Giallo – 1. Das Geheimnis der gläsernen Augen
Als Jennifer ihre Schwester Jane in dem Mädcheninternat nahe Rom besuchen will, wird sie von der Direktorin in Empfang genommen, die ihr eine schreckliche Nachricht überbringt: Ihre Schwester wurde mit einer Drahtschlinge in einem nahegelegenen Park erwürgt. Da sie dem schmierigen Inspektor Testi nicht traut, will sie selbst herausfinden, wer der Mörder ist. Doch bereits unter den Bewohnern des Internats finden sich einige äußerst unangenehme Gestalten…
„Giallo“ hieß eine Episode der „Mindnapping“-Hörspielserie von Audionarchie und sollte dem Hörer das gleichnamige Genre näherbringen. Nun wurde auch eine ganze Reihe unter diesem Titel gestartet, die zahlreiche Elemente des italienischen Thrillergenres beinhaltet. „Das Geheimnis der gläsernen Augen“ macht den Auftakt und dreht sich um eine Mordserie in einem italienischem Mädcheninternat, hat aber auch zahlreiche erotische Einschläge. Nach einem ersten Todesfall in einer Introszene schwenkt die Szenerie schnell auf Jennifer um, die Hauptfigur der Geschichte, ihr Weg steht im Zentrum des Geschehens. Daneben gibt es aber auch Szenen mit anderen Protagonisten, die das Geschehen ergänzen und weitere Facetten hinzufügen. Die Handlung kommt dennoch ohne Erzähler aus, die Zusammenhänge erschließen sich auch so recht einfach. Immer mehr Details kommen im Laufe der Zeit ans Tageslicht, der Informationsfluss ist stetig und besonders: Auch Verdächtige mit Motiv und Möglichkeit sind zahlreiche vorhanden. Eine bedrohlich-beklemmende Szenerie wird dadurch erzeugt, dass der Täter eine starke Ruhe ausstrahlt und während seiner Taten die immer gleiche Tonfolge vor sich hinpfeift, andererseits ist auch die erotische Komponente mit den Todesfällen auf sehr eindringliche Art verknüpft. Die Spannung entsteht dann auch nicht aus hochtrabenden Actionszenen oder besonderer Brutalität, vielmehr wird vieles auch der Fantasie des Zuhörers überlassen. Aber die ruhige, intensive Erzählweise sorgt für ein sehr gelungenes Hörspiel – ein vielversprechender Auftakt der neuen Serie
Jennifer Harper wird von der wundervollen Luisa Wietzorek gesprochen, die einen sehr dynamischen und vielseitigen Eindruck macht und dabei viele gelungene Nuancen einbaut, durch sie erhält das Hörspiel eine zusätzliche glaubhafte Note. In der Rolle der Signiora Delli Colli ist Dagmar Dempe zu hören, die ihre ausdrucksstarke Stimme gekonnt an die Rolle und die Dynamik der Handlung anpasst und mit ihrem warmen Unterton für eine angenehme Atmosphäre sorgt. Boris Tessmann spricht die Rolle des Inspektor Testi ebenfalls sehr überzeugend und verleiht seiner Figur eine sehr stimmige Aura, der herrlich schmierig oder engagiert, aber auch zugänglich und verständnisvoll klingen kann. Weitere Sprecher sind Annina Braunmiller-Jest, Florentine Drager und Helmut Krauss.
Die akustische Gestaltung des Hörspiels ist gelungen, ich mag die vielfältige Ausstrahlung der verschiedenen Szenen. Da herrscht mal Stille im Hintergrund, sodass die Szenerie sehr ruhig wirkt. Es gibt aber auch Momente mit zahlreichen Geräuschen, die eine lebendige Stimmung schaffen oder stimmungsvolle Musik beinhalten. Besonders gelungen sind die Momente mit dem leisen Pfeifen des Mörders, die durch die Reduktion auf diese Töne sehr unheimlich wirken.
Mit seiner gelben Grundfarbe sorgt das Cover der ersten Folge direkt für Aufmerksamkeit, die menschliche Silhouette im Hintergrund hebt sich dabei gekonnt ab. Kreisrund ist in der Mitte das eigentliche Motiv zu sehen, die beiden grün und rot eingefärbten Gesichter der jungen Frau und das imposante Portal des Internats sind gemeinsam mit der detaillierten Darstellungsweise ansprechend geraten.
Fazit: Zahlreiche Charaktere, die ein düsteres Geheimnis haben, eine bedrohlich wirkende Mordserie und viele intensive Szenen – „Das Geheimnis der gläsernen Augen“ startet die neue Serie von Audionarchie furios und erzählt die Handlung um das Mädcheninternat sehr eindringlich. Ich mag die ruhige, intensive Spannung, die dabei erzählt, ebenso wie die ungewöhnliche Ausstrahlung der Handlung – sehr hörenswert!
VÖ: 30. Oktober 2020Label: Audionarchie
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