Sherlock Holmes – Die letzten Fälle



Violet de Merville, die Tochter eines reichen Geschäftsmannes, will um jeden Preis den Baron Gruner heiraten, gegen alle Widerstände in ihrer Familie. Auch Sherlock Holmes wird auf die geplante Vermählung aufmerksam gemacht und versucht ebenfalls, Violet abzuhalten – mit fatalen Folgen für alle Beteiligten. Doch auch unheimliche Vorgänge in einer alten Gruft, eine Gouvernante unter Mordverdacht, ein entwendeter Diamant aus den Kronjuwelen, ein merkwürdiges Testament und ein vermisster Soldat fordern die Aufmerksamkeit des Meisterdetektivs...

Sicherlich ist Sherlock Holmes auf der Spitze seiner Popularität angekommen, zahlreiche Fortsetzungen, filmische Neuinterpretationen, Serien und zahlreiche Hörspielumsetzungen zeugen davon, dass die Figur von Sir Arthur Conan Doyle immer noch faszinieren kann. Die Hörspielboxen des Audio Verlags beweisen hingegen, dass dies auch früher schon so war, „Die letzten Fälle“ vereinen satte sechs Hörspiele, die mit einer Ausnahme in den 60er Jahren entstanden sind. Allesamt laufen zwischen 30 und 40 Minuten, was sich in der knappen, auf den wesentlichen Verlauf reduzierten Erzählweise niederschlägt – was aber keinesfalls negativ wirkt. Im Gegenteil: Dadurch entsteht auch ein für die damalige Zeit ungewohnt hohes Tempo. Die Geschichten werden kompakt präsentiert, allerdings hätte ich mir an einigen Stellen doch gewünscht, dass mehr auf die besondere Beziehung der beiden Hauptfiguren eingegangen wird, wie es viele der modernen Produktionen machen. Sie besitzen zwar auch hier viel Charme, richtig glänzen können sie aber nur an wenigen Stellen. Sei es drum: Die Geschichten sind sehr gut erdacht, mit überraschenden und dennoch schlüssigen Auflösungen versehen und machen in diesen gelungenen Umsetzungen viel Spaß.

Klaus Behrent ist hier in der Hälfte der Hörspiele als Dr. Watson zu hören und wählt eine recht ernsthafte Sprechweise, kann aber auch immer wieder viel Esprit aufblitzen lassen und so der Figur die leicht verschrobene Art verleihen, die auch so in den Geschichten von Doyle beschrieben ist. Rolf Henniger ist in der einzigen Produktion aus den 80 Jahren dieser Box zu hören - „Die drei Garridebs“ vom SWR – und setzt seine voluminöse Stimme sehr gekonnt ein, hätte sich aber ruhig noch mehr Exzentrik trauen können, diese starke Figur kann das nur unterstreichen. Alexander Kerst spricht in „Der kreidebleiche Soldat“ die Rolle des James M. Dott, aber in „Der Mazarin-Stein“ auch den Sherlock Holmes. Er hinterlässt dabei einen positiven Eindruck, indem er eine sehr realistische Art mit viel Ausdrucksvermögen und Sinn für das richtige Timing zeigt. Weitere Sprecher sind Margot Ensiger, Hanns Ernst Jäger und Eva Pflug.

Die Aufnahmen klingen trotz ihres Alters sehr klar und sind noch gut erhalten, lediglich ein leicht blecherner Unterton ist geblieben. Musikalisch wird eine eher nüchterne Umsetzung geboten, dafür gibt es einige klassische, treffend eingefügte Geräusche, die die Dialoge lebendiger erscheinen lassen. Das versprüht viel nostalgischen Charme und hat mir wirklich gut gefallen.

Ein dunkler Fliederton wurde als Grundfarbe für diese Box gewählt, kombiniert wurde dies mit einem dezenten Schwarz. Die Box ist zwar recht dünn geraten, dafür finden sich die einzelnen CDs in separaten Hüllen. Diese haben jeweils ein eigenes Cover, mit mit Foto, mal grafisch unterlegt, zudem sind für jedes Hörspiel die Mitwirkenden aufgelistet. Warum allerdings nicht öfter zwei Episoden auf einer CD untergebracht sind, verwundert etwas, Platz wäre noch genug darauf gewesen.

Fazit: Schön, dass auch hier weitere, sehr gelungene Hörspielumsetzungen der Holmes-Klassiker erschienen sind. Das Tempo ist dabei durchgängig hoch, die Geschichten auf ihren Kern eingedampft, sodass man sich ganz auf die Ermittlungen von Holmes einlassen kann. Die Vorlagen sind stark, Umsetzung und Sprecher sind es ebenfalls, sodass man hier einige Stunden Krimi-Vergnügen geboten bekommt.

VÖ: 31. August 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0724-5

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