Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus



Erster Eindruck: Höchst interessante Umsetzung eines Bilderbuchs

Hamburg ist mitten in der Zeit der Industrialisierung, als eine kleine pfiffige Maus namens Lindbergh bemerkt, dass wegen der vielen Mausefallen in der Stadt alle anderen Mäuse fort sind – aufgebrochen nach Amerika. Natürlich will er nachreisen, doch wegen der zahlreichen Katzen an Bord kann er kein Schiff nehmen. Und so schmiedet er den Plan, die Reise über den Atlantik mit einem Flugzeug zu wagen...

Dass Bücher als Hörspiel adaptiert werden, ist ja schon häufiger vorgekommen – seltener jedoch geschieht dies im Fall eines Bilderbuches. Es ist also ein großes Experiment, das der hessische Rundfunk mit seiner akustischen Umsetzung von „Lindbergh“ gewagt hat. Diese ist ebenso liebevoll und ungewöhnlich gelungen wie die Vorlage, wobei sich die Macher einen interessanten Kniff zur Übertragung ins neue Medium ausgedacht haben: Es sind gleich zwei Erzähler vorhanden, wobei sich einer als „Zeichner“ bezeichnet und die Bilder, die natürlich nicht zu sehen sind, beschreibt. Beide wechseln sich immer wieder ab und spielen sich den Ball zu, sodass trotz Umsetzung als inszenierte Lesung eine sehr dynamische und abwechslungsreiche Stimmung entsteht. Und auch Lindbergh kommt immer wieder zu Wort, seine pfiffige und sympathische Art macht ihn zu einem klasse Helden, der nicht nur Kinder sofort in seinen Bann zieht. Die Geschichte ist simpel erklärt, aber mit vielen liebevollen Details ausgestattet. So ist es immer wieder sehr schön anzuhören, wie sich die kleine Maus nach einem Rückschlag wieder aufrappelt und nie den Glauben an sich verliert. Der enge Bezug zu dem bekannten Flieger lassen diese beeindruckende Persönlichkeit auf für Kinder greifbarer werden, die sich später sicherlich an diese tolle und gelungene Produktion erinnern werden.

Als Lindbergh ist der wunderbare Bastian Pastewka zu hören, der der Maus eine sehr aufgeweckte und niedliche Erscheinung verleiht und auch seine Enttäuschung wie alle anderen Emotionen sehr glaubhaft in Szene setzt. Der Zeichner wird von Bastian Pastewka zu hören, dessen Stimme hier eine recht tiefe Farbe annimmt und damit den ruhenden Pol in der Lesung darstellt. Mit unüberhörbarer Begeisterung erzählt er die vielen Bilder nach, die so dennoch vor dem Auge des Hörers lebendig werden. Der etwas streitlustige Erzähler bekommt seine Stimme von Bastian Pastewka geliehen, der charmant-bissig wirkt und viel Leben mit einbringt. Die kleinen Nebenrollen, die immer nur kurzzeitig zu hören sind, werden unter anderem von Bastian Pastewka, Bastian Pastewka und Bastian Pastewka übernommen.

Die inszenierte Lesung ist sehr üppig ausgestattet, wobei diese immer im Hintergrund stattfinden und die Handlung und Pastewka nie überdecken. So ist beispielsweise beim Einsatz des Zeichners stetig das Kratzen von Malkreide auf Papier zu hören, und das Geräusch von Motoren wird immer wieder aufgegriffen. Schön auch, dass die kleinen erzählerischen Ausflüge – beispielsweise in Form von Zeitungsschlagzeilen – gelungen als solche gekennzeichnet sind.
Der Hörverlag hat der Produktion eine sehr schöne Verpackung spendiert. Das griffige und matte Digipack ist ist erdigen Braun- und Beigetönen gestaltet. Neben dem farbigen Titelbild sind noch weitere Zeichnungen aus dem Buch zu sehen, mal als auflockerndes grafisches Element, aber auch in dem fest eingeklebten Booklet, wo diese besonders gut zur Geltung kommen. Zusätzliche Informationen über Autor, Sprecher und Charles Lindbergh sowie eine ausführliche Trackliste runden die Gestaltung ab.

Fazit: „Lindbergh“ ist ziemlich unkonventionell und macht richtig viel Spaß! Der Bezug zur realen Person, die liebevolle Umsetzung und Bastian Pastewkas hervorragende Sprecherleistung lassen die Geschichte sehr lebendig und aufregend wirken, sodass auch Erwachsene Spaß an der abenteuerlichen Handlung haben werden - sehr hörenswert!

VÖ: 19. Oktober 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1961-7

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