Der junge Sherlock Holmes – 2. Die Königin der Ratten

Der junge Sherlock Holmes – 1. Der Maskierte vom East End


Der junge Sherlock Holmes – 2. Die Königin der Ratten



Mycroft Holmes hat sich das Bein gebrochen und bekommt Besuch von seinem jüngeren Bruder Sherlock und dessen neuen Mitbewohner Victor. Doch er hat keinen neuen Fall für Sherlock, sondern vermisst lediglich seinen Schnupftabak. Doch noch im Krankenhaus treffen sie auf eine deutlich interessantere Geschichte: Verletzt und durchnässt wird die Mutter der jungen Elli Sweetly ins Krankenhaus eingeliefert. Das Mädchen berichtet, dass sie absichtlich ins Hafenbecken an der Themse gestoßen wurde…

Florian Fickel und sein Label floff beleuchten mal eine andere Seite von Sherlock Holmes, anders als viele andere Serien um den bekannten Meisterdetektiv setzt sie in dessen Jugend ein und zeigt den späteren Meisterdetektiv in seinem 15-jährigen Ich. Bereits der Auftakt mit „Der Maskierte vom East End“ war vielversprechend, die nun vorliegende zweite Folge „Die Königin der Ratten“ ist ebenfalls überzeugend geraten. Dabei wird Sherlock anders als zuvor kein Auftrag erteilt, sondern er begegnet zufällig seiner jungen „Klientin“, die verzweifelt von dem Anschlag auf ihre Mutter berichtet. Schön, dass hier ein anderer Einstieg gefunden wurde, später wird aber nur wenig Zufall in die Handlung eingebaut. Die Ermittlungen von Sherlock und seinem Begleiter Victor verfolgen konsequent den gelegten Spuren, wodurch eine immer stimmigere Darstellung des Sturzes in die Themse entsteht. Bemerkenswert ist, mit wie wenigen handelnden Personen die Geschichte auskommt, sodass die Übersicht immer gewahrt bleibt und eben auch die jüngere Zielgruppe der Handlung gut folgen kann. Allerdings haben sich dabei auch einige Dialoge eingeschlichen, die etwas zu lang geraten sind und zu wenig Abwechslung oder Information einbringen, was das Tempo der Erzählung unnötig drosselt. Der gut durchdachte Fall ist jedoch mit vielen kleinen Anspielungen gespickt, sodass mir die Episode wieder gut gefallen hat.

Eleonore „Elli“ Sweetly wird von der wunderbaren Marie Bierstedt gesprochen, die mit ihrer hellen Stimme und lebendigem Ausdruck eine gelungene Figur schafft und die Verzweiflung der jungen Frau überzeugend darbietet. Ihr Vater Jerry wird von Santiago Ziesmer gesprochen, der seinen unverkennbaren Klang dieses Mal etwas zurückfährt und eine realistische Darstellungsweise wählt, die gut zu der Serie und ihrem Ausdruck passt. Charles Rettinghaus ist auch in dieser Episode als Sherlocks Vater Sherrinfort zu hören, er verleiht der Figur mit seiner knarrigen Stimme eine abweisende und markante Ausstrahlung, die auch in dieser Episode wieder für ausdrucksstarke Szenen sorgt. Weitere Sprecher sind Dirk Petrick, Antje von der Ahe und Norbert Langer.

Die akustische Gestaltung des Hörspiels konzentriert sich eher auf den Einsatz von leisen, aber sehr passend eingebauten Geräuschen. Die Dialoge wirken so lebendiger und authentisch, es wird aber auch nicht von ihnen abgelenkt. Ein wenig mehr Abwechslung hätten einige der Szenerien zwar durchaus vertragen, insgesamt wurde aber eine stimmige Kulisse geschaffen, die durch den Einsatz von stimmungsvoller Musik ergänzt wurde.

Der nostalgisch wirkende Zeichenstil des ersten Covers wurde auch hier wieder aufgegriffen. Der lange, gemauerte Abwasserkanal erzeugt mit der schummerigen Beleuchtung eine gelungene Kulisse, während die unheimliche Gestalt mit der Rattenmaske, die verängstigt schauende Frau und der rennende Sherlock Holmes sind dazu eine gelungene Ergänzung. Der schwarze Rahmen mit den blauen Elementen ist schlicht geraten, passt aber durchaus zu der Serie.

Fazit: Auch wenn die Handlung ein wenig zu langsam erzählt wurde, ist „Die Königin der Ratten“ ein unterhaltsames Hörspiel, was mit den interessanten Ermittlungen und den markanten Figuren gut gelungen ist. Die Stimmung im alten London und der immer vielschichtigere Geschichte kommen dabei ebenso gut zur Geltung.

VÖ: 13 November 2020
Label: floff
Bestellnummer: 4260229664193


Der junge Sherlock Holmes – 1. Der Maskierte vom East End



Sherrinford Holmes hat es satt, dass sein Sohn Sherlock seine Nase ständig in seine Bücher steckt und nimmt sie ihm kurzerhand weg. Doch Ablenkung kommt schon bald, als sein Bruder Mycroft um Hilfe bittet. Er hat unlängst Arbeit in einer Detektei angenommen und bittet Sherlock, einige verdeckte Beobachtungen anzustellen. Doch er ahnt dort noch nicht, was sein jüngerer Bruder dabei alles herausfinden würde…

Sherlock Holmes ist noch immer in aller Munde, der wohl berühmteste Detektiv der Welt ist in letzter Zeit zu einem wahren Phänomen in der modernen Popkultur geworden, hierzulade insbesondere in verschiedenen Hörspielserien. Nun ist eine neue hinzugekommen, Florian Fickel von floff hat jedoch einen anderen Ansatz gefunden und setzt sich in den eigens geschriebenen Folgen mit Sherlock Holmes im jugendlichen Alter auseinander. Dazu gehört dann auch, dass gerade zu Beginn die Konflikte mit seinem Vater thematisiert werden, wobei dann auch bereits die Ansätze des Charakters des älteren Holmes verfolgt werden. Dazu passt auch die gelungene Idee, den erwachsenen Holmes als Erzähler einzusetzen, der in einem Brief an Watson von den vergangenen Ereignissen berichtet – eine gelungene Referenz, die mit kleinen Kommentaren auf die typische Stimmung zwischen den beiden Charakteren anspielt. Der Fall wirkt kindgerechter als die originalen Fälle, was zu dem jüngeren Ermittler passt. Die Erzählstruktur ist allerdings recht komplex und an einigen Stellen gar etwas langatmig, jedoch kommt auch viel Flair auf – vom alten London, von den Charakteren, von der Stimmung der Zeit und natürlich auch vom Fall selbst. Gegen Ende gibt es dann noch einige spannende Szenen und kleine Wendungen, sodass ein hörenswerter Abschluss der Episode gelungen ist – nicht übertrieben, weil Mycroft weiterhin wichtiger Teil der Auflösung ist, aber eben doch auf die großen Talente der Titelfigur hindeutend. Der interessante Ansatz, die jungen Jahre von Sherlock Holmes darzustellen, funktioniert dabei bestens.

Die Sprecher der Episode gefallen mir insgesamt sehr gut, besonders die Hauptfiguren sind gelungen besetzt – allen voran Dirk Petrick als Sherlock Holms. Er lässt die pfiffige Ausstrahlung des jungen Mannes ebenso wie die Wirtgewandtheit und die Selbstsicherheit sehr glaubhaft und präsent erscheinen, sodass ein interessanter Mittelpunkt der Serie entstanden ist. Auch Roman Knizka hat mir als Mycroft Holmes sehr gut gefallen, mit ruhiger und markanter Sprechweise bildet er einen gelungenen Kontrast zu seinem Bruder und bringt die Ernsthaftigkeit der Figur gut zur Geltung. Norbert Langer ist als erwachsener Sherlock Holmes und Erzähler der Handlung gut besetzt, auch er bringt die Eigenheiten der bekannten Figur gekonnt herüber und lässt seine Texte lebendig wirken. Weitere Sprecher sind Sebastian Fitzner, Charles Rettinghaus und Johanna Hanke.

Insgesamt ist die akustische Gestaltung dieser Episode stimmig geraten, insbesondere die kleinen Melodien zur Trennung der einzelnen Szene passen gut in die damalige Zeit und verbreiten eine angenehme Stimmung. Die Geräuschkulisse ist vielfältig und ansprechend, allerdings wirken einige Sounds etwas künstlich oder nicht vollkommen treffend eingefügt, was den Gesamteindruck aber kaum trübt.

Optisch dominieren die Farben Schwarz und Blau, sowohl die Rahmengestaltung des Covers als auch die Rückseite und das Innere ergeben so eine einheitliche Optik. Das eigentliche Titelbild stammt von Johanna Seipelt, die eine nächtliche Szenerie in London zeigt, in der der junge Sherlock Holmes im schummrigen Licht einer Straßenlaterne einen Mann in einer dunklen Gasse beobachtet. Neben einem Ausblick auf die kommenden Cover ist im kleinen Einleger lediglich Platz für eine Auflistung der Mitwirkenden.

Fazit: Nicht nur der interessante Ansatz der Serie, die Abenteuer des jungen Sherlock Holmes umzusetzen, sondern auch die Geschichte dieser ersten Folge ist stimmig umgesetzt und spielt mit verschiedenen Motiven der bekannten Geschichten, präsentiert sich aber kindgerechter. Die eher langsam erzählte Handlung ist mit vielen starken Szenen angefüllt und hat mir wirklich gut gefallen.

VÖ: 18.09.2020
Label: floff
Bestellnummer: 4260229664179

Datenschutzerklärung