Inspector Lestrade – 15. Der kriechende Tod von Aldwych Station



Besorgt wendet sich Madeleine Horell an Scotland Yard, da ihr Ehemann Jasper abends nicht nah Hause gekommen ist. Dieser hat sich in letzter Zeit deutlich verändert, da er seit dem Krieg in Europa an seinen Arbeitsplatz unter großen Druck geraten ist. Tatsächlich wird seine Leiche nur kurze Zeit später in einem U-Bahn-Schacht gefunden, durch einen einfahrenden Wagen grausam zugerichtet. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, dennoch besteht Inspector Lestrade darauf, ihn von einem Gerichtsmediziner untersuchen zu lassen…

Ein scheinbarer Routinefall, der sich durch hartnäckige Recherche immer weiter ausbaut – zugegeben, das ist keine ganz neue Idee für Kriminalhörspiele, wird in der 15. Episode von „Inspector Lestrade“ aber gekonnt angewendet. Los geht es mit dem Besuch der besorgten Ehefrau, das erste Hinweise für den titelgebenden Ermittler liefert und direkt eine interessante Szenerie aufbaut. Und auch wie die Hinweise danach weiter ausgebaut werden, ist sehr gelungen. Die Zuhörenden bekommen sowohl Details aus dem Privatleben als auch seine Arbeit präsentiert, die immer weiter verfeinert werden. Dabei gibt es einige Überraschungen präsentiert und am Ende eine Auflösung präsentiert, die alles sehr stimmig zusammenführt. So weit, so gut, doch die Episode hat noch mehr zu bieten. Die enge Verbindung mit dem Londoner U-Bahn-Netz beispielsweise, die Besonderheiten bei den Bahnhöfen und verschiedene Streckenführungen einbringt. Insbesondere aber die Verbindung mit dem zweiten Weltkrieg aus einer gelungenen Perspektive: Nicht die Kampfhandlungen an sich stehen dabei im Zentrum, sondern Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsleben. „Der kriechende Tod von Aldwych Station“ ist eine starke Episode mit spannender Handlung und gelungener geschichtlicher Einbindung.

Franziska Endres sorgt als Madeleine Horell für einen gelungenen Start in die Handlung und spricht die sorgenvolle Ehefrau sehr authentisch und nahbar. Thomas Kästner bringt als Sir Rowland Prothero eine interessante Figur mit ein, die er mit kraftvoller Stimme und intensiver Betonung umsetzt, sodass seine Szenen sehr gut zur Geltung kommen. Als sarkastischer Gerichtsmediziner Dr. Thomas Lovell hat Jörg Hengstler wieder einen hervorragenden Auftritt, den er mit intensiver Attitüde und sehr überzeugendem Timing absolviert. Weitere Sprecher sind Manuel Straube, Rainer Fritzsche und Cornelia Waibl.

Akustisch ist die Serie an sich ja schon eher zurückhaltend umgesetzt, dennoch gelingt auch hier eine stimmige Atmosphäre. Ab und an eine passende Melodie, die für noch mehr Stimmung sorgt, dazu an gut abgestimmten Stellen Geräusche, die die Handlungen der Figuren unterstreichen – eine gelungene Balance, da die Dialoge und ihre Sprecher immer im Vordergrund stehen.

Eine typische Londoner U-Bahn-Station ist menschenleer auf dem Cover abgebildet – regelmäßige Deckenbögen, ein Bahnsteig mit verschnörkelten Holzbänken, die geschwungenen Gleise. Die Farbgebung und der Zeichenstil eines alten Ölgemäldes passen gut dazu. Das Innere hält alle notwendigen Angaben und eine kleine Covergalerie bereit.

Fazit: „Der kriechende Tod von Aldwych Station“ beginnt gleich zu Beginn mit den ersten interessanten Hinweisen und baut den Fall immer weiter auf, sodass am Ende ein ganz anderes Bild gezeichnet wird als beim Start. Gelungen ist auch die Einbindung des Londoner U-Bahn-Netzes und insbesondere die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs, was den Reiz der Episode noch weiter steigert.

VÖ: 22. Juli 2022
Label: Fritzi Records
Bestellnummer: 9783864737510

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