort mit seiner schon früher verstorbenen Frau gelebt hat. Doch ein Totenschädel ist untrennbar mit dem Haus verbunden und kehrt und merkwürdigen Umständen immer wieder zurück. Und immer wieder stößt er schreckliche Schreie aus. Braddock hat einen Verdacht, von wem der Schädel stammt...

Mit „Der schreiende Schädel“ ist nun die mittlerweile 64. Folge des Gruselkabinetts erschienen und präsentiert damit mal wieder eine Geschichte, die ebenso wie ihr Autor in Deutschland eher unbekannt ist. Hier kann man sich also wieder voll von der Handlung überraschen lassen. Das Grundkonzept ist mit wenigen Worten erklärt und wird aus der Sicht von Charles Braddock erzählt, der seinem alten Freund James von den unheimlichen Vorgängen berichtet. In einer Rückblende erfährt man von einem folgenschweren Besuch Braddocks, im weiteren Verlauf werden unheimliche Geschehnisse erklärt – und zwar ohne dass wirklich viel passieren würde. Die Spannung ergibt sich hier aus den lebendigen Schilderungen und der Steigerung des Spuks, neue Informationen werden hier kaum hinzugefügt. Trotzdem weiß die Geschichte zu fesseln und den Hörer mit ihrem stets gruseligen Unterton zu fesseln. Und immer wieder durchbrechen die gequälten Schreie des Schädels die vermeintliche Ruhe und sorgen gekonnt für Akzente. Auch gegen Ende ist keine deutliche Anhebung des Tempos oder der Dramatik zu erkennen, doch auch hier weiß das Hörspiel zu fesseln und die gesamte Mystik, die aufgebaut wurde, in sich zu vereinen. Eine richtig gute Folge der Reihe, die mit wenigen Mitteln viel erreichen kann.

Horst Naumann übernimmt hier mit Captain Charles Braddock die Hauptrolle und gleichzeitig viele Erzähltexte. Durch seine eindringliche Stimme kann er der Spannung die ganze Zeit über halten, gekonnt setzt er Pausen oder variierende Lautstärken ein. Als James ist Rolf Berg mit dabei, auch er kann hier ausdrucksstark wirken, nimmt sich zu den richtigen Zeitpunkten aber auch zurück und überlässt Naumann das Feld. Der durchdringende Schrei stammt von Susanne Uhlen, die auch in ihren gesprochenen Passagen eine sehr gute Figur macht. Weitere Sprecher sind Matthias Keller, Patrick Wolff und Janina Sachau.

Mit einem düsteren Geigenintro startet das Hörspiel und setzt so gleich zu Beginn die bedrückende Stimmung fest, die sich die gesamte Laufzeit von einer guten Stunde halten kann. Immer neue Melodien untermalen das Geschehen, und dann – mal erwartet, meist plötzlich – dieser Schrei des Schädels, der immer wieder für Aufmerksamkeit und einen gekonnten Akzent sorgt.

Wie nicht anders zu erwarten ist der schreiende Schädel auch auf dem Cover zu sehen. Er wirkt eher schlicht und ist in gediegenem Ambiente zu sehen, Rotwein, Kerzenständer und eine Tischdecke drapieren sich um ihn herum. Sehr schlicht und nicht ganz so gruselig, wie es die Folge ist, aber durchaus ein ansehnliches Cover.

Fazit: Gerade die ruhige Ausstrahlung dieser Geschichte gefällt, die wie immer sehr gelungene Atmosphäre passt ebenso. Eine sehr gute Folge der Serie.

VÖ: 18.Mai 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4641-7


Gruselkabinett – 63. Besessen



Erster Eindruck: Vollmondnächte in Afrika

In einem Schloss an der afrikanischen Westküste hat sich eine kleine Gesellschaft eingefunden, um aus deren Leben kurzzeitig zu entfliehen und sich gegenseitig die Zeit zu vertreiben. Doch merkwürdige Dinge gehen in den mondbeschienenen Nächten vor sich, und schließlich muss der junge Pierre eine schockierende Entdeckung um seinen besten Freund machen...

Werwolfmythen haben gerade Hochkonjunktur, nicht nur aufgrund des großen Erfolges der Twilight-Saga. Und auch im Gruselkabinett von Titania Medien gibt es immer wieder Geschichten um die pelzigen Nachttiere, mit „Besessen“ kommt als 63. Folge eine weitere hinzu. Schade nur, dass dies auf dem Cover gleich klar wird, denn ansonsten hätte man einiges mehr an Überraschungseffekt herausholen können. Die Handlung beginnt – wie so oft bei dieser Serie – eher ruhig und beschaulich, bis sich erste Anzeichen übernatürlicher Aktivitäten ankündigen. Immer neue Informationen und Ereignisse lassen diese Geschichte recht lebendig und dynamisch wirken, Spannung wird immer weiter aufgebaut. Der Mittelteil ist so sehr gelungen und qualitativ so hochwertig, wie man es von dem Label getrost erwarten darf. Der eigentliche Höhepunkt ist dann aber etwas vorgelagert, sodass es danach einen kleinen Spannungsabfall gibt, danach folgen noch einige Minuten, in denen der Fortlauf der Lykanthropie beschrieben wird. Auch das ist interessant und gut in Szene gesetzt. Gut gefällt mir, dass wieder auf einen externen Erzähler verzichtet wird, was einen wesentlich lebendigeren und dynamischeren Eindruck hinterlässt. Eine solide und unterhaltsame Folge des Gruselkabinetts.

Roman Wolko hat als Pierre die Hauptrolle ergattert und überzeugt mit seiner weichen und angenehmen Stimme, die immer wieder andere Färbungen annimmt und die Gefühlswelt des jungen Mannes so sehr genau widerspiegeln kann. Tobias Lelle spricht de Montour mit glaubwürdiger Intensität und sehr präziser Aussprache. Kai Taschner ist als Dom Vincente da Lusto Initiator der illustren Runde und passt mit seinem Ausdruck sehr gut in die Stimmung dieser Folge. Weiterhin zu hören sind Tim Schwarzmaier, Patrick Roche und Gabrielle Pietermann.

Atmosphärisch haben Marc Gruppe und Stephan Bosenius hier wieder die Nase vorn und präsentieren ein sehr rundes und intensives Hörspiel. Die ausgewählte Musik passt perfekt zu der Handlung und kann die Stimmung weiter herausstellen, obwohl sie nicht eigens für das Label produziert wurde. Auch die Geräusche sind stimmig wie immer.

Wie bereits erwähnt verrät das Cover dem Hörer zu viel von der Handlung. Zwar ist der Werwolf hier in etwas romantisierter Weise, wie es die Art der Serie ist, lebendig und ansehnlich dargestellt. Doch ohne diese Information wäre den Hörer lange Zeit nicht klar gewesen, dass es sich um eine Werwolfgeschichte handelt, was einen Überraschungseffekt verhindert.

Fazit: Lebendig, spannend, unterhaltsam. Der vorgelagerte Höhepunkt mit der anschließenden Entwicklung erlaubt eine ganz andere Betrachtungsweise der Werwolfmythen.

VÖ: 6.April 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4640-0


Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter



Erster Eindruck: Ein verwunschener Garten

Giovanni Guasconti zieht des Studiums wegen nach Padua und mietet ein Zimmer bei der freundlichen Hauswirtin Lisabetta. Nach einigen Tagen entdeckt er in dem Ziergarten seines Nachbarn Dr. Rappaccini eine hübsche junge Frau, die sich als seine Tochter herausstellt und eine enge Bindung zu den Pflanzen zu haben scheint. Nur warum vermeidet der Doktor jede Berührung mit den Blumen?

Für das Gruselkabinett suchen sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius auch immer wieder Geschichten der Schauerromantik aus, die in Deutschland nur wenig populär sind. „Rappaccinis Tochter“ des amerikanischen Autors Nathaniel Hawthorne gehört dazu, was sich mit der 62. Folge der Serie für die Kurzgeschichte aus dem Jahr 1844 zumindest in Hörspielkreisen ändern dürfte. In der Erzählung steht die entbrennende Liebe des jungen Studenten Giovanni zu der geheimnisvollen Schönheit im benachbarten Garten im Vordergrund, die allerdings durch einen düsteren Hintergrund überschattet wird. So ist es kaum ein Wunder, dass oft romantische und manchmal etwas kitschige Anklänge zu finden sind – was jedoch keinesfalls stört, sondern dem ganzen eine andere Würze gibt. Schon frühere Folgen spielten erfolgreich mit diesem Thema. Es geht um Faszination und die Entfremdung von der Gesellschaft, am Ende auch um den Wahnsinn, der aus dem Verlust eines Menschen entstehen kann. Neben den Szenen, in denen Giovanni seine Beatrice anhimmelt, gibt es auch immer wieder Einschübe, in denen Dr. Rappaccini in unerfreulichen Gesprächen charakterisiert wird. Beides ist umso wichtiger, um das faszinierende Ende verstehen zu können, das alles zusammen in einen ebenso sinnvollen wie dramatischen Kontext setzt. Allerdings wirkt es am Ende doch etwas abgehackt, der Hörer wird sehr unsanft aus der Geschichte entlassen – was aber auch ein interessantes Stilmittel ist. Eine sehr gelungene Folge der Serie mit romantischem Grundton und einem leisem Schauer, der einem immer wieder über den Rücken jagt.

Im Gegensatz zu den beiden vorigen Folgen ist hier kein Erzähler eingesetzt worden, sodass lediglich fünf Sprecher zu hören sind. Den Hauptteil übernimmt Max Felder als Giovanni Guasconti, der die tiefe Liebe, aber auch die Verunsicherung des jungen Mannes sehr genau thematisiert. Manfred Erdmann spricht Dr. Rappaccini mit kalter, abweisender Stimme, kann sich gegen Ende in seinen Fanatismus herein steigern und einen gebrochenen Mann präsentieren, was beim Hörer vielfältige Gefühle hervorrufen kann. Sehr gut hat mir Jacqueline Bellle als Beatrice gefallen, deren sanfte Stimme sehr gut zu der Stimmung der Folge passt. Auch Reinhard Glemnitz und Angelika Bender machen ihre Sache sehr gut.

Titania Medien bleibt hier auch seinem Ruf treu, immer die geeignete Atmosphäre durch den Einsatz stimmungsvoller Musik zu schaffen. Und gerade mit dieser romantischen Geschichte harmonieren die orchestralen Klänge mit klassischen Instrumenten hervorragend. Die Geräusche sind nicht übermäßig, sondern passend und zielgerichtet eingesetzt.

Firuz Aksin hat wieder genau die Stimmung der Geschichte in seiner Illustration eingefangen. Beatrcie streift hier durch den wundervollen Garten und wirkt dabei nicht nur sehr anmutig, sondern auch wehmutsvoll und leidend. Im Hintergrund ist Giovanni auf seinem Balkon zu sehen, italienisches Flair entsteht aufgrund der detailgetreuen Darstellung des Hintergrundes.

Fazit: Eine außergewöhnliche und sehr gelungene Folge der Reihe mit romantischer Stimmung und einem wunderbaren Geheimnis.

VÖ: 6.April 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4639-4


Gruselkabinett – 61. Der Ring des Thot



Erster Eindruck: Ein kostbares Elexier

John Vansittart Smith ist völlig in seine Forschungen über das alte Ägypten vertieft. So kommt er auch mit dem Museumswächter Sosra ins Gespräch, der ihm seine Lebensgeschichte offenbart. Und die begann damit, dass Sosra ebenfalls diverse Forschungen angestellt hat und eine unglaubliche Entdeckung in aus der Bahn geworfen hat...

Definitiv gehört das Gruselkabinett zu den momentan beliebtesten und erfolgreichsten Serien im Hörspielsektor, und darauf hat auch immer die geschickte Auswahl der Stücke seinen Teil zu beigetragen. Hier werden ganz unterschiedliche Geschichten präsentiert, die die ganze Bandbreite des Genres zeigen. Die 61. Folge stammt wieder aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle und ist anfangs sehr erzählerlastig. Teilweise hat man schon fast das Gefühl, einer inszenierten Lesung zu lauschen. Und auch wenn Thomas Pieper seine Sache recht gut macht und versucht, den Hörer bei Laune zu halten, sind seine Passagen einfach zu lang geraten. Da wird in großer Ausführlichkeit über John Smith berichtet – der in der eigentlichen Kerngeschichte keine Rolle spielt. Nicht, dass diese Teile unbedeutend oder langweilig wären, aber ein wenig mehr Schwung hätte dem Ganzen hier doch gut getan. In der eingebauten Erzählung von Sosra geht es dann aber richtig zur Sache, mythische Elemente paaren sich hier mit einer spannenden und dramatischen Handlung. Diese Kernerzählung ist es, was die Folge ausmacht und was ihr auch zu Spannung verleiht, sie ist perfekt gelungen und bleibt lange im Gedächtnis. Hätte man die Rahmenhandlung etwas knapper gefasst, hätte eine weitere Knaller-Folge entstehen können, so bleibt aber immer noch eine sehr gute und atmosphärische Erzählung.

Bei der Besetzung der Sprecher ist wie immer Großartiges geleistet worden, jede Rolle hat einen passenden Sprecher bekommen. Patrick Roche spricht den John Vansittart Smith mit einer glaubwürdigen Intensität, den etwas kauzigen Mann nimmt man ihm sofort ab. Sosra wird von Christian Weygand gesprochen, der seine Passagen sehr lebendig und vielfältig erscheinen lässt. Annina Braunmiller gefällt mit in der Rolle der Atma äußerst gut, hier kann sie die ganze Melancholie in ihrer Stime präsentieren. Weitere Sprecher sind Tim Schwarzmaier, Thomas Pieper und Max Felder.

Die atmosphärische Musik tritt hier an einigen Stellen zugunsten einer etwas nüchterneren Darstellungsweise in den Hintergrund, ist aber immer noch das prägende Stilelement der Serie. Wieder werden genau Stimmungen herausgearbeitet, die der Geschichte Leben verleihen. Einige Szenen wirken so besonders intensiv und werden in ihrer Wichtigkeit betont.

Das altägyptische Hintergrundthema wird natürlich auf dem Cover aufgegriffen, Sosra steht dabei vor einem Sarkophag und beschwört mit gewichtigem Blick. Wieder wirkt die verspielte Romantik passend und anziehend, viele Details lassen die Zeichnung alles andere als langweilig wirken. Die restliche Aufmachung ist schon von den vorigen Folgen bekannt.

Fazit: Hier hätte alles etwas gestaucht werden können, die eigentliche Geschichte gehört aber zu den Highlights der Serie.

VÖ: 16.März 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4638-7


Gruselkabinett – 60. Der Grabhügel



Erster Eindruck: Unerwartete Entdeckung

Der Grabhügel auf dem Grundstück von Steve Brill ist seit langer ungeöffnet, und zahlreiche Mythen rankten sich um den Erdhaufen. Doch entgegen aller Warnungen beschließt Brill, gemeinsam mit seinem Sohn dort nach Schätzen zu suchen. Nie hätten sie sich träumen lassen, welches Unheil sie damit heraufbeschwören...

Das Frühjahr steht in den Startlöchern, und das ist auch immer die Zeit, in der Titania Medien ins Jahr startet und in erfreulicher Kontinuität seine ersten Hörspiele veröffentlicht. Den Anfang macht dieses mal die 60. Folge der Gruselkabinett-Reihe mit dem Titel „Der Grabhügel“. Zu hören ist eine recht klassische Geschichte mit ebenso klassischem Aufbau – und das bedeutet für den Hörer leider anfangs etwas Leerlauf, indem der Hörer die Grundsituation kennen lernt, aber nicht wirklich an die Geschichte gebunden wird. Das ändert sich jedoch nach etwa einem Drittel der Laufzeit, danach geht es mit wahrlich unheilvoller Stimmung los, die mit stets drohendem Unterton erzeugt wird. Und schließlich erreicht die Story hier auch einen heftigen Höhepunkt, die vor Energie nur so sprudelt und einen völlig in seinen Bann zieht. Hier wird wieder alles richtig gemacht, alles fließt ineiander und ermöglicht dem Hörer, völlig in der Geschichte zu versinken. All die Andeutungen geben nun einen Sinn, der Spannungsbogen geht voll auf und verzeiht die ein oder andere anfängliche Schwäche. Mal wieder ein sehr gelungenes Hörspiel der Reihe, die Fans überzeugen wird.

Thomas Piper, den meisten wohl als Sprecher von Alf bekannt, übernimmt hier die Rolle des Erzählers. Seine markante Stimme ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man kann sich aber schnell damit anfreunden. Patrick Schröder spricht die Hauptrolle des Steve Brill und kann von seiner anfänglichen Coolness immer weitere Seiten entwickeln und sorgt immer wieder für zusätzliche Spannung. Sein Sohn Tommy wird von Maximilian Belle, dessen jugendliche Stimme gut in die Atmosphäre passt. Weitere Sprecher sind Alexander Turrek, Patrick Roche und Kai Taschner.

Musikalisch wird wieder eine tadellose Leistung abgeliefert, wie man es glücklicherweise immer von Titania erwarten kann. Die Musik wirkt – obwohl sie nicht eigens hierfür produziert wurde – nicht nur sehr passend zur Handlung, sondern auch wie aus einem Guss. Die Geräusche passen sich sehr gut an und verleihen mehr Lebendigkeit und Dramatik.

Das Cover spiegelt gut das Gefühl der Folge wieder, der erschrockene Steve Brill hält hier eine altmodische Laterne in die Höhe und einen Spaten in der Hand. Dieses Motiv ist mit zahlreichen Totenköpfen umrankt, die sehr gut mit der Umrahmung mit Säulenmotiv passen. Im Inneren sind wie immer nur die notwendigen Angaben zur Produktion zu finden.

Fazit: Ein sich immer weiter steigerndes Hörspiel, das zu einem packenden und grandiosen Finale führt, das sehr intensiv wirken kann.

VÖ: 13.März 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4637-0


Gruselkabinett – 59. Das violette Automobil



Erster Eindruck: Ein Geheimnis aus der Vergangenheit

Georgia Kane wird von einem älteren Ehepaar gerufen, um bei der Betreuung eines erkrankten Menschen zu helfen. Doch obwohl sie von den Eldriges warmherzig aufgenommen wird, kommen schnell Zweifel an ihrem Daseinszweck auf. Denn beide Ehepartner behaupten, der jeweils andere benötige ihre Hilfe. Was ist das Geheimnis, das die beiden miteinander teilen?

Nach der ungewöhnlichen und etwas experimentellen 58. Folge ist mit „Das violette Automobil“ eine etwas klassischere Gruselgeschichte in der wunderbaren Reihe „Gruselkabinett“ erschienen. Der – wie so oft harmlose – Beginn sät erste Ungereimtheiten und Verdachtsmomente in einem lockeren und atmosphärisch gestalteten Gespräch, ohne jedoch zu viel vorneweg zu nehmen. Und das ist es auch, das einen die nächsten Minuten begleitet: Die Gewissheit, dass etwas nicht stimmt, aber die völlige Ahnungslosigkeit, in welche Richtung die Geschichte steuern wird. Die ersten Tage von Georgia, die eine recht typische und ein wenig naive Hauptfigur für diese Art von Geschichte ist, in der neuen Umgebung beschäftigen sich vorrangig mit der Frage, welches Geheimnis die beiden verbergen, und nur ganz langsam kommt dieses ans Licht. Bis zu diesem Zeitpunkt sind keine offensichtlich übernatürlichen Elemente erkennbar, diese offenbaren sich erst im letzten Drittel der Folge. Sie hinterlassen – genauso wie die gesamte Folge – kein verblüfftes Gefühl, das einen völlig in seinen Bann zieht. Hier wird eher auf stimmungsvolle Unterhaltung gesetzt, die das langsame Aufdecken einer nicht ganz reinen Lebensgeschichte in den Vordergrund stellt, aber immer dieses unheimliche Gefühl mit sich zieht.

Wie immer ist die Sprecherliste hervorragend besetzt, jeder einzelne trägt hier zum Gelingen des Gesamtpaketes bei. Den Hauptteil mit Georgia Kane trägt hierbei allerdings Solveig Duda, deren sentimentale Stimme genau zu der gefühlvollen jungen Frau passt. Sowohl die Dialoge als auch die erzählten Texte kann sie mit Leben füllen. Sehr gut gefallen hat mir Doris Gallart als Marian Eldridge, deren warmer und etwas rauer Klang die ältere Dame sehr gut zur Geltung bringt. Ihr Gatte Robert wird von Eckart Dux mit der ihm eigenen Präsenz gesprochen, die er wirkungsvoll platziert. In kleineren Rollen zu hören sind Roland Hemmo, Monika Barth und Sophia Abtahi.

Auch in Sachen Atmosphäre geht diese Folge zwar keine neuen, aber bewährten und immer wieder wirkungsvolle Wege. So kann die Musik die Aura der jeweiligen Szene sehr genau abbilden und so ihre Wirkung unterstützen, während die passgenau eingesetzten Geräusche für zusätzliche Stimmung sorgen können – und das in bewährter Titania-Qualität.

Ein wenig kitschig durfte es auf den Titelbildern zu der Serie ja schon immer sein, und das ist auch bei dieser Folge der Fall. Natürlich ist das namensgebende violette Automobil zu sehen, dass nicht nur in Sachen Zeichenstil recht altmodisch anmutet. Schade nur, dass durch die Abbildung des Fahrers schon einiges von der Auflösung des Ganzen verraten wird.

Fazit: Eine sehr solide Folge der Serie, die zwar keine sonderlich überraschenden Elemente birgt und trotzdem eine gute Stunde lang gut unterhalten kann.

VÖ: 11.November 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4530-4


Gruselkabinett – 58. Pickmans Modell



Erster Eindruck: Dämonische Bilder

Henry Thurber, Mitglied in einem Kunstverein, ist fasziniert von den Gemälden von Richard Upton Pickman, die wahre Schreckensbegebenheiten darstellen und aus den eher konservativen Werken der anderen Teilnehmer herausstechen. Eines Tages lädt der Künstler ihn in sein Atelier ein, um ihm weitere Skizzen und Arbeiten zu zeigen. Immer tiefer dringen die beiden ins Kellergewölbe vor...

Die vielen Geschichten, die das Gruselkabinett bisher erzählt hat, sind ganz unterschiedlich und zeigen zahlreiche Facetten des Genres. Eine weitere steuert auch die 58. Folge der Erfolgsreihe von Titania Medien bei, die den Titel „Pickmans Modell“ trägt und der erneut eine Vorlage von H.P. Lovecraft zugrunde liegt. Hier steht keine Handlung im eigentlichen Sinne im Vordergrund, langsam wird hier auf die Schlüsselszene am Ende hingearbeitet. Unheimliche Andeutungen, stimmungsvolle Dialoge, alles nicht wirklich tempogeladen, sondern auf den jeweiligen Moment bedacht, der seine Wirkung auf den Hörer nicht verfehlt und ihn in eine durchaus gruselige Stimmung versetzt. Erst ganz am Ende, als Henry Thurber durch Pickmans Atelier geführt wird, nimmt die Handlung an Dramatik zu, diese Szene ist von intensiven Beschreibungen und vielen Eindrücken geprägt, die den Schrecken voll offenbaren. Vom leisen Grusel im Hauptteil bis zum schreckensgeladenen Finale, diese Folge hat eine ganz eigene Stimmung und bereichert die Serie mit einer weiteren Variation.

Dietmar Wunders ausdrucksstarke Stimme steht im Mittelpunkt des Hörspiels, mit Henry Thurber hat er die Rolle ergattert, die neben Dialogen auch einiges an Erzähltext beinhaltet. Er ist im Wesentlichen dafür verantwortlich, die unheimlichen Beschreibungen auf den Hörer zu übertragen, was ihm vorzüglich gelingt. Aber auch Sascha Rotermund sorgt als Richard Pickman für viel Grusel und lässt die düstere Seite des Künstlers immer weiter durchscheinen, steigert sich bis zum Finale immer weiter. Stefan Kaminski ist ein guter Gesprächspartner von Dietmar Wunder und hält sich seiner Rolle angemessen eher im Hintergrund. Ansonsten sind noch Matti Klemm, Hans Teuscher und Friedrich Georg Beckhaus zu hören.

Atmosphärisch spielt diese Produktion wieder auf höchstem Niveau mit. An diesem Beispiel wird besonders deutlich, wie eng das Produzententeam den Sound an die Geschichte anpasst: Ist die Musik im Hauptteil noch eher dezent, aber stimmungsvoll, schallt nach dem großen Finale eine donnernde Melodie aus den Boxen, die die Offenbarung der Szene eindrucksvoll zu unterstreichen weiß.

Wie füreinander geschaffen ergänzen sich hier die übliche Covergestaltung mit dem Säulenrahmen und das eigentliche Motiv, das einen der spärlich beleuchteten Kellergänge zeigt, den Thruber hier herab schreitet. Viele kleine Gemälde hängen an den kahlen Steinmauern und geben einen kleinen Eindruck von den vielfältigen Werken Pickmans und zeigen die Detailverliebtheit von Illustrator Firuz Askin.

Fazit: Ein sehr langsamer, aber stimmungsvoller Aufbau, der zu einem eindrucksvollen Finale führt – wieder eine hervorragende Folge aus dieser Reihe.

VÖ: 11.November 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4529-8


Gruselkabinett – 57. Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers -2-



Erster Eindruck: Ohnmachtsanfälle und ein altes Schloss

Colonel Verriker ist ratlos. Seine Tochter Beryl fällt immer wieder unerwartet in eine Art Trance, an die sie sich später nicht mehr erinnern kann. Er zieht Aylmer Vance und einen Freund Dexter zu Rate, die einige Zeit mit der jungen Dame verbringen und bald tatsächlich einen der seltsamen Anfälle beobachten. Ein zweiter Fall führt die beiden in ein altes Schloss, in dem so allerlei ungewöhnliche Dinge vor sich gehen...

Mit der 57. Folge der Reihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien ist gleichzeitig auch der vierte und somit letzte angekündigte Teil um Aylmer Vance erschienen, der in übernatürlichen Fällen ermittelt und mit seinem treuen Begleiter Dexter ein unschlagbares Duo bildet. Auch hier sind wieder gleich zwei voneinander getrennte Fälle geschildert, die nur die beiden Hauptfiguren gemeinsam haben. Erzählt wird auch hier wieder aus der Sicht von Dexter, der die bereits vergangenen Fälle schildert, aber immer in die Entscheidungsprozesse von Aylmer Vance eingebunden wird und so tiefe Einblicke in den Verlauf der Geschichte gewährt. Schön ist, dass hier anfangs vieles im Unklaren gehalten, die einzelnen Modalitäten der Fälle nur langsam aufgedeckt werden. So entsteht eine sehr unheimliche Stimmung, die sich immer weiter zu steigern weiß. Auch dass im ersten Fall rund um Beryl Verriker vorerst gar nicht klar ist, ob es sich um ein übersinnliche Phänomen handelt, ist der Wirkung der Geschichte sehr zuträglich. Diese Episode ist recht außergewöhnlich und rundum gut gelungen. Der zweite Teil dieser CD um das unheimliche Schloss ist da schon etwas klassischer und kombiniert bereits bekannte Motive, ist aber ebenso unterhaltsam und kurzweilig umgesetzt worden. Die Mini-Serie um Vance und Dexter hat insgesamt frischen Wind in das Gruselkabinett gebracht und mal eine andere Seite des Genres gezeigt, nun freue ich mich aber auch wieder auf den weiteren Verlauf mit ganz neuen Geschichten.

Ekkehardt Belle kann wie in den vergangenen drei Folgen die Figur des Dexter sehr lebendig gestalten und den medial begabten Mann sowie die interessante Beziehung zu Aylmer Vance genau ausloten. Maria Koschny ist als Gastsprecherin in der Rolle der Beryl Verriker zu hören, deren warme und einprägsame Stimme sehr gut zu der zerbrechlich wirkenden Frau passt. In der zweiten Episode fällt die grandiose Regina Lemnitz wie immer positiv auf, vielleicht auch, weil sie die Figur der Mrs. Smith trotz ihrer Kürze sehr lebendig gestaltet. Weitere Sprecher sind Lutz Riedel, Hannes Maurer und Michael Pan.

Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die beiden Köpfe hinter Titania Medien, schaffen es immer wieder, die richtige stimmungsvolle Musik für die Geschichten zu finden und sie sanft darin einzubetten, sodass sie eine enge Symbiose eingehen. So wirken die beiden Episoden noch intensiver und haben eigene Nuancen, die sie voneinander unterscheiden. Wie immer eine hervorragende Leistung auf diesem Gebiet.

Die Gestaltung der Serie hat sich seit Beginn stark gefestigt und überzeugt neben der Übersichtlichkeit und dem hübschen Rahmen auf dem Cover auch mit den romantischen Zeichnungen von Firuz Askin. Hier sind die geisterhaften Erscheinungen einer Mutter mit ihrem Kind dargestellt, die das alte Anwesen der zweiten Geschichte heimsuchen. Schön ist, wie immer wieder die längst vergangene Zeit lebendig wird.

Fazit: Die letzte Folge des Detektivduos hat zwei sehr unterschiedliche Geschichten parat, die beide ihren ganz eigenen Reiz entfalten können.

VÖ: 16.September 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4563-2


Gruselkabinett – 56. Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers -1-



Erster Eindruck: Rückkehr des übersinnlichen Detektivgespanns

Aylmer Vance und sein medial begabter Freund Dexter werden zu einem mysteriösen Fall nach Schottland gerufen. Paul Devenant klagt über Blutarmut, doch die Ärzte sind ratlos. Seine Frau, eine ätherische Schönheit, scheint der Schlüssel zu sein. Auch ein lärmender Poltergeist macht dem übersinnlichen Detektivduo zu schaffen und fordert ihre ganzen Fähigkeiten...

Doppelfolgen haben seit geraumer Zeit Tradition im titanschen Gruselkabinett. Dass sich vier Folgen um die gleichen Protagonisten drehen, ist aber seit der grandiosen Umsetzung von Dracula aber noch nicht passiert. „Aylmer Vance“, eine Art Sherlock Holmes des Übernatürlichen, hat schon in zwei Folgen überzeugt und ist nun als Nummer 56 und 57 der Serie zurück. Jeweils zwei kürzere Episoden finden Platz auf einer CD, sodass die Themenwahl immer recht abwechslungsreich ist und viele Gebiete der Geisterwelt abdecken können. Vampirismus und Geistererscheinungen werden in der 56. Folge behandelt, und wieder kann diese einzigartige Atmosphäre der Serie heraufbeschworen werden, die sie so unvergleichlich macht. Schnell kann man sich in der Geschichte versinken lassen und wird völlig in sie hineingezogen. Doch leider ist die erste Episode zu sehr großen Teilen nur auf Erzählungen verschiedener Personen aufgebaut, sodass alles ein wenig gemächlich wirkt und kaum Gefühle transportieren kann. Sie wirkt statisch und ist kaum von dem Leben erfüllt, das man von der Serie erwarten kann. Das ist in der zweiten Episode mit dem unheimlichen Poltergeist schon viel besser gelöst, hier gefällt der langsame Aufbau, der sich zu einem ansehnlichen Finale steigert. Aylmer Vance ist nicht gerade typisch für die Serie und kombiniert atmosphärischen Grusel mit Detektivarbeit, ist ein gelungenes Experiment, kann aber hier nicht seine volle Stärke ausspielen.

Lobenswert ist wieder der Einsatz der Sprecher, die allesamt ihre Rollen mit Leben erfüllen können. Simon Jäger ist als Paul Devenant zu hören, seine markante Stimme kann die Gefühlslage des Mannes gut widerspiegeln, auch in den längeren Erzählpassagen kann er überzeugen. Sehr gut gefällt mir Eva Michaelis als Jessica Devenant, die mit ihrer weichen, klaren Stimme die geheimnisvolle Frau sehr überzeugend darstellt. Hans-Georg Panczak ist natürlich wieder als Aylmer Vance zu hören und der interessanten Figur neue Seiten abgewinnen. Weitere Sprecher dieser Folge sind Axel Lutter, Schaukje Könning und Henri Färber.

Wie oben bereits gesagt kann die akustische Umsetzung der Geschichte wieder voll überzeugen. Sanfte Melodien legen sich um die Handlung wie eine weiche Decke und malen die einzelnen Szenen weiter aus. Dabei greifen sie immer die Stimmung der jeweiligen Passage auf und verbinden sich gekonnt mit den eingesetzten Geräuschen zu einem homogenen Gemisch.

Sehr ansehnlich ist auch die Covergestaltung gelungen, mit diesem Motiv wird wieder die Aufmerksamkeit der Käufer erweckt. Jessica Devenant beugt sich über ihren Geliebten, der schlaff in ihren Armen liegt. Die weißen und roten Farbtöne bilden einen reizvollen Kontrast, und ergänzt sich sehr gut mit dem hübschen Rahmen mit der Säulengestaltung.

Fazit: Nicht unbedingt die stärkste Folge der Serie, da die erste Geschichte zu statisch wirkt. Die Atmosphäre kann aber wieder überzeugen.

VÖ: 16.September 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4562-5


Gruselkabinett – 55. Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers -2-



Erster Eindruck: Ein übersinnliches Detektivduo

Aylmer Vance wird von seinem Freund Mike auf einen Maskenball mitgenommen – eher gegen seinen Willen. Doch kurz nach ihrer Ankunft erblickt er eine wunderschöne Frau in einem altertümlichen grünen Gewand, doch schnell verliert er sie aus den Augen. Er begibt sich auf die Suche nach der unbekannten Schönen, die ihm immer wieder entwischt...

Weiter geht es mit den „Abenteuern eines Geistersehers“ Aylmer Vance, die einige Folgen des Gruselkabinetts von Titania Medien füllen werden. Diese zweite Geschichte beginnt erneut mit einem Gespräch zwischen Aylmer und seinem treuen Freund Dexter, was den Rahmen für die eigentliche Handlung bildet – der Geisterseher berichtet von den vergangenen Ereignissen. Die sind von Beginn an schon sehr atmosphärisch, was an der besonderen Stimmung des Maskenballes liegt. Mit dem Auftauchen der fremden Frau, die das Mysteriöse in die Geschichte bringt, ist man dann auch als Hörer schon völlig in die Geschichte versunken und lauscht den stimmungsvollen und unheimlichen Begegnungen. Wieder wurde es geschafft, in eine andere Welt zu entführen und dort mit mysteriösen Ereignissen zu spielen. In einer zweiten Episode auf dieser CD wird das Genre Detektivhörspiel stärker betont. Hier kommt tatsächlich so etwas wie „Holmes und Watson“-Stimmung auf, die auf der Hülle angepriesen wird. Mir persönlich gefallen beide Teile – die melancholische erste Erzählung und das Detektiv-Abenteuer, beide haben ihren Reiz und bieten kurzweilige Unterhaltung. Und das wie immer auf dem besten Standard, den das Label seit mittlerweile 55 Folgen halten kann.

Auch in dieser Folge des Gruselkabinetts sind die Sprecher wieder wunderbar, sämtliche Rollen sind mit professionellen und engagierten Schauspielern besetzt. So kann beispielsweise Ekkehardt Belle als Dexter überzeugen, versprüht er doch einen etwas spröden Charme und eine gekonnte Mischung aus Neugierde und vornehmer Zurückhaltung. Marie Bierstedt spricht die unbekannte Schöne und kann die Melancholie der Figur vortrefflich einfangen, ihre angenehm sanfte Stimme passt auch hier ganz hervorragend. Uschi Hugos unverwechselbarer Klang im zweiten Teil der Folge ist ebenfalls ein kleines Highlight. Weitere Sprecher sind Johannes Berenz, Almut Egert und Michael Deffert.

Die musikalische Umsetzung der beiden Episoden ist gut gelungen, hat doch jede neben der unheimlichen Grundstimmung ihre eigenen Nuancen passend zum jeweiligen Verlauf zu bieten. Einige ausgewählte Geräusche lassen hingegen alles noch eindringlicher und glaubwürdiger wirken – wieder einmal eine nahezu perfekte Umsetzung des gegebenen Stoffes.

Eine einsame Dame schreibt an einem Pult in ein Buch, während vor ihrem Fenster eine geisterhafte Erscheinung zu sehen ist – das Besondere erhält das Titelbild allerdings durch den ganz eigenen Look, der stets in vergangenen Zeiten angesiedelt ist. Auch hier funktioniert das Coverkonzept mit den Säulen gepaart mit der romantischen Darstellung sehr gut.

Fazit: Auch die zweite Folge rund um Aylmer Vance kann mit ihrer besonderen Stimmung überzeugen und vereint das klassische Genre mit neuen, ungewöhnlichen Elementen.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4504-5


 

Gruselkabinett – 54. Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers -1-



Erster Eindruck: Seancen mit Folgen

Das junge Ehepaar Annie und George Sinclair entdeckt ein altes Schmuckstück. Bei einem Medium, das sie nach der ursprünglichen Besitzerin fragen, bekommen sie lediglich eine Warnung vor weiteren Nachforschungen. Und tatsächlich – nach einigen Seance mit Annie brauchen die beiden dringend die Hilfe von Aylmer Vance, der in übernatürlichen Dingen sehr bewandert ist...

Das Gruselkabinett von Titania Medien ist immer wieder dafür bekannt, auch unbekannte Geschichten zu vertonen und so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dazu gehören nun auch die Geschichten von Alice & Claude Askew, die von dem Geisterseher Aylmer Vance erzählen. Vier Folgen sind mit ihm geplant, die ersten beiden sind nun in einer Box erschienen. Im Mittelpunkt der ersten Folge steht ein Drama um ein junges Ehepaar, welches in ihrem Interesse für das Übernatürliche große Schrecken zu erdulden haben. Durch die Figur des Aylmer Vance kommt ein wenig Detektiv-Flair hinzu, der auf seine ganz spezielle Art ermittelt und eine sympathische Hauptfigur abgibt. Den eigentlichen Reiz zieht die Geschichte aber aus ihrer schaurigen Stimmung, ein leichter Hauch von Grusel umgibt die Handlung. Stets ist einem bewusst, dass sich die Protagonisten nicht in Sicherheit wiegen können, stets ist das Übernatürliche spürbar, mal vordergründiger, mal weniger. Diese Kombination aus Schauerromantik und deutlichen Spuren von Detektiv-Geschichten ist neuartig und spannend, zumal diese erste Geschichte eine gute Grundlage bietet. Und schon hat man Lust, sich auch die anderen Abenteuer von Aylmer Vance anzuhören.

Wie immer ist die Besetzung der einzelnen Personen hervorragend, sodass alles sehr organisch und glaubhaft wirkt. Hans-Georg Panczak ist in der Rolle des Aylmer Vance zu hören und es macht richtig Spaß, der gekonnten Mischung aus Coolness, dem Sinn für das Übernatürliche und seiner markanten Stimme zu lauschen. Sabine Arnhold spricht Annie Sinclair, die beide Seiten der jungen Frau mit Hingabe und treffender Betonung spricht. Ihr Gatte George wird von Matti Klemm gesprochen, der besonders gut seinen Eifer und das leicht Fanatische für das Übersinnliche darstellen kann. Weiterhin zu hören sind auch Antje von der Ahe, Eva-Maria Werth und Monika Barth.

Die große Stärke der Serie liegt neben der Auswahl der passenden Geschichten und den wunderbaren Sprechern insbesondere auch in der atmosphärischen Gestaltung liegt. Eine dustere, aber nicht dunkle Klangwelt wird hier geschaffen, die die geheimnisvollen Elemente, das Hintergründige betont und völlig ohne heftige Effekte oder allzu laute Musik auskommt, sondern die Geschichte sachte begleitet.

Das Titelbild dieser ersten Folgen ziert zugleich auch die Box, die die ersten beiden Folgen von Aylmer Vance' Abtenteuern umfasst. Zu sehen ist – natürlich im typischen Stil der Serie – eine Seance, bei der in kühlen Blautönen im Hintergrund der Geist einer verstorbenen Frau zu sehen ist. Nur die Titelbeschreibung auf den Rückseiten hätte etwas variabler ausfallen können.

Fazit: Wieder überrascht die Serie mit einer ungewöhnlichen Geschichte, schön schaurig, abwechslungsreich, aber mit einigen klassischen Elementen. Schön, dass es hier weitergehen wird!

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4503-8


Gruselkabinett – 53. Die Herrenlose



Erster Eindruck: Unheimliches auf hoher See

Nach einem schweren Sturm entdeckt die Besatzung der Bheopte ein herrenloses Schiff. Die Neugierde der beiden Passagiere Cantance und Eleanor Main ist geweckt, und so überreden sie Captain Gannington und einige Mitglieder der Mannschaft, das Wrack zu erkunden – und erleben eine schreckliche Nacht, die sie so schnell nicht mehr vergessen werden...

Mit „Die Herrenlose“ reiht sich die mittlerweile 53. Folge in das Gruselkabinett von Titania Medien ein, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Meisterwerke der Schauerromantik als aufwändig produzierte Hörspiele umzusetzen. Dabei werden durchgängig sehr starke Folgen produziert – doch was hier geboten wird, gehört eindeutig zu den besten Folgen der Serie. Der Anfang startet noch recht gemächlich, nach der stimmungsvollen Einleitung des Erzählers werden vorerst die Charaktere vorgestellt. Diese Szenen sind kurzweilig und interessant erzählt, doch spätestens mit der Entdeckung des herrenlosen Schiffs wird auch der letzte Hörer gebannt zuhören, eindeutig gibt es hier einige Geheimnisse aufzudecken. Und schon die ersten Schritte auf dem Schiff verstärken dieses Gefühl, alles wird noch mystischer, ohne verworren zu wirken. Immer neue Ereignisse fügen schließlich ein beeindruckendes Gesamtbild zusammen, welches auch für Geübte Mystery-Hörer überraschend anders sein dürfte. Diese Folge lebt von dem stets Ungewissen, den Vermutungen der Besatzung und den neuen Schrecken, die sich immer wieder auftun – so atmosphärisch dicht war die Reihe schon lang nicht mehr, trotz hervorragender Vorgängerfolgen. Eine ganz klare Empfehlung auch für Leute, die diese Serie bisher nicht kannten.

Die Besetzung der Rollen ist erneut mehr als nur gelungen, viele altbekannten Stimmen sorgen für die richtige Stimmung. Almut Eggert beispielsweise, die Eleanor Main mit der ihr eigenen Stimmfarbe etwas Einzigartiges verleiht und in jeder Situation konsequent ihren Charakter formt. Constance, Eleanors Tochter, wird von Antje von der Ahe gesprochen, auch die kann mit fein nuancierter Stimme Feinheiten der Geschichte erkunden. Johannes Berenz spricht Dr. Dark, aus dessen Sicht die Handlung erzählt wird, seine einprägsame Stimme und intensive Sprechweise macht jede Szene zu einem Erlebnis. Weitere Sprecher sind Hans Teuscher, Stefan Kaminski und Friedrich Georg Beckhaus.

Die richtige Atmosphäre zieht „Die Herrenlose“ neben den stimmungsvollen Dialogen und der gewählten Ausdrucksweise insbesondere aus passend ausgewählter Musik. Mal verschwindet sie leise im Hintergrund, mal tritt sie laut nach vorne und gestaltet die Szenen offensiver, was einen sehr dynamischen Eindruck verleiht. Dazu trägt auch die vielfältige Geräuschkulisse bei.

Auf dem Cover ist die Szene zu sehen, in der die Gruppe Erkundungswilliger mit einem kleinen Ruderboot richtig herrenlosem Segelschiff fährt – wieder einmal in stimmungsvollen Farben umgesetzt. Der Sonnenuntergang verleiht in Tönen von intensivem Gelb bis zu Violett einen ganz eigenen Look und stellt „Die Herrenlose“ auch optisch in den Mittelpunkt.

Fazit: Eine extrem stimmungsvolle Folge, die einen sofort in ihren Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Ein Highlight, nicht nur innerhalb der Serie!

VÖ: 15. April 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4477-2


Gruselkabinett – 52. Tauben aus der Hölle



Erster Eindruck: Merkwürdiger Titel, tolle Folge

Auf einer Reise durch die USA entdecken die beiden Freunde Griswell und John ein verlassenes Anwesen, in dem sie die folgende Nacht verbringen wollen. Doch schon bald schlägt die Freude in Schrecken um, denn unheimliche Erscheinungen plagen Griswell. Und schon bald wird er vom Sheriff eines schrecklichen Mordes bezichtigt...

Die Veröffentlichungen von Titania Medien konzentrieren sich immer auf zwei Zeiträume im Jahr, weswegen nun schon, kurz nach den beiden letzten Folgen, wieder neue Geschichten aus dem Gruselkabinett erzählt werden. Den Anfang macht dieses mal „Tauben aus der Hölle“ - hier wird glücklicherweise weit mehr gehalten als der beim ersten mal hören seltsame Titel verspricht. Denn hier treiben keineswegs blutgierige Vögel ihr Unwesen, es ist eine lupenreine Geistergeschichte, die mit ihrer unheimlichen Atmosphäre zu überzeugen weiß. Schon kurz nach dem Beginn findet eine sehr düstere Szene statt, auf die die gesamte Geschichte basiert und die im typisch dichten Titania-Stil umgesetzt wurde, vielleicht mit ein wenig mehr Schock-Effekten als üblich. Auch danach geht es ziemlich schaurig zu, eine Geistererscheinung sucht das Haus heim, wovon auch der Zuhörer nicht verschont wird. Das bietet Potenzial für viele wunderbare Szenen, die für ein sehr intensives Hörerlebnis sorgen. Diese Folge bietet eine wirkliche Auflösung, was hinter diesem rachsüchtigen Geist steckt, die Ereignisse der Vergangenheit werden aufgeklärt. Im Gegensatz zu anderen Folgen nimmt es der Geschichte etwas die Mystik, trotzdem vermag auch dieser Ansatz zu gefallen und bringt Abwechslung in die Serie. Eine Folge, die sich sehr gut in diese wunderbare Reihe einfügt und solide fortführt.

Die Besetzung der Rollen mit fähigen und zu den Charakteren passenden Sprecher hat Titania immer sehr wichtig genommen, diese Folge bildet da keine Ausnahme. Tim Schwarzmaier spricht Griswell und kann den jungen Mann in allen Facetten beleuchten, vom unternehmungslustigen Abenteurer bis zum psychisch Labilen, nachdem er einige Schrecken erdulden musste, trifft er jede Situation auf den Kopf. Sein Vater, Micael Schwarzmaier, spricht hier den Sheriff Buckner, der etwas nüchterner an sie Sache heran geht und dieses auch mit seiner Stimme ausdrückt – ein guter Gegenpart. Patrick Roche sorgt anfangs als John Branner für die oben erwähnte, unheimliche Anfangsszene. Weitere Sprecher sind Friedrich Georg Beckhaus sowie Katharina und Caroline Schwarzmaier.

Die Atmosphäre der Serie ist unverwechselbar, und auch hier wurde trotz aller Kontinuität wieder etwas ganz eigenes geschaffen, welches die Geschichte zum Wirken bringt. Dazu wurden Musikstücke ausgesucht, die sich eng um die Szenen legen und ihnen die düstere Stimmung verleihen und die Sprecher unterstützen. Auch Geräusche sind zahlreich und wohl platziert eingefügt.

Das große, verfallene Herrenhaus, in dem sich der Großteil der Handlung abspielt, ist auf dem Cover in dem romantischen Look der Serie zu sehen, auch die Tauben aus dem Titel haben ihren Platz darauf gefunden – obwohl sie in der Handlung kaum eine Rolle spielen. Die Atmosphäre der Geschichte ist wieder einmal ziemlich gut eingefangen worden.

Fazit: Eine wunderbare Grundstimmung, viele schaurige Szenen und ein Ende, welches kaum eine Frage offen lässt – die Zutaten wurden hier fein aufeinander abgestimmt.

VÖ: 15. April 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4476-5


Gruselkabinett – 51. Die Mumie



Erster Eindruck: Die andere Seite des Arthur Conan Doyle

Seit einiger Zeit lebt der junge Student Abercrombie Smith in einem Wohnheim, doch mit seinen Nachbarn hatte er bisher kaum etwas zu tun. Das ändert sich, als er sich mit Edward Bellingham und William Monkhouse Lee anfreundet und bald deren dunkles Geheimnis kennenlernt: Eine alte ägyptische Mumie, die mehr Geheimnisse birgt, als es auf den ersten Blick scheint...

Sir Arthur Conan Doyle – wer kennt ihn nicht? Der britische Autor ist durch seine Geschichten über den genialen Privatdetektiv Sherlock Holmes weltberühmt geworden. Doch abseits dieser Figur hat er sich auch anderer Werke gewidmet – und eine davon ist als 51. Folge des Gruselkabinetts von Titania Medien umgesetzt worden: Die Mumie. Wie immer beginnt das Hörspiel – nach einer unheilvollen Ankündigung von Abercrombie Smith – eher ruhig und beschaulich, indem die Grundzüge der Charaktere vorgestellt werden. Erst langsam vermag sich die Geschichte zu steigern, spätestens ab der Beschreibung der Mumie schwingt aber viel unheilvolle Stimmung mit. Der Mittelteil zieht seine Spannung aus der Tatsache, dass vieles ungewiss ist, man aber das drohende Unheil förmlich greifen kann. Im letzten Drittel zieht die Handlung dann noch einmal richtig an, und dann wird es richtig spannend und gruselig – ein wunderbarer Abschluss, der den Hörer etwas erstaunt zurücklässt und ihn in seinen Bann ziehen kann. Eine wunderbare Folge der Serie, die mal wieder so wichtig unheimlich und düster ist.

Wie eigentlich immer setzt Titania Medien nicht zwingend auf berühmte Namen, sondern auf professionelle und äußerst fähige Sprecher. Bene Gutjan ist in der Hauptrolle des Abercrombie Smith wunderbar aufgehoben, schafft mit seiner intensiven Sprechweise zusätzliche dramatische Stimmung und kommt auch mit der Doppelrolle als Erzähler und handelnde Person gut zurecht. Hannes Maurer spricht Edward Bellingham und glänzt besonders am Ende mit einer sehr glaubwürdigen und flüssigen Sprechweise. Max Felder macht das Herrentrio komplett, auch er geht auf die Eigenheiten seines Charakters besonders gut ein und rückt so das Geschehen näher an den Hörer heran. In weiteren Rollen sind unter anderem Alexander Turrek, Frank Schaff und Dagmar von Kurmin zu hören.

In Sachen Atmosphäre geht man beim Gruselkabinett seit jeher sehr genau auf die jeweilige Folge ein, und so ist es nicht verwunderlich, hier teilweise Klänge zu hören, die Einflüsse des alten Ägyptens haben und orientalische Stimmung verbreiten. So entsteht mal wieder eine sehr dichte und eingängige Atmosphäre, die durch den geschickten Einsatz von Geräuschen unterstützt und verstärkt wird.

Die Titel gebende Mumie ist auf dem Cover abgebildet und verleiht gleich einen ersten Eindruck von seinem Aussehen. Auch Teile des Sarkophages sind zu sehen – eine typische Illustration für die Serie, die mal wieder sehr stimmungsvoll geraten ist. Die übrige Gestaltung orientiert sich wieder an dem Coverdesign mit den imposanten Säulen.

Fazit: Die unheilvolle Stimmung des Mittelteils und die sich stetig steigernde Spannung, die sich in einem grandiosen Finale entlädt, machen „Die Mumie“ zu einer hervorragenden Folge des Gruselkabinetts.

VÖ: 18. März 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4471-0


Gruselkabinett – 50. Das Gespenst von Canterville



Erster Eindruck: Spuk in alten Gemäuern

Um in England einen angemessenen Wohnsitz beziehen zu können, kauft Familie Otis ein altes Schloss, trotz der Warnungen des Besitzers. Anfangs können die Amerikaner bis auf einen störenden Blutfleck nichts Schlechtes erkennen, doch dann offenbart sich ein Gespenst, dass seit langer Zeit das Schloss bewohnt – aber Familie Otis wird sich doch von so einer Kleinigkeit nicht unterkriegen lassen...

Atmosphärische Dichte, unheimliche Szenen, unerklärliche Ereignisse, die Konfrontation mit dem Übernatürlichen – das ist es, was man vom Gruselkabinett von Titania Medien meist erwarten darf. Ganze 50 Folgen wurden bisher veröffentlicht, und zum Jubiläum gibt es eine besondere Geschichte, die sich viele Hörer gewünscht haben: Das Gespenst von Canterville des britischen Autors Oscar Wilde. Zugegeben, es ist keine wirkliche Gruselgeschichte, die da zum Jubiläum präsentiert wird, dazu ist das Gespenst einfach nicht unheimlich genug. Im Gegenteil, schnell schließt man den etwas tollpatschigen Geist in sein Herz, genau wie es die Familie Otis schon nach kurzer Zeit tut. Es gibt viele recht beschwingte Momente – wobei hier alles daran gesetzt wurde, alles zumindest ein bisschen gruselig wirken zu lassen. So ist beispielsweise der erste Auftritt des Geistes effektvoll und recht laut in Szene gesetzt worden, die typische, warme Atmosphäre und die gediegene Sprache der Serie sind auch hier wieder vorhanden und machen das Ganze zu guten und unterhaltsamen Hörspiel. Und mal ganz ehrlich: Interessiert es da wirklich, ob die Geschichte wirklich in die Serie passt? Mir jedenfalls hat es mal wieder äußerst gut gefallen.

Natürlich darf man sich auch in der Jubiläumsfolge auf einige wunderbare Sprecher freuen, die der Geschichte Leben einhauchen. Stolz auf der Rückseite der CD wird Gudrun Landgrebe präsentiert, die auch im Medium Hörspiel zeigt, was sie kann – ein glanzvoller Auftritt in der Rolle der Lucretia Otis, den sie mit viel Präsenz darbietet. Boris Tessmann spricht ihren Gatten Hiriam und ergänzt sie sehr gut, auch er kann seine Rolle glaubwürdig gestalten. Im Mittelpunkt steht aber Fiedroch Georg Beckhaus als Sir Simon de Canterville, seine vielfältige Interpretation umfasst viele Facetten und gibt der Handlung die die richtige Würze. Wunderbar auch die vier Kinder der Familie Otis, gesprochen von Jan Panczak, Annina Braunmiller, Mathis Färber und Alexander Mager.

Das wohl größte Steckenpferd des Gruselkabinetts ist wohl immer noch die bestechende Atmosphäre, die auch in der 50. Folge außerordentlich einnehmend ist. Wie ein dichter Mantel legt sich die anmutige Musik um die Geschichte und entführt den Hörer in eine vergangene Zeit, fängt die Stimmung in dem alten Schloss ein und kann sowohl erheiternde wie dramatische Szenen entstehen lassen – hervorragend!

Natürlich ist auch hier wieder Firuz Askin für die Coverillustration verantwortlich, seine Werke geben seit 50 Folgen der Serie ein Gesicht. Blau schimmernd und durchscheinend sitzt das Gespenst auf einer Treppe und zeigt gleich, dass hier nicht mit allzu viel Grusel gerechnet werden darf. Und auch hier bewährt sich das Design mit den alten Säulen ganz hervorragend.

Fazit: Nicht gerade typisch für die Serie, kaum wirklich gruselige Stimmung, aber eine wunderbare Geschichte mit hervorragenden Stimmen und der typischen Atmosphäre – eine gelungene Jubiläumsfolge!

VÖ: 18. März 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4470-3


Gruselkabinett - 49. Der weiße Wolf

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Erster Eindruck: Wind- und Wolfsgeheul

Im verschneiten Harzgebirge lebt der gestrenge Vater Krantz mit seinen Kindern, insbesondere seine Tochter Kristina hat unter seinen Launen zu leiden. Doch das Leben der kleinen Familie ändert sich schlagartig, als Ludmilla und Wilfired ankommen, die dringend Unterkunft und Schutz vor den umherziehenden Wölfen suchen. Die Kinder bemerken eines nachts etwas sehr Merkwürdiges...

Viele Geschichten des Gruselkabinetts sind schon bekannt, vielleicht hat man auch nur den Titel schon einmal gehört, bei anderen ist zu mindestens der Autor ein Begriff. Doch immer wieder werden hier auch Überraschungen präsentiert, bei denen beides ganz und gar unbekannt ist. Die 49. Folge trägt beispielsweise den Titel "Der weiße Wolf" und stammt von Frederick Marryat. Der Aufbau ist eigentlich typisch für diese Serie, doch die anfängliche Szene erklärt vorerst die Hintergründe der Familie und deren Struktur, was immer wieder Einfluss auf den weiteren Verlauf haben wird. Danach geht es etwas gemächlicher - aber keinesfalls langwierig - zu, die Spannung auf das Kommende stiegt dabei trotzdem. Und man wird nicht enttäuscht, die merkwürdigen Ereignisse häufen sich und führen den Hörer in eine mysteriöse Welt mit interessanten und undurchsichtigen Charakteren. Dies steigert sich immer weiter und führt vielleicht nicht zu einem Herzschlag-Finale, aber zu einem dramatischen Höhepunkt und einem wirklich gelungenen Schlusspunkt. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger stehen hier mehr die Entwicklung der Ereignisse im Vordergrund, wodurch die Geschichte ihre Wirkung durch gänzlich andere Mittel erzielt. "Der weiße Wolf" ist wohl nicht die stärkste Folge, die es je im Gruselkabinett gab, ist aber immer noch auf höchstem Niveau und mit einer packenden Geschichte ausgestattet.

Der noch recht junge Nicolas Artajo, der schon in vielen anderen Produktionen positiv auffiel, kann auch hier wieder begeistern und mit einer anderen Facette seines Könnens überraschen. Sowohl in der Rolle des Armin als auch in den Passagen, in denen er als Ich-Erzähler fungiert, macht er eine sehr gute Figur und verleiht der Geschichte durch seine intensive Sprechweise zusätzliche Dramatik. Als Ludmilla ist die wunderbare Bettina Weiß zu hören, die mysteriös und geheimnisvoll klingt, ohne zu sehr abzuheben oder zu übertreiben - sehr gute Leistung! Auch Peter Reinhardt verdient als herrischer Krantz großes Lob, stellt er dies doch gekonnt und überzeugend dar. Weitere Sprecher sind unter anderem Max Felder, Petra Barthel und Gabrielle Pietermann.

Die einsame Stimmung des verschneiten Harzgebirges wird wieder von einer intensiven und stimmungsvollen Atmosphäre eingefangen. Leise Musik schallt aus den Boxen, meist klassischer Natur, und sorgt für schaurige Stimmung, während die passenden Geräusche das Geschehen greifbarer machen, so ist zum Beispiel viel Windgeheul zu hören.

Beim Cover hat Firuz Askin sich mal wieder selbst übertroffen. Die geheimnisvolle Frau mit dem weißen Pelz, den langen, krallenartigen Fingernägeln und den gelb leuchtenden Pupillen hat beim Betrachten eine starke Wirkung auf den geneigten Hörspielkäufer und scheint diesen direkt anzusehen - sehr ansprechend gestaltet.

Fazit: Diese Geschichte versprüht eine geheimnisvolle Aura und stellt die Geschehen in den Bergen in den Vordergrund - Spannung und Unterhaltung ist so garantiert.

VÖ: 12. November 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4392-8


Gruselkabinett - 48. Die Squaw

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Erster Eindruck: Schwarze Katzen und eiserne Jungfrauen

In den Flitterwochen bereisen George und Amelia Price Deutschland und sind gerade im malerischen Ort Frankfurt angekommen. Dort lernen sie Elias Hutcheson kennen, der das junge Paar zu einer Besichtigung einer alten Burg inklusive Folterkammer überredet. Besonders Amelias Unmut wächst, als sie die Grausamkeit des Mannes entdeckt...

Bram Stoker ist zweifellos einer der berühmtesten Autoren von Schauerromanen, doch Dracula ist und bleibt sein berühmtestes Werk. Das er durchaus noch andere, wunderbare Geschichten geschrieben hat beweist "Die Squaw", die als 48. Folge Einzug in das Gruselkabinett von Titania Medien gefunden hat. Diese Geschichte lebt von ihren starken, emotionsgeladenen Bildern, die geradezu zelebriert werden - Momente, die in der Wirklichkeit vielleicht einige Sekunden dauern, werden hier minutenlang und in kleinsten Einzelheiten beschrieben. So überträgt sich die schaurige Stimmung sehr intensiv auf den Hörer, der sich ganz in den genauen Beschreibungen verlieren kann. Es werden starke emotionale Reaktionen, insbesondere von Amelia Price, benutzt, um den Hörer das Geschehen näher zu bringen. Die Geschichte ließe sich dabei in wenigen Sätzen zusammenfassen, sie lebt absolut vom Moment und gewinnt gerade dadurch ihre Stärke. Die vielen unterschiedlichen mystischen Motive fügen sich am Ende überraschend sinnvoll zusammen, woraus die Folge weitere Stärke zieht. Eine wirklich gruselige Geschichte, gepaar mit der wunderbaren Atmosphäre - das ergibt wieder einen Volltreffer für Titania Medien.

Gerade einmal sechs Sprecher sind für dieses Hörstück notwendig, wobei man auf altbekannte wie unverbrauchte Stimmen gleichfalls trifft. Besonders beeindruckend ist Reinhilt Schneider, die trotz des nicht mehr ganz jugendlichen Alters perfekt die Rolle der frisch verheirateten Amelia Price vertont und gerade die intensive Gefühlswelt der jungen Frau hörbar macht. Ihr Mann George wird von Viktor Neumann gesprochen, er stellt den etwas ruhigeren Gegenpol zur aufgebrachten Amelia dar und kann dies mit sehr überzeugender Leistung tun. Sehr stimmungsvoll ist der Einsatz von Axel Lutter als Museumsführer, er sorgt für die gruselige Atmosphäre bei den genauen Beschreibungen der Folterinstrumente. Die anderen drei Sprecher sind Frank Gustavus, Bettina Weiß und Boris Tessmann.

Zu der absolut hohen Qualität der akustischen Gestaltung von Stephan Bosenius und Marc Gruppe muss kaum noch ein Wort verloren werden, längst haben sie ihren Ruf als hervorragende Produzenten erlangt. Einmal mehr beweisen sie hier, dass Gruselhörspiele besonders gut mit den leisen Tönen harmonieren und keine lauten, knalligen Effekte von Nöten sind.

Die eiserne Jungfrau, die eine entscheidende Rolle in dem Hörspiel spielt, ist auf dem fantastischen Cover ebenso zu entdecken wie die ebenfalls wichtige schwarze Katze. Die Stimmung des Museums wird hier sehr gut deutlich, es gibt viele Details zu entdecken. Die restliche Aufmachung besticht dann durch gekonnte Zurückhaltung.

Fazit: Sehr intensive Stimmungen und genaueste Beschreibungen lassen das ein oder andere mal Gänsehautschauer entstehen - ein sehr guter Teil des Gruselkabinetts.

VÖ: 12. November 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4391-1


Gruselkabinett - 47. Verhext

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Erster Eindruck: Rückkehr aus dem Totenreich

Die Rutledges leben zurückgezogen in einer kleinen Gemeinde und schätzen nicht den Umgang mit ihren Nachbarn. Umso erstaunter sind die drei Männer, als sie an einem verschneiten Winterabend von Prudence Rutledge in das Anwesen gebeten werden. Und was sie ihnen offenbart, hat seinen Ursprung in der Vergangenheit ihres Mannes...

Die Geschichte der mir bis dato völlig unbekannten Autorin Edith Wharton mit dem verheißungsvollen Titel "Verhext" ist die Grundlage für die 47.Folge der fantastischen Reihe "Gruselkabinett" aus dem Hause Titania Medien. Das Hörspiel ist eigentlich typisch für die Serie, was Aufbau und Stimmung betrifft. Zuerst geht es recht ruhig zu, das Eintreffen der drei Männer auf dem Anwesen der Rutledges gestaltet sich eher rätselhaft, da niemand den Grund der Einladung kennt. Auch das nachfolgende Gespräch mit der abweisenden Prudence bringt erst nach und nach einige Fakten ans Licht, die die Stimmung immer weiter anheizen und den Gruselfaktor ab einem gewissen Punkt ansteigen lassen. Doch spätestens ab dem Bericht von ihrem Gatten Saul ist man voll in der Handlung, das lange Gespräch ist dabei sehr kurzweilig und unterhaltsam. Der weitere Verlauf bietet wieder die gewohnt düstere Atmosphäre voller gruseliger Momente, die Spannung steigt immer weiter, ist aber eher hintergründig anglelegt. Kein großes Geknalle, keine um Aufmerksamkeit heischende Effekte, dafür jede Menge Grusel. Ein Highlight ist auch die kleine Erzählung aus den Kindertagen von Orrin Bosworth, der auch die aktuellen Ereignisse aus seiner Sicht schldert. Die umheimliche Stimmung macht auch diese Folge zu einem äußerst hörenswerten Hörspiel.

Die Sprecher sind zahlreich und allesamt perfekt zu den jeweiligen Rollen ausgewählt. Sehr gut gefallen hat mir Susanne Uhlen als Prudence Rutledge, die unnahbar und kühl klingt, nur ab und an die Emotionen der Frau durchscheinen lässt. Als Sylvester Brand ist Uli Krohm zu hören, der mit präziser Betonung und dynamischen Wechsel die aufbrausende Gefühlswelt des Mannes sehr glaubhaft wirken lässt. Frank Schaff spricht Orrin Bosworth mitsehr intensiv und kann in jeder Szene überzeugen. Weiterhin zu hören sind Ernst Meincke, Annina Braunmiller und Reinhilt Schneider.

Wieder ist es gelungen, das Geschehen feinsinnig zu untermalen. Meist zarte, kleine Melodien setzten leise Akzente und lassen den Gruselfaktor in die Höhe schnellen, perfekt sich sie an die einzelnen Szenen und Stimmungen angepasst. So sorgen sie für perfekten Hörgenuss, in den man sich leicht versinken lassen kann.

Das Cover ist wieder ein kleines Highlight in der wunderbaren Galerie der Serie. Die weiß gekleidete Frau wirkt ätherisch, während die verschneite Winterlandschaft im Hintergrund wunderschön anzusehen ist. Durch den eingebauten Windzug wirkt alles lebendig und echt. Eine großartige Arbeit!

Fazit: Eine eher leise Folge mit viel Hintergründigem und langen Gesprächen, sehr stimmungsgeladen und atmosphärisch.

VÖ: 15. Oktober 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4390-4


 Gruselkabinett - 46. Die Maske des roten Todes

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Erster Eindruck: Zwei Geschichten, ein wunderbares Hörspiel

Eine schreckliche Seuche, genannt "Der rote Tod", lässt im ganzen Land die Leute einem schmerzvollen Tod sterben. Doch Prinz Prospero ist nicht etwa gewillt, etwas für seine leidenden Untertanen zu tun, sondern schließt sich mit einer Schar genusssüchtiger Menschen ein. Zur Belustigung hat er den kleinwüchsigen "Hopp-Frosch" und seine hübsche Freundin Tripetta mitgebracht...

Viele Schriftsteller haben mit Gruselgeschichten Ruhm und Bekanntheit erlangt, so auch Edgar Allan Poe, der oft als Meister des Schreckens bezeichnet wird. Grund genug, ihm im Gruselkabinett eine zweite Folge zu widmen, und so ist der 46. Teil der Reihe ein Gemisch aus zwei seiner Werke geworden - die Geschichte um den roten Tod wird mit der Erzählung über den kleinwüchsigen Hopp-Frosch verschmolzen. Hiermit beginnt auch die Geschichte, in den ersten Szenen wird das Zusammentreffen von Hopp-Frosch und Prinz Prospero behandelt, die Grundlagen geklärt und der schreckliche rote Tod beschrieben. Die Demütigungen, die Hopp-Frosch und Tripetta erleiden müssen, steigern sich immer weiter, die Grausamkeit und der Egoismus von Prospero und seinen Anhängern überträgt sich intensiv auf den Hörer. Stets ist ein subtiler Horror, ein leiser, gruseliger Unterton vorhanden, der den Hörer packt und nicht merh loslässt. Immer weiter steigern sich Genusssucht des Prinzen, Qualen von Hopp-Frosch und Tripetta und natürlich auch die Spannung, die sich in einem grandios inszenierten Finale entlädt und der Geschichte die Krone aufsetzt. Eine wahrhaft grandiose Folge des Gruselkabinetts, für mich eine der besten der ganzen Serie.

Sven Plate spricht Hopp-Frosch, seine außergewöhnliche Stimme passt gut zu der Vorstellung eines Kleinwüchsigen. Er stellt ihn sehr intensiv und mit vollkommenen Ernst dar und kann somit jede Situation perfekt herüberbringen. Ernst Meincke spricht Prinz Prospero, den arroganten und selbstsüchtigen Mann kann er ebenfalls gut vortragen. Richtig gruselig wird es mit Axel Lutter als Roter Tod, seine anfangs dahingehauchten Worte und die intensive Betonung bringen ein herrliches Schauerelement mit ein. Weitere Sprecher sind Daniela Reidies, Reinhilt Schneider und Hasso Zorn.

Schon immer haben es Stephan Bosenius und Marc Gruppe verstanden, den Geschichten mit einer passenden akustischen Untermalung den Feinschliff zu geben. Hier ist dies noch besser gelungen als sonst, besonders das Fest mit den dröhnenden Uhrschlägen ist wunderbar eindringlich umgesetzt worden. Die stets passende Musik steigert die unheimliche Spannung noch weiter.

Der unheimliche Mann mit der Maske des roten Todes ist mit der gerade angesprochenen Uhr auf dem Cover zu sehen - zwei starke Symbole, die zusammen ein ungewöhnliches Cover ergeben. Das Motiv fügt sich wieder prächtig in den Säulenrahmen ein, während im Inneren etwas weniger Werbung genügen würde.

Fazit: Die bekannte Geschichte wurde intensiv und stimmungsvoll umgesetzt, entstanden ist eine der besten Folgen der ganzen Serie.

VÖ: 15. Oktober 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4389-8

 

Gruselkabinett - 45. Berge des Wahnsinns -2-

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Erster Eindruck: Grauen tief verborgen

Nachdem die ersten Hürden auf dem Weg in die Antarktis genommen wurden steht das Expeditionsteam rund um Professor William Dyer vor immer neuen Schwierigkeiten. Verschwundene Hunde sind da noch ihre geringstes Problem, denn auf einmal fehlen sogar Mitglieder der kleinen Truppe. Schnell befinden sich alle am Rande des Wahnsinns...

Eine Forschungsreise in die Weiten der Antarktis ist der Hintergrund für den neuesten Zweiteiler aus dem Gruselkabinett aus dem Hause Titania Medien, die wieder einen äußerst atmosphärischen ersten Teil geschaffen haben, in dem die interessanten Charaktere wunderbar dargestellt werden. Dieser erste Teil war eher ruhig, was sich im Laufe dieser Fortsetzung völlig ändert. Nahtlos knüpft die Handlung am Vorgänger an, die zu bewältigenden Probleme sind vorerst noch natürlichen Ursprungs. Trotzdem befällt den Hörer immer wieder ein leichter Grusel, und sei es nur aufgrund des Erahnens nahender Gefahr. Sehr kurzweilig vergehen die guten 60 Minuten Laufzeit, doch ab circa der Hälfte nimmt die Geschichte noch einmal ordentlich an Fahrt auf und präsentiert dem Hörer, warum diese Folge ins Gruselkabinett gehört: Übernatürliche Gefahren lauern in der Eiswüste, und die Expeditionsteilnehmer mittendrin. Ein schauriges und bedrückendes Ende runden diesen wunderbaren Zweiteiler in höchster Titania-Qualität ab. Man kann sich von der Geschichte völlig fangen lassen und den sich steigernden Schrecken mitfühlen - und gerade das ist es, was diese Folge so besonders und gelungen macht.

Die komplette Geschichte kommt mit gerade einmal sechs Sprechern aus, und allesamt leisten einen hervorragenden Job. Rainer Schöne ist als Professor William Dyer auch für einige Erzählpassagen zuständig, seine ruhige, feste Stimme passt hier sehr gut, während er in den eigentlichen Szenen mit einer sehr intensiven Darstellungsweise hervortut. Annina Braunmillers klangvolle Stimme verleiht der Rolle der Leslie Carroll eine melancholische Note, auch sie kann mit glaubhafter Darstellungsweise überzeugen. Alexander Turrek hat als Professor Atwood eine etwas kleinere Rolle, die er jedoch mit Leidenschaft gestaltet. Jan Panczak, Bettina Weiß und Eckart Dux komplettieren das Sextett.

Hier kann das Team hinter der Serie mal wieder zeigen, zu welch toller Atmosphäre sie doch im Stande sind. Nicht nur die drückende Stimmung in der Antarktis können sie perfekt einfangen, auch die machtvolle Bedrohung ist mit stimmungsvoller Musik und glaubhaften Geräuschen eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Eben jene Bedrohung ist auch auf dem Cover wunderbar eingefangen - allerdings nur als Schatten angedeutet und in den Gesichtern der fliehenden Menschen zu sehen. Das Farbenspiel ist wunderschön umgesetzt und verleiht dem Bild einen zusätzlichen Reiz. Da beide Folgen auch gemeinsam erhältlich sind, wurde zudem noch ein ansprechender Pappschuber gestaltet.

Fazit: Welch ein Genuss für die Ohren! Der zweite Teil ist packend und sehr spannungsgeladen, die Atmosphäre einmal mehr hervorragend!

VÖ: 24. September 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4415-4


 Gruselkabinett - 44. Berge des Wahnsinns -1-

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Erster Eindruck: Aufbruch ins ewige Eis

William Dyer plant mit seinem Team aus Physikern und Geologen eine Expedition in die Antarktis, wovon er sich Erkenntnisse über die Erdgeschichte verspricht. Gezwungenermaßen nimmt er auch die Biologin Dr. Leni Lake und ihre Assistentin mit. Doch bei einem eher harmlosen Ausflug im Eis verschwinden die beiden auf merkwürdige Weise...

Die Reihe "Gruselkabinett" gilt bei vielen Hörspielfans als Standart in Sachen schauriger Unterhaltung und definiert diese immer wieder über die unterschiedlichsten Vorlagen neu. Erneut hat Titania Medien sich nun an ein Werk von H.P. Lovecraft gemacht, der als Meister des Grauens gilt und aus "Berge des Wahnsinns" gleich einen Zweiteiler gemacht. Und der erste Teil beginnt sehr vielversprechend, indem die anfängliche Szene einen Ausblick auf das Kommende gibt. Jahre nach den eigentlichen Ereignissen wird der Expeditionsteilnehmer Larry Danforth von Albträumen geplagt - ein wunderbarer Einstieg in die Geschichte, die den Gruselfaktor nach oben schnellen lässt. Danach folgen die eher ruhigeren Charaktervorstellungen, die während der Vorbereitungen für die beschwerliche Reise geschehen. Hier kommt mehr Ruhe in die Handlung, doch aufgrund der Anfangsszene hängt immer ein Hauch von Gefahr in der Luft. Dieser verstärkt sich wieder zu dem Zeitpunkt, an dem die ersten merkwürdigen Ereignisse in der Antarktis beginnen, unterstützt von der wie immer großartigen Atmosphäre, die die unwirtliche Gegend vor dem Auge des Hörer hinaufbeschört. Ein kleiner Höhepunkt der Handlung ist gegen Ende des ersten Teils platziert, sodass man diesen ruhigeren der beiden Teile mit viel Spannung und Vorfreude auf Teil 2 beendet. Ein sehr stimmungsvolles Hörspiel, das sich mit der nachfolgenden Folge noch steigern kann.

Der großartige Eröffnungsszene wird besonders durch die großartige Leistung von Jan Panczak unterstützt, dessen außergewöhnliche Stimme hier sehr ernst und ängstlich klingt, der aber auch in den anderen Szenen mit perfekter Betonung zu glänzen vermag. Die durchsetzungsfähige Dr. Leni Lake wird von Bettina Weiß mit Feingefühl und einer wunderbaren Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit gesprochen. Eckart Dux ist als Professor Padobie zu hören und kann mit seiner intensiven Betonung überzeugen. Die restlichen drei Sprecher bestehen aus Reiner Schöne, Annina Braunmiller und Alexander Turrek.

Zu großen Teilen lebt diese Serie von ihrer stimmungsvollen Umsetzung, und so ist auch "Berge des Wahnsinns" zu einer fantastischen Atmosphäre gekommen. Immer auf die jeweilige Situation zugeschnittene Stimmungen versetzen den Hörer in die lang vergangene Zeit versetzen und auch der fremden Welt der Antarktis greifbar werden lässt.

Eine riesige Eishöhle ziert das Cover, wie immer eingefasst von dem Rahmen mit der Säulengestaltung. In kalten Blau- und Weißtönen wird das Reiseziel treffend dargestellt, während auch die beiden Figuren gut gelungen sind. Wie bei den 43 anderen Folgen stammt das Cover auch diesmal wieder aus der künstlerischen Feder von Firuz Askin und bildet einmal mehr einen gelungenen Hingucker

Fazit: Ein ruhiger, sehr stimmungsvoller Auftakt zu dem Zweiteiler, der mit seiner punktgenauen Charakterdarstellung und einer genialen Introszene begeistert.

VÖ: 24. September 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4414-7

 

Gruselkabinett - 43. Das Haus des Richters



Erster Eindruck: Geistererscheinung in altem Haus

Um sich in Ruhe auf seine Abschlussarbeit vorzubereiten, sucht der Student Malcolm Malcolmson die Abgeschiedenheit eines lange verlassenen Hauses. Doch er wird gewarnt, der Geist eines grausamen Richters soll dort sein Unwesen treiben. In der ersten Nacht stören ihn allerdings nur die Ratten...

Bram Stoker, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren von Schauerromantik, findet einmal mehr Einzug in das "Gruselkabinett", auch die Geschichte zur 43. Folge stammt von ihm. "Das Haus des Richters" ist eine klassische Geschichte für die Reihe, ein altes Haus, angeblich voller Spuk, und ein mutiger junger Mann, der das Geheimnis dahinter ergründen will. Dem gruseligen Höhepunkt vorangestellt ist jedoch eine recht lange Introszene, in der sämtliche Charaktere recht ausführlich dargestellt werden, so gering ihr Einfluss auf die Handlung auch sein mag. Hier hätte man ruhig etwas kürzen können, auch wenn dieser Abschnitt kurzweilig ist, spannend ist er nicht. Das erste kleine Highlight und der Auftakt der gruseligen Ereignisse ist dann die erste Nacht im Haus des Richters, die folgenden nehmen dann immer mehr an Spannung und Grusel zu, während am Tage weitere Informationen hinzugefügt werden. Die Schlussszene ist dann in bester Tradition der Reihe hervorragend umgesetzt und lässt dem Hörer wohlige Gänsehautschauer über den Rücken laufen. Die übermächtige Figur des Richters steuert den größten Teil des Reizes dazu bei. Der Schluss ist also mal wieder grandios gemacht, der vorige Teil ist aber leider zu lang geraten.

Timmo Niesner ist in der Rolle des Malcolm Malcolmson zu hören und hat dabei den größten Sprachanteil. Mit seiner festen Stimme und der intensiven Betonungsarbeit kann er sowohl in den Dialogen als auch in seinen Erzählpassagen die Spannung aufrecht erhalten. Hasso Zorn gelingt als Erzähler ähnliches, sein einprägsamer Klang ist auch hier eine Bereicherung. In der Schlussszene ist ein hervorragender Otto Mellies zu hören, dessen einzigartige Interpretation seiner Rolle für viel gruselige Stimmung sorgt. Weitere Rollen sprechen Ursula Sieg, Christel Merian und Norbert Langer.

Die Musik tut ihr bestes, um dem langsamen Verlauf des Anfangs mehr Stimmung und Schwung zu verleihen. Tatsächlich kann man sich schnell in die wunderbare Atmosphäre versinken lassen. Am Ende wird wieder die einzigartige Symbiose aus Sprechern, Musik und einer gruseligen Story zu einem wunderbaren Höhepunkt vereint.

Das Cover ist auch dieses mal sehr gelungen. Der Stuhl, der in einem der Räume steht, dazu die fette Ratte und das Seil - alles Motive aus dem Hörspiel. Der Schatten im Hintergrund ist dazu ein weiterer Blickfang, und zusammen mit dem roten Hintergrund wirkt alles recht diabolisch und sehr stimmungsvoll.

Fazit: Vor dem packenden und hochspannnenden Finale ist eine nicht uninteressante, aber recht langsame Einführung zu hören. Etwas mehr Tempo wäre schön gewesen.

VÖ: 28. Mai 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4269-3


Gruselkabinett - 42. Der Sandmann



Erster Eindruck: Das Schreckgespenst der Kindheit

Seit einem schrecklichen Ereignis in seiner Kindheit fürchtet sich der junge Student Nathanael vor der Sagengestalt des Sandmannes, die in einem Bekannten seines Vaters Gestalt angenommen zu haben scheint. Als er kurz vor seiner Verlobung steht, wird dies für ihn aktueller denn je...

Etwa einen Monat nach dem eher unbekannten Zweiteiler "Northanger Abbey" führt Titania Medien in seinem hochgelobten "Gruselkabinett" mit einer recht gängigen Gruselgeschichte fort, dem Klassiker "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann. Wie so oft in den Werken der Schauerromantik steht auch hier ein junger Student im Mittelpunkt, in Briefen an seinen Freund Siegmunderfährt man von seiner Kindheit. Schon allein dieser Teil vereint gekonnt Mystik und Spannung, wie sie so typisch für die Reihe ist. Das Schreckgespenst des Sandmannes, das Gestalt in dem widerwärtigen Copellius annimmt, wird Furcht einflößend geschildert, sodass sich der Grusel von Nathanael leicht auf den Hörer überträgt. Nach diesem Abschnitt folgt ein relativ harter Schnitt, der zu einem anderen Teil der Geschichte führt. Dort wendet sich Nathanael von seiner Verlobten Clara ab, um mit der merkwürdigen Olimpia ein enges Verhältnis einzugehen. Der dadurch bei Nathanael beginnende Wahnsinn, Copelius' erneutes Auftauchen und viele weitere Elemente lassen auch diesen Teil sehr kurzweilig erscheinen. Und siehe da: Das Gruselkabinett ist wieder richtig gruselig. Und zwar (fast) ganz ohne Schauergestalten, sondern wieder durch menschliche Abgründe und aufkeimenden Wahnsinn. Ein Hörspiel, dass wieder richtig fesseln kann!

Hervorragend ist auch wieder die Sprecherauswahl, die mit hervorragenden Stimmen aufwarten kann. Marius Clarén ist in der Hauptrolle des Nathanael zu hören und kann mit anfangs fester, später immer labilerer Stimme den aufkeimenden Wahnsinn des jungen Mannes sehr überzeugend darstellen und glänzt in jeder einzelnen Szene. Roland Hemmo kann als Coppellius wieder eine finstere Rolle in Anspruch nehmen und beweist einmal mehr, dass er ein eindrucksvolles Talent hierfür hat. Sehr überzeugend ist auch Polonca Olszak - mir bis dato völlig unbekannt - in der anspruchsvollen Rolle der Olimpia, die sie hervorragend meistert. Weitere Sprecher sind Wilfried Herbst, Tanya Kahana und Henri Färber - sehr glaubhaft als junger Nathanael.

Über die hohe Qualität von Musik und Geräuschen konnte man sich in den vorigen 41 Folgen schon überzeugen, auch kann die Geschichte stimmungsvoll untermalt werden. Eine der Schlüsselszenen ist Olimpias Operngesang, der dem Hörspiel eine ganz besondere Atmosphäre verleiht und mit dem eingeschobenen Dialogen sehr gut inszeniert wurde.

Auf der Cover Illustration sind gleich die wichtigsten Themen der Geschichte zusammengefasst, eine menschliche Puppe und herausfallende Augen. Beim Betrachten hat es eine außergewöhnliche Wirkung, die sich deutlich von den oft romantisch verklärten Zeichnungen der Serie unterscheidet. Das Innere ist wieder recht schlicht. Schade, dass die Trackauflistung hinter der CD für Werbung weichen musste.

Fazit: Verschiedene Themen spielen hier ineinander, der im Wahnsinn der Hauptfigur endet. Eine sehr spannende und atmosphärische Umsetzung des Klassikers.

VÖ: 28. Mai 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4269-3


Gruselkabinett - 41. Northanger Abbey -2-



Erster Eindruck: In der alten Abtei

Weil Catherine Morland mit seinen Kindern Henry und Eleanor befreundet ist, lädt General Tilney sie zu sich nach Hause nach Northanger Abbey ein, einer alten Abtei. In dem düsteren Haus fühlt sich Catherine schnell wohl, und auch die Gesellschaft der Geschwister ist ihr äußerst angenehm. Doch bald fallen Schatten auf das Geschehen...

Jane Austen ist nicht gerade bekannt für ihre Schauerromane. Trotzdem hat ihr Roman "Northanger Abbey" Einzug in das Gruselkabinett von Titania Medien gefunden, dessen zweiter Teil die Nummer 41 der Serie bildet und schon eher zu der Reihe passt als sein direkter Vorgänger. Catherines vorübergehender Einzug in das titelgebende Gebäude bildet den Startpunkt der erzählten Geschichte, und zumindestens hier ist ein Anflug von Schauer zu spüren. Im Vordergrund steht aber die Liebesgeschichte zwischen Catherine und Henry - und das ist schließlich eher das Gefilde der Autorin. Die romantische Annäherung der beiden zieht sich durch die gesamte Erzählung, hat ihre Höhen und Tiefen und wird damit interessant und abwechslungreich gehalten. Höhepunkt ist sicherlich das letzte Drittel, das mit einem einschneidenden und rührseligen Einschnitt startet und zu einem wunderbaren Finale wird. Ein wunderbares gefühlsbetontes und romantisches Hörspiel - das nur leider in diese Reihe nur bedingt passt, denn hier sind leiglich einige wenige gruselige Elemente zu finden. Trotzdem ein schönes, ein sehr schönes Hörspiel mit der gewohnt hohen Qualität von Titania Medien, das über beide CDs hinweg gut unterhalten kann.

Eleanor Tilney, Schwester von Henry und Freundin von Catherine, wird von Cathlen Gawlich gesprochen, die ihren Charakter mit ihrer gefühlvollen Stimme und gekonnter Betonung zum Leben erweckt. Norbert Langner spricht ihren Vater, der jede Gefühlsregung gut und glaubwürdig darstellt und so ein Bild vor den Augen des Hörers heraufbeschwört. Tanya Kahana ist als Isabella Thorpe mit dabei und fügt sich nahtlos in die hervorragende Sprecherriege ein. Weiterhin zu hören sind Hasso Zorn, Timmo Niesner und Luisa Wietzorek.

Kaum ein Label kann so überzeugend Stimmungen erzeugen wie Titania Medien. Mit leisen, teilweise fast schon spielerischen Hintergrundmelodien kommt der romantische Charme der Geschichte gut zur Geltung, der längst vergangenen Zeit wird zumindestens akkustisch neues Leben eingehaucht. Auch die Stimmung in der alten Abtei ist einzigartig gut umgesetzt.

Auf dem Cover ist Catherine auf einem ihrer Streifzüge durch Northanger Abbey zu sehen, die Szenerie wird atmosphärisch von ihrer Kerze erleichtet. Besonders gut gelungen ist der Hintergrund mit den vielen Bogen und Säulen, der wunderschön ist und wieder prächtig mit dem üblichen Design und dem Rahmen harmoniert.

Fazit: Ein sehr schönes und gefühlsbetontes Hörspiel, welches aus der Reihe etwas herausfällt. Auch dieses Titania Hörspiel glänzt durch schöne Stimmungen!

VÖ: 23. April 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4344-7


Gruselkabinett - 40. Northanger Abbey -1-



Erster Eindruck: Idyll im Badeort

Catherine Morland träumt im Idyll ihres Lebens als Pfarrerstochter von einer aufregenderen Zeit, wie sie in ihren geliebten Romanen stattfindet. Die Gelegenheit dazu bietet sich, als das befreundete Ehepaar Allen sie zu einem Urlaub einlädt. Dort macht sie die Bekanntschaft von Henry Tilney und verfällt ihm und seinem Charme langsam aber sicher...

Anspruchsvoller Grusel, leiser, oft hintergründiger Horror, leichte Gänsehaut auf den Armen... die wunderbare Reihe "Gruselkabinett" von Titania Medien bietet all dies, indem sie Klassiker der Schauerromantik als Hörspiele enthält und mit Stil und Liebe zum Detail umsetzt. Auch Zweiteiler sind in regelmäßigen Abständen ins Programm aufgenommen worden, sodass die Nummer 40 der Serie die erste Hälfte von Jane Austens "Northanger Abbey" erzählt. Und zumindestens hier treffen die oben beschriebenen Attribute leider nicht ganz zu. Vielmehr erzählt wird die Geschichte eines liebenswerten Mädchens aus der Zeit um 1800, die voller Träume und Leben ist. Nur gruselig oder schaurig ist die Geschichte nicht. Ständig wartet man als Hörer der Serie, dass etwas ansatzweise Übernatürliches passiert, dass auf eine Spannungssteigerung hindeuten könnte. Was überhaupt nicht heißt, dass das Hörspiel öde wäre, im Gegenteil. Die bezaubernde Atmosphäre, die interessanten Charaktere, der angenehme Verlauf der Serie, das Hineinversetzen in eine andere Zeit - all das hat seinen unabsprechbaren Reiz, zumal die Handlung recht kurzweilig erzählt wird. Kleine Andeutungen, dass Henry und seine Schwester Eleanor gehen dann doch noch in die erwartete Richtung. Ich habe gern zugehört und war gespannt, wie sich die Dinge weiter entwickeln.

In der Hauptrolle der Catherine Morland ist Marie-Luise Schramm zu hören, die stets eine gewisse Melancholie mit ihrer Stimme verbreitet. So kann sie die Sehnsüchte ihrer Rolle gut verkörpern und überzeugt in sämtlichen Teilen des Hörspiels. Ihre Mutter wird von der wunderbaren Regina Lemnitz gesprochen, die ihre Stimme hier sehr warm und rauchig klingen lässt. Henry Tilney, der junge Gentleman, wird von Robin Kahnmeyer gesprochen, der sehr sicher ist und einen Hauch der alten Zeit zu vermitteln weiß. Weitere Sprecher sind unter anderem Ursula Sieg, Wilfried Herbst und Norbert Langner.

Ein großes Plus wissen sich Stephan Bosenius und Marc Gruppe immer wieder mit der akkustischen Untermalung ihrer Hörspiele einzufangen. Auch hier wird die Stimmung mit passenden Musikstücken erzeugt, die uns in die längst vergangenen Zeiten entführen und diese lebendig und greifbar machen.

Auch die Covergestaltung kann die Zeit der Jahrhundertwende einfangen. Die Kleidung von Catherine und das Schloss im Hintergrund, dazu Mondschein und Nebel - eine runde Angelegenheit. Schade ist es allerdings, dass die sonst übliche übersichtliche Trackauflistung hinter der CD schnöder Werbung weichen musste.

Fazit: Ein angenehm zu hörender erster Teil der Geschichte, der reges Interesse für die nachfolgenden Ereignisse weckt aber wenig schauerlich ist

VÖ: 23. April 2010
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4343-


Gruselkabinett - 39. Der Tempel



Erster Eindruck: Unterseeische Schrecken

Mitten im ersten Weltkrieg wird an ein deutsches U-Boot ein fremländisch aussehender Mann angespült. Um eine wertvolle Statue erleichtert wird er auf Befehl des Kapitäns wieder in die See geworfen. Doch immer mehr Mitglieder der Mannschaft glauben, von ihm verfolgt zu werden. Die Stimmung scheint schnell gegen den Kapitän umzuschlagen...

Nach "Der Fall Charles Dexter Ward" wurde erneut eine Geschichte von H.P. Lovecraft von Titania Medien vertont, "Der Tempel" ist die 39. Folge des Gruselkabinetts und unterscheidet sich stark von dem oben genannten Zweiteiler. Grundlage für die Erzählung ist das Tagebuch des Kapitänleutnants Graf von Altenberg-Ehrenstein, das die Reise des U-Boots über mehrere Monate erzählt. Dabei ist die Beschränkung auf einen derart engen Raum zusätzliches Element für die bedrückende Stimmung, die sich durch das gesamte Hörspiel zieht. Das Auftauchen des fremden Seemannes löst eine Kette von schrecklichen Ereignissen aus, die bei dem Irrsinn einiger Besatzungsmitglieder beginnt und schon früh die gruselige Komponente mit einbringt. Diese wird sehr variabel erweitert, viele schreckliche Geschehnisse bestimmen das Hörspiel und halten es so sehr dynamisch und abwechslungsreich. Besonders beeindruckend sind die letzten Szenen, in denen nur noch der Kapitän und sein erster Leutnant übrig geblieben sind. Die bedrückende Szenerie wird hier noch einmal gesteigert, der zuletzt in einer beängstigenden Kulisse am Meeresgrund ihren faszinierenden Höhepunkt findet. Wieder hat Titania Medien es geschafft, eine tolle Vorlage werkgetreu und atmosphärisch umzusetzen und ein grandioses Hörspiel geschaffen.

Gerade einmal sieben Sprecher, die allesamt Besatzungsmitglieder sind, werden für das Hörspiel gebraucht, und bei jedem wurde viel Wert auf eine entsprechend hohe Qualität gelegt. Erich Räuker ist als Hauptperson zusätzlich für einige Erzähltexte zuständig. Er sorgt mit seiner markanten Stimme für zusätzliche Atmosphäre und liefert eine erstklassige Vorstellung ab. Sein Leutnant wird von Dennis Schmidt-Foß gesprochen, der einmal mehr sein Talent für derart ernste Rollen beweist. Andreas Mannkopf, Tommy Morgenstern, Bodo Wolf, Tom Vogt und David Turba sind als Mannschaft zu hören und sorgen ale auf ihre Art für sich steigernden Schrecken.

Natürlich ist auch wieder die akkustische Untermalung wunderbar gelungen. Die Darstellung der beklemmenden Stimmung in dem U-Boot ist vorzüglich gelungen, besonders in den späteren Szenen, in denen der Strom abgeschaltet ist. Auf dem Meeresgrund wird dies noch einmal durch das laute Pochen gesteigert, das einen intensiven Ausklang beschert.

Der titelgebende Tempel auf dem Meeresgrund ist das Motiv der Coverillustration. Auch hiervon geht eine finstere und bedrückende Stimmung aus, der Hintergrund mit weiteren Häusern und der Weite des Meeres ist besonders gut gelungen. Die restliche Aufmachung ist aus den anderen Folgen schon bekannt und bietet eine kleine Kapitelübersicht.

Fazit: Sehr atmosphärisch und abwechslungsreich. Wieder einmal wurde bewiesen, dass die Macher des Gruselkabinetts ihr Handwerk verstehen.

VÖ: 13. November 2009
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4144-3


Gruselkabinett - 38. Die Spinne



Erster Eindruck: Spinnende Femme Fatale

In dem kleinen Hotel von Madame Dubonnet haben sich drei Menschen erhängt - an drei aufeinanderfolgenden Freitagen jeweils zur selben Stunde. Gelangweilt vom Leben und interessiert an dem merkwürdigen Fall mietet sich der Student Richard Bracquemont in das Zimmer ein. Zunächst entdeckt er nichts ungewöhnliches, ist aber schnell von der geheimnisvollen Frau fasziniert, die im gegenüberliegenden Haus wohnt...

"Die Spinne" von Hanns Heinz Ewers gehört zu den Geschichten des Gruselkabinetts, die vorher wahrscheinlich nur wenige Hörer gekannt haben. Dass ihre Aufnahme in die Reihe trotzdem berechtigt ist, wird durch die grandiose Umsetzung bewiesen. Die Geschichte dreht sich vordergründig um die drei Selbstmorde und deren Aufklärung, bei der in den Anfangsszenen die Charaktere kurz vorgestellt werden. Hauptperson ist Richard Bracquemont, der während seiner Zeit im Hotel ein Tagebuch geführt hat, welches die Grundlage für die Erzählung ist. Zunächst scheint er nichts merkwürdiges zu entdecken, doch in der geheimnisvollen Clarimonde - wie er sie selbst getauft hat - findet er eine faszinierende Femme Fatale vor, der er immer mehr verfällt und sich von Tag zu Tag mehr nach ihr sehnt. Diese Besessenheit ist der Kernpunkt der Geschichte und enthält in ihrer unendlichen Steigerung auch die Gruselkomponente der Folge. Der Vergleich mit einer Spinne wird immer wieder gezogen und findet in der Beobachtung Richards zweier Spinnen ihren eindeutigen Bezug. Auch wenn große Teile in Monologform vorgetragen werden, wirkt dies durch die intensive Vortragsweise niemals langgezogen, vielmehr wird der Hörer immer weiter in die Begierde von Ricard hereingezogen. Die angedeuteten Sado-Masochistischen Elemente verdeutlichen dies noch einmal auf reizvolle Weise. Das unvermeidliche Ende ist zwar nicht überraschend, überzeugt aber mit einem kleinen Winkelzug und schließt die Geschichte sinnvoll ab. Hier steht nicht der grausame Horror im Vordergrund, sondern eher hintergründiger Schrecken mit einer faszinierenden Idee, was "Die Spinne" zu einer außergewöhnlichen, aber umso interessanteren und unterhaltsameren Folge macht.

Den mit Abstand größten Anteil am Gelingen des Hörspiels hat Simon Jäger als Richard, der weite Teile der Handlung alleine trägt. Die sich steigernde Faszination, das Abgrenzen von allem außer Clarimonde und gegen Ende der grausame Schrecken, als er die Wahrheit erkennt: All dies stellt er feinfühlig und äußerst intensiv dar. Eine hervorragende Leistung! Madame Dubonnet wird von Marianne Lutz gesprochen, die die Warmherzigkeit und Liebe ihrer Figur ebenso gekonnt in Szene setzt. Bodo Wolf ist als Kommisar zu hören, der sowohl dienstlichen Eifer als auch menschliche Gefühle transportiert. Weitere Sprecher sind Tommy Morgenstern, Engelbert von Nordhausen und Cathlen Gawlich.

Wieder können Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihre große Stärke ausspielen: Eine dichte und geschlossene Atmosphäre. Schnell kann sich der Hörer in den eingesetzten Musikstücken verlieren, die vollkommen auf die Geschichte abgestimmt sind une ein die Sprecher in ihrem Wirken unterstützen. Die Stimmung ist dabei natürlich düster und unheimlich, was sich immer weiter zu steigern weiß.

Zu der außergewöhnlichen Geschichte hat Firuz Askin ein ebenso außergewöhnliches Cover gezeichnet, das in den beiden Farben von Clarimondes Kleid gehalten ist: Schwarz und Violett. In einem menschlichen Auge spiegelt sich die faszinierende Frau und hinterlässt beim Betrachter einen edlen und hochmütigen Eindruck. Ein sehr gelungenes Cover!

Fazit: Eine eher stille Gruselkabinett-Folge, die ihren Schrecken aus der unheimlichen Figur der Clarimonde zieht. Außergewöhnlich und gerade deshalb so gut.

VÖ: 13. November 2009
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4143-6


Gruselkabinett - 37. Das Bildnis des Dorian Gray -2-



Erster Eindruck: Wenn ein Bild die Jugend erhält...

Dorian Grays Liason mit den jungen Schauspielerin Sibyl Vane nimmt ein tragisches Ende. Danach gibt er sich ganz den Lehren seines Vorbildes Lord Henry Wotton hin, der ihn zu einer zügellosen und leidenschaftlichen Lebensweise verführt. Doch beim Blick auf sein Portrait erschrickt der junge Mann...

Dr zweite Teil von "Das Bildnis des Dorian Gray" aus dem Gruselkabinett tendiert wieder stärker zu einer schaurigen Stimmung. Das sich verändernde Portrait, das die gemeinen Züge und die Spuren seines zügellosen Lebens an seiner statt aufnimmt, wird zum zentralen Aspekt der Folge gemacht. Immer weiter rutscht Dorian in menschliche Abgründe ab, was ihn an den Rande des Wahnsinns treibt. Nach dem Auslöser, dem unglücklichen Ende der Verlobung, wird ein völlig neues Bild von Gray gezeichnet, die Entwicklung nimmt immer schrecklichere Züge an, was sehr gut zu unterhalten weiß. Interessant ist der erstmalige Einsatz eines externen Erzählers, der nicht nur einige Szenen einleitet, sondern romangetreu mehrere Jahre im Zeitraffer erzählt. Besonders bemerkenswert ist das letzte Drittel, in dem sich die Handlung fast überschlägt und der zwiegespaltene Dorian vollends dem Wahnsinn verfällt, was sehr intensiv und schaurig dargestellt wird. Auch dieser zweite Teil ist trotz der klassischen Elemente des Gruselkabinetts eine eher ungewöhnliche Folge der Serie, da sie eher auf den psychischen Verfall der Hauptperson eingeht. Es ist aber auch eine extrem starke Folge, die mich von Anfang bis Ende komplett gefesselt hat.

Der bereits erwähnte Erzähler ist Hasso Zorn, der sich auch in der Stimme mit Verurteilungen zurück hält und dem Hörer so die Gelegenheit gibt, ein eigenes Urteil über die handelnden Figuren zu fällen. Kristine Walther ist wie im vorigen Teil als Sibyl Vane zu hören und liefert eine sehr dramatische und passende Darstellung der jungen, leidenschaftlichen Schauspielerin. Am eindrucksvollsten agiert jedoch David Turba als Dorian Gray. Seit der ersten Minute stellt er den schleichenden Niedergang seines Charakters facettenreich und punktiert dar, steigert sich bis zu den beiden Höhepunkten am Schluss immer mehr, um sich dann schließlich explosionsartig zu entladen und damit Gänsehautschauer zu erzeugen. Großartig! Weitere Sprecher sind Dennis Schmidt-Foss, Uschi Hugo und Tobias Nath.

Die musikalische Untermalung ist einmal mehr ein Hochgenuss. Still im Hintergrund oder dramatisch bei den bedeutenden Szenen, immer wird der richtig Ton angeschlagen, um die Geschichte vornzutreiben und passende Stimmungen zu erzeugen. Kaum ein anderes Label schafft es derzeit, jedes Hörspiel so gut auszuleuchten.

Eine interessante Idee ist bei der Auswahl des Covers realisiert worden: Statt eines völlig neuen Bildes sehen wir das Portrait von Dorian Gray, das auf dem ersten Cover entstanden ist. Gerahmt und vor dem schlichten Hintergrund wirkt es jedoch zu unauffällig. Vielleicht hätte der grausam verzerrte Zug, den das Bild mit der Zeit bekommt, eingebracht werden können.

Fazit: Eine grandiose Weiterführung der Geschichte, spannend und auch wieder gruselig. Besonders gelobt sei noch einmal David Turba als Dorian, der das Hörspiel zum Erlebnis macht.


Gruselkabinett - 36. Das Bildnis des Dorian Gray -1-



Erster Eindruck: Skandalroman des 19. Jahrhunderts

Fasziniert von und verliebt in den jungen, bildhübschen Dorian Gray fertigt der erfolgreiche Maler Basil Hallward ein Portrait von ihm an. Dorian ist so begeisterst von dem Bildnis, dass er sich wünscht, für immer seine jugendhafte Schönheit zu bewahren. Auch ein Freund von Basil, Lord Henry Wotton, ist fasziniert von dem jungen Adonis und versucht, ihm seine verdorbene Lebensphilosophie näher zu bringen...

"Das Bildnis des Dorian Gray" ist der einzige Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde und wurde als Zweiteiler in das Gruselkabinett von Titania Medien aufgenommen. In diesem ersten Teil lassen sich nur wenige Elemente der Schauerromantik wiederfinden, die ja das Bild der Serie dominieren. Vielmehr ist sie ein Ausblick in die Abgründe des Menschen, die die vorherrschende Moral im späten 19. Jahrhundert in Frage stellt und bereitet natürlich auch auf den zweiten Teil vor. Eine etwas andere Folge der Serie also, die oftmals eher dramatische Züge hat. Trotzdem (oder gerade deshalb?) kann der Roman in der Reihe bestehen, denn das ungezügelte Verlangen von Henry Wotton und Basil Hallward nach Dorian Gray scheint unweigerlich auf eine große Katastrophe zuzusteuern. Zudem wird ersichtlich, warum die Vorlage zur Zeit der Veröffentlichung als Skandal-Roman galt, denn die unverhohlene Kritik an der englischen Oberschicht und die vielen angedeuteten Hinweise auf die Homosexualität der drei Hauptpersonen waren damals nicht gern gehörte Themen. Atmosphärisch wie immer und mit ungewöhnlichem Ausgangsstoff geht diese Folge andere Wege als ihre Vorgänger und hat mich dabei sehr überzeugt.

Kaum muss noch bei Titania Medien erwähnt werden, wie treffend die Sprecherauswahl geglückt ist. Als Basil Hallward ist Axel Malzacher zu hören, der den passionierten Maler mit unüberhörbarer Leidenschaft in der Stimme darstellt. Auch Tom Vogt ist als Lord Henry Wotton hervorragend besetzt und stellt den kompromisslosen Dandy mit dynamischer Sprechweise dar. Als Lady Agatha ist in dieser Folge die phantastishe Regina Lemnitz zu hören, die die Dekadenz der Oberschicht mit Humor zu nehmen weiß. Weitere Sprecher sind Dagmar von Kurmin, Lutz Mackensy und Cathlen Gawlich.

Die ausgewählte Musik ist wieder pefekt auf die Romanhandlung zugeschnitten und schmückt diese mit der unvergleichlichen Atmosphäre der Serie aus. Das ist besonders bemerkenswert, da hier nicht eigens Musik komponiert wurde, sondern aus bereits existierenden Werken die schaurige, romantische Stimmung entsteht.

Das Erschaffen des Portaits ist nicht nur der zentrale Ausgangspunkt für die Handlung, sondern ebenfalls das ausgewählte Covermotiv. In detailreichem Stil bekommen wir so einen optischen Eindruck des Schönlings, welches wieder sehr gut zu der restlichen Gestaltung passt.

Fazit: Dieser erste Teil wird nicht von Schauerelementen, sondern von einem beginnenden menschlichen Abgrund bestimmt. Eine außergewöhnliche, aber sehr überzeugende Folge.


Gruselkabinett - 35. Das Schloss des weißen Lindwurms



Erster Eindruck: Eine dunkle Lady in dunklem Schloss...

Adam Salton beschließt, von Australien nach England zu ziehen, um enger bei seinem Onkel Richard zu sein. Zusammen mit seinem engen Freund Nathaniel de Salis empfängt dieser seinen Neffen herzlich und macht ihn mit den örtlichen Begebenheiten bekommt. Besonders die attraktive, aber düstere Witwe Arabella March macht durch merkwürdiges Verhalten auf sich aufmerksam. Auch ihr Wohnsitz hat keinen guten Ruf und wird "Schloss des weißen Lindwurms" genannt...

Es ist bereits die dritte Geschichte von Bram Stoker, die ins Gruselkabinett aufgenommen wird, und nach "Das Amulett der Mumie" und natürlich "Dracula" schlägt die Nummer 35 wieder eine komplett andere Richtung ein und beweist die Vielfalt des Autors. Schon kurz nach der Ankunft von Adam wird auf die Mhyten der Gegend angespielt, die immer wieder auftauchen und einen zusätzlichen Reiz zur eigentlichen Geschichte bieten. Diese ist sehr vielschichtig und bietet mit Arabella March eine interessante und spannende Figur, die vielleicht leicht zu durchschauen ist, was ihr aber nichts von ihrer Bedrohlichkeit und Durchtriebenheit nimmt. Auch hier bildet sich eine ansteigende Spannungskurve, die mit Edgar Caswall und seinem afrikanischen Diener Oolanga geschickte Einspielungen bietet. Gegen Ende werden gleich zwei Höhepunkte angebracht, die ein Gegenpol zur ruhigen Erzählweise sind, womit ein sehr dynamisches und abwechslungsreiches Hörspiel entsteht. Aus dieser Geschichte ist bei Lausch mit "Die schwarze Sonne" eine ganze Serie gestartet, als alleinstehendes Hörspiel mit abgeschlossener Handlung bietet es in dieser Variante aber seinen ganz eigenen Reiz und ist ein sehr spannender und mysteriöser Abschnitt des Gruselkabinetts

Auch hier beweist Titania Medien ein Händchen für eine tolle Sprecherauswahl, in der sich bekannte mit neuen Stimmen mischen. Markus Pfeiffer ist als Adam Salton zu hören, wie oft bei der Serie erzählt er einige Gegebenheiten aus seiner Sicht. Er schafft es, die Rolle komplett auszufüllen und viele ihrer Aspekte umzusetzen. Als Lady Arabella March wurde Katja Nottke engagiert, die sehr düster und bedrohlich wirkt, dabei aber nie zu offensichtlich böse ist. Besonders gefallen hat mir Melanie Hinze als charmante Mimi Watford, die mit ihrer warmen Stimme das Bild einer jungen und attraktiven Frau heraufbeschwört und ein Lichtblick in der dunklen Geschichte ist. Weitere Sprecher sind David Nathan, Hasso Zorn und Joachim Pukaß.

Für die atmosphärische Gestaltunghabe ich wieder nur Lob übrig, denn mit abwechslungsreichen Melodien und passenden, realistischen Geräuschen entsteht ein stimmungsvoller Klang, der die Geschichte trägt und sie vielschichtig am Leben hält, dabei nie die Wirkung auf den Hörer verfehlt. Lediglich am Ende hätte es meiner Meinung nach etwas mehr knallen dürfen.

Auf den Punkt gebracht ist die Gestaltung des Covers. Schaurig und bedrohlich thront das alte Schloss auf seinem Felsen, der violett gefärbte Himmel unterstützt genauso wie die Schar Fledermäuse den unheimlichen und stimmungsvollen Ausdruck der Illustration von Firuz Askin. Auch hier wirkt sich der Rahmen mit den Säulen wieder äußerst positiv auf das Gesamtbild aus und scheint eine Symbiose mit der Zeichnung einzugehen.

Fazit: "Das Schloss des weißen Lindwurms" ist wieder ein absoluter Volltreffer und könnte mit einer spannenden und vielseitigen Geschichte, Sprechern in Hochform und der typisch brillanten Akkustik zu einer meiner Lieblingsfolgen avancieren.


Gruselkabinett - 34. Die obere Koje



Erster Eindruck: Unheimliche Nächte auf einem Schiff

Aldous Brisbane hat zwar schon einige Reisen mit dem Schiff hinter sich, das merkwürdige Benehmen des Stewarts Robert, als dieser von seiner Zimmernummer erfährt, verunsichert ihn aber doch. In der ersten Nacht verhält sich sein Mitbewohner der Kajüte aber sehr merkwürdig und öffnet mitten in der Nacht das Bullauge. Doch am nächsten Morgen erfährt Aldous vom Schiffsarzt, warum der Stewart so komisch reagiert hat...

Nach dem eher neueren Roman der letzten beiden Folgen widmen sich die Macher von Titania Medien in der 34. Folge des Gruselkabinetts wieder einer klassischen Geistergeschichte namens "Die obere Koje" von Francis Marion Crawford. Der Beginn ist wieder recht ruhig, erste Zweifel an der Sicherheit auf dem Schiff kommen jedoch schnell auf. Schon in der ersten Nacht steigert sich die Spannung, denn im Gegensatz zu den Akteuren ist man als Hörer der Serie ja durchaus von der Existenz übersinnlicher Phänomene überzeugt. Immer wieder wechseln sich die Nächte voller Geistererscheinungen mit ruhigen Tagen ab, in denen man den Geheimnissen stärker auf den Grund gehen kann. Das Ende ist recht ungewöhnlich, denn es bleibt offen und ein richtiges Herzschlagfinale, wie wir es aus anderen Folgen gewohnt sind, bleibt aus. Dennoch hat "Die obere Koje" seine gruseligen Momente, übrig bleibt eine solide Folge der Serie, die vielleicht nicht an die Top-Folgen heranreichen kann, aber immer noch atmosphärische Unterhaltung bietet.

Wieder sind es recht wenige Sprecher, um die Geschichte erzählen zu können, wobei wieder einige neue Stimmen auftauchen. Diese Abwechslung der oft ähnlichen Sprecherriegen halte ich für sehr sinnvoll und birgt neues Potenzial für den Hörer. Axel Malzacher ist bisher in noch keinem Hörspiel aufgetaucht, meistert aber gekonnt die Doppelbelastung als handelnde Figur und Erzähler. Er spricht den Aldous Brisbane sehr gediegen und betont, was hervorragend zu der Rolle passt. Jürgen Thormann ist dagegen langjähriger Sprecherprofi und ist hier mal wieder als Schiffsarzt Morton Hollows sehr überzeugend. Captain Grady wird von Peter Reinhardt ebenso überzeugend und eindringlich gesprochen. Außerdem sind noch Tobias Nath, Uwe Büschken, Markus Pfeiffer und Uli Krohm zu hören.

Neben der wie immer atmosphärischen Musik können in Sachen Akkustik die Geräusche sehr überzeugen. So wird über weite Teile des Hörspiel mit Möwengeschrei und Wasserplätschern eine maritime Stimmung erzeugt, während sich das übergangsweise Fehlen von Geräuschen während der Geisterszenen mit darauf folgenden Effekten abwechselt und somit ein dynamisches Gesamtbild erzeugt wird. Wieder sehr gut gelöst!

Ein Gegenpol zu den anderen Covern ist die Titelillustration. Recht schlicht prangt ein Totenkopf in dem für das Hörspiel wichtigen Bullauge und zieht schnell alle Blicke auf sich. Überzeugen kann wieder die übersichtliche Aufmachung mit den Säulenmotiven und die typische Auflistung der Tracks hinter der CD.

Fazit: Eine solide Folge aus dem Gruselkabinett mit einer gelungenen Atmosphäre. Eine klare Kaufempfehlung.´


Gruselkabinett - 33. Jagd der Vampire -2-



Erster Eindruck: Eine Vampirgeschichte einmal anders...

Zusammen mit dem Vampir Simon Ysidro ist Professor James Asher nach Paris unterwegs, um einen angeblich uralten Vampir, der dort hausen soll, zu treffen. Die ansässige Meisterin Elysée de Montadour gewährt ihnen nur widerwillig ihre Zustimmung, und so gelangen die beiden in die unterirdischen Katakomben einer alten Kirche. Doch die Begegnung mit Bruder Antonius verläuft anders, als sie es sich gewünscht haben...

Gerade einmal gute 20 Jahre ist das Werk "Jagd der Vampire" von Barbara Hambly alt, und somit gehört es zu den neueren Geschichten, die für das Gruselkabinett umgesetzt werden. Durch seine Andersartigkeit zeigt diese Folge, was alles im Gruselkabinett steckt und stellt selbst geübte Hörer der Serie vor neue Eindrücke und Situationen, denn im Prinzip ist es ein Kriminalfall im Vampirmilieu. Im Vergleich zum ersten Teil nehmen die schaurigen Momente jedoch zu, einige Schockmomente sind ebenso zu finden wie eine sich immer weiter steigernde Spannung, die ganz im Stile der Serie in einem überraschenden Finale enden. Auch wissenschaftliche Aspekte werden mit eingebracht und führen zu neuen Erkenntnissen in dem Fall. Der größte Reiz dieser Folge sind jedoch die vielen Hinweise, die vielen kleinen Elemente des Kriminalfalls, die von Hörer in Einklang gebracht werden wollen und alles andere als leicht zu durchschauen sind. Ein neuer Weg, der hier eingeschlagen wird, doch auch der führt zu einem spannenden, stimmungsvollen und gruseligen Hörspiel, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

Wie auch schon im ersten Teil ist die Besetzung der Rollen erstklassig. Claudia Urbschat-Mingues beweist als Lydia Asher einmal mehr, warum sie zu den absoluten Top-Sprechern Deutschlands gehört und ist unglaublich vielschichtig und intensiv, was sie in beiden Teilen zeigen kann. Auch Katja Nottke, die schon seit den 80er Jahren immer mal wieder auftaucht, ist als Elysée de Montadour fabelhaft und spricht sehr punktiert und glaubwürdig. Schön, dass sie mal wieder zu hören ist! Als Lional Grippen hört man wie im ersten Teil Uli Krohm, der den Vampir bedrohlich und mächtig erscheinen lässt. Weitere Rollen übernehmen Anja Stadlober, Jürgen Thormann und David Nathan.

Im Vergleich zum ersten Teil ist die Musik wieder präsenter und vordergründiger, was sich besonders im großen Finale widerspiegelt. Dabei beweisen Stephan Bosenius und Marc Gruppe einmal mehr, dass sie die Meister des atmosphärischen Hörspiels sind und weben einen dichten Klangteppich, der den Hörer in seinen Bann zieht und somit die optimale Ergänzung der tollen Sprecher ist. So wird das Hörspiel zum Erlebnis.

Auch das Cover ist wieder sehr stimmungsvoll und dieses mal wirklich gruselig. Die vielen Totenschädel und der alte Vampir mitten unter ihnen in den alten Katakomben verfehlt seine Wirkung nicht und ist ein hoher Anreiz, die Folge zu hören. Beide Teile sind ebenfalls zusammen in einem Pappschuber im Buchhandel zu beziehen, der das gleiche Titelbild trägt und in jedem Regal eine Zierde ist.

Fazit: Ein furioser zweiter Teil, eine ganz besondere Doppelfolge des Gruselkabinetts, dass mich völlig in seinen Bann gezogen hat.


Gruselkabinett - 32. Jagd der Vampire -1-



Erster Eindruck: Schaurige Kriminalgeschichte

Professor James Asher, früher Privatdetektiv, bekommt eines nachts unheimlichen Besuch, der seine Frau und sein Personal in tiefen Schlaf versetzt hat. Simon Ysidro ist ein Vampir - und bittet Asher eine Reihe von Morden an Londoner Vampiren aufzudecken. Um seine junge Frau Lydia nicht zu gefährden nimmt Asher den Auftrag an, doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig...

Mit "Jagd der Vampire" erscheint eine weitere Doppelfolge des "Gruselkabinetts", und zwar ein recht außergewöhnlicher. Denn erstens werden hier Grusel- und Krimalelemente miteinander verknüpft, und zweitens sehen wir die Welt erstmals aus der Sicht der Vampire, es gilt sie zu retten anstatt sie zu töten. Der erste Teil beschäftigt sich logischerweise erst einmal mit der ersten Begegnung zwischen James Asher und Simon Ysidro, was allerdings keineswegs belanglos ist. Vielmehr gestaltet sich diese Einführung in die Thematik als sehr reizvoll, schon jetzt beginnt man mitzurätseln. Und das zieht sich weiter durch das gesamte Hörspiel, ständig bekommt der Hörer neue Hinweise oder Hintergründe, die er ins Gesamtbild einzufügen versucht. Wirklicher Grusel kommt dabei nur stellenweise auf und zieht seine Kraft besonders aus der ständig drohenden Gefahr, die von den Vampiren ausgeht, er ist hier noch subtiler eingesetzt als in anderen Folgen der Serie. Der Kriminalaspekt ist dafür umso ausgeprägter, sodass diese äußerst dynamische Mischung zu einem hochspannenden Hörspiel wird, zwar für die Serie ungewohnt, aber umso gelungener.

Hervorragend ist wieder die Sprecherauswahl, die nicht nur auf bekannte Namen setzt, sondern auch Neulingen im Hörspielbereich ihre Qualitäten beweisen lässt. Wolfgang Pampel gibt sein Debut im Gruselkabinett gleich mit der Hauptrolle des Professor James Asher und stellt diesen mit einer Ernsthaftigkeit und einer ruhigen, warmen Stimme dar. Großartig! Nicola Devico Mamone ist mir bisher auch nur aus Hörspielen von Titania Medien bekannt, ist aber als Simon Ysidro mit überzeugendem spanischen Akzent und treffsicherer Stimme unschlagbar. Besonders hat mir die Leidenschaft gefallen, die er bei seiner Beschreibung der Vampire hervorbringt. Als adlige Vampirin ist Astrid Bless zu hören, die bei ihrem Gastauftritt für schaurige Momente sorgt. Weitere Sprecher sind unter anderem Uwe Büschken, Monica Bielenstein und Markus Pfeiffer.

Die Musik ist in diesem ersten Teil etwas zurückhaltender als man es von der Serie gewohnt ist. Das liegt daran, dass nur wenige Schockmomente aufkommen und der Höhepunkt erst in Teil 2 auf uns wartet. Trotzdem ist wieder ein kleines Meisterwerk gelungen, das zu jeder Szene, jeder Stimmung die passende und atmosphärische Musik bietet und den Hörer in eine andere Welt versetzt. Die Geräusche tun ihr übriges, um alles plastisch und lebendig wirken zu lassen.

Auch wenn ich spontan keine Szene dem Cover zuordnen kann, ist das alte Gemäuer im Hintergrund schon ungemein stimmungsvoll, was durch die beiden Gestalten, besonders die hübsche Frau im Vordergrund noch ausgebaut wird. Die bereits bekannte restliche Aufmachung mit den Säulenmotiven passt wieder sehr gut zur Folge und rundet das Erscheinungbild gut ab.

Fazit: Eine ungewöhnliche Folge aus dem Gruselkabinett, die jedoch äußerst hörenswert ist und viel Lust auf den zweiten Teil macht. Grandios!


Gruselkabinett - 31. Die Gespenster-Rikscha



Erster Eindruck: Geistererscheinungen in Indien

Theobald Jack Pansay, ein Mitarbeiter der englischen Armee, wandert nach Indien aus. Auf der Überfahrt lernt er die verheiratete Agnes Keith-Wessington kennen und beginnt mit ihr eine Affäre - aus Abenteuerlust, nicht aus Liebe. Deswegen trennt er sich kurz darauf von der verzweifelten Frau. Diese kämpft weiter um Jack, wie ihn alle nur nennen, doch vergebens. Und dann nimmt das Unheil seinen Lauf...

Auch die 31. Folge des Gruselkabinetts bietet mit "Die Gespenster-Rikscha" wieder eine Geschichte der Schauer-Romantik, diesmal aus der Feder von Dschungelbuch-Autor Rudyars Kipling. Langsam baut sich die Geschichte um die verheimlichte Affäre von Jack und Agnes auf, deren Ende in aller Heftigkeit dargestellt wird. Auch die darauf folgenden Annäherungsversuche von Agnes werden deutlich zurückgewiesen, sodass man am Ende nicht mehr weiß, wem seine Symphatien gelten: Der armen, verlassenen Frau, deren Herz so grausam gebrochen wurde, oder dem von Geistern verfolgten Mann. Spannung kommt dabei lediglich in einigen Szenen auf, doch diese braucht die Geschichte auch gar nicht, um den schleichenden Grusel, die Seelenkrise von Jack darzustellen und für den Hörer unterhaltsam zu gestalten. Im Endeffekt liegt wieder eine hervorragend produzierte Folge des Labels aus Leverkusen vor, die sich die zahlreichen Fans der Serie sowieso nicht entgehen lassen, die aber auch Neulinge absolut überzeugen dürfte.

Theobald Jack Pansay wird von Matti Klemm gesprochen, der es meisterhaft versteht, den Hörer zwischen Unsymphatie und Mitleid schwanken zu lassen. Keinesfalls gibt er seinem Charakter ein glattgebügeltes Profil, was die Figur nur umso reizvoller werden lässt. Arianne Borbach ist als Agnes Keith-Wessington zu hören, die besonders die verzweifelten Ausrufe intensiv und glaubwürdig herüberbringt. Als Jacks spätere Freundin Kitty ist Uschi Hugo zu hören, die die junge Frau mit ihrer hellen Stimme zum Inbegriff der Lebensfreude werden lässt. Weitere Rollen werden von Bodo Wolf, Wilfried Herbst und Tommy Morgenstern übernommen.

Keinerlei Kritik gibt es an der musikalischen Umsetzung dieser Folge. Im Gegenteil: Die immer eng an der Story gehaltenen Sounds verleihen Substanz und eine wohlige Atmosphäre. Von Anfang bis zum dramatischen Ende wird so die jeweilige Stimmung perfekt auf den Zuhörer übertragen. Besonders Intro und Outro sind mit den rhythmischen Klängen im indischen Stil richtig gut gelungen.

Das Cover ist dieses mal - ganz untypisch für die Serie - in recht hellen Farbtönen gehalten. Das abgebildete Motiv passt landschaftstechnisch wunderbar ins alte Indien, und auch die Titel gebende Gespenster-Rikscha mit der traurigen Agnes Keith-Wessington ist sehr gelungen. Praktisch wie immer ist die Auflistung der Tracks mit Namen hinter der CD.

Fazit: Wenn auch kein absolutes Highlight der Serie, ist "Die Gespenster-Rikscha" immer noch herausragende Grusel-Unterhaltung auf höchstem produktionstechnischen Niveau.


Gruselkabinett - 30. Der Vampir



Erster Eindruck: Schändliches Treiben in ganz Europa

Auf einem Ball zu seiner Einführung in die Gesellschaft macht der junge Adelige Percy Aubrey Bekanntschaft mit Lord Ruthven, einem Mann, der ihn sofort mit seiner düsteren Aura fasziniert. Schnell entschließen sich die beiden, zusammen auf eine ausgedehnte Reise durch ganz Europa zu gehen. Doch schnell wird die Freundschaft der beiden ungleichen Kameraden auf die Probe gestellt, denn ein Brief aus London erreicht Percy...

Auf sage und schreibe 30 Folgen hat es das ausgezeichnete Gruselkabinett von Titania Medien bereits gemacht - dazu erst einmal herzliche Glückwünsche. Nach dem eher außergewöhnlichen "Glöckner von Notre Dame" wird mit John William Polidoris "Der Vampir" wieder klassische Schauerromantik geboten. Gänsehaut ist den Hörern gerantiert, denn immer bedrohlicher und rätselhafter wird das Autauchen von Lord Ruthven. Doch auch die Psyche Percys, die durch immer neue Leiden weiter und weiter geschwächt wird, spielt in dieser Erzählung eine entscheidende Rolle. Diese beiden Komponenten lassen ein interessantes und unterhaltsames Werk entstehen, das in einem spannenden und dramatischen Ende gipfelt. Besonders der letzte Satz, ein düsterer Ausblick, lässt einen erschauern. Außergewöhnlich ist die Erzählweise, die sich teilweise aus Briefen von Percy zusammensetzt und teilweise ganz ohne Erzähler auskommt und dabei zwischen verschiedenen Perspektiven wechselt. Wieder beweisen Marc Gruppe und Stephan Bosenius, dass sie die beiden Männer für feinsinnigen Grusel sind.

Auch die Sprecher tragen einen großen Teil zum Gelingen der Produktion bei. Patrick Bach fällt als Percy Aubrey der größte Teil zu, und diesen gestaltet er mit getragener Stimme mit viel Betonung, ohne festgefahren zu wirken. Sein Gegenpart, Lord Ruthven, wird von Christian Stark gesprochen, der eine intensive und schauerliche Leistung abliefert. Auch Kristine Walther passt als Jane Aubrey, Percys Schwester, wunderbar in das hervorragende Ensemble, zu dem auch noch Sarah Riedel, Kaspar Eichel und Anita Lochner gehören.

Die Musik ist an die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts angelehnt und überzeugt mit Orchesterarrangements, die die Story tragen und einen roten Faden bilden. Besonders in den dramatischeren Szenen ist sie auch schon mal etwas lauter und bildet so mit den Sprechern ein intensives Klangerlebnis.

Ziemlich düster ist das Cover, auf dem wir die zwei Hauptpersonen betrachten dürfen. Besonders die Vollmondszene mit der Toten auf den Armen des Mannes, dessen Gesicht im Halbschatten liegt, ist sehr gelungen. Auch die Gestaltung mit den umrahmenden Säulen und dem schönen "Gruselkabinett" Schriftzug muss an dieser Stelle noch einmal gelobt werden.

Fazit: Das Gruselkabinett mit einer bestechenden Folge, die wunderbar in die Reihe passt und feinen Grusel bietet. Für einen grusligen Winterabend genau das richtige.


Gruselkabinett - 29. Der Glöckner von Notre Dame - Teil 2



Erster Eindruck: Das Drama nimmt seinen Lauf...

La Esmeralda ist mehr durch Zufall die Ehefrau vom Dichter Pierre Gringore geworden, der ihr tiefe Ehrerbietung entgegenbringt. Quasimodo, der missgestaltete Glöckner der Pariser Kathedrale Notre Dame, ist seit seiner Bestrafung am Pranger merklich verändert und hegt tiefe Gefühle für die junge Zigeunerin. Auch sein Ziehvater und Mentor, Claude Frollo, ist fasziniert von der anmutigen Schönheit und schmiedet finstere Pläne...

Was für ein faszinierendes Hörspiel! Schon die erste Folge von "Der Glöckner von Notre Dame" bestach durch Andersartigkeit und geradezu schockierenden Ereignissen. All dieses kann auch der zweite Teil aufgreifen, fügt dem ganzen aber noch etwas Ungewöhnliches für das "Gruselkabinett" von Titania Medien hinzu: Dramatische, tiefgreifende und berührende Gefühle. In den verschiedensten Szenen werden die Verwicklungen in der mittelalterlichen Metropole derart dramatisch dargestellt, dass der Hörer regelrecht gefesselt ist und tief in die Geschichte hereingezogen wird. So entsteht ein für das Gruselkabinett ganz und gar ungewöhnliches, intensives Hörspiel, dass seinen vollen Reiz entwickelt, wenn man sich auf die beschriebenen Gefühle einlassen kann.

Neben den schon in der vorigen Kritik erwähnten Hauptakteuren, die auch im zweiten Teil ihre Charaktere zum Leben erwecken, sind es auch die vielen kleineren Rollen, die zum vollen Hörgenuss beitragen. Schon allein Gisela Fritsch, Eva-Maria Erth und Wilfried Herbst sorgen als aufgebrachte Meute für Gänsehautschauer. Anita Lochner spricht die Büßernonne, eine Frau die sich ganz dem einsamen und entbehrungsreichen Leben und dem Hass auf die Zigeuner ergeben hat, und legt damit eine der intensivsten Darstellungen überhaupt vor. Als Erzähler ist Roland Hemmo zu hören, dessen Stimme wunderbar dazu passt. Weitere Rollen übernehmen Julien Haggège, Ilona Otto und Matti Klemm.

Die Soundgestaltung ist wieder vollkommen gelungen. Atmosphärische Musik und passende, realistische Geräusche lassen das Geschehen aufleben und rücken es näher an den Zuhörer heran. Besonders das dramatische und gefühlsbetonte Ende ist absolut gelungen umgesetzt.

Das Cover zeigt Notre Dame vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne, was stimmungsvoll und detailliert geworden ist. Auch die Gestaltung des Pappschubers ist gelungen, denn neben den einzelnen CDs sind auch beide zusammen erhältlich.

Fazit: Hier übertrifft sich das Produzententeam von Titania Medien mal wieder selbst! Unglaublich intensiv und mein neuer Höhepunkt der Serie!


Gruselkabinett - 28. Der Glöckner von Notre Dame - Teil 1



Erster Eindruck: Weltliteratur im Gruselkabinett

Das mittelalterliche Paris wird von der Pest bedroht, und Claude Frollo, ein junger Ordensbruder, kümmert sich nach dem Tod seiner Eltern um seinen Bruder Jean. Doch noch ein anderes Kind braucht Fürsorge: Völlig missgestaltet und geistig zurückgeblieben wird es von dem Bewohnern verspottet und fast getötet, bis Frollo einschreitet und das Kind in Notre Dame großzieht und später Glöckner werden lässt. Und dann kommt die junge Zigeunerin La Esmeralda in die Stadt...

Mit "Der Glöckner von Notre Dame" hat sich Titania Medien an die Umsetzung des berühmtes Werks von Victor Hugo aus dem Jahr 1831 gewagt. Fernab von Vampiren oder Werwölfen entwickelt die Geschichte ihre ganz eigene Art von Grusel: Die Abgründe der menschlichen Seele. Die Grausamkeiten, die Quasimodo, dem Glöckern, angetan werden, werden von den phantastischen Sprechern sehr intensiv vertont und übertragen sich so mit voller Wucht auf den Zuhörer. Diesem begegnet mit Claude Frollo eine sehr zwiespältige Figur: Als Geistlicher kümmert er sich aufopfernd um seinen Bruder und auch um Quasimodo, ist jedoch als Alchemist mit den dunklen Künsten verbunden und auch sonst nicht der Gutmensch, für den man ihn anfangs halten mag. Die Story besticht eher durch interessante Figuren und erschreckende Ereignisse als durch Spannung, ist aber gerade deshalb ein abwechslungsreiches und intensives Hörspiel geworden, dass - soviel sei verraten - nur noch vom zweiten Teil übertroffen werden kann.

Als Claude Frollo ist Udo Schenk zu hören, der mit Härte in der Stimme diesen Charakter mit Inbrunst und Leidenschaft charakterisiert. Die anspruchsvolle Rolle des Quasimodo hat Tommy Morgenstern übernommen. Da der Glöckner taub ist, musste für ihn eine spezielle Intonierung gefunden werden, die glaubhaft und Mitleid erregend geworden ist. Als junge Zigeunerin La Esmeralda hören wir Kristine Walter, die bisher noch nicht wirklich in Hörspielen zu hören war. Völlig unverständlich, denn auch sie agiert völlig glaubhaft und intensiv. Weitere Sprecher sind unter anderem Patrick Bach, Roland Hemmo und Inken Sommer.

Feinsinnig und atmosphärisch wie immer ist die akkustische Gestaltung von Stephan Bosenius und Marc Gruppe geworden. Orchesterarrangements, mal wuchtig, mal ganz still und verhalten, untermalen jede einzelne Szene und verpassen ihnen eine ganz eigene Stimmung, die mittlerweile typisch für das Gruselkabinett geworden ist.

Das Cover ist wieder von Firuz Askin und zeigt uns einen Quasimodo, wie er wirklich beschrieben worden ist: Abstoßend und doch Mitleid erweckend. Auch die Steinfiguren des Notre Dame sind stimmungsvoll in Szene gesetzt.

Fazit: Ein großes Stück Literatur, das mit Sinn fürs Detail wunderbar umgesetzt wurde. Mal wieder ein Highlight aus dem Gruselkabinett


Gruselkabinett - 27.Der Leichendieb



Erster Eindruck: Gruselig bis in die Nackenhaare!

Der junge Medizinstudent Fettes bekommt nach langen Bemühen eine sehr begehrte Stelle: Er darf Professor Knox, einem angesehenen Mediziner an der Universität, assistieren. Doch schon anfangs kommen ihm erste Zweifel als er erfährt, dass viele Leichen auf nicht gerade legalem Weg auf den Seziertischen der Universität landen. Immer mehr wird die Loyalität seinem Arbeitgeber gegenüber auf die Probe gestellt, besonders als die junge Prostituierte Jane Galbraith, deren Dienste Fettes ab und an in Anspruch genommen hat, vom zwielichtigen Skinner geliefert wird. Doch Dr. Macfarlane, ebenfalls Mitarbeiter Professor Knox, bringt ihn zur Einsicht, dass er schon viel zu weit mit drinsteckt. Und dann taucht auch noch ein alter Bekannter von Macfarlane auf, der diesen völlig aus der Fassung bringt…

Das Gruselkabinett macht sich daran, uns zum mittlerweile 27. Mal wohlige Gänsehautschauer über den Rücken laufen zu lassen. Die Geschichte um den Studenten Fettes wird wieder aus seiner eigenen Sicht erzählt, und wieder ist die Hauptperson um Jahre gealtert und erzählt in einer Kneipe nach der Begegnung mit Macfarlane seinen Freunden von den längst vergangenen Ereignissen. Durch diesen Trick ist kein vom Geschehen abgesonderter Erzähler nötig, ohne dass die nötige Distanz zum Geschehen fehlt. Das Hörspiel entwickelt seinen ganz eigenen Reiz, vom anfänglichen Schauern über den Handeln mit Leichen über Fassungslosigkeit über die Skrupellosigkeit einiger Charaktere bis hin zum Gruseln über ein soviel sei verraten übernatürliches Phänomen. Dass man sich durch die verwendete Sprache und die tolle Produktion in frühere Zeiten versetzt fühlt, ist ja mittlerweile schon Markenzeichen der Serie. Wieder eine extrem starke Folge einer hörens- und lobenswerten Serie.

Diese Folge ist definitiv die Folge der markanten Männerstimmen: Michael Pan ist als Fettes zu hören, der zwischen verschüchtert und beängstigend spielend wechseln kann und alle Facetten seines Charakters gut beleuchtet. Torsten Michaelis und Hans-Werner Bussinger sind in ihren Rollen des Dr. Macfarlane und des Professor Knox genauso überzeugend, besonders die Zwielichtigkeit zwischen seriöser Forschung und schrecklicher Gleichgültigkeit ist fast schon beängstigend. Als Leichenlieferant Skinner ist Andreas Mannkopf zu hören, eine ideale Wahl für den heruntergekommenen Charakter. Die beeindruckenste Leistung hat für mich allerdings Wilfried Herbst abgeliefert, vielen aus diversen Kinderhörspielen als Sekretär des Bürgermeisters bekannt: Er schreit, lallt und droht in intensiver Art und Weise, fast schon irr, aber dabei schrecklich ausdrucksstark.

In gewohnter Qualität ist auch dieses mal die musikalische Gestaltung. Eine dichte Atmosphäre, beeindruckende Hintergrundmelodien und eine Begleitung nahe an den Charakteren lässt diese Folge zum Hörerlebnis der Extraklasse werden. Auch die Geräusche wirken stimmig und sind vornehmlich zur Unterstützung der Handlung gedacht, anstatt diese zu gestalten.

Das in Grautönen gehaltene Cover von Titania- Stammzeichner Firuz Askin ist der düsteren Stimmung der Story gut angepasst und lässt die Geschehnisse vorm Auge des Betrachters greifbar werden. Absolut gelungen!

Fazit: Tolle Folge mit hintergründigem Grusel und besonders starken Sprechern. Ein Muss für jede Hörspielsammlung ist diese Serie allemal, hier kommt ein weiterer guter Grund dafür hinzu.


Gruselkabinett - 26. Die liebende Tote



Erster Eindruck: Ein Priester zwischen einer Frau und seinem Gott

Während seiner Priesterweihe erblickt der fromme Mönch Romuald eine Frau, die ihn vom ersten Moment an fasziniert und in ihren Bann zieht. Fast bricht er die Zeremonie ab, weil er glaubt, ihre Stimme zu hören, die ihn von seinem Zölibatsgelübte abhalten will. Seit diesem Moment geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Kurze Zeit später wird er als neuer Priester in einer kleinen Gemeinde eingesetzt und versucht dort, den Gedanken an die Frau zu entkommmen. Doch mitten in der Nacht kommt plötzlich ihr Diener zum Priester, weil seine Herrin Clarimonde im Sterben liege und die letzte Ölung brauche. Doch ist die Schönheit wirklich tot?

Die mittlerweile 26. Folge "Gruselkabinett" des Labels Titania Medien setzt die Reihe mit einem weiteren Meisterwerk der Schauer-Romantik fort. Und wieder einmal werden sämtliche Zutaten, die die Serie so hörenswert machen, zu einem stimmigen Ganzen zusammengemischt: Glänzende Sprecher, eine intensive Geräuschkulisse und natürlich eine ansprechende Geschichte. Besonders gelungen ist die Rolle des Erzählers: Der gealterte Romuald erzählt einem jüngeren Mönch von den weit zurückliegenden Ereignissen. So ist die Abtrennung zum Hörspielgeschehen deutlich, ohne dass der Erzähler völlig unbeteidigt wäre. Die Geschichte an sich ist dieses mal nicht das Highlight der ganzen Serie, aber unterhaltsam ist sie allemal!

Großen Wert wurde auch dieses mal auf die Auswahl der Sprecher gelegt, die ideal auf ihre Rollen besetzt wurden und ihren Charakteren Leibhaftigkeit verleihen. Als alten Romuald, also den Erzähler, hören wir Kaspar Eichel, dessen warme Stimme einen durch das Hörspiel begleitet und dabei immer präsent und intensiv ist. Als sein jüngeres Ich ist Julien Haggège im Einsatz, der die Zerissenheit seines Charakters zwischen seiner Berufung als Priester und der Liebe zu der Frau gut herausarbeitet. Als Clarimonde hören wir Sabine Arnhold, eine ausgezeichnete Wahl für die Rolle der sündigen Verführerin. In weiteren Rollen sind Christian Rode, Torsten Michaelis und Cornelia Meinhardt zu hören.

Wie immer beim Leverkusener Label kann man die musikalische Untermalung nur als äußerst gelungen bezeichnen. Auffällig waren dieses mal die choralen Gesänge, die die Zeiten des frühen 19. Jahrhunderts näher an den Zuhörer rücken. Ein dichter Klangteppich, der einen in den Bann zieht und so schnell nicht mehr loslässt. Die Geräusche sind eher spärlich, aber immer terffsicher und glaubwürdig eingesetzt.

Einen gewissen Hauch von Kitsch kann man dem Cover wohl nicht absprechen, aber es fängt die Atmosphäre des Hörspiels gut ein. Die Illustration von Firuz Askin zeigt Clarimonde auf ihrem Bett mit dem betenden Romuald, ein in angenehmen Farben gehaltenes Cover.

Fazit: Eine grundsolide Folge des Gruselkabinetts, die Fans begeistern dürfte und allen Neuzugängen ebenso ans Herz gelegt sein sollte!


Gruselkabinett - 25.Der Fall Charles Dexter Ward -2-

Erster Eindruck: Besessen oder nicht?

Charles Dexter Ward nimmt ein immer merkwürdigeres Verhalten an. Sein Umfeld ist von seinem Benehmen so fassungslos, dass besonders seine Mutter sehr darunter leidet. Dexter Ward kauft sich einen Bungalow in der Nähe seines Vorfahren Joseph Curwe. Dort setzt er seine Experimente in dem weit verzweigten System unter dem Haus fort. Aber ist es wirklich noch Charles der hier hantiert, oder ist er von seinem Ahnen besessen der sein grausiges Werk vollenden will?

Der zweite Teil der Umsetzung der H.P Lovecraft Geschichte "Charles Dexter Ward" lässt einem streckenweise das Blut in den Adern gefrieren, insbesondere die Stelle als Joseph Curwen offenbart, dass er von Charles Besitz ergriffen hat. Nach und nach werden die Geheimnisse aufgedeckt, was sich einem grandiosen Finale gipfelt. Den Machern ist es gelungen ein Hörspiel zu schaffen, dass dem Stoff würdig ist, gruselig, mysteriös und die Action kommt auch nicht zu kurz.

Wie auch schon im ersten Teil sind die Sprecher, die Marc Gruppe und Stephan Bosenius für diese Produktion gewinnen konnten, exzellent. Den größten Teil des 63 Minuten Hörspiels bestreitet Ernst Meincke, da er hier auch als Erzähler fungiert, seine Stimme passt vortrefflich zu der Figur, die er verkörpert. Cornelia Meinhard, die die Mutter von Charles Dexter Ward spricht, kommt im zweiten Teil nur sehr kurz vor, da sie auf Reisen geht, weil sie die seltsame Verwandlung von Charles nicht erträgt. Wiederum besonders hervorragend ist der vielseitige Frank Schaff, der seine Stimme virtuos zum Einsatz bringt und die Rolle des Charles Dexter Ward auf verschiedenste Weise umsetzt. Klingt die Musik im ersten Teil noch sehr vordergründig, rückt sie hier etwas in den Hintergrund, was der gruseligen Atmosphäre sehr zuträglich ist. Wenn Musik zum Einsatz kommt, ist diese sehr klassisch gehalten. Die Geräusche sind wie immer in den Titania Medien Produktion einwandfrei.

Das Cover zeigt diesmal das Elternhaus von Charles Dexter Ward. Auch hier ist das gespenstische, das von der Geschichte ausgeht, gut umgesetzt worden. Firus Askin schafft es immer wieder ein Cover zu zeichnen, das einem direkt ins Auge fällt.

Fazit: Den Fall Charles Dexter Ward möchte ich als ein Meisterwerk aus der Gruselkabinettreihe nennen. Grandios!



Gruselkabinett - 24.Der Fall Charles Dexter Ward -1-



Erster Eindruck: Zwischen Realität und Wahnsinn...

USA in den 20er Jahren: Dr. Marinus B. Willet, Hausarzt der Familie Ward, besucht deren Sprössling Charles Dexter in einer Nervenheilanstalt. Und obwohl er am nächsten Tag ohne definitve Diagnose entlassen worden wäre, ist er anscheinend am selben Abend entflohen. Das Telefongespräch mit Charles' Vater Theodore nimmt Dr. Willert zum Anlass, sich das Leben des psychisch gestörten Charles in Erinnerung zu rufen, der sich nach der Schule mit Okkultismus beschäftigt hat und mit 21 Jahren zu einer Reise quer durch Europa begonnen hat. Danach setzte er seine merkwürdigen Experimente, die er vor seinen Eltern geheim hält, fort. Was erforschte er mit dem vielen Lärm und den unangenehmen Gerüchen in seinen Zimmern? Und was hat sein Vorfahr Joseph Curwen, von dem er seit Jugendtagen fasziniert ist, damit zu tun?

Titania Medien legt mit Teil 24 und 25 der Reihe Gruselkabinett wieder einmal ein zweiteiliges Meisterwerk vor: Der Fall Charles Dexter Ward des Kultautoren H. P. Lovecraft. Und schon der erste Teil weiß zu überzeugen. In gewohnter Qualität bauen die Regiesseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe eine unglaublich spannende Story auf, die dieses mal durch einen nicht stringenten Handlungsablauf unterstüzt wird. So hören wir zu Beginn einen äußerst vielversprechenden Prolog aus dem Jahr 1771 um die Geschehnisse des Joseph Curwen, springen dann ins Jahr 1928 zum Besuch Dr. Willets in der Heilanstalt, um kurz darauf die Jugend von Charles Dexter Ward erzählt zu bekommen. Dabei fällt es glücklicherweise trotzdem nicht schwer, dem Handlungsverlauf zu folgen. Vom verheißungsvollen Anfang bis zum spannungsgeladenen Ende ist man gefesselt von der verstörenden Story und der intensiven Produktion.

Als Sprecher des Dr. Marinus Willet konnte man Ernst Meincke gewinnen, der damit auch teilweise als Erzähler fungiert. Seine tiefe Stimme passt hervorragend zu dieser Rolle. Hans-Werner Bussinger und Cornelia Meinhardt als besorgtes Ehepaar Ward spielen ihre Rollen intensiv und glaubhaft. Doch in dieser Folge fällt besonders Frank Schaff positiv auf, der in seiner Doppelrolle als Charles Dexter Ward und Joseph Curwen brilliert. Seine überzeugende Interpretation des bemerkenswerten jungen Mannes lässt einem das ein oder andere mal wahre Gänsehautschauer über den Rücken laufen.

Auch in dieser Folge kann sich die Musik absolut hören lassen. Die orchestrale Begleitung lässt eine beklemmende Atmosphäre entstehen, die einen nicht loslässt und einen an die Lautsprecher fesselt. Sämtliche Geräusche, vom kleinen Laut bis zum größten Krachen, sind glaubhaft eingesetzt und unterstützen die Sprecher in ihrer Glaubwürdigkeit.

Das gezeichnete Cover des ersten Teil, welches die Titelfigur vor einem Portrait seines Vorfahrens Joseph Curwen zeigt, ist wieder äußerst gelungen. Ohne den Charakter der Folge zu verfremden fügt es sich in das Gesamtkonzept der Serie ein.

Fazit: Ein vielversprechender erster Teil, der an sich gesehen schon ein echter Höhepunkt der Serie ist. Höchtwertung für diese intensive und spannende Umsetzung.


Gruselkabinett - 23.Die Bilder der Ahnen

Erster Eindruck: Geisterhaftes im Gruselkabinett

Ferdinand von Panner ist auf Einladung zu Besuch auf dem Schloss eines Freundes aus der Schule. Auf dem Weg dorthin müssen sie halten und so kommt es, dass Ferdinand in eine Runde von Frauen gerät, die sich bei Tee Geistergeschichten erzählen, auch der Graf steuert eine zu der Runde bei. Auf dem Schloss seines Freundes geht eine Geistererscheinung um, vor der sich grad die männlichen Nachkommen fürchten. Was steckt hinter dem düsteren Geheimnis des Schlosses und den Bildern der Ahnen?

Anders als bei der Vorgängerfolge wird es hier wieder schön schaurig. Nach dem Freischütz sind nun die Bilder der Ahnen die zweite Geschichte aus der Feder von Johann August Apel, die das Team von Titania umsetzt. Die Story ist eine typische Geistererzählung, sie bietet nichts neues und bedient alle Klischees des Themas, aber sie wurde zu Recht in die Reihe aufgenommen.

Auch in der 23. Folge glänzen die Protagonisten wieder durch eine wunderbare Darstellung ihrer Rollen. Neben Gerrit Schmidt Foss, der hier die Hauptrollen des Ferdinand von Panner bestreitet, sind noch weitere Hörspielgröße wie Marianne Groß, Klaus Dieter Klebsch, Lutz Riedel und Heinz Ostermann zu hören. Eine hochkarätige Besetzung, wie man sie selten erlebt.

Sei es ein imposantes Orgelspiel oder das kleine leise Flötenstück, die Musik die Marc Gruppe und Stephan Bosenius in ihre Produktionen einfließen lassen, ist immer stimmungsvoll und beieindruckt durch atmosphärische Dichte.

Die bildliche Darstellung auf dem Cover ist diesmal wieder auch sehr gut getroffen. Das Cover fügt sich einwandfrei in anspruchsvolle Covergestaltung von Titania Medien ein.

Fazit: Ein Hörgenuss der Extraklasse.


Gruselkabinett - 22.Der fliegende Holländer

Erster Eindruck: Titania sticht in See

Prinz Albert Victor lädt seinen ehemaligen Leher in die Oper ein, dargeboten wird die Geschichte einen Seemannes, mit dem die beiden Herren selber eine Begegnung gehabt haben. Der Holländer und seine Mannschaft sind bis in alle Ewigkeit verflucht, da der Käptain in einer stürmischen Nacht einen unheilvollen Satz ausgesprochen hat.Unheil droht jedem der dem verfluchten Schiff zu nahe kommt. Nur alle sieben Jahre kann der Holländer an Land gehen, um sich eine Frau zu suchen die ihn bedingungslos liebt. Findet er sie kann er erlöst werden. Unheil trifft aber alle die sich mit dem verfluchten Käptain einlassen.

Vom Namen her kannte ich die Geschichte vom fliegenden Holländer, gelesen oder gehört hatte ich sie bis dato noch nicht. Mir hat die Story an sich auch wunderbar gefallen, auch wenn man vielleicht erwähnen sollte, dass die Story sicherlich gut in das Gruselkabinett passt, aber dennoch nichts wirklich Gruseliges an sich hat. Die Umsetzung ist natürlich wieder Titania Medien like: Eindrucksvoll pompös.

Simon Jäger, Nicolas Artajo und David Nathan als unheilvoller Kaptain bilden hier die Hauptcharaktere, die drei harmonieren so gut miteinander wie ich es selten erlebt habe. Die Rollen scheinen ihnen auf dein Leib geschrieben worden zu sein. In der Rolle der auserwählten Braut ist Dascha Lehmann zu hören, die auf beeindruckende Weise die Geschichte um das holländische Schiff von ihrer Großmutter, die von Barbara Adolph verkörpert wird, erzählt bekommt.

Was soll ich hier zu der Musik noch schreiben, keine andere Serie versteht es, impostane Orchestermusik mit einer schaurigen Story zu verbinden. Grad hier passt die Musik wie die Faust aufs Auge, da die Handlung in der Oper spielt. Geräusche und Eeffekt sind auch diesmal wieder perfekt eingesetzt.

Das Cover ist nett und sicherlich auch gelungen, aber hier hätte man noch etwas mehr raus holen können. Vielleicht wäre es gut gewesen, noch die Opferung Katharinas darzustellen. Die Handlung ist ja schon sehr darauf ausgerichtet, dass die beiden heiraten wollen und Katharina sich schon lange eine Begegnung mit dem Kaptiän wünscht.

Fazit: Sicherlich gehört auch diese wahre Begebenheit nach Heinrich Heine in das Gruselkabinett und sie bietet auch zweifelsohne gute Unterhaltung, aber es ist nicht die Überfolge.


Gruselkabinett - 21.Der Hexenfluch

Erster Eindruck: Mein Highlight für Halloween

Im Jahr 1662 wurde die Hexe Katrina van Kampen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sie schwor ihren Peinigern schreckliche Rache. Immer in der letzten Nacht des Oktobers will sie sich an der Familie des Junker Harper rächen! 300 Jahre später ist es wieder Halloween: Die beiden letzten Nachfahren der Familie Harper sind die Schwestern Abigail und Emily! Die skeptische Abigail glaubt nicht an die Rache von Katrina, anders Emily die schreckliche Ängste in der letzten Oktobernacht durchstehen muss! Wird die beiden Schwestern der Fluch ereilen und steckt wirklich nur die Hexe dahinter?

Dies ist die 21 Folge der preisgekrönten Serie Gruselkabinett und auch hier lässt sich das Label Titania Medien nicht lumpen. Die Geschichte nach Per McGraup ist gruselig, spannend und überraschend zugleich. Mir hat besonders die Szene der Verbrennung Katrinas gefallen und dann die doch ziemlich überraschende Wendung ins Jahr 1962, damit hätte ich in der Form nicht gerechnet! Eine wunderbare und innovative Idee! Die weitere Story weiß aber auch genauso zu überzeugen.

Als Hauptakture hören wir Marianne Wischmann und Edith Schneider als Schwestern Harper, die beiden passen von der Tonlage als auch vom Sprechstil gut zusammen. In einer kleinen Nebenrolle wurden Lutz Riedel und Gerrit Schmidt Foss engagiert. Auch hier passen die Sprecher zu den Rollen! Die Schauspieler die für das Gruselkabinett zum Einsatz kommen sprechen ihre Charaktere immer mit Leib und Seele, sie hauchen jeder Figur auf ganze besondere Art und Weise Leben ein.

Auch bei dieser Folge stellt das Titania Medien Team ihr ganzes Können unter Beweis und bietet hier auch wieder eine wunderbare Geräuschkulisse die unter die Haut geht.

Das Cover zu dieser Folge ist ein ganz besonderer Leckerbissen, es schaut ganz hervorrangend aus und steht auch den anderen Cover optisch in nichts nach. Was ich hier hervorheben möchte ist, dass die einzelnen Trackpunkte immer noch mit einem eigenen Titel versehen werden der zu dem Abschnitt gewählt wurde.

Fazit: Ein Halloween Hörspiel wie es passender nicht sein kann. Oft wirklich gänsehautverursachend. Ich freue mich auf die nächsten Folgen die bereits im November erscheinen werden.


Gruselkabinett - 20.Der Werwolf

Erster Eindruck: Aaaaaauuuuuhhhhh

Thibaut ist ein junger Holzschuhmacher in einem Ort in Frankreich, er wäre aber lieber ein reicher Edelmann, der sich alles leisten kann! In einer Winternacht rettet er den großen Wolf vor den Jägern des Barons de Vez! Kaum gerettet verwandelt sich der Werwolf in einen Menschen und macht dem Holzschuhmacher ein Angebot, welches Thibaut in große Versuchung lockt! Wird er der Macht des Wolfes verfallen?

Endlich gibt es wieder Neues vom Gruselkabinett. Mit dem Werwolf veröffentlicht Titania-Medien die nunmehr 20 Folge aus ihrer Erfolgsreihe, die auch hier wieder nahtlos an die hohe Qualität der Vörgängerfolgen anschließt und ihnen in nichts nachsteht. Die Story ist sicherlich nicht so stark wie einige andere Folgen der Reihe aber dennoch recht kurzweilig!

In der Hauptrolle können wir Thomas Nero Wolff (Nomen est Omen?) als Thibaut und Uschi Hugo als Angnelette erleben! Die beiden Stimmen harmonieren ganz hervorragend miteinander. Als Baron ist Marco Kröger im Einsatz und als Nepomuk Magloire ist Wilfried "Sekretär Pichler" Herbst zu hören. Die Protagonisten sind wie üblich beim Gruselkabinett aller erste Wahl und passend gewählt.

Die musikalische Untermalung ist das Aushängeschild der gesamten Serie und schafft auch hier wieder die bekannt düstere Atmosphäre. Die Geräusche, sei es das leise Windsäuseln oder das Rauschen der Bäume im Wald, sind so perfekt in die Handlung eingebettet dass man meint man stünde selber im dichten Dickicht.

Das Cover ist beim Gruselkabinett immer eine Augenweide, die Zeichnungen sind so detailliert dass sie in ganz besonderer Art hervorstechen. Auf dem Cover sieht man einen heulenden Werwolf im verschneiten Wald.

Fazit: Wenn auch nicht die stärkste Folge aus dem Gruselkabinett dennoch eine hörenswerte Folge, die qualitativ den Standart halten kann.


Gruselkabinett - 19. Dracula -3-



Erster Eindruck: Showdown in den Karpaten

Unter der Leitung des Vampirjägers Dr. Abraham Van Helsing soll Graf Dracula, der so viel Unheil vollbracht hat, endgültig vernichtet werden. Dazu werden die Särge unbrauchbar gemacht, die von Dracula nach England gebracht wurden, um ihm den Aufenthalt unmöglich zu machen. Doch der teuflische Vampir hat einen weiteren Plan...

Mit großen Schritten eilt die phänomenale "Dracula"-Umsetzung von Titania Medien ihren Ende entgegen. Der dritte Teil des Romangeschehens ist an Tempo kaum zu überbieten, ein Ereignis folgt auf das nächste, und einige Passagen wurden hörbar gekürzt. Trotzdem sind immer noch 70 Minuten herausgekommen, die an Spannung kaum zu überbieten sind. Dabei werden auch hier völlig neue Elemente eingebracht, denn erstmals wird Dracula gejagt und in die Enge getrieben. während dieser ein Mitglied der Gruppe auf seine Seite ziehen will. Das sorgt für weitere Abwechslung und hält die Story dynamisch und vielfältig. Die Verfolgungsjagd durch halb Europa ist vielleicht etwas verknappt dargestellt und hätte für weitere, hochspannende Momente sorgen können, dafür bekommen wir ein furioses Finale zu Ohr, das mit der Handlung würdig abschließt und in weiteres Highlight in dem Vierteiler bietet. Auch diese Folge ist auf höchsten Niveau produziert, die Geschichte interessant, dramatisch und spannend bis zum Schluss, doch nimmt man alle Teile zusammen, hat man ein Meisterwerk der Hörspielkunst, über vier Stunden beste Unterhaltung, die in wirklich keinem Hörspielregal fehlen sollte.

Auch hier sind die Sprecher eine Wucht: Kaspar Eichel ist als Abraham van Helsing extrem überzeugend und beschwört das Bild eines harten und kompromisslosen Mannes, das er mit intensiver Stimme erzeugt. Auch Petra Barthel, die schon im vorigen Teil als Lucy Westenra zu hören war, führt ihre Rolle konsequent und glaubhaft weiter. Wenn auch alle anderen Sprecher zu loben wären, wie beispielsweise Simon Jäger, Arianne Borbach oder Marius Clarén, die Darstellung des Dracula von Joachim Höppner ist und bleibt für mich die Top-Leistung des Hörspiels, so facettenreich, so hintergründig, so intensiv ist seine Sprechweise, die schon allein genommen für Gänsehautschauer sorgt.

Neben der Spannung befindet sich auch die akustische Gestaltung auf ihrem Zenit. In jede einzelne Szene wurde so hörbar viel Liebe und Arbeit gesteckt, dass sich ein dichtes, verwobenes Ganzes ergibt, dass die Geschichte so intensiv ausstattet und für Spannung und wohligen Grusel sorgt. Diese perfekte Inszenierung ist Markenzeichen von Titania Medien und zieht sich durch die gesamte Umsetzung des Dracula.

Auch das Cover ist wieder eine reine Augenweise geworden. Draculas Schloss in den Karpaten thront gebieterisch in der Landschaft, die Kutsche ist auf verschlungenen Wegen zu ihm unterwegs, alles in einer phantastischen Berglandschaft im Sonnenuntergang. Stimmungsvoll wie nie überzeugt es in voller Länge und ist auch auf dem Pappschuber zu finden, der alle vier Teile enthält und im Buchhandel erhältlich ist.

Fazit: Ein packendes, hoch spannendes und vielseitiges Hörspiel, dass die Handlung gekonnt abschließt und zu den besten Hörspiel überhaupt gehört. Unbedingt hören und mitreißen lassen!


Gruselkabinett - 18. Dracula -2-



Erster Eindruck: Unheilvolle Begegnungen in England

Mina Murray verbringt ein paar Tage bei ihrer Freundin Lucy Westenra, da ihr Verlobter Jonathan Harker auf einer Geschäftsreise ist. Doch nachdem ein scheinbar leeres Schiff angespült wurde, beginnt Lucy sich zu verändern und immer abweisender zu werden. Hängt Lucys Zustand tatsächlich mit Jonathans Reise zusammen? Wer treibt während der Nächte in der kleinen Stadt sein Unwesen?

Nachdem sich der erste Teil der "Dracula"-Umsetzung von Titania Medien mit der Reise von Jonathan Harker beschäftigt hat, kehren wir nun nun zu seiner Verlobten Mina Murray zurück und erleben die weiteren Geschehnisse aus einer völlig anderen Perspektive. Auch hier reiht sich ein Höhepunkt an den nächsten, besonders die Szene auf dem Schiff lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und gehört zu den besten Hörspielszenen, die ich je gehört habe. Auch die Szenen mit "Renfield", einem Bewohner der Irrenanstalt, sind unglaublich atmosphärisch, was besonders an der genialen Sprecherleistung liegt. Doch auch die ruhigeren Passagen, wie die drei Heiratsanträge, haben ihren Reiz und sind sehr unterhaltsam. Im Mittelpunkt steht aber natürlich weiterhin die übermächtige Figur des Grafen Dracula, die Menschen zu seinen Gunsten beeinflusst, im Hintergrund die Fäden zieht und kaum zu besiegen zu sein scheint. Wieder fängt die Geschichte quasi bei Null an (nur dass der Hörer schon einige Vorkenntnisse hat) und dramaturgisch perfekt aufgebaut steigert sich die Spannung bis zu ihrem Siedepunkt - um dann recht unvermittelt aufzuhören und damit das Verlagen nach dem dritten Teil zu wecken. Die 75 Minuten vergingen wie im Fluge und waren voller Spannung, diese Umsetzung ist einfach perfekt!

Wie immer gehören zu Umsetzungen von Titania perfekte Sprecherleistungen, so auch hier. Als Mina Murray bestreitet Tanja Geke den Hauptteil der Geschichte und überrascht dabei mit einer sehr femininen und trotzdem eindringlichen Stimme, die ich gerne öfter hören würde. Sehr eindringlich und glaubhaft wahnsinnig spricht Andreas Mannkopff den Renfield und überzeugt dabei auf voller Linie. Hörspiellegende Lutz Mackensy ist als John Seward zu hören, der eine absolut geniale Umsetzung seines Charakters liefert. Weitere Sprecher sind unter anderem Tobias Kluckert, Inken Sommer und Norman Matt.

Wer schon einmal einen Teil aus dem Gruselkabinett gehört hat, weiß was ihn erwartet: Eine perfekte, atmosphärisch sehr dichte Umsetzung, der den Roman feinsinnig interpretiert. Auch hier wurde erkannt, dass sich die Musik nicht immer sonderlich vordergründig abspielen muss, die Geräusche keine lauten Knaller sein müssen, um der Geschichte optimale Stimmungen zu verleihen, im Gegenteil: Durch diese fast hintergründige Umsetzung wirkt alles viel intensiver und viel gruseliger. o soll es sein!

Sehr schaurig und atmosphärisch wie das Hörspiel ist das Cover: Die Illustration kommt meiner Vorstellung des Dracula extrem nahe. In einem alten Schloss hüllt er eine schöne junge Dame in seinen Mantel und ist voller Begierde kurz vorm berühmten Biss in den Hals. Ach hier scheint der Rahmen mit den Säulen wie geschaffen für dieses Bild.

Fazit: Der zweite Teil des Dracula ist ebenso spannend und perfekt inszeniert ist wie sein Vorgänger! Wer Gruselhörspiele mag, wird diese Umsetzung lieben!


Gruselkabinett - 17. Dracula -1-



Erster Eindruck: Im Banne des Vampirs...

Die Reise zum Schloss des Grafen Dracula ist beschwerlich für den jungen Anwalt Jonathan Harker, zumal er immer von Ortsansässigen gewarnt wird, die ihm Unheil prophezeien. Als er ankommt empfängt ihn ein sehr höflicher, zuvorkommender und angenehmer Mann. Doch schon bald zeigt sich, wie sehr der Schein trügen kann...

"Dracula" ist die bekannteste Vampirgeschichte aller Zeiten, unzählige Umsetzungen verschiedener Medien gibt es bereits. Trotzdem haben es sich Titania Medien nicht nehmen lassen, den Roman in ihr Gruselkabinett aufzunehmen, das sich mit den besten Schauergeschichten beschäftigt. Und herausgekommen ist ein sehr feinsinniger, umfassender und selbstverständlich perfekt inszenierter Dreiteiler (plus der Vorgeschichte in Folge 16), der selbst noch packen kann, wenn man die Geschichte schon kennt. Durch die Erzählweise, die an Tagebucheinträge und Briefe angelehnt sind, bekommt man einen genauen Einblick in die handelnden Personen und fühlt sich ihnen sehr nah. Das hat den weiteren Vorteil, dass der Hörer mitten in die Geschichte versetzt wird und das Gefühl bekommt, alles aus erster Hand miterleben. Auch die Story dieser ersten Folge ist genial, die übermächtige Figur des Grafen wird so Angst einflößend , seine drei Bräute so blutrünstig und trotzdem stilvoll, der psychische Verfall und die aufkommende Hoffnungslosigkeit Jonathan Harkers so mitreißend geschildert, dass die 70 Minuten wie im Fluge vergehen und in einem packenden Finale enden, dass man kaum warten kann, den nächsten Teil zu hören. Ein perfekter Start in die Geschichte, die völlig zu Recht zu den besten Umsetzungen zählt.

Joachim Höppner ist wohl die Idealbesetzung für den Grafen Dracula. Erhaben, intelligent und mächtig wird er der Figur in seinem nuancenreichen Spiel völlig gerecht und sorgt für Gänsehautschauer und wohligen Grusel. Als seine Bräute sind Rita Engelmann, Monica Bielenstein und Arianne Borbach zu hören, die ein perfektes Zusammenspiel und betonte Aussprache geradezu zelebrieren und die kurze Szene zum Erlebnis machen. Kurz als Wirt in einem abgelegenen Gasthaus ist Klaus-Dieter Klebsch zu hören, der damit beweist, dass er sich auch gekonnt im Hintergrund halten kann. Weitere Sprecher sind Evelyn Maron, Jürg Löw und Dagmar von Kurmin.

Die Musik setzt wesentliche Akzente im Hörspiel, mal auflockernd bei den Szenenübergängen, mal hintergründig den Hörer beeinflussend und drohende Gefahren verkündend, mal als lautes Stilmittel, um die Dramatik des Momentes zu heben. So sieht eine atmosphärische Gestaltung aus, die von den Geräuschen zur Vollendung gebracht wird.

Das Coverbild zeigt uns die Szene mit den drei Vampirdamen an Jonathans Bett, die leider etwas zu kitschig wirkt. Dafür scheint der Rahmen mit den Säulen und Schnörkeln extra auf dieses Hörspiel gewartet zu haben und gibt dem Hörer eine Vorstellung des Schlosses mit auf den Weg. Wie immer sind hinter der CD die 13 Tracks aufgelistet, um den Wiedereinstieg zu erleichtern.

Fazit: Ein intensives und fesselndes Hörerlebnis, das selbst bei Kennern der Geschichte für wohlig-gruslige Momente sorgt. Absolut empfehlenswert!


Gruselkabinett - 16. Draculas Gast



Erster Eindruck: Ein Mythos beginnt...

Jonathan Harker, der als Rechtsanwalt in London arbeitet, bekommt den Auftrag, mit einem Grafen aus Rumänien ein Geschäft über ein Anwesen in seiner Heimatstadt zu regeln. Doch schon auf der Reise mit der Kutsche warnen ihn die Dorfbewohner vor den Mann. Dennoch setzt der junge Anwalt seine Reise fort und wird bald darauf von unheimlichen Wesen verfolgt...

Es ist das erste mal, dass ein Hörspiellabel diese Vorgeschichte zu Bram Stokers berühmten Roman "Dracula" umsetzt, aber bekannterweise legen Stephan Bosenius und Marc Gruppe Wert auf eine Umsetzung möglichst nah um Original, was diesen Schritt erklärt. Doch im Vergleich zum eigentlichen Romangeschehen fällt diese Kurzgeschichte etwas ab und enthält nicht die packende Spannung der nächsten drei Folgen. Es ist eher ein kleiner Prolog, der geboten wird und in dem wir einige Hintergrundinformationen bekommen, mit den Personen bekannt gemacht und über die allgemeine Situation in Kenntnis gesetzt werden. Das alles wird aber wieder so perfekt inszeniert, mit der so unglaublich dichten Atmosphäre versehen, die ich so an den Produktionen von Titania Medien schätze, dass ich trotz der inhaltlichen Schwächen dieses Hörspiel sehr genossen habe. Zumal es mit einer Länge von ca. 45 Minuten angenehm kurz gehalten wird und die Szenen im Mausoleum wirklich sehr gelungen sind. Ich sehe es als eine sinnvolle Ergänzung zur Haupthandlung, die jeder Fan der Produktion hören sollte.

Wie sollte es anders sein - die Sprecher liefern eine brilliante Vorstellung ab und machen das Hörspiel zum Erlebnis. Simon Jäger bestreitet als Jonathan Harker den Hauptteil der Handlung und bringt die getragene, altertümlich anmutende Sprache hervorragend zur Geltung. Peter Hawkins wird von Jürgen Thormann gesprochen, der hier eine eher ruhige Seite seiner Stimme präsentiert, die sehr eindringlich ist. Hörspiellegende Christian Rode ist als Kutscher zu hören und rundet damit das Ensemble ab. Weitere Sprecher sind Uwe Büschken, Nicola Devico Mamone und Melanie Pukaß.

Und wieder ist bei der atmosphärischen Umsetzung ein Hochgenuss gelungen. Fernab von bombastischen Spektakel wird alles sehr ruhig und gediegen, woraus der eigentliche haarsträubende Grusel erst entstehen kann, der die Seele des Menschen berührt statt nur an der Oberfläche zu kratzen. Schon allein die Umsetzung von "Draculas Gast" ist jede einzelne Minute wert.

Auf dem Cover sehen wir das Mausoleum, das eine so wichtige Rolle in der Handlung hat. Schneebedeckt und mit Jonathan Harker, der darauf zu läuft ergibt sich ein stimmiges Gesamtwerk. Auch die restliche Aufmachung in den Grün- und Grautönen harmoniert sehr gut damit.

Fazit: Auch wenn es etwas an Schwung fehlt, lohnt sich die Vorgeschichte zu Dracula allemal. Die Atmosphäre macht viel wett.


Gruselkabinett - 15. Der Freischütz



Erster Eindruck: Eine große Liebe und eine große Tücke…

Wilhelm, ein junger Amtsschreiber, will die Jägerstochter Kätchen heiraten. Um die Erbfolge der Försterei einzuhalten, muss er sein Geschick jedoch mit einem Meisterschuss beweisen. Gut, dass früher bei einem Jäger gelernt hat. Doch trotzdem wollen ihm plötzlich keine Schüsse mehr gelingen. Doch dann erfährt er von einem verdorbenen Ritual…

Der Freischütz ist ein Titel, den viele wahrscheinlich nicht in der Reihe Gruselkabinett erwartet hätten. Dass er jedoch ganz hervorragend passt, wird hier konsequent bewiesen. Anfangs scheint alles in der kleinen, aber bedeutenden Försterei gut zu laufen, besonders nachdem der Förster Bertram begeistert der Hochzeit zugestimmt hat, aber wie üblich bei dieser Serie wird diese anfängliche Harmonie schnell ins Gegenteil verkehrt und schleichendes Grauen macht sich breit. Die höchst spannende und gruselige Szene, in der Wilhelm die Kugeln nach Anweisung des mysteriösen Stelzfuß fertigt, gehört sicherlich zu den besten der Serie und wird mit vielen gelungenen Beschreibungen und Effekten zelebriert. Der weitere Handlungsverlauf wird ständig begleitet von dem Wissen, dass ein großes Unheil geschehen wird, bis im Finale wieder einmal mit einem geschickten Kniff alles in Frage gestellt wird und den Hörer aufzuwühlen weiß. Keine Frage, es ist eine ungewöhnliche Folge, die uns Titania Medien da vorlegen, aber eben eine unglaublich gelungene.

Auch die Sprecher sind wieder in Hochform und machen das Zuhören zum Genuss für die Ohren. Wilhelm wird von dem eher unbekannten Marius Clarén gesprochen, der eine absolut tadellose Leistung abliefert und mit präzisem Ausdruck überzeugt. Ebenso bis dato fast eine Newcomerin in Sachen Hörspiel war Luise Helm, die ebenso intensiv und leidenschaftlich spielt wie die großen Namen. Absoluter Höhepunkt der Folge ist aber der geniale Jürgen Thormann als Stelzfuß, der mit irrem Lachen und seiner einzigartig krächzigen Stimme wunderbar böse ist. Weitere Sprecher sind unter anderem Tobias Kluckert, Dagmar von Kurmin und Inken Sommer.

Beinahe schon müßig ist es, die fantastische Produktionsweise des Labels und dieser Serie im Speziellen zu loben. Auch hier bestimmen passende, stimmungsvolle Musik und eine dichte Atmosphäre das Hörspiel, wie es kaum ein zweiter kann und was wirklich jede Folge zu einem Genuss macht. Insbesondere das Auftreten von Stelzfuß ist sehr gut inszeniert.

Ungewöhnlich farbenfroh ist dieses mal das Cover, und trotzdem kann man einen Hauch von Düsternis nicht bestreiten. Die Darstellung des Rituals und natürlich Stelzfuß im Hintergrund ist sehr stimmig, will sich aber nicht so gut mit dem Rahmen vereinen wie andere Cover der Serie. Lobenswert ist wieder die Auflistung der Tracks im Bereich hinter der CD.

Fazit: Eine ungewöhnliche, aber sehr spannende und atmosphärische Folge, die mit keinem bisher gehörten zu vergleichen ist. Toll!


Gruselkabinett - 14. Die Blutbaronin



Erster Eindruck: Liebe bis in den Tod... und darüber hinaus.

Baron Ferenc Nádasdy ist immer noch voller Liebe zu seiner längst verstorbenen Frau - sehr zum Leidwesen seiner neuen Frau Katharina. Auch ein vertrauter Geistlicher ist besorgt und rät Ferenc von Elisabeth endgültig Abschied zu nehmen. Doch der entscheidet sich für einen anderen Weg - und lässt gegen allen Rat einen Zauber wirken, der seine Frau wieder lebendig macht...

Auch die 14. Folge des "Gruselkabinetts" reiht sich in die Riege der wunderbar atmosphärischen und grusligen Hörspiele ein - mehr noch: Die Blutbaronin ist ein weiteres Highlight der Serie! Sie erzählt von Begierde, von unendlicher Sehnsucht, die man über alles stellt und sein momentanes Leben vollkommen vernachlässigt. Und welches Unheil das mit sich bringen kann, denn die durch ein mystisches Ritual wiedererwachte Elisabeth (das im übrigen eine fantastische Umsetzung hat) bringt nur zunächst den ersehnten Seelenfrieden Ferencs wieder. Der Schrecken entfaltet sich immer weiter, bis zu einem Gänsehaut-Finale, in dem Elisabeth die versprochene Liebe einfordert - eine Gänsehaut ist da garantiert! Eine Folge des geniales Gruselkabinetts, die sich kein Gruselfan entgehen lassen sollte.

Es sind nur wenige Sprecher, die für dieses Stück gebraucht wurden, die sind dafür umso besser ausgewählt. Als Elisabeth Báthory ist die unvergleichliche Viola Sauer zu hören, die ihre Stimme mal hart und fordernd, mal sanft und geheimnisvoll klingen lässt und somit eine sehr intensive Darbietung vollbringt. Uwe Büschken steht dem als Ferenc Nádadsy in nicht nach und steigert seine Stimme mit dem fortschreitenden Schrecken. Erzähler der Folge ist Hartmut Neugebauer, der als Janos ruhig, aber eindringlich ist. Weitere Sprecher sind Jörg Löw, Inken Sommer und Heinz Ostermann.

Die Musik tut ihr übriges, um das Hörspiel zu einem Erlebnis zu machen. Auch hier schreitet sie mit der Spannung mit und reicht von leise und sanft bis wuchtig und bedrohlich. Dabei wird die Stimmung der Szenerien perfekt eingefangen und ausgebaut.

Ein Lob gebührt an dieser Stelle auch Alice Kaiser, die für das Layout zuständig ist. Das sorgt nämlich dafür, dass alles äußerst stilvoll wirkt und die Illustrationen (die wieder sehr mysteriös ist und mit einem kräftigen Rot für farbliche Abwechslung sorgt) gut zur Geltung kommen. Sogar die CD an sich ist mit einem schönen Design ausgestattet.

Fazit: "Die Blutbaronin" gehört zu den besten Folgen des Gruselkabinetts und ist äußerst intensiv und atmosphärisch. Wunderbar!


Gruselkabinett - 13. Frankenstein -2-



Erster Eindruck: Die erste Begegnung und eine Forderung...

Nach dem Tod seines Bruders William schwört Victor Frankenstein Rache an seinem Mörder zu nehmen - und das ist das Geschöpf, das er selbst aus Leichenteilen erschaffen und zum Leben erweckt hat. Der Weg führt ihn in eine verschneite, unwirtliche Gegend, wo er schließlich sein Werk zutiefst verstört und einsam vorfindet. Und es stellt eine grausame Forderung...

Nachdem sich der erste Teil des "Frankenstein"-Romans vor allem mit Victor und seinem Wahn beschäftigt hat, beleuchtet die 13. Folge des "Gruselkabinetts" insbesondere das Geschöpf Frankensteins. Und dieses wird hier vollkommen anders dargestellt als in vielen Horrorfilmen: Nicht bösartig und blutgierig, sondern hochintelligent, aber von aller Welt verstoßen. Hier wird eine sehr dramatische Seite des Wesens gezeigt, welches bezeichnenderweise nicht Monster, sondern Geschöpf genannt wird. Leider ist auch dieser zweite Teil nicht gewohnt flüssig, sondern etwas spröde. So sind die Erzählungen des Geschöpfes zwar aufschlussreich und interessant, aber nicht wirklich gruselig und außerdem zu lang geraten. Auch die vorangegangene Suche Victor Frankensteins kann zwar vielleicht produktions- und sprechertechnisch überzeugen, aber nicht wirklich packen oder fesseln. Insgesamt ist es eher ein Drama als eine Gruselgeschichte, die mit der tollen Produktion noch einiges retten kann.

Auch hier gibt es in Sachen Sprecher nichts zu meckern. Absolut überzeugend, intensiv und emotional ist Klaus-Dieter Klebsch als das Geschöpf, der sich bei seinen langen Parts nicht aus der Ruhe bringen lässt und die ganze Gefühlswelt des Wesens widerspiegeln kann. Lucas Mertens, der schon in anderen Gruselkbinett-Folgen überzeugen konnte, ist auch hier als William Frankenstein sehr glaubhaft und eindrucksvoll. Mit Christian Rode ist ein weiterer bekannter Sprecher als Alphonse zu hören, der auch hier einen perfekten Leistung glänzt. Außerdem hören wir noch Nicola Devico Mamone, Jürgen Thormann und Heinz Ostermann.

In Sachen Atmosphäre ist Titania fast schon unschlagbar, und auch hier werden wieder angenehme Musikstücke in vernünftiger Lautstärke eingesetzt, die alles sehr dicht, sehr verwoben und passend wirken lassen. Somit werden auch die langen Passagen des Geschöpfes abwechslungreich unterlegt und werden zusammen mit der tollen Leistung von Klaus-Dieter Klebsch zum Hochgenuss.

Die erste Begegnung von Schöpfer und Meisterwerk im ewigen Eis wird auf dem Cover dargestellt, wobei lobenswerterweise das Geschöpf nur von hinten gezeigt wird, um jedem Hörer die Chance auf eine eigene Vorstellung zu ermöglichen. Besonders der Hintergrund mit dem verwaschenen Himmel und den zackigen, vereisten Felsen sagt mir sehr zu.

Fazit: Auch der zweite Teil ist etwas trocken, was allerdings eindeutig der Vorlage und nicht der genialen Produktion zuzuschreiben ist.


Gruselkabinett - 12. Frankenstein -1-



Erster Eindruck: Weltliteratur in stimmiger Umsetzung

Victor Frankenstein, der in Ingolstadt Medizin studiert, will die Grenzen der Wissenschaft sprengen und erntet für seine Versuche, Leben zu erwecken, harte Kritik. Als er ein totes Schwein wiederbelebt, wendet sich auch sein letzter Unterstützer von ihm ab. Doch Victor steigert sich immer mehr in seinen Wahn herein und baut aus Leichenteilen einen kompletten Menschen zusammen...

"Frankenstein" ist einer der berühmtesten Schauerromane überhaupt und für viele ein Inbegriff der Gruselunterhaltung. Klar, dass es sich Titania Medien nicht hat nehmen lassen, diesen Roman von Mary Shelley als Doppelfolge für sein Gruselkabinett umzusetzen. Sogar die einleitenden Worte der Autorin wurden ins Hörspiel übernommen, sodass wir einen gelungenen Start haben. Die Geschichte ist mir persönlich eine Spur zu trocken, obwohl Stephan Bosenius und Marc Gruppe ihr bestes getan haben, sie abwechslungsreich zu gestalten. Hervorstechend ist natürlich die Figur des Victor Frankenstein, dessen Bessenheit und Gewissenlosigkeit in sich steigernde Weise dargestellt werden. Der wirklich packende, besitzergreifende Grusel, der die anderen Folgen so sehr beherrschte, kommt hier erst gegen Ende auf. Vorher wird sich vielmehr mit der Psyche des Victor Frankenstein beschäftigt, um seine Sicht der Dinge auszuleuchten. Auch wenn es sehr lobenswert ist, sich dicht an die Originalvorlage zu halten, ist dieses Hörspiel leider etwas trocken und zu sachlich, aber immer noch perfekt produziert.

Keinerlei Kritik habe ich an den Sprechern, die allesamt sehr engagiert und professionell sind. Die Introszene als Mary Shelley spricht Monica Bielenstein, die in diesem kurzen Stück viel Atmosphäre aufkommen lässt. Als Victor Frankenstein ist Peter Flechtner zu hören, der sichtlich Gefallen an der anspruchsvollen Rolle findet und keinerlei Zweifel an der genialen Umsetzung offen lässt. Auch Rita Engelmann als seine Mutter spricht wie immer mit intensiver und einprägsamer Stimme. Weitere Rollen übernehmen Peetra Barthel, Melanie Pukaß und Hartmut Neugebauer.

Viele Worte müssen ob der genialen musikalischen Gestaltung wohl nicht mehr verloren werden. Die eingesetzten Stücke sorgen dafür, der Geschichte Spannung zu verleihen und sie etwas geschmeidiger wirken zu lassen. So werden die etwas langwierigen Stellen des Romans etwas ausgebessert und unterhaltsamer gestaltet.

Wunderbar ist wieder das Cover geworden, das uns die Erweckung des berühmten Geschöpfes zeigt, sogar das notwendige Gewitter ist im Hintergrund zu sehen. Fast organisch fügt sich die Illustration dieses mal in den typischen Rahmen ein, der an eine altertümliche Burg erinnert, da ähnliche Farben verwendet werden. Toll!

Fazit: Aus der trockenen Vorlage wurde alles herausgeholt, was es an Spannung und Grusel hergibt, insgesamt aber ein eher schwaches Hörspiel der Reihe.


Gruselkabinett - 11. Der Untergang des Hauses Usher



Erster Eindruck: Ein Meisterwerk des Schreckens

Auf die Bitte eines alten Schulfreundes kehrt Philipp Belfield zurück in den Wohnsitz der Familie. Doch bei seiner Ankunft ist der Butler Briggs überrascht und behauptet, Roderick Usher habe ihn nicht eingeladen. Auch seine Schwester Madeline erkennt ihn vorerst nicht, macht aber merkwürdige Anmerkungen über die gesamte Familie. Als Philipp seinen Jugendfreund dann wieder trifft, lässt sich der Untergang des Hauses Usher scheinbar nicht mehr aufhalten…

Als Meister des Schreckens gilt der Schriftsteller Edgar Allan Poe bei vielen, da überrascht es wenig, dass eine seiner Geschichten Einlass in das Gruselkabinett von Titania Medien gefunden hat. Als elfte Folge erschien Der Untergang des Hauses Usher und hat viele der vorangegangenen Folgen in den Schatten gestellt, und auch andere Produktionen der Geschichte können nicht wirklich mithalten. Die Erzählweise ist sehr stringent und hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sodass mit etwa 60 Minuten eine kürzere Folge der Serie erschienen ist, die dafür sehr dicht ist, keinerlei Lücken in der Spannung zulässt und dem Hörer kaum Zeit zum Atmen gibt. Ständig ist er genau wie Philipp Belfield im Zwiespalt darüber, wem er glauben schenken soll. Diese Ungewissheit ist dermaßen aufreibend, dass man alles andere um sich vergisst und sich völlig auf die Handlung einlassen kann. Hinzu kommen einige unglaublich gruselige Szenen, die wahrlich Gänsehauterreger sind. Wie viele Geschichten von Poe kommt auch diese völlig ohne übernatürliche Ereignisse aus, der Horror bezieht sich einzig auf den Menschen an sich, mit dessen Gefühlen meisterlich gespielt wird. Diese einzigartige und packende Umsetzung sollte definitiv jedem Hörspielfan bekannt sein.

Ebenfalls typisch für Edgar Allan Poe ist die Reduktion der handelnden Personen, sodass hier gerade einmal vier Sprecher benötigt werden. Der unverständlicherweise weitgehend unbekannte Oliver Feld hat dabei den größten Part als Philipp Belfield und füllt diesen nicht nur komplett aus, sondern meistert auch die eingestreuten Erzähltexte mühelos und mit eindringlicher Stimme. Als Roderick Usher ist Tobias Kluckert zu hören, der seine große Palette an Emotionen präsentieren darf und eine sehr intensive und beeindruckende Darbietung abliefert. Ebenso hoch zu loben ist Claudia Urbschat-Mingues als Madeline Usher. Sie ist liefert jede Menge gruseliger Momente und sorgt für eine spannende Grundstimmung. Das Quartett komplettiert Kaspar Eichel, der als Butler Briggs zwar nur wenig Text hat, diesen aber umso geschliffener und betonter spricht.

Auch wenn man es kaum glauben mag, auch bei der atmosphärischen Gestaltung ist dieses Hörspiel seinen genialen Vorgängern eine Naselang voraus. Besonders am Ende trumpft es noch einmal aus, und Titania Medien setzt viele Stilmittel ein, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Besonders die Symbiose aus geflüstertem Text und schauriger Musik hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck.

Sehr zurückhaltend ist dieses mal die Covergestaltung, was mir sehr zusagt. Keine Menschen, nur das Nebel verhangene alte Herrenhaus mit dem unheilvollen Raben im Vordergrund. Das passt nicht nur optimal zum Hörspiel und transportiert viel von dessen Grundstimmung, sondern lässt auch viel Spielraum für die Gedanken des Einzelnen.

Fazit: Ein ganz großes Meisterwerk der Hörspielkunst, feinsinnig arrangiert und voller widerstrebender Gefühle. Eine der besten wenn nicht sogar DIE beste Folge der Serie. Unbedingt anhören!


Grusekabinett - 10. Dr.Jekyll und Mr. Hyde



Erster Eindruck: Klassiker in genialer Hörspielumsetzung

Gabriel J. Utterson, ein angesehener Anwalt, ist in großer Sorge um seinen engen Freund Dr. Henry Jekyll, der einem gewissen Mr. Hyde nach seinem Tod als Alleinerbe einsetzen will. Als sich dieser Mr. Hyde dann als grausam und rüpelhaft erweist, will Gabriel seinen Freund zur Besinnung bringen. Doch da ahnt er noch nicht, wie eng die Schicksale von Jekyll und Hyde verbunden sind...

Zugegeben - wirklich überraschend dürfte die Auflösung der berühmten Novelle "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" für viele nicht sein, dazu ist die Geschichte zu bekannt. Daher überzeugt der 75-minüter eher mit seiner schaurig-schönen Umsetzung und natürlich auch mit der ganzen Geschichte, die es sich in jedem Fall zu kennen lohnt. Und sie ist fast schon psychologisch zu verstehen: Der angesehene Dr. Jekyll unterdrückt seine dunkelsten Bedürfnisse, seine tiefsten Verlangen soweit, dass sie irgendwann hervorbrechen und ihn ganz unter Kontrolle haben. Verpackt ist das aber in eine spannende und unterhaltsame Geschichte, die den Hörer in ihren Bann zieht und in das düstere Seelenleben von Jekyll/Hyde entführt. Eine sehr hörenswerte Umsetzung der berühmten Vorlage.

Claus Wilcke fungiert als Utterson nicht nur als Figur, sondern auch als Erzähler und schafft dabei die klare Abtrennung gekonnt, ohne die Emotion zu verlieren. Die schwierige (Doppel-)Rolle von Dr. Jekyll und Mr. Hyde meistert Joachim Tennstedt ganz hervorragend, indem er den beiden Charakteren einen ganz eigenen Klang verleiht. Richard Enfield, Jekylls Cousin, der das erste mal von Hyde berichtet, wird von Torsten Michaelis ebenso intensiv gesprocheen. Weitere Rollen übernehmen Hans-Werner Bussinger, Gisela Fritsch und Evelyn Maron.

"Atmosphärische Hörspiele" haben sich Stefan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien auf die Fahnen geschrieben - ein Versprechen, welches auch hier eingehalten wird. Es ist immer wieder unglaublich, was für eine schaurige, gruselige Stimmung sie erzeugen können, die den Hörer in eine andere Welt zu versetzen vermag.

Das Cover zeigt uns den Zweispalt zwischen dem edlen, gutherzigen Jekyll und dem hinterhältigen, fast schon tierischen Hyde. Auch der Hintergrund mit der flackernden Laterne passt wunderbar ins London des späten19. Jahrhunderts. Wie immer vorbildlich ist die Trackauflistung hinter der CD.

Fazit: Robert Louis Stevensons Werk ist hier stilvoll, schaurig und einfühlsam umgesetzt wurden und kann den ganzen Schrecken der Vorlage transportieren.


Gruselkabinett - 9. Spuk in Hill House -2-



Erster Eindruck: Das Grauen geht weiter…

Nach der ersten Horrornacht im verfluchten Hill House, indem sich eine Gruppe Menschen um Dr. Montague übersinnlichen Phänomenen widmet. Die Nerven liegen bei vielen blank, besonders die feinfühlige Eleanor ist gereizt, weil sich der Spuk auf sie zu konzentrieren scheint. Und dann taucht unerwartet Montagues Frau mit einem Freund auf, um dem Experiment beizuwohnen…

Teil 2 des ersten Gruselkabinett-Mehrteilers Spuk in Hill House schöpft noch einmal aus dem Vollen. Die Charaktere sind gut bekannt, zeigen aber immer neue Seiten und Verwicklungen untereinander, sodass auch hier für Überraschungen gesorgt ist. Insbesondere die kesse Theodora ist unerwartet hart, während sich Eleanor immer weiter in ihrem Wunschtraum einer neuen Familie in Hill House verstrickt. Für Spannungen in der Gruppe sorgen die beiden Neuankömmlinge, die ein geschickter Zug sind, um der Geschichte einen kleinen Wendepunkt zu geben. Doch auch das Haus an sich gibt keine Ruhe und sorgt für viele gruselige Momente, die bis zu einer lebensgefährlichen Situation führen. Das Tempo scheint wesentlich höher als beim ersten Teil, und auch die Dichte an gruseligen Momenten ist höher. Gefallen hat mir wieder die Erzählweise, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Geschichte sehr effektiv beleuchtet. Weiterhin faszinierend ist besonders die Gruppendynamik, die diese Folge sehr hörenswert macht.

Theodora, die gradlinige junge Frau, wird von Arianne Borbach gesprochen, die eine große Palette an Klängen bietet und somit sehr eng mit dem Charakter verwachsen scheint. David Nathan ist als Frauenschwarm Luke Sanderson dabei und meistert auch diese Rolle mit seinem ganz eigenen Charme. Als hochnäsige Gladys Montague ist Rita Engelmann mit einer ebenfalls hervorragenden Leistung zu hören. Weitere Rollen sprechen Matthias Deutelmoser, Janina Sachau und Dagmar von Kurmin.

Auch hier ist die atmosphärische Gestaltung ganz wunderbar gelungen. Mit einer vielseitigen Songauswahl und passenden, realistischen Geräuschen fällt es nicht schwer, in die Geschichte abzutauchen und sich von ihr fesseln zu lassen. Besonders auffällig ist, dass hier mit vielen leisen Geräuschen oder Flüstern eine sehr unheimliche Stimmung erzeugt wurde.

Fast identisch sind die beiden Cover zu der Folge, nur der Himmel über Hill House ist zu einem nächtlichen blau-violett geworden. Diese Idee ist natürlich gut, um die Zusammengehörigkeit der beiden Folgen darzustellen, trotzdem finde ich es wie bei den neuen Folgen schöner wenn jeder Teil seine eigene Illustration hätte.

Fazit: Noch besser und unheimlicher als der erste Teil überzeugt auch Spuk in Hill House vollkommen.


Gruselkabinett - 8. Spuk in Hill House -1-



Erster Eindruck: Das Haus des Schreckens…

Der Anthropologe Dr. Montague will das von Geistern heimgesucht Hill House untersuchen. Dazu hat er zwei übersinnlich begabte junge Frauen und ein Mitglied der Familie, der das Haus gehört, eingeladen, einige Tage dort zu verbringen und ihre Eindrücke mit den Heimsuchungen zu schildern. Was anfangs wie ein lustiger Ausflug anmutet, wird schon bald zu einem schrecklichen Abenteuer…

Mit Spuk in Hill House erschien mit Folge acht und neun der erste Zweiteiler der Gruselkabinett-Serie. Cineasten dürfte die Handlung aus den Filmen "Bis das Blut gefriert" und "Das Geisterschloß" bekannt sein, Titania Medien hat sich jedoch weitestgehend von den Verfilmungen gelöst und konzentriert sich stärker auf die Buchvorlage von Shirley Jackson. Hier steht wieder einmal nicht knallige, laute Effekthascherei im Vordergrund, sondern hintersinniger, leiser Grusel, der sich immer weiter steigert und sich auch mit der Psyche der Menschen befasst. So lernen wir besonders die empfindliche Eleanor Vance kennen, die in ihrer Jugend übersinnliche Fähigkeiten bewiesen hat. Interessant ist besonders die Entwicklung dieser jungen Dame, die über das gesamte Hörspiel immer deutlicher wird und ein weiterer Pluspunkt für das Hörspiel ist. Auch die Spannung steigert sich für den Hörer immer weiter, bis sie in einer unheimlichen Nacht ihren Höhepunkt findet. Hier wird vieles auf die kommende Folge vorbereitet, das das alles sehr unterhaltsam und spannend, sodass auch hier keine Sekunde Langeweile aufkommt.

Evelyn Maron hat als Eleanor Vance den wohl anspruchsvollsten Part, da sie voller widerstrebender Gefühle steckt. Sie meistert aber alles gekonnt und erstellt so ein genaues Charakterprofil der jungen Frau. Als Dr. Montague ist Christian Rode zu hören, der sowohl das wissenschaftliche Interesse als auch die Warmherzigkeit seiner Rolle überzeugend darstellt. In einer kleineren Nebenrolle, bei der man nicht so recht weiß ob man schmunzeln oder sich gruseln soll, ist Gisela Fritsch als merkwürdige Haushälterin Mrs. Dudley zu hören. Weitere Sprecher sind Heinz Ostermann, Charles Rettinghaus und Dagmar Altrichter.

Wieder haben es Stephan Bosenius und Marc Gruppe geschafft, mit einer feinsinnigen musikalischen Untermalung und geschickt platzierten, nicht zu übertriebenen Geräuschen eine wohlig-gruselige Atmosphäre zu schaffen, die so typisch für die Serie ist und für sich allein schon ein kleines Meisterwerk bildet.

Auf dem Cover sehen wir die vier abenteuerlichen Bewohner des Hauses, wobei jeder in seinem ganz eigenen Charakter gut dargestellt wird. Im Hintergrund ist das verfluchte Hill House zu sehen, das sich vor dem abendlichen Himmel abhebt. Wieder eine tolle Arbeit von Firuz Askin.

Fazit: Der erste Teil von Spuk in Hill House besticht durch die genaue Charakterisierung der Hauptfiguren und natürlich durch die wunderbare schaurige Stimmung. Ein Hochgenuss!


Gruselkabinett - 7. Die Totenbraut



Erster Eindruck: Verratene Liebe und schreckliche Rache

Aufregung auf Burg Globoda: Die Ankunft von Frederico di Marino ist ein großes Ereignis für die Bewohner. Er wirbt um die Tochter des Hauses, Comtesse Libussa. Doch warum behauptet er, die junge Dame auf einem Ball kennen gelernt zu haben, obwohl sie die Burg wegen einiger Schicksalsschläge lange nicht verlassen hat. Und warum kennt er Details, die er nur durch eine Begegnung wissen kann. Langsam breitet sich Schrecken aus, als die Hintergründe bekannt werden...

Die dritte Geistergeschichte in Folge präsentiert und das Titansche Gruselkabinett in Folge sieben. Doch für reichlich Abwechslung ist gesorgt, denn die drei Geschichten sind voneinander völlig unterschiedlich. "Die Totenbraut" ist ein Paradebeispiel für eine stetig steigende Spannungskurve, die nach einem kurzen Intro immer weiter nach oben zeigt. Doch nie haben sich Stephan Bosenius und Marc Gruppe dazu verleiten lassen, auf platte Action oder großes Getöse zurückzugreifen, alles bleibt eher subtil und äußerst stilvoll. Doch auch weitere Elemente machen dieses Hörspiel besonders: In die Handlung eingebettet ist eine weitere, kleine Geschichte, die jedoch in engen Zusammenhang mit den beschriebenen Ereignissen steht und diese stark beeinflusst. die Erzählweise ist hier sehr gekonnt und abwechslungsreich. Auch werden nicht alle Fragen endgültig geklärt, sodass für den Hörer viel Raum für die eigene Phantasie gelassen wird. Heraus kommt eine weitere sehr gute Folge des Gruselkabinetts voller gruseliger Szenen.

Selbstverständlich wurde auch auf die Sprecher wieder ein äußerst hoher Wert gelegt. Als Frederico di Marino hören wir Matthias Deutelmoser, der in Hörspielkreisen eher unbekannt ist und hier so unverbraucht klingt, zumal seine Leistung wirklich sehr gut ist. Friedhelm Ptok ist als Marchese di Mantua auch für kleinere Erzähltexte verantwortlich und ist mit seiner warmen Stimme und der intensiven Weise eine grandiose Wahl. Und auch Janina Sachau könnte nach dieser hervorragenden Leistung gerne öfter zu hören sein. Weiterhin wurden Dagmar von Kurmin, Rita Engelmann und Christian Rode eingesetzt.

Auch wenn man es von den übrigen Folgen schon gewohnt ist, bin ich immer wieder überrascht von der extrem dichten und intensiven Atmosphäre, die für das Hörspiel geschaffen wird. Auch hier kommt es nicht so sehr auf die bombastischen Effekte an, sondern auf leise Hintergrundmelodien und geschickt platzierte Geräusche, die alles sehr lebendig wirken lassen.

In drei Ebenen ist das Cover aufgeteilt: Die Burg im Hintergrund, dann die alles dominierende Totenbraut und das verliebte Paar im Vordergrund. Alles an sich ist wieder sehr gelungen, in Einklang gebracht werden sie aber erst beim Genuss des Hörspiels. Wieder gefällt mir die Gestaltung mit den Säulen und Bögen ausgesprochen gut.

Fazit: Wie nicht anders gewohnt ist auch die siebte Folge des Gruselkabinetts anspruchsvoll und schaurig, sodass sie bedenkenlos gehört werden kann - starke Nerven vorausgesetzt.


Gruselkabinett - 6. Das verfluchte Haus



Erster Eindruck: Schreckensnächte in alten Gemäuern

Daniel Douglas hat einen ungewöhnlichen Traum: Einmal möchte er in einem Spukhaus schlafen, um den angeblichen Schrecken selbst mitzuerleben. Tatsächlich findet er gemeinsam mit seinem Freund William Jacob ein passendes Objekt und zieht gleich zusammen mit seinem Butler Edward ein. Doch in der Nacht kommt er einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur...

Viele Lorbeeren werden Titania Medien für die erfolgreiche Reihe "Gruselkabinett" zugeworfen, was auch für die sechste Folge "Das verfluchte Haus" absolut gerechtfertigt ist. Zwar ist die Grundidee der Geschichte schon gut bekannt: Die Nacht in einem Spukhaus zu verbringen und dort viel Schrecken zu erleben wurde bereits des Öfteren aufgegriffen und variiert. Dennoch wurde hier mit einigen neuen Elementen und natürlich der genialen, sehr atmosphärischen Produktionsweise etwas sehr Ansprechendes geschaffen. Denn hinter den Spukereien steckt ein schreckliches Schicksal aus der Vergangenheit, welches hier von unserem Helden Daniel Douglas aufgedeckt wird, woraus eine spannende Gruselgeschichte mit Ermittlerelementen ergibt. Auch die Darstellung der Charaktere ist recht plastisch und anschaulich, zusammen mit den vielen kleinen und großen Schockmomenten ergibt das eine gelungene Mischung, die zwar nicht zu den Highlight der Serie gehören, dafür aber Gruselfans einen weiteren perfekt produzierten Leckerbissen offeriert.

Keinerlei Zweifel gibt es an der Qualität der Sprecher, die wieder in Hochform scheinen. Patrick Winczewski ist endlich einmal in einer Hauptrolle zu hören, und dass er dieses vollkommen beherrscht zeigt sich in seiner feinsinnigen und intensiven Sprechweise des Daniel Douglas. Ebenfalls eher unbekannt ist Lothar Didjurgis als Butler Edward, der jedoch ebenso überzeugend ist und die Rolle gekonnt meistert. Und auch Claus Wilcke ist fraglos als William Jacob eine hervorragende Wahl und beweist einmal mehr sein schauspielerisches Talent. Weitere Sprecher sind Dagmar Altrichter, Regina Lemnitz und der junge Lucas Metens, der seine tolle Leistung aus dem letzten Teil fortführen kann.

Wahrlich gruselig und schaurig wird diese Folge durch den gekonnten Einsatz von stimmungsvoller Musik und realistischen Effekten. Dadurch werden besonders die Geistermomente gekonnt inszeniert und mit vielen kleinen akkustischen Details ausgeschmückt, wie es kaum ein anderer versteht. Eine tadellose Leistung!

Genial ist auch das Cover, welches und das alte Gemäuer zeigt, dass von dem Geist heimgesucht wird und schon auf den ersten Blick viel von der Atmosphäre zeigt. Die restliche Aufmachung ist zwar recht schlicht, ein paar Akzente machen aber auch diese zu einem Augenschmaus. Hinter der CD befindet sich dankenswerterweise wieder eine Kapitalauflistung.

Fazit: Eine tolles Hörspiel voller schaurig-schöner Momente. Zwar nicht sonderlich innovativ ,aber perfekt umgesetzt und ein hoher Genuss.


Gruselkabinett - 5. Die Unschuldsengel



Erster Eindruck: Zwei Engelchen und zwei Störenfriede

Nach dem Tod der früheren Gouvernante sucht ein erfolgreicher Geschäftsmann nach einer neuen Erzieherin für seinen Neffen und seine Nichte. Das Angebot ist verlockend und die Kinder entzückend, doch die junge Dame merkt schnell, dass etwas im Argen liegt. Dann erfährt sie von dem verstorbenen Hausverwalter, der schlechten Einfluss auf die beiden Kinder hatte. Doch übt er diesen auch noch nach seinem Tod aus?

Auch Nummer fünf der "Gruselkabinett"-Reihe kann mich vollkommen überzeugen. Denn wie in den vorigen vier Folgen wird hier nicht auf knallige Effekte oder eine actiongeladene Sory gesetzt, vielmehr steht ein leiser, fast schon subtiler Grusel im Vordergrund, der einen in Sicherheit wiegt, um im richtigen Moment ins Gegenteil zu schlagen und den Hörer in Schrecken zu versetzen weiß. Einen besonderen Reiz üben hier Miles und Flora aus, bei denen man nie weiß, was sie denken und wie sehr sie von den Geistern der beiden früheren Hausangestellten beeinflusst werden. Doch auch die junge Gouvernante ist eine interessante Figur, da sie scheinbar nur ein Spielball ihrer beiden Zöglinge ist und man sich fragt, ob sie überhaupt anders handeln könnte und dem Treiben der Geister entgegenwirken kann. Es steckt also viel in diesem Hörspiel, dass vom geneigten Hörer erkundet werden kann, lässt er sich darauf ein, nicht allzu sehr auf eine Story fixiert zu sein, sondern den Moment auf sich wirken zu lassen und den steigenden Schrecken der namenlosen Miss mitzuempfinden. Dann steht einem ungetrübten Hörgenuss wirklich gar nichts mehr im Wege

Mit gerade einmal sieben Sprecher kommt dieses Hörspiel aus, die allesamt eine sehr gute Wahl sind. Im Vordergrund steht natürlich Rira Engelmann als Gouvernante, die auch immer wieder Erzähltexte hat. Heraus kommt dabei eine sehr differenzierte und gefühlsbetonte Leistung, die dem Hörspiel Glaubwürdigkeit verleiht. Auch die beiden Kinder Miles und Flora werden von Lucas und Charlotte Mertens sehr facettenreich und dynamisch gesprochen. Ein kleines Highlight ist die phänomenale Regina Lemnitz als Haushälterin Mrs. Grose, die mit ihrer außergewöhnlichen Stimme heraussticht und natürlich auch wieder eine tadellose Arbeit macht. Arianne Borbach, David Nathan und Patrick Winczewski kommen tendenziell zwar seltener vor, sind aber genauso überzeugend wie alle anderen.

In Sachen lautmalerischer Gestaltung hat Titania Medien die Nase einfach ganz weit vorn, was sich auch bei dieser Produktion nicht leugnen lässt. Die Arrangements sind fein mit der Geschichte verzahnt, können sich im Hintergrund halten oder auch mal vordergründig spielen, wobei sie immer das Ziel verfolgen, zusätzliche Spannung aufzubauen und alles rund wirken zu lassen. Besonders das dramatische Ende hat mich musikalisch vollkommen überzeugt.

Viele Elemente wurden auf dem Cover untergebracht. Das alte Herrenhaus im Hintergrund, der wunderschöne dazugehörige Park, die beiden Kinder und die Gouvernante geben auch insgesamt ein stimmiges und harmonisches Bild ab. Doch der dämonische Peter Quint stört diese Idylle nicht nur im Hörspiel, sondern wirkt auch auf dem Cver etwas deplatziert.

Fazit: "Die Unschuldsengel" ist eine meiner Lieblingsfolgen aus dem Gruselkabinett und landet immer wieder gern im CD-Player, was besonders auf die dichte Atmosphäre und die genialen Sprecher zurückzuführen ist.


Gruselkabinett - 4. Das Phantom der Oper



Erster Eindruck: Die Pariser Oper in Aufruhr

Ein Phantom treibt in der Pariser Oper sein Unwesen, ist jedoch friedlich wenn man ihm seine Wünsche erfüllt. Doch die beiden neuen Direktoren widersetzen sich ihm und merken schnell, dass dies ein Fehler ist. Auch die junge Sängerin Christine lernt das Phantom unter dem Namen "Engel der Musik" kennen und wird von ihm gefördert, doch als sie sich einem anderen Mann zuwendet, erzürnt der Unbekannte...

Mit "Das Phantom der Oper" hat sich Titania Medien als vierte Folge seiner Serie Gruselkabinett das weltbekannte Werk von Gaston Leroux vorgenommen und beweist damit, dass der Roman auch ohne Musicalelemente überzeugen kann. Dem Namen der Serie wird alle Ehre gemacht, denn die Figur des Phantoms wird sehr schaurig dargestellt, die Gefahr die von ihm ausgeht immer greifbarer. Diese Atmosphäre am Anfang des Hörspiels ist typisch für die Serie, bemerkenswert ist, dass das Phantom hier nie wirklich in Erscheinung tritt, was es noch einmal mysteriöser macht. Dann schlägt die Geschichte um, und die junge Sängerin Christine wird von dem Phantom in sein unterirdisches Reich entführt. Hier entwickelt sich ein Drama voller Eifersucht und Begierde, das ebenfalls seinen Reiz hat, mit der dräuenden Spannung vom ersten Teil des Hörspiels aber nicht ganz mithalten kann. Trotzdem ist auch die vierte Gruselkabinett-Folge gut gelungen und überzeugt wie immer mit seine Gänsehaut-Atmosphäre.

Nicht anders gewohnt vom Leverkusener Label sind wir eine hervorragende Sprecherauswahl. Als Christine Daaé ist Marie Bierstedt zu hören, die wie immer bezaubernd ist und eine sehr intensive Darbietung abliefert. Fast wirkt es, als wäre das unheilvolle Phanom nicht von dieser Welt wäre, was vor allem an Torsten Michaelis mit seiner unnachahmlichen Art liegt. Sehr gut gefallen hat mir auch Ursula Heyer als divenhafte La Carlotta, die die aufbrausende Frau sehr abwechslungsreich darstellt. Weitere der vielen Sprecher sind Herbert Schäfe, Enelyn Maron und Charles Rettinghaus.

Wie immer gelungen ist die musikalische Umsetzung der Story, die atmosphärisch sehr dicht ist und die Szenen optimal stützt. Insbesondere das Phantom wird sehr intensiv und gruselig unterlegt, was mit Torsten Michaelis eine wunderbar Symbiose eingeht. Ich hätte mir lediglich gewünscht, etwas mehr Opernmusik zu hören, um die Stimmung in dem traditionsreichen Pariser Haus noch besser dargestellt zu bekommen.

Auch diese CD gibt es noch in einer früheren Auflage, bei der das Cover nicht wirklich überzeugen konnte. Nun ist das anders, denn neben dem Phantom und Christine bekommen wir direkt noch einen Eindruck des Opernhauses mit seinen unterirdischen Gängen und der prachtvollen Bühne. Für die stimmungsvolle Zeichnung ist wie immer Firuz Askin zuständig.

Fazit: Folge vier ist nicht ganz so stark wie der geniale Vorgänger, dennoch können die 78 Minuten aufgrund der tollen Atmosphäre überzeugen.


Gruselkabinett - 3. Die Familie des Vampirs



Erster Eindruck: Unheilvolle Horrornächte

Serge d'Urfé, ein Reisender durch das winterliche Serbien, findet Unterschlupf bei einer Familie, die in einer einsamen Hütte wohnt. Ihr Vater ist aufgebrochen, um einen grausamen und besonders hinterhältigen Vampir, zu töten. Doch erst nach einer Frist, die er der Familie für seine Rückkehr gesetzt hat, kehrt er zum Haus zurück. Ist er tatsächlich zu einem Vampir geworden?

Um es vorweg zu nehmen: Mit "Die Familie des Vampirs" ist Titania Medien ein absolutes Glanzstück gelungen! Neben der fantastischen Umsetzung und den ebenso fantastischen Sprechern kann hier die Story vollkommen überzeugen. Schon zu Anfang, als Serge bei der Familie ankommt, ist einiges im Argen, und dieses Gefühl, dass jeden Moment etwas Schreckliches passieren kann, hält den Zuhörer die ganze Laufzeit von über einer Stunde in seinem Bann. Früher Höhepunkt ist die Ankunft des Vaters nach seiner gefährlichen Reise und die Frage, ob er mittlerweile zu einem Vampir geworden ist oder nicht. Doch auch hier wird im Laufe der Folge immer noch etwas zugelegt, indem er sich nach und nach an den Familienmitgliedern zu schaffen macht. Auch der zweite Teil des Hörspiels, nachdem Serge von einer Reise zu der Familie zurückkehrt, ist an vortrefflicher Spannung kaum zu überbieten. Ein frühes Highlight des Gruselkabinetts, das auch heute noch zu den absoluten Höhepunkten der Serie gehört und keinem Grusel-Fan unbekannt sein sollte.

Einfach fantastisch ist die Sprecherauswahl, die sich mit Namen wie Peer Augustinski, Dagmar von Kurmin und Daniela Hoffmann schmücken darf. Als Serge d'Urfé hören wir David Nathan, der sich hier vollends in die Geschichte hineinversetzt und so eine hochgradig überzeugende Darstellung abliefert. Als Vampirvater Gortscha ist Jörg Löw besetzt, der mit seiner eindringlichen Stimme viel zur gruseligen Stimmung beiträgt und die absolut erste Wahl für diese Rolle darstellt. Arianne Borbach spricht Zdenka, in die Serge sich verliebt, mit ebensolchen Enthusiasmus und Professionalität.

Zum Gelingen trägt auch die phänomenale akkustische Umsetzung bei, die fest an die Geschichte gebunden ist und sie so optimal zur Geltung bringt. Das gilt sowohl für die Geräusche, die alles viel intensiver und glaubhafter wirken lässt, als auch für die Musik, die fest an die Story gebunden ist und so Nuancen herausarbeitet, die sonst verborgen geblieben wären.

Schon das Cover vermittelt einen ersten Eindruck von der Geschichte. Ein einsamer Reiter auf dem Weg in ein Dorf, darüber thronen die beiden unheilvollen Vampire. Mit der bläulichen Farbwahl absolut gelungen. Auch die restliche Gestaltung ist wunderschön, und hinter der CD findet sich noch eine Auflistung der Tracks.

Fazit: "Die Familie des Vampirs" gehört zu den besten Folgen der Serie und ist auch in der restlichen Hörspiellandschaft ein absolutes Highlight, das keinem fehlen sollte.


Gruselkabinett - 2. Das Amulett der Mumie



Erster Eindruck: Eine alte Mumie und ihre Macht...

In London des frühen 20. Jahrhunderts forscht der Archäologe Abel Trelawny an der Mumie einer ägyptischen Göttin. Doch eines nachts fällt er in ein Koma, aus dem er nicht erwacht. Seine Tochter Margaret macht sich die größten Sorgen und holt einen Arzt ins Haus. Was bedeuten die Kratzspuren an Abel Trelewnys Körper?

Nach einer gelungenen Vorstellung der Serie "Gruselkabinett" mit einer Vampirgeschichte, legten Stephan Bosenius und Marc Gruppe "Das Amulett der Mumie" des Grusel-Altmeisters Bram Stoker nach. Die mysteriöse Mumie der Pharaonin Tera wird von Abel Trelawny, dem Entdecker ihres Grabes, untersucht und hat dabei weit mehr Einfluss als es zunächst den Anschein hat. Immer weiter werden die Protagonisten in einen Strudel aus schrecklichen und geheimnisvollen Ereignissen gesogen, der auch den Hörer erfasst und in die mysteriöse Geschichte hereinzieht. Wieder sind es nicht Actionreiche Szenen, die begeistern, sondern der ruhige Grusel, die leise Spannung, die sich im Laufe der Geschichte immer mehr steigert und in einem Atemberaubenden Finale endet, das größere Zusammenhänge offenbart, als man vermutet hätte. Das macht "Das Amulett der Mumie" zu einem phänomenalen Hörspiel, das begeistern kann und immer wieder gerne gehört wird.

Margaret wird von Janina Sachau gesprochen, die bis dato recht unbekannt war. Völlig zu Unrecht, wie sie hier mit ihrer glänzenden Leistung beweist. Christian Rode hingegen spricht ihren Vater Abel und stellt dabei besonders seine Besessenheit für Tera gut dar. Äußerst gelungenen ist auch der Bericht von Teras Grabentdeckung, die von Jörg Löw sehr dynamisch als Dr. Corbeck berichtet wird. Weitere Rollen sind Herbert Schäfer, Dagmar von Kurmin und Regina Lemnitz.

Die Musik ist auf einem qualitativ hochwertigen Niveau und überzeugt mit dem typischen Titania Medien-Sound. Die dichte atmosphärische Gestaltung, die hier vor dem Hörer genüsslich ausgebreitet wird, ist nahezu perfekt in ihrer Anpassung an die Geschichte und kann so den Hörer in ihrem wirken stark beeinflussen. Hervorragend!

Das Cover stammt - wie alle der Serie - von Firuz Askin, der wieder eine Detailreiche und vielseitige Collage aus verschiedenen Motiven geschaffen hat. Viele ägyptische Themen werden aufgegriffen, was wirklich wunderschön anzusehen ist, aber nicht 100%ig zu der Folge passt. Auch hier ist wieder die Einrahmung in steinerne Säulen gelungen.

Fazit: "Das Amulett" der Mumie ist ebenso stark wie sein Vorgänger, allerdings sollte man Interesse an ägyptischen Themen haben, um sich vollends überzeugen lassen zu können.


Gruselkabinett - 1. Carmilla, der Vampir



Erster Eindruck: Toller Auftakt einer tollen Serie

Die Bewohner eines alten Schlosses bekommen unerwarteten Besuch: Nach einem Unfall mit der Kutsche nehmen sie die junge Carmilla für einige Zeit bei sich auf. Auch wenn einige Sachen an der blassen Schönheit merkwürdig erscheinen, fühlt sich besonders die gleichaltrige Laura sehr zu Carmilla hingezogen. Kurz darauf scheint sich im nah gelegenen Dorf eine Epidemie auszubreiten...

Im Jahr 2004 erblickte eine Hörspielserie die Welt, die noch heute neue Maßstäbe in Sachen Qualität legt. "Gruselkabinett" des Labels Titania Medien besticht durch seine wunderbar atmosphärische Gestaltung und die absoluten Highlights der Schauerromantik. Den Anfang macht "Carmilla, der Vampir" von J.S. LeFanu, eine Geschichte über ein junges Mädchen, das in Faszination zu einem Vampir verfällt. Hier wird der Richtungsweisende Grundstein für die gesamte Serie gelegt, indem viel wert auf eine gruselige Atmosphäre und stimmungsvolle Momente gelegt wird. Statt den Hörer mit Actionszenen zu bombardieren geht hier alles ruhiger zu, die Schrecken steigert sich immer mehr, bis die Protagonisten in einer scheinbar hoffnungslosen Situation verfangen sind. Ein grandioser Auftakt ist jedenfalls absolut gelungen, und wenn ich nicht schon wüsste, welch spektakuläre Folgen noch erscheinen sollten, hätte ich dies schon als Top-Highlight ausgepriesen.

Als unheilvoller Vampir Carmilla ist Daniela Hoffmann zu hören, die bereits vielen als Synchronsprecherin bekannt war. Auch hier macht sie ihre Sache hervorragend und bleibt trotz ihrer bekannten Stimme als Carmilla präsent. Laura wird von Manja Doering gesprochen, die ihre Rolle ebenso eindrucksvoll intoniert. Als ihr Vater ist Christian Rode zu hören, der einen tollen Gegenpart zu den beiden Damen bildet. Weitere Rollen werden unter anderem mit Regina Lemitz, David Nathan und Heinz Ostermann besetzt.

Die musikalische Untermalung ist auf absolut hohem Niveau. Die Musik schmiegt sich eng an die Geschichte, hebt die Sprecher vor statt sich über sie zu legen und erschafft wunderbar vielfältige Klangwelten, die dem Hörer in wohligen Gruseln versetzen. Hier zeigt sich, dass Titania von Anfang an ein Gespür für tolle Inszenierungen hatte.

Die CD gibt es mittlerweile in zwei Auflagen, die Cover wurden gründlich überarbeitet und erstrahlen nach dem zweifelhaften Schwarz in neuem Glanz und mit aufwändigen Illustrationen. Auch die restliche Aufmachung wurde an die grauen Steinsäulen angepasst und mit Grün als Kontrast abgesetzt. So passt nun auch das äußere Erscheinungsbild.

Fazit: Schon die erste Folge der Gruselkabinett-Reihe ist eine lohnenswerte Anschaffung für alle Freunde des gepflegten Gruselns

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