Seaport Secrets – 1. Das Gargoyle-Geheimnis
Die beiden Freunde Jack und Cliff übernehmen für die erkrankte Postbeamtin Mrs. Pringle ihre tägliche Runde und geraten dabei in einen heftigen Schneesturm. Sie stellen sich im verlassenen Pandergast Manor unter, trauen jedoch ihren Augen kaum: Die steinernen Gargoyle erwachen zum Leben und jagen den beiden einen gehörigen Schreck ein. Und auch Mrs. Pringle berichtet von einer Begegnung mit den unheimlichen Wasserspeiern…
Im Rahmen der Veröffentlichung zahlreicher neuer Produktionen ist bei Pandoras Play auch die brandneue Serie „Seaport Secrets“ erschienen, die sich an bekannte Juniordetektiv-Reihen anlehnt und dabei – wie der Name bereits andeutet – mit einer geheimnisvollen und mysteriösen Aura aufwartet. Die übliche Besetzung von drei bis fünf Mitgliedern einer Bande wurde hier aufgebrochen, lediglich die beiden Freunde Jack und Cliff ermitteln gemeinsam in diesem ersten Fall. Die Idee der lebendig gewordenen Gargoyles in einer stürmischen Winternacht ist reizvoll und sorgt immer wieder für unheimliche Momente. Auch der Aufbau der Ermittlungen ist stimmig geraten, da kontinuierlich neue Informationen eingebaut werden und der Hörer so mehr über das verlassene Haus und seine Geheimnisse erfahren. Die Charaktere haben eine gelungene Aura und bleiben im Gedächtnis, was sowohl für Jack und Cliff, aber auch für viele der Nebenfiguren gilt. Leider wirkt das Skript aber nicht vollkommen ausgereift: Viele der Sätze wirken geschrieben sicherlich gut und lassen sich flüssig lesen, gesprochen wirken sie aber oft gestelzt und aufgesetzt. Gerade die beiden Jugendlichen wirken sprachlich nicht authentisch genug und wirken so nicht sehr locker. Mit 74 Minuten ist die Produktion auch etwas zu lang geraten, einige Details sorgen für ein paar langwierige Szenen, die beispielsweise durch den vermehrten Einsatz des Erzählers flotter hätten abgehandelt werden können. So bleibt trotz der positiven Energie, die sowohl von Label als auch von dieser neuen Serie ausgeht, ein fader Beigeschmack übrig, da die vielen guten Ansätze zu rau und unpoliert wirken.
Die Sprecher der Episode sind wieder eher leidenschaftliche Laien als professionelle Schauspieler, was man auch häufiger merkt. Die Betonung wirkt häufig etwas hölzern und nicht sehr authentisch, die Energie in den Stimmen passt aber glücklicherweise meistens. Der Sprecher des Jack macht seine Sache insgesamt gut und wirkt häufig spontan und glaubhaft, zumal er die Sympathien der Hörer schnell wecken kann. Cliff hat einen soliden, aber nicht vollkommen überzeugenden Sprecher bekommen, der zu häufig etwas farblos bleibt. Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren scheint aber zu stimmen, da sie gekonnt miteinander agieren. Sehr gut gefällt mir der Erzähler der Episode, der mit seiner angenehm warmen Stimme mit dem Timbre eines Märchenonkels für eine gelungene Stimmung sorgt.
Die Titelmelodie ist melodisch, ruhig und ein angenehmer Start in die Episode, aber etwas zu lang geraten. Die restliche akustische Gestaltung ist solide und bietet einige weitere Melodien, die die Stimmung der Episode aufgreifen. Deutlich häufiger kommen passende Geräusche vor, die im Hintergrund für eine real wirkende Szenerie sorgen und beispielsweise den winterlichen Schneesturm, die Betriebsamkeit auf dem Postamt oder einen gemütlichen Tag vor dem Kamin lebendig wirken lassen.
Die Optik des Titelmotivs trifft leider nicht ganz meinen Geschmack, was an der offensichtlich computergenerierten und etwas billig wirkenden Zeichenweise liegt. So wirkt der Gargoyle mit seiner steinernen Haut alles andere als unheimlich, auch die beiden in einen kühlen Winterwald fliehenden Menschen kommen nicht so recht zur Geltung. Idee und Perspektive sind eigentlich gut erdacht, die Umsetzung ist aber nicht ansprechend genug gestaltet.
Fazit: Die Idee der Folge gefällt mir gut, auch die Stimmung im winterlichen Seaport mit den unheimlichen Gargoyles kann immer wieder für fesselnde Momente sorgen. Eine Überarbeitung der Texte, die oft zu gestelzt wirken, sowie insgesamt glaubhaftere Sprecher hätten der Folge aber gutgetan. So ist „Das Gargoyle-Geheimnis“ leider kein sonderlich starker Einstand in die Serie geworden, auch wenn die Serie erkennbar viel Potenzial hat.
VÖ: 3. Juni 2020
Label: Pandoras Play
Bestellnummer: 9783862121908