Sherlock Holmes – 46. Der Mann in Gelb



Dr. John Watson bekommt von seiner Nichte Marjorie einen Brief mit der Bitte um ein Treffen – insbesondere scheint sie neugierig auf den Detektiv sein, mit dem ihr Onkel befreundet ist. Schon bald stellt sich heraus, warum das so ist: Ein geheimnisvolles Schreiben hat ihren anderen Onkel Henry, bei dem sie aufwächst und der ihre Heirat mit ihrem Verlobten noch verhindert, in Angst und Schrecken versetzt…

Die Geschichten von Herman Cyril McNeile dürften hierzulande nicht die größte Leserschaft haben, die Popularität anderer Autoren seiner Zeit hat der britische Autor nicht erlangt. Stephan Bosenius und Marc Gruppe von Titania Medien machen seine Krimis nun aber doch einem größeren Publikum zugänglich, indem sie diese für ihre „Sherlock Holmes“-Reihe adaptieren und den bekannten Ermittler „hineinbasteln“. Auch die 46. Episode mit dem Titel „Der Mann in Gelb“ ist eine solche Geschichte und stellt auch Dr. Watson in einem anderen Licht dar, indem seine familiäre Bande mit seiner Nichte Marjorie in den Vordergrund stellt. Die Geschichte lässt sich dabei Zeit, sich zu entwickeln, die äußeren Rahmenbedingungen abzustecken und dabei viele charmante Momente einzubringen, bevor auf den eigentlichen Kern der Handlung eingegangen wird. Dabei gibt es einen düsteren, fast schon unheimlichen Hintergrund und die Plünderung und Entweihung eines Tempels, was eine sehr gelungene Note einbringt. Doch natürlich bleibt die Geschichte im Grunde völlig logisch und ohne wirkliche übernatürliche Elemente. Und noch etwas erinnert stark an die originalen Geschichten um Sherlock Holmes: Vieles wird bei einem langen Bericht über die bisherigen Ereignisse erzählt, was allerdings immer wieder mit Spielszenen aufgelockert wird. Die ruhige Machart der Produktion ist im Grunde gut getroffen und ein wie immer gelungenes Stilmittel der Serie, schlägt aber ab und an zu sehr ins Gemächliche um – auch wenn davon in einer sehr packenden Schlussszene noch einige dramatische Überraschungen aufkommen. Ein wenig vorausahnen konnte man einige Elemente zwar, gelungen ist die Episode aber allemal.

Maximiliane Häcke ist in der Rolle der Marjorie Beaumont zu hören, ihre helle und klare Stimme passt gut zu der jungen Frau und sorgt mit dem nachdrücklichen und charmanten Ausdruck für einen sehr überzeugenden Eindruck. Ihr Onkel Henry wird von Manfred Liptow gesprochen, der mit seinem markanten Klang die Furcht des ehemaligen Militärs, seine Wut und seinen angsthaften Wahn gekonnt in die Handlung einbringt. Auch Jan Makino macht als Marjories Verlobter Bungo einen gelungenen Eindruck, spricht flüssig und authentisch, sodass eine vielschichtige Figur entstanden ist. Weitere Sprecher sind Kathryn McMenemy und natürlich das Duo aus Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt.

Für diese Episode wurden zahlreiche verschiedene Geräuschkulissen geschaffen, die für eine lebendige Stimmung sorgen. Dabei geht es auch mal etwas lebendiger zu, beispielsweise wenn Marjorie und Watson sich in einem Café treffen, aber auch wenn auf die Szenen am Tempel angespielt wird. Die Musik ist dazu stimmungsvoll, passend und abwechslungsreich ausgewählt, sodass die Atmosphäre und die Dynamik der Handlung gut zur Geltung kommen.

Ein düsteres Treppenhaus, nur von der Kerze einer Zofe erleuchtet, die den weghuschenden Schatten eines Menschen in gelber Kutte beobachtet – die Szene aus dem Hörspiel ist von Ertugrul Edirne gekonnt und nostalgisch in Szene gesetzt. Der edel wirkende, schwarz-goldene Rahmen und der hübsche Schriftzug ergänzen das Cover auf gelungene Weise.

Fazit: „Der Mann in Gelb“ wirkt mit der Reduktion auf einige wenige Charaktere und den Verlauf mit vielen recht langen Dialogen zwar manchmal etwas langsam, gefällt aber dennoch wegen der dichten Stimmung und einigen sehr interessanten Elementen. Besonders die mysteriöse Stimmung gefällt mir gut, wobei diese besonders im packend erzählten Finale zur Geltung kommt. Hörenswert!

VÖ: 26. August 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783900

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