Grimms Märchen – 5. Rotkäppchen / Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein / Tischlein deck dich

Grimms Märchen – 4. Schneewittchen / Von dem Fischer und seiner Frau / Der Wolf und die sieben jungen Geißlein

Grimms Märchen – 3. Dornröschen / Der arme Müllerbursche und das Kätzchen / Die sechs Schwäne

Grimms Märchen – 2. Allerleirauh / Rapunzel / Rumpelstilzchen

Grimms Märchen – 1. Der Froschkönig / Frau Holle / Schneeweißchen und Rosenrot


Grimms Märchen – 5. Rotkäppchen / Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein / Tischlein deck dich



Rotkäppchen, das von allen Menschen wegen seiner roten Kopfbedeckung nur so genannt wird, wird von ihrer Mutter zu ihrer Großmutter geschickt, um ihr Napfkuchen und Wein zu bringen. Doch trotz eindringlicher Warnungen ihrer Mutter begegnet sie auf dem Weg durch den Wald dem bösen Wolf. Und dieser fasst gleich einen Plan, wie er den Magen mal wieder randvoll bekommt…

Auch in der fünften Folge ihrer „Grimms Märchen“ halten Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihr Versprechen und setzen eben nicht nur die großen Klassiker um – auch wenn mit „Rotkäppchen“ und „Tischlein deck dich“ zwei sehr bekannte Stücke umgesetzt wurden. Die Herangehensweise ist wieder sehr klassisch und nahe an den Originalen der Gebrüder Grimm, ohne diese deutlich zu entschärfen. So können sich die zuhörenden Kinder mal wieder richtig vor dem bösen Wolf gruseln und Angst um das gutgläubige Rotkäppchen haben, sich aber auch über die gerechte Strafe des Bösewichts freuen. Die verschiedenen Szenerien bei „Tischlein deck dich“ sind ebenfalls sehr ausdrucksstark umgesetzt, es geht sehr lebendig und kurzweilig zu – und auch hier halten sich der Humor der Vorlage, die Hinterlist und die phantasievolle Stimmung gekonnt die Waage. Das Highlight dieser Folge ist in meinen Augen aber das eher unbekannte „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein“, das von der Bösartigkeit der Mutter und zwei Schwestern lebt, die sehr intensiv umgesetzt wurde. Doch in all der Bitternis für die ungeliebte Schwester gibt es auch hier wieder einen Hoffnungsschimmer am Ende, was mit vielen feinen Facetten umgesetzt wurde. Wieder sind drei sehr klassisch und lebendig umgesetzte Märchen zu hören, und wieder hat mir das sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht – auch als Erwachsener.

Marlene Bosenius hat hier ihre erste Hauptsprecherrolle als Rotkäppchen übernommen und bringt die freudige, aber auch etwas naive Art des jungen Mädchens sehr überzeugend zur Geltung, aber auch die anderen Emotionen und besonders die ängstliche Art beim Höhepunkt der Handlung setzt sie mit viel Energie und glaubhafter Sprechweise um. Bei „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein“ haben Titania Medien wieder richtig aufgefahren und mit Ingeborg Kallweit, Herma Koehn und Monika John drei Sprecherinnen engagiert, die die boshafte und ruppige Art sehr gut zur Geltung bringen, während Reinhilt Schneider als Zweiäuglein mit ihrer ausdrucksstarken Stimme punktet und die Verzweiflung der jungen Frau sehr überzeugend spricht. Auch bei „Tischlein deck dich“ wird wieder eine sehr vielseitige Liste an Sprechern präsentiert, Arianne Borbach sticht als hinterlistige Ziege aber positiv hervor und hat hörbar viel Spaß an der Rolle.

Die musikalische Untermalung ist klassisch, oft orchestral, und sogar Menschen mit eher begrenzten Kenntnissen klassischer Kompositionen werden einige Melodie wiedererkennen. Das ist sehr gut auf die Handlung abgestimmt und greift die jeweilige Stimmung sehr gekonnt auf. Überzeugend ist auch die Untermalung mit Geräuschen geraten, die dezent, aber sehr passend und vielseitig die Dialoge ergänzen.

Das wunderbar nostalgische und klassische Titelbild wurde wieder von Ertugrul Edirne erschaffen, der sehr viele ansehnliche Details in die Waldlandschaft eingebaut hat, doch auch Rotkäppchen und der Wolf sind überzeugend getroffen. Der grüne Rahmen der Serie passt hier wieder hervorragend mit dem Waldmotiv zusammen, während im Inneren das Wiederfinden einzelner Märchen durch eine kleine Trackliste erleichtert wird.

Fazit: Drei Märchenklassiker, davon eines eher unbekannt: Auch die fünfte Episode von „Grimms Märchen“ ist lebendig, intensiv und qualitativ sehr überzeugend umgesetzt – nicht nur wegen der hervorragenden Sprecher, die in ihren Rollen vollkommen aufgehen und mit viel Eifer bei der Sache sind, sondern auch wegen der sehr stimmigen Inszenierung mit viel klassischer Musik. Besonders „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein“ hat mir dabei sehr gefallen.

VÖ: 1. Oktober 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783862123063


Grimms Märchen – 4. Schneewittchen / Von dem Fischer und seiner Frau / Der Wolf und die sieben jungen Geißlein



Die neue Frau des Königs ist von Eitelkeit zerfressen, niemand im ganzen Königreich soll schöner sein als sie. Als ihr magischer Spiegel ihr jedoch offenbart, dass ihre Stieftochter Schneewittchen tausendmal schöner als sie ist, beschließt sie einen finsteren Plan: Sie schickt ihren treuen Jäger mit Schneewittchen tief in den Wald, wo er das Mädchen töten soll…

Märchenumsetzungen in Film, nacherzählten Geschichten und eben auch Hörspielen gibt es zahlreich, und trotz des gleichen Ausgangspunktes unterschieden diese sich deutlich. Gerade modernere Umsetzungen sind oft deutlich verharmlost – nicht so jedoch die Hörspiele in der Reihe „Grimms Märchen“ von Titania Medien. Hier werden die vielen kleinen, fast nebensächlichen Boshaftigkeiten und andere nachdrückliche Details nicht ausgelassen, sodass die Königin sich die (vermeintliche Lunge und Leber) des Schneewittchens tatsächlich zubereiten lässt du genüsslich verspeist. Aber auch andere Elemente sind sehr nahe am Original, sodass im Haus der Zwerge eben Messerchen und keine Messer liegen oder der Fischer und seine Frau zunächst eben in einem Pisspott leben. Ich mag es, dass hier so nahe am Original erzählt wird und die Formulierungen so einen nostalgischen Charme verbreiten, aber dennoch gut verständlich erzählt werden. Auch dass eben nicht immer ein harmonisches Ende angeboten wird, sondern auch ein eher nüchternes oder böses Ende erzählt wird, hat mir sehr gefallen, anders als es bei anderen Umsetzungen der Fall ist. Die vorherrschende Stimmung ist sehr dicht und mystisch, wie man es von dem Label gewohnt ist, was gemeinsam mit den sehr guten Sprechern für sehr gelungene Umsetzungen sorgt. Die Auswahl der Geschichte konzentriert sich hier wieder auf wohl bekannte Märchen, die aber sehr eindringlich, markant und lebendig umgesetzt werden.

Arianne Borbach ist in der Rolle der bösen Königin in „Schneewittchen“ zu hören und kann das aufbrausende Gemüt der Stiefmutter gekonnt darstellen, bringt aber auch die Eitelkeit, den Hochmut und ihre Boshaftigkeit sehr gut zur Geltung. Michael Pans unverkennbare Stimme ist als Fischer im zweiten Märchen sicherlich ungewöhnlich und sehr markant, wobei er eine sehr überzeugende Spielfreude an den Tag legt, sehr agil und dynamisch spricht und den Hörer auch mal zum Lachen bringen kann. Seine Spielpartnerin Sabina Trooger hat mich ebenfalls begeistert, sie knurrt, keift und schreit sich durch die Geschichte, sodass die neidzerfressene Frau eine äußerst eindringliche Wirkung verströmt. Weitere Sprecher sind Reinhilt Schneider, Michael-Che Koch und Ingeborg Kallweit.

Akustisch liegt der Fokus immer auf den hervorragenden Sprechern, ihr Wirken steht immer im Mittelpunkt, wird aber von einer umfangreichen Geräusch- und Musikkulisse sehr gekonnt unterstützt. Die eingebauten Melodien haben eine zauberhafte Wirkung und fügen sich dezent ein, beispielsweise während der Erzähltexte oder der Szenenübergänge, was für eine harmonische Stimmung sorgt. Besonders gelungen sind auch die kirchlichen Choräle, die eine der letzten Szenen in „Vom Fischer und seiner Frau“ gekonnt verzieren. Die Geräusche sind passgenau und glaubhaft eingefügt, auch hier ruhig, aber sehr gelungen.

Die ikonische Szene, in der die Sieben Zwerge das schlafende Schneewittchen in einem ihrer Betten finden, ist auf dem Titelbild gelungen dargestellt, wobei Ertugrul Edirne eine recht dunkle Szenerie geschaffen hat, die durch einige Lichtquellen eine sehenswerte Dynamik erhält und viel nostalgischen Charme verbreitet. Im Inneren wird nicht nur angegeben, wer an der Produktion mitgearbeitet hat, sondern auch, welche Tracks auf der CD von welchem Märchen eingenommen wird, sodass man die einzelnen Geschichten schnell wiederfindet.

Fazit: Die vierte Episode von „Grimms Märchen“ bietet mit Schneewittchen eine klassische Prinzessinnen-Geschichte, die mit all den grausigen Details sehr markant geraten ist. Besonders gefallen hat mir „Vom Fischer und seiner Frau“, welches die Intensität der Geschichte sehr gut zur Geltung bringt. Das dritte Märchen „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ ist herrlich zum Gruseln umgesetzt, sodass drei sehr überzeugende Umsetzungen vorliegen.

VÖ: 27. August 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783862123056


Grimms Märchen – 3. Dornröschen / Der arme Müllerbursche und das Kätzchen / Die sechs Schwäne



Nach langem Warten erwartet ein Königspaar endlich ein Kind, zur Taufe soll ein pompöses Fest mit vielen Gästen gefeiert werden. Doch da im Haushalt nur zwölf goldene Teller vorhanden sind, werden nur zwölf der 13 weisen Frauen eingeladen. Gerade als die Feen ihre guten Wünsche an das Kind aussprechen, kommt auch die letzte Fee mit einem Donnerschlag in den Saal und spricht in ihrer Wut über die Ausgrenzung ebenfalls einen Spruch aus… (Dornröschen)

„Grimms Märchen“ hat sich das Hildener Hörspiellabel Titania Medien als neues Projekt vorgenommen, die Geschichten aus den weltbekannten Kinder- und Hausmärchen sollen dabei möglichst originalgetreu umgesetzt werden. Und ein weiterer wichtiger Punkt ist auch in der dritten Episode erkennbar: Neben den wohlbekannten Geschichten sollen auch diejenigen umgesetzt werden, die nicht unbedingt jeder kennt. Sicherlich gibt es hier „Dornröschen“, welches sehr lebendig und mit den vielen Feinheiten gelungen umgesetzt wurde. Mir gefällt, dass der Fokus dabei nicht nur auf der 13. Fee liegt, die ja allzu gern selbst mit einer tragischen Hintergrundgeschichte versehen wird, auf diese Weise aber viel von ihrer mysteriösen Aura verliert. Hier ist sie einfach böse und wütend, was Kinder auch lernen, auszuhalten. Toll ist aber auch, dass eben auch „Der arme Müllerbursche und das Kätzchen“ erzählt wird, das völlig zu Unrecht fast vollständig verschwunden zu sein scheint, die Motive des dummen Lehrlings, der dank Herzensgüte und Mut den verdienten Lohn bekommt, ist mit einigen magischen Elementen um eine sprechende Katze angereichert, die eine wundervolle Stimmung verbreiten und den Hörer schnell einzufangen wissen. Und auch „Die sechs Schwäne“, das so wunderbar melancholisch und magisch ist, gefällt mir in dieser lebendigen Umsetzung sehr gut und wird mit einem lebendigen Wechsel aus Erzähltexten und Dialogen erzählt, was mir sehr gefallen hat. Die abwechslungsreiche Auswahl der Märchen und die klassische Umsetzung sind hervorragend geraten und haben mich vollkommen überzeugt.

Erzähler bei allen drei Märchen ist Peter Weis, der mit seiner kratzigen, angenehmen Märchenonkel-Stimmung für eine angenehme Grundstimmung sorgt, der aber auch sehr lebendig und atmosphärisch erzählt und so für viel zusätzliche Stimmung sorgt. Kurz, aber sehr prägnant sind die Auftritte der wundervollen Claudia Urbschat-Mingues als 13. Fee, die hart und unnachgiebig, sogar leicht furchteinflößend klingt, ohne zuhörende Kinder zu sehr zu verschrecken. Auch Ursula Wüsthof überzeugt in „Die sechs Schwäne“ als Hexe und gestaltet die Rolle zwar klassisch, verleiht ihr aber dennoch viel Individualität und eine präsente Ausstrahlung. Weitere der vielen und durchgängig sehr lobenswerten Sprecher sind Reinhilt Schneider, Jean Paul Baeck und Lutz Mackensy.

Der Gedanke, die Märchen auf eine klassische Weise umzusetzen, spiegelt sich auch in der Auswahl der Musik wider. Hier kommen orchestrale Klänge zum Einsatz, die während der meisten Szenen zu hören sind und so für eine sehr dichte Atmosphäre sorgt. Geräusche sind dabei ebenso vielfältig und abwechslungsreich im Einsatz, ruhige und romantische Momente kommen dabei ebenso gut zur Geltung wie beispielsweise der markante Auftritt der 13. Fee, die mit lautem Donner unterlegt ist.

Eine Szene aus Dornröschen wurde für das Titelbild von Ertugrul Edirne sehr stilvoll und nostalgisch in Szene gesetzt, der klassische Zeichenstil passt wunderbar zum Ansatz der Umsetzung. Dornröschen ruht dabei schlafend auf einem Sessel, umgeben von Dornenranken, während der Prinz sie gerade entdeckt – sehr schön. Das Innere beschränkt sich auf die Auflistung der Mitwirkenden an dem Hörspiel, eine kleine Trackliste zum einfachen Starten einzelner Geschichten wäre schön gewesen.

Fazit: Atmosphärisch sehr dicht und mit viel klassischer Musik unterlegt, sehr starke Sprecher, die ihre Rollen lebendig und markant wirken lassen, dazu liebenswerte, magische und spannende Märchen, sehr nahe am Ursprung erzählt: Auch die dritte Episode der „Grimms Märchen“ hat mir äußerst gut gefallen und überzeugt mit seiner sehr runden Umsetzung. Schön, dass es die Klassiker nun in diesem neuen Gewand zu hören gibt.

VÖ: 25. Juni 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783862123049


Grimms Märchen – 2. Allerleirauh / Rapunzel / Rumpelstilzchen



Mit ihren letzten Atemzügen ringt die kranke Königin ihrem Gatten das Versprechen ab, sich nach ihrem Tod nur mit einer Frau zu vermählen, die ebenso hübsch und mit goldenen Haaren gesegnet ist wie sie selbst. Doch als nach einer Trauerzeit keine passende Braut gefunden wurde, entschließt sich der König, die einzige Frau zu heiraten, die die geforderten Attribute hat: Seine eigene Tochter. Doch entsetzt von dem unchristlichen Vorschlag hat diese zunächst drei scheinbar unerfüllbare Wünsche, bevor sie der Vermählung zustimmt…

Mit „Grimms Märchen“ hat Titania Medien eine Neuumsetzung der klassischen Geschichten gestartet und fasst dabei jeweils drei der Vorlagen zu einer Folge zusammen. Während zum Start der Serie in der ersten Ausgabe große Klassiker zu hören waren, wird bereits in der zweiten Folge das verlagseigene Versprechen erfüllt, auch einige unbekanntere Märchen der deutschen Erzähler umzusetzen. Als Titelgeschichte wurde „Allerleirauh“ ausgewählt, das es nie zu ganz großer Bekanntheit gebracht hat, obwohl es eine wunderschöne Geschichte um eine Prinzessin in Nöten ist, die sich mit viel eigenem Einsatz und Einfallsreichtum aus allerlei Schwierigkeiten befreit und zum Glück findet. Die Umsetzung ist – wie bei den anderen beiden Geschichten der Folge – sehr lebendig und kurzweilig geraten, wobei die märchenhaften Elemente betont werden, die Entwicklung der Figuren aber dennoch im Vordergrund steht. Eine sehr zauberhafte Geschichte, aber auch die beiden anderen Episoden gefallen mir sehr gut und heben sich angenehm von anderen bekannten Umsetzungen ab – in „Rapunzel“ wird beispielsweise die Beziehung zwischen dem eingesperrten Mädchen und der harschen Zauberin kurz, aber gekonnt betont, ohne dass es für Kinder zu gruselig sein würde. Bei „Rumpelstilzchen“ gefällt mir die Darstellung der titelgebenden Figur sehr gut, mit viel Energie und einer markanten Ausstrahlung, aber auch einer passenden Portion Witz versehen, die eine sehr markante Wirkung einbringt. Drei liebevolle und sehr hörenswerte Märchenumsetzungen, die mir sehr gut gefallen haben.

Marie Bierstedt ist in der Rolle der Allerleirauh bestens besetzt und setzt ihre helle Stimme sehr gekonnt ein, um der Prinzessin eine sanfte, aber auch durchaus selbstbestimmte Ausstrahlung zu verleihen. Ursula Wüsthof spricht die Rolle der bösen Zauberin in „Rapunzel“ sehr markant, mit rauer und harter Stimme und recht vierschrötiger Ausstrahlung, was ihr eine sehr markante und boshafte Ausstrahlung verleiht. Bert Stevens setzt seine unverkennbare Stimme als Rumpelstilzchen ebenfalls äußerst extrovertiert ein und lasst so eine sehr gekonnte Ausstrahlung um die Figur entstehen, die besonders beim bekannten Wutanfall am Ende der Geschichte sehr gut zur Geltung kommt. Weitere Sprecher sind Patrick Bach, Fabienne Hesse und Valentin Stroh.

Wer ein Hörspiel von Titania Medien erwirbt, darf zurecht eine sehr hochwertige Produktion erwarten, was das Label natürlich auch hier anbietet. Dabei sind in sehr stimmiger Abmischung im Hintergrund vielfältige Geräusche zu hören, die lebendige und markante Szenerien schaffen, ohne sich in den Mittelpunkt zu drängen. Das gilt auch für die orchestrale Musikuntermalung in den Erzähltexten oder besonders entscheidenden Dialogpassagen, was für eine sehr dichte Stimmung sorgt.

Das Titelmotiv wurde von Ertugrul Edirne auf klassische Weise umgesetzt und zeigt eine Szene aus „Allerleirauh“, bei dem die Prinzessin in einem sternenbesetzten Kleid an den Königshof tritt. Das hübsche Mädchen steht dabei auch hier völlig im Mittelpunkt, wird aber durch die beiden Wachen und einen hübsch gestalteten Hintergrund mit Schlossmauern und einem imposanten Portal ergänzt – sehr sehenswert, auch mit der hübschen Rahmengestaltung.

Fazit: Natürlich ist es schön, die Märchenklassiker „Rapunzel“ und „Rumpelstilzchen“ in so liebevollen Umsetzungen mit tollen Sprechern zu hören, doch besonders wird diese Folge der „Grimms Märchen“ durch die eher unbekannte Geschichte „Allerleirauh“ mit ihrem zauberhaften Ausdruck. Eine sehr gelungene Serie, die hier noch weitere Aspekte der Märchenklassiker betont.

VÖ: 30. April 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783862123032


Grimms Märchen – 1. Der Froschkönig / Frau Holle / Schneeweißchen und Rosenrot



Die Prinzessin auf einem königlichen Schloss spielt voller Lebensfreunde im Garten, als ihr das liebste Spielzeug, eine goldene Kugel, in einen tiefen Brunnen. Voller Verzweiflung bricht sie weinend zusammen. Doch ein Frosch taucht aus dem Wasser auf und bietet ihr an, die Kugel wieder an die Oberfläche zu holen – doch dafür erwartet er auch eine Gegenleistung, die jedoch nichts mit Perlen, schönen Kleidern oder Edelsteinen zu tun hat…

Es war ein lang gehegter Wunsch von Marc Gruppe und Stephan Bosenius, auch einmal die klassischen Märchen umzusetzen. Während bereits einige Vorlagen von Hans Christian Andersen in der „Titania Special“-Reihe umgesetzt wurden, waren die Märchen der Brüder Grimm bisher von ihnen unberührt – bis jetzt. Wegen der Kürze der Vorlagen – und um die Aufmerksamkeit der eigentlichen jungen Zielgruppe nicht überzustrapazieren - sind immer drei Geschichten pro Episode umgesetzt, zum Start sind es drei der bekanntesten Märchen geworden. Die Umsetzung ist klassisch und mit dem typisch romantischen, immer leicht nostalgischen Ausdruck des Labels versehen, was dennoch sehr lebendig und eben zeitlos wirkt. Und trotz der bekannten Vorlagen, an die sich Titania Medien eng gehalten haben, wurden kleine Feinheiten eingebaut, die diesen Umsetzungen etwas Einzigartiges verleihen. In „Der Froschkönig“ ist dies beispielsweise der durchaus zwiespältige Charakter der Königstochter, aber auch die aufgebrachte Hofdame mit leicht humorvollem Einschlag. In „Frau Holle“ gefällt mir die Darstellung der „Frau Holle“ mit ihrem freundlichen, aber auch resoluten Ausdruck sehr gut, während in „Schneeweißchen und Rosenrot“ die besondere Beziehung der beiden Schwestern und der aufgebrachte Zwerg für gelungene Kontraste sorgen. Das ist einfach richtig schön, sehr liebevoll und mit einer ausdrucksstarken Wirkung umgesetzt worden, sodass diese Umsetzungen nicht bloß eine einfache Kopie der bekannten Werke sind, sondern ihre ganz eigene Ausstrahlung haben.

Reinhilt Schneider ist in dieser Folge gleich in allen drei Märchen zu hören, wobei sie sich besonders als Prinzessin im „Froschkönig“ viel jugendliche Frische bewahrt hat und auch die raueren Aspekte der Figur überzeugend darstellt, während sie in „Frau Holle“ wunderbar derb und abweisend wirkt. Gudo Hoegel spricht in „Schneeweißchen und Rosenrot“ die Rolle des Zwerges sehr ausdrucksstark und verleiht der Figur so eine recht unheimliche Wirkung, was wohldosiert ist und mit der krächzenden Stimme auch eine Spur Humor mit einbringt. Melancholisch wird es bei dem letzten Auftritt der unvergesslichen Dagmar von Kurmin als „Frau Holle“, die ihre warme Stimme wieder meisterhaft einsetzt und so eine ganz besondere Stimmung schafft. Weitere Sprecher sind Regina Lemnitz, Ursula Sieg und Peter Weis als Erzähler.

Typisch für die Hörspiele von Titania Medien sind die stimmungsvollen, klassischen Melodien, die natürlich auch hier im Einsatz sind und für eine romantische Stimmung sorgen. Diese sind jedoch nicht dauerhaft zu hören und machen so auch Platz für eine lebendige und vielseitige Geräuschkulisse, die ganz verschiedene Szenerien schafft – sehr gelungen!

Eine edel wirkende, dunkelgrüne Rahmengestaltung wurde für das Titelbild gewählt, welche mit goldenen Verzierungen und hübschen Ornamenten und Kindergesichtern im Stil eines alten Gemäldes verziert wurde. Das Titelmotiv wurde – wie so oft bei dem Label - von Ertugrul Edirne geschaffen und zeigt im romantischen Stil eine Szene, in der der Froschkönig mit der Prinzessin am Brunnen sitzt, wobei viel Wert auf hübsche Details gelegt wurde.

Fazit: Auch wenn die Vorlagen bekannt sind, bringen diese Umsetzungen noch einmal andere Aspekte hervor. Viele liebevolle Feinheiten und engagierte, liebevolle Sprecher sorgen für eine dichte Stimmung, die sehr zeitlos wirkt. Eine sehr runde und hörenswerte Produktion, der man die Liebe für das Projekt durchgängig anmerkt.

VÖ: 26. Februar 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783862123025

Datenschutzerklärung