Sherlock Holmes Chronicles - 75. Mord im Mädcheninternat



Auch wenn Sherlock Holmes zunächst skeptisch war, ob die grammatikalisch zweifelhaften Drohbriefe an Dr. Watsons "Auntie Janes" Mann Herbert zu einem interessanten Fall führen könnte: Spätestens bei seiner Beerdigung wird er eines besseren belehrt. Denn dort sind auf einmal zwei Leichen im Sarg, auch eine junge Lehrerin sollte mit Herbert beerdigt werden. Doch wie ist die Leiche so kurz vor der Beisetzung in den Sarg gekommen...?

Ein kleines Jubiläum ist mit der 75. Episode der "Sherlock Holmes Chronicles" erschienen, die Vorlage dazu stammt mal wieder von James A. Brett, der sich in diesem Fall aber deutlich kürzer gefasst hat als sonst - in 47 Minuten wird die Geschichte um die ermordete Lehrerin Melody erzählt. Dennoch ist die Geschichte recht komplex geraten, denn der Figuren und insbesondere Verdächtigen gibt es zahlreiche. Der Start in die Handlung bietet dabei erst einmal noch eine andere Facette und ist mit dem feinen Witz Watsons versehen, der in den eigentlichen Ermittlungen etwas in den Hintergrund gerät. Danach lernen Holmes und Watson nacheinander verschiedene Bewohner des titelhebenden Mädcheninternats kennen und untersuchen mögliche Zusammenhänge zu der getöteten Lehrerin. Dabei sind einige starke Charaktere untergebracht, auch wird die Zeit vor dem Todesfall in seinen unterschiedlichen Aspekten näher beleuchtet. Nach und nach kommen so einige erstaunliche Details ans Licht, die die Handlung kurzweilig wirken lassen. Die ganz große Spannung kommt dabei zwar nicht auf, das Rätsel um Täter und Motiv ist aber gelungen aufbereitet und wie immer gekonnt in Szene gesetzt. So ist eine solide Episode entstanden, die zwar nicht in der ganz oberen Liga mitspielt, aber dennoch eine hörenswerte Ergänzung für Holmes-Fans ist.

Anita Hopt ist in der Rolle der Cynthia zu hören und überzeugt mit fester, facettenreicher Stimme um. Die junge Lehrerin bekommt so einen gekonnten und präsenten Ausdruck, der einen stimmigen Charakter formt. Hans-Eckart Eckardt hat mir in der Rolle des Hausmeisters Pennyworth sehr gut gefallen, sein abweisender und harscher Tonfall passen sehr gut zu der Figur und sorgen für einige Akzente in der Handlung. Auch Roland Wolf macht seine Sache als Constable Cox sehr gut, er wirkt mit seiner präsenten Stimme gekonnt platziert und spricht die Rolle trotz ihrer Kürze ausdrucksstark. Weitere Sprecher sind Margot Rothweiler, Sarah Riedel und Erich Räuker.

Wie immer ist die akustische Umsetzung der Episode sehr gediegen geraten. Leise Hintergrundklänge sorgen für verschiedene Stimmungen, ebenso wie leichte Stimmeffekte wie leichter Hall die Szenerie ebenso passend untermalen. Auch die ruhige, melodische Musik, die während der Szenenwechsel oder während der Erzähltexte von Dr. Watson eingespielt wurde, passt sehr gut zu der Stimmung der Episode und sorgt so für einen Schub an zusätzlicher Atmosphäre. Das wirkt alles sehr stimmig und eingängig.

Ein herrschaftliches Haus, umgeben von einem spärlichen Wald und düster beleuchtet - ein recht klassisches Motiv für ein Hörspielcover, das auch hier wieder gekonnt inszeniert wurde. Im Inneren des Booklets wird auch im kleinen Einleitungstext von Markus Winter auf die Entstehung der Titelbilder eingegangen, der ebenso einen kleinen Kommentar zur Jubiläumsepisode 75 beinhaltet. Auch die bekannten Informationen zu den beiden Hauptsprechern sowie der Ausblick auf die kommende Episode fehlen nicht.

Fazit: Für diese Episode wurde ein klassischer Holmes-Fall mit zunächst spärlichen Hinweisen und genauen Recherchen und Befragungen mit einem dramatischen Einzelschicksal kombiniert. Das ist stimmig in Szene gesetzt und mit wie immer sehr guten Sprechern besetzt, kommt aber nicht ganz an andere Vorgänger innerhalb der Serie heran – dazu ist die Spannung einfach nicht prägnant genug. Dennoch eine hörenswerte Episode.

VÖ: 22. Mai 2020
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960662358

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