Sherlock Holmes: Die neuen Fälle – 47. Das Ritual im Moor
Vor mehr als zehn Jahren ist die junge Frau Claire Morton spurlos aus dem Haus ihrer Eltern verschwunden. Doch beim Ausräumen ihres Zimmers finden ihr Bruder Daniel Morton und ihre beste Freundin Madeleine McIvy ihr Tagebuch, das darauf hindeutet, dass Claire mit einem Liebhaber durchgebrannt ist. Da die Ermittlungen der Polizei bislang ergebnislos geblieben sind, wenden die beiden sich an Sherlock Holmes, der bereits bei ihrem Besuch erste Ansätze zu den Ermittlungen findet…
Sherlock Holmes kommt in den eigens für die gleichnamige Hörspielserie „Die neuen Fälle“ von Romantruhe Audio auf immer sehr unterschiedlichen Wegen zu seinen Fällen, in Nummer 47 wurde jedoch der klassischste aller Ansätze gewählt: Daniel Morton und Madeleine McIvy kommen als Klienten zu dem Meisterdetektiv und seinem Chronisten Dr. Watson und bitten um seine Hilfe. Die anschließenden Deduktionen und Schlüsse der Hauptfigur sind dabei nicht nur humorvoll eingebaut, Holmes erklärt sogar, warum er sie auf die altkluge Art tätigt. Auch danach entwickelt sich die Geschichte auf eher klassische Weise weiter: Es werden Beobachtungen getätigt, Zeugen und Verdächtige befragt, das Gehörte in Dialogen zwischen Holmes und Watson rekapituliert… Der Spannungsbogen ist hingegen gelungen, durch immer neue Informationen verdichten sich die Hinweise immer weiter und werden durch eine kurze, aber wirksame Introszene noch verstärkt. Mir gefällt, wie dabei die Stimmung im einsamen Moor sehr gut zur Geltung kommt und der Folge ihre ganz eigene Note verleihen. Und so ist eine hörenswerte Episode entstanden, in der mehr steckt, als man es zu Beginn der Geschichte erwartet hätte.
Tino Kiessling ist in der Rolle des Daniel Morton zu hören, seine steife und fordernde Art passen sehr gut zu dem Charakter, zumal er seine Energie gelungen kanalisiert und so genau die richtigen Stellen betont. Luisa Wietzorek bringt in der Rolle der Madeleine McIvy wieder mal andere Facetten ihrer Stimme zur Geltung und sorgt für eine lebendige und ausdrucksstarke Wirkung. Rubina Nath ist in einigen Szenen als Claire Morton zu hören und sorgt für eine emotionalere Komponente, besonders bei dem Tagebucheintrag sorgt sie noch einmal für einen anderen Einschlag. Weitere Sprecher sind Jürgen Klickert, Rüdiger Schulski und Jürgen Kluckert.
Ich mag die akustische Gestaltung der Episode wieder sehr gern, die während der meisten Dialoge ohne oder mit nur wenigen akustischen Elementen auskommt, dann aber mit passender und atmosphärischer Musik und authentischen Geräuschen für eine dichte Stimmung sorgt. Die Melodien sind dabei vor allem mit einer Klarinette als Soloinstrument umgesetzt, aber auch ansonsten geht es recht klassisch zu. Auch die Effekte, die auf die Stimmen gelet wurden, um eine passende Kulisse zu schaffen, beispielsweise leichter Hall, sind sehr stimmig eingefügt.
Sherlock Holmes höchstselbst ist auf dem Titelbild der Episode zu sehen, das natürlich wieder die nostalgische und ansehnliche Optik eines alten Ölgemäldes hat. Mit seinen typischen Erkennungsmerkmalen führt er eine Befragung mitten im Moor durch, während die Landschaft im Hintergrund sehr detailreich gestaltet ist. Auch Dr. Watson und Holmes‘ Gesprächspartner sind markant in Szene gesetzt.
Fazit: Auch wenn viele Elemente von „Das Ritual im Moor“ sehr klassisch anmuten, wird der Episode durch die dichte Stimmung im Moor eine ganz eigene Note verliehen. Und der Einschlag von persönlichem Drama kombiniert mit unterhaltsam erzählten Ermittlungen sorgt für einen kurzweiligen Eindruck der Handlung, die mir mal wieder sehr gut gefallen hat.
VÖ: 20. November 2020
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 9783864734489